Delete Search...
Dresdner Journal : 25.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190502254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-25
- Monat1905-02
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 25.02.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Vei»,Spr«tS: G«i» Bezüge durch di» GefchSLtsD«»« iuuerßut» Areudeu» 7,ü0 M («imch! Zu trag uns), durch die W»H ü» Deutschen Reich« S M. (au-schlietzlich Bestellgeld) vierteljLhrlich Wiuzelue Nummer» 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmte», »brr von dieser nicht ei»» geforderte» Beitrüge bea». Frucht, so ist da» Postgeld beizufüge». Herausgegeben von der Königl, Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Grscheiue»! Werktag« »ach» ö Uhr. — vrigiaalbericht» u»d viittei laugen dürfe» u»r mit voller Quellenangabe »achgedruckt werde». «»kswoigMitgOgebkdre«: Lie Zelle Neiaer Schrift der 7 mal gespaltene» Ankündt- guuus serte oder deren Raum to Pf. Bei Tabellen, und Zissernsad ü Ps Aufschlag für die Zeile. Unterm Re» vaktton-strich (Eingesandt) oie Lextzelle mittler Schnft oder deren Raum »0 Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeige» bi« mittag» iS Uhr für dle oach- «ittag» erscheinende Nummer. ^47. Sonnabend, ven 25. Februar nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die am 24. Juni 1837 verstorbene Witwe deS Geheimen Registrators Gräfe, Frau Sophie Dorothee verw. Gräfe geb. Körnig hat in ihrem am 10. Juli 1834 errichteten, am 25. Juni 1837 vor dem vormaligen Justizamte Dresden publizierten Testamente ein Kapital von 24 000 M. — Pf., welches infolge eines am 19. Juli 1834 von der Erblasserin errichteten Kodizills auf die Summe von 58 693 M 2 Pf. vermehrt worden ist, mit der Bestimmung ausgesetzt, daß die nach Verlauf eines Jahres, von ihrem Todestage an ge rechnet, erwachsenden Zinsen dieses Fonds zu gleichen Teilen an sechs durch das Los zu bestimmende ehe liche Kinder, Enkel, Ur- oder Ururenkel ihrer Ge schwister oder der Geschwister ihres obengenannten Ehegatten, welche noch nicht das 14. Lebensjahr er füllt haben, verteilt werden sollen. Die zur Perzeption Gelangenden bleiben nur zwei Jahre nach einander im Genüsse, können aber in der Folge, wenn keine anderen Interessenten vorhanden wären, nochmals und nach Befinden mehrere Male durch dar Los auf die gleiche Zeit in den Genuß dieser Zinsen treten. Da nun im laufenden Jahre die 34. stiftungs mäßige Verteilung der Zinsen des Stiftungsvermögens auf die Zeit vom 24. Juni 1904 bis dahin 1906 vorzunehmen ist, so werden die Eltern und Vor münder aller nach obigen Bestimmungen zur Per zeption mehrerwähnter Stiftungszinsen Berufenen hierdurch aufgefordert, ihre Kinder und Pflege befohlenen bei dem unterzeichneten Ministerium mit Beibringung der erforderlichen Legitimation baldigst und längstens den IS. Juni 1905 schriftlich anzumelden, unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche bis dahin nicht angemeldet, oder nicht ausreichend legitimiert würden, zu dem Losungs termine nicht zugelassen und bei der Verteilung der betreffenden Gelder nicht berücksichtigt werden sollen. Zu der unter Leitung des Rechtsanwalts und Notars Justizrat vr Zerener in Dresden stattfinden den Verlosung selbst ist der SO. Juni 1905 anberaumt worden, an welchem Tage die Eltern, resp Vormünder der angemeldeten und legitimierten Perzipienten vormittags 10 Uhr im Saale der Dresdner Kaufmannschaft — Dresden- Altstadt, Ostraallee Nr. 9 — zur Losung entweder in Person oder durch gehörig legitimierte Bevoll mächtigte sich einzufinden haben. Für die im Verlosungstermine Außenbleibenden wird durch eine hierzu beauftragte Person gelost werden. Eltern beziehentlich Vormünder, welche vom Er folg der Verlosung keine Nachricht erhalten, haben anzunehmen, daß ihre Kinder bez. Mündel keinen Gewinn erlangt haben. Dresden, am 18. Januar 1905. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. »04 v. Teydewih. Ernennunge«, Versetzungen re. Im öffent liche« Dienste. JmGeschLftSderelch« »«»MintsteriumS »«SGultuS und Sffentl. Unterricht«. Erlrdigt: di«4 und ü. Lebrrr- stelle in Röblitz Kollator: Die oberste Schulbehörde. Ein kommen der 4 Stelle: tSSO M und Amtswohnung; der ö Stelle: 1Söv M und SSO M Wohnung-geld. Für beide Stelle» werden je öv M. widerrufliche persönl Zulage bei befriedigenden Leistungen nach «ziähr Wirksamkeit in Aus sicht gestellt Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zett bez einem Militärdienstnachweise sind bi-11. März bei Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch, Glauchau, ein zureichen (Bebördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Vie auswärtige Politik der Woche. Die Ermordung des Großfürsten Sergius hat in Rußland selbst wie in der übrigen Welt viel unklare Stimmungen ausgelöst, politische Folg«) aber wird sie schwerlich nach sich ziehen. Schon di^ moralische Wirkung des Mordes auf die höchsten russischen Kreise ist in demokratischen und sozialistj^ schen Blättern arg übertrieben und entstellt worden. WaS von einer Panik in der russischmKaiserfamilie, einem persönlichen ZusammenbrechtzDW Zaren, von Gedanken an eine Flucht nach Dänemark oder Deutsch land erzählt worden ist, muß nach dem Berichte un befangener Augenzeugen, die gerade an dem ver hängnisvollen Tage sich über die Vorgänge im Schlosse von Zarskoje Sselo genau unterrichten konnten, als Flunkerei bezeichnet werden Die Haltung des Kaisers Nikolaus ist so ziemlich da- Gegenteil der Verzerrungen, die in Wort und Bild von „politischen" und „witzigen" Blättern dem zeitung- lesenden Publikum vorgeführt werden. Daß die Tagespresse statt aufklärend auch verdummend wirken kann, ist nahezu das einzige, was sich aus dem weitaus größeren Teile aller zeit genössischen Schreibereien über Rußland lernen läßt. Die nüchterne Erkenntnis der wirklichen Zustände und Bedürfnisse des großen NachbarrcichS zu fördern, erfordert freilich mehr Wissen und Mühe, als die Verbreitung sensationell aufgeputzter Depeschen, die dem liberalen Philister unter angenehmem Gruseln eingehen und die Grundlage seines Urteils über Rußlands innere und äußere Politik bilden. Als das Wesentliche aus den wirr durcheinandergehenden Nachrichten und Betrachtungen erscheint uns der Eindruck, daß die jüngste vom „Vorwärts" bejubelte sozialrevolutionäre Untat nicht vermocht hat, die russische Regierung in der Vorarbeit zu denjenigen Neuerungen im staatlichen Gefüge des Reiches zu stören, die bereits vor dem Attentat als geboten erachtet worden waren. Eine Verfassung nach west europäischem Muster wird dabei freilich kaum heraus kommen; aber nicht, weil die Leiter der russischen Geschicke sich lediglich aus herrschsüchtiaer Verblendung dagegen sträuben, sondern weil die Bevölkerung des ungeheuren Staatsgebiets geistig und politisch nicht reif genug ist, um aus ihrem Schoße durch unmittel bare Wahlen Abgeordnete hervorgehen zu lassen, aus denen sich ein zu ersprießlicher Mitarbeit an der Regierung befähigtes Parlament bilden müßte. Die russischen Liberalen, soweit ihnen die Vorgänge der letzten Zeit nicht die Besonnenheit des Urteils ge trübt haben, suchen selber