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Dresdner Journal : 09.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-09
- Monat1874-08
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 09.08.1874
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i W18». Sonnl.1-, den 9. August ^knnnem<-nt«;nei,: I« L.I-A.: ->^l»°ü.-. . . . « I dir. a»<1 ^jRdrliell: 1 H»1r. 1K Kgr kioru. lilur«!»« Kumm«»: 1 K^r. ^c>r Uen k»nw <>n« ^«WsZnlteoen ?<»titr.s>il«: s Kixr v«tor„ Kin^oiicocli" äio 2«ilv: b Kxr. ^r,AliAlnA»r Nl^Iiob mit Xnnnndms ä«r Sono- null k'eio tig^e, ^benll« kür ll»u kol^i-nllvo l'^s Dres-nerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: CommisfionsraN? I. G. Hartmann in Dresden. 1874 IuA«A»tAo»na»du,« »a,MLr4«, » >r OommiEouLr lle» - I>r««lu«r ^onrmtl»; »vvullM, : LnAAn /-'or.- u. L F'rsver, S»»darU->«rIl». <S ^oAi«', LsrUo Vt»»-S^ndi»^-kr^-l.«tp^-krm»k- kurt ». N -Nüned«»: Null >»rU» K Nkt^»r^«r, ^1/srro^t, Lr«n«>: 7V Sc^/ottA, Sr«» l»a: /. LtlinAe»,'» liürvnu 0k«mm^: » poiAt, kr»»''- kurt» ».: Rl OarAernokou. F <>' //^^ninnn'uctw Suckd , »liigLetktx'o, UarUti: /nv Ü , L»ooovr: 0. ,' k»ri»: //<i! »n, /.u/ittA, LnMrrtS t?o. Stutlx»rt: /-«,«»« ck Oo., Lü<1ci ^nno»tc«n -/1«Aea<«, Vt«o: ^4/ Oxprlct U »i-nu^xoborr Uünibl ^xp<'6>tiou llos Or«,llnsr llournnl», 6,, XI:.c-sstcrolb>-»ssu«>c- Ko. 1. -«»»«ßWMSSSSSS-SM—-«SS—-M--S--——— , ' m V,-—-——— Amtlicher Theil. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Friedrich Wilhelm Wolke in Lan genau die goldene Medaille vom Verdienstorden zu ver leihen geruht. Bekanntmachung. In Gcmäsheit von §. 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreich Sachsen, vom 16. September 1856 wird an- durch bekannt gemacht, daß die Mecklenburgische Lebens Versicherungs- und Sparbank in Schwe rin ihren Sitz in hiesigen Landen von Schandau nach Leipzig verlegt hat. Dresden, den 4. August 1874. Mlnisterium des Innern. Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. UichtumMcher Theil. Uebersich,. Telegraphische Nachrichten ZeitungSschau. (Neue Preußische Zeitung.) Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Hadersleben. Mün chen. Karlsruhe. Wien. Prag. Buda-Pest. Paris. Amsterdam. Bern. Nom. Madrid. London. Konstanti nopel. Athen.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzial Nachrichten. (Bautzen. Altenberg.) Vermischtes. Statistik und LolkSmirthschaft. Sächsische Bäder. KemUeton. Borsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. ^elkgraphllche Nachrichten. Paris, Sonnabend, 8. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter erwähnen ein Gerücht, wonach die deutsche NeichSreaierung ihre Vertreter im AuSlande informirt habe» daß die Verhältnisse »S angezeigt erscheinen ließen, die Negierung Serrano s anzuerkenven. Nom, Sonnabend, 8. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Bologna sind 2 weitere Chefs der Internationale verhaftet woidrn; wichtige Docu mente wurden mit Beschlag belegt. Die republi kanischen und socialistischen Vereine der Provinz Ancona find aufgelöst worden. (Vgl. unter .Tages geschichte".) Madrid, Freitag. 