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Dresdner Journal : 29.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187705296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-05
- Tag1877-05-29
- Monat1877-05
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 29.05.1877
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«120 1» 仫»»»v»» : »LdrUvd: . . 18 tt»r^ ^jUtrUot»; «tturd »0?L tüaislosdlviomsn»: 10 kl. L,—<1— ä«atta^« L»i<ül« tritt ?ott «ui 8t*»p«t«»»ot»I»r di»r». 1»»»r»t«>Pr«l»»r k»r 6« L»ai» «E b*»p»^a«o ksüttml» >0 kk. v»ttr äi« L«il» bv kk. 8r»od«t»e»: 'ttl^lied mit ^unuchms <lar 8ono- ao6 k«»rt»b« Xbsvä» für äsu solxvoUsa Dienstag, den 29. Mai. Dresdntl Hlmmal. Verantwortlicker Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. 1877 iu»«r»1»iu»i>»»ll«« »uivtrt»; ; n Lranttrtetter, OowiumiooLr äs» Orv«iosr äourLLl»; U»»d«>F I»rU»-Vl»»-I^ti>it^-U»»»I->r„I»u.rr»»ttlu1 ». ».: 7/aa»«uteO» L ko-tsr,- I«rU» Vis» S^ivbiu,. kr»U -I.«tp«i^ ^nurtliu'» ». ». Nku«k«l>: f^xä. S»rUi»: S. L>r»»»ab, /nvattäenäxnL, Lr«w«o: L üe^iott«, >r»,l»i>: I,. Äan^en's Uürsau, vd»»»«» : />> ko«At, rri-villaN ». Ll.: L'. ^«eArr'sodv u. »/. //errni«nn «cke öuokk., OvrUt». /»v -I-., S>uu»ov»r: Lc/»ü»!/«', k»rt»-L»rIt»-knulkk»rt ». N.-»tutlU»rt Dau-e L Oo,' s»wdllrx: L7e^ä-«n, Vt«»: t-xpet-t. U»r»«88«der r LSoi^l. Lrpväitio» äs« vrssäosr äc>urv»I», Oresäsi», /vintsvrotr»«« !^o. SV. Amtlich» Tbeil. Dresden, 2b. Mai- Sr. Majestät der König hat dcm Obrrstlieutenant z. D. Alfred Schlick da- Com- thurkreuz II. Elaste des Albrechtsordens mit Schwertern unter der Krone allergnädiaft zu verleihen geruht. Dresden, 25 Mat. Se. Majestät der König hat dem Ingenieur-Assistenten prädictrten Betriebs Ingenieur Ernst Gotthelf Quinque zu Döbeln das Ritterkreuz II. Elaste des Albrechtsordens zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Buchdruckerei - Factor Richter in Leipzig das AlbrrchtSkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Tkeil. Uebersicht. relegrapkischt Nachrichten. Zeitung-schau. (Wiener Abendpost. — Presse. — Neue freie Presse.) Zur orientalischen Krage. Lagesgeschichte. Dresdner Nachrichten. Beilage. Provinzial-Rachrichteu. Lottrriegewinnliste vom 26. Mai d. I. Börsrunachrichten. Telegraphische Nachrichten. St. Petersburg, Sonntag, 27. Mai, Lor- mittags. (W. T. B.) Aus Kueruckdara wird un ter« 22 d. vom asiatischen Kriegsschauplatz« hier her gemeldet: General LoriS-Melikow ist mit 8 Bataillonen nebst Artillerie von Ardahan in der Richtung auf Kars ausgerückt, um sich mit der Hauptmacht bei Kars zu vereinigen. Konstantinopel, Sonnabend, 26. Mai, Abends. (W.T. B.) Regierungsseitig wird bekannt gegeben, da- ein Militärrath gebildet worden ist, welcher unter dem Präsidium des KriegtministerS die Direettveu für die Armeen feststellen soll. Unter den Mitgliedern des Militärrathes befinden sich der Marineminister, der frühere Großwefir Mehemed Ruschdi Pascha, der Senator Hannik Pascha vnd der Palastmarschall Said Pascha. Konstantinopel, Sonntag, 27. Mai (Tel. d. Dresbn. Journ.) Die Urheber der Demonstration vom vorigen Donnerstag find verhaftet. Der persische Gesandte hat dem Minister des Auswärtigen, Gavfet Pascha, eine Rote überreicht, in welcher erklärt wird, daß dir persische Regie rung die freundschaftlichen Beziehungen aufrecht- erhalten werde, welche die muhamedanischen Völker vereinige«. Eine Depesche Kaszly Paschas, deS Comman- danten von SuchumKaleh, meldet: Ein Ge schwader mit 356 Freiwilligen griff die Festung (das Fort) Adler an. Die Truppen, unterstützt von Artillerie, wurden auSbarquirt und schlugen die Russen, welche 200 Tobte zurückließe». Die Festung wurde zerstört, worauf das Geschwader nach Sachum-Kaleh zurückkehrte. Bei einem am Dienstag in der Nähe von Suchum Kaleh erfolgten Zusammenstöße haben die Abchafier 300 Russen grtödtet. Dresden, 28. Mai. Dir Krisis in Konstantinopel scheint in den amtlichen Kreisen Oesterreich-Ungarns sehr ernst be trachtet zu werden. Die neueste „Wiener Abend post * bemerkt an der Spitze ihres Tagesberichtes Fol gendes: „Die durch den Telegraphen gemeldeten Vor gänge in Konstantinopel stehen im Vordergründe der politischen Betrachtung. Aus der strengen Aufsicht, welche jetzt in der türkischen Hauptstadt über die tele graphische Berichterstattung geübt wird, erklärt stch zur Genüge die Knappheit der betreffenden Mittheilungen, die einen eigentlichen Einblick in die äußere Veran lassung, den Umfang und die Zielpunkte der neuesten Softabcwegung nur sehr theilweise gestattet. Allein aus Allem scheint hervorzugehen, daß, wenn die Regie rung auch noch im Augenblicke die gouvernementale Autorität aufrecht zu erhalten vermochte, die Lage doch eine sehr schwankende und unsichere geworden ist. Die oppositionelle Agitation findet offenbar in der Stellung, welche die Kammer der Pforte gegenüber seit geraumer Zeit eingenommen und welche in der jüngst beschlossenen Anklage gegen den gewesenen Großwefir Mahmud Pascha einen so schroffen Ausdruck gesunden hat, starken Rück halt. Zu den schweren äußeren Bedrängnissen der Türkei haben sich also nicht minder bedenkliche innere hinzugefügt. Vorläufig hat sich die Pforte genöthigt gesehen, den Belagerungszustand über Konstantinopel zu verhängen. Ob es ihr damit gelingen wird, einer Bewegung Herr zu werden, die in einer Reihe von revolutionären Vorgängen bereits den Sieg davongetragen und seit dem Sturze Midhat Paschas fortwährend die gefährlichsten neuen Zünd stoffe aufgehäuft hat, muß abgewartet werden." — Die (alte) „Presse" betont, daß schon die ersten Er eignisse auf dcm Kriegsschauplätze in Konstantinopel eine Rüawirlung gehabt haben, die bedeutungsvoller und ernster, als jene selbst sei. Es wäre nicht unmöglich, daß die Orientfrage in Konstantinopel eher eine Entscheidung erfährt, als auf dem Kriegsschauplätze. Eine Erhebung in Konstantinopel wäre aber heute nicht mehr eine Palast-, sondern eine Volksrevolution. Der Kampf bräche heute nicht zwischen einer mächtigen Clique von Großwesiren und einem schwachen Sultan, sondern zwischen der hochaufgeregten moslemitischcn Bevölkerung und der Camarilla des „Palais" aus. Um das Schick sal der letzter« und den Ausgang der Erhebung möchte man sich wenig kümmern, aber noch etwas Anderes liegt nahe; die Revolution würde sich, unterliegend oder siegreich, unter den heutigen Umständen auch gegen das christliche Element in Konstantinopel richten; der Krieg scheint den türkischen Fanatismus in einem besorgniß- erregenden Grade angefacht zu haben, und das Resultat wäre vorherzusehen; es gievt heute in Konstantinopel Niemanden, der auf die erregten Massen einen Einfluß auszuüben im Stande wäre. Der Artikel der „Pr." schließt: „Die Niederlagen, die Mahmud II. erlitt, waren furchtbar genug, allein alle Welt wußte, daß er tapfer mit einem übermächtigen Geschick rang; die heutigen Schlappen der Türkei werden von jedem glau benstreuen Moslim der Mißwirthschaft des Serails zu geschrieben. Und darin liegt die Gefahr im Innern. Eine Revolution in Konstantinopel wäre heute kein Symptom des Friedens, sondern des Krieges zum Aeußersten, des Volkskrieges." — Die „Neue freie Presse" weist auf die schon wiederholt von ihr betonte Thatsache einer „öffentlichen Meinung" in der Türkei hin und sagt: „Der blinde Gehorsam, der fatalistische Glaube an das unabwendbare Geschick hat aufgehört, die Geister sind wach und üben eine scharfe Kritik an den Vorgängen und an der Thätigkeit der obersten Staatsverwaltung. Es scheint, daß der tür kischen Jugend die brennende Schande fühlbar gewor den, indem sie mit der Vorzeit vergleicht, was aus dem Volke geworden. Sie weiß, daß cs jetzt einen Kampf um Leben und Sterben gilt, gegenüber einer Macht, deren Feindseligkeit gegen die Türkei sprichwörtlich, deren Interesse an der Auflösung des 400jährigen Reiches augenfällig ist, deren Ueberlcgcnheit im Rathe der Großmächte leider von Europa anerkannt wird. Es girbt kaum einen Muselmann, der es nicht weiß, daß die Türkei ganz und gar auf sich selbst, auf ihre eigene Kraft angewiesen ist; um so stärker ist die Ent rüstung über die erbärmliche Kriegführungund Kriegs verwaltung. . . . Die große Gährung unter der haupt ¬ städtischen Bevölkerung hat aber noch eine andere, ver- hängnißvolle Bedeutung. Wie sie von dem Unmuthe über den Gang der Ereignisse auf dem Kriegsschau plätze erzeugt ist, so ist ste andererseits auch im Stande, einen sehr bedenklichen Einfluß auf die Kriegführung zu nehmen. Sie könnte, wenn anhaltend, zum ent scheidenden Bundesgenossen für den Feind werden; in jedem Falle lähmt sie die Volkskraft, unterdrückt sie den Enthusiasmus der Kämpfer, nährt ste das Mißtrauen der Soldaten in die Oberleitung; vollends in einem Kriege, wie dieser, der zum Religionskampfe geworden, in welchem der Fanatismus der Truppen fast der ein zige Bürge des Erfolges ist. Innere Zwistigkeiten, Unzufriedenheit im eigenen Volke, Mißtrauen in die Lenker des Staates, in die Ehrlichkeit und Fähigkeit der Verwaltung und Heeresleitung würden von vorn herein den ohnehin äußerst schwierigen Kanrpf vollends aussichtslos machen. Daher erscheint uns nichts drin gender, als die Beachtung der Forderung eines Cabinets- wechsels und Ersetzung des unfähigen Eommandanten in Asien durch einen Führer, der Willensstärke, Klar heit und Schärfe des Denkens mit unermüdlicher Thätigkeit, kalter Ruhe und vollkommener Selbstbe herrschung vereint." Für orientalischen /rage. Wien, 27. Mai. (Tel.) Das hicr und auch aus wärts verbreitete Gerücht, wonach gelegentlich der Reise dcs Kaisers von Rußland nach Plojesti eine Zu sammenkunft desselben mit dcm Kaiser von Oesterreich an der österreichisch-russischen Grenze stattfinden sollte, wird von unterrichteter Seite als unbegründet be zeichnet. London, 25. Mai. (H. N.) Der Premier Earl of Beaconsfield hat den hier weilenden Midhat Pascha auffordcrn lassen, ihn auf seinem Landsitze zu Hughenden zu besuchen. Viele hochgestellten Persönlichkeiten haben dem Exgroßwesir bereits Besuche abgestattct, und ver schiedene Journalisten haben ihn mit Gesuchen um Unterredungen überschüttet. — Das von der Regierung veröffentlichte Blaubuch über die Verfolgung der Juden in Serbien und Rumänien wird von der liberalen Partei als eine Demonstration der Regierung gegen die Mißwirthschaft in jenen Fürstenthümern an gesehen, um zu zeigen, daß nicht die Türkei allein, son dern deren Vasallenstaaten ebenfalls sich großer Berge- waüigungen schuldig machen. St. Petersburg, 26. Mai. (Tel.) Ueber den Aufenthaltsort Sr.Majestät des Kaisers während sei ner Anwesenheit bei der Donauarmee, sowie über die Dauer des Aufenthalts sind endgiltige Bestimmungen noch nicht getroffen, doch dürfte derselbe nicht kurz be messen sein. — Der „Regierungs - Anzeiger" veröffent licht einen kaiserlichen Ukas, betreffend die inter nationalen Vorschriften während des Krieges. Die in Rußland wohnenden Türken sind berechtigt, unter dem Schutze des Gesetzes ihre Gewerbe weiter zu treiben. Türkische Schiffe können russische Häfen nach der Ladungsfrist frei verlassen. Den Unterthanen neutraler Staaten und dem neutralen Handel wird möglichster Schutz gewährt. Die Caperei ist verboten. Die neutrale Flagge deckt feindliche Waaren, ausgenom men Kriegscontrebande. Neutrale Waare bleibt auch unter feindlicher Flagge unangefochten. Die Blokade muß eine effcctive, die Schifffahrt und der Handel der Neutralen auf der Donau möglichst frei sein. Die Mi litärbehörden schützen die Arbeiten und das Personal der Donaucommission. Die Bestimmungen der Genfer Convention bezüglich Unverletzlichkeit des Abzeichens, welches die Türken anstatt des rothen Kreuzes anneh- men, sind zu respeciiren. Die St. Petersburger Decla ration (Nichtgebrauch von Explosionsgeschossen) und die Beschlüsse der Brüsseler Conferenz von 1874 sind zu beobachten. — Die Nachricht, daß in Polen fortdauernd Haussuchungen und Verhaftungen stattfinden, wird an informirter Stelle für unbegründet erklärt. Es ist feiten - Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K- Hoftheater. — Neustadt. — Am 26. Mai, beim zwölften Gastspiele der französischen Schauspieler- grsellschaft, unter Direction des Hrn. Emil Neumann, vom k. Hoftheater in Berlin, fanden zwei im Ganzen vortrefflich ausgeführte Vorstellungen Statt, bei denen das Haus zahlreich besucht war und den Schauspielern nach Verdienst lebhaften Beifall zu Theil werden ließ. Man gab: „Drop beau pour risv kairs" von Eduard Plouvier und Julius Adenis und „kar ckrvit äe eonquSts", «ine vieractigr Comödie von Ernst LegouvS, dessen Art und Weise dem deutschen Publicum durch vielfache Uebertragungen und Be arbeitungen seiner Stücke wohl bekannt ist. Je genauer man durch öfteren Besuch die vielseitige Brthätigung de- nicht umfangreichen Personals dieser Gesellschaft kennen lernt und ihre Leistungen beobachtet, um so höhere Achtung gewinnt man vor der stattlichen Thatkraft ihre- Fleißes. Diese sehr stark beschäftigten Schauspieler, die von der Natur nicht eben alle mit reichen Mitteln ausgerüstet sind, lassen sich nirgends auf einem Moment ertappen, in dem sie sich gehen lassen und stch ihre Aufgabe leicht machen. Unsere deutschen Kletnkräfte leisten freilich mehr in dem Artikel indiffe renter, ja ost vornehmer Lässigkeit. Für ste wäre c- sehr lehrreich, die rege Anspannung, da» heiße Bemühen zu verfolgen, mit denen von diesen Franzosen danach gestrebt wird, die unbedeutendste, flüchtigste Zwischen- scrne aufrecht zu erbalten und zur möglichst entsprechen den Wirkung zu bringen. Es wird hier in der That mit gediegenem Ernst um das Gelingen jeder Nuance gekämpft, der Einzelne thut, was man stets in der Welt von ihm verlangen kann: er strebt bis zur Grenze seiner individuellen Be fähigung; Keiner hat an diesem Abend — und das war bet jeder Vorstellung, die ich gesehen, der Fall — seine geistige Spannung, seine Miene, seine Gcberde aus der Situation heraussinken lassen, die Tänfchung wurde immer mit rührendem Eifer festgehalten, man fühlte, die Spieler und Spielerinnen glaubten selbst die Personen zu sein, welche sie darstellten, und eine solche Ueberzeugung ist nithig, um auch wieder beim Zu schauer Ueberzeugung und Illusion hervorzurufen. Da bei bemerkte ich fast bei allen Mitgliedern, daß sie das eigentliche technische Handwerk, diesen fruchtbringenden, ernährenden Boden aller Kunst, welchen Namen sic auch tragen möge, emsig und unermüdlich cultivirt haben. Ganz besonders gewinnt durch dieses Festhalten aller äußeren Formen in Bezug auf Kommen, Gehen, Stel lung der Gruppen die Deutlichkeit der Scene, welche wieder die Eindringlichkeit des Dialogs erhöht. Bei kleinen Situatiousstückcn, wie die einactigc erst genannte Comödie von harmlosem und durchaus unter haltendem Charakter, ist diese klare Fixirung vorzüglich förderlich; jeder Mangel an ousprobirter Methodik würde den Eindruck gefährden. Das zweite, in der Exposition ein wenig gedehnte Stück wurde ebenfalls übeiraschcnd lebendig dargestellt und wesentlich durch Mr. Gerbert unterstützt. O. B. Weltausstellung von Zeitungen und Handschriften. Diese in Prag arrangirte Exposition, Erscheinungen der Presse und Autographen verschiedener Länder und Sprachen umfassend, rin Unternehmen, da- sich großer Reichhaltigkeit und trefflicher Anordnung erfreuh ist in seiner Weise nicht minder lehrreich und culturgeschichtlich interessant, als manche Ausstellung anderer Art, die unsere in dieser Richtung überthätige Zeit zu Tage ge fördert hat. Wir wollen nach den Specialberichten der „Bohcmia" nur auf einige hervortretende Erscheinungen aufmerksam machen und zwar besonders in Betreff sel tener Handschriften, ein Gebiet, auf dem sich so viele Freunde und Sammler eifrig bewegen. Glanzpunkte der Ausstellung bilden zweifellos die in eigenen Glas kästen untergcbrachten Sendungen des gewesenen k. k. Ministerresidcnten für China, Japan und Siam, Ritt, v. Schäffer. Die Beziehungen des Ministerrestdenten zu den Höfen von Jcddo und Peking haben es ihm er möglicht, Autographen der höchsten Autoritäten und Würdenträger der Reicht zu erwerben. Die Japanesen, welche sich am zahlreichsten eingestellt haben, scheinen sehr poetische Naturen zu sein, ste widmeten Herrn v. Schäffer zumeist „gebundene" Herzensergüsse, die sich in den Riesenschriftzeichen auf bunten Streifen oder Blättern recht imposant ausnehmen. Ein Gedicht aus der Feder des Prinzen Sadunaru Fushini nimmt allein fast einen ganzen Stehkastcn ein. Se. japanische Majestät der Tenno Mutfu Chito äußert sich recht weise in fol genden Versen: jOuri Laßest» kumi miäsuri ««d»- Ams nv sstit» 08»muru miäri m» — I üuäö »Kiro mLäri: zu deutsch: „Wenn man nicht wieder und wie der in den Büchern blättert und sich deren Inhalt zu eigen macht, wie kann man dann den Weg kennen lernen, um hier unter dem Himmel (Japan ist bekanntlich „da- Reich unter dem Himmel") regieren zu können." Der Thron folger und Neffe des Kasters Prinz Tako Shito Arisugawa No-Mija vergleicht den „weißen Schnee des diesjährigen Fusiberges" mit einem fein gcschliffcnen Edelstein, derOber- commandant de- japanischen Heeres, Prinz HigaShi FuShimi ruft auS: „Im Westen der Weftfeeländer (Europa) so der polnischen Bevölkerung zu irgendwelchen ausnahms- weisen Maßregeln nicht der geringste Anlaß gegeben. — In Moskau eingetroffenen Nachrichten auS Eupa- toria (in der Krim) zufolge flüchteten die meisten der besitzenden Klasse angehörigen Familien nach Simferopol und den anderen Städten im Inneren. Die Verkaufs- läden sind geschlossen, die Rhcde ist leer. Die Handels schiffe sind abgesegelt, die kleineren Fahrzeuge wurden versenkt oder trocken gelegt. In der Stadt herrscht ein fühlbarer Lebensmittelmangcl. Bukarest, 26. Mai. (Tel ) Der Fürst Karl hat heute eine Inspektionsreise nach Krajowa und der kleinen Walachei angetreten. — Im Senate machte Demeter Ghika Reserven wegen des Wortes „König", das Demeter Bratiano in seiner Ansprache anläßlich der Thronbesteigungsfeicr des Fürsten angewendet hat. Der Senat schloß sich diesen Reserven an. — Der Ge setzentwurf betreffs Emission von Papiergeld be gegnet zahlreichen begründeten Einwürfen, namentlich deshalb, weil die jährlichen Zahlungen Rumäniens an das Ausland 55 Millionen betragen. — Nach erfolgter Anmeldung werden am 14. und 15. Juni von Berlin drei Trains ü 20 Wagen mit Gerätschaften zur Verwundeten pflege cxpedirt werden, welche der Berliner Centralverein zur Pflege der Verwundeten im Felde der Gesellschaft dcs rothen Kreuzes zur Verfügung gestellt hat. Die Direktive für den Transport dieser Hilfsmittel ist Rumänien. — Die rumänischen Flüsse, der Sereth, die Donau und die Aluta sind noch immer im Steigen begriffen, und ist eine Unterbrechung der Postverbindung zu befürchten. Der Sereth und die Aluta sind an mehreren Punkten ziemlich stark ausge treten. — Die Türken errichten behufs Verhinderung dcs Donauübergangs längs des ganzen Donauufers Piquets zu 30 Mann, welche von 3 zu 3 Kilometer stehen und untereinander telegraphisch, sowie durch Feuersignale communiciren. * Galacz, 26. Mai. Wie bereits in voriger Num mer gemeldet, ist abermals ein türkischer Monitor in die Luft geflogen. Es dürfte dies der „Hifs e Rachman" gewesen sein, das Schwesterschiff des bei BraNa explodirtcn „LütfiDjelil", von welchem letzteren übrigens, wie die Konstantinopeler Journale melden, nicht blos ein einziger Mann, sondern der Capitän nebst 8 Mann der Equipage gerettet worden sein sollen. Diesmal war es indeß nicht eine russische Granate, sondern ein Torpedo, welcher das Urtheil anrichtete. Es liegen zwei verschiedene Versionen über die Vernichtung des türkischen Schiffes vor. Nach einer officicllen Bu karester Depesche wäre der Torpedo in den Matschin-Arm verankert, somit ein sogenannter fixer Torpedo gewesen, während nach einer Galaczer Mittheilung der „Polit. Cor-.", welche auch von dem Correfpondenten der „N. fr. Pr." in Braüa bestätigt wird, der Torpedo durch zwei russische Marineoffiziere von einer rumänischen Schaluppe aus gegen den türkischen Monitor abgelassen wurde. Das Telegramm der „Polit. Corr." lautet: Durch d,e Erfolge der Lieutenants Samuelow und Ro- manow, welche jüngst den türkischen Monitor „Lütfi Djelil" durch einen glücklich applicirten Schuß vernich teten, kühn gemacht, bereiteten die russischen Marine offiziere Dubaschow nnd Schestakow schon seit einigen Tagen ein Attentat auf die im Canal von Matschin lavirendcn türkischen Monitors vor. Sie adjusttrten zu diesem Zwecke die rumänische Schaluppe „Rundunika" mit Torpedos. Als heute gegen 3 Uhr Morgens ein türkischer Monitor gegenüber von BraNa Dampf machte und in den Canal von Matschin einfuhr, näherte stch die Schaluppe, von den beiden russischen Marineoffizie ren geleitet, und in demselben Augenblicke explodirte von der Schaluppe aus ein Torpedo mit solcher Präcision, daß der Monitor augenblicklich in die Luft ging. Die rumänische Schaluppe, wie die beiden russischen Marine offiziere erreichten glücklich und ohne den geringsten Scha den genommen zu haben, das rumänische Ufer. — Eine in St.Petersburg eingetroffene Depesche des Obercomman- dirrnden, Großfürsten Nikolaus, bestätigt, daß russischer tiefe Freundschaft ist doch erfreulich!" Wehmüthig ver zeichnet der Minister Jmakura Tomomi (Viceprästdrnt des Staatsministeriums) folgenden Ausspruch eines japanischen Kaisers: „Meine Selbstaufopferung Allen kund zu thun, ist mein Wunsch, aber man will mich nicht verstehen!" Etwas harmloser sind die Verse des Ministers dcs Innern Okubo Toshi Midsu, der sich über die erste Pflanmenblüthe des Frühlings freut. Sogar eine Reminiscenz an Prag aus lapanischcr Feder findet stch in der Ausstellung. Der Minister des Aeußern Terasimo Munenori hatte nämlich — wie Hr. v. Schäffer mittheilt — anno 1873 Europa und auch Böhmen bereist, und auf den malerischen Anblick, der sich in Prag Abends bei Mondenschein auf der stei nernen Brücke bictet, deuten offenbar die folgenden Verse hin: „Däucht cs mir doch, als seh' ich noch de- Schlosses Zinnen und dcs Mondes Schimmer stch spiegeln in des Flusses eilenden Wellen." — Au- China liegt u. A ein Brief des Ministers des Acußern Prinzen Kung, Onkels dcs jungen Kaisers, an Hrn. v. Schäffer vor. Den Brief begleitete ein Krystall- flacon, wie es in China als Tabaksdose benützt wird, das Prinz Kung dem Diplomaten zum Präsente machte. Eine Reihe anderer japanischer Autographen von Erle- britäten aus den frühesten Jahrhunderten sind ein Ge schenk des berühmten japanischen Archäologen Ninagawa Noritans; außerdem hat Hr. v. Schäffer noch 15 pbotographirte Autographe berühmter japanischer Män ner aus dem Museum zu Jeddo dem Comits zur Verfügung gestellt. — Von Jeddo nach Stuttgart ist - zwar weiter als zur nächsten Zeile, aber die kleine Collection Hallberger's steht an Interesse der Schäffer'- schen zu nahe, als daß wir ihrer nicht noch heute ge denken müßten. Ein Verleger wie Hallderger bekommt Handschriften in seine Gewalt, um die ihn mancher
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