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Dresdner Journal : 22.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
- Tag1861-01-22
- Monat1861-01
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1861
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Lt>»»nr«rilt»»rripr: . d rdlr. 10 »». i» —Iw S«ü^L» 1 „ 10 „ „ ., (»ritt?o1 rmä Üoll»tNcl> Io vrosä»»: Id Nxr. I 8t»mp«I»a- Ltorolo« Kom»«r»» 1 Nxr. 1 »obl»? tüooo. „seralrrwreise: VN, L,n Looio ,ia«r e«,p»N«oeo L«N«: 1 Nxr. volor „Lw,e»»aat" Li« 2«U«: 2 Kxr. «rscheinrn: Ill^Uab, »N S.a»a»bm« L«r Sona- u»L k*«lert»^«, Xd«vLi kür Laa tolxsnLen DrrslinerZNNnal. Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. r-serateium »ahme ?». N»^»oir«r-r»», 6oa>mi»»lonltr L«, vr«»Losr Loornal»; ed«nL»»«Idtt: ». Uü»»o»; H»«»: Uneinirm» S» Voal.»»; >«rU»: 0»<>ric'»'«eb« Uuctik , ttirroor»»'» Lur«»u; Lr«o>«o! L. kcoi.ori'i; kriutt^arr ». X.: L-iranneeke üaokkooLIiinx; Kio: Xvol.r L^orrros kor»»: v. (28, rn« Le» doo» «oloo»); kr»^: l'o. L»»l.ivo « LllekkooLInox. Herausgeber: LSuigt. LrpeälUoo Le» vresLner Loorooli, OresLeo, L1»rieo»trL»»« Ke. 7. Amtlicher Theil. B ü l l e t i n. Dresden, 20. Januar. Nachdem bei Ihrer Maje«" fiüt der vrrwittweten Königin Marie seit dem gestrigen Lage da- Masern-Eranthem vollend» ganz verschwunden ist und Fieber-Erscheinungen wie Brustbeschwerden fort» wLhrrud abnehmen, darf «an einer beginnenden Gene sung baldigst entgegensrhen. vr. Caru». vr. v. Ammon. Bülletin. Dresden, 21. Januar. Da» Befinden Ihrer Ma jestät der vrrwittweten Königin Mari« hat auch im Lauf« de» gestrigen Tage» so erfreuliche Fortschritte ge macht, daß man nun in der nächsten Zett einer gänz» ltchen Wiederherstellung entgegensrhen darf. Da» Au»geben von Bülletin» wird daher mit dem heutigen beschlossen. vr. Earu». vr. v. Ammon. Dresden, 11. Januar. S«. Majestät der König haben dem Königs. Preuß. Generallieutenant und Com- «andanten der Gärde-Cavallerie, von Schlemüller, da» Großkreuz de» Albrechtorden» und dem Echloß- commandanteu zu Berlin, Hauptmann von Erckert, da» Ritterkreuz desselben Orden» zu verleihen geruhet. Bekanntmachung. Bom Justizministerium ist dr^ Recht»kandidat Ernst Wilhelm Ferdinand Gasch in Dresden zum Advokaten ernannt und al- solcher verpflichtet worden. Dresden, de« 10. Januar 1861. Ministerium der Justiz. vr. v. Behr. Rosenberg. Bekanntmachung. Vom Justizministerium ist der vormalige Advokat Ernst Juliu» Stang« in Dresden zur advokatorische« Prari» wieder zugelaffen und al» Advokat verpflichtet worden.^ Dresden, den 15. Januar 1861. Ministerium der Justiz. vr. v. »ehr. . - Rosenberg. Bekanntmachung. Die diesjährigen Aufnahmeprüfungen der bereit» an gemeldeten oder späterhin noch anzumeldendr« Aspiran ten für da» Cadettencorp» und die Artillerieschule, sollen den 8- April früh 8 Uhr ihren Anfang nehmen und find die «och rückständigen Anmeldungen bi» zum 15. März bei den betreffenden Kommando» zu bewirken. Hinsichtlich der bei der Anmeldung beizubringenden Atteste und aller übrigen zu erfüllenden Bedingungen, wird hiermit auf den Auszug au» den Regulativen vom Jahre 1859 für da» Cadettencorp» und die Artillerie schule mit dem Bemerken verwiesen, daß derselbe au» der hiesigen Höcknerschen Buchhandlung bezogen werden kann. Dresden, am 18. Januar 1861. Kriegs-Ministerium. v. Rabenhorst. Nichtamtlicher Theil. »«»erficht. Telegraphisch« Rachrichteu. Zeitungsschau. (Preußische Zeitung. — Time» ) Aagesgeschtchte. Wien: Verordnung bezüglich de» ueuen Anlrhen». Ordensverleihungen. Wahlangr- legeuheit. WaffenauSfuhrverbot erneuert. — Pesth: Deal'» Antrag ans Beibehaltung der österreichischen Gesetze. Ernennung eine» nichtkatholischen Professor». Die Handelskammer sür den Verkauf Venetien». — Agram: Banalconferenz. Dalmatinische Abgeordnete erwartet. — Berlin: Krönung»- und Orden-fest. Vom Landtage. Adreßentwurf de» Herrenhause». — Eisenach: Die bevorstehende Versammlung de» Na tionalverein». — Frankfurt: Bunde»tag»fitzung. — Au» Holstein: Da» Verbot de» Nationalverein».