Delete Search...
Dresdner Journal : 05.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188101055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-05
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 05.01.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
n « »»rK s - U I --SN 7: LELr.^. sr.'^M I> V v t^K? s 4 g.»8Kli'.»Krs K.'.Ktzz r> WS. Mittwoch, den 5. Januar 1881 Dres-nerIonmal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. HjLkrUokr 4 A»rk ivNs. Lioretu« Hummer»: tv?s. Leioke» tritt k«t- ooä 8tvmpelru»vt»I»<k Kiuru. Lüoi«I. k!»pe«iitiou de» lk«xiusr Jouruui«, I>r««l«o, Xviojs^nitrmux, No. SO. lureruteuprvleer Nü: a«u n»am eioer zvipulteue» ketitreile ro Ns. Unter „Linb««naat- Tis 2«U« bv kt. Lreeket»«» r NkKliok mit Xueonkm« äer Sonn- n»6 keiert»^» Xbeoä« skr äen sol^enrieo ^»8 le^erutennnnukme »n-^rltri^ - ». ^ru»<0««eUer, Uoiuun>>»:ouLr >Iv, Orveäavr ^ourn»k; N»»d«rU -N«rU» wt« »»,->-Lr«,Iiu ?r«oiiku>1 ». U.; L t'»^/cr / N«rlu> V>»»H»wdusU Nr»^-r«tp»t^ ^rrutknrl ». » Nünek^u^ N«rU»: §. A'or»tic^. /«ra/i'<se,,<sun-i, Kron»«»: F Lt^/otte, Nr»«i»u: F. Uürruu; Vkewutt«: H N»»At; krmUlturt ». N.: F ^arArr^»oke u. <7. sserrma»— »ckt! Uuekkeutilno^; vörltti: Ls. HsMrr,' L»nu»r«ri k? §c,<«> /<,,' kert» >«rltu-?rimklurt ». Ml. M»U^»rt: ssauL« Semdur,: N -s/euiiAen, Fct Ste,n«r k» U«mi» lentmk» Neteke: äaeseuticke» -skrtiek: . . 1» Nurk. Amtlicher Theil. vreSde», 23. December 1880. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu genehmige« geruht, daß der Finanzrath Theodor Opelt und der Commifflonsrath Eduard Dietrich die ihnen von Sr. Hoheit dem regierenden Herzog von Sachsen-Altenburg verliehenen Ocdensauszelchnuugen, Ersterer da» Ritterkreuz I. Klaffe de» Herzoglich Sachfen-Ernestinifchen Haus- orden», Letzterer da» Ritterkreuz II. Klaffe desselben Orden» annehmen und wagen. Dresden, 30. December. Se. Majestät der König hat dem in Ruhestand verfehlen Oberfchaffner Tarl Heinrich Liebold in Lhemnitz da» AldrechtSkreuz allerznädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, die Vornahme einer Ergänzung-Wahl für die I. Kammer der Ständeverfammlung betreffend. Nachdem eine der in 8 63 unter 13 der Berfaffungs- urkunde in Verbindung mit Hl de» Gesetze», einige Abänderungen der Berfassungsurkunde betreffend, vom 3. December 1868 bezeichneten Stellen durch den Tod ihre» zeitherigen Inhaber» zur Erledigung ge kommen ist, so ist von den Betheiligten im Voigt» ländischen Kreise eine Neuwahl zu bewirken. E» wird daher die Vornahme der letzteren unter Bezugnahme auf die an den stellvertretenden Vor sitzenden de» Boigtländifchrn Kreise» ergehende be sondere Verfügung hiermit angeordnet. Dresden, am 24. December 1880. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwitz. Paulig. Bekanntmachung, die Abhaltung der Eandidaten- und Wahl fähigkeits-Prüfungen Ostern 1881 betr. Die Schulamtscandidaten - Prüfungen an fämmt- lichen evangelischen Lehrerseminaren und an dem Leh- rerinnen-Eeminare zu Dresden, sowie die Prüfung von Latzreri»»«», »alch« »icht auf «i»e» S«»i»«r »orgebildet worden find, finden in Gemäßheit des ß 4 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 in den letzten Wochen vor Beendigung des Schul jahres statt. Es werden daher Diejenigen, welche zu diesen Prü fungen zugelasfen zu werden wünschen, soweit dieselben nicht nach 8 3, Abs. 