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Dresdner Journal : 29.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-29
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 29.04.1884
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^99. Dienstag, den 29, April, 1884. 4 txmuvMoot^rd» t l» ,»»»«» R»i«l»»: dütirlikt»! .... 18 H»r^ jLdrllok: 4 Ll»rk 80 ?k. LivLelo« Huiav»«-». 10 ?f. S»»i»rk»w de» de«t»>.l>e i keiedv« tritt kost- und 8tempel»u»edl»^ Uuiru lo»er»1eaprel»o r ?ür den k»um einer jseepeltsoen petitteile SO Pf Ovter „Lioxesendt" di« Teile SO Pf km ksdelleQ- und 2i8ern»»tt SO Lu5»el»l>»tx Lreedvlveo r lÄxlieli mit Xntmskme der 8vno- und keierta^e ^liend» für den kolbenden l^'. DresdmrIMrM. Verantwortliche Nedaction: Oberredatteur Rudolf Günther in Dresden. I»»vr»tei»>u»n»llme »u»«iirt»r F>. LrandÄetter, OommissiooLr dos Dresdner donrv»!»; SswdarU 8«rIU»-Vi»a LstpslU >»»»> Irsslse k>»»k1ari ». N.: et koAlrr, Isr1iL-Vl«»H»i»dur„. krsz-I.»ip»ix krsnlltart ». n, -Nüv-dsnt dtud LsrU»: /nralldendunt/ Lrsmsn: F>. 8c-il<-tt e, Lrsslso: 7, LO«»»Ae»»'s Lurr«« <^m>l LabaD«); rrsollkurt s N : L' FaeAer^ede knektiLlldluox; «SrUri: <7 Af<t/ter; Lssnovsr: 0. Lc^iissler,- ?»rt, L»rN» - ^rsvkturt » « »tilttxsrt: DauSeck 6o.,' LswdLrx t ^d. ^teldter llereusxederr Nünisl. kipedition do» Dresdner doormd», Dresden, Tetin^erstplcss« Ko. 80. Nichtamtlicher Lheil. UederD»«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Statistik und Lolkswirthschaft. Aeuilleton. TaqrSkalender. Zuserate. Beilage. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) Unglücksfälle in der Provinz. Lermischtet. Statistik und Lolktwirthschaft. Telegraphische WitterungSberichte. Börsennachrichteu. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 27. April, Abend-. (W. T. B.) Der Kürst Alexander von Bulgarien, welcher an der Durchreise nach Darmstadt heute hier einge- troffen war, empfing einen etwa halbstündigen Besuch des Kaiser- und erwiderte denselben im Laufe drt Nachmittag-. Abend- fand ein Gala- diner beim Kaiser in Schönbrunn Statt, an wel chem außer dem Kürsten von Bulgarien auch der Prinz und die Prinzessin Leopold von Bayern, der Erzherzog Karl Ludwig und Gemahlin, sowie der Kürst Heinrich XLII. Reuß ä. L. theil- nahmen. Dem Kürsten Reuß ist vom Kaiser da« Großkreuz de- Stefauordent verliehen worden. Turin, Sonntag, 27. April, LbevdS. (W. T. BI Der König wohnte heute mit der königl. Kamilie und mit den Mitgliedern de- diploma tischtu CorpS und den Behörden der Eröffnung des mittelalterlichen Schlosse- bei, da- einen Theil der Ausstellung bildet. (Vgl. die „Tages- geschichte".) Die Drahtseilbahn von Cesana auf den Du- perga wurde unter Theilaahmr der Bürgermeister Turin- und der anderen größere« Städte Ita lien» ebenfalls heute eröffnet. Beim Banket toastete der Bürgermeister von Turin auf den Frieden und auf die Eintracht Italien-, da- ein Element der friedlichen Arbeit sein wolle. Madrid, Montag, 28.April, Morgen-. (Tel-d. Dresdn. Journ.