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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070531024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907053102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907053102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-31
- Monat1907-05
- Jahr1907
- Links
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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden «ad Umgebung am Lage vorher bereit» alt Abend-Ausgabe jugestellt. während es die Post.Abonnenten am Morgen m rmer Gesamtausgabe erhalten. Verrrgrgebllbn hfA»B»s»tze«^lL«)ich Stztra-v»o durch umer, NLS V»« vorder ti,,»st»Il««, ljnal »OnrUunan, nur m>t L »s«> unvrrlanale Manu» ! mit» auibtwadrt. ^nrelgen-cE >nn«b«, von »u»»n»»«»«» tt» uackmntaa» » lldr. . S-u», und T»I«,r»m«>»dr«s»e: »«» Nch' ««» »r,«v,» »««MecchäOlltrvr «arimtcr. »<«. KogvLrnHsL 1858 Druck und Verlag von Liepsch L Neichardt in Dresden. Nrtrrla,« nur It bi« '/.I LrundZrilt >cq I St! ftaunliumoLrliblen »> Mtsttanmaku aut brr Seit, « Vt«.: bi« L» aus lcrtlkH « Vi».: all rioalll«« 8rUe »o» DreObner cd« n> 7b Vk«.. von auswLr -n «»»«er» »ach E rr«M,en: I »vattiq- Äruud-rtt- t«.. aus VrivattrUk « Bt« . zivaln«, Zeile al« SmLet-nbt von Dre»d»er »nstraaaebrrn 1 Ml. von au««ün>a»» l« Mr. ssaonlieq- nackncklko Arundtkil«» Pta. — Die Brette der I'iierale suib in, Momv,. und Äbeudblatte b»eitlb«n. «m«. »vSrtiu« »usiraae »ur a««e» vor. «möbeäablun«. - .v«li,blLtt«r toslea u» Ltcuntg«. gernivrechrr: «r. U und MM«. pn»8^inlv Stillen «nil Sleimel'. ^Mvpmnmlai'vi» «,ai»I»vr, »vlanvN unck I»IIIi^. 8»pirD»IUu« »««rivuan». "WG DM' Still«« I»rvl»v. üvliker pesiel ^ Ssavklrsrttv 1 Livkrii«»l«t I8S«. "M 0S88VL« 8odlos8»tr«iss 6. s^«rn«»I»i ««l»er ^>o. >OSL. 1 /» sb Llnianal' Neueste Dralilberlchte. Hosnnchlichte», Wäl>Ierversa»i,»l»»a dcS Kouscrvniiven Vklkitts, Köuigskoiimlels des Verba,»des Vpltlsll. der Studeiilruschttst an der Technischen Hochschule. Der englische Jouuialisteiibesttch. Beiliner Leben. Areitag, Mai Neueste Drahtmeldnnaen vom 30. Mai. Prozeß Poeplau. Berlin. In der heutigen Verhandlung de- Pro zesses Poeplau wurden mehrere Beamte des Kolonial- amtes vernommen, dte sämtlich bestritten, direkt oder in direkt amtliches Material übergeben zu haben. Der Ge richtshof beschlob, das Aktcnausgabebuch von 1000/1S01 des Oberkommandos der zkaiscrllchcn Schutztrnppe cinzusor- dern. Da für heute nicht mehr Zeugen geladen sind, wird die Verhandlung aus morgen vertagt. Der Verteidiger be merkt, wenn bis morgen dte Genehmigung zur Aussage für die von Poeplau geladenen Beamten nicht eingegangen sei, werde er die Aussetzung der Verhandlungen beantragen. Bxaunschweig. Amtlich wird bckanntgegehen: Der Ginzug des Herzogs Johann Al brecht zu Mecklenburg und der Frau Herzogin ist aus Dienstag, den 4. Juni, festgesetzt worden. Die Ankunft von Helmstedt aus dem hiesigen Bahnhose wird vermutlich zwischen 3 und 4 Uhr stattsin den. Schwerin. Der Grobherzog und der in seiner Begleitung xeisende Erbgroßherzog von Mecklen- bizrg-Strelitz sind mit dem Dampfer «Eleonore Würmann" gestern in Viktoria in Kcunerun gelandet. Der Grobherzog hat sich von dort nach Buea, dem Sitze des kaiserlichen Gouvernements, begeben, um dort bis zum 2. Juni sich aufziihaltcn. Von Buea wird der Großherzig nach Duala weiter reisen und dort bet dem Bezirkshaupt- mann Brauchitsch für einige Tage Wohnung nehmen. DaS Befinden -es Grobherzogs ist ausgezeichnet. Dte Landung in Kamerun erfolgte bei schönstem Wetter. W t« n. Zu Ehren der Delegierte» der Internatio nalen Association der Akademien gab gestern abend Präsident Sueb ein Bankett. Den ersten Toast brachte Präsident Sueb auf den Kaiser aus. Hierauf sprach der