Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-14
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070614017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907061401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907061401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-14
- Monat1907-06
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Bez«a-»VreiS Änzeiaen-PreiS für Letvt'a io» Aorortt d«q «tsereTrcht« m>d Spedtt«».» »< !xo» «ebracht: Ä»4- gabe L mu morg»is) aierleliohrlich 1 «wnattuy t. R., mSqad» L «orgeu» aud abeadl) oierteliadrlich 4 80 M_ «snatlick 1^0 M. Durch die Poft oezoge» !l «al tögllch) i»»ardalb De»lichIaadS mrd der deutsche» »oloui«» viertrljöbrlich 3 M„ moaatltch l M. außschl. Poslbrftellgekd, für Oeberrrich-Uogar» viettetjährlich 8 L 48 k. LLoa»e«e«1-U»»ah»e: RuMchvsvlatz 8, bet »ufere» Trümer». Filiale», Spediteur« »ub LuaalMestell«. sowie Boktöotteru und Brieitr-g«». Li» «t»>el» Ramm« koket 10 BfA, AeSattta» »»» Erpebttto«: ZobmwiSgasi« 8. Teleph. Nr. 1S6SL Nr. I46SS. Nr. 146VL. Berliner RebaMans-Bnrea«: Lerli» dNV. 7, Prinz Lorn» Ferdiuaad- Straße 1. Telephou I. Nr. SL7Ü. Morgen-Ausgabe 8. MpIgcrTagtdlÄ Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeianttes der Ltadt Leipzig. str Inserat« an« Leivzia ». Umgebung di» kgrspalteue Pelitzeil« 25 Pf. knaazieü« An- zeige» 30 Ps^ Reklamen 75Ps^ von aalwLrt- 30 Pf^ Reklame» I M; vo» Ausland 80 Pf., finanz Anzeigen78 Pf, Reklame» 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Beilagrgebüdr 5 M. p. Tansead exkl. Post gebühr. GejchSftSanzeigen an broorzngtrr «teile im Preise erhöht. Rabatt nach Tarik Feslerteilte Ansträgr können nicht zurück gezogen werden. Für da» Erscheinen an Leitimmtea Tagen und Plötzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: LugustnSplazz 8- bei sämtlichen Filiale» n. alle» Anaoncen- Expedttioaen de» In- oud AuLlaudes. H«mpt-Filtale verltu: TarlD u u cke r,Herzgt.BayrD«»fbllchhaiidlg.. Lützowltratze 10 (Tel. VI, 4603. Nr. 163. Var Aicdligrte vom rage. * Der ReichStagsabgeordnete für Leipzig- Stadt Justizrat Dr. Iunck wird Freitag den 28. Juni im große» Saale des Zentraltheaters in einer allgemeinen Versammlung über die Tätigkeit des Reichstages und die nächste politische Auf gabe reden. Näheres wird noch bekannt gegeben. * Die Einberufung eines außerordentlichen mecklenburgischen Landtags zur Beratung der Verfassungsänderung ist erst für März 1908 in Aussicht genommen. * Bei sehr ungünstigem Detter haben gestern die Aus- schtzidungSrennea für das Kaiserpreisrennen un Taunus stattgefuuden. Der Kaiser wohnte den Renne» LiSzu Endebei und verlies erst die Hofloge, als das Resultat der -weiten Serie zu übersehen war. Der Start für das Heu tage Hauptrennen beginnt morgen- 6 Uhr. sS. d. bes. Art.) * Chamberlain legt wegen unheilbarer Krankheit fein Parlamentsmandat für West-Birmingham nieder. lS. AuSlI * Die japanisch« Regierung hat di« Presse um Einstellung der Tmerikahetze ersucht. (S. AnSl.j * Auf einem englischen Unterseeboot ist vor PortSmouth eine Explosion vorgekommen. fS. TuSl.) * Eine internationale Nordsee-Konferenz ift gestern in London eröffnet. lS. AuSl.) ver irirchr verrat. (Bon unserem Londoner ^-Korrespondenten.) Seit der Konvention vou Dublin hat die irische Partei einen neuen Führer. Dies