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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921121018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892112101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892112101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-21
- Monat1892-11
- Jahr1892
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AbormemeutSpreir kn der Haupterpedttion oder de» im Stah^ bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« ->t 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleliädriich ^l> 6.—. Direct« tägliche Kreuzbanviendung in- Ausland: monatlich -sl 9- DleMorgen-AuSgabc ericheint täglich'/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Redaktion und Lkpeditiou: JohanneSgassc 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis AbenLS 7 Uhr. Filialen: Ltl« kle«m'S Lortim. tRlfrrd Hahn), Universitälsüraße 1, Louis Lösche. Latharineustr. 14, pari, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Dkgan für Politik, LocalgesWte, Handels- und Geschäftsverkehr. JrtserttouSprei- Die 6gespaÜene Pctttzeile 80 Neclsme» unter demviedactiouSstrtch (4 ge« spalte») 50-^, vor den Famllieaaachrichte» (k gespalten) 40-etz. , Grüßen Schriften laut unserem Preis- verzetchniß. Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Tarif. Petra-Vellage« (gefalzt), nur mit de, Morgen»Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, «t» Postbesörderuag 70.—. Ännahmeschtuß sör Inserate: Abeud-Vusgab«: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» «Uhr. Sonn» und Festtag« früh '/,V Uhr. , Vet de» Filiale» und Annahmestelle» je eia« halbe Stund« früher. Inserat« sind stet« a» dt, «rtz«»ttt»a zu richten. Druck uud Verlag vo» E. Pol» t» Leipzig. 5)!) !. Montak dm 21. November 1892. 86. Jahrgang- Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmaillung. Für die diesjährige Stadtverordnete»-Wahl ist für jeden der bestehende» 6 Wahlbezirke eine besondere Wahlliste ausgestellt worden. Abzüge der letzteren komme» — soweit der Avrralh reicht — derart zur Bertheiiung, dag jeder Stinuttbcrechtigte aus seinen Wunsch ein Exemplar der Liste desjenigen Bezirks erhält, in welchem er wohnt. Diese Abzüge können von Montag, den 21. dieses Monats, ab sowohl im Ltadthnuse, Obstmarkt :t, Crögcschotz. wie auch i» nachstehende» Geschäitslocalcn, deren Inhaber stch der mit der Berlheilung dieser Abzüge verbundenen Mühewaltung mit dankenswerthcr Bereitwilligkeit unterzogen haben, in Empfang ge nommen werden. I. Bezirk. Brühl 53 bei Herrn C F. Schubert',) Nachfolger. Kleine Flcischergasse 2 bei Herrn Carl Restinan». Gerberstr. 11 bei Herrn Fra»; Köhler. Grimmaische Str. 30 bei Herrn Richard Ritzsche, in Firma: Herrn. Wilh. Müller, sonst M. Schum,,i»i. Halnstr. 31 / Brühl 2 bei Herrn Gustav Juckuff's Nachfolger. PeterSstr. 17 bei Herrn Gustav »Uetz. Psassendorser Str. 24 bei Herrn Wilhelm Gründler. Plauensche Str. 2 bei Herrn C. G Stichling. Tauchaer Str. 23 bei Herrn W. V. Grunthal. H. Bezirk. Dresdner Str. 23 bei Herrn Pani Lndcwig. Griinniaijcher Stcinweg 2 bei Herrn Oskar Jcstilitzer. Leipzig-Sieureudnik, Stötteritzer Str. 10, bei Herrn Localrichter Friedrich krcinpler. . Reudnitz, Cvnslantinslr. l, bei Herrn F. Theodor Partheh. . . Gemeindestr. 37, bei Herrn Gustav Schmidt. . « Seitenstr. 22, bei Herrn O. Richard Nicolai. - - Sttstsstr. 