nicht das Heil in einem Abklatsch des Parlamentarismus, wie er in den Staaten romanischer Rasse besteht. Ernsthaftere Vertretungskörper aber, die positive Arbeit leisten nach Art des britischen Parlaments oder deS deutschen Reichstags, lassen sich nicht aus dem Stegreif schaffen, sondern sind nur möglich als Ergebnis langer ge schichtlicher Entwickelung und nationaler Erziehung Ohne schonende Anknüpfung an das Bestehende ist gerade in den russischen Verhältnissen kein sicherer Fortschritt möglich. Wie aber diese Anknüpfung zu geschehen habe, darüber gibt es wohl außerhalb Rußlands kaum berufene Richter. Es muß auf russische Patrioten beinahe erheiternd wirken, wenn sie alles das prüfen sollten, was in der ausländischen Presse während der letzten Woche über die alt nationale Einrichtung der „SemSki Sabor" zu lesen war. Auf sachliche Zuständigkeit in den Einzel heiten müssen nichtrussische Beurteiler hier verzichten. Die Regierenden Rußlands aber werden einen Mittelweg finden müssen zwischen starrem Festhalten des als gefahrvoll erkannten bisherigen Zustands und dem nicht minder bedenklichen Bruch mit den überlieferten Lebensbedingungen der russischen Welt. Nicht das Moskauer Attentat, aber die allgemeine ^nere und äußere Lage des Zarenreichs hat auch m der heute ablaufenden Woche für das weitere Anwachsen der Friedensstimmung gewirkt. Die russische Presse gibt sich kaum Mühe mehr, ihre Sehnsucht nach Beendigung des ostasiatischen Krieges zu verhehlen Zur Begründung dieses Wunsches weisen die St. Petersburger Blätter gern auf die Notwendigkeit einer vermehrten Tätigkeit Rußlands in den Balkandingen hin. Soweit es sich aber in der macedonischen Frage um diplomatische Macht entwickelung gegenüber der Türkei handelt, hat sich Rußland bisher durch Österreich-Ungarn und Eng land vom ersten Platze nicht verdrängen lassen Es erscheint noch immer im Verkehr mit der Pforte als mächtigster Nachbar, als treibende Kraft für russisch österreichische Balkanreformen und als Schutzwehr gegen weitcrgehende Ansprüche Frankreichs und Eng lands. Andere aber als diplomatische Mittel zugunsten der Mazedonier aufzuwenden, wird wohl auch im kommenden Frühjahr keine Großmacht willens sein. Um das Bandenwesen in Schach zu halten, genügt wie bisher die militärische Kraft der Türkei, von der sie meh^ als je Gebrauch zu machen entschlossen ist. Die zahlreichen in der Gendarmerie verteilten fremdherrlichen Offiziere wirken für örtliche Be ruhigung; die allgemeine Lage in den europäischen Wilajets würde erheblich gefestigt werden, wenn die Angelegenheit der macedonischen Finanzreform eine wenn auch nur vorläufige Lösung finden könnte, bevor sie zu langwierigen Unterhandlungen mit der Pforte oder gar zu Meinungsverschiedenheiten unter den Mächten selbst führt So selbstverständlich es ist, daß die Verbesserungen in der Verwaltung Macedoniens tote Buchstaben bleiben, ohne hin reichende Sicherstellung der Verwaltungskosten, so kommt es doch praktisch mehr auf rasche Flüssig machung der nötigen Mittel an, als auf das der Türkei abzupressende Maß theoretischer Zugeständ nisse. Bisher sind die Aussichten auf ein Kom promiß in der Finanzfrage noch nicht geschwunden Auch der jüngste Bruch Frankreichs mit der Pforte wegen wirtschaftlicher Fragen, Militär lieferungen und Eisenbahnbauten, ist.schon verheilt; er war ohnehin nur ein Scheinmanöver der Pariser Diplomatie. Im „Demps" hat Hr George Villiers darüber aus der Schule geplaudert, es habe sich darum gehandelt, deutsche Kabalen niederzuzwingen. Der „Temps verwechselt hierbei Ursache