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Dresdner Nachrichten : 07.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187702078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-07
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.02.1877
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«r. 38 «»«!«« fr«» , utr «n d,r ar»kdil>«, «»rtniftro»« I». ««,». -'» vierte»«»!. Uch » Vl»rk t« Vs»«, durch »i,P«ft « Mart^» Lt»t«l.«iummern I0Ps,i. »usl«^ 32000 »n>l. Für dir «tlck-Ld« «'»««» soiidter Manuscriple cht N« di« «rdactlo, »sch» »«rdludltch. Ue«->«n<!h A«Gl»»<»H»>»bu ltti, »li««, Lti Jns,r»te«-««n<!hmk au«. ^ "lat»««» urg. Ber- B°I>». Vr«»lau,Lranifur« a. M., In «er», LktVtta, w»«n, Hambur,. «»»»ksurt a. M., MUn- 8««. - La«». » «a. »n Sranksurt «. M, — «».««««»tn<lh«l»nty- Lar»., lälltlr, «»Iller ch c«. in Pari». Mittwoch» 7. Februar. Tageblatt für Uolitik, Unterhaltung, Heschästsverkeyr. Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigmthum der Herausgeber: Liepsch <e Rtichttr-t in Dresden. Verantw. Redacteur: Fr. Goedschk in Dresden. H»s«>«le weidkn Mari««» «ttrabc i!t « »yr au»cna>uu>k», ^o»iiia<,4 »'« Vttttog» 14 U'tt. In R.usiadi: großk »>«»-,- ««,1« b dtrNachin.4 Ittir. — 1-«r Rauni einer ctn- sianigin Pmijktt, kaiiet li» Pl^e. tzingriandt di« ckrilc .0 Psnc. Sine eiaiauitt sur da» n iich sila gi ge Üiicknmei» der Huicrale wird nicht ge >,ci>en. «InrnväUigi etnnoneen. rinsirage non nn- nnoe- kaintte>i?,i>n>cu und 'Her. Ionen insertten wir nur gegen PränumeranUo- ^adlittig durch iNiici- niarlcn oder Poiicin.ai,- Inn.n Acht Silben konen >-> PIgc. Jnscilttc sur die Montag». Rvinmcr «der nach einem Jcjllage die Pciilzette u» Psge. xxn. Jahrgang. Mitredatteur: vr. Lmii Für dar Feuilleton: I-««!«»« »wrtinwvu». Dresden, 1877. Politisches. Mit ungetheilter Befriedigung wird man in Deutschland die Kunde von dem „FreundschaftS-Vertrage" vernehmen, den Kaiser Wilhelm und der König der Tonga-Inseln abgeschlossen haben. Ehrlich gestanden, wußten wir bis heute mehr von der Existenz einer Tonga-Bohne als eines Tongakönigs. Die Elftere ist allen Schnupfern ein gern gerochene» Erfrischungsmittel. Nunmehr kommt aber auch Seine wilde Majestät, der Tongakönig, bei uns Deutschen in guten Geruch. Der Beherrscher jener hundert Korallen-Eilande im Stillen Ocean tritt uns dieVavao-Jnselgruppe als Kohlen-Station für die deutsche Flotte ab. Auch England und Nordamerika haben auf den Hawai- und Fidschi-Inseln im Stillen Ocean festen Fuß gefaßt, theils zu Stützpunkten ihrer Kriegsflotten, theils zu Kohlen-Stationen für den Postdampfer-Dienst zwischen Japan und Californien. Die Nachfolge Deutschlands in einem ähnlichen Arrangement ist also keineswegs geeignet, die Eifersucht anderer Seemächte zu reizen. Zudem ist die Form, in welcher das schwarz-weiß-rothe Banner im Stillen Ocean aufgehißt wird, eine vorsichtige. Nur unter Wahrung der Hoheitsrechte des Korallen- Königs legt Deutschland auf jenen Inseln seine Kohlen-Station an. Dieselben sind insgesammt nur250Qu.