Preis i «imrltckh, rig« Pränumeeatloa « n,r. tn't 4»uS, « ngr. bei Abho, tung in der Cxpe, dieion. Wochenblatt für <3 sch sp au und Mmgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) InlertlonSged-hren werden die geil» oder deren Raum mit i ngr. berechnet. 44. Sonnabends, den 4. November L8S4. Die Nothanker. (Schluß.) Diese Art praktischen Unterrichts am Bett der Tante Katharina, welche sich immer mehr und mehr erholte, erheiterte zu gleicher Zeit die Kranke und ihre Wärter. Guntram, welchem mit der Arbeit auch die Lust zum Leben wieder gekehrt war, hatte keine Zeit mehr, an sein frühe res Borhaben zu denken. Wider seinen Willen in daS thätige Leben der Tochter Gervais' hin- eingezogeo, hörte er ihren Projekten zu und nahm Lheil daran. Jeden Tag wurde er mit dieser unschuldigen und reinen Seele vertrauter und fühlte sich selbst nach und nach zufriedener und ruhiger. Es war dieß für ihn eine reine Luft, welche ihm daS Blut erfrischte, eine Art heil bringender Ansteckung, durch welche sein Stolz und blinder Egoismus sanfteren Gefühlen Platz machte. Jetzt erst bemerkte er die bescheidene Schönheit des jungen Mädchens, und Bilder möglichen Glücks tauchten in seiner Seele auf, ohne jedoch lange zu verweilen. Die Augen waren ihm kaum erst geöffnet und die Stunde b«S Lichts hatte noch nicht für ihn geschlagen. Indessen war die Tante Katharina wieder vollständig hergestelll und seit einigen Tagen au ßer Bett; endlich erklärte der Arzt, daß sie jetzt ausgehen dürfe. Guntram half ihr die 83 Stu fen hinabsteigen, welche sie von der Erde trenn ten, und führte sie langsamen Schrittes bis in die große Allee des botanischen Gartens. Die kaum Genesene blieb dort lange Zeit sitzen, athmete mit Wollust die balsamischen Lüfte und erwärmte an der Sonne ihre halberstarrten Glieder, nahm so zu sagen wieder neuen Besitz von dem Leben; endlich entschloß sie sich mit einem Seufzer deS Bedauerns zum Dachstübchen zurückzukehren. Aber wie erstaunte sie, als sie hineintrat. Hen riette hatte ihre Abwesenheit benützt und die nuß- baumen« Commode ganz mit Blumen bestellt; ein Helles Feuer loderte im Kamin und ein reich lich versehener Tisch mit vier Gedecken stand da vor. DaS junge Mädchen lief auf Katharina bliebt Eingänge stehen ge blieben war, und sagte, sie beim Arme nehmend: ..«ommen Sie doch, Ihre Genesung ist ein zu fei?r'n """ und ich haben beschlossen, ihn Jungfer batte nur Thränen alö Antwort; Guntram fühlte zum ersten Make, seit langer Zeit, wie sein Herz sich erweichte, und lieber ^ Rührung benetzte seine Augen- Die Mahlzeit war munter und dauerte bis spät, so lange es die Klugheit erlaubte; aber als Tante Katharina in ihr Zimmer kam, um sich zu Bette zu begeben, fand sie auf dem Arbeits tisch eine kleine Börse, welche sechs Goldstücke enthielt und ein Zettelchen, auf welches Henriette geschrieben hatte: „Preis der von Herrn Guntram gemalten Lichtschirme." — Der junge Mann und die Tante sahen sich einander an. „Wir können das Geld nicht annehmen," sagte Guntram erröthenv. „Haben wir denn nicht Ihre Zeit und Ihre Nachtwachen angenommen," erwiederte sanft Tante Katharina. „Ach! Du hast Recht," sagte Guntram voller GemüthSbewegung, in welcher der Stolz mit der Dankbarkeit kämpfte, „und wir besitzen kein einziges Mittel, solche Großmuth zu vergelten." „Warum denn?" entgegnete die alte Frau. „Vergissest Du denn unsere Armuth?" Katharina nahm seine beiden Hände und sprach: „Der, welcher sechs Goldstücke in wenigen Stunden verdienen kann, ist nicht arm." Guntram zitterte und schwieg; aber am an dern Morgen saß er mit Tagesanbruch an der Arbeit und fuhr so mehrere Wochen anhaltend und mit einer Beharrlichkeit fort, die nichts er müden konnte. Durch diese anhaltende Arbeit gelang eS ihm. Alles zu zahlen, was noch von der Krankheit Katharina'S her schuldete, und noch überdies eine kleine Summe zusammenzubringen, der er zur Ausführung seines Planes bedurfte. Als Hen riette eines AbendS in ihr kleines Dachstübchen