*) Auf der Eisenbahn zwischen Baja- doz und Eiudad Real fand gestern eine Entgleisung Statt. Der Eisenbahnzug stürzte in den Klnß. Die Zahl der Todten beträgt mehr, al- 6t), da runter gegen 50 beurlaubte Soldaten. Einige Journale glauben, der Unfall sei von verbrecheri scher Hand herbeigrführt. Madrid, Montag, 28. April, Mittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der Bahnunfall ist durch den Einbruch der Brücke über den Kluß Aleudjad her- beigeführt worden. Augenscheinlich liegt hier eine Schaudthat der Revolutionäre vor. Dir Brücke war absichtlich beschädigt — die Beschädigung hatte man künstlich verborgen — und der Tele graphendraht durchschnitten. Der Zug stürzte bi« auf den Postwagen uud 2 andere Wagen, welche *) Nachdruck verboten. D. Red. an der Brücke hängen blieben, in den Kluß. Die Zahl der bisher aufgefaudeuen Todteu beträgt 38, die der verwundete« 22. E- wäre« meist be urlaubte Soldateu. Der Unteroffizier, welcher dieselben führte, sagt, eS fehlten ihm 56 Leute. Lon den im Zuge befindlich geweseven Landleuten ist bisher keiner aufgefandrn worden. Ueberall herrscht die tiefste Entrüstung gegen die Urheber der Schavdthat. St. Petersburg, Montag, 28. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Nach der russischen „St. Pe- terSburger Zeitung" ist dir Krage wegen de« ZollrS auf ausländische landwirthschaftliche Ma schinen und Grräthe mit 50 Kopeken per Pud im positiven Sinne entschieden worden; nur Modelle find zollfrei. Kairo, Montag, 28. April, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Depeschen auS Berber saMn, die Truppen fraternisirten mit den Aufständischen; die Bevölkerung befinde sich auf der Flucht. Au« Chartum fehle jede Nachricht. Der Londoner „Daily Telegraph" meldet aus Kairo vom 27. April: Der Gouverneur von Berber hat begonnen, den Rückzug nach dem Norden anzu- treten. Heute früh haben 150 Personen Berber ver- lassen. In wenigen Tagen wird die Stadt gänzlich ge räumt sein. 4 Brigaden Baschibozuk» und 500 Soldaten find zu den Rebellen übergegangrn. Man fürchtet, daß die Räumung von Berber von den Rebellen zur Umzingelung anderer Garnisonen anspornen werde. Die „Daily New«" erhalten au« Kairo die Nachricht, daß nach Berber telegraphisch der Be fehl gesandt worden ist, wenn möglich 700 Tol- daten nach Koro«ko zurückzuzirhen Da« Land zwischen Berber und Chartum befindet sich im Aufstande. *) Nachdruck »erboten. D. Red. Dresden, 28. April. Die Weltstadt an der Seine bedarf von Zeit zu Zeit einer kleinen Erregung, eines Gegenstandes für die allgemeine Sensationslust. Einen solchen Gegen stand bildete die in voriger Woche in Paris einge- troffene Transvaaldeputation. Die Boeren waren die Löwen des Tages. Sie wohnten im „Grand-Hotel", und von dem Balcon ihrer Appartements wehte die Transvaalsahne neben der französischen Tricolore. Die Deputation besteht bekanntlich aus dem Präsiden ten der südastikanischen Republik, Paul Krüger, dem Unterrichtsminister du Toit, deni General Smit, der im letzten Kriege gegen England die Truppen der Republik befehligte, Hammelberg, Generalconsul des Orangefreistaates, sowie den Secretären Esseten und Eloff. Außerdem werden die Staatswürdenträger von einem Mitgliede der holländischen Generalstaaten, dem Grafen Belaerts van Blockland begleitet, der ihnen als Rechtsgelehrter an die Hand geht. Die Deputa tton war in Paris der Gegenstand großer Aufmerk samkeit; sie empfing viele Besuche, und vor Allem beschäftigte sich die Tagespresse eifrig mit ihr. Namentlich gab die Anwesenheit der Transvaaldepu tation den Blättern Veranlassung, dem seit 1870 unter den Chauvins genährten Hasse gegen England neuen Ausdruck zu verleihen. Die „Röpubliquefran- yaise" widmete der Deputation einen Artikel dieser Gattung. Das Eintreffen der Delegirten der Boeren rufe bei den Franzosen Erinnerungen wach, welche von ihnen gerade jetzt umsomehr gehegt und gepflegt werden, je