1, bei Herrn Apotheker Louis Lang. - - Täubchenweg 65, bei Herrn Georg Schöne. . Thonberg, Reitzenhaincr Str. 55, bei Herrn Robert Taupe. III. vcztrt. Bayerisch« Str. 2 bei Herrn Apotheker R. H. Vlaser. Eliseustr. 23 bei Herrn Moritz As,manu « Nachfolger. PctcrSsteinweg 3 bei Herrn Julius Hossmann. Slernwartenstr. 24 bei Herrn Max Cbuarb Albrecht. Windmühleastr. IS bet Herrn Franz Wtttich'S Nachfolger. IV. Bezirk. Torotheenplatz 2 bei Herrn Franz Wolff. Frankfurter Str 31 bei Herrn Friedrich Heinrich Sennewald. Naundörfchen 1 (Ecke des Ranstädter SteinwegS) bei Herrn T. August Thärtchen. Promenadenstr. 17 bei Herrn Friedrich Sind ^r. Sebastian Bachstr. 1L/I4 bet Herrn Heinrich Schädtng. Weststr. 33 bei Herrn Heinrich Unruh Rachf. V. Bezirk. Leipzig-Anger-Trottendorf, Zwetnaundorfer Str. 25, bei Herrn August Schlag. » Neuschüneseld, Elarastr. 26, bei Herrn Franz Hoffmann. » - Eisenbahnstr. 82, bet Herr» Gdliard Dörr. - Neusellerhausen, Wurzener Str. 49, bei Herrn August Schlag. - Neustadt, Markt 6, bet Herrn Varl Kcttzflog. - Sellerhausen, Torfstr. 42, bei Herrn Gottheit Fischer. - - Wurzener Str. 94, bet Herrn v. Spaarmann. » BolkmorSdorf, EioalLstr. 2l, bet Herrn A. Krüger. - » Kirchstr. 40, bei Herrn Albert Trotte. VI. Bezirk. Leipzig-Eutritzsch, Delitzschcr Str. 65, bei Herrn Bruno Winkler. - - Liudcnstr. 34, bei Herrn Rudolf Weih. » Gohlis, Berggäßchen 1, bei Herrn M Anmann. » » Leipziger Str. 6, bei Herrn Gustav Lange. « » Ltadeuthaler Str. 34, bei Herrn Oökar Wittmann. VH. Bezirk. Lcipzig-Kleinzschocher, Haupistr. 82c, bei Herrn Gustav Hermann Hcilrniann. >< Kleinzschocher, Lntherstr. 1, bei Herrn Apotheker Wild. . Lindenau, Anrelienstr. 24, bei Herrn Heinrich August Gustav Walther. « Lindenau, Gundorser Str. 8, bei Herrn Ernst Stier. « - Leipziger Str. 22, bei Herrn Albert Nauck. - - Markt 2, bei Herrn Gustav Wiesehügtl. » Plagwitz, Aibertslr. 45, bei Herrn Lskar Hageiganz. - . Erdinannstr. 8, bei Herrn Julius Scholz. - - Zschocherjche Str. 14, bei Herrn Friedrich Carl KönigSdörser. . Schleust!« Nr. 18 bei Herrn Ehregott Hermann Feist Nachf. >111. Bezirk. Arndtstr. 35 bei Herrn Eduard k. Kittel. Südplap 2 bei Herrn Bruno Eugriberg. Leipzig-Connewitz, Hermannslr. 2, bei Herrn Gustav Adolf Frtndt. - - Lange Str. 52, bei Herrn Gustav Adolf Günzel. . - Miiielslr. 21, bet Herrn Carl Albert kemmnitz. - Lüstnig. Kirchplatz 4, bei Herrn C. Bemme. Leipzig, Len 19. November 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ik. 112 Pr. Gcorgt. Claust. Wahl von Lirchenvorllehern für die Wcolaigcmeinde. In Gemäßheit 8. 17 der Kirchenvorstandsordnung vom 30. März 1868 scheiden aus den, itircbenvorstand zu St. Nicolai mit dem Ende dieses Jahre! die Herren Schneidermeister Hoiißmann, Echulrath 1_>r. Hempel, Geheimrath Prof. Pr. Kunhe, Buchhändler Hermann Rost »en., Gcheiinrath Pros. l>r. Wach und Fabrikant Karl Rudolf Wunderlich. Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Die Wahl ist auf Montag, den 28. November d. I.» au- gesetzt und wird in der Sarristri der Nicolatkirchc von Bor- mittags 10 Uhr bis Nachmittag» 4 Uhr (ohne Unterbrechung) stattfinden. Für die Wahl ist zu beachten: 1) Stimmberechtigt sind nur die auf Grund der Anmeldungen in die Wählerliste ausgenommenen Gemelndegiieder. 2) Die Wahl hat durch persönlich zu bewirkende Abgabe eines Stimmzettels zu erfolgen; jeder Wähler kann sei» Wahl recht nur in eigner Person ausilben. 