1, der angezogenen Prüfungs ordnung von Einreichung besonderer Anmeldung be freit sind, hierdurch aufgefordert, sich spätesten» bi» zum IS. Januar 1881 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der in 8^ der Prüfungsordnung (S. 307 flg. deS Gesetze und LerordnungS-BlatteS vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse pp. anzumeldrn, eventuell auch die nach 8 3, Abs. 4, der vorgedachten Prüfungs ordnung vorgefchriebenen Angaben zu machen. Die WahlfähigkeitS-Prüfungen am Lchre- rinnen-Seminar zu Tallnberg finden um Ostern 1881 zunächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Tandidatinnen, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätesten» di» zum 2«. Januar 1881 ihre Gesuche um Zulassung bei dem BezirkSschulinspec- tor ihre» Wohnorte» unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vorgefchriebenen Zeugniffe ein- Feuilleton. Nedigirt von Ott» Bau«». Ei» Lri«inalproce-. Erzählt von I. ». Unger. (Fortsetzung z» «r. ,.) Alles das klang einfach und wahrscheinlich und machte ersichtlich auf die Hörer einen tiefen Eindruck. Die Entlastungszeugen bekundeten, das Berhältmß zwischen M. und seiner Frau fei stets ein gute» ge- wefen. Der Leben-Versicherungsagent bestätigte M.'s Aussage, und gegen den Arzt entstand durch die An gabe feiner eigenen Magd der dringende Verdacht, er habe es wirklich verfäumt, M.'s wiederholtem Rufe an das Krankenlager der Frau Folge zu leisten. Bald aber wendete sich das Blatt. Der Angeklagte konnte nicht in Abrede stellen, kurze Zeit vor dem Tode feiner Frau mit den Angestellten des Militär- hofpital» mehrfach sich darüber unterhalten zu haben, ob und inwieweit in den Körpern Verstorbener ihnen beigrbrachtes Gist nachwiefen werden könne. Er hatte von einem andern Krankenwärter sich eine fehr starke Quantität Opium verschafft, und sie »u dessen Entsetzen vollständig verbraucht. Bor Allem aber war ermittelt, daß vier Tage vor dem Tode der Frau in einer städti schen Apotheke ein Mann Arsenik entnommen hotte, angeblich um die Ratten zu vertilgen, und daß die -Schuhmacher Meyer" lautende Unterschrift de» Gift- schein» von keine« der in der Stadt befindlichen Schuh- Bwcher Meyer herrührte, wohl aber eine in die Lugen zureichen, worauf sodann seilen» der Bezirk-schulinspec« toren die Anmeldung bei dem Tommiffar für diese Prüfung unter der Adresse der Cultu» - Ministerial- Lanzlei bi» spätesten» zum 26. de-selben Monat» zu bewirken ist. Dre»den, am 2l. December 1880. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. von Gerber. Götz Nichtamtlicher Theil. Uetersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Weser-Zeitung. Neue freie Presfe.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Wien. Rom. Neapel. St. Petersburg. Bukarest,) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrutl. Dienst,. Betriebsergebniffe der königl. Staatseisevbahnni. ' (Kohlentransport.) Dresdner Rackrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Dippoldiswalde. Pirna.) Vermischtes. Eingesaudtes. Feuilleton. Taaeskalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witteruvgsberichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 4. Jannar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Ablehnung des Schiedsgerichts durch di« Pforte gilt hier nicht für deren letztes Wort. Die Pforte hält au dnu Standpunkt ihrer