und Wirkung. Die Tätigkeit der deutschen Vertretung am Goldenen Horn in der Frage der Geschützbestellung erfolgte Kunst und Wissenschaft. * Auf Veranlassung de« Königl. Ministeriums des Innern wird zur Erlangung bildnerischer Entwürfe zu vier Staatsmedaillen vom akademischen Rate ein Wettbewerb im Ankündigungsteile unseres heutigen Blattes ausgeschrieben. Die Medaille für Verdienste um die Geflügelzucht würde auf der einen Seite durch landwirtschaftliche Geflügel, auf der anderen Seite durch das sächsische Wappen und die übrigen Medaillen neben dem sächuschcn Wappen auf der einen Seite mit Dar stellungen ihres Verwendungszweckes auf der anderen Seite zu kennzeichnen sein Die Bewerber haben darauf Bedacht zu nehmen, daß sie in der Lage sind, die Medaillen selbst in Stahl zu schneiden Die Entwürfe zu den Medaillen im Durchmefser von ungefähr 15 ew sind mit dem Ramen deS Verfertiger« zu versehen und an den Kastellan der Königl Akademie der bildenden Künste zu Dresden (Brühlsche Terrasse) während der >ischäst<Mmben kostenfrei abzuliefern, sowie später, soweit sie nicht erworben werden, nach entsprechender ^nachnchtigung der Künstler, von diesen ebenfalls kosten frei zurückzunehmen Den Entwürfen ist »ine schriftliche Angabe über den Preis beizufüaen über die Vorschläge wegen der Wahl entscheidet der akademische Rat, tue wettere Entschließung bleibt dem Königl. Ministerium de« Innern Vorbehalten Die Entwürfe sollen, soweit tunlich, öffentlich ausgestellt werden Nach der Aus stellung sind sie zunick,»nehmen Geschieht dies nicht 'nügemoß, so erhalten sie dir Bewerber auf ihre Kosten zugestellt Beschädigungen, welche die BrwerbungSarbeiten aller selbstverständlich zu -ewärtiaenden sorgfältigen ve- handlnng ungeachtet erleiden sollten, begründen keinen Reklamation»- und Entschädigungsanspruch der Bewerber — Näheres über die Teilnahme an dem Wettbewerb, die Einlieferungsfristen rc. ist der Ausschreibung zu ent nehmen. Königl. Opernhaus. — Am 24. d. M : Fünftes Symphoniekonzert der Generaldirektion der Königl. musikalischen Kapelle und der Hof theater. (Serie L.) Mit der „NamenSfeier"-Ouvertüre or>. 115 Beethovens begann die diesmalige Veranstaltung (Leitung: Hr. Hof kapellmeister Hagen), deren Hauptinteresse der mit wirkende Pianist Moriz Rosenthal beanspruchte. Von seinem früheren wiederholten Auftreten hierselbst bekannt, stellte sich der Künstler gleichsam zu einer Nachprüfung vor, und diese mußte umso anregender sich gestalten, als er zu jener Zeit in den Augen derer, die für eine nur souverän technische Meisterschaft nicht viel übrig haben, wenig günstig abgeschnitten hatte. Hatte sich eine Ver innerlichung m fernem Spiele vollzogen, das war also die eigentlich entscheidende Frage, die zu lösen t» galt. Leider wird man sie nicht bejahend zu beantworten vermögen. Im wesentlichen ist Moriz Rosenthal doch der alte ge blieben, der — Virtuos Da» bekundete auch gleich die Wahl, di« er getroffen hatte, beziehentlich traf; denn, daß er seine Humoreske über Straußsche Walzer spielte, war zunächst nicht vorgesehen. Wenig genug wollte sie uns al» echte brillante Salonmusik in ven Rahmen unserer vornehmsten Konzerte passen Indessen auch im Chopin- Konzert (A moU op 11) ist e« nicht nötig, gerade m die Tiefen zu steigen Für die süße Schwärmerei der duftigen Läur-Romanze reicht sein tonpoetische« Empfinden allenfall» noch au», und die pikante und markante Rhyth mik de« Finalsatz«« elastisch herau«zuheb«n, ist er mit seiner stahlscharfen, fast automatenhaft funktionierenden Technik d«r recht« Mann Daß einem