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Dresdner Journal : 14.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187205147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-05
- Tag1872-05-14
- Monat1872-05
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1872
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uw Dienstag, den 14, Mat, 1872. ^Tbrlltt». ...» l iili. ^j-brll-t»! 1 VUr. »»»r. Lur»e1v» Hvwmsro: 1 Hzr l»»sr»1«»xrvl»«: k^lr U« L»uw «io«r svipNlt«»«» 2«l«r 11tK«r. vutsr „Livß^«»vä1" äi« 2«üv; z U^r. Krvvdvluoar IkzUed, nüt äar 8oru»- rwä ^d«uä» tvr äe» kolgouäs» l'^. lokr««»«» tritt ikdrliod r llllr 8tn»p«tz«katlr, »»«—rv«Id 6« ävutxrb«» Lsiek«, ?o«t- uoä Dres-nrrImmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. -------- l»,«r»t«a»iuuck»e »o»«»tt«r ?>. Lramtttsttsr, Lomim»ivoLr äos vre«1o« )olir»»I»; «dvväs» : // LnAier, Lxoen u L Lu»- d»»U-«»rU»-Vt»»-1^ix»1^->»»«I->r«1»o-rr»Ltie»rt ». N.: AaarrnLt^in <S ^0At,r, >»rU»-v7I,*o-S»o»dilrx-rr»»k- tvrt ». H.-IlLi><!d«r> t A/o««, U«rU»: ^1, Netrm«^«-, Ä ^ttdrsc^t. Nr,o»«o: L. Lo^tott«, Ir»^»u: I, tttlrsLU l>. N Fentr, kriuNUart ». >,: L FarArr'ic»« u, «k t7. Lerrmann'scdv Nuodti, l-axd« et LV>., kr»-: /»>. L^rkieV» Lucdtl; Ckiwalt«: H. ^c»gt / ?»rt». ^avar, Fa/ittr, F t>'o., Vl»o: Stuttx«rt: Ha«d«F<7o. Nvr»u»x«d»r: Loni«!. Lrp«6itiov äs» Vrvsüosr ^ouro»I», vrssäeu, Hsrbarstkoob«"« ^o. 1. Nichtamtlicher Theil, llederficdt. Trle-raphisch« Nachrichten. Zeitung-schau. (Tagespresse. — Deutsche Zeitung. — Neue freie Presse. — Presse. — Prstt Naplv. — Für Land und Stadt.) Tag«-g«schichtr. (Dresden. Leipzig. Berlin, Köln. Reichenbach. Schwerin. Weimar. Bremen. München. Wien. Prag. Reichenberg. Bielitz. Pesth. Agram. Paris. Roni. Stockholm. St. Petersburg. Was hington. vk«-tz«er Nachricht»». Proviuzialuachrichteu. (Chemnitz. Annaberg. Döbeln.) Statistik «. «olkrviridlchaft. Beilage. Bo« Reichstage. Dresdner Nachrichten. «roviuzialvachrichten. (Plauen. Neugersdorf.) Zusammenstellung der in der k. sächs. Münze dis Ende 1871 stattgefundraeu Ausprägungen. Telegraphische Nachrichten. Possenhofen, Sonntag, 12. Mai, Rachm. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen find Henle Nachmittag A3 Uhr heim besten Wohlsein aus Jtalieu hier eiugetrosfeu. Bet der Ankunft tu Innsbruck, welche vorige Nacht gegen 12 Uhr er- folgte, wurden Ihre Majestäten durch Se. kaiser liche Hoheit den Erzherzog Albrecht empfangen. Berlin, Montag, 13. Mai, Nachmittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Reichstags beantragte vor Eintritt in da- Materielle der Discusfion über den Gesetzentwurf wegen Erhebung der Braufteuer der Abg. v. Mal linckrodt, daß verfassungsmäßig die süddeutschen Abgeordneten nicht mit stimmen dürften. Nach längerer staatsrechtlicher Debatte nah« der Reichs tag diesen Antrag an, worauf die süddeutschen Ab geordneten den Sitzungssaal verließen. Versailles, Montag, 13. Mai. (W. T. B.) Gestern hat eine Unterredung des deutschen Bot schafters Grafen v. Arnim mit Thiers stattgefun- den. Aus guter Quelle verlautet, Thiers habe de« Wunsch an-gedrückt, daß Verhandlungen über den Rest der Krirg-kosteneutschädigung eiugeleitet und wen« möglich im Laufe des Jahres zum Ziele geführt würden. Bayoane, Sonntag, 12. Mai. (W. T. B.) Die Carlistenbande nutrr Reeondo's Oberbefehl ist gestern bei Segura