3) Jeder Wähler hat li Gemeindeglteder, welche dem Pfarr- spreng-l zu St. Nicolai angehören, und mindesten» 30 Jahre alt sind, nach Tauf- und Familiennamen, Stand und Bern genau zu bezeichnen. Wir fordern hiermit die Gemeindeglieder auf, Montag, den 28. November d. I, ihr kirchliche« Wahlrecht auszuvben und dabei ihr Augenmerk aus „Männer von gutem Rust, bewährtem christ- Itchen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung" (KirchenvvtstandS- ordnnng 8. 8) zu richten. Leipzig, am 20. November 1892. Der »irchenvorstand zu St. Rieolal. I). Iliklaeder. Lekontttinadittttg. die KirchenvorftandStvahl in der Aiiörcasgemeinde betressend. Nach unserer Bekanntmachung vom 3. November d. I. hat nun mehr eine Ergänzungswahl des AndreaskirchenvorslandrS stattzufinden, und zwar scheiden nach 8. 17 der Kirchcnvorslands- und Synodal- ordnung folgende durch das Loos bestimmte sechs Herren: Landgerichtsdircctor Gcnsrl, Landgerichtsdireetor Hallbaner, Zimmer,„eisier Fr;. Mcher. Braiidversicherungs-Ober-Jn- spector Thüiumler, Bankier A. Bieivcger und Amtsgerichts- Actuar Wols aus unserem Kirchenvorstande aus. Dieselben sind jedoch sämmtlich wieder wählbar. Die Wahl selbst soll nun Dienstag, de» 22. November, von Vormittags ltt Uhr an ununterbrochen bis Nachmittags i» Uhr in der sechste» Bürgerschule (Zimmer der Bolksbibliothek, im Erdgeschoß- stattfinden. Die Stimmzettel, aus denen sechs Gemeindeglieder der Andrea?- gemeinde, welche das 30. Lebensjahr überschritten haben, nach Tauf- uud Familiennamen, Stand und Beruf zu verzeichnen sind, müssen persönlich abgegeben werden. Wahlberechtigt sind Alle, welche aus Grund ihrer mündlichen oder schriftlichen Anmeldung i» die Wahlliste eingetragen sind. Wir bitten alle dazu Berechtigten herzlich und dringend, von ihrem Wahlrecht an dein oben bezeichneien Tage Gebrauch zu machen und dabei nach 8- 8 der Kirchcnvorslandsordnung ihr Augenmerk „auf Männer von gutem Ruse, bewährtem christlichen Sinn, tirch- lichrr Einsicht und Erfahrung" zu lenken. Leipzig, den 15. November 1892. Der Wahlausschuss für die KtrchenvorstaiidSwahl >» der Aiivreasgcmriiide. Pr. plril. Schumann, 1'. Ltllillliltiilachllill;, die Ausnahme schulpflichtiger Kinder in die Wendler'sche Frrischnlc betreffend. Diejenigen Eltern und Vormünder, welche für Ostern 1893 nm Ausnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wendler'sche Frcischule nachzusuchen gesonnen sind, haben sich entweder Dienstag. )en 22. d. M., oder Toiiiierstag, den 24. d. M., Nachmittag 2 Uhr in der Rathsfreijchule, Zöllnersiraste 3, persönlich mit den Kindern rinzufinden und zugleich Tauf- und Impfscheine der Kinder vorzulegen. Leipzig, 19. November 1892. Das Direktorium der Wendler'sche» Stiftung. In einer hier anhängigen Borunteriuchung ist der Schuhmacher Franz Kümmelbcrg aus Glessien bei Delitzsch als Zeug« zu Vernehmen. Da dessen jetziger Aufenthaltsort unbekannt ist, so ergeht an alle Criininal- und Polizeibehörden das Ersuchen, deuielben zu ermitteln und anher anzuzeigen. Leipzig, am 16. November 1392. Der Untersuchungsrichter bei dem Königs. Landgericht. Burkhardt. Das Unterzeichnete RegimentScommando hat eine Quantität von circa 80—100 Lentner alte» Eiscnthcilen, bestehend in schmiede- eisernen Platten, gußeisernen Blöcke» u. s. w., freihändig zu ver kaufen. Schriftliche Offerten mit Preisangabe sind bis 26. dss. Mts. im RegimentsgeschäftSffmmer abzugebcn. Das Commando des IN Jnfant.