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Dresdner Nachrichten : 08.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187611081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18761108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18761108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-08
- Monat1876-11
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.11.1876
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«r S13 ?V!L-UL! v>,rt-nl,ra»« u. „»»ni«»«!» ltch»Mark5NP,,k7?urch »>ePost 2 Marti» Pt,,. Eintel. Nummern lv Pli«. »ufta,« 3000Ü »r»l. gar dt« Rückgabe ,Inge- landirr Ma»ulcri»le macht llch dte Redactio» nicht verbindlich. Jnleraten-Annahme a»I- «irl» chaas,»t»«tn und Vogler in Hamburg, «er- II». Wien. l!«ll>»ig. Balrl, vretlau, grantlurt a. M., — «u». Motte ln «erU», Lelvtl». Wie», Hamburg, grankiurl a. M., Mün chen. — raub» » a«. in granklurt a. M. — gr. Vota« in Ct,e,nni».— llara», l.»»il«, llulller ck Lu. in Parti. Mittwoch, 8) November. Mörsenkericht und Iremdmliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eltpslh ^ Nkichllrdt in Dresden. Verantw. Redacteur: Fr. Goedslste in Dresden. 2n>erate werden Morien- tzlrabe lü dl» «Id.» Ubr angenommen. Lonntem» vis Miliag« >L Ubr. In iüeuliadn gi>re Kloner- gollc L bis Nachm.» Ubr. — Der Non», einer ein- lvalligen Pein» ile tollet ic, Plge üingrlaiidl die .-ielle so Pfgc. Cin« Ibaraniie lur ca» nüchllla gige Nelchcmen der Jnlcrate wird nicht gr geben. vntwilruge Sinuonren- ^iullroge von nn» nnde- raiinlenglemen und Per tonen lnleeiren n ir nur grge» Piürrumerondo- Zatlluiift durch Niiil» inartrn oder Pvltclnioti- tun». Nchl «iidcn loben IS Plge. Jnlcrale lur die Monier,!.- Nummer X». Jahrgang. Politisches. Die Ausführung des Waffenstillstandes nimmt einen durchaus günstigen Verlauf. Offiziere aller Länder ziehen die Demarkations linie, Diplomaten schicken sich an, zu einer Eonferenz zusammen zutreten, damit aus der Waffenruhe der Friede hervorgehe. Uns scheint es dringend geboten, daß die Staatskunst wieder darauf halte, daß Ehre, Sitte und Anstand im Verkehr der Völker unter einander wieder aufleben. Mit vollständigem Recht beklagte es die „Mn. Ztg." dieser Tage, daß die politische Moral seit langer Zeit keine so tiefe Niederlage erlitten habe, als in den jetzigen Wirren, wo das Zarenreich auf das Frivolste gegen den Willen Europas einen Krieg anzuzetteln droht. Als Entschuldigung führt das rhei nische Blatt an, daß die Stellung und die Interessen der einzelnen Großmächte derart widersprechend und in einander verwickelt seien, daß sie sich eben entschlossen, die Moral zu opfern, um das eigenste persönliche Interesse zu sichern. „Gcstcben wir es offen", sagt die Kölnerin, „wir sind durch historische Rücksichten der verschiedensten 'Art gebunden, wir bandeln nicht lrei und nach Neigung, sondern wir glauben daö kleinere von zwei Nebeln zu wäblen, indem wir der russischen Brutalität gegenüber schweigen. Den» eine Brutalität ist und bleibt die Jnsceninnig der gegenwärtigen orientalischen Krise, leibst wenn die Türkei noch schlechter wäre, als sie ist, und cS heißt die öffentliche Moral verderben, wenn man Ibr Leibungen will, daß die Schlachten, die etwa am der Balkan- Halbinsel geschlagen werden möge», etwa dasselbe seien, wie Salamis oder Waterloo, wie Leipzig oder Sedan." Dem gegenüber führt die „Franks. Ztg." ihrer rheinischen Col- legin zu Gcmüthc, daß Rußland nur nach dem 1866er Reccpte handle. Damals galt auch als politische Moral: „Die