weniger schmeichelhaft sie für England sein müssen. Der für Englands Waffenehre unrühmliche Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 26. April: „Gerettet." Schauspiel in 4 Acten von Friedrich Spielhagen. (Zum ersten Male.) Wir haben Alle Spielhagen, den talentvollen, ehr lichen Pommer, herzlich lieb. Auch die nicht feiner Rich tung huldigenden Parteien ehren in ihm doch den von aufrichtigen Ueberzeugungen erfüllten Feuerkopf, dessen reiche Phantasie jo viel Erfindungskraft bewährt und ihre Spiegelbilder des Zeitgeistes durch so kühne tref fende Züge in einer Reihenfolge echt moderner Ro mane werthvoll und anziehend gemacht hat. Man braucht nur Spielhagen's erste bedeutungsvollste und sogar poetisch tief und seelenvoll gefärbte Schöpfung „Problematische Naturen", und die stark vom Puls schlage der Gegenwart bewegten Romane „Sturmfluth" und ,Hammer und Ambos" zu nennen, um in Hun derttausenden von deutschen Lesern die angenehmsten Erinnerungen an eine sesselnde Lectüre wach zu rufen. Solche Leistungen, die neben ihrem gedanklichen und epischen Gewicht ungünstigsten Falles doch immer das bedeutsame Resultat erzwingen müssen, in der Literaturgeschichte einen Platz als Sitten- und Stim mungsgemälde des 19. Jahrhunderts und seiner socialen Gährungen und Klärungen zu behaupten, schaffen dem Autor auch als Dramatiker ein aufmerk sames dankbares Publicum. Nicht minder hat die Krück Ursache, Spielhage« diese wohlverdiente Dank barkeit zu beweisen und sie wird es nicht ehrlicher und freundschaftlicher thun können, als wenn sie neben ihrer warmen Anerkennung ihm auch ihre Aufrichtig keit und ihre Zweifel nicht verschließt. Bei den die Mehrzahl unserer Bühnenproducenten bildenden Stre bern der dramatischen Eintagsliteratur lohnt sich die Rolle des getreuen Eckart schlecht; ja sie bringt den Kritiker in die lächerliche Situation, Maßstäbe und würdige Kunstanschauungen festzuhalten, die bei den Verfassern ein edelstes Ziel voraussetzen, während diese Fabrikanten doch nur einzig und allein darauf bedacht sind, die Welt auf eine möglichst rentable Weise zu täuschen. Wo wir aber wie hier ein ernstes Ringen annehmen dürfen, lohnt sich die Pflicht erfüllung eines wohlwollenden idealistischen Rigo rismus. Die Sachlage drängt zu demselben noch ganz be sonders hin. Spielhagen wendet sich allerdings nicht zum ersten Male der Bühne zu. Doch wohl zum ersten Male mit entschiedener Berufswahl einer künf tigen Bühnenproduction. Er tritt somit aus den Be dingungen des epischen Elements in die ganz anders gearteten des dramatischen ein. Zugleich geht er dabei den umgekehrten literarisch üblichen und durch die Psychologie und Pathologie vorgezeichneten Weg, der in der Production mit der zwar schwierigsten aber zugleich leidenschaftlichsten und directesten Kunstform des Dramas beginnt und dem Genius oder dem Talent für die späteren contemplativeren Lebensjahre das epische Gebiet, den Roman anweist. Es steht also ein kühner Ausnahmefall vor uns, bei dem der Dichter und Alle, die eS mit ihm edel meinen, nicht vorsichtig genug Obacht geben können. Feldzug gegen den kleinen Boerenstaat muß herhalten, um den Boeren die ausgesuchtesten Schmeicheleien zu sagen, wozu noch kommt, daß in den Adern der Transvaal bauern viel hugenottisches Blut fließt, diese von den Franzosen daher als halbe Landsleute be trachtet werden. Ein kleiner Staat von 50000 Ein wohnern europäischer Abstammung, der im Kampfe für sein