— Pari»: Klagesache bezüglich der Ehe de» Prinzen Jeröme mit Mr». Patterson. Neue Broschüre. — Bern: Ein bedauerlicher Vorfall. — Neapel: De monstration gegen eine Zeitung. Reaktionäre Auf stände. Der neue Statthaltereirath. Verstärkungen au» Genua. — Gasta: Corrspondenz bezüglich de» Waffenstillstand«». Stand der Belagerung. — Turin: Lamarmora'S Mission nach Berlin. Solaroli zurück. — Von der holländischen Grenze: Ueberschwrm- mung in Holland. — London: Der österreichische Ge sandte zurück. Depeschen Lord Ruffell'» in der deutsch dänischen Frage. Berichtigung. — Kopenhagen: Aufforderung zur Gegenwehr. — Konstantinopel: Hinrichtungen in Syrien. — New-Pork: Die An gelegenheit Süd-Carolina». Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau.) Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Montag, 21. Januar. Vom Hofkanzler Lay ist eine kaiserltche Entschließung an die Statt halterei in Ofen gelangt, deren Hauptbestimmun- gen in Folgendem enthalten find: Die Wahlen von Personen, welch« auS politischen Gründen landes flüchtig sind, in die ComitatsauSschüsse, find für nall und nichtig erklärt; Steuerverweigeruna, so wie sonstige eigenmächtige Verfügungen in Steuer- angeleaenheiten werden strengstens geahndet; die bis her bestandenen Gerichte und die in Kraft stehen den Civil- und Strafgesetze können nur durch Ber- füauna des Landtag- abgeändert werden; die fak tische Einführung von Bestimmungen aus der Ber- faffuug vou 1d«4« wird untersagt, derselben ist mit den ernstesten Mittel« entgegen zu treten, M«d i« Weigerungsfälle find die Eomitatsavsschüffe z« snsprvdiren oder aufzulösen und ComitatSversamm- langen zu untersagen. Die vorerwähnten Verfü gungen find mit aller Gewalt zu vollziehen. An den Bestimmungen de- kaiserlichen Diploms vom 2V. Oktober v. I. und den seitherigen Verfügun gen wird in keiner Hinsicht eine Modifikation ein treten. DaS Ungarn Gewährte bleibt ungeschmälert. Paris, Montag, 21. Januar. Das tageSge- schichtliche Bülletin des „Moniteur" weist die Ver antwortlichkeit der Regierung in Bezug auf Bro schüren, die den katholischen Instinkten und der Ehrerbietung gegen den Papst zuwiderliefen, wo von der Kaiser immer ein Beispiel gegeben, zurück. (Vergl. unter Tagesgeschichte.) Neapel, Sonnabend, 19.Januar,AbendS. Der französische Admiral hat heute mit dem Reste der Flotte die Gewässer von Gaöta verlassen. Turin, Montag, 21. Januar. Die „Opinione" berichtet: Nachdem König Franz», sich geweigert, auf den Vorschlag der Uebergabe GastaS einzu gehen, habe die italienische Flotte die Stelle der französischen vor der Festung eingenommen. Der sardinische Admiral Graf Persano habe die Blo- kade verhängt und eine Proklamation veröffentlicht, worin er anaekündigt, daß er den Einwohnern, welche sich entfernen wollten, einige Stunden Zeit lasse. Die fremden Schiffe hätten den Safen ver lassen. Man glaube, daß daS Bombardement «orgen beginnen werde. General Lamarmora reist »orgea nach Berlin ab. Er ist mit einer Mis sion bei de« Könige Wilhelm 1. betraut. Li»*--' , G Dresden, 21. Januar. Die „Preußische Zeitung" enthält «inen sehr scharfen Artikel gegen di« „nationalen" Blätter, welche sich in der jüngsten Zeit sehr angelegen sein ließe«, die Mittclstaaten wegen ihrer über den Verfolg de» deutsch