Kurator-Stellvertreter Kürber aus die fremden Delegierten. Den Schluß der Trlnfsprüche bildete die Rede des Nntcr- richtsministers. der sein GlaS auf die Kräftigung und Aus dehnung der internationalen Bereinigung der Akademien der Wissenschaften erhob. P a r i s. Der König und die Küniginvon Nor wegen sind um 11,40 Uhr abgereist. Am Bahnhofe waren Präsident Fallisrrs, die Präsidenten des Senats und der Deputiertenkammer, die Minister und das diplomatische Korps anwesend. Vorher hatte der König Destourncües d« Eonstant empfangen. Parts. In der gestrigen Sitzung deS mit der Prüfung der Montagnini-Papiere be. trauten Ausschusses bestätigte der Untersuchungsrichter Duchesse, daß er wegen Unzuverlässigkeit und Unfähigkeit der gerichtlichen Ucbersetzer die Schriftstücke von Polizci- agenten habe übersehen lasten müsse». Diese Erklärung rief lebhafte Bewegung hervor, da der Untersuchungsrichter vor der Sitzung geäußert haben soll, er habe den Befehl erhalten, alles in ttnvrdnnng z» lasten, damit man das etwaige Verschwinden von Schriftstücken nicht bemerke. Mehrere Aiisschußiiiitglicdcr beantragte», der Ausschuß möge unter diesen Umständen sein Amt uicdcrlegcn: jedoch wurde der Beschluß über den Antrag noch vertagt. Lublin. Heute gab hier ein Mann in der Nähe der Kirche zwei Nevolverschüste aus den katholischen Bischof ab. Als diese ihr Ziel verfehlten, griff er den Bischof mit dem Dolche an und verwundete ihn an der Hand. Der Täter wurde sestgenommen. Konstantinopel. Einer aus Rumänien einge- trosfcnen Depesche zufolge ist ein kuzzoivallachischcr Notabler von Griechen in Kanaserra schwer verwundet und sein Diener getötet worden. Eine vom Patriarchat eingegan- geiie Nachricht besagt, daß am 18. Mat bei Plewna drei bul garische Ä a n d e n s ü h r e r von den Truppen erschossen worden seien: ein vierter Bandensührcr sei entkommen. — Gestern besetzten meuternde Soldaten in Uesküb das Telcgraphenamt. Guatemala. sAuf deutsch-atlantischem Kabel.) Der deutsche Gesandte Gras von Schwert» teilte einem Vertreter der „Associated Prcb" mit, dah unter den Per- svncn, die in Verbindung mit dem Attcntatsversuch aus den Präsidenten Cabrera verhaftet wurden, nur ein Deutscher sei. Der Gesandte habe den Deutschen von einem Arzre untersuchen lasten, der den Mann für geistig anormal erklärte. Den Behörden sei eine enr- lprcchende Mitteiluica gemacht morden. Hongkong. Die Provinztruppcn haben den Auf ständischen in Kwantiing ein Gefecht geliefert, ihren Führer gefangen genommen und ihre Fahnen und Muni, tion erobert. Weitere 2000 Mann sind nach Tschautschau abgegangen. Ein Kanonenboot mit dem IS. Regiment an Bord hat Kanton verlassen, um nach Swatau abzugehcn. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 30 Mai. —* Se. Majestät der König wohnte am heutigen Fronleichnamsfeste dem Vormitjagsgottesdienste in der katholischen Hoskirche bei und nahm mit Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg »nd der Prinzessin Mathilde an der Prozession teil. Nach der Kirche empfing der König im Nesidcnzschlvste die Herren Staatsminister v. Mctzsch und Dr, v. Otto zu Borträgen. Hierauf besuchte er die Ausstellung von Arvold in der Schlobstrabe und kehrte dann nach Billa Wnchwitz zurück. —* Prinz Friedrich Christian besuchte gestern in Begleitung des He»cn Jieilicrcu v. Hmubracht die Galerie Ernst Arnold >i»d besichtigte mit grobem Interesse dte NahSki« und Buchholz-Ausstellung. —* Dem Scnatspräsidenten beim Reichsgericht Wirk! Geh. Rat Dr. Löwen stein ist der vrcubische Kronen orden erster Klasse und dem Reichsgcrichtsrat Dum- reicher der preußische Kroueuorden zweiter Klasse ver liehen worden. —* An Stelle deS Dr. Jnnck in Leipzig, der infolge seiner Wahl znm ReichStogsübgeordnelen für Leipzig das Amt des Stadtvecoldnelkiivorstehers »icdergelegt hat. wurde der seitherige zweiteVizevoisteherBankdtiekior Dr. ,ur. Rothe mit27 Stimmen gewählt. 