ist Mr. Joseph Deolin, M. P. jür Belfast. Er verfügte vor emem Monate nur über die geschloffene Gefolgschaft der jüngeren FraktiouSmitglieder in Westminster. I» Dublin hat auf den Vorkonferenzen er es vurchgesetzt, daß die Birrelsche Home Rule-Bill abgelehnt und von dem alte» Führer Redmond die Aufrechterhaltung der irische» Fraktion im Londoner Parlament in ihrer alten Bedeutung vertreten werden mußte. Alles, was von dem par- lamentarsichen Erpressungssystem der Iren in England lebt, hat sich seitdem ihm «»geschloffen. Die „BorwärtSpolitik* der Ex treme», die am liebsten zu den Feniermethoden zurückkehren und alles Englische mit Feuer und Dynamit, oder auch nur mit den gefürchteten irischen Schwarzdornstöckeu aus der Welt schaffen möchte — diese Politik bat auch die älteren uud besounereu Führer, wie Redmond, Dilloa und T. P. O'Connor mit fort- geriffen. Die „GrasungSbeweguug* im Südweste» Irlands — die gewaltsame Wegnahme vou herrschaftlichem Weideland durch die viehhaltendeu Bauern — läßt erkenne», wie erhitzt jetzt wieder die Kopfe sind, daß die zu Hunderte» ausgebotene» euglischeu Mitglieder der irische» Coastabulary leicht mit ihren Hartgummikaüttelu auf diesen Kopfe» herumzu- trommeln Lust bekomme» kön»e», und so sehe» die älteren Führer dem Aufloder» der Flamme zu, ia der Erwartung, daß sie sich so am schnellste» verzehre» wird. Um ihr« alten Pfründe» nicht in Braud aufgehen zu sehen und die Kontrolle eiuigeimaßen in der Hand zu halte», spielen sie sogar in de« neuesten Akte der irischen Politik die Rolle der Prote- geure gegenüber de» Junge». Wie rapid der Radikalismus in der Natioualisteupartei um sich greilt, wie schwach insbesondere RedmmrdS u»d der anderen proliberalen Fübrer Stellung geworden ist, geht aus den heftige», tast blutrünstigen Angriffen Tim HealyS, des größten FeuerbrandeS in Westminster, auf die gemäßigte« und aoS dem Wiedereintritt William O'Briea» in die Parteileituvg hervor, dessen »Alles oder Nicht«*-Politik Red- m»ud vor drei Jahren i» einer höchst gefährliche» Partei- krise in de» Hintergrund gedrängt hatte, worauf der weiß bärtige Demagog seinen Groll in Stillschweigen und — Whiskey ertränkte. In Dublin batte neben dem Klerus uud den firm Feniern vor allem die United Irish League den Sieg der radikalen Gruppe erkämpft. Diese Liga vertritt die Iren in England, deren Interessen selbstverständlich »ach Westminster gravi tieren. Sie erblicken da» Heil Irlands in einer scharfen Opposition gegen die imperialistischen Kabinettsmitglieder, gegen die „Roseberyiten*. Sie erwarten vou einer solchen Opposition, daß da» Kabinett sich im radikalen Sinne re konstruiere» und daun eine volle Home Rule-Brll in sein Pro gramm aufnehmen muß. Sie halten den Augenblick für eine» Vorstoß günstig, weil die Nonkonformisten über di« Vertagung der Schulreform bi» zur nächsten Session grollen und auch für ihre Absicht«» vo» eiaem radikaleren Kabinett mehr zu erwarten habe», also möglicherweise al» Bundes genossen zu gew nneu sind. Ja gleicher Weise rechnen sie aus die Unterstützung der Labour Party, welche über den Aus schuß der AlterSpeasioneu zürnt. Daß die Unionisten aer» komplottiere», versteht sich von selbst. Die United Irish League, deren Prasideot 1. k. O'Connor ist, hat deshalb ihre» Sekretär C'illy, den Busensreund de« »«»» Führer» Deolin, »ach Marrow geschickt, wo eben ei» Nachwahl »al« de» Dahlschr« „Lr— Iraäo aoä Soma Freitag 14. Juni 1907. 