dänischen Conflict» ausgesprochenen Ansichten an- zugrrifen und Preußen aufzufordern, um die Heizogthü« wer jetzt nicht die Hand zu rühren, dagegen in Deutsch land selbst eine Cavour-Politik zu ergreifen. Die „Pr. Zig." zählt diese Prrßäußerungen auf und fährt dann fort: „ES ekelt un» an, diese staatsmännischen Ideen weiter zu verfolgen, die sich kritrlnd hervordrängten, al» daS erste Gerücht davon laut wurde, daß die Dinge jen seits der Elbe ernst werden könnten. Nur der verstän digen Einwände möchten wir noch mit einigen Worten gedenken. Wenn eine hiesige Zeitung, der wir die An erkennung nicht weigern, daß rhr Patriotismus niemals versagte, sobald der Gang der preußischen Politik eine Wendung zum Handeln vermuthen ließ, «S für unmög lich erklärt hat, daß Preußen in den Formen der Erecu- tionSordnung de» Bunde» und al- Vollstrecker der Be fehle desselben in die Action trete, so meinen auch wir, daß e» nicht al» gehorchender, sondern nur al» leitender Staat die Sache der deutschen Herzogthümcr nördlich der Elbe zu führen vermöge; aber nach dem bisherigen Gange der Dinge haben wir auch nicht Ursache, zu glauben, daß ihm von irgend einer Seite eine andere Rolle zugemuthet werde. Im Uebrigen sind die Bedenken, welche der ge dachte Conflict in der preußischen Presse erregt hat, so widersprechender Art, daß sie sich gegenseitig selbst auf heben. Denn während die Einen besorgen, daß da» Vor gehen Deutschland» gegen Dänemark auf die ErecutionS- maßregeln in Holstein sich beschränken und hierdurch die Bestrebungen de» Eiderdänrnthum», — di« größere Los lösung Holstein» von Dänemark und die Inkorporation Schleswig» — nur gefördert werden würden, erklären sich die Andern mit der Ereeution unter der Voraussetz ung einverstanden, daß man darauf verzichte, die Deut- .schm in Schleswig in ihren ReAeu zu schirmen. Wir sind über die Intentionen der Mglerung nicht fvlixit unterrichtet, um zu wissen, welche Gattung der erwähnten Besorgnisse sich durch die Thatsachen al» begründet Her ausstellen wird, aber wir vermögen in dieser zerfahrenen Art der Kritik, die, sobald auch nur die Keime einer be stimmten Richtung der auswärtigen Politik an da» Ta geslicht treten, sofort von den unerwiesenstrn Voraus setzungen auS über diese Anfänge hrrfällt und ihre Wir kungen in der öffentlichen Meinung zu lähmen versucht, — wir vermögen in dieser Haltung eine» Theile» der Presse keine Spur einer dem eignen Urtheil Zügel und Maaß »«legenden patriotischen Besonnenheit zu erkennen. In dem diplomatischen Verkehr, der zwischen dem Lon doner und dem hiesigen Cabinet über die deutsch-dänische Frage stattfand, waren, wie bekannt, die Verbindlichkeiten de» König» von Dänemark in Betreff seiner Unterthanen in Schleswig ein hervorragender Gegenstand der Unter handlung. Wer gleichwohl befürchtet, daß Dänemark zur Erfüllung dieser Verbindlichkeiten nicht angehalten werden möchte, der würde, seinem Standpunkt gemäß, statt an dem ersten, deutscherseits bevorstehenden Schritte zu mä keln, zu fernern Schritten antreiben müssen, und hegt er die Besorgniß, daß die deutsch-dänische Frage, statt im Zusammenhang eine» größer« politischen System», isolirt aufgrgriffen worden wäre, so dürste e», statt diese Iso- lirung vorauSzusehen und demgemäß den Anfang zur That zu verdammen, für ihn gerathener sein, den seiner Meinung nach nothwendigen Zusammenhang mit patrio tischer Beredtsamkeit darzulegen. Jene Stimmen aber, welche in der Angst vor möglichen europäischen Verwicke lungen die Voraussetzungen, unter denen wir allein die Achtung der fremden Nationen uns erhalten können, so weit außer Acht lassen, daß e» ihnen al» ihre oberste