-RegtmentS Nr. 134. von Loeben, Oberst und Regiinents-Commandeur. Der Parlaments-Skandal in Ivien. * Der Skandal, welcher sich am Freitag, wie bereits kurz gemeldet, im österreichischen Abgeordnetenhaus er eignete, übersteigt alles in dieser Beziehung in der gedachten parlamentarischen Körperschaft Dagewesene und übt m Wien andauernde tiefe Wirkung aus. Es konnte auch nicht anders kommen, als daß endlich einmal die namentlich von den jungczcchischcn Nadauhelven geschürten nationale» Gegensätze heftig aufeinander platzen mußten, daß die deutsche Lang- muth nicht länger auf die freche» Herausforderungen der Ezechcn schweigen konnte. Wenn dabei von deutscher Seite auch etwas über das Ziel hinauSgeschossen und die Ber- tbcidigunz nicht streng im Nabuie» des parlamentarisch Zulässigen gefübrt wurde, so ist da« erklärlich, denn bei solche» Kämpfen pflegt dann auch daS Herz ein kräftiges Wort mit rn reden und der kalte Bcrstand nicht mcbr ausschließlich zu Nathe gezogen zu werde». Wir geben nachstehend, nach dem stciiographisckcn Bericht der „Neuen Freien Presse", ein er schöpfendes Bild der in Rebe stellenden Scenen. Der deutsche Abgeordnete Pr. Menger führte auf die unerhörten An griffe und Herausforderungen des jungczechischen Abgeord neten Prof' Masaryk Folgendes auS: Wer hat denn unter hestic>er Bekämpfung von anderer Seite die Schul-Aulonoinie geschaffen? Unsere Partei, Negierungen und Majo ritäten, die uns nahe stauben! Wer hat die Beztrksvertretungen cschaffcn? Wer hat in den Landern, die keine Bezirlsvertrelungen oben, die Slrasten-Autononite und viele andere Zweige der Auto nomie, wer hat endlich die Laildcs-Autonomie ins Leben gerufen? Und damit diesem Bilde der Hintergrund nicht fehle — was haben denn Sie geschaffen, die Sie durch zwölf Jahre an der Arbeit waren. Nicht« alS Gesetze, durch welche die will- kürliche Macht der Regierung ins ganz Unermeßliche gesteigert wurde. Für die Autonomie haben Sie wohl einzelne Worte und Sätze verloren, aber nicht Ein Institut geschaffen, und das während mehr als zehn Jahren, wo Sie im unbestrittenen Besitze der Maja- rität waren. Möge doch Herr Proseisor Masaryk, wenn er schon philosophische Schriftsteller mangelhaft citiren will, cs dabei bewenden lassen und nicht auf das Gebiet der Verwaltungs-Gesetzgebung und der Autonomie überschweifen, wenn er von der Sache so gar nichts weiß. (Widerspruch seitens der Jungczcchen.) Ich erkenne ja die Gewandtheit in der Forin an. Satz für Satz war vorbereitet. Er hat eine recht glatte Rede gehalten und Jemandem, der mit der prak tischen Gesetzgebung sich nicht beschäftigt, mag Alle« richtig erscheinen, wa« er gesagt hat. Dabei hat aber der Herr Vorredner über das Staatsrecht mit einer ganz abgrundtiefen wissen- schastlichen Gewissenlosigkeit gesprochen oder mit einer ebenso großen Leichtfertigkeit und Unwissenheit. (Lebhafte Unruhe und Widrrsvruch bei de» Jungczcchen.