-Meilen groß, IM.OOOEin- wohner bevölkern diesen ArchipelaguS. Das Klima auf jener neuen deutschen Kohlen-Station schildert man als angenehm und gesund. Brodbäume, Bananen, Kokosnüsse, Zuckerrohr, Sandelholz und Bambus bilden die Vegetation; die Thierwelt ist armseliger, man rühmt höchstens den Reichthum an Papageien. Nur lebhafter Zustimmung würde es in Deutschland begegnen, wenn die Zukunft aus jener Kohlen-Station einen ersten Colonial- Besitz des Reiches entwickelte, t», Wie das mächtige Reich selbst von kleineren Mächten, wie Dänemark, in Bezug auf Colonisation in den Schatten gestellt ist, hat jeder Deutsche schmerzlich genug empfunden. Obwohl unsere Handelsflotte die drittgrößte des Erdballs ist, so kennt man außerhalb Europas höchstens deutsche Consuln, aber keine deutschen Kolonien. Es ist das die Folge jener unseligen Zersplitte rung unseres Vaterlandes, die wiederum in der Kirchenspaltung ihren Ursprung hatte. Im 16. und 17. Jahrhunderte, da Deutschland von den gräulichsten Religionskriegen verwüstet wurde, da ging nicht nur unsere mächtige Hansaflotte zu Grunde, da nahmen auch die glücklicheren unsererNebenbuhler zu Land und Wasser, die Engländer, Holländer, Franzosen, Spanier und Portugiesen die neuentdcckten Welttheile für alle Zeiten in Besitz. Während wir Deutsche uns in unsinnigem Glaubenshass« zerfleischten, fremde Söldnerheere unseren Boden zertraten und die Jesuiten die Hände sich .rieben, daß sie Bildung und Wohlstand des verhaßten Deutschland auf Jahrhun derte zurückschleudertcn, damals theilten sich unsere Feinde in das herrenlose Gut auf beiden Hälften der Erdsläche. Wir gingen leer aus! Wie der 60jährige Krieg, fluchwürdigen Andenkens, unser Künstgewerbe bis heutigen Tages untergraben, unser Vaterland entvölkert, seine Bewohner roh, arm, elend und verbrecherisch gemacht, wie er alle tiefen Wurzeln der Cultur und des ReichthumS schonungs los herausgerissen— welchem Deutschen brauchen wir das zu er zählen? — Seitdem haben wir weder Zeit noch Kraft, noch Unter nehmungsgeist genug entwickelt, das Versäumte nachzuholen. End lich geschieht auf den Tonga-Inseln ein erster tastender Versuch! Sei er der Vorboote größerer Annexionen im Stillen Ocean! Auch für die Anlegung von Verbrecher-Colonicn zur Entlastung der heimischen Zucht-Anstalten und zur wirklichen Besserung des Aus- ivurfS der menschlichen Gesellschaft eröffnet sich hier eine verheißungs volle Perspective. Hoffentlich ermuthigt der Beifall, den ihre Tonga- Politik überall finden wird, die Reichsregierung, der Kolonisation im centralen Afrika eine erhöhte Theilnahme zu widmen. Weniger allgemeine Befriedigung wird die Antwort der preu ßischen Regierung auf die Anfrage des Grafen Schulcnburg wegen Herausgabe des Welfenfonds erregen. Liest man diese Antwort, so möchte sie leidlich scheinen. Angeblich sind die Umtriebe der Welfen- partei zur Wiedereinsetzung des vertriebenenKönigshauses wiederum so stark geworden, daß die königlich preußische Negierung Bedenken trägt, den Welfenfonds (16 Millionen Thaler) seinen» Besitzer wie der einzuhändigen. An die Oeffentlichkeit ist freilich von solchen Umtrieben nichts gedrungen. Der Ausfall der letzten Reichstags wahlen im ehemaligen Königreich Hannover zeigt allerdings ein UPewöhnlich starkes Anwachsen der mit der Annexion Unzufrie denen. In der Hauptstadt Hannover allein wurden 13,OM Stim men für den welfischen Kandidaten abgegeben, so viel wie noch nie zuvor. Aber zwischen dem gesetzlichen Gebrauche des Stimmrechtes und -zwischen hochverrätherischen Unternehmungen gegen Preußen läuft denn doch eine selbst für die Neptilienbrille nicht übersehbare scharfe Markirungslinie. Zweierlei Gründe »verden der Wicder- herauSgabe jener 16 Millionen Thaler immer hinderlich sein: die Reptilienpresse und die Rücksicht auf Blcichröder. Es ist bekannt, daß aus den Zinsen jenes Welfenfonds eine ungewöhnlich große Zahl deutscher und außerdeutscherZeitungen gekauft und Korrespon denten in» In- und Auslande gefüttert werden. Schon als nach dein Tode des letzten Kurfürsten von Hessen das brabanter Privatver- mögm