Rote vom »4. December vor. Is. fest, keine Initiative zu Feindseligkeiten mit Griechenland zu ergreifen. Die Möglichkeit einer Offensive Griechenlands wird wegen der Unfertigkeit seiner Rüstungen für lange Zeit bezweifelt. Die Fortdauer der euro päischen Entente scheint gesichert. London, Montag, S. Januar, Abends. (W T. B.) Ein Cabivetsrath hat heute nicht statt gefunden, mehrere der CabinetSmitglieder aber haben Conferenzen mit Gladstone und Bright gehabt. Aus Irland werden mehrere neue Fälle von Boycotting gemeldet. Kür die Waffenviedrrlagen in Birmingham und Liverpool find im Hinblick auf das Bestehen von geheimen Gesellschaften unter den Irländern besondere SichrrheitsmaH- rrgeln angeordnet worden. Nach der Mittheilung eines Matrosen von dem an der Mündung des Krith-of Korth statio- nirtrn Panzermonitors „Lord Warden", die indeß noch der Bestätigung bedarf, wären im Laufe letzter Woche vor dem Standplatz dieses Schiffes Torpedo» gefunden worden. DaS Schiff wäre darauf mit Torpedonetzen umgeben, auch noch andere Vorsichtsmaßregeln wären getroffen worden. DaS Attentat wird den Kentern zugeschrirben. Konstantinopel, Dienstag, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Einer Meldung der „Ageace Havas" zufolge haben die Botschafter der Mächte, nachdem sie sich gestern Vormittag berathen, bei der Pforte neue identische Schritte gethaa zn Gunsten eine» europäischen Schiedsgerichte» in der griechisch-türkischen Grenzfrage. Athen, DienStag, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie es heißt, machten die Mächte neuer dings bei der griechischen Regierung identische Vorstellungen »u Gunsten eine» Schiedsgerichts. 32000 Reservisten und Nationalgardisten im Alter von 3V biS 40 Jahren sollen einverufen werden. Dresden, 4. Januar. In Südamerika scheint der Krieg zwischen Thile einerseits und Peru und Bolivia andererseits, zum großen Nachtheil de» europäischen Handel», fortwüthen zu wollen. Der Vermittelungsvorschlag der Bereinigten Staaten von Nordamerika ist gescheitert, weil die Machthaber in Peru, trotz aller Niederlagen, trotz de» Verluste» von 6 Provinzen von einer Gebietsabtretung an das siegreiche Chile, welches allerdings maßlose Forderungen stellt, die den Ruin Perus und Bolivia» zur Folge haben müßten, nichts wissen wollten. Die „Weser-Zeitung" enthält eine Correspondenz aus Lima vom 6. November, welche über die Vorgänge an der Westküste Südamerikas Folgende» berichtet: Am 22. October legte der chilenische Bevollmächtigte, Alta mirano, gleich in der ersten Sitzung, um die Verhand lungen zu erleichtern, eine Punctation in die Hände der Vertreter Perus und Bolivia», welche die Be dingungen Thile» zum Abschluß der FriedenSpräli- marien enthielt und dieselben in folgende 7 Punkte zusammenfaßt: 1) Abtretung de» Gebietes Peru und Bolivia an Thile, da» südlich von der „Quebrada de Tamerone»" (Krebsschlucht) und westlich von der ge genwärtigen Peru bolivianischen Grenze bi» zur „Que- brada de ThaScarilla" sich erstreckt; vom letztem Punkte ab wird die Grenzlinie zwischen Chile und Bolivia mitten durch den See von AScotan bi» zur argenti nischen Grenze gezogen. 