publicistische Pflicht erscheint, vor ihrem Publicum und vor dem Au»lande zu behaupten, rin Krieg gegen Däne mark gehe über Preußen» und Deutschlands Kiäftc, sie mögen fortan wenigsten» ihre Lärmrufe nach „thalk, ästi gem, energischem Handeln" vollkommen einstellen. Ganz im Gegensatz zu den einsichtigen Patrioten, welche über zeugt sind, daß nur in der Erfüllung der nalionalrn Ehrenpfl chten und unter den Impulsen gemeinsamer An strengungen und Opfer die Nation dem Ziele ihrer Eini gung sich annähern könne, mögen sie fortan so viel Con sequenz beweisen, in jedem einzelnen Falle bei der Mei nung zu beharren, daß wir Deutsche im Gefühle unsrer Ohnmacht di« Hände ruhen lassen müssen, bi- da» deut sche Reich durch irgend ein Wunder wieder erstanden ist. Wir wissen eS wohl, daß wir eS hier nur mit einem Bruchtheil der P»rsse de» Lande» zu thun haben; mit einem Bruchtheil, welcher durch daS Berdict der Mehrzahl der Organe innerhalb und außerhalb Preußen» bereit» verurtheitt worden ist. Bei den Abgeordneten de» preu ßischen Volke- «her wird — wir sind es gewiß — die Erinnerung an die oft bezeugte nationale Pflicht von zu ernstem und großem Gcwickt sein, al- daß dieser sittliche Gedanke durch da» „faule Geschwätz" einer unproductiven Kritik ertödtet oder durch die ablenkenden Rathschläge einer Deutschland spaltenden, verderblichen und unmög lichen Politik in den Hintergrund gedrängt werden könnte." Di« „Time»" beliebt wieder einmal, ihr Müthcheu an den Deutschen in d«r Elb-Herzogthümern zu kühlen. Sie holt weit au», indem sie bis auf die Hel- denzeit der Skandinavier zurückgeht. Nach diesem Eror- dium verweist sie auf „eine Zuschrift von ber Hand eine» „Dänen", die sich auf einer andern Spalte ihres Blatte» befinde und die eine „sehr klare und leidenschaftslose" Darstellung der deutsch - dänischen Differenz enthalte. Selbst der dänische Einsender aber geht nicht so weit in seiner Willkür wie die „Time»", die in ihrem auf die Zuschrift gegründeten Artikel bald Lauenburg auSläßt, bald rinrrchnet, einmal Holstein und Schleswig mit dem selben Maße mißt, ein andermal aber wieder Schleswig al» altdänische Provinz behandelt. Die „Times" kann sich di« „Ungerechtigkeit" der Deutschen nur au» einer „starken nationalen Antipathie gegen Skandinavien" er klären. Diese Antipathie zeige sich selbst in der Literatur! Jeu« ,^renzeulose Fleiß und ForschunaStrieb, durch welchen Deutschland Über jeden andern Gegenstand de» menschlichen Wissen» so viel Licht verbreitet", sei der Geschichte und den Alterthümern Skandinavien» vorent halten oder nur in sehr dürftigem Maße zugekommen!! Da» „gründliche Deutschland" habe sich begnügt, seinen Enthusia-muS an Gedichte und Sagen zu verschwenden! l l Nach einer Reihe von weitern Ausfällen gegen Deutsch land und die deutsche Politik rückt die „Times" am Schluß erst mit ihrer eigentlichen Tendenz hervor; diese ist keine andere, al»: Einmischung der andern Mächte in den deutsch-dänischen Conflict unter dem Deckmantel de» PrincipS der Nicht-Intervention. In den Augen der „Time-", welche in Neapel und Sicilien die Pie montesen nicht als Fremde betrachtet, sind die Deutschen dagegen Fremdlinge in Holstein und sollen sich um da» Schicksal diese- Landes nicht kümmern. Die „Time»" kann schließlich nicht begreifen, warum der Deutsche Bund für eine Sache eintreten wolle, bei der weder „poli tischer Vortheil", noch „nationaler Ruhm" zu gewinnen sei. Tagesgeschichte. Wien, 20. Januar. Die „W. Ztg." bringt an der Spitze ihre» amtlichen Theil» folgende kaiserliche Ver ordnung vom 18. Januar 1861, wirksam für da» ganze Reich, über die Aufnahme eines Anlehen» von dreißig