101. Jahrgang. Luis" von den Liberalen auSzufechten ist. Mr. Crilly soll al» selbständiger Kandidat der Iren von Darrow austreten, um eine» Anfang mit der selbständigen Vertretung der in England lebenven zwei Millionen Iren zu machen, die bisher nur ein eigenes M. P. in Westminster haben, im übrigen aber durch Liberale repräsentiert sind. In Darrow dürsten durch diesen Handstreich dem Arbeiterkantrdaten Curran und dem Liberalen Spencer Leigb Hughes drei- bis viertamend Stimmen entzogen werden, unv es ist gar nicht ausgeschlossen, daß schon im ersten Wablgang der unwnistische Kandidat der für Tarisreform und gegen Home Rule aus tritt, de» Sieg erringt. Ueber das lokale Interesse hinaus bedeutet aber dieser Schach,ug die völlige Zerschneidung de» Tischtuches zwilchen Liberalen und Iren, dessen Textur schon durch Dublin und Campbell - BannermanS Weigerung erheblich gelockert war, die irische Uuiversitalsbill noch in dieser Session einzubringe». Ja eine kritische Lage gerät die liberale Partei darum noch nicht. Aber eine selbstandiae Jren-Agitation in Eng land selbst verschlechtert ibre Aussichten sür den im nächsten Jahre zu erwartenden Wahlkampf doch erheblich. Der einzige, übrigens von einer ständig wachsenden Mebrbeit der liberalen Partei herbeigesehnte Ausweg wird früher oder später eine Radikalisierung des Kabinetts sein. Und die Stimmen mehren sich, die empfehle», diese Beriüngung wäh- read der parlamentarischen Herbslferien vorzuaehmen. Vie vskltZwedr an Stelle rtedenäer sseere. Während der Verhandlungen über den Militäre.-at im Reichstage sprach der Abgeordnete Bebel von den Vorteilen der Voltswehr und für Verkürzung der Dienstzeit, Er wies auf die nach Urteil der Sachverständigen gut ausgebiHetcn Schweizer Miliztruppen hin, deren Marschleistungen im Gebirge und deren Schreß^ertigkeit besonders Hervorhebung. Bei Beurteilung der Leistungen der Schweizer Truppen wird von Sachverständigen selbstverständlich der Umgand berücksichtigt, daß sie lediglich zur Verteidigung des hierfür besonders, geeigneten Landes dienen. Die Schweiz oervoll, kommnet jedoch ihr Heer mehr und mehr durch Verlängerung der Uebungszett. Die vom Stände- und Natwnalrcn bereits angenommene neue Militärorganiiation bedeckt ein: »rund lichere Ausbildung durch Verlängerung der Dienstzeit. Dreie Neuorganisation genügt aber den erfahrenen Männern an der Spitze des Militärwesens durchaus noch nicht. Sie fordern Berufsoffiziere, noch längere Dienst- und Ausbil dungszeit, sowie Zusammenfassen der jüngeren, gebrauchs fähigeren Jahrgänge in Divisionen, Abstoßung deS eigent lichen Landsturmes. Kurz gesagt: milder und allmählicher Uebergang vom Milizsyslem zum stehenden Heere, um Trup- Pen geaenübertreten zu können, die in langer Dienstzeit ge übt und ausgebildet sind. Dr. Liebknecht, der Parlelgcnvise des Herrn Bebel, kommt zu dem Schluß, daß es in der Schweiz mit dem Volksheer zu Ende ginge. „Es bestand bis vor kurzem in der Schweiz ein wirkliches Volksheer, eine allgemeine Volksbewaffnung." Also auch in dem Lande der garantierten Neutralität, dem Lande der freiesten Volksverfassung, dem von der Natur §um Volkskriege, zur allgemeinen