21 sozialdemokratische Stimmen bekam der Schriftsetzer Lehmann, außerdem gingen 19 weiße Zettel ein. —* Wählerversammlung des Konservativen Vereins. In einer für Mittwoch abend vom Konservativen Verein zu Dresden nach ,„Hammers Hotel" einbcrusencn, stark be suchten Veusaiumlung stellte sich der Kandidat für Len 2. Dresdner Landtags-Wahlkreis, Herr Landtagsabgcordneter Behrens, seinen Wahlmänncrn und Wühlern vor: er sprach über das Thema „Die Ausgaben des künf tigen Landtags unter besonderer Berücksichtigung der Regelung der Bcamtengehrilter und der sächsiichcu Wcchl- rechtslsragc". — Herr Professor Dr. Gravelius crössnetr die Versammlung mit dem Hinweis, daß LandtagSabgeord- neter Behrens seit Jahrzehnten die Interessen der Dresdner wahrgenommen habe. Landtagsabgeordncter Behrens wies daraus hin, daß er nur dann kandidiere» wolle, wenn der Vorstand des Konservativen Vereins einstimmig die Kandidatur Behrens beschliebe, da er selbst nicht immer mit den Ansichten der konservativen Partei gehen könne. Nun mehr ist volle Ucbercinstimmung vorhandem Im Dresdner Konservativen Verein sei volles Ver ständnis für Fortschritt vorhanden. Der Redner ist für fortschrittliche Zugeständnisse zu haben, nicht aber für ein Buhlen nach unten oder ein Verbeugen nach oben. Der Redner will den Kamps um daS Mandat, das 80 Jahre in konservativen Händen ist, rein sachlich sichren. Zu den künftigen Ausgaben des Landtages gehören die Beratungen über den Etat. Der Kandidat stellt sich aus den Stand punkt, daß bezüglich der Nutzungen des StaatsvrrmögenS und der Staatsanstalten, in den Staatszuschüsten nach allen Richtungen hin, grobe Aufwendungen gemacht werden müssen. Im allgemeinen könne gesagt werden, daß es von Anfang dieses Iahihnnderts gelungen ist, das StaatS- schiss in materieller Hinsicht wieder in sichere Bahnen zu leiten, dank den energischen Maßnahmen unseres Finanz ministers. Leider würden die Bestrebungen durch die Maßnahmen benachbarter Bundesstaaten erschwert. Eine Ermäßigung der Einkommensteuer sei fraglich, wenngleich gerade eine solche Maßnahme den kleinen und mittlere« Steuerzahlern zugute kommen würde. Der Vortragende ist schon früher dafür eingetreten. daß gerade die höheren Einkommen und Vermögen mehr belastet würden. Der Staat habe unbedingt die Pflicht, aus eine Besterung der materiellen Lage der unteren und mittleren Beamten zu denken. Der Wunsch einer allgemeinen Gehaltsaufbesserung der Beamten liege schon 15 Jahre zurück und erscheint in Rücksicht aus die allgemein zu nehmende Verteuerung der Lebensführung durchaus ge rechtfertigt. Die Negierung habe -war schon 1002 ein« Besserung versprochen — aber? Der Kandidat werde t» Falle einer Wiederwahl dafür eintrcten, daß auch in bezug aus die materielle Seite eine zufriedene Beamtenschaft ge schaffen werde. Redner will ganz energisch für Sie Eiu- sührnng einer Dienstalterszulage und die Bewilligung vou Wolinungsgeldzuschüssen eintrcten fn dem Sinn«, wie e» die Regierungsvorlage Vorsicht. Wenn auch nach einer neueren Erklärung des Staatöministers v. Watzdovf zur Gewährung von Wohnungsgoldern nicht genügend Mittel vorhanden seien, erscheine es doch notwendig, daß man mit den Wohnnngsgcldern bei den unteren Beamten einzusetzen habe: die besser Besoldeten können leichter aus eine spätere Zeit warten. Bezüglich der Prüfungsordnung zum Sekretär sagt der Vortragende, daß es eine Härte sei, Latz Beamte, die schon vor 12 Jahren die Prüfung zu« Sekretär ablrgen mußten, nur zu oft Assistenten oder Aktuare blei ben. In Preußen sei man in dieser Beziehung