- Ich muß doch ein Vorgehen charakterisiren, für das c- fast keinen Namen giebt. Seien Sie unzufrieden, wir habe» auch keinen Grund, inil Ihnen zufrieden zu sein. (Heiterkeit links.) Ein angeblich osficieller Gelehrter, ein Prosesjor an einer czechijchen Universität behauptet, daS böhmische Staats- recht werde von Niemandem bestritten, höchstens verunglimpft, flennt Herr Professor Masaryk nicht die Stimmen, die gegen dieses böhmische Staat-recht von competentcr und minder comvelentcr Seite sich erhoben? Weiß er nicht, daß nach dem Inhalte der verneuertea LandeSordnung, aus die man zurückgedt, ganz unzweifelhaft der Mvn- orch da« Recht einer Aenderung der Gesetze batte? Er stricht, als ob die Geltung be« böhmische» Staatsrcchle» ganz unangefochten und so ganz selbstverständlich wäre. ES giebt ja einzelne Schriftsteller — vor wiegend ezechische — die seiner Meinung sind. Aber unerhört ist es, die gegnerischen Stimmen einfach wegznleugnen und alle Leut«, die darüber in anderein Sinne geschrieben und gesprochen haben, dar- unter auch meine Wenigkeit, geradezu alS Zeugen für daS büdmische Staatsrecht aufzurufeii. Dazu gehört entweder große Unwissenheit oder eine Gewissenlosigkeit, die ihresgleichen sucht. Was bezweckt dieses angebliche Staatsrecht? Die Bildung eines ezcchischcn Staates, der keine MeereSufer hätte, keine Flußmündung hat, welcher inmitten Europas wäre und eine elbstständige wirthschastliche Politik zu führen gar nicht in der Lage wäre. Dieser Staat soll so eingerichtet werde», daß die Deutschen selbstverständlich in der Minorität sind. (Ruse seitens der Jnngczechen: Sie sind in der Majorität auch jetzt nicht!) Aber i» Oesterreich sind wir nicht in der Minderheit gegen di« Czechen. Wir kennen keinen böhmischen Staat, wir halten es für Hochverrat-, vom böhmischen Staate zu sprechen. (Stürmischer Widerspruch der Junqczecheii.) Sie sprechen von unpassenden Aeußeru»gen Ratkvwsky's, die ich bedauere, aber ein o gefährlicher Hochverrüther ist er nicht wie Sie und Herr Professor Masaryk. (Stürmischer Widerspruch rechlS, lang- anhaltender Lärm: Rufe links: Wir müssen uns auch Alles gefallen taffe»! Laute Ruse rechts: Widerrufen! Wir lassen unS das nicht gefallen I Erneuerte Ruse links: Nur weiter sprechen!) Abg. Morre: Jetzt wollen wir einmal Deutsch reden! Weiter prechciil (Stürmische Ruse rechts: Widerrufenl Link«: Seicht wider rufe»! Das Präsidium soll Ruhe machen!) Abg. Morre: Wir brauche» keine Revolver! Nicht wider rufe»! Bravo Menger: Das ist ei» Man»! Solche brauchen wir mehrere, dann werden die drüben nicht mehr viel reden! (Lang- anhaltender Beifall links; Widerspruch rechtS. Lauter, anhaltender Lärm. Ruse: Ruhe! Ruhe!) Abg. Morre: Fürchte» Sie sich nicht, deutsch zu sein. Wenn eS die paar Ezcchen nicht anders haben wollen, so follen sie es so haben! Abg. Pr. Menger: Ich erkläre Ihnen . . . (stürmijche Rufe rechts: Widerrufen! Sonst lasten wir Sie nicht weiter reden! Rufe links: Nur weiter! DaS ist der rechte Ton für diese Herren!) Abg. Pr. Menger (mit erhobener Stimme): Daß Sie ein Culturvolk sind, beweisen Sie durch Ihr jetziges Vorgehen nicht! (Stürmischer Beifall, großer Lärin im ganzen Hause. Rufe: Ruhe! Ruhe! Der Präsident will reden!) Abg. Ghon: So behandeln Sie die Deutschen in Böhmen. (Stürmische Zurufe links: Ja wohl! Die Wahrheit haben eben di« Herren nicht gern! DaS waren endlich dt« rechter» Worte zur rechten?