höchste Kühn heit ist das höchste Recht." Seitdem ist eine Politik der blosen Interessen eingeweiht, deren Interessen sich Deutschland nicht ent ziehen kann, wenn cS nicht einen Krieg hcrausbcschwören will. Die Kölnern» rveiß das recht gut, denn warum ließe sie unter den Schlachten, die der politischen Moral dienten, wie Leipzig und Sedan, dann Königgräk hinweg? Da dem nun so ist, so gereicht eS uns nur zur Gcnugthuung, wenn im Reichstage der Minister v. Büloiv bündige Versicherungen dafür crthcilt, daß Deutsch land als Bollwerk des Friedens seine Interessen im Oriente wah ren werde. Obwohl der Justizminister Lconhardt dem Reichstage ver sicherte, daß der BundcLrath in einigen 70 Punkten seine Bedenken gegen die Beschlüsse der Neichsjuftizcommission aufgegeben habe, so bestehen doch noch 85» weitere Differenzpunkte. Wir greifen die wichtigsten heraus. Der Bundcsrath will nicht mehr, daß der Richter auf Lebenszeit angestellt und nicht ohne seinen Willen sei nes Amtes enthoben oder versetzt werde. Damit würde eine Hauvtgaranlie für unabhängige Gercchtigkeitspslege schwinden. Wenn ein Richter, der einen politisch Mißliebigen srcispricht, des halb wider seinen Willen abge- oder versetzt werden darf, wo bleibt da die Würde und Freiheit des Richterspruches? Den Com petenzconslict, von dessen Segnungen man außerhalb Preußens keine Ahnung hat, mittelst dessen es aber unmöglich wird, daß ein durch einen Beamten verletzter Privatmann zu seinem Rechte kommt, soll auf ganz Deutschland ausgedehnt werden. Eine Druck schrift soll nicht blos am Orte ihres Erscheinens, sondern vor jedem beliebigen Gerichte strafrechtlich verfolgt werden dürfen. Es ist zwar Rechtsgrundsatz, daß der Thatort auch den Gerichtsstand für Aburtheiluug eines Vergehens begründet; für die Presse soll er aber nicht gelten. An einer mißliebigen Aeußerung in einem Leipziger Blatte z. B. nimmt in Leipzig weder Staatsanwalt noch Polizei behörde Anstoß, wohl aber der Staatsanwalt in Gumbinnen. Da soll nach der gnädigen Meinung des BundesratheS dem Ver fasser Herausgeber, Redacteur und Drucker des bezichtigten Leip ziger Blattes uicht etwa in Leipzig, sondern in Gumbinnen oder sonst wo man eine Verurtheilung dieser an der Zeitung betheiligten Per sonen am sichersten erwartet, der Proceß gen,acht werden. Wahrlich, die S caktion in Deutschland erhebt immer freier ihr Haupt I Wir erwähnen als fernere Forderungen des BundeSrathes, die Einfüh rung des Zcugnißzwanges für die Presse, die Versagung der Schwur gerichte als ihres Gerichtsstandes, ferner die Begünstigung des Staatsanwalts gegenüber der Vertheidigung und dem Angeklagten u s. w. Nicht in einem dieser Punkte darf der Reichstag dem Bundcsrathe nachgeben, soll nicht die politische Freiheit Deutschlands tief, tief unter Das sinken, wessen Croaten, Slovaken und andere Völker Oesterreichs sich längst ungetrübt erfreuen. Durch solche reaktionäre Bestimmungen verkümmert man die allgemeine Freiheit so, daß sich nur die Socialdemokratcn darüber freuen können. Dem Wahlkampfe um die Präsidentenwürde der nordamerika- uischen Republik haben wir längere Zeit keine Beachtung geschenkt. Ter diesjährige Kampf bringt Erscheinungen an die Oberfläche, die mit gerechtem Ekel vor dem Glücke erfüllen, wenn sich eine freie Nation ihr Oberhaupt giebt. Ganz besonders abscheulich ging es bei den Wahlen in Ohio und Indianapolis her. Die Republikaner führten, um die Mehrheit zu erlangen, aus dem benachbarten Staate Kentucky Hunderte von Negern nach jenen