Landesverteidigung wie geichaffenen Lande, ver- vollkomnet sich das Milizheer mehr und mehr zum stehenden Heere. Das ist eine ganz natürliche Entwickelung, die alle Heere der Grobstaaten im Laufe des letzte» Jahrhunderts ourchgemacht haben. Nur Amerika und England verfügen noch nicht über ein stehendes Heer auf Grund der all gemeinen Dienstpflicht. In England erblicken aber Parla mentarier in der von der Regierung eingebrachten Terri torialarmeevorlage die erste Etappe zur allgemeinen Aus hebung. Noch stehe« demnach die Armeen der Großmächte im Zeichen des erprobten Wehrsustems. Gewiß ist daß die beste Heeresverfassung mit den Mitteln und Anschauungen eines bestimmten Zeitalters zusommenhängt. Sie bedarf der steten Weiterentwickelung. Der Ariegsministcr führte in seiner bedeutsamen Rede im Reichstage den Ausspruch eines hohen schweizerischen Offiziers an, daß die allgemeine Tendenz aus Kürzung der Dienstzeit ginge. Sie würde sich auch durchsetzen, weil allgemein die Notwendigkeit eines starken Heeres erkannt wurde, und mit dieser Erkenntnis dränge bei jedem, der in das Heer «intrete, die Ueber- zeugung durch, daß er sich der Disziplin unterwerfen müsse. Das wäre gewiß ein idealer Zustand, dann ließe sich viel- leicht über Kürzung der Dienstzeit reden. Sie mag auch Hand in Hand gehen, wie Bebel annimmt, mit militärischer Juaendausbildung und Erziehung, vor allem Erziehung im militärisch-patriotischen Geiste, im Geiste der Treue und Unterordnung, der Hingebung und Aufopferung. Von dieser Jugenderziehung sind wir aber entfernter denn je. Darauf wies auch der Kriegsminister bin. Zur nochmaligen Herab- setzung der Dienstzeit der Hauptwaffe, wenn sie überhaupt denkbar und durchführbar Ware, gehörte zum mindesten eine ähnliche Weiterbildung der Schießfertigieit wie in der Schweiz. Dazu fehlen uns aber die Schweizer Berge, die bei jedem Dorf die Anlegung von Schießständen ermöglichen, während in Deutschland trotz enormer Aufwendungen sich kaum solche für die Garnisonen schaffen und erhalten lassen. Die Schicßfertigkeit der schweizerischen Infanterie wird übrigens von einer Autorität, dem eidgenössischen Oberst Mille, als durchaus unaenüaend bezeichnet. Zurzeit läßt sich die Dienstzeit nicht herabsetzen. Der Wert aller Truppen hängt unbedingt von ausreichender Uebungszeit ab. In der Kriegskunst soll man aus der Vergangenheit schöpfen, dabei aber Vorausschauen. Gerade die Krims geschichte beweist aber das Versagen der Volksheere. Der Kriegsminister wies auf die Minderwertigkeit der Sans- culorten aus der französischen Revolutionszeit und darauf hin, daß das Massenaufgebot in Frankreich 1870/71 nur eine Verlängerung und Verteuerung des Krieges zur Folge hatte. Trotz Vaterlandsliebe und Tapferkeit wurden zum Beispiel 150 000 Miliztruppen von 45 000 festgefügter Kerntruppen an der Lisaine geschlagen. Ewig denkwürdig werden die Heldentaten der Tiroler bleiben: auch wir werden alt und jung gegebenenfalls, den Tirolern gleich, für Haus und Hof kämpfen und sterben, aber die Zeit der Dolkswehr ist vor über. Die fortschreitende Technik erfordert auch sür die Truppen verlängerte UebungZzeit. Ter Wert des einzelnen Mannes und damit die Einzelausbildung ist gesteigert, sie kostet Zeit. Gewöhnung des Körpers an Anstrengungen, Schulung der Führer, .Erprobung