>eit!) Prä,ident (zu wiederholteuinalen da« Glockenzeichen gebend): Ich bade mir das Stenogramm geben lassen und ersehe daraus, daß der Herr Abgeordnete gesagt hat: „Wir kennen kein böhmisches Staalsrechk. Bon einem böhmischen Staatsrechte zu sprechen ist Hoch- verraih. Sie sind Hochverrüther. (Stürmische Zurufe links: Ja wohl, so ist es; daS waren die rechten Worte!) Ich muß Sie de-halb zur Ordnung rufen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen rewts, stürmischer Widerspruch links, langanhallender Lärm und Zwischen- ruje auf der äußersten Linke»: DaS ist unerhört, da- lasse« wir uns nicht gefallen, daS ist kein Ordnungsruf!) Abg. Pr. Menger: Ich erkläre, daß eS keinen Deutschen in ganz Schlesien gebe, der die Begründung eines ezechische» Staates nicht für Hochvcrrath erklären würde. (Lauter Beifall und Hände klatschen links, stürmischer Widerspruch und Protcstruse seitens der Juiigcrechen.) Lasten Sie abstrmmcn! (Andauernder, heftiger Widerspruch aus Seite der Iungczechen. Neuer lebhafter Beifall und Händeklatschen links.) Abg. Pr. Steinwender: Fangen Cie noch einmal an. (Rufe links: Weiter reden! Andauernde stürmische Ruse rechts: Nicht weiter reden! Das lassen wir uns nicht gefallen! Wir wollen nicht zuhören! Schluß! Er muß widerrufen! Tuniulttiarischer Lärm, Ruse links: Gehe» Sie nach Rußland! Fortgesetzter großer Lärm und Bewegung im ganzen Hause. Neuerliche Ruf« seitens der Juugczechen: Widerrufen!) Abg. Pr. v. Kraus: So behandelt Ihr die Deutschen in Böhmen! Abg. Ghon: Gehen Sie hinaus! Nur weiter reden, er muß weiter reden! «Lebhafter Widerspruch rechts und Ruse: Wir sind keine Hochvcrräiher! Wiederholte Rufe rechts: Er muß widerrufen, wir lasten ihn nicht reden! Stürmische Ruse liukS: Gehen Sie hinaus! Er muß weiter reden!) Abg. Morre: Nichts wird widerrufen! (Andauernde Rufe seitens der Juiigczechen: Wir lassen ihn nicht reden! DaS lassen ivir uns nicht gefallen > Er darf nicht weiter reden!) Abg. Pr. Menger: So, meine Herren (stürmische Unterbrechung rechts). Ich habe das Wort, ich werde weiter reden. (Neuerlich stürmische Ruse rechts: Eie dürfen nicht reden!) Die Abgeordneten Ghon und Prade (zu den Jungczcchen): Wir werden Sie auch nicht mehr rede» lassen. (Andauernder Lärm rechts) Abg. Pr. Fuß (zu den Jungczcchen): Sie discreditircn Le» ganzen Parlamentarismus. (Neuerliche Rufe seitens der Jung- czechen: Er darf nicht reden! Widerrufen!) Abg. Ghon: Wir werden Sie nicht mehr reden lasten, wenn Sie Menger nicht reden lasse». Abg. Probe: Tann wird auch kein Iungczeche im Parlamente mehr reden. (Lärmende, anhaltende Bewegung im ganzen Hanse.) Präsident (Las Glockenzeichen gebend): Bei diesem Lärm ist es uiiniöglich, die Verhandlung sortzuführcu. Ich werde deshalb zum Schlüsse der Sitzung schreite». Die nächste Sitzung wird hierauf für Sonnabend 11 Uhr Vormittag«, und als Tagesordnung die Fortsetzung der General- Debatte über das Budget angesetzt. Schluß der Sitzung 4 Uhr. In der gestrigen Sitzung VeS österreichischen Abgeordneten hauses begnügten die jungezechischen Abgeordneten sich mit der Beantragung einer Mißbilligung der Aeußerungen Menger'S und einer Erklärung, worin sie gegen die Ber- nnglimpfung des böhmischen StaatörcchtcS protestirlen. Eine ähnliche Erklärung gaben die Feudalen ab, zedoch dahin verclausulirt, daß sie unter „StaatSrccht" nicht die Errichtung eines neuen StaatSgebildcS verstehen. Menger erklärte, er habe bloS seinem empörten Nationalgefühle über Masaryk'S Schädlingen der Deutschen Ausdruck geben, aber Niemanden persönlich beleidigen westen. Masaryk be mühte sich, seine deftigen Ausfälle gegen BiSmarck und dir Deutschen zu beschönigen und abruschwächen. Bareuther erklärte NameuS der deutschen Nalionalpartei. diese werde ein böhmische« Staat-recht als Wahnaebildc, gerichtet gegen die nationale und wirthschastliche Existenz der Deutsche» in Böhmen, Mähren und