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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 04.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-188006043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-18800604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-18800604
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSchönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-04
- Monat1880-06
- Jahr1880
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Schönburger Tageblatt — - und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell hononrt. Annahme von Inseraten für die nächstsr- scheinende Nummer bls Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Freitag, den 4. Znni 18»« ^127. *Waldenburg, 3. Juni 1880. Rom s Stellungnahme. Der Streit zwischen der Curie und dem Reiche ist durch die kirchenpolitische Vorlage des Hrn. v. Puttkamer wieder recht in Fluß gekommen und es zeigt sich in demselben, daß Rom nicht ein ^ota von seinem starren Standpunkte abweicht. Bismarck wird sich freilich dadurch in keiner Weise beirren lasten, von dem, was er zu erreichen sich vorge nommen, abzugehen. Zunächst wird er mit allen Mitteln seiner gewaltigen Kraft die Vorlage im Abgeordnetenhause durchzubringen suchen und wenn ihm dies gelungen, ruhig abwarten, wie sich die Curie dieser vollendeten Thatsache gegenüber ver halten wird. Denn man pflegt unabänderlichen Thatsachen gegenüber ganz anders zu handeln, als in der Luft schwebenden Aussichten. Sehr viel bedeutsamer als die Kundgebung der „Voce della Verita," die wir gestern veröffentlichten, ist der neueste Artikel des officiös päpstlichen Blattes, des „Osservatore Romano." In stolzer Sprache bringt dieses Blatt die Antwort des Papstes auf die Briefe des Fürsten Bismarck an den deutschen Botschafter am Wiener Hofe, Prinzen Reuß. Er nennt dieselben diplomatisch unziemlich, weil darin unwahre Verdächtigungen gegen den Papst ausgestreut und die Centrumspartei ungerecht beschuldigt würde. Die wahre Ursache des Con- flicts, sagt der Artikel, liege im Fürsten Bis marck selber. Der Vatikan habe zu Preußen stets herzliche Beziehungen unterhalten, so lange Fürst Bismarck nicht an der Spitze der Regierung gestanden. Fürst Bismarck aber habe die Ein- müthigkeit, die er vorgefunden, durch seine Maige setzgebung zerstört. Zwischen Papst Pius und Papst Leo bestehe schlechterdings kein Unterschied. Die Kirche habe immer nur ein und dieselbe Waffe, das sei das heilige Kreuz. Was Fürst Bismarck „römische Anmaßung" nennt, sei nur dasjenige Recht, welches der Vatikan in Preußen stets be sessen und genoffen habe, bevor Fürst Bismarck in's Amt getreten. Derselbe sei sehr im Jrrthum, indem er den Papst anklage, sich in die politischen Ange legenheiten Preußens und Deutschlands einmischen zu wollen; der Papst erstrecke seine Fürsorge nur auf das Seelenheil der ihm anvertrauten Heerde. Es sei hohe Zeit, daß Fürst Bismarck sich beuge und sein Schwert strecke vor der göttlichen Institution des Papstthums, damit der Papst ihm seine zum Frieden geöffneten Arme entgegenstrecken könne. Eine solche hochmüthige Sprache, wie sie sich im letzten Satze ausspricht, läßt darauf schließen, daß die Jesuiten mehr als je wieder ihren Einfluß im Vatikan geltend machen, sie wird aber die Wirkung haben, daß Bismarck unbeugsamer an den Rechten des Staats festhalten und erst dann ein Entgegen kommen, zu welchem er durch die kirchenpolitische Vorlage ermächtigt sein will, zeigen wird, wenn er sieht, daß die Curie den Rechten des Staates nach- zugeben gewillt ist. Der Staat weiß am besten, wie er bei der Fried fertigkeit des Papstes vor Bismarck gefahren ist, wie sich die Jesuiten und die Klöster progressiv vermehrten und wie der römische Einfluß auf dem Gebiete des Unterrichts- und Erziehungswesens immer mehr überwucherte. Vorläufig steht des Interessanten noch Mancherlei bevor; denn wie bereits erwähnt, hat der Pronuntius Jacobini aus dem Vatikan Instructionen erhalten, wonach die gesammte Korrespondenz mit dem Fürsten Bismarck veröffentlicht werden soll. Ob der Papst damit hofft, die öffentliche Meinung für sich zu ge winnen? *Waldenburg, 3. Juni 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser veranstaltete am 2. d. in Babelsberg ein Diner, dem nach langer Zeit auch Fürst Bis marck wieder einmal beiwohnte. Dabei ist die Verlobung des Prinzen Wilhelm von Preußen mit der Prinzessin Augusta Victoria von Sonder burg-Augustenburg proclamirt worden. Der Bundesrath beschloß über die im December d. I. vorzunehmende Volkszählung. Obwohl die Centralstellen der Statistik die gleichzeitige Erstreckung der Volkszählung auf eine Reihe anderer Dinge beantragt hatten, so hat der Widerspruch des Fürsten Bismarck hingereicht, diese Ausdehnung zu beseitigen. Es wird also mit der Aufnahme der Bevölkerung nicht eine Viehzählung verbunden, auch nicht ermit telt, wie stark die in ausländischen Häfen befindli chen deutschen Schiffe bemannt, wie groß die land- wirthschaftlich benutzten Flächen sind u. s. w. Die Commission zur Berathung des Kirchenge setzes begann am 2. d. ihre Arbeit mit dem An träge des Abg. Brüel's (Centrum), das Cultus- examen zu beseitigen. Der Antrag wurde vom Cultusministec v. Puttkamer bekämpft, ebenso der Antrag Zedlitz (freiconservativ) auf die Zeitbeschrän kung bis December 1881 und die Anzeigepflicht der Geistlichen. Die „Börsen-Ztg." weiß zu melden, daß über die Frage der Herstellung der Doppelwährung ein wichtiger Gedankenaustausch zwischen mehreren Bundesregierungen begonnen hat. Schweiz. Der gewesene Reichstagsabgeordnete Most, der bekannte Vorkämpfer für die socialdemokratischen Ideen, hat, wie schon gemeldet, die Absicht, eine Reihe von Agitationsvorträgen in der Schweiz ab zuhalten, und damit in Bern den Anfang gemacht. Her Most faßte sein Thema nicht mit Glacehand schuhen an, er sprach durchaus unzweideutig, und das ist am Ende auch ein Verdienst. Er sprach über die „Geschichte der Socialdemokratie in Deutsch land". Er erinnerte an die Gründung der Partei durch Lassalle, der allgemeines Stimmrecht und Er richtung von Collectivgenossenschaften auf sein Pro gramm schrieb, erwähnte im Weiteren, daß die Ra- dicalsten eine zweite Partei (in Eisenach) gründeten, welche neben obigen Punkten noch die reine Demo kratie und den Gemeinbesitz (Communismus) auf ihr Banner schrieb. Als Mitter zum Zweck kennt diese extremste Partei nur die Revolution an. Und zu dieser Partei gehört Bürger Most; er ist stolz darauf und er betonte: die Revolution, die Re bellion müsse angefangen werden. Nur durch offene Gewalt, durch Blut und Revolution komme man zum Ziele. Es sollen alle Arbeiter ihr Möglichstes thun, um „Haß und Verachtung gegen die Bourgeoisie zu predigen und das Volk aufzu reizen". Das Beispiel fand Nachahmung. Nach einander traten ein Deutscher, ein Schweizer und ein Russe auf und verlangten, daß auch in der Schweiz die Revolution gemacht werde, und ein Anderer fand — gewiß ganz logisch! —, daß das Richtigste eine „internationale Revolution" sei. Fürspecher Reichel von Bern, der der Versamm lung präsidirte, suchte so gut als möglich zu „ver mitteln". In der Schweiz sei eine Revolution schon gar nicht nothwendig, da das Volk ja die Mittel in Händen habe, auf dem Wege der Gesetz gebung seine Lage zu bessern. In monarchischen Staaten solle man auch nicht ins Blaue hinein Revolution machen, sondern das Volk aufklären. Eine Abstimmung fand nicht statt. Belgien. Der bei der Curie mißliebig gewordene Bischof Dumont soll nach einem Gerüchte geheimnißvoll aus Villers-la-tour verschwunden sein. Rußland. In Petersburg wurden am 1. d. im Landhaus auf der Nowaja 14 Israeliten, die politisch ver dächtig erschienen, verhaftet. Türkei. Nach einer der „Pol. Corr." aus Constanti- nopel zukommenden Meldung droht ein neuer Con- flict zwischen der Pforte und dem Generalgou verneur von Ostrumelien, Aleko Pascha, auszu brechen, welcher Letzteren veranlassen dürfte, demnächst in Constantinopel einzutreffen. Aleko Pascha weigert sich, das Verlangen der Pforte zu erfüllen, den Po sten eines ostrumelischen Justizdirectors mit einem eingeborenen Mohammedaner und den nach dem Rücktritte Schmidt's vacanten Posten eines ostrume lischen Finanzdirectors mit einem eingeborenen Grie chen zu besetzen. Der Sultan hat die dem englischen Botschafter Göschen zu ertheilende Empfangsaudienz verschoben, weil er nut der ihm vorgelegten, das künftige po litische Programm enthaltenden Empfangsrede nicht einverstanden war. Asien. Der Aufstand in Birma macht der englisch indischen Regierung schwere Sorgen. Vier Com pagnien britische Truppen haben Befehl erhalten, sich behufs Einnahme ihrer Stellungen zum Schutze der englisch-birmanischen Grenze zum sofortigen Abmarsch bereit zu halten. Amerika. In Nordamerika dreht sich jetzt Alles um die Präsidentenwahl. Bisher hat der Expräsident Grant die meiste Aussicht, Seiten der Republikaner als Candidat aufgestellt zu werden. Zu verwundern ist dies gerade nicht, denn er ist der Liebling der Aemterjäger und der professionellen Politiker, und diese haben in Folge der herrschenden Corruption im Volke allgemein viel Macht, und — was die Hauptsache ist — einen beträchtlichen Wahlfond. Der „Dollar" spielt bei einer Wahl in Amerika keine kleine Rolle. Die politischen Abenteurer, wie General Loyan, Cameron, Conkling, Belknay und Consorten setzen ihre ganze Macht daran, den durch die europäische Hofsitte „veredelten" Grant wieder an's Staatsruder zu bringen, damit sie ungestört ihren alten Schwindel, wodurch dieselben zu solcher Be—rühmtheit gelangt sind, weiter treiben können. Man hatte erwartet, daß Grant durch das Auf stellen von Blaine und Sherman sich vielleicht be wogen fühlen würde, als Candidat zurückzutreten; allein Loyan hat nun positiv erklärt, Grant würde nicht zurttcktreten, denn er befände sich in den Hän den seiner Freunde. Auch von Seiten der Demo kraten wird jetzt tüchtig agitirt; doch konnte man sich bis heute noch nicht über einen Candidaten, der stark genug wäre, Grant gegenüber gestellt werden zu können, einigen. Der bei der vorigen Präsidenten wahl von den Demokraten aufgestellte Candidat S. Tilden aus Newyork muß wohl dem starken Grant gegenüber keine besondere Aussicht auf Erfolg haben. Die Fama erzählt von ihm gerade nichts sehr Rühmendes. Derselbe war nämlich vor einigen Jahren in einen Staatsprozeß verwickelt, und soll damals nachgewiesen worden sein, daß dieser mehr fache Millionär die Staatskasse um eine bedeutende
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