dm hessischen Fürsten zurückgegcben werden mußte, da zisch ten die in chrer Nahrung geschmälerten Preßreptile zornig auf. Welch' ei« Geheul würde entstehen, wenn die Zinsen von 48 Mil lionen Mark nicht mehr zur Bearbeitung der öffentlichen Meinung, zur Beeinflussung der Reichstagswahlen und anderen politischen Zwecken disponibel wären! Und Herr v. Bleichröder, der mit jenem Welfenfonds in seinen Gründungen zun» guten Theil arbeitete, wenn der gezwungen werden sollte, auf einmal viele Millionen baar oder in solide,» courshabenden Werthpapierrn flott zu machen— welche Erschütterung des Kreditwesens würde sich fühlbar machen! Herr v. Bleichröder aber spielt eine der l-crvonagendstc« Rollen in Berlin. In Rudolph Meyer s klassischem Bliche: „Die Gründer und die politische Korruption in Deutschland" hat er bereits seinen Geschichtsschreiber gefunden. Man wird dadurch an die köstliche Wahrheit des Witzes erinnert, nach welchem dieser Gerson Bleich röder einem hohen Herrn vom deutschen Kronprinzen mit dem bei ßenden Worte vorgestellt wurde: „Einer der ersten Gründer des deutschen Reiches " Reueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Stuttgart, 6. Februar. König Karl eröffnete heute die neugewählte Ständeversammlung des Königreichs Würtemberg. Die Thronrede bezeichnet die Fortsetzung des Verfassungs-Revisions werks, Vorlagen über das Gemeindeleben und die Bezirküverwaltung nach den Grundsätzen der Selbst-Verwaltung und mehrere mit der Ausführung der Neichs-Justiz-Gesetze zusammenhängende Vorlagen als Haupt-BerathungSgegenstände. Wien, 6. Februar. Nach der „Polit. Corresp." gab die Pforte der serbischen Regierung die Grundlagen für die Friedens verhandlungen bekannt. Auf materielle Garantien verzichtend, be ansprucht sie die diplomatische Vertretung in Belgrad, die Gleich berechtigung der Katholiken und Juden mit den Serbei», die Nicht duldung der Bildung bewaffneter Banden auf serbischein Gebiete, die Verhinderung des Eindringens solcher Banden auf das türtische Gebiet, die Nichtgestattung geheimer Gesellschaften, die Erhaltung der serbischen Festungen in gutem Zustande, die Aufziehung der türkischen Flagge neben der serbischen Flagge auf densclbcn. Es ist zweifellos, daß Serbien alsbald eine Specialcommission nach Kon stantinopel senden werde. Wien, 6. Februar. Die Verhandlungen zwischen den Ministern beider Neichshälften in der Bankfrage habe,» zu keinem Resultate geführt. Die ungarischen Mnistcr kehren heute »»ach Pest zurück. Konstantinopel, 6. Februar. Der bisherige Großivessir Midhat Pascha wurde durch einen Adjutanten des Sultans indessen Palais berufen und von dort sofort an den Bord der kaiserlichen Pacht „Jzzedin" gebracht, welche sogleich nach dem mittelländischen Meere abfuhr. Dian glaubt, Midhat Pascha werde in Syra landen, wohin er verbannt sei. Locale» an» Sächsisches. — Dem morgen Abend in den festlich dekörirten Sälen der Harmonie stattsindenden zweiten Alberto-Ball haben nicht nur unsre allerhöchsten und höchsten Herrschaften ihr Erscheinen zugesagt, sondern ihm auch die Theilnahme der hohenzollernschen und toska nischen Fürstlichkeiten, die augenblicklich am königlichen Hofe zu Besuch »veilen, in Aussicht gestellt. Die Betheiligung des Publi kums ist naturgemäß eine lebhafte. Doch hören wir, daß das Fest komitee nicht in der Lage ist, Gesuche um Billets bloS zum Tri- bünen-Besuch zu bewilligen. Die Tribünen bilden einen Theil des Festlokalü, und dieses anders als in Balltoilette zu betreten, wider spricht den Traditionen ebenso der Alberts-Bälle als der