gutes Recht gegen das britische Weltteich Sieger geblieben — dieser Gedanke ist Balsam auf die dem französischen Selbstgefühl durch Englands ägyptische Politik geschlagene Wunde. Die Deputation der südafrikanischen Republik — dieses ist der officielle Name des Transvaalstaates — dürste zwar, wie der in Brüssel von dem Unterrichts minister du Toit ausgebrachte Trinkspruch auf ein „einziges Niederland" beweist, keine großen Politiker zu ihren Mitgliedern zählen; aber sie wird begriffen haben, daß mit der Art, wie die Franzosen ihre Interessen zu vertreten glauben, ihnen wenig genützt wird. Dieser Sport kann nur dazu dienen, ihnen wieder von Neuem Großbritannien zu entfremden, von welchem sie nach Monate langen, in London geführten Verhandlungen die Unabhängigkeit von der britischen Krone und genau festgestellte Grenzen für ihr Land erlangt haben. In Paris beabsichtigten sie nur, die Anerkennung der Republik als souveräner Staat zu erwirken, und nachdem sie dieses Ziel erreicht, haben sie sich über Bordeaux nach Lissabon begeben, um die Bedingungen sür die Anlage einer Eisenbahnverbindung Pretorias mit der Delagoabai ins Reine zu bringen Behufs Er bauung dieser Bahn hat die Deputatton in Amsterdam bereits eine Anleihe im Betrage von 15 Millionen Frcs. abgeschlossen. Wenn es den Delegirten gelingt, sich mit Portugal wegen der Anlage dieser Bahnverbindung zwischen ihrer Landeshauptstadt und der Delagoabai zu verständigen, so dürfte übrigens damit die wichtigste Vorbedingung zur commerziellen Erschließung des TransvaallandeS erfüllt worden sein und auch an die deutsche Industrie die Frage herantreten, ob nicht da selbst ein lohnendes Absatzgebiet ihrer Erzeugnisse ge wonnen »verden kann. Der Verkehr nach dem Transvaallande eröffnet gute Aussichten für die Colonisation und unsern Ex port. Das Gebiet der südafrikanischen Republik kommt an Ausdehnung nahezu demjenigen Frankreichs gleich. Die „Weser-Zeitung" enthält hierüber dankenswerthe Mittheilungen. Das Klima des von den Boeren bewohn ten Hochplateaus (2000—5000 Fuß über dem Mee resspiegel) ist ein hervorragend gesundes; der Boden ist zu Ackerbau und Viehzucht, sowie in den dem Wendekreise sich nähernden Theilen für tropische Eul- turpflanzen geeignet. Die reichen Mineralschätze des Landes, unter denen Gold, Silber, Kupfer und Blei zu nennen, warten auf Hebung. Die Vorältern der höchstens 60000 betragenden weißen Einwohner sind bekanntlich aus den Niederlanden, Deutschland und Frankreich gekommen und reden die holländische Sprache in dem Dialekte, der sich am Cap im Laufe der Zeit herausgebildet hat. Unter den Beamten sind manche geborene Deutsche. Es ist gar nicht zu bezweifeln, daß nach Herstellung besserer Verkehrsverhältnisse eine Zeit kommen wird, in welcher dieses Land einen Theil der Uebervölkerung des germanischen Europas natur gemäß an sich ziehen wird. Sehr bemerkenswerth ist die außerordentliche Vergrößerung der schwarzen Be völkerung des Transvaalgebietes seit der Verdrängung des Häuptlings Monselikatse 1836 —1839. Durch Raub- und Mordzüge dieses Wüthrichs war damals die Zahl der seßhaften Schwarzen auf I5(X)0 —20000 zusammengeschmolzen; heute beträgt sie 7<>0000 bis 800 000. Der Grund der Vermehrung und des Zuzugs liegt in der Sicherheit, welche die Republik jedem einzelnen Stamme vor seinen Nachbarn gewährt. Früher ver ringerten die häufigen Fehden der Schwarzen deren Zahl. Wir haben es in „Gerettet" mit einem Schau