jedes Fortschrittes auf dem Gebiete des Heerwesens bedingt ständige Truppenkörper u»L ist durch periodische Uedunaen nicht zu erreichen. Gerade i« Burenkriege brach das System der Miliz «ad- gilltia zusammen. Dl« a»f dem Pferde unk mit der Büchse großgewordenen, stahlharten Buren vermochten trotz vor züglicher Waffen, reichlicher Munition, Ausdauer und Tapferkeit bei der Verteidigung günstiger Stellungen ihre Siege nicht auszunutzen, weil sie im Angriff, in der Ver folgung nicht gcübi, nicht von durchgebildcten Offizieren ge führt wc.ren und nach Mißerfolgen versagte ihre Disziplin. Ihnen fehlte militärische Schulung in ständigen Formationen und ein stehendes Heer an Stelle der Volkswehr. Anstreben mögen wir die vorher angedeutete Erziehung der Jugend im militärischen Sinne, die Bebel als Vor bedingung zu einer Verkürzung ber Dienstzeit anerkennt. „Man muß ein Volk erziehen, auf das man sich in schweren Zeiten verlassen kann", sprach der Kricgsminister aus. Haben wir das erreicht, dann mögen Sachverständige ab wägen, ob mnd wieweit die Dienstzeit zu kürzen sein wird. Osn cienlrin iibrr Oie ZchlachlfrlOrr arr MaiMÄiirei. LH Noch einen zweiten Halt machten wir in einem Ternpel- chcn, das im Tale unter Bäumen lag, und ließen uns von dem Priester mit Tee bewirten. Dann ritten wir hinauf zum Tschauhsienlinpaß, der die Wasserscheide zwischen unse rem Flüßchen und einem nach Norden fließenden Neben flüßchen des Schahv bildet. Der Weg wird immer enger und steiniger. Enge und kurze Seitentäler zweigen sich hier und da ab. Die Berge werden schroffer und sind, ein seltener Anblick, mit Busch werk und Bäumen bewachsen. Schließlich ist der Weg nur noch zirka 2 Meter breit und hat vollkommen felsigen Unter grund. Die Fahrzeuge der kämpfenden Truppen mutzten hier ei» schweres Stück Arbeit gehabt haben und verstärkter Vorspann an Menschen und Tieren wird hier wohl zur Ueberwindung der beträchtlichen Stei gung notwendig gewesen sein. Wer vollkommen un gangbar haben wir die Wege nirgends gesunden, für In fanterie ist auch das Gelände außerhalb der Wege gangbar. Wir fanden hierdurch unsere Ansicht korrigiert, di« wir uns aus den Karten und verschiedenen Nachrichten über den Gebirgscharakter dieser Gegend gemacht hatten. Von schier unüberwindlichen Hindernissen war hier keine Rede. Zwei hohe Felswände treten jetzt dicht aneinander heran und engen den Weg ein. — Kaum find wir durch die Spalte hindurch, so ist die Patzhöhe erreicht. Der Weg führt in das neue Tal hinüber. Und jenseits dieses Tales breitet sich ein endloses Meer von wellenförmig«« Bergrücken und Kuppen, ein herrliche» Bild, vor dem entzückten Auge aus. Und alle Berge, soweit der Blick reicht, sind mit grünem Buschwerk und Bäumen bedeckt. Neben uns schmiegt sich ein Buddha-Tempelchen unter verkrüppeltem Eichengestrüpp an den Felsen. Auch der Chinese muß Sinn für^solche land schaftliche Lchönheiren haben, das beweist der Platz dieses Tempelchens, wenn auch in erster Linie wohl Gründe des Aberglaubens die Anlage eines solchen Gebäudes am Ein gänge zur Paßpforte veranlaßt haben mögen. Und über allem liegt der Sonnenschein und der klare, hier so blaue Himmel. Man mag sich gar nicht vorstellen, daß im Angesicht dieses schönen friedlichen Bildes die Men schen mit den modernsten Mordgewehren