Harmonie- Gesellschaft. — Nach einer Verordnung des Ministeriums des Innern in folge des Ausbruchs der Rinderpest in eine», hiesige»» städtischen Gehöfte ist die Einfuhr von Rindvieh jeder Art und Racc über die österreichische Grenze nach den» Königreiche Sachsen und durch dasselbe bis auf Weiteres unbedingt verboten, wogegen der Grenzverlehr mit Hornviehgespannen dadurch nicht berührt wird. Ferner sind von der Einfuhr über die gedachte Grenze alle von Wie derkäuern stammenden thierischen Theilc im frischen Zustande, na mentlich frisches Fleisch, jedoch mit Ausnahme von Milch, Butterund Käse, ausgeschlossen. Was denVerkehr mit vollkommen trockenen oder- gesalzenen Häuten und Därmen, mit Wolle, Haaren und Borsten, mit geschmolzenem Talg in Gefäßen, sowie auch mit lufttrockenen, von thierischen Weichtheilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen anlangt, so tritt eine Beschränkung nicht eiir. Uebrigcns hat die K. Kreishauptmannschaft die Abhaltung von Vieh Märkten innerhalb der Gerichtsamtsbezirke Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Stolpen, Radeberg, Radeburg,Meißen, Wilsdruff und Tharandt bis auf Weiteres untersagt. Der Stadtrath aber fordert Jeden auf, welcher zuverlässige Nachricht davon erlangt, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist, oder daß ein Wiederkäuer von irgend einer Krankheit befallen wird, sofort Anzeige bei der Wohlfahrtspolizei oder bei dem Stadtbezirks-Thierarzt vr. Voigt länder zu erstatten. — Am Vorwerk Lämmchen an der BlasewitzerNraße sind grvßbcdrnckte Plakate mit „Rinderpest!" angebeitet und am Thor eine DeSinfectlonSbütte erbaut worden. Ebensolche Pla kate wie am Grundstück selbst sind an der alten Vogelwiese. Neu- striescn w., kurz an allen Zugangsstraßen. Am nitcn Einnebmer- bäuSchen, der sogen. Villa Balkans und überall tn ' «stündiger Entfernung sind Militärposten (Rgt. Nr. ION ausgestellt. Viel» darf nirgends dort zugctrieben werden und selbst Fleischwagen müssen über die verlängerte Blumenstraßc. Diejenigen. welche amtlich oder sonst in» Lämmchen verkehren müssen, legen Ucberrock rc. in der DesinfectionShütte ab unb müssen sich beim AnSgaiig der sehr penetranten Durcbräuchcruna »uiterzieben. Zu heute früh 5 Uhr war die Wegschaffuug der beiden bisher schon abgestandenen Thiere bestimmt und für sämmtllchen Tbierbestanb die Grube nächst der Dünger-Export Anstalt vorbereitet, über den Cbauffregrabe» eine Brücke gelegt worden. Da die Wege im Blrklcht bodenlos, wird der Transport schwie rig. Der Wagen. der zum Transport dient, wird verbrannt. Der Stall wirb, »renn alle Tblere gekkdtet und verscharrt sind, eine Elle auSgegraben, die Wände abgekratzt und alle« Enttern- barc entfernt. Da ein Transport Vicb, der über die» nach Köln am Rhein ging »nd am 80. v. M. tn» diesige» Ecntral»Sck'Iacht- viehboie stationir» batte, tn Ekln an der Pest erkrankt ist. iodaß die Tblere erschossen werben mußten. so «st jedes Wegsalucn ober Treiben von Vieb von Dresden oder über Dresden voll« kommen versperrt. Tag und Rächt wädrt die fortgesetzte polizei liche Bc»vach»ng de« Lammck,,» Grundstück«, dessen Verlieb» mit der Anßenwclt ganz adgeichuitttn ist. Eine der dilinmste,, Rru- gierdcn entwickelt daö vundertweise vor den» Grundstück lun gernde Publikum. WaS gicbt cö dem» eigentlich hier zu schenk — Die hiesige königl. KreiShauptmaniischast bat jüngst eine Generalvcrordnuiig. den gcwclbmäßigci» Betrieb vvnHei - rath öbe»»»I tteI»>» a cn bctr., erlasse», dcrc» Inhalt wegen der in der Jetztzeit überl and genommene» Errichtung von sürm- llchen