geschlagen worden und hat sich bis auf die Anführer Recovdo, Elio, Ceballos ergeben. Letztere find nach Frankreich Sbergetre- ten und werden nach der Ostgrenze luftradirt wer- den. Marschall Serrano conceatrirt seine Haupt- macht in BiScaya. Bern, Montag, 13. Mai. (W. T.B.) Das bisher bekannt gewordene Resultat der gestrigen Loltiabstimmnug über die revidirte Bundesverfas sung weist 22S,43S Ja und 1SV.472 Nein auf. Lou den Stäuben der einzelnen Cantone stimmten Bern, Zürich, Glarns, St. Gallen, Schaff dausev, Basel, Thurgan, Aargau, Solothurn und Neuen- bürg mit Ja, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Appeurrü, Wallis, Genf, Waadt und Krey- bürg mit Nein; Graubüudten uud Tessin find noch unentschieden. London, Montag, 13. Mai, Morgens. (W. T. B.) Die „Times", indem fie den Stund der Alabamafrage bespricht, erklärt, fie könne als po- fitiv constattrev, da- starker Grund zu einer freund- schaftltchev Lösung der Krage vorhanden sei. Die Regierung dürste zwar beiden Häusern des Par lament- hente Abend noch nicht aazeigeu kön nen, daß «in Abkommen über die Anweisung au di« Schiedsrichter, wonach alle indirekten Gchä- denansprüche tu der Prv eßschrist außer Betracht zu lasse« find, förmlich adacschloff«« sei, aber die Knudamratalsätzr auf dieser Basis seien in Washivg- to« i« Priucipe angenommen worden. (Vgl. unter .TageSgeschichte".) Konstantinopel, Sonntag, 12. Mai. (W. T. B.) Eine Synodalversawmlnvg der griechisch- katholischen Kirchengemeiuden hat, wie der „Levaut Herald" erfährt, einstimmig sich dahin ausgesprochen, daß der balgarische Exarch der Strafe der Ex communtcation zwar eigentlich verfallen sei, daß es jedoch, ehe man dieselbe verhänge, wünschens- werth erscheine, die ganze Angelegenheit einer un mittelbar eiaruberufendev außerordentlichen Sy- nodalversammlung zur Beschlußfassung vorzulegen. Die Abreise der Königin Olga von Württem berg und der Großfürstin Vera nach Athen ist für heute Abend festgesetzt. Dresden, 13. Mai. Die Wiener Blätter verleihen den freudigen Ge fühlen der Bevölkerung über den erhebenden Verlauf der Reise deS Kaisers Franz Joseph nach Süd ungarn beredten Ausdruck. Die „Tagespresse" schreibt: „Die Kaiserreise ist zu Ende. Se. Majestät ist bereits mit seinem ganzen Gefolge nach Pesth zurück gekehrt, die Saat aber an staatsstärkendcn Gedanken, die allerorten in das empfängliche Gemüth der Bevöl kerung ausgestreut wurde, sie wird üppig in die Halme schießen und reiche Früchte tragen. Die Reise Sr. Majestät gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Von nah und fern strömte Alles herbei, um das Antlitz des geliebten Herrschers zu sehen, und die begeisterten Ovationen, welche jeden Schritt deSMonarchen begleiteten, gaben aufs Neue Zeugniß von der unerschütterlichen Festigkeit, mit wel cher das dynastische Gefühl in den Herzen aller Volks- stämme dieses Doppelreiches wurzelt. Trost zu spen den und Hilfe zu bringen, ist das schönste Vorrecht des Herrschers. Im Geringsten im Volke wird die monar chische Idee plötzlich lebendig, wenn der erhabene Trä ger der Krone als segenspendendcr Wohlthäter hintritt unter die Nothleidenden und Hilfsbedürftigen." Ge rade aus den Bezirken, welche der Kaiser jetzt durch reiste, heißt es weiter, seien bisher die extremsten Wort führer der ungarischen Linken in den Reichstag ent sendet worden. Dies