unter wildem Kriegsruf sich zu Leibe gegangen sind. Aber um die Böschung, die die Rückenlehne des Tempelchens bildet, win den sich wieder die russischen Schützengräben, und Herum liegende Ladestreifen und auch menschliche Gebeine, die wieder zutage getreten sind, geben Zeugnis von dem Kampfe, der hier gewütet hat. Hier hat ein Seitendctachement des 1. sibirischen Armee korps am 13. Oktober die Angriffe der 3. japanischen Bri gade — die denselben Weg genommen batte, den wir soeben gekommen waren — solange zurückqeschlagen., bis das Armeekorps seinen Rückmarsch nach Norden (Bianyupusa) in die Wege geleitet batte. Auch uns führte der Weg nach kurzem Aufenthalt nach dem gleichen Ziele, unserem Quartier Bianyupusa. Beim Abstieg hinunter in das Tal fanden wir noch Spuren, daß der Weg künstlich erweitert worden oder daß an allzu starke Kurven die bessernde Hand gelegt worden war. Gegen 5 Uhr nachmittags kamen wir im Quartier an, wo diesmal bereits die Bagage angelangt war und alles vorbereitet hatte. — Auch diesmal hatte uns ein chinesischer Kaufmann einen Teil seines Hauses zur Verfügung gestellt, und Wir richteten uns so wohnlich als möglich ein. In dem längsten Gemach schlugen wir unsere Tafel aus zulammengerückten Tischen auf. Alle möglichen Sitzgelegenheiten, wie Koffer und Sageböcke, wurden herbeigeschleppt. Hinter uns auf dem Kang faß mit stoischer Ruhe, die Beine untergeschlagen, die alte Mutter, vielleicht auch Schwiegermutter des Besitzers, in ihrer gelben Schönheit. Ihre Äugen verfolgten unablässig jede unserer Bewegungen und Hantierungen. Ab und zu führte sie eine lange dünne Tabakspfeife zum Munde und hüllte sich schweigend in eine Dampfwolke. Die Götzenbilder in den buddhistischen Tem peln, umwoben von dem Qualm der Räucherstäbchen, sahen nicht ein Haar anders aus. Als wir uns zu Tische setzten, und einige Pfropfen den üblichen, ausmunternden Klang ertönen ließen, schien ihr Hals um eine Nuance länger zu werden. Das veranlaßte uns denn, der alten Dame aus Ehrerbietung eine Schale roten Weines zu kredenzen. Mit gelassener Würde nahm sie diese Ovation entgegen, trank und reichte die Schale auch ihrem anderen Hausgenossen, so daß sie leer zurückkam. Zum Lohne sür diese Mitteilsamkeit erhielt Vie ehrwürdig« Matrone einen zweiten Beckier zur persönlichen Erfrischung, dessen Inhalt auch in kurier Zeit, unterbrochen durch lange Züge aus der Pfeife, glucksend in die Tiefe sank. Hiernach schien Lel>en in die Erschein una zu kommen, denn wir hörten öfters ihre etwas schrille Kommandostimme aus den Dampf wolken zu uns dringen. Es war, als ob die Pytia zu Delphi von ihrem Dreifuß aus orakelte. Da wir jedoch ihren erhabenen Willen nicht verstehen konnten, verließ un» die Gottheit — ob zornig oder voll des höheren Geistes blieb uns verborgen — und ward nicht mehr gesehen. Die Nacht verlief schon wesentlich besser, das heißt die Glieder hatten sich an die barte Lagerstatt gewöhnt. Dafür heulten und jammerten aber eine Unzahl von Hunden vor den Papicrfenstern, daß es Steine erweichen konnte Als ich mit einem Licht hinausschleichen wollte, um die Bestien zu verjagen, knarrten die Türen derartig, daß sich von allen Kangs ein mißmutsocS Brummen und Stöbnen der Scbläser vernehmen ließ. Augenscheinlich sollte dies wohl bedeuten: „Neben dem