Heirathsbureaur von allgemcincu» Intcrepe ist. Zunächst wird In jener Gcneralvcrordnung daran' hingewicscn. daß »ach 1250 des in Sachsen gütige» bürgcrl. Gc'etzbuchS'taS Ver. sprechen einer Maklergebühr für die Nachwcisiina einer helraths- sähigen Person oder sür die Vermittelung einer Ehe nichtig, t.h. nicht einklagbar ist. Daraus folgt, heißt cs in jener Verordnung »veiter, daß die Vermittelung von Eheschließungen niemals zum Zwecke eines GewerhcS hetrieden werde» lann und darf. Es kann nun zwar gegen die Inhaber derartiger El'ehcrm!tteiu»gsbureaiir nicht am Grund der Gewerbeordnung borgcgangci» »verden. da gegen sind die Polizeibehörden. »reichen die Handhabung der Sittenpolizei zustcht, roeuso berechtigt wie verpflichtet, einen solchen unstatthaften Gcschättöbetricb niiter Strafandrohung zu verbieten. — Zur Patentreform frage. In» Fcoruar 187-l traten die Herren Prof. Hartig, Ingenieur Knoop, Elen». Müller, DirectionSrath Nowotny. Ingenieur Pieper, Regierungsratd Schneider, Fried. Siemens, Hofrath Stöckbardt und Advocat Strödel zu einer Eommission für Vorberathung einer Petition an den Reichstag zusammen, die die einheitlich deutsche Patent- gesetzgebnug als dringlich hcrhcizuiührcii hezcichnctc. Aus '-An trag des Herr» August Walter wurde in einer öffentlichen Sitz ung yom 5. März die vorhcreitcndc Eommission zu einer slan- dige'.l gewählt, »reiche die Uedergahe der Petition, die »ach und »igch mit kamenden von Unterschritten auö allen Tbcilen Deutsch- lando detcctt wurde, deföidcrten. Jcizt liegt nun ein Gesetz- entwurf des Rcichskauzlcramtcs vor gegen den von einzelnen Vereine» und der Stuttgarter Haiitclokamincr »»anchcrlci Ein. wciidungcn gemacht worden sind. Die Bestimmungen, daß v o r der Patentertheilung die Beschreibung und Zeichnung zu einen» Patcntgciucl) veröffentlicht »verden, und Jedermann das Recht haben soll, gegen die Neuheit auszutrctci», sowie daß ein Patent ..zurückgezogen werde", falls der Patentinhaber sich weigert, zur Benutzung der Erfindung im Inland Jeden gegen Vergütung Erlaubniß zu ertheiie» u. s. w. »ind alS unannehmbar, von den schlimmsten Folgen begleitet und dann auch unausführbar be zeichnet. Gegenwärtig laden nun Mitglieder des früheren EoinitccS zu einer öffentliche» Sitzung ans Mittwoch den 7. Fcb r u a r Abendö Uhr in die Stadtrestauratiirn des Waidschlößchen ein. wo unter dem Vorsitz des Herrn Advocat Strödel Amendements zu dem Gcsekcntwllrf bcrathcn »verden sollen, die alsdann enipfehleiid an maßgebender Stelle nicder- zulcgen sind. Wir verweisen in» klebrigen auf das heutige In serat und hoffen, daß wie früher die Stimme unserer Gewcrb- treibciidcn und Jndnstriellei» entsprechende Beachtung finde. — Von der Berliner K och kunst-A u Sstcli«»ug. Dieselbe ist allen Berichten nach glänzend verlausen. Daß Herr Restaurateur Bach st ein von hier dabei cluc.» ersten Preis er rungen igold. Med.i haben »vir schon erwähnt. ES wulden vcr- tbeilt: 20 goldne Medaille», :<5 silberne und 50 bronzene, die sämniilich in guter künstlerischer Ausführung auf dem AverS eine allegorische Figur mit der Umschrist: „Erste Berliner Hochkumt- Ausstclluiig", aui l eu» Revers die Devise „Einigtest »nacht stark" zeige». tEin Witzbold meinte: man hätte „Selber essen mack,t iett" auch anbringe» sollen.) Als besonders crfrcnlichcs Ergebnis; der Ausstellung betrachtet man, daß sich auch Frauen praktisch an der Auviteilung bctheiligten; zwei derselben wurden sogar prämlirt: Fran Lina Morgenstern, die Gründerin der „Berliner Volksküchen" und Frau Bertha Abloss auö Hamburg. Am