7. August, Morgens. (W- T. B.) Die amtliche „Gaceta" meldet, daß Laguar- dia (in Alava) durch die Carlisten besetzt worden ist; die Stadt war nur von 4V Soldaten und einem Trupp entmutdigter Freiwilliger vcrthridigt. Da- gegen ist dir Brigade Ariane unter dem Jubel der Einwohner in Trruel eingerückt; die Carlistrn haben sich sofort von dort zurückgezogen. In Granada war es bei Gelegenheit der Aus hebung zu Ruhestörungen gekommen, die aber so fort energisch unterdrückt wurden. Nach dem „Jmparcial" ist die Absicht, die Cortes rinzuberufen, bis auf Weiteres aufgeg.ben worden. Ueber die Führer der föderalistischen Partei berichtet der „Jmparcial^, daß dieselben vollständig mit einander zerfallen und uneinig seien. In dem Prcceffe wegen Ermordung des Gene rals Prim ist der Untersuchungsrichter gegen 50 neue Angeschuldigte vorgegangen. Feuilleton. Redi-irt von Otto Banck. Breite Schultern. Lon Friedrich Spielhagen. (Fortsetzung aus Nr. 182.) Es war an einem Tage vor dm großen Sommer ferien und wir in der Tertia waren guter Dinge, und weil die Zeit, wo wir noch Alle beisammen waren, nur noch so sehr kurz, so benutzten wir die Zwischenviertel stunde zum Ausfechten eines alten Haders, wobei es ge schah, daß die Partei, zu der ich gehörte, die andere Par tei schließlich zur Thüre hinauSwarf. „Gottlieb, Lu mußt die Thür zuhalten!- hieß es nun von allen Setten. Ich stemmte also meine Schultern gegen die Thüre und hielt wacker aus, so stark auch die von außen drängten, und zuletzt, wie in Verzweiflung, mit den Fäusten argen die Thür schlugen, während meine Kameraden vor Freu den über meine Widerstandsfähigkeit wie die Besessenen tobten. Endlich wurde mir — schier zu meinem Er staunen — der Druck gegen meine Schulten! zu stark; ich mußte nachgeben, und herein sielen durch die auf springende Thür der Schuldiener, der Director und mindestens ein halbes Dutzend Lehrer, mit denen ich es während dieser ganzen Zeit zu thun gehabt hatte. Das Ende können Sie sich denken: ich sollte meine Dränger recht gut gekannt haben; ich sollte nur dem frechen Uebermuthc, dem Frevelmuthe meines bösen, verstockten Herzens gefolgt seiu. Es war der schändlichste Streich, der seit Menjchcngedenkrn auf der Schule vorgekommen war, und ich wurde cum intomm rrlegirt. Mein guter alter Vater war außer siw. In seinen London, Kreitag, 7. August, Nachmittags. (W T. B) DaS Parlament ist heute Nachmittag 8 Uhr geschloffen worden. I« der Thronrede werden die freundlichen Beziehungen Englands zu den auswärtigen Mächten hervorgehobeu und daran die Versicherung geknüpft, daß der sich auS diesen Beziehungen ergebende Einfluß EuglandS fort dauernd werde angewendet »erde», um vertragt- mäßig festgestellte Verpflichtungen bei Kraft zu erhalten und den europäischen Frieden zu de- scstigtn. Betreffs des Brüsseler Eongresses heißt es in der Thronrede, die Königin habe, ehe sie einen Delegirten zur Theiluahme an den Eongreßverhandlungen bevoll mächtigte, geglaubt, zunächst die Zusicherung aller übrigen bei dem Eougrrsse vertretenen Mächte erhalten zu müssen, daß kein Antrag bei den: Eongresse cingebracht werden solle, der darauf hinausgehe, die Regeln des internatio nalen Rechts zu modificiren oder, im Falle eines Krieges, den Operationen zur See gewisse Beschränkungen auf- zulegen. Die Kömgin werde die von der Eonferenz empfohlenen Vorschläge in Erwägung ziehen, müsse sich