Staaten. Die Fest stellung der Identität und Hcimathsangehörigkcit aller aus ihren Schlupfwinkeln und Höhlen hervortretenden Neger ist namentlich vor den Urnen eine platte Unmöglichkeit, zumal die Zähler und Ordner der Stimmen sich die dreistesten Fälschungen erlauben. Außerdem dangen die Republikaner in großer Anzahl Repeaters, d. h. Kerle, die aus den wiederholten falschen Stimmen ein Geldge schäft machen. DiesPolizei der Demokraten schritt zu Verhaftungen, mußte aber die Galgenvögel freigeben. Daß die Präsidentschafts- Eandidaten als Schurken niederträchtigster Gattung von den gegnerischen Zeitungen beschimpft werden, ist etwas Alte«, obwohl der Anstand die Amerikaner doch wohl abhalten sollte, ihr künftiges Oberhaupt vor seiner Wahl so schmachvoll zu beschmutzen oder br- MItredarteur: vr Lmll Für bas Feuilleton: L»«lvte Ilsetmmnn. schmutzen zu lassen. Es giebt kein Verbrechen, dessen die Republi kaner nicht den Demokraten Tilden, dessen die Demokraten nicht den Republikaner Haycs ziehen. So frech und verbittert soll aber noch nie gelogen worden sein wie diesmal, und die geachtetsten Zeitungen gehen darin der Winkelpresse vor, indem z. B. New-Porler Titnxs und Tribüne denselben Tilden täglich einen meineidigen, betrüge rischen Hallunken nennen, für dessen Bürgertugenden sie bis zu dem Tage des Lobes voll waren, da Tilden zum Candidaten der Gegen partei erkoren wurde. Unsere Landsleute, die eingewanderten Deutschen, stimmen fast alle für Tilden, während die Aankec- Elemcnte und die englischen Elemente für den Republikaner Hanes sind. Einstweilen stehen die Chancen für Tilden wie 3:2. Die Republikaner haben sich entschlossen, ihren Beamten eine neue Steuer zur Bestreitung der Wahlkosten auszulegen. Diese Beamten haben zum Theil schon 10 Proccnt ihres JahreSgehaltcs auf dem „Altäre des Vaterlandes" geopfert, um die Kosten der öffentlichen „Begeiste rung", der „patriotischen Staatsmänner" und Redner, die dieselbe anfachen, und der vielseitigen Stimmkünstler und Stimmzähler, die zum „Siege des Rechtes" uicht das Wenigste beizutragen im Stande sind, aufzubringen. Der Süden würde, wenn er frei wählen dürfte, nur Demokraten wählen. Um dies zu verhindern, verhaften die Republikaner, mit Hilfe der VundeS-Autoritäten, zahlreiche Weiße, um sie einzuschüchtcrn und die Neger zu begeistern. Die „Schnappsäckler" wollen sich die Beute der fetten Aemter nicht ent gehen lassen. Wahrlich, die große Republik bietet jetzt Zustände dar, die, wenn sie unzertrennlich mit der Republik wären, sie als die elendeste aller Staatsformen kennzeichnen würden. Netteste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, den 7. Novbr., Abends. Der Kaiser empfing heute den von Livadia eingetroffenen deutschen Militär-Attache beim Hofe zu Petersburg, General Werder. Berlin,?. Novbr., 5 Uhr. Der Reichstag berieth heute die geschäftliche Behandlung der Justizvorlagen und nahm nach längerer, zwischen den Abgg. Miguel, De. Windthorst und Laskcr, sowie dem Justizministcr Leonhard», geführter Debatte den Antrag des Abg. Wehrcnpscnnig an: sämintliche Bundesrathsbeschlüsse zu den Justiz gesetzcu (s. Leitartikel) der Justizcommission mit der Maßgabe zu überweisen, daß sie emzclnePunkte auch ohne vorgängige Berathung sofort wieder an das Plenum bringen kann. — Hierauf wurden die Etats für das Justizamt, für die Verwaltung der Ncichslandc und die Marincverwaltung nach unerheblicher Debatte in 2. Lesung ge nehmigt. Berlin, 7. Novbr. Die „Post" berichtigt die Meldung des