habe indeß, wie sich nun deut lich herausstelle, der Loyalität der Völker nicht dm ge ringsten Abbruch gethan. Das Volk in seiner über wiegenden Mehrheit schaare sich freudig um seinen König, der ihm die Idee des Staates, des Rechtes und der Zusammengehörigkeit mit den übrigen Völkerschaften der Monarchie verkörpere; eswollenichtshörenvondemleercn staatsrechtlichen Hader; es empfange mit dankerfülltem Her zen den angestammten Herrscher, unter dessen Sceptec sich Wohlstand und Bürgerglück allüberall zu entfalten begin nen. — Die „Deutsche Zeitung" bemerkt, unter den günstigsten Auspicien habe Se. Majestät der Kaiser seine Rundreise durch das Banat angetreten. Von dem Volke der Magyaren, welches bei jeder sich bietenden Ge legenheit in aufrichtiger Dankbarkeit überquelle, wur den Sr. Majestät von überallher die lebhaftesten Sym pathien und alle nur erdenklichen Huldigungen entge gengebracht. „Wir gönnen", fährt das genannte Blatt fort, „unsern Freunden jenseits der Leitha mit Freu den diese Lust und stimmen aus vollstem Herzen mit rin in den drüben erhallenden Festjubel; will doch der Monarch, getrieben von der Liebe zu einem ihm theuern Lande, lediglich Zeuge und Mithelfer sein bei dem An beginne eines Werkes, welches geschaffen wird, um Frie den und Wohlstand dort Einkehr halten zu lassen, wo bisher Unfriede herrschte und die frei waltenden Ele mente empfindlichen Schaden verursachten." — Die „Neue freie Presse" betont das deutliche und kraft volle Eintreten des Kaisers wider die Gegner der Staatseinheit, der Verfassung, des Ministeriums und sagt: „Die in Ungarn gesprochenen Worte müssen auch für die diesseitige Reichshälfte, und hier müssen sie in verstärktem Matze gelten. Den westöstrrreichischen Na tionalitäten ist rin hundertfach größere- Maß von Rech ten bewilligt worden, als solche das ungarische Natio- nalitätengesetz den Nichtmagyaren gewährt. Wenn trotz dem drüben die Nationalnätenagitatton vom Kaiser schonungslos verurtheilt wird, so muß sie hier, nach der einfachsten Logik, geradezu verabscheut werden. Ungarn ist ein erbarmungslos centralistrter Staat. Daß trotzdem der Kaistr für die Staatseinheit in wärm sten Worten sprach, beweist, daß er diesseits nicht für die Lockerung des ohnehin lockeren Provinzialverbands gestimmt sein kann. Wenn für beide Hälften des Reichs dasselbe Maß gilt, so wäre die Consequenz hiervon straffere Centralisation und nicht eine Kette von Aus gleichen in Cisleithanten." — Die (alte) „Presse" resumirt ihre Bettachtungen in folgenden Sätzen: „Die Kaiserreise hat das Volk in moralischer Beziehung neu aufgerichtet, mit frischem Mnthe und Vertrauen beseelt, das dynastische Gefühl der Treue und Anhänglichkeit erhöht, das Mißtrauen und die Feindseligkeit gegen die Regierung zerstreut und so in politischer Hinsicht der Besonnenheit, der ruhigen nüchternen Auffassung der Dinge mächtigen Vorschub geleistet. Endlich ist die Reise die Einleitung einer Reihe von materiellen Gewährungen, welche die Noth, das Elend des Moments heben, die Ge fahr für die Zukunft vermindern und das fruchtbare Ge deihen des Alföld allseitig fördern werden." — Schließ lich sei auch eine ungarische Zeitungsstimme registrirt. „PestiNaplo" schreibt: „Die Rundreise Sr. Majestät ist, wie die ringelangten Berichte melden, ein Triumph zug im großartigsten Maßstabe. Die Bevölkerung