aber die volle Freiheit Vorbehalten, dieselben anzunehmen / oder abzulehnen. Bezüglich der inneren Kämpfe in Spanien wird in der Thronrede das lebhafteste Be dauern und zugleich der dringende Wunsch ausgesprochen, daß Friede und Ordnung m dem Lande bald wieder hcrgrstellt werden möge. Die Königin glaube indeß, daß dieses Ziel sich sicherer und leichter werde erreichen lassen, wenn man sich einer ernstlichen Einmischung in die inneren Angelegenheiten des unabhängigen Landes enthalte. Dresden, 8. August. Der Londoner Eorrespondent der „ 'Neuen Preußi - schen Zeitung" knüpft an das Ende der Arbei terbewegung in den östlichen Grafschaften Englands eine Reihe von Betrachtungen, die wir nachstehend im Wesentlichen wiedergebcn. Hiernach hätte die diesjährige, in ihrem Gejammtresultate befriedigende Ernte in Großbritannien und Irland dadurch eine be sondere Bedeutung gewonnen, daß durch sie der in den östlichen Grafschaften so lange und mit so großer Be harrlichkeit geführte Streit zwischen Pächtern und Tage löhnern beendigt worden ist, und zwar durchaus zum Voitheile der Ersteren. Das sichere Zeichen dieses Sie ges sei der von dem ausführenden Ausschüsse der „na- timml ic^ricnllurnl lub«>ui oi v uumu" unter dem Vor sitze des bekannten Mr. Arch gefaßte Beschluß, daß der Ausschuß cs unter den obwaltenden Verhältnissen nicht verantworten könne, die Tagelöhner länger in gezwun gener Unthätigkett zu erhalten. Aus diesem Grunde müßten die bisher mit 0 Schilling in der Woche ge zahlten Unterstützungsgelder von nun an Wegfällen, und die „Union" werde nur noch Hilfe zum Umzuge (iui> ßitckicm) oder zur Auswanderung ('-mitzrnüv») ge währen. Der Kern dieser Erklärung bestehe dann, daß die „Union" wenigstens für jetzt ihre Bestrebungen fallen läßt, und daß die Tagelöhner sich also unverzüg lich entscheiden müßten, ob sie den Versuch machen wollen, um jeden Preis in ihr früheres Arbeitsvcrhält- niß zurückzukehrrn, oder ihre Heimath auf immer zu verlassen. Es heißt dann weiter: „Für den jungen kräftigen und mit einigen Geldmitteln versehenen Ar beiter, der sowohl in anderen Gegenden Englands, als in Amerika rc. stets Beschäftigung und hohen Lohn zu finden sicher ist, erscheint ein solches Anerbieten recht annehmbar; für ältere und vermögenslose Leute ist das selbe aber völlig trostlos, und diese werden es bitter bereuen, Mitglieder der „Union" geworden zu sein. Tie Leiter der letzteren sowohl, als die Arbeiter selbst haben sich in einem für sie vrrhängnißvollen Jrrthume befunden. Sie hegten die Ueberzeugnug, daß die Päch ter sich zur Zeit der Heuernte, jedenfalls aber vor der Getreideernte zum Nachgcben gezwungen sehen würden, und hatten ihren ganzen Plan auf diese Berechnung gc- Augen war rrlegirt und auf offenem Markte gestäupt und gebrandmarkt werden so ziemlich dasselbe. Er nannte mich mit Thräneu im Auge seinen verlorenen Sohn und ich danke Gott, daß meine Mutter, wenn sie mir doch einmal so früh entrissen werden sollte, nun schon lange in der schwarzen Erde lag und sich über die Schande ihres Sohnes nicht mehr die lieben Augen auszuweinen brauchte. Von diesem Augenblicke ging es schneller und immer schneller mit mir bergab, und weniger und immer we niger konnte ich begreifen, weshalb gerade