Morgcnblattcs der „Nat. Ztg.", daß die sächsische Regierung in dein bclannten Tarifstreite mit dem Reichscisenbahnamtc die Entschei dung des Bundcsraths angcrufen habe, dahin: daß das Königreich Sachsen vor einiger Zeit einen den Dresdner Beschlüssen entsprechen den Localtarif cingcführt habe. Nach dem Beschlüsse des Bundes- raths von 1874 aber seien die Regierungen verpflichtet, eingreifende Tarifänderungcn dem Befinden des BundeSraths zu überlassen. Auf Grund dieses Bundcsrathsbeschlusses hat das Ncichscisenbahn- amt gegen die Maßnahme der sächsischen Negierung Einspruch er hoben und letztere habe jetzt beim Bundcsrathe beantragt, sic von der durch den Bundcsrathsbeschluß von 1874 aufcrlegtcn Verpflichtung zu entbinden. (Will sich nicht die sächs. Regierung äußern? D. R.) Wien, 7. November, Abends. Die Zeitungsmeldung, das hiesige Kabinet habe die Pforte zur Annahme des Waffenstillstandes beglückwünscht, wird untcrrichteterseitü als unbegründet erklärt. Wien, 7. November. Die hier verbreitete Nachricht von einer zwischen dem Grafen Andrassy und dem Fürsten Auersperg eingetretene»! Spannung wird unterrichteterseits für unbegründet erklärt. — Im Abgeordnetenhaus« wurde die Debatte über die Orientfrage beendet. Abg. Greuter führte im Schlußworte aus: mit der Annexion Bosniens und der Herzegowina würde Oesterreich nur eine ihm gebührende Erbschaft antreten. Hingegen erblickte Abg. I)r. Herbst in der Verbesserung des Looses der slavischen Christen der Türkei die wahre Aufgabe Oesterreichs und drückt den Wunsch aus : dein Monarchen möchte die Erhaltung des Friedens vergönnt sein. Locale» «vd Sächsische». — Dem prinzl. Hofsccretär und Hoscassircr Schulze ist das Ritterkreuz 2. El. des Verdienstordens und dem prinzl. Stallwacht meister Friedrich das Ritterkreuz 2. El. des Albrechtsordens ver liehen worden. — Auch zu dem Stenographenbureau des jetzt versam melten Reichstages hat das hiesige königl. stenographische Institut drei Gabelsbergcr sche Stenographen entsendet, die Herren vr. Schcffler, vr. Weiß und Rätzsch. Das „Drcsdn. Journ." wird nach Beendigung der Synode als Berichterstatter über den Reichs tag den Stenographen vr. Lehmann abordncn. — Die Synode wird Ende dieser Woche ans Ende ihrer Arbeiten gelangt sein, spätestens am Dienstag dürfte der feierliche Schluß erfolgen. Selbst im Kirchenregimente schüttelt man manch mal den Kopf zu der allzu breiten Behandlung der Vorlagen; auch macht eS nach oben hin nicht den vortheilhastesten Eindruck, daß die Herren Geistlichen ihre persönlichen Vorthcile mitunter in einer Weise wahrnehmen, die ebenso unklug, als den wahren Interessen der Kirche nicht vorteilhaft ist. — Bezüglich der Regelung der finanziellen Lage der Geist lichen bat die Landeösynove I» gestriger Sitzung den Be richt ihres VersassungöauSschusscö zu Ende derathen. Wir haken dcS Näheren schon über die beabsichtigte Erhöhung beü Einkom mens ber Mintmalstellen und der Einführung von Slltervzulagen gedacht; die Synode stimmt im Wesentlichen allen Punkten der Vorlage bei unb ermächtigt baS Kirchenregiment, ein Gesetz im Sinne der berathrnen Vorlage zu erlassen. Eng verknüpft hiermit ist die Frage wegen Gründung eines K i reden- Fondö, für welche lebhaft von alte» Selten eingeticten wird. Für den Fond ist AUeö. aber bezüglich der Beschaff ung desselben gehe» hier die Meinungen sehr auseinander. Gegen die Form von besonderen Gemeinde-?!nlagcn wird Aei protestirt, man glaubt, eine überwiegende Zahl von Gc- Mindcgliedern werte nicht soviel