Schlesien, nie anerkennen, vielmehr stckS mit allen Mitteln bekämpfe». (Lebhafte Äistimmung links.) WaS die Ausfälle gegen BiSmarck betrifft, so stehe dieser unvergleichliche deutsche Mann so hoch, daß nörgelnde Bemerkungen niemals den Ruhm seine- Name»« verringern könnten. Nack der Sitzung trat ein auS den einzelnen Ab- tbeilungen gewählter MißbilligungSatlSickuß zusammen Zwei Anträge wurden gestellt; der erste ging dahin, Menger eine Mißbilligung auszusprechen, der zweite von der Linken gestellt, bezeichnet Menger'S Acußerung wohl tadelnswerth. nachdem jedoch der Präsident dafür bereit- einen Ordnungsruf rrtbeilt und Massaryk erklärt babc, er sei nicht persönlich beleidigt, sowie Menger, daß ihm die Absicht zu beleidigen, ferngelcgen habe, so entfalle jeder Anlaß zur Mißbilligung. Bei der Abstimmung wurde der Antrag aus Mißbilligung mit Stimmenmehrheit angenommen. Am DienStaa kommt die Angelegenheit in vertraulicher Sitzung vor da« HauS. Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. November. Am DicnStag, den 22. November, tritt der Reichstag wieder zusammen. DaS wird wenigsten» den Vortheil für das öffentliche Leben haben, daß wir bald aus einem Zustand peinlichster Unsicherheit und Aufregung dadurch hcraustreten werden, daß wir festen Boden in einer die Gemüther aufs Tiefste bewegenden Angelegenheit gewinnen und dann Wohl auch die Entscheidung nicht mehr lange auf sich warten läßt. Wie sie fällt, vermag auch beute noch Niemand vorherzusagen und ebenso entzieht es sich noch jedem begründeten Urthcü, was für Folgen aus der gegenwärtigen Situation erwachsen werden. Niemals vielleicht bei Beginn einer ReichSlagSsession war die Stimmung im Volk so gedrückt und mißvergnügt wie jetzt, und fast am meisten in den Kreisen, denen daS Wohl und Gedeihen des Reichs zu allen Zeiten im Mittel- punct de- politischen Denken- und Fühle»- stand. In ge hobener hoffnungsfreudiger Stimmung befinden sich gegen wärtig nur diejenigen «schichten unsere- VolkSthumS, welche an dem politischen Mißvergnügen und dem öffentlichen Un behagen an sich ein Gefallen haben. Da« sind trübe Zeiten für cm Land; sie lähmen die Hingebung und Willigkeit der besten Kräfte, auf die jede Staats- und Gesellschafts ordnung sich stützen muß. Indessen trübe und thatlose Entsagung nutzt nichts und ziemt nicht einem kräftigen Volke. Wir wollen uns durchringen auch durch Wider wärtigkeiten und nun und nimmer verzagen an der Zukunft de» deutschen Volke« uud Reiches. Das Schicksal hat uns seit zwei Jahrzehnten so viel des Glücks und Segens in den Schooß geschüttet, daß wir auch minder erfreuliche Zeitläuse durchzukämpfcn verstehen werden. Trüben Pessi mismus und stumpfe Gleichgiltigkeit wollen wir nicht auf- koinmcn kaffen. Wir halte» eine große Krisis, die jetzt über unser Vaterland hereinbräche, für ein schweres nationales Unglück, sie niag WaS immer für Wendungen annehmcn. Und darum wollen wir der Hoffnung noch nicht entsagen, daß alle patriotischen und besonnenen Männncr, in den regierenden Kreisen sowohl wie m der Volksvertretung, wvhlwolleud und entgegenkommend, soweit eS ihre Uebcrzeugung zuläßt, an die Lösung der großen, jetzt zur Entscheidung drängenden Schwierigkeiten herantreten werden. Im preußischen Abgeorductcnhause bat gestern der Abg. Richter, der dem Ministerium den Vorwurf der Schwäche gegenüber den mililairischen Forderungen deS Reichs kanzlers machte, dem