ich Gottlieb heißen mußte, der ich weder Gott noch den Menschen lieb zu sein und etwas recht machen zu können schien. Mein Vater hatte mich zu einem Gutsbesitzer in die Lehre gethan, der ihm als ein exemplarischer Oekonom gerühmt worden war. Ich hätte in keine schlimmen! Hände fallen können. Herr Bartel war ein gänzlich unwissender, brutaler Mensch, ein Vieh- und Leuteschin der, ein kleinlicher Tyrann, der Jeden, der es sich ge fallen lnß, mit der Reitpeitsche tractirte. Ich sah das eine Zeitlang, meines Vaters wegen, geduldig mit an, bis eines schönen Sommermorgrns, zur Zeit der Rog- aencrntc, auf offenem Felde, angesichts des Himmels und sämmtlicher Gutsleute beiderlei Geschlechts, zwischen mir und Herrn Bartel eine Scene erfolgte, die der genannte Herr schwerlich provocirt haben würde, wenn er den Ausgang vorhcrgesehen hätte. Ich höre immer noch das dreimalige Hurrah, das aus den Kehlen der armen weißen Sclaven erschallte, als der Elende am Boden lag und ich nach einigen letzten kräftigen Hieben die Reitpeitsche weit hinein in das blinkende Wasser des Sees schleuderte. Ja, Ihr Herren, das Hurrah thut mir wohl, so ost ich daran denke, und ich habe mich schon in trüben Stunden damit getröstet, daß es in dem Hauptbuch« meines Lebens auf der Creditseite verzeichnet stützt. Das Mißlingen desselben hat seinen Hauptfach. Uchen Grund in der von den Pächtern gegen alle Vrr- muthung bewiesenen außerordentlichen Energie. Ohne Kosten zu scheuen, Haden sie sich sofort mit den besten landwirthschaftlichen Maschinen versehen und ihre Thä- tigkeit in jeder Beziehung verdoppelt, um den Mangel an Arbeitern zu ersetzen. Ueberdies sind manche Päch ter eben auf diese Weise zu der Erkenntniß gekommen, daß sie bisher aus Gewohnheit und nach altem Her kommen weit mehr Arbeiter beschäftigt haben, als für ihren Betrieb eigentlich erforderlich sind. Die durchaus uothwendige Anzahl Haden sie sich theils unter den ein heimischen Tagelöhnern, die der „Union" fern geblieben waren, theils aber aus fremden Gegenden zu verschaffen zewußt. Ueberdies sind für die keine besondere Ge- chicklichkeit und Uebung erheischenden Arbeiten im Noth alle immer Leute aus den benachbarten Städten und volkreichen Marktflecken zu bekommen. Auf solche Weise und mit Hilfe der die Feldarbeiten in diesem Jahre jo sehr begünstigenden Witterung ist es den Pächtern ge lungen, alle mit der Ernte verbundenen Schwierigkeiten glücklich zu überwinden. Die „Union", die ihrer Sache so sicher zu sein glaubte, sieht jetzt ein, daß sie wenig stens in nächster Zeit alle Aussicht auf Erfolg verloren hat, und die unglücklichen Arbeiter, die sich auf sic ver ließen, befinden sich in der peinlichsten Verlegenheit. Viele von ihnen würden, selbst wenn sie sich zu un bedingter Unterwerfung verstehen wollten, unter den ge genwärtig ganz veränderten Verhältnissen bei ihren frü Heren Arbeitgebern keine Aufnahme finden. Sie wer den sich daher und weil nach beendigter Ernte auch in anderen Gegenden Englands nicht leicht Arbeit zu er halten ist, endlich zur Auswanderung entschließen müssen. Ueberdies hat das gute Verhältnis zwischen Pächtern und Tagelöhnern, wie cs in den östlichen Grafschaften seit unvordenklichen Zeiten bestand, durch die Ereignisse