gerechter versahrcn, da dort den im Dienste ergrauten Beamten das Einrücken in höhere Gehaltsstufen nicht von einer Prü fung abhängig gemacht wird. Landtagsabgeordneter Behrens beriihrte dann die Eisenbahnbauten und ver sprach, daß er gegen den Van unprofitabler Kleinbahnen, aber für die Einführung des billigen SonntagSvcrkehrs, Ausdehnung der 4. Magenklastc aus Sonntag und aus alle Linien, Beseitigung des unverantwortlichen Wagenzuschlags zu haben sein werde. Diskutierbar sei ein Zusammenschluß zu einer GütertranSportgemeinschast, nicht zu denken an einen Anschluß an die preußisch-hessische Eisenbahn-Ber einigung. Ein Zusammenschluß der deutschen Bahnen als Reichsbahn könne gar nicht erst diskutiert werden. Di« sächsischen Bahnen haben in Sen letzten Jahren genügend bewiesen, daß sie in sich selbst die Krast haben, sich selbst zu hasten und cmporzuarbciten. Die Leistungssähigkeit Ser Eisenbahnen bedingt aber, daß auch Len berechtigten Wün schen der Beamten und Arbeiter der Eisenbahn Rechnung Kunst „uv Wissenschaft. f* Kaiser Wilhelm und die bildende Knnst. Kaiser Wilhelms Beziehungen zur Kunst werden ln einem großen Monumentalwerk behandelt, das vom Direktor des Hohenzvllern-MusonmS, Professor Paul Seidel, herans- gegeben und in diesen Tagen erscheinen wird. Dem Buche sind vierzig eigenhändige unveröffentlichte Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe des Kaisers beigesttgt. Die Zeichnungen sind teils mit dem Bleistift, teils mit der Feder entworfene Skizzen zu Denkmälern, Theateraus- sührungen usw. In dem Buche wird unter anderem fol gendes mitgeteilt: Anläßlich der Wagner-Denkmal- Konkurrenz schrieb ein süddeutsches Blatt: „Daß ein Wagner-Denkmal nicht mit den abgebrauchten Mitteln her kömmlicher Denkmäler geschaffen werden kann....". Die sem Satze fügte der Kaiser die trockene Frage an: „Na, wo mit denn sonst?" Es folgte dann das Verlangen, „Wagners himmclstürmrnden Genius restlos z»r Erscheinung zn brin gen". Dazu bemerkte der Kaiser kühl und kritisch: „Das ist Blech! Das kann ein Bildhauer sttr einen, der Wagner nicht kannte, überhaupt nicht Herstellen." f Wagner und HanSltck. Unter dieser Ueberschrkft schreibt die .Deulsche Tageszlg.*: Bekanntlich hat Richard Wagner HansltckS Angriffe gegen sich als eine Antwort auf seine Schrift »Vom Judentum in der Musik" brzrichnrt und ans die „zierlich verdeckt« jüdische Abkunft" seines GrgnrrS hingewiesen. HnnSltck erwiderte hierauf in seinen LebrnSerinnerungen «Bd. ll. 10): .Mein Bnter und seine sämtlichen Borfnhren, soweit man sie verfolgen knnn. waren «Katholische Bauernsöhne, obendrein a»S einer Gegend, welche da» Judentum nur in Gestalt eine» wandernden -ansierer» gekannt hat. WagnerS Einfall, meine Abhandlung Vom Musikalisch-Schönen rin „für de» Zweck des MnsikindentuniS v«,faßte» Librll" zu nennen, ist. milde gesagt, io unglaublich kindisch, daß er vielleicht meine Feinde ärger» konnte, mich leibst gewiß nicht." Seither hat man. w>e der.Kunslwnrt" schreibt, vielen Fall HanSltck als eine,, in der Hitze des Kampfe» passierten Irrtum Wagn«» stillschweigend belsrite gelegt. Nun weist Karl Hulka in der Prager Zeitschrift „Daltbor" urkundlich nach, daß HauSllck die Oeffenllichkeit absichtlich getäuscht hat. denn seine Mutter, die Tochter des Prager BaukieiS Salomon Abraham Kilch. war als Jüdin geboren und erst einige Tage vor ihrer Bec- beiratniig grtnust worden. HanSltck ans seiner halbjüdischen Ab stammung eine Mindenvectigleit znsprechen zu wollen, fällt unS natürlich nicht ein. und auch Wagner bat ja durch jene Behaup tung vor allem auf HanSltcks Befangenheit hindenten wolle». Daß aber HanSlick die Religion »nd Abstammung brr eigenen Mntler verleugnet hat. um Wagner vor aller Welt in möglichst