Ministerpräsidenten Grasen Eulen burg Gelegenheit gegeben, die vor einigen Wochen in die Welt gesetzte Behauptung zu widerlegen, daß bieMilitair- vorlage dem preußischen Ministerium zu spät und nur „zurKennlnißnahme" zugegangcn sei. Die Vorlage, cr- tlarte der Minister, sei an demjclben Tage dem preußischen Ministerium zur Berathung zugegangen, an welchem eS in den Zeitungen hieß, daß sie dem BundeSrakhe zugegangcn sei, und diesem sei sie dann mit voller Zustimmung des preußischen Ministerium« vorgclcgt worden. UnS gereicht diese Richtigstellung de« Grafen Eulenburg zur besonderen Genugthung, da wir nicht nur durch unseren Berliner istz.-Eorrespondenten i» die Lage versetzt waren, zuerst die irrige Melkung, daß die Militairvorlagc dem BundcSrathe früher als den Ministerien der größeren Einzelstaalen zugegangen sei, zu berichtigen, sondern auch eine Zeit lang allein jenen thörichlcn, eine grobe Kenntniß der geschäftlichen Behandlung der für den BundtSrath bestimmten Vorlagen verlachenden Gerüchten entgegentraten, die dem Reichskanzler eine Uebergehung de« preußischen Ministeriums und diesem eine unverzeihliche Schwäche andichlete». Wir begrüßen die von dem Grafen Eulenburg abgegebene Erklärung aber auch deshalb, weil sie einem Gerüchte den Boden entzieht, das im Reichstage wieder aufgctaucht sein und in die ohnehin schon heißen Debatten noch mehr unnöthige Spannung gebracht haben würde. AuS Dresden liegt gleichfalls eine Nachricht vor, die thörichlen, aber trotzdem immer wieder auftauchcndcn Gerüchten den Boden entzieht. Der „Köln. Zlg." wird nämlich von dort geschrieben: „König Albert ven Sachsen hat grade noch in den letzten Wochen einer Anzahl von Herren gegenüber sowohl hier, wie in Rönigswusterhausen, als er dort al» Gast deS Kaisers weilte, auch nicht Len geringsten Zweifel darüber gelassen, daß er mit der Militairvorlagc durchaus einverstanden sei. Er hat ins besondere nachdrücklich aus die Nothwendigkeit der vor- geichlagene» Vermehrung der Friedenspräsenzstärke unseres V"reS hingcwicseii und wiederholt der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Reichstag in seiner Mehrheit einsichtig genug sein werde, die durch die Milttairvorlage erforderlich werdenden Opfer zu tragen. Diese Aeußerungen de- König» sind in der zuverlässigsten Weise verbürgt, und wir haben Grund zu der Annahme, daß auch der eine oder andere unserer Reichstagsabgeordnete u davon Kenntniß erhallen Hai. Beim Zujaminentritt des Reichstags wird man ja in Berlin in dieser Hinsicht Näderes erfahren. Diese Aeußerungen unseres Königs sind bet der große» Kriegserfahrung, die ihn aus- zeichnet, von nicht zu unterschätzender Bedeutung für da- Schicksal der Militairvorlage, und wir können eS nur lebhaft bedauern, daß ein einst angesehenes Blatt sich dazu hergegebca hat, sie in ihr gerades Gegentheil zu verkehren." Unter dem „einst angesehenen Blatte" ist die Münchener „Allgem. Ztg." gemeint, die inspiratorisch auf die Dresdener Sibvlle eine- hiesigen Blattes einwirkte. Dir Meldung der „Köln. Ztg." ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie dem Grasen Eaprivi, der sich durch seine vorjährigen mili» tairischen Auslassungen im Reichstage die Vertheidiguna der neuen Vorlage sehr erschwert hat, eine kräftige Unterstützung durch di« sächsischen Autoritäten de» VuudeSrath« i» sicher« Aussicht stellt.
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