Liebe zur Kirche haben, um neben den vielfachen Abgaben aller Art auch dieic noch zu über nehme»; Hoipred. Rüting sagt, der Weg der freien Liebe sei dein des Zwanges hier entschieden vorzuzicbc»: Generalmajor a. D. v. Biedermann will unter den Wohlhabenden im aanzen Lande gesammelt haben: vr. Snlze wünscht de» Ertrag der Beckencollcctcn im ganzen Lande, anstatt für die lawenden AuS gaben der Kirche, zu dein Fonds verwandt, und Pastor I in i» i s ch will mehr als Alle — er will die Thal. Die Synode solle selbst de» ersten Stein zum Bau des Fonds legen. er wolle sofort mir dem Sainmelbogcn beruingchen und brüderliche Gaben eiuslreichen. Ob cS noch dazu gekommen, tonnien wir nicht sehen, Lay aber der Vorschlag zu allernächst die größte Heiterkeit erregte, daö können wir leider constatircn. Wie komincn auch die Herren dazu, etwas für diesen wobltbätigen Fond selbst zu geben ! Tie Synode empfiehlt nach einem Vorschläge des Suvcrinlcndcnt Otto dem Kirchcnrcglment, „mit allen zu Gevotc sichenden Mit teln" für die Ausbringung eines Kirchenionts iorgcn zu wollen. — Die Schlußbcrathuiig des KirchcngcsctzcS. kirchendiSciplinclle Bestimmungen betreffend nach denen, wie wir schon mikihcilten. Diejenigen, die sich der kirchlichen Trauung, Tamcn rc. entziehen, der kirchlichen Ehrenrechte verlustig geben tollen, fand mit einigen Zusätze» mit 58 gegen Et Stimmen Annahme. Ter wesentlichste ist, daß auch die Verweigerung der Eonfirmallvn von den erwähn ten Rechten ausschließt. Gegen dieien Zusatz erhob auch der EultuS- minister 1>o. v. Gerber, keine großen Bedenken, obschon er ihn an sich nicht sehr gern zu sehe» schien; er erklärte sich jedoch entschieden gegen die von vr. Lurhardt beantragte Aus schließung der den kirchlichen Ordnungen gegenüber renitent Gewordenen vom heiligen Abendmahl und ber Absolution. Es muh da hinter den Coulijscn etwas Besonderes boracgangcn sein, denn der genannte Antragsteller, bei der ersten Leimig mit Feuer und Flamme gegen du Tauf- und TrauungSverächtec erfüllt und bereit zur Mithilfe an der Wiedereinführung alter modrig gewordener Ktrchengesetze von vor 306 Jahre», ist bei dieser zweiten Lesung viel milder gestimmt, er erinnert sich sogar daran, daß der Geistliche nicht zum Herrsche», sondern um „evangelisch zu dienen" da sei und bläst aus eine seine Art zum Rückzug, schließend mit Worten, daß er seinen Zusatzautrag fallen leine. ES dürfte nicht uninteressant sein, die Namen der 13 Consynodalen kennen zu lernen, die gegen das bercgte Gesetz im Allgemeinen sind und rinden, daß jetzt zur Ausstellung neuer Kirchcndisciplinen nicht der geeignete Zcitpunlt sei. Es sind die Herren: Haberkorn. Höstner. Koch, Körner. Leonbardt, Stau in an». I>>. Seydel, vr. Sülze, Bauer. Bi »kan, Claus;, vr. Eckstein, Günther. - Der Sitzung wohnte zum ersten Male tu seiner Eigenschaft aiS Minister in Lvsoxolicis der Fi- »anzminlster vonKönncr > tz bei. — Ilm die in der Lantcssynode taut gewordenen Wünsche wegen der wendischen Sprache aus daö rechte-Maß zurück- zutühren, sei erwähnt, daß seit 1864 eine bedeutende Abnahme der Wenden in Sachsen stattgciimden und von 1864 ES 18?» sich die Zahl derselben von 53,?66 aus 56,?3? herabgcmindert bat. Im Jahre 1813 wurden auf 1066 Einwohner »och 26 wendisch Sprechende gezählt, jetzt nur noch 18. — Der Tbicrschutzvcrein vielt am 1. Nodember seine gewohnte MonatSperi'ammlung. Deo vom Vorsitzenden. Direktor Marguart, erstattete Geschäftsbericht ergab für die pcrsloslciien zwei Monate 246 Eingänge und 