des letzten halben Jahres einen Stoß erlitten, von dein es sich schwerlich wieder erholen wird. Die Pächter be nehmen sich freilich im Ganzen mit Mäßigung und vermeiden es, die Niederlage ihrer Gegner durch Hohu und unwürdige Behandlung noch mehr zu verbittern. Auf der anderen Lette scheinen sie aber entschlossen zu sein, aus ihrem Siege den größtmöglichen Nutzen zu ziehen und sich bei dieser Gelegenheit namentlich derjenigen Verpflichtungen zu entledigen, die ihnen nach Litt« und altem Herkommen gegen kranke oder ausgediente Arbeiter und ihre Familien oblagen. Die selben werb«« jetzt in den Hospitälern und Gemeinde- aimenhäuseru eine Zuflucht sucheu müssen; auf eine Wiederbelebung des von den Vätern überkommenen patriarchalischen Verhältnissen zwischen oen verschiedenen Klassen der Ackerbau treibenden Bevölkerung ist aber unter solchen Umständen keine Aussicht. Daß die Päch ter in den östlichen Grafschaften durch Jarres Festhalten an den bisherigen, für die gegenwärtige Zeit allerdings zu geringen Lohnsätzen, besonders aber durch die von ihnen verlangte, das Gefühl des Engländers verletzende Beschränkung der Associativnsfreiheit zu dieser traurigen Veränderung, die roch auch ihinn direct und indirect manchen 'Nachtheil bringen wird, Veranlassung gegeben haben, läßt sich nicht in Abrede stellen. Den Beweis liefern Lincolnshire und andere Gegenden, wo ähnliche Zwistigkeiten durch wechselseitige Zugeständnisse gütlich geschlichtet worden sind. Andererseits aber lastet die bei Weiten: schwerste Verantwortlichkeit unzweifelhaft auf der „Union", welche die Tagelöhner durch alle ihr zu Ge bote stehenden Mittel zum Ausharren ermunterte, daun aber, nachdem sie bereits in eine mehr oder minder hilf lose Lage gcrathen waren, da» Spiel verloren gab und ihre Schützlinge schimpflich im Stiche ließ. Dieses Ver fahren findet, wenngleich das Urtheil über die ländliche Arbeiterbewegung sonst selbst in couscivativen Kreisen rin sehr gctheiltcs ist, überall die entschiedenste Miß billigung, und man darf hoffen, daß es nach solchen Erfahrungen dcn Agenten der „Union" künftig nicht wieder gelingen wird, unwissende und leichtgläubige Men schen zu betlören und ins Elend zu stützen. Uebrign:» steht, und so eine oder die andere meiner Dummheiten straflos bleiben wird. 'Nach dieser Katastrophe wagte ich, wie Sie sich den ken können, nicht, in das väterliche HauS zurückzulehren. Ich drückte mich eine Zeitlang bei Verwandten herum, bis der Termin kam, wo ich des Königs Rock anziehcn konnte. Ich wurde mit den Kanonen viel besser fettig, als mit den lateinischen Exercitien, und da niein Haupt mann mich gern hatte und mein Vater es wünschte, meldete ich mich, als mein Jahr zu Ende ging, zum Wciterdienen, und brachte es auch wirklich in verhält- nißmäßig kurzer Zeit zum Vicefeuerwerker. Schon sah ich die Epaulet-en aus meinen Schultern blinken, als — nun, Berkcnfeld, Ihren Stand in allen Ehren, aber mit der militärischen Subordination ist es doch manchmal ein wunderlich Ding, das einen ehrlichen Kerl zur Ver zweiflung bringen kann. Gerade zu der Zeit wurde ein Bürschchen, mit dem ich zusammen auf der Schule ge wesen war und das ich ost und oft, ich glaube noch heute verdientermaßen, durchgeprügelt hatte, aus