bringt überall auch die Nächte auf den Straßen zu, um den geliebten König begrüßen zu können, und wo immer der König erscheint, klingen die Eljens ebenso tausend fach wie die Hochs und Zivios. Und wir sind über zeugt, daß das ganze Land, wenn es diese Berichte liest, begeistert und den König segnend die an den Ufern der Canäle, der Donau und Theiß erklingenden Eljens wiederhallen lassen wird. Der König vollzieht auf die ser Reise nicht allein einen Act der Humanität, seine Aeußerungen bilden auch einen großen Staatsaci. Ter gekrönte ungarische König tritt in jedem seiner Worte als der Repräsentant der ungarischen Staatsider auf, und unvergeßlich, für immerdar von namhaftestem In teresse werden jene Aeußerungen sein, welche er an die Deputationen von Neusatz, Kikinda und andern Ge meinden mit gemischter Nationalität gerichtet und in welche« er in wahrhaft königlicher Weise erklärte, daß die Treue gegen den Thron und die Anhänglichkeit an den ungarischen Staat eins sein müsse, und in welchen er als konstitutioneller König die Würdigung der pa triotischen Absichten der constitutionellen parlamentari schen Regierung betonte." Die Revision des dänischen Heergesetzes be schäftigt anhaltend die Kopenhagener Presse. Die Zeitung „Für Land und Stadt", ein ausgeprägt deutschsreundliches Blatt, macht darauf aufmerksam, daß der Commandrur der französischen Flotte in der Ostsee 1870 die Absicht hatte, nach Kopenhagen zu segeln und I5,lXX) Mann unter Androhung eines Bombardemcnts zu verlangen. Er wollte damals mit diesen Truppen eine Landung in Holstein und eine Razua gegen Ham burg unternehmen. Der französische Gesandte über redete den Admiral, dies Abenteuer aufzugeben. Um unser Land gegen derartige Abenteurerpolitik sicher zu stellen, fordert „Für Land und Stadt", daß Kopenhagen befestigt, das Heer jedoch einer bedeutenden Neduction unterzogen werde, da Dänemark sonst selbst in die Ver suchung kommen könnte, eine solche Abenteurer Politik zu unternehmen. Das Blatt zeigt, wie dir jetzige Heeres - organisation in ihrem 6jährigcn Bestehen dem Lande 4l Millionen Reichsthaler gekostet habe, und wenn die dänischen Gallomanen glauben sollten, man sei dadurch gegen einen Angriff von deutscher Seite geschützt, wären sie stark im Jrrthum. Lagrsgeslhichte. Dr«-d<«, l3. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin sind auf der Rückreise gestern Nach mittag in Possenhofen angekommen (vgl. die telegra phischen Nachrichten), werden heute und morgen daselbst verweilen und-gedenken am 15. Mai Abends in Jahnis hausen einzutteffen. G Leipzig, 13. Mai. Am gestrigen Abend fand im Trianon des Schützenhauses die Vorversamm- lung der Delegirten des heute hier zusammentretenden 5. deutschen Handelstags statt. Die Präsenzliste zählte bereits bis zum gestrigen Abend über 100 Ver treter der verschiedensten deutschen Städte. Der Prä sident der hiesigen Handelskammer, Herr Bankier Becker, begrüßte namens der letzteren die Versammel ten in herzlichen Worten und schlug zum Vorsitzenden des Handelstags den Präsidenten deS bleibenden Aus schusses, Herrn Delbrück (Berlin) vor, während von anderer Seite Herr Bankier Becker (Leipzig) zum ersten und Herr Hertel (Augsburg) zum zweiten Vicevorsitzen den vorgeschlagen wurde. Alle diese Vorschläge fanden einstimmige Annahme. Heute Vormittag haben die Verhandlungen