Sonnabenb, Abends 0 Uhr. vereinigte ein Fest mahl zahlreiche Aussteuer mit ihre» Familien i» dem großen Saale des Restaurants im Zoologischen Garicn. Zwar heißt cs „viele Köche verderbe» den Brei", hier war eS indessen ganz anders, denn dieses Festessen ist nach allen Schilderungen cin außergewöhnlich glänzendes und vortreffliche« gewesen; schon die Speisentarte, die uns von beircundetcr Hand voraeicgt ivurtc. ist sehr appetitlich. Die Rcidenfolge der Speisen lautete: „8uppv mit ?urev von ArtisetroolcL-n Hors ä'oeuvro cko uou- vesntLS. Lterlot L la russo. 1-oreUou aus ckem Osickasoe, ssuou IroUanckaiso. 1 .lmmwiiclcc-n L Ir» ^VostworolsmI. 1-!Ion/.iomor ä Ir» tÄvorito. ttriissolor Ooulrn-äo» ü Ir» Vruiplnn. Ootolsttos »ou 1'rikeüling L Ir» kompackour. ?r»stoto v. Lriuorlcoh! m. Ealrmtiiio von inckisolion VoMlnostoi-n. l^anAousteu r» I» pro- vsnhslo. Austern »u rooüer de O-inegl. » rwlsteln, 8toinl,u1iner. Lekottiselie Kobimlme»-. 8r»Ir»t. Eomüso ä Ir» mseeckoiue. liis- ouit L Ir» ckiplomrste. lirtlioinsolio Lü-nvn tai-ent. Outiei- uuck Läse. Ins mit eroo on liouclie. Dessert." (Der arme Plagen!> Die Reihenfolge der Weine war: „Akruleira - ?u»s< I, irr»,,put. 84or Eortwei». Lteinberxer Oadiuet. 08vr Kauoiitlmler Itei -r- Auslose. 64er Elirst. Er»title. 60er Oliäk. 1-rstour. 8t. I'errn . 68er Olmt.p'Vgiiem creme. 8eliloZs.leüsninslier^. OIiLt.Hin»-«»»-». Llouopole. lioecierer carte I>la»elw. lleidsieoic -tonopole. 1788er Llnlaga. - Bei solchem Essen unb Trinken stellt sich natürlich auch dcr Humor ci», unter den zahlreichen Toasten fiel manches Schlag wort, z. B. sagte Redacteur Wackcrnagel »nit Bezug aus das Bahreutber Diktum Wagner'S: „Sic baden gezeigt, was Sic können, wenn »vir nun »volle», so baden wir eine deutsche Koch kunst." - Erwähnt sei noch, daß als Präses der PrciSjurh Herr Ferrario von hier. Traiteur im „Großen Garten", funglrtc. — Eine recht heitere Wahlanecdotc wirb uns von lehr glaubwürbiger Seite noch nachträglich niitgcthcilt. Ein hier in der Wilsdruffer Vorstadt wohnhafter höherer NatbSbeamter er scheint am letzten Wahltage vor der Wahlurne, um seiner Ltaats- bürgerpflicht zu genügen. Die Wahlgebilie» schlagen ebenso pflichtgemäß tu» Register nach und erklären ihn», daß sein 'Name nicht eingetragen sei. Das Erstaunen sowohl dcö Betreffenden, als der Herren, welche denselben fast so gut kennen, wie sich selbst, war selbstverstänvlich ein ebenso großes, als gerechte«. Dock', was balfS, der unzwcisclbastc Wahlberechtigte mußte innerlich antibebclnb und mavhophiloiophircnd »»vcrrichtctcr Sache ab- zicben. er stand evcn »icl't in der Liste. Er begiebt sich aui« Rathhauo, läßt sich die Bürgcrrollcn vorlcg«» unb da fällt es ibm wie Schuppen von den sonst so bellen Augen. Er bewohnt die dritte Etage, und in der bctr. Rubrik ist nach seinem 'Namen das bczeichiienbc Wörtchen „Irländer" eingetragen. Der die Register geführt habende Eopist mag zufällig eine spitze Stahl feder gebraucht haben, dieselbe hat bedeutend gespritzt und die dadurch berporgebrachtc» kleinen EochonS baden sich aui die aenanntc Rubrik io berhängnißvoll vcrtbcilt, baß au« de»» Buck" staben «»»" des „I n ländci S" ein ,.r" und ein „I r läuder" sich gestaltet, »voraus der crtrai'ircndc Eopist geschlossen hat, daß der Herr Assessor aiö „Irländer" ein Ausländer und als solcher von der Wahlsäbigkeit auögcschlosse» sei. Man kan» sich hiernach eine» Bcgun machen, »nit welcher Gedankenlosigkeit der Erwin sein Wahllisten«Mannscript augeMigt hat. da er cö möglich
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