2) Zahlung einer Summe von 20 Millionen Peso» (80 Millionen Mark), von denen sofort 4 Millionen zu erlegen find; für den Rest hofften Per« u»d Volivia solidarisch 3) Zurück gabe aller Besitzungen, deren man in Peru und Bo livia chilenische Staatsangehörige beraubt hat; 4) Zu rückgabe de» TranSportdampfer» „Rimac"; 5) Ab schaffung de» geheimen peru-bolivianischen Allianzver- trageS vom 6. Februar 1873 und Aufgabe aller Verhandlungen zur Herstellung der geplanten Con- föderation beider Nationen; 6) Jnnebehaltung der von chilenischen Truppen besetzten GebietStheile von Mo- qungua, Tacna und Arica di» zur Erfüllung der vor stehenden 5 Bedingungen; 7) Verpflichtung Perus, den Hasen von Arica niemals wieder zu befestigen, sondern denselben ausschließlich al» Handelshafen zu benutzen. Au» den veröffentlichten Protokollen ist ersichtlich, daß der peruanische Vertreter in der zweiten Sitzung, die, um den Unterhändlern Peru» und Bolivia» die nölhige Zeit zu gönnen, sich über diese chilenischen FriedenSbedingungen schlüssig zu machen, erst am 25. October stattfand, die „Zerstückelung" Peru» als ganz und gar nnannehmbar zurückwie», da Peru unfähig sei, in die Abtretung eines TheileS feiner Gebiete» zu willigen, eines TheileS zumal, der augenblicklich die Haupiguelle feine» Reichthums auSmache. Ein Friede, den die peruanischen Bevollmächtigten auf solcher Grundlage abschlöffen, würde, auch wenn die Regie rung denselben billigen sollte, vom Nationalgefühl de» Volkes zurückgewiesen werden und der Krieg erst recht unvermeidlich sein. Beständen demnach die chilenischen springende Aehnlichkeit der Schriftzüge mit den von M im Mtlitärhofpitale geführten Registern zeigte. Jeder fühlte fosort, daß hier der Schwerpunkt de» Ganzen lag. Mit aller Entschiedenheit stellte der Angeklagte in Abrede, der Käufer de» Arsenik» gewesen zu sein. Die beiden Apothekergehilfen, welche leichtsinnig genug der GefetzeSvorfchrift zuwider gehandelt hatten, nur den im Adreßbuch aufgeführten Bürgern und Hausbesitzern Rattengift zu verabfolgen, waren nicht im Stande, ihn als Denjenigen zu recognoSciren, welcher das Gift ent nommen. Alles kam folglich auf die Identität der Handschrift an. „Angeklagter, find Sie völlig ruhig?" fragte der Präsident mit vernehmlicher Stimme. „Ja wohl, Herr Präsident." „So treten Sie hier vor die Schranken, setzen Sie sich nieder und schreiben Sie: A. Meyer, Schuhmacher, Maurenstraße 18." Todtenstille herrschte im Saale, während der An geklagte der Aufforderung nachkam. Ich hatte meinen Platz in der vordersten Reihe der Gefchwornen, zu nächst der Tafel, an welcher die Richter faßen, mir zuerst wurde da» Niedergefchriebene überreicht; zu gleich da» Journal au» dem Militärhofpital und der Giftschein. „Prüfen Sie ruhig und sorgfältig die drei Beweis stücke, meine Herren Gefchwornen", sprach der Präsi dent, „und machen Gir sich die Wichtigkeit der Ueber- zeugung klar, welche Eie über diesen Punkt fassen." Für einen oberflächlichen Beobachter war e» auf den ersten Blick entschieden, daß da» vor Gericht Ge schriebene auf» Genaueste mit der Handfchrist im Notiz ¬ buch übereinstimmte. Ein Zweifel konnte vielleicht in Betreff des Gistschein» aufkommen. Mein Nachbar, ein wohlhabender Bauerngutsbesitzer, war sofort mit seinem Urtheil fertig Mir aber war es vor 36 Jah ren al» Secundaner passirt, daß ich für die vielleicht etwa» vorlaut ausgestellte Behauptung, alle europäischen Völker schrieben mit nur etwa» veränderten griechischen Buchstaben, vom Subconrector mit dem Titel „alberner Mensch" und „unnützer