116Abfertigungen. Die cingc- lauienen Anerbietungen zur 'Ausnahme und Verpflegung von Thicicn wurden vorgclcat und besprochen. Von auswärtigen Eingängen gelangte ein s-chrctbcn dcS TbierschutzbereinS zu 'Algier zur Verlesung, welches sich mit besonders warmer Anerkennung über die Monatsschrift dcS Dresdner Vereins „Androklud" auo- spricht. Die Berichterstattung über den Verlaut der verschiedenen beim Verein zur Anzeige gelangten Fälle bot Veranlassung zu ber Wahrnehmung, daß das gegenwärtige Thierschutzgeiek nach seinem buchstäblichen Wortlaute sich nicht selten alö unzureichend erweist, um Handlungen stratend zu treffen, über deren Verwerf lichkeit a« sich kein Zweifel bestehen kann. Ist cS im Allgemeinen ein unleugbarer Mißstand, wenn irgendwo der Fall einlrilt, wo das öffentllche Rechtobewußtsein und daö geschriebene Gesetz aus- einandergehcn: so wirb derselbe besonders lcbbast empfunden, wenn zu Zeiten, wie die gegenwärtigen, wo fast alltäglich die Zeitungen von verübten Rohheiten und gewalttbätiaem Unfug der verschiedenste» Art erzählen, man beobachten muß, daß der stane Buchstabe bck GcutzeS, den Arm dcd Richters lähmend, häufig ei» Hinterniß bildet, um den Urheber roher Gcwaltthätig- kelten mit angemessener Strafe zu belegen. Der Thicrschutzpcrcin wird eö sich ernstlich angelegen sein lassen, trotz vieler ihm zuweilen entgegentretenden Erschwerungen seines Amtes z» warrcn und fühlt sich hierzu durch die übrige» im Sinne deö ThicrschiitzeS ertolgendon Verurthetiungcn auch hinlänglich ermuthigt. Die rauhere Jahreszeit mahnt an die Pflicht dcS Vogelschutzes, welche auch dieses Jahr in gewohnter Weise geübt werden soll. Um für die fortdauernde Verfolgung der Raubvögel einen sachkundigen Anhalt zu bieten, bringt die neueste Nummer des Androkinö einen anStührtichen Artikel über Nutzen und Schaben derselben, damit die zum Schutze der kleinen Vogeiwclt vom Verein getroffenen Maßnahmen innerhalb der angemessenen Grenzen bleiben »nd nicht Veranlassung zn unbtgründctcr Vernichtung geben. Ilm die winterliche Obsorge nach Möglichkeit auch aus die Vogclwclt der höheren GeblraSstrtchc anögibehnen, hatte schon tu früherer Zeit der Verein für die in Ihrem Bestände bedrohten Ebereschen nicht ohne Erfolg sich verwendet. Er ist seitdem einen Schritt weiter gegangen unb hat sieb zum Fürsprecher einer in noch wei- terem Umfange z» bewirkenden Anpflanzung dieser Bäume ge macht. ES ist gar kein Mangel daran, nur daß die langen Bäumchen, deren Samen von den beweglichen Vögeln gar häufig in's Dickicht deü Waldes getragen wird, dort dem nachthclligen Einfluß ihrer beengenden Umgebung erliegend, wieder eingehen. während an freieren Stellen, wie sie die Räuber der vielen Walb- wege so reichlich bieten, dieselben ganz gut tortkommen und dem Maid zur Zierde unb den Vögeln zur leckeren Spelle gereichen können. Der Verein bars nach ber ihm an maßgebender Stelle geworbenen wohlwollenden Zusicherung die Hoffnung hegen, daß dir Vogeiwclt unserer fiskalischen Waldungen in künftigen Zeiten zur Winterszeit den Tisch noch reichlicher besetzt finken wird aiS bisbcr. Die vom Verein gewährten Belohnungen haben nach verschiedenen Seiten hin In wümchcnSMrthtr Weise aulmunternb gewirkt, besonders auch in Betreff dev Transportes von Ferkeln und Hühnern aut den Dampfschiffen deö ElbstromcS. Die neuer dings in Bezug ans daö Einsangen von Hunden durch den Ea- vtllrr seiten v»d Stavtrathö getroffene Einrichtung, daß die Liste
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