begonnen. Die Begrüßung erfolgt im Namen der Regierung durch Herrn Ministerialdirektor Geh. Rath Or. Weinlig. * Berlio, 12. Mai. Nach den neuesten Nachrich ten aus London wird Ihre Majestät die Kaiserin Augusta sich morgen Vormittag von der Königin ver abschieden, am Nachmittage in London bei der Prin zessin Louise das Diner einnehmen und am Abend einer Soiröe im deutschen Botschaftshotel beiwoh nen. Am Dienstag Morgen wird dieselbe sodann über Ostende nach Lacken gehen und daselbst der bel gischen Königsfamilie einen kurzen Be uch abstatten. Die Königin Victoria hat der Kaiserin die Insignien des Victoria- und Albert-Ordens erster Klasse verliehen. Auch gestern hat die Kaiserin der Stadt London wieder einen Besuch abgestattet. — Die gestrige Soiree beim Fürsten Bismarck war überaus zahlreich be sucht. Der Herr Reichskanzler erschien äußerlich nicht gerade leidend, doch klagte derselbe sehr über Schlaflosig keit. Derselbe verweilte inmitten der glänzenden Ge sellschaft, die sich um ihn versammelt hatte, bis spät nach Mitternacht und verkehrte in der ungezwungensten Heiterkeit. — Der sächsische Staatsminister Frhr. v. Friesen gedenkt morgen nach Dresden zurückzureisen. — Der Bundesrath hielt gestern wieder eine Ple na, sitzung, in welcher er sich mit der Vorlage wegen Verthcilung der französischen KriegScontributton beschäf tigte. Wiener „K. Z." berichtet wird, hätte in dieser Sitzung Präsident Delbrück erklärt, daß auch die preußi sche Regierung infolge des gestern abgchattencn Mini- sterrathes beschlossen habe, den bayerschen Anttag zu acccptiren, wonach bei der Restvertheiluna der Maßstab von A der militärischen Leistungen und der Bevöl kerungszahl berücksichtigt werden sollte, jedoch so, daß zuvörderst die militärischen Leistungen berücksichtigt wür den, damit zunächst die wirklichen Ausgaben für den Krieg gedeckt werden, und der Ueberschuß gewisser maßen als Gewinn später zur Vertheilung kommen sollte. Dieses Entgegenkommen fand von allen Setten die freudigste Anerkennung, und der dayersche Justiz- ministrr nahm, wie man hört, besondere Veranlassung, dafür seinen Tank auszusprechen. Bei der Abstim mung fand der Artikel 3 die einstimmige Zustim mung des Bundesrathes, und es wird also die Rest- vertheilung jetzt in der gedachten Weise erfolgen. — Der „D. R.-A." meldet, daß der dayersche Generalmajor Frhr. v. Podewils, Director der Ge- wehrfabrik zu Amberg, und der Kriegsrath Gehens er vom bayerschen Kriegsministerium zur Erledigung dienst licher Angelegenheiten auf kurze Zeit hierher comman- dirt worden sind. — Der hiesigen Stadtverordneten versammlung lag am Donnerstag ein dringlicher An trag des Magistrats vor, die infolge der Wo hnungs- Feuilleton. (Nedigirt von Otto vanck.) A. Hoftheater. 11.Mai. „Viel Lärmen um Nichts", Lustspiel in drei Acten von Shakespeare, nach der Uedersetzung des Grafen W. v. Baudtssin von Karl v. Holtet bearbeitet. Eine lebhaft besuchte, animirte und vor Allem sorg sam einstudirte Aufführung, voll warmer Hingabe der Künstler. Holtet hat bet seiner Umarbeitung der ur sprünglichen fünf Acte in drei sich einige Vereinfach ungen erlaubt und ist in den Volksscenen sowohl auf Verdeutlichung, als auf eine gewisse Verdeutschung des Sinnes ausgegangen, wobei ihn seine Jnclination und eigene Begabung für das Humoristische zu manchen Uebermalunarn und breiteren