Millionen Gulden. Die Voraussetzungen del im Monat Juli v. I. vertffent- Aeuilleton. K. Hofttzeater. Sonnabend, 19. Januar: „Der Maurer und der Schlosser", Oper in drei Acten von Ander (neu etnstudirt). — Die Wiederaufnahme dieser feinen, geistreichen und in neuer Einstudirung ge gebenen ConversationSoper ist nur willkommen zu heißen Kann unsre Gegenwart sich auch schwerlich noch mit dem zwar geschickt gefügten, gleichwohl aber ziemlich dürftigen und an Unwahrscheinlichkeiten leidende« dramatischen Theil« derselben befreunde«, so ist doch die jugendlich frische, fei«g,staltrt«, naturwüchsige und dabei spirituelle, lebensvoll sprudelnde Musik ganz geeignet, unser leb hafte» Interesse in Anspruch zu nehmen. De» Umstande» gar nicht zu gedenken, daß den Opernkräften willkommene Gelegenhtit geboten wird, ihre Thätigkeit zwischendurch riner Richtung de» Kunstgesange» zu widmen, welche mit der gewaltsamen, nur zu sachwidrige« Stimmenbrhand- lung unsrer modernen Oprrncomponisten im schneidend sten Widerspruche steht. Auber schrieb diese Oper in der erste« Hälfte der zwanziger Jahre unser» SIculum». Wie alle vorher und »«mittelbar nachher entstandenen Bühneuschöpfungrn de» ruhmreichen gegenwärtigen Repräsentanten der französischen Nationaloper, so läßt auch diese» Werk bet aller Origi nalität de« wichtige« Einfluß Boieldieu'» erkennen, dessen eigentlicher Nachfolger Auber ist. Ihm war e» vor Allen beschirdrn, da» von Boieldieu in seiner Sphäre Geleistete aufzunrhmrn und, dem ihm eignen Wesen ent sprechend, Wetter fortzusühren. Wen« Boieldieu, unter stützt von außerordentlichem Schaffen-Vermögen, mit fein stem, gewähltestem Kunstgrschmack gewissermaßen den chevalere-krn französischen Geist repräseutirt, so zeigt Auber sich, die Bourgeoisie in den Bereich seine» Wir ¬ ken» hineinziehend, überwiegend al» der Komponist de» modernen französischen DolkScharakter». Die» tritt nament lich auch im „Maurer und Schlosser" sehr klar zu Tage. Der Grundcharakter dieser Oprrnmusik drückt auf eine, heute noch ganz ergötzliche Weise den Ton eine» behag lichen Spießbürgerthum» au»,' ohne in da» Flache, Triviale oder Ordinäre zu Verfällen. ES ist durchaus der deu Franzosen kennzeichnende noble Pli darin, der sich ohne alle Künstelei, mit voller Naturwahrheit kund- aiebt. Freilich vermochte Auber auS naheliegenden Gründen daS von ihm geschaffene Genre nicht dauernd in seiner Reinheit festzuhalten. Er schlug bald, und zwar nach dem „Maskenball" (183Z), mehr und mehr in» rein Conventtonelle um, von den bi» dahin ge zeitigten Früchten seine» reich ergiebigen Geniu» zehrend, wie dir» seine später« und spätesten Erzeugnisse deutlich erkennen lassen. Die vollendete, allen vocalen Anforderungen ent sprechende Wiedergabe einer Oper, wie die in Rede stehend«, dürfte heutzutage in Deutschland zu den Selten heiten gehören: den Bühnensängern werben jetzt Auf gaben zugemuthet, welche sie der feinern Gesangskunst in nicht geringem Maße entfremdet haben. Daher muß man sehr zufrieden sein und e» berritwilligst anerkennen, wenn «in Theil der Rollen vorzüglich, der andere dagegen im Allgemeinen befriedigend auögesührt wird. Die» war bei der gegenwärtigen, unter der bewährten Leitung dc» Herrn Kapellmeister» Rietz sichenden Darstellung der Oper der Fall. Frau Jauner-Krall gestaltete die Partie der Henriette in Spiel und Gesang zu riner außerordentlich anmuthenden, genußspendenden Leistung, und Frau Kriete zeichnete mit bewußter Sicherheit und treffendem Gelingen den schwatzhaft neidischen und alt jüngferlich verbissenen Charakter der Madame Bertrand. Beide Damen wiederholten auf den Dacapo-Ruf de» Publicum» da» berühmte