Knecht" tractirt war, hierauf halte ich in einem Aufsatz den Beweis angetreten, und war vom Conrrctor dafür belobt worden. Ich ver stand also von Schriftzügen etwa» mehr als andere Leute, und neben überraschender Aehnlichkeit entging mir keineswegs die mannichfachen kleinen Verschieden heiten. Daher hielt ich, der Mahnung deS Präsiden trn gemäß, mit meinem Uriheil zurück. Von großem Interesse, juristischem sowohl als psychologischem, war die Scene, welche sich im weitern Verlaus der Verhandlung zwischen dem Angeklagten und der Böhmin abspielte. Mit voller Ueberzeugung ergriff gewiß jeder Hörer die Partei deS Angeklagten, al» dieser e» für eine Unmöglichkeit erklärte, je auch nur einen Augenblick im Ernst daran gedacht zu haben, jene» Mädchen zu heirathen, sobald seine Frau nicht mehr lebe, die Verachtung welche er demselben b'wie», kam offenbar au» vollem Herzen. So schwankte der Sinn der Gefchwornen, und wahrscheinlich auch de» Publicum», zwischen Schuldig und Nichtschuldig lebhaft hin und her. Oft fchien die Wage der Schuld ohne Rettung tief hinabzusinken, dann schnellte sie ein bi» dahin geringfügig scheinen der Umstand, welche der äußerst gewandte Präsident durch geschickte und besonnene Leitung der Verhand- Unterhändler auf diesem Punkte al» oonäitio »ins gu» uon, so sei die Hoffnung auf Frieden verloren und die Anstrengungen zur Beilegung der Feindselig keilen vergebliche. Aehnlich sprachen sich auch die Vertreter BoliviaS au», welche einen Appell an die Bevollmächtigten Chile» richteten, nicht den gemein samen Ursprung und den gemeinsamen Kamps um die Unabhängigkeit der drei Republiken zu vergessen. Auch der dann von dem peruanischen Unterhändler gemachte und von dem bolivianischen, entgegen den Instructio nen, welche der peruanische StaatSsecretär deS Aus wärtigen unterm 30. September vor. I. ertheilt hatte, erweiterte Vorschlag eines Schiedsgerichts wurden von den Chilenen abgelehnt, da die günstige Stunde zur Annahme de» Schiedsgericht» verpaßt sei und Chile jetzt nach dem Kriege und nach den Erfolgen seiner Waffen unmöglich die Entscheidung seiner Geschicke sremden Händen überlassen könne. In der dritten Sitzung, am 27. October, erklärten dann die chileni schen Bevollmächtigten nochmal» ohne Umschweife, daß sie, an ihre Instructionen gebunden, keine Aenderung in der aufgestellten Grundlage vornehmen könnten. Auf diese Erklärung hin weigerten sich die Peruaner, in die Erörterung der übrigen Punkte einzutreteu, da ihnen alle Thüren verschlossen seien; es müsse also der Krieg seinen Fortgang haben. Die Bolivianer schlossen sich dem an und erklärten, die Friedensconferenz sei zu Ende. Mr. Osborne, der al» der älteste der drei nordamerikamfchen Diplomaten den Vorsitz geführt hatte, schloß alsdann die Conferenz, indem er lebhaft die Ergebnißlosigkeit derselben be klagte und der Ansicht Ausdruck gab, daß der Eindruck ein ungünstiger sein werde, den die Nachricht, daß die freundschaftliche Vermittelung der Bereinigten Slaateu fruchtlos gewesen sei, aus seine Regierung und fein Volk machen werde. Da» Scheitern dieser Vermittelung bildet in Lima daS Tagesgespräch und liefert der dasigen Presse neuen, unerschöpflichen Stoff zu Anklagen und Ausfällen gegen Chile, das natürlich ganz allein die Schuld trägt, daß die Friedensunterhanblungen sich zerschlagen haben. Chile, „daS, um den