der Ca- dettenschule entlassen, und natürlich — um das 'Maß meiner Sünden voll zu machen — in meine Batterie eingestellt. Wie viel der neugebackene Lieutenant auf der Eadettenschulc gelernt hatte, lasse ich dahingestellt, daß er aber nichts vergessen hatte, zum wenigsten nichts, was sich aus unser früheres Verhältnis bezog, wurde mir nur zu bald klar. Der Name thut nichts zur Sache, Ihr Herren; auch habe ich dem Manne längst vergeben, und wenn er in diesem Augenblicke zur Thüre herein- trätc, sollte er mir willkommen sein; aber damals war ich zehn Jahre jünger und dümmer, vielleicht trieb er eS auch gar zu toll; zum Wenigsten kam ich nur fünf Jahre auf Festung, was wie man mir sagte, unter diesen Umständen ein ganz unerhörtes Glück zu nennen sei. 'Nun: es hat jedes Ding seine zwei Leiten, selbst ertragen die getäuschten Arbeiter ihr Unglück mit großer Fassung, und es gereicht dem .nglischcn Charakter zur Ehre, daß cS unter solchen Umständen nirgends zu Stö rungen der öffentlichen Ruhe oder auch nur zu nenncus- werthen Exceffen gekommen ist. Jede Parte: suchte ihren Zweck durch alle gesetzlich nicht verbotenen Mittel zu erreichen, und die Unterliegenden finden sich jetzt mit männlicher Ergebung in ihr zum Theil recht hatte» Geschick." Lagesgeschichte. Dresden, 8. August. Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg wuree heule aus Anlaß Höchstscines Geburtstages m der Villa zu Hosterwitz von dem Musikchor des Schützenregiments eine Morgenmusik dar gebracht. Dresden, 8. August. Wir man uns mittheilt, wird Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, als comman dirender General des X1I. (königl. jäwjijchen) Armee- corps, am Schluß der diesjährigen Regiment»- und Brigadeexercitien die nachgenannten Besichtigungen abhalten: den 10. August früh Uhr bei Dresden I. Feldartillerieregiment Nr. 12 (zugleich Prüfungs schießen deS Regiment»): dell 13. August früh 7 Uhr 2. Reiterregiment bei Grimma, Vormittags '^ll Uhr 2. Ulanenregimenl Nr. 18 bei Rochlitz; oen 14. August früh 8 Uhr 3. Reiterregiment bei Borna; den 17. August früh 7 Uhr Gardereiterregiment bei Dresden, Vormittags 11 Uhr 1. Ulanenenregiment Nr. 17 bet Oschatz; den 18. August früh 7 Uhr Lchützenregimenl 'Nr. 108 bei Dresden; den 10. August früh 7 Uhr 3. Infanterieregiment dir. 102 bei Zittau, Nachmittag» '»5 Uhr 4. Infanterieregiment Nr. 10^ bei Bautzen; den 21. August Vormittags '«10 Uhr 8. Infanterie regiment Nr. 107 bei Leipzig; dcn 22. August früh 7 Uhr 5. Infanterieregiment 'Nr. 104 bei Zwickau, Vormittags '«11 Uhr «. Infanterieregiment 'Nr. 106 bei Chemnitz; den 24. August früh 7 Uhr 1. (Leib ) Greuadierregunent 'Nr. U>o, früh 8 Uhr 2. Grenadier regiment 'Nr. 10t bei Dresden; dcn 26. August früh 8 Uhr 2. Cavalcriebrigade bei CoUmnitz; den 27. August früh 8 Uhr 2. Jnfanteriebngade dir. 46 bei Bautzen; den 28. August früh 0 Uhr 3. Jnfanter:ebrigadr dir. 47 bei Zwickau; den 20. August früh 8 Uhr 4. Infante» ie- bngade dir. 48 bei Chemnitz. * Berlin, 7. August. Telegraphischer Meldung zufolge reiste Se. Maj. der Kaiser heute früh 8 Uhr unter den begeisterten Hochrufen der zahlreich versam melten Badegäste und Einwohner von Gastein nach Salzburg ab. Die Stadt hatte festlich geflaggt. Der Kaiser