bei allem nicht warm wurde, ist oben schon angrdeutrt worden, al« wir Rosen thal einen „Vttluofen" nannten. Und etwas lUhl ver lief so für den nach „Musik" Dürstenden das ganze Konzert. Denn auch die Neuheit des Abends, Edward Elgars Variationen über ein Originalthema für Orchester, wies nur vereinzelte Momente auf, in denen sie uns stärker fesselte. Der Komponist, der feinen Ruf als hervor ragendster zeitgenössischer Tondichter Englands vornehmlich durch seine Legende „Der Traum des GerontiuS" begründete, gibt sich hier als nicht viel mehr zu erkennen, al» ein tüchtiger kenntnisreicher Musiker Eine stärkere, eigentlich schöpferische Phantasie vermag man nicht in dem Werke zu erkennen, vielmehr überwiegt der Eindruck deS Ge machten. Unter den 14 Variationen, die, eine Art Programmusik, gleichsam Porträts von Freunden und Freundinnen de» Komponisten darstellen sollen, sprachen un» al» scheinbar einer unmittelbareren Eingebung ent stammend besonder« an di« temperamentcrsüllte siebente („Troyte"), die al« klangschön instrumentierter Adagiosatz konzipierte achte („Nimrod"), des weiteren die originelle phantastische neunte (Intermezzo: „Dorabella") und die in dunklen, melancholischen Farben gehaltene zwölfte. O. S. Nefidenztheater — Am 24. d M: „Der Opern ball". Operette in drei Akten (nach dem Lustspiel „Die Rosa Domino«") von Viktor L^on und Hugo v. Waldberg. Musik von Richard Heuberger. (Achte Reih« der Operetten Abonnement-worstelluna.) Mit der Neueinstudierung diese« gefälligen Bühnen« w«rk« hat die rührige Direktion einen entschieden glück lichen Griff getan Wenn sich die da« Hau« bi« zum letzten Platze füllende Zuhörerschaft vortrefflich unter halten hat, so kommt die« allerdings in erster Linie auf da« Konto de« bekannten, von Delacour und Hennrqum herrührrnden iranischen Lustspiel«, da« von den Wiener Bearbeiter« beinahe „wörtlich" benutzt lediglich zur Abwehr französischer Eindringlinge auf einem Gebiet, wo Deutschland ältere Rechte hatte. Hr Villiers kennt doch das Wort: un-ebant, huanä Oll I'uttkiquv il 8e ckvkenä! Die Ränke werden in diesem Falle, wie gegen Deutschlands wirtschaft liche Interessen in Bulgarien, von anderer Seite gesponnen Übrigens ist es eine blanke Unwahrheit, wenn der „TcmpS" behauptet, die deutsche Diplomatie habe zu dem Mittel Kaiserlicher Briefe an den Sultan gegriffen, um bei der Geschützlieferung den unbestrittenen Sieg über Frankreichs Wettbewerb davonzutragen. Als ein Zwischenspiel in der orientalischen Politik ist die Kreta-Frage seit Jahren ziemlich harmlos gewesen. In den letzten Tagen hat sie den vier Schutzmächten der Minosinsel, Rußland, Eng land, Frankreich und Italien, Anlaß zu einer in Notenform den Mächten mitgeteilten Erklärung ge geben. Dieses Schriftstück bildet die Antwort auf Vorstellungen, die im Namen der kretischen Nationalversammlung von dem Gouverneur Prinzen Georg von Griechenland gemacht worden sind. Die Schutzmächtc versichern in ihren Mitteilungen, daß keine von ihnen die Insel annektieren wolle, und daß die endgültige Entscheidung über Kretas staats rechtliche Zugehörigkeit nicht gegen den Willen, das heißt also nicht ohne die Zustimmung der kretischen Bevölkerung getroffen werden solle Mit dieser Zu sage kommen die Schutzmächtc den auf Kretas An fall an Griechenland gerichteten Bestrebungen ent gegen, ohne schon jetzt für deren Erfüllung förmlich einzutreten. In Pariser Blättern ist gesagt worden, Österreich-Ungarn habe die Annahme der Note ver weigert und von Deutschland sei ähnliches zu er warten In Wirklichkeit dürften sich die