spiel zu thun, das zwar nicht den geistigen Klang, die hohe poetische Färbung und den dunkel verhüllten, unabwendbar schweren Schicksalsschritt, aber doch zum Theil die Actionselemente und schließlich die Stim mungen der Tragödie enthält, die in dieser Fassung gleichsam in Verstimmung und allgemeine Gefühls trübung Umschlägen. Das Stück hat viel Vorgeschichte, deren Nachklang der Leidenschaften zum Motiv für die Handlung wird. Diese zeichnet sich wie jene durch Seltenheit aus, welche zuweilen das Wesen des Romantischen, ja Abenteuerlichen streift. Man muß suchen, um dafür im wirklichen Leben Parallelstellen der Zustände und Ereignisse zu finden und durch diese Wahlverwandt schaft den Inhalt des Stückes allgemein menschlich und leichter zugänglich zu machen. Ein alter herabgekom mener Hosmann verheirathet seine junge und schöne Tochter an einen reichen aristokratischen Greis, um seine Stellung wieder haltbar zu machen. Leonore ist, wie sie uns später selbst sagt, in den Kreisen einer üppigen, frivolen Hofgesellschaft haltungslos ausge wachsen. Geübter im Verlangen, als im Entsagen, führt sie das gezwungene Ehebündniß mit einem altersschwachen Gatten, dem Baron Goseck, zu einem Liebesverhältniß mit einem andern Baron, Egon v. Oletzkow, der gegen jenen den Vorzug hat, vierzig Jahre jünger zu sein. Nachdem durch die gezwungene Heirath das Naturrecht so schwer und grausam belei digt war, tritt die so häufige Revanche: eine ebenso tiefe Beleidigung der Tugend ein, und bei der gegen seitigen Verführung geht das Weib dem Jünglma einen Schritt voraus. Aber der Gatte tritt plötzlich Ueber die projectirte Eisenbahn von Pretoria nach der Delagoabay schreibt das genannte Blatt: Welch' ein außerordentlicher Vortheil dem Lande aus dieser Bahn erwachsen würde, erhellt daraus, wenn wir an führen, daß nach Schätzung der Handelskammer zu Pretoria der Waarenimport des Transvaal sich im Jahre 1879 auf 1 Million Pfd. Sterl, belief, wobei 25 Pro cent auf Transportkosten entfielen, indem die Waaren von dem nahezu 400 engl. Meilen entfernten Natal mittelst Ochsenwagen herbeigefchafft werden müssen. Eine Bahn würde es auch ermöglichen, die großen Kohlenfchätze des Landes zu heben und der Küste zu zuführen, von wo ganz Afrika und felbst Indien mit der Zeit mit Kohlen versehen werden könnte. Die Vermessung dieser Bahn ist nahezu beendet und hat ergeben, daß bedeutende Terrainschwierigkeiten nicht zu überwinden sind. Sie soll ihren Weg nehmen von dem Tieflande der Meeresküste zu den Libombo- bergen und allmählich weiter ansteigend zu den Dra kensbergen, von wo sie auf das Hochland des Trans vaal ausmündel in einer Gesammtlänge von erwa 350 engl. Meilen. Die im October vor. I. von Holland nach Transvaal Ausgewanderten haben fehr ermuthi- gende Berichte gegeben; dennoch wird feiten der Deputation selbst von einer Auswanderung in größerm Stile einstweilen abgerathen. Für die studirende Jugend Südafrikas, welche sich bisher auf der Uni versität Edinburgh zu bilden pflegte, soll künftig ^auf einer holländischen Universität Gelegenheit zur Vor bereitung zu öffentlichen Aemtern rc. derartig geboten werden, daß die in Holland abgelegten Examina zur Staatsanstellung in Transvaal qualisicrren. Layksgeschichte. Dresden, 28. April. Se. Majestät der König empfing heute in der königl. Villa zu Strehlen die in das hiesige Vitzthum'sche Gymnasium eingetretenen Prinzen: Se. Hoheit den Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin und Se. Hoheit denPrin- zen Ernst von Sachsen-Altenburg, worauf Die selben an der Tafel Theil nahmen. Dresden, 28. April. Im Befinden Ihrer Majestät der Königin ist zwar insofern eine Besserung ein getreten, als das Fieber vollständig verschwunden ist und Allerhöchstdieselbe den größten Theil des TageS außer Bett verbringt; gleichwohl aber ist der Katarrh noch sehr lästig, der Appetit gering und fühlt Sich Ihre Majestät noch fehr schwach und angegriffen. Dresden, 28. April. Se. königl. Hohe" der Prinz Georg hat Sich heute Nachmittags in Be gleitung des Chefs des Generalstabes, Obersten v. d. Planitz, und des Majors vom Generalstabe, Frhrn. v. Hausen, nach Leipzig begeben, um daselbst am 29. d. den Bataillonsbesichtigungen des 7. Infanterie regiments „Prinz Georg" Nr. 106, am 30. denen des 8. Infanterieregiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 beizuwohnen. Dresden, 28. April. Am 5. Mai beginnen die Uebungen des Beurlaubtenstandes im Bereiche des sächsischen Armeecorps. Zur Einziehung ge langen im Allgemeinen die Jahrgange 1878 der Re serve und l875 der Landwehr. Mit Ausnahme der Landwehrmannschaften der Infanterie und der Reser visten der Cavallerie üben die Mannschaften des Be urlaubtenstandes im Anschluß an ihre Truppentheile. Die Uebungen der Reservisten der Infanterie finden bei der 2. Jnfanteriebrigade Nr. 46 statt in der Zeit vom 5., bez. 6. bis mit 17. Mai, bei den übrigen Jn- fanteriebrigaden vom 16., bez 17. bis mit 28. Juni. Zu gleicher Zeit üben die Mannschaften des Be urlaubtenstander der Jäger. An die Uebungen der Reservisten der Infanterie schließen sich vom 30. Juni, bez. 1. bis mit 12. Juli die Uebungen der Landwehr um Mitternacht mit scharf geladener Waffe zwischen die Ueberraschten. Egon erkauft sein Leben durch das Versprechen, für immer nach Amerika zu verschwinden und die Briefe Leonoren'S auszuliefern. Diese kommt mit der Strafe der Demüthigung davon. Egon war damals noch sehr jung. „Ein Talent, doch kein Charakter", wie Catull sagt. Darum ist denn auch seine Lebenslust größer, als sein Muth, wie seine Abreise nach Amerika beweist, und seine List be deutender, als seine Ehrenhaftigkeit, denn er behält von den Briefen eine Anzahl der für Leonore com- promittirendsten heimlich zurück. Nach allen Gesetzen der Psychologie und andererseits der Ethik wird man sich nun die Sachlage so denken müssen, daß Egon und Leonore dem Drange wirklicher gegenseitiger Jugendliebe erlegen waren, daß besonders die Letztere damit ein allerdings großes Verbrechen gegen die Sittlichkeit und ihren Galten beging, dieser aber dieses Verbrechen erntete, nachdem er selbst ein anderes, die egoistische Aufopferung ihrer Jugend, gesät hatte. Diese Ansicht scheint denn auch im Bunde mit tiefer Ehrenkränkung des Gattengefühls und feiner sür ihn unbrauchbaren Rechte den alten Baron bedrückt zu haben, denn wenn ich das Stück recht verstand, so wartete derselbe den Verlauf der Natur nicht ad, sondern machte nach einigen Jahren seinem Leben durch Gift ein Ende, die Hälfte desselben in der Fiole, ich weiß nicht, ob für seine Frau zurücklassend. Und ferner noch Eines auS dieser Vorgeschichte, die wegen der Begründung der tragischen Schuld von äußerster Wichtigkeit ist. Egon yiebt der betrügerischen Schwäche nach, die wichtigsten Liebesbriefe heimlich zu behalten, weil sie, wie wir annehmen müsse«, seinem Herzen
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