verab>chiedete sich in besonders herzlicher We^e von dem Ministerpräsidenten Grafen Auersperg und versprach, im nächsten Jahre wiederzukommen. Nach 6 Uhr Abends erfolgte die Ankunft in Salzburg, wo selbst L«. Majestät von der zahlreich versammelten Be völkerung mit lebhaften Hochrufen begrüßt wurde. Der Kaiser hat im Hotel „Erzherzog Karl" Wohnung ge nommen ; die Weiterreise nach Eger erfolgt morgen früh '«0 Uhr. — Der Minister des Innern hat sich, wie die „Post" mittheilt, veranlaßt gesehen, den Artikel der „Germania", nach welchem Se. Majestät der Kaiser in Ischl geäußert haben soll, cs scheine ihm, daß da» Kissinger Attentat nicht ernst gemeint sei, zur Kenntnis; des Käfters zu bringen. Kaiser Wilhelm hat den Artikel des ultramontanen Blattes dem Minister mit folgender eigenhändiger Bemerkung zurückgesendct: „Die Anlage ist von A bis Z erfunden, und ist eine Demenlirung durchaus nöthig. Gaslem, 5. August 1874. gez. Wilhelm." — Dic Wiccelkehr ocr August-Gedenktage giebt an vielen Orten Deuftchlauds zu Fe>llichkcilcn Anlaß, welchen namcntlich die Ciuivrlhung von Denk mälerii für die Gefallenen mehrsach eine höhere Weihe verleiht. In Wörth wurde geuern der Crinncrungs- tag der Schlacht durch dieCnlhullung des DcukmalS der Gefallenen vom 3. württcmbergftchen Jägerbalaillon (jetzt das Fusilierbataillon des 5. Regiments) durch All ¬ eine Festungshaft. Die schlimme und schlimmste Seite war für mich die, daß mein armeo Vater sich über meine Schande gar nicht zu trösten vermochte und bald daraus, ich fürchte, an. gebrochenem Herzen starb. Ich war jein einziges Kind gewesen und der Himmel weiß, welche glänzende Zuknnft er für mich geträumt halte. Er hatte cs nie über die Stellung eines viel gehudelten Subalternbeamtcn hinausbringen können; ich sollte nun wenigstens Regierungsrath werden. Er halte mich sehr geliebt, mein guter alter Vater, und der größte Kummer meines Lebens ist, daß ich ihn, — der Himmel weiß, wie sehr gegen meinen Willen! — so viel Kummer habe machen müssen. Er war vielleicht kein Genie, mein guter alter Vater, aber ein braver Mann — Friede seiner Asche! Ja! und die gute Seile von meiner fünfjährigen Einsperrung 7 Vielleicht war ich zu vollblütig, over mein Blut hatte nicht die rechte Mischung, oder mußte sich erst zurecht arbeiten, wie ein Wein, den man ein paar Monate im Keller liegen läßt, bevor mail lhn auf Flaschcn zieht. So viel weitz ich, daß in der ersten Zeit mein Blut gar fürchterlich in mir tobte, so daß ich schier staubte: ich überlebte es nicht, oder würde zum wenig- ten verrückt werden; aber nach und nach wurde es tiller und immer stiller und ruhiger in mir, ordentlich sonntäglich still und ruhig, und ich konnte mich gar nicht so unglücklich fühlen, wie ich es für meine Pflicht hielt. Wenn ich auch nicht recht begreifen konnte, wes halb eil: Mensch, der sich keines Verbrechen» bewußt war, wie ein Verbrecher behandelt werden müsse, jo so dachte ich: der liebe Gott werde es wohl wissen; und, wenn der sich nicht um einen armen Schelm bekümmere, so sei e» eben mein Schicksal, und gegen jein Schicksal könne der Menjch nichts. Und dann war ich ja doch ohne Zweifel sehr leichtsinnig gewesen, und es siel mix
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