Hundeaeheul auch noch diese Störung." Zur Straf« für dieses Mißtrau«« in meine edle Absicht gab icki meinen Vorsatz au», bülltc mich wieder in meinen Schlafsack und war ergötzt über den ersten langgezagenen Klageton. der sich von draußen vernehme» ließ. Schadenfreude ist doch die beste Freud«, auch in der Mmttschurei. Deutsches Deich. Leipzig, 14. Juni. * Eulenburg und Harden. Der »Bert. Local-Anreiger* meldet: Nachdem Fürst zu Eulenburg gegen sich selbst bei der Staatsanwaltschaft in Preuzlau eine Denunziatiou wegen Vergehens gegen de» Paragraphen 175 des Stras- gesehbuchs ringereicht unv als Zeugen den Schriftsteller Maximilian Harden benannt hat, ist das Ermittelungs verfahren gegen ihn eivgeleitet worden. Das Amts gericht Cbarlottenburg ist ersucht worden, Harde» wegen seiner Lils den Fürste» zu Eulenburg bezügl chen Artikel in der »Zukunft* zeugeneivlich zu vernehmen. Die'- Vernehmung wird in den nächsten Tagen erfolgen. Wie uns von anderer Seite bestätigt wird, soll Herr Harde» zum Teil sein Material von der geschiedenen Frau de« Grafe» Kuno v. Moltke, der jetzigen Frau v. Elbe, erkalte» baden. — Nachdem Harde» die von un» schon wiedergegebenen Erklärungen in der »Zukunft* veröffentlicht hat, dürste seioe Vernehmung nicht viel Neues bieten. nie. Gegen die Tuberkulose. Der soeben erschienene Ge schäftsbericht deS Deutschen Zentral-KomiteeS zur Bekämpfung der Tuberkulose, erstattet vom Generalsekretär D. Nietoer, weist für das abgelaufene Jahr erfreuliche Fortschritte aus. Danach bestehen zurzeit in Deutschland 87 BolkSheil- stätten mit 8422 Bette» und 35 Prwatheilstatten mit 2118 Betten, eine Anzahl, welche die Gesamtheit aller in ganz Europa bestehenden Volksheilstätten übertrifft. Im Bau sind weitere 11 Volksheilstätten mit 800 Bette». Auch die Einrichtungen zur Unterbringung tuberkulöser Kinder haben eine Erweiterung erfahre», es bestehe» an Heilstätte» für Kinder mit ausgesprochener Tuberkulose 17 Anstalten mit 650 Belte», und für skrofulöse Kinder 67 Anstalten mit 6092 Betten. Als besonder» erfreulich ist die schnelle Entwickelung der Auskunft»- und Fürsorgestellen zu bezeichnen. Im Laufe weniger Jahre sind 117 derartige Stellen, von denen 31 von Gemeinden bestritten werden, errichtet, in der Mehrzahl nach dem von Pütter und Kayser- lioz sür Berlin organisierten System. Auch die Fürsorge für Schwerkraoke ist im stetigen Fortschritt begriffen. Es gibt bi» jetzt 10 besondere Pflegeheime, und 2 weitere sind im Bau. Dazu kommen noch 67 WalderholungSstätten und 2 ländliche Kolonien. Der Geschäftsbericht des Zentral komitees ist für Interessenten unentgeltlich beim General sekretär, Eichhorustraße 9, zu erhalten. * Heimarbeit und Genossenschaft. Dr. H. Koch-Berlin macht in der „Sozialen Praxis* beachtenswerte Mitteilung« über Versuche genossenschaftlicher Organisation in der Heimarbeit. Hauptzwek der Genossenschaft ist be kanntlich der gemeinsame Einkauf von Rohmaterialien und Werkzeugen, die Hebung der Technik bei ihren Mit gliedern und der gemeinsame Absatz ihrer Erzeugnisse. Gerade der letzte Punkt ist )ür die Heimarbeit von der größten Bedeutung, weil damit in den Verlegern und Zwischenmeistern diejenigen Faktoren ausgeschaltet werden, die ihre wirtschaftliche Ucbermacht gegenüber den Heimarbeitern leicht mißbrauchen. Wenn