Zankduett am Anfänge de» dritten Acte». Dir Rolle der Irma wurde von Fräulein AlvSleben im Ganzen recht lobenSwerth gesungen. Na mentlich gelang ihr ihre Arie ganz wohl. Auf einen weichern, geschmeidtgrrn und ruhiger« Tonansatz in der Canttlene hat sie noch vor allen Dingen zu achten, nicht minder aber auf größere Correctheit der Intonation. Auch da» Spiel läßt noch zu sehr individuelle- Leben vermissen. Herrn Tichatscheck's Roger bewie» auf» Neue, welche Elasticität und leichte Biegsamkeit der Künst ler seinem so lange schon bewunderten GesangStalente auch für solche Aufgaben zu bewahren gewußt hat, die seiner fast ausschließlichen Thätigkeit al« Heldentenor ferner liegen. Eine sehr schätzbare Leistung stellte Herr Rudolph al- Mcrinville hin, während Herr Raeber durch seine Komik wesentlich zur Erheiterung de» Publi cum» mit beitrug. Nur bliebe in gesanglicher Hinsicht die Besetzung der von ihm vertretenen Partie de» Baptiste durch einen Bassisten Wünschenswerth. —ic— * Dresden, 19. Januar. Die beiden bedeutendsten Gesangvereine für gemischten Chor in hiesiger Stadt legten in den letzten Tagen rühmliche» Zeugniß von ihren Bestrebungen durch Vorführung größerer Musik werke ab. Die Drryßig'sche Singakademie brachte am Abend de- 18. in ihrem Locale da» Oratorium „Juda» Makkabäus" von Händel zur Aufführung, welche diesmal dadurch ausgezeichnet war, daß die Paitie de» Makkabäu» durch den k. Hofopernsänger Herrn Schnorr v. CarolSf.ld gesungen wurde. Wohl selten dürst« diese herrliche Partie so ausgezeichnet zum Vortrag kommen, al» diesmal, wo ihr ein solcher Hcldentcnor in diesem „freiheitglühenden" Oratorium den vollendeten Ausdruck gab. Don ergreifender Wirkung war namentlich die Arie: „Auf, in die Schlacht! Erhebt ein FcldgeschreiI" Die Baßpartie war in den sichern Händen de- Herrn Hof- opernlängerS Weiß, und da auch die Sopran und Alt soli durch recht wackere Kräfte der Akademie vertreten waren (eine jugendliche, aber vielversprechende Sopran stimme trat dabei hervor), so wurde von Seiten de- Sologesanges Alle» zum Gelingen der Ausführung bei getragen. In der sichern, kraft- und ausdrucksvollen Aus führung der Chöre bewährte die Akademie ihren alten Ruhm; in dem Siegerchore: „Seht! er kommt mit Preis gekrönt" traten namentlich feine Schattirungen hervor. AuS der durchweg glatten Aufführung diese» schwierigen Oratorium» ging so viel hervor,- daß die Drryßig'sche Singakademie unter ihrcm Dirigenten, Herrn A. Reichel, fortfährt, die klassische Musik mit Eifer und Erfolg zu pflegen. Nicht minder erfreulich Ware« die Leistungen de» Chorgesangverein» (Dresdner Singakademie), welcher in Meinhold'S Saale am 19. „Die Jahre-zeiten" von Haydn, mit Orchestcrbegleitung de» MannSfeldt'schen MusikchoreS, vorführte. Es kam in dieser starren Winters zeit ein behagliches Gefühl über den großen Kreis der Zuhörer, als der starke und wohlgeschulte Chorgesang verein diese» ewig frische Oratorium mit dem reizenden Chore: „Komm, holder Lenz, de» Himmels Gabe komm!" einleitete. Wer kennt nicht alle die schönen Sologesänge und Chöre diese» unvergänglichen Tonwrrke», welches Haydn in seinem 69. Jahre schrieb, und zwar mit einer Juqendfrische, die auS all' den Tönen entgegen» wcht, mit denen er Hannchen'S und LakaS' unschuldige Liebe sang. Di« Solopartien waren in verschiedenen Händen der VereinSmilglieder, unter denen sich ein an genehmer Tenor auSzeichnete, welcher die anstrengende Partie de» Luka» durch alle vier Theile de- Oratorium» vertrat. Da» Oratorium ist etwa- lang; die Vorführung ermüdete aber nicht, da die lebendigen Schilderungen
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