gegenwärtigen Krieg zu rechtfer tigen, sich zur Anrufung der unheilvollen Lehre Macchia- velli'S verdammt sah, da- auf seiner Stirn da» Kains zeichen trägt, da» mitten im 19. Jahrhundert zum Aergemiß von ganz Amerika das absurde und bar barische Recht der Eroberung cnrust", führt den Krieg nach alter Weise, die den Ruin und die Vernichtung des Gegners verlangt; das ist der Jdeenkreis, in welchem sich alle Ergüsse bewegen. Deshalb soll die Regierung, der die hohe Pflicht auferlegt ist, das Vaterland zu retten, auch das hohe Recht haben, Alle-, Geld, Ge schmeide, Lebensmittel wegzunehmen, und Jeder, der etwas von seinen Schätzen verbirgt, umd zum Ver- räther gestempelt, über den „daS rächende Henkerbeil und der Fluch des Himmels fallen" soll. Deshalb soll der Krieg, fortgesetzt weiden, „bis daS räuberische Chile besiegt ist und um Frieden betteln muß". Um dies zu erreichen, wird an der Befestigung ber Haupt stadt mehr denn je gearbeitet und sogar der „San Christobol", ein schwer zugänglicher, steiler, einige Hundert Meter hoher Kegel im Nordosten der Stadt, wird mit Retouren und Schanzen versehen, und um die Arbeiten zu beschleunigen, sind den zu denselben besohlenen Soldaten besondere Geldprämien bis zu 100 JncaS in der Woche bewilligt. Die Peruaner hoffen aus den Beistand der argen tinischen Republik, deren Staatsmänner aufdasWachS- thum ihres SckwesterstaateS jenseits der Anden eifer süchtig sind. Andererseits wird von einem m Lima wohnenden Deutschen daraus ausmerksam gemacht, daß die Vorräthe in Lima infolge der langen Blokade be reits jetzt anfanqen, knapp zu werden, so daß sich schon nach 1 oder 2 Monaten der Mangel an Lebensmitteln lungen ins richtige Licht zu stellen wußte, wieder in die Höhe. Unter gespanntester Aufmerksamkeit der Hörer be gann der Sachverständige, Or. Henze au» Leipzig, mit sicherer und ruhiger Stimme sein Nares und scharf sinnige» Gutachten über die Vergleichung der Hand schriften obzugeben. l)r. Henze schilderte zuvörderst die Situation. Ein Mann kommt in eine Apotheke, wo er sicher ist, daß Niemand ihn kennt, und fordert Arsenik. Er ist scheu und sucht da» Geschäft rasch zu beendigen. Daß da» Gift nicht sofort zur Hand ist, sondern erst au» sicherm Verschluß geholt werden muß, bringt ihn in unge duldige Aufregung. Endlich hält er da» Gewünschte sicher in der Hand und will sotteilen; da verlangt der Gehilfe die Unterschreibung eine» Giftschein». Dieser unvorhergesehene Zwischenfall bringt ihn auS der Fassung; verweigert er die Unterschrift, so ist er nicht nur um da» glücklich erlangte Gft betrogen, sondern auch dem allerschlimmsten Verdacht auLqesetzt. Ihm bleibt keine Wahl — rasch greift er zur Feder. Aber plötzlich wird ihm klar, welche furchtbare Waffe der Schein mit seiner NamenSunterschrist gegen ihn wer den muß; rasch und ohne viel Ueberlegung wählt er den ersten besten andern Ramen; er wählt in der Eile den Stand, welchem er selbst angehört, und die Straße, welche er bi» vor Kurzem bewohnte; ja er kommt nicht ein Mal darauf, seine Hand zu verstellen —, so unfähig zu jeglicher Erwägung macht ihn die Aufregung des begonnenen Verbrechens. Mit einer unglaublichen Schärfe der Beobachtung analyfirt der Sachverständige sodann die einzelne» Buchstaben und Sylben der Unterschrift und den ganzen
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview