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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070320021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907032002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907032002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-20
- Monat1907-03
- Jahr1907
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Personenschissahrt. Armeevtränderunaeii, Geweiheverein. Der Kaiser über die I V**» « v» Vzitttz"- Pflichten der Johanniter. Kammermusik, LiSztS Lieder. Gruvemmglück in Klein-Rossrln. Mittwoch, 20. M«r; >007. Ueuefte Drahtmeldungeu vom 19. März. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Der Vertrag über Sen Bei- tritt Luxemburgs zur Nvrddontischen Brausteuergemcinschast wird in erster und zweiter Lesung genehmigt und dann die Besprechung der sozialdemokratischen Interpellation betr. Eingriffe von Behörden in die RcichStagS- wählen fortgesetzt. — Abg. Licbermann v. S o n n c n- berg tWirtsch. Vcr.) ertlärt sich auch dagegen, daß Fonds von Parteien durch Mittel gestärkt werden, die von der Regierung zusannncngebracht sind. Dagegen müsse es aller dings der Negierung gestattet sein, durch ausklärcnde Aeußerungen in die Wahlbowcgung einzugrcisen. Die Sozial-demvkratcn hätten am allerwenigsten Anlaß, über Wahlmachen-schasten sich zu beschwere». Hoffentlich konime noch einmal gegen sie eine lückenlose Front von Novmann biS M-ngdan zu stände. — Abg. Bebel (Soz.): Amtliche Wahlbeeinflussungcn seien ja wohl immer vorgekommen, aber niemals in dem Umsange wie diesnial. Wenn der Reichskanzler in den Wahlkampf eingretfcn wolle, so sei wenigstens zu verlangen, daß er das in würdiger Weise tue. Der Reichskanzler habe sich als Sammelstelle für Wahlgelder etabliert. Flottenvcreine, Kriegrrvereine arisfen in die politischen Wahlen ein und kein Staatsanwalt krähe danach; aber wenn die Sozialdemokraten, dem Gc-brauche aller politischer Parteien folgend, hier in diesem Hause mit geladenen Gästen konferierten, so solle der Staatsanwalt einznschrciten beabsichtigen. Sollte sich das bestätigen, so wäre das wieder ein Beiweis dafür, das; es für die Ar beiterklasse kein Recht und keine Gerechtigkeit gebe. Durch den Brief deö Fürsten Bülvw an den Präsidenten des Ver bandes zur Verleumdung der Sozialdemokratie sei dieser Verband der offizielle Wahlrepräsentatvr der Negierung ge worden, sodah vor ihm bei den Behörden alle Türen anf- slogen. Der KaiOr sei über die Art der Kckmpffiihrung gegen die Sozialdemokraten offenbar genau unterrichtet worden, wie aus dem Vorgänge in der Rächt nach dem Wahltage vor dem Schlosse ersichtlich sei. Der Kaiser erinnerte an das Wort des Obersten v. Kottwitz im „Prin zen von Homburg": „Was kümmert »nS die Regel?" Auch da kommt die Auffassung zum Ausdruck: Was kümmert un». ob der Steg anständig erfochten wird oder unan ständig? Das ist ganz egal. Das Tollste leistet fortgesetzt der NeichSlügenvcrband. so die Lüge, das; er (Redner) mit Singer am Wahltage irgendwo Champagner getrunken Hütte. Berichtigungen nehmen die Blätter nicht aus: for dere man sie, so sage der Redakteur: „Legen Sic erst 20 Mk. auf den Tisch!" (Heiterkeit.) Persönliche Niederträchtigkeiten zu verbreiten, sei die Aufgabe dieses Verbandes. Wie sei in vielem Wahlkampfe auch der Kollege Singer wieder verleumdet worden! Immer und immer wieder sei ihm nachgesagt worden, er habe einem Mädchen, das um Lohn erhöhung bat, geantwortet, sie solle doch auf den Strich gehen! (Unruhe rechts.) Was würden Sie, Herr von Sievert, lagen, wenn Sie einen Bruder hätten, der ein Schuft ist, und wenn man Ihnen dann die Schuftigkeiten dieses Bruders zuschöbc? Sie würden gewiss die stärksten Ausdrücke finden, »nd hier handelt cs sich nicht einmal um Singers Bruder, sondern um einen Fremden, einen Kompagnon! Freilich, wer kennt Nvsenbanm? Nosen- bäume gibt cs unzählige. (Stürmische Heiterkeit.) Und alle solche Lügen verbreiten Leute, die noch dazu beson deres Ehrgefühl haben wollen! Oberbürgermeister Beutler in Dresden wünlchte zu dem Stege unserer Gegner in Dresden-Altstadt Glück mit den Worten: „Zu diesem Sieg über Unverstand und Bosheit!" (Lebhafter Beifall rechts.) Diese Bravorufe sind mir recht: sie kenn zeichnen Sie, Sie sind von demselben Schlage wie dieser Mann. (Fortsetzung im Morgenblatte.) Berlin. (Priv.-Tel.) Die Bndgetkvmmission des Reichstages nahm den Not-Etat der Kolouial- vcrwaltung und dazu einen Antrag Dr. Scmlcrs an, der Vorsorge dahin trifft, das; die bei der Kolvnialvcrwal- tung in den Monaten April und Mai zur Verwendung gelangenden Mittel nicht höher sein dürfen, als ;,rc> rata der für das Rechnungsjahr lM7 im Hausetat bowilligten Summe. Dieser Antrag ist mit 2 ücksicht daraus gestellt, das; mit der Verminderung der Truppen, die infolge des Aufhörens des Kriegszustandes in Südwestafrika nunmehr beginnt, auch eine Verminderung des Geldbedarfs gegen über dem Etatjahre >90tt eintritt, während im allgemeinen der Not-Etat zwei Zwölftel der für wag bewilligten Be träge der Negierung zur Verfügung stellt. — Dann begann die Beratung des Militäretats, die morgen -beendet wird. Die Grubenkatastrophen. Forbach. Nach Mitteilung der Grubcndircktion Klcin-Rosseln ist nunmehr fcstgcstellt, daß 7g Mann tot undgvcrletztsind;8Mann werden noch vermtstt. Klein-Nosseln. Gestern nachmittag 3 Uhr wurde die Leiche des verunglückten Steigers Waldschmidt, des jüngsten von acht Geschwistern, die sämtlich aus der Grube Klcin-Rosseln beschäftigt sind, beerdigt. Er war der einzige Protestant von allen Verunglückten. Pfarrer- Lang ans Forbach geleitete die Leiche zu Grabe. Eine große Menschenmenge beteiligte sich am Trauerzugc. Berlin. Der General der Infanterie Bernhard v. Werder, Gcncraladjutant des Kaisers nnd Chef des Reitenden Feldjägcrkorps, früher deutscher Botschafter in Petersburg, ist heute früh gestorben. Berlin. (Priv.-Tel.) Heute mittag findet in An wesenheit vieler Generale und höherer Offiziere im Osfi- zierskasinv der Granzer-Kaferne die Ehrengerichts- Verhandlung gegen den in der Tippelslirch-Afsäre vielgenannten Major Fischer statt. Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Der Berliner Korrespondent der „Franks. Za." bezweifelt die Richtigkeit der Meldung, wonach F ü r st B tt lo w den Kultusminister Dr. von Stnbt aufgesordert haben soll, in Sachen der Schulaufsicht eine entgegenkommende Erklärung ab- zngoben. Er sagt, das Ministerium habe sich mit senom Anträge nicht besaht und Minister Studt habe nicht als dessen Vertreter gesprochen. Jedenfalls sei das Auftreten des Kultusministers mindestens sehr unglücklich gewesen. Bei dem Paarungsgedanken des Fürsten Bülow müsse vornehmlich vorausgesetzt werden, -aß er des guten Willens und der verständigen Mitwirkung seiner Ministcrkvllegcn sicher sei. Wenn daS Werk aber aus Hindernisse, ans offene oder versteckte Gegnerschaft innerhalb der Regierung selbst stoße, würde es als Komödie mit tragisch-komischem Aus gange enden. Hierin liege ''er sachliche Kern dessen, waö unter dem Titel „Ministerkrise" in letzter Zeit vielfach er örtert wurde. Bremen. Das Schulschiff „ Großherzogi u Elisabeth" des Deutschen Schulschissvcreins ist wohl behalten tu Bremerhaven angekvmmcii. Tort wird am 27. März in Gegenwart des geschästssühreiiden Ausschusses eine Schlußbcsichligiing stattfinde». Am 28. d. Mts. soll das Schulschiss nach Elsfleth geschleppt werden, von wo aus die jungen Seeleute zur Entlassung kommen bczw. beurlaubt werden. Bremen. Tic Rettungsstation Helgoland der Deut schen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 18. März wurden von der hier gestrandeten deutschen Tjalk „Emaunel" Schisser Friese und zwei Personen durch da» Rettungsboot „Claus Drcycr" der Station gerettet. Hamburg. Der Aufforderung des Hasenbctriebs- vcrcilis »achgebend, haben diejenigen Makler und Stauer, die noch zu den alten Bedingungen arbeiten ließen, nun mehr die von ihnen beschäftigten Schauerleute, etwa 500 an Zahl, entlassen. Mit dem Dampfer „Viola" sind noch 200 Arbeitswillige hier cingetrossen. Dadurch ist die Zahl der verfügbaren Kräfte aus 1800 gestiegen, wovon un gefähr 170 znrüclgesandt werden sollen. Heute wird wieder eine größere Anzahl Arbeiter erwartet. Die Lage im ganzen ist unverändert. Köln. Die Versuche» dem rein privaten Besuche des österreichischen Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand bei Kaiser Wilhelm einen politischen Anstrich zu geben, bezeichnet ein Wiener Telegramm der „Köln. Zig." aus sicherster Quelle als haltlose Kombination. Die Reise des Thronfolgers war so privater Natur, daß weder die Hoskrcise, noch das Ministerium des Aeußern, noch die deutsche Botschaft etwas davon wußten. Wien. Als Kaiser Franz Joseph heute.vor mittag zu einem Besuche des neuen Gebäudes des Militär- geographischen Institutes fuhr, stürzten in der Nähe des Instituts zwei Pferde der Hosequipage. Der Kaiser ver ließ mit dem Gencraladjutantcii Paar den Wagen, wartete, bis die Plcrde wieder ausgerichtet worden waren, und begab sich sodann zu Fuß in das Institut. Das Publikum begrüßte den Kaiser mit lebhaften Hochrufen. Paris. Wie verlautet, wird der heutige Ministcr- rat beschließen, für den verstorbenen Chemiker Verthc- lot ein nationales Leichenbegängnis zu ver anstalten. Die gesamte Presse widmet dem dahingcschtede- ncn Gelehrten überaus warme Nachrufe» in denen seine Verdienste um die Wissenschaft und das Vaterland gefeiert werden. Die radikalen Blätter beben rühmend hervor, daß Berthclot immer in den vordersten Reihen der Vcr- leidiger der Republik und des freien Gedankens gestanden habe. Paris. Der Justizminister teilte IauröS mit, daß er die Auslieferung der Montagnini-Paptere an einen parlamentarischen Ausschuß wegen des gegen Pfarrer Ionyin schwebenden Prozesses gegenwärtig nicht für mög lich halte, daß sie aber nach Beendigung dieses Prozesses erfolgen könne. Falls die Kammer die Ernennung eines Untersuchungsausschusses beschließen sollte, würden ziem lich sämtliche Papiere auSgefolgt und an die Oeffentlichkeit gebracht werden. Paris. Ans Toulon wird verschiedenen Blättern gemeldet, daß der Panzer „Charles Märtel" wäh rend einer Ucbnngssahrt ans bisher noch nicht bekannter Ursache ein Leck erhielt. Unter der Mannschaft rief der unerklärliche Vorfall einen Augenblick lang lebhafte Panik hervor. Der Panzer kehrte sofort in den Hafen zurück. Kunst nnd Wissenschaft. s* Mitteilung auS dem Bureau der König liche» Hoftheater. Im Opernhause wird Donnerstag, den 21. März, die Oper „Carmen" auf- gesührt. Den Don Josä singt Herr Burrian, die Carmen Fräulein von der Osten, die Micaela Fräulein Serbe und den Escamillo Herr Plaschle. — Im Schau svtelhause geht Donnerstag, den 21. März, außer Abonnement schtllcrS Trauerspiel „Die Verschwörung des Atesco zu Genua" in Szene. Die Besetzung der Hauptrollen ist die folgende: Fiesco: Herr Wicckr, Lconore: Frau Galbach, Impcrialt: Fräulein Ltßl, Bertha: Fräulein Polth, Andreas Doria: Herr Müller, Gianctttno: Herr Froböse, Berrtna: Herr Mchncrt, Bourgognino: Herr Wierth, Muley Hassan: Herr Fischer »sw. Der Vorver kauf beginnt Mittwoch, den 20. März, vormittags 10 Uhr, an der Kaffe des Königlichen Schauspielhauses. Kammermusik. Die Herren Petri. Wcirwa». Spitzner und Wille beschlossen ihre Kamniernmsik-Abende mit Weiken der Schöpfer und Meister des Streichquartetts: Haydn, Nr. 3 auS Op. 74: Mozart, K.-V. Nr. 499 - Beethoven, Es-D»r. Ov. 127. Mit diesem Pwgicmnn boten die Herren mit drei Meisterwerken zngleich auch einen Ueberblick über die Entwick lung deS Streichquartetts vom melodisch liebenswürdigen Ton- sviele an bis zur großartigste» Vollendung, von der einfachen Tonsprache bi» zur völligen Neuaestaltuna der Form und deS Inhalt», wie sie Beethoven in seinem ES-Dur-Ouartrtt als eine seiner höchsten Offenbarungen niedergelegt hat. Die Hingebung, mit der die Werke gespielt wurden, die Herzlichkeit der Anteil nahme die man ihnen entgegenbrachte. gaben den, Abend eine förm lich festliche Stimmung. Kritisch ist dem Petri-Ouartett auch diesmal, wie früher, kaum etwa» anderes nach,»rufen. alS die voll« Anerkennung für die künstlerische Vollendung, in der diese unsere erste Kannnelmusik-Beretiilgnng ihre Vorträge darzubteten pflegt und sie »u den vornehmsten und interessanteste» Anziehungen unserer Musikavende zu gestalten wissen. Uiniöltg hinzuznfüge». daß die Herren ihren letzten Abend unter zahlreichen und herz lichen Eblungcn beschlösse». ü. 8t. s* Gestern begab sich eine Abordnung der Dresdner unftgenossenichaft, bestehend au- den Herren Bildhauer acan und Malern W WIttliig, A Thamm und M. Pietsch» mann, in die Villa deS Geh. Hofrat» Prof. H. Prell, um ihm da» Diplom der Ehren Mitgliedschaft der Dresdner Kunstgenosseiischaft, eine von M. Pietschmann vortrefflich cms- acsührte Radierung, die in reizvoller Weise aus das Schassen Prelis Bezug nimmt, zu überreichen. 1* Die üreiaktige Bolksoper „Sonnenwende" von dem in Dresden wohnenden Komponisten Ernst Hartenstein fand bei der vorgestrigen Uraufführung in Mannheim vor ansverkauftem Hause sehr freund liche Ausnahme. Der Autor konnte wiederholt für den Beifall danken. f* Der Direktor de- Bayrischen NationalmnsenmS Dr. Graf ist unter Verleihung der Pnnzregent Luitpold-Medaille in Silber in den dauernden Ruhe st and versetzt worden. f* Der Tod des Chemikers und Akademikers Mar- eellin Berthelot in Paris erfolgte vorgestern abend « Uhr. Er war gerade in seinem Laboratorium beschäf tigt, als ihm der Tod feiner seit einigen Tagen im an stoßenden Zimmer krank barntcberliegcnden Gattin mit- gcteilt wurde. Er stürzte vom Schlage getroffen tot nie der. Vorgestern nachmittag hatte Berthelot noch einer Sitzung der „Acaüömte Franqatse" betgcmohnt. deren Sekre tär er war. Er kehrte sodann an das Krankenlager seiner Frau zurück, an dem leine Sühne standen, zu denen er kurz vorher gesagt hatte: „Wenn Eure Mutter stirbt, bann werde ich sie nicht überleben." Hebbel über Paul Gerhardt. Znm >300. Geburts tage Paul Gerhardts sei daran erinnert, daß kein Geringe rer als Friedrich Hebbel seine erste poetische Anregung von diesem Dichter empfangen hat. Hebbel berichtet darüber in seinem Tagebuch am Ende de» Jahres 188ü „Erinne rungen a»S der Kindheit": »BiS tn mein 14. Jahr habe ich. obwohl ich Berse machte, keine Ahnung gehabt, daß ich für die Poesie bestimmt sein könne. Sie stand mir bis dahin als ein Ungeheures vor der Seele, und eher würde ich eS meinen körperlichen Kräften zugemutet haben, eine Alp zu erklimmen, alS meinen geistige«, mit einem Dichter zu wetteifern, obwohl mich beides reizte. Ich stand tn einem Verhältnis zur Poesie wie zu meinem Gott, von dem ich wußte, baß ich ihn tn mich ansnehmen, aber nicht erreichen könne. Deutlich erinnere ich mich übrigens noch der Stunde, tn der ich die Poesie in ihrem eigentümlichsten Wesen und ihrer tiefsten Bedeutung zum ersten Mal ahnte. Ich mußte meiner Mutter immer aus einem alten Abend segen vorlesen, der gewöhnlich mit einem geistlichen Liede schloß. Da las ich eines Abends das Lied von Paul Ger hardt, worin der schöne Vers: „Die goldncn Sternlein, prangen am blauen Himmclssaal" vorkommt. Dies Lied, vorzüglich aber dieser Vers, ergriff mich gewaltig. Ich wiederholte es zum Erstaunen meiner Mutter in tiefster Rührung gewiß zehnmal. Damals stand der Naturgcist mit seiner Wünschelrute über meiner juaendlichen Seele, die Mctalladcrn sprangen, und sie erwachte wenigstens aus dem Schlaf." 4 lieber modern« russisch« Kunst. Die Vorführung einer umscmqrcichen Kollektion von Werken russischer Künstler im Talon d'automne tn PanS und lm Kunstsalon Schulte in Berlin bat auch in wetteren Kreis«, das Interesse für moderne russisch« Kunst wachgerusen: und ste verdient dieses Interesse tni vollen Maße. Dt« bekannte Münchener Kunstzeitschrlft „Die Kunst" lVertagsanstcilt vruckmann, ' ISbrl. SM.) hat es nun unter- nommen, in einem Aussatz von P. Ettmger-Moskau mit den Hauet. Vertretern der russischen Kunst bekannt zu machen: St auSaezeichnet« Ab- bildungen find dem Aussätze beiaegeben. Ein ebenso reich illustrierter Aussatz übe» den tn London lebenden Maler G. Sauter. «inen aus- gezeichneten PortrStiften, dessen Werke eine seltene Verschmelzung de« äußerlich ästhetisch Schönen mit seelischem Inhalt zeigen, ferner eine prächtige Studie von F. von Ostini über den Münchener Joseph Luder mit Proben der vielseitige» Tätigkeit diese« Künstler« (Fresko Mosaik, Kiinftgewerbe) schließen sich an. Der für die angeivandte Kunst reservtert« Teil de« HesteS ist fast ganz dem Letter der Breslauer Kunstschule, Hans Poelzig, gewidmet. Der Aufsatz bietet die erste umsafsende Darstellung seiner neueren Ardelten — Wvbnungseinrichtungen, das Ldwenberger RaihauS, architektonische Ent würfe re. Auch aus die Abbildungen von Arbeiten von Frau Etse Oppler- Legband und Luise Matz, die die klein« billige Essasverle wieder »u Ehre« bringen wollen, möchten wir noch ausdrücklich hinweite«. Über LiSztS Lieder. Das Eindringen in das Wesen eines großen Kunst werkes vollzieht sich erst im Lause größerer Zeitabschnitte. Die ihm bei seinem Erscheinen angewiesene Stellung kau« niemals die entscheidende sein, zumal sie vielfach auS Gründen erfolgt, die außerhalb des Kunstwerkes liege«. Besonders macht sich der herrschende Geschmack dabet geltend: sonst könnte es nicht Vorkommen, daß zuwetlea die harmlosesten und ein anderes Mal die gewagteste« Dinge aus die Tagesordnung gesetzt werden und eine — allgemeine Wertschätzung genießen, gegen die -er u«- bectnflußtc Beurteiler zunächst nichts auszurichten vermag. Darum werden die Klagen darüber, daß die großen Meister der Kunst so selten schon »n ihren Lebzelten dt« g«r«-te
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