schwarze» Unrecht zu setzen, da» bleibt für sein Charakterbild von kennzeichnender Bedeutung. Berliner Leben. L. Berlin, SS. Mai. Mit etlichen Beklemmungen wachten viele Berliner Hausfrauen am Morgen des 29. Mai auf. Obwohl der Bäckerlehrling den mit Backwerk gefüllten Beutel auch an diesem Tage, wie sonst, an die Klinke der Hintertür gehängt hat? War doch am Abend zuvor in Groß-Berlin der lange angcdrvhte Bäcker st reik endlich zur Tatsache geworden. Etwa 5000 Bäckergesellen hatten auf einen Schlag die Arbeit eingestellt. Indessen war, wenigstens tn den besseren Stadtvierteln, von diesem AuSstand nichts zu spüren. DaS Frühstücksgebäck war pünktlich zur Stelle und auch im Lause deS Tages bekam man in den Bäckereien Brot und alles, was sonst zu haben ist. In den Arbeitervierteln, wo die kleinen Betriebe vorherrschen, in denen durchschnittlich nur zivei Gesellen beschäftigt werden, wird man von dem Streik schon mehr gemerkt haben. Es sind immerhin etiva 3500 Bäckereien, in denen insgesamt 5000 Gesellen die Arbeit nicdergelegt haben. Namentlich die kleinen Meister können einige der Forderungen der Gesellen beim besten Willen nicht bewilligen. Weder dte Abschasfnng des Kost- und LogiSwcsens, noch gar einen freien Tag in der Woche. Die sogenannte „freie Station" wird auf den Lohn höher an- gerechnet, als sie sich für den Arbeitgeber tn Wirklichkeit stellt. DaS ist ein Vorteil» auf den die kleinen Meister, die nur mit einem geringen Nutzen arbeiten, nicht ver zichten können. Noch weniger sind sie, ohne ihren Betrieb empfindlich zu schädigen, imstande, den freien Tag in der Wvche zu bewilligen. Sie müßten sich dazu unndestenS einen Gesellen mehr halten, und dazu reicht ihr eigener Verdienst nicht zu. An sich sind ja die Forderungen der Gesellen nicht unberechtigt, insbesondere wird inan für Berliner Verhältnisse einen Minimallohn von 28 Mk. wöchentlich nicht für unbescheiden halten können. Das be weist ja auch die Tatsache, daß die größeren Betriebe nahezu ausnahmslos diese Forderungen ohne weiteres zugeftanden haben. Aber die kleinen sind, ivie gesagt, kaum dazu in der Lage, und ob die Gesellen ihnen gegenüber siegreich, bleiben werden, erscheint fraglich. Sie sind nämlich nur zum kleinen Teile bisher organisiert und können daher den Zuzug von ausivärts nicht verhindern. Er ist den» auch bereits recht ansehulich uud wird in de« nächsten Tagen, wenn erst die Kunde von diesem Berliner Streik überall verbreitet sein wird, wohl noch weiter anwachse«. Dte vernünftigen Gesellen haben denn auch gleich die Aus sichtslosigkeit dieses Kampfes erkannt und öffentlich da gegen Protest erhoben, daß ihnen unbesonnene ober eitle Agitatoren ihren Willen auszivtngen wollen. So ist diese Bewegung im Berliner Bäckcrgewerbe schon in der Anlage verfehlt. Ueberdies haben die Streik lustigen übersehen, daß sich die große Mehrzahl der Ber liner Bäckereien gegenwärtig ohnehin tn übler Lage be findet und nur mit Mühe und Not den Kamps ums Dasein bestehen kann. Die Ursachen dieser Notlage sind verschie dener Art. Einmal drücken auch in diesem Gewerbe die Großen immer mehr aus die Kleinen. Namentlich ent stehen rings um Berlin zahllose Brotfabriken, die teilweise mit Mascmnen arbeiten und eine wachsende Konkurrenz machen. Ferner sind die Preise -er Rohmaterialien, die Löhne und fast alle sonstigen Unkosten in den letzten Jahre» ständig gestiegen. Das ist keine geeignete Zeit zur Durch- drttckung neuer Forderungen. ES gehört keine besondere Prophctcngabe dazu, um den Streikenden eine sichere Niederlage in Aussicht zu stellen. Weit bester organisiert ist der Kampf im Berliner i Bavaewerbe. vier stehen sich im Kampfe um de». Uchtw '
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