Kabinette von Wien und Berlin darauf beschränken, die Mit teilung der Schutzmächte einfach zur Kenntnis zu nehmen, ohne für deren Inhalt irgendwelche Ver antwortlichkeit einzugehen. Eine besondere Uneigen nützigkeitserklärung mit Beziehung auf den Nicht erwerb der MinoSinsel hat weder Deutschland noch Osterreich-Ungarn auszusprechen, da beide Mächte ohnehin schon vor Jahren ihren Rücktritt von den Bemühungen zur Lösung der kretischen Frage erklärt haben Die Urheber der immer freier auftretenden Ge rüchte über einen bevorstehenden Friedensschluß in Ostasien machen einstweilen die Rechnung ohne den Wirt, das heißt ohne Rücksicht auf die Em pfindungen des Kaisers Nikolaus, der bisher keine Änderung seines Entschlusses, den Krieg fortzusetzen, hat erkennen lassen. Es handelt sich hierbei keines wegs um die Kränkung eines kaiserlichen Selbstgefühls; es spricht auch die Rücksicht auf die Stimmung mit, die sich nach unrühmlichem Friedensschlüsse der russi schen Armee gegen ihren obersten Kriegsherrn bemächtigen könnte Diese Armee ist in dem bisherigen Feld zuge noch niemals im militärischen Sinne geschlagen worden. Offizierkorps und Truppen haben Anspruch darauf, daß ihnen wenigstens erst Gelegenheit wird, sich in offener Feldschlacht mit dem Gegner zu messen. Erweist sich ihre Kraft in diesem Kampfe als unzulänglich, so wird trotz einer etwaigen Nieder lage der Gemütszustand, mit dem das Heer aus dem verlorenen Feldzuge zurückkchrt, für die oberste Leitung und den Zaren zweifellos weniger bedenklich sein, als wenn er den Vorwurf auf sich laden wollte ein unbesiegtes Heer unter rühmlose Friedens bedingungen gebeugt zu haben Abgesehen von solchen Erwägungen tritt freilich das Bedürfnis nach Frieden bei beiden kriegführenden Teilen mehr und mehr hervor, ebenso auch bei beiden die Empfindung, worden ist. Eine wahre Schleuse geschickt herbei- geführter Verwechselungen und Verwickelungen, die durch Hrn Karl Friese — dem famosen Darsteller des Beaubuisson und vielerfahrenen Regisseur der Operette — mit „zeitgemäßen Ergänzungen" ausgestattet waren, reizten die Lachmuskeln der Hörer zu immer ereuten Anstrengungen. Auch Frl Mary Martini (Kammermädchen), Frl. Else Becker (Chansonette), Frl. Ida Kattner (Marinekadett), Frau Julie Kron- thal (Madame Beaubuisson), die Herren Oskar Aigner (Paul Aubier), Heinrich Werk (Georges Dumeniel) und Karl Bayer (Oberkellner) waren um einen leben digen und erheiternden Gesamteindruck der von Hrn Kapellmeister Rudolf Dellinger vortrefflich einstudier ten Operette erfolgreich bemüht. Die Musik Heuberger« trifft durchweg den richtigen Ton für die leichtlebigen Motive des Lustspiel«; sie erinnert in ihrem munteren, beweglichen Gepräge an die graziösen Rhythmen der „Abenteuer einer NeujahrSnacht", des Wiener Kom ponisten erfolgreichster Oper, die auch auf deutschen Bühnen (Leipzig, Köln rc.) mit Glück in Szene ging Der ohrgefällige, durch eine sorgfältige Instrumentierung in seiner unmittelbaren Wirkung noch gehobene Walzer „Heut' abend hoff' ich" dient der Operette gleichsam al« Leitmotiv In den beiden ersten Akten fehlt e« auch sonst nicht an melodiösm Wendungen, aparten Klangfarben und feinen Orchestereffekten, während im dritten Akte die Musik durch den gesprochenen Dialog stark zurück gedrängt wird. —t Magdeleine G Die künstlerischcn Leistungen d«r Traumtänzerin Magdeleine G, die morgen im Neustädter Hoftheater vor einem kleinen Krei« von Zuschauern auftreten »ird, haben in der Presse und in der Tage«literatur den be-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page