trotzdem innerhalb der Heimarbeit die genossenschaftliche Organisation nur geringe Fortschritte gemacht hat, so liegt dies au dem Umstande, daß eine genossenschaftliche Organisaiion bloß unter bestimmten Voraussetzungen die Heimarbeiter besser zu stellen ver mag. Vor allem darf die Fabrik tue handwerks mäßige Erzeugung der Waren, um die eS sich bandelt, noch nicht gauz konkurrenzunfähig gemacht haben. Sonst wirb die Fabrik der Heimarbeiter-Geiivffenschaft jegliche» Absatzgebiet vorwegnehmcn, wofern nicht em fester Kreis von Abnehmern, z. B. von Konjumvereinen, dieser gesichert ist. Eine weitere Voraussetzung dürste die sein, daß der Absatz nicht zu Hobe Aniorderuugen an die kaufmännische Tüchtig keit der GenossenjckaslSleiter stellt. Unter solchen Be dingungen kann bei lüchliaen GenossenschaftSIeitern und einem ausgebildeten Solidaritätsgeiste der Mitglieder die Ge nossenschaft für gewisse Hausindustrien von Segen fei». In Deutschland Hal die genoffeuichastliche Olgamsalion der Heimarbeiter mit mehr ober weniger Erjolg Platz gegriffen bei den Siebmachern des HunSrück, den Holzbearbeilern i.u badischen Bernautale, den Nagelschmieden des Taunus, des Thüringer Waldes und des Hunsrück, den Korbflechtern auf dem Taunus, den thüringischen HauSwebern, in der Pfalzer Schuhindustrie und in einigen städtischen Hausindustrien. Wie die Lage der beteiligten Heimarbeiter sich entwickelt Hal, darüber bringt Dr. Koch eine Reihe charakteristischer, io» ein zelne gebender Angaben bei. k. Die Tätigkeit der neugeschafscnen Majors. Die dienst liche Verwendung der neu geschaffenen Hauptleute oder über zähligen Majors beim Stabe der Jufanterie-Regimeuter (Jäger- und Schützenbataillone) sowie beim Stabe der Fuß- artillerie-Regimenler wird jetzt uns bekannt. Das Kriegs ministerium bringt die vom Kaiser genehmigten Grundzüge zur Kenntnis. Hiernach sind sür die Verwendung der Haupt leute beim Stabe als grundlegende Gesichtspunkte sestzu- haltev: o. ibre Vorbereitung für die Verwendung im Mobil- machungSfall; d. die Entlastung der Bataillonskommandeure uud vor allem der Kompagnie-Cbess von besonderen Dienstobliegenheiten, die nicht unmittelbar mit der Ausbil dung der ihnen unterstellten Verbände Zusammenhängen. — Sie finden Verwendung in den Kommissionen des Regi ments, sowie bei den Stand- und Kriegsgerichten. Sie sind zur theoretischen und praktischen Ausbildung der jüngeren Offenere des Regiments, der Offiziere und Ojfizierajpirauten des Beurlaubtenstandes sowie zur Aufsicht bei ver besonderen theoretischen und praktischen Unterweisung der Einjahrig- Freiwilligen heranzuziehen. Mit der Führung von Kom pagnie» dürfen sie vertretungsweise nicht beauftragt werden. Alle weiteren Bestimmungen über ihre Verwendung zur Er reichung des vorstehend angegebenen Zwecks treffen die Regimentskommandeure. II. Die beschlagnahme Franeonia. Au» Cuxhaven teilt uo» ein Privattelegramm mit: Der von einem deutschen Torpedoboot beschlagnahmte englische Fiichdampler Francoaia wurde gestern wieder freigelassen. Er kehrte nach GrimSbv zurück. Alle Netze, Fanageräie und r.r Fischvorrat bstedeu konfisziert. Ebenso wurde der Kapitän Newson in Uoter- suchuug-hast zurückbehalte». Er sieht seiner gerichtlichen Ld- »rterluog eutgegen.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page