Details veranlaßt hat. ES sind diese Aenderungen theils sehr bühnenpraktisch, thetl-, wo sie über da- Original Hinausschweifen, un gefährlich, denn die gar knappe geschlossene Handlung konnte dabei als Kern des Lustspiel- nicht berührt wer- den. Ohnehin gehört dasselbe zwar zu den romantisch- phantastischen, dabei aber doch zu den streng psycholo gischen Comödien, die sich nicht auf dem Boden ideal- poetischer Märchenwelt (wie der „Sommernachtsttaum", da- „Wintrrmärchen", „Wir eS euch gefällt"), sondern immer noch auf dem Grunde der realen Möglichkeit bewegen. Und gerade solche Gemälde sind weniger empfindlich gegen einen nachttäglichen Ptnselfttich fremder materiel ler Farbe, als das luftige Phantastrbild, welche- mit den Linien de» Traume- gezeichnet, mit den Tönen des Regenbogen» gemalt ist und gleich einer poetischen kat» Morgan» auf dem grauen Hintergründe de» Menschen lebens symbolisch vorüberschwebt. Ein einziger falscher Strich hinein und — die Harmonie ist zerstört, die stille Empfängniß unserer empfindenden Seele wird durch Reflexionen aufgeweckt, und der Profanvrrstand macht sich an sein Lieblingsgeschäft, die schöne Illusion der Stimmungen nüchtern zu zersetzen. Möchte doch diese, meines Wissens noch nie er kannte Thatsache jeder Regisseur um so mehr brachten, da sie gerade das Gegentheil verkündet von der all gemeinen Annahme. Diese lautet: je phantastischer eine Dichtung, je freier darf man mit derselben manipuliren. O Jrrthum I Die Wahrheit heißt: je unantastbarer ist jene Dichtung, vorausgesetzt, daß sie überhaupt Genius und Meistergröße in sich trägt. „Viel Lärmen um Nichts" hat auch für die eng lische und deutsche Kritik seinen Namen mit Recht; man hat viel über Ursprung, Absicht und Wesen der Com- position gestritten. Erfreulich ist die gesunde Ansicht Bodenstedt's, er reducirt die materielle Erfindung auf ein bescheidenes Maß, hebt den Werth des so graziös gelösten psychologischen Räthsel» hervor, und ich glaube, durch das nachfolgende Raisonnement wird ihm Jeder bristimmen: Nur die ernste Jntrigue und der Conflict zwischen Claudio und Hero sind alten Liebesgeschichten ent nommen. Doch die stoffliche Grundlage spielt hier nicht die Hauptrolle; im Gegentheil, sie wirv nickt einmal der ursprüngliche vestandtheil in Shakespeare'» Conception gewesen sein. Denn die Grundstimmung dieses Stück» ist so durchaus die der heitern Comödie, und die Trä ger jener gegebenen Fabel stehen so ganz im zweiten Glied hinter den freirrfundenen Helden des Lustspiel-, Benedict und Beatrice, daß nur ein Wettstreit sich an die leere Frage heften könnte, was zuerst im Kopfe des Dichters dagrwesen sei. Die Frage kann hier nur lau ten: was ihn entscheidend bestimmte, dieses Lustspiel zu schreiben? Er mochte längst die Geschichte von Ario- dante und Ginevra oder von Timbreo und Felicia*) ge lesen und wieder vergessen haben, ehe ihm in einer seiner glücklichsten Stunden die Gestalten des Benedict und der Beatrice aufgingen und ibm die heitere Schöpfer stimmung gaben, die diese Comödie von der Doppel- und Wechselzähmung zweier Widerspenstiger gestaltete. Das Problem, das ihm entgrgrntrat, war fruchtbar und shakespearisch wie irgendein»: zwei an sich gutartige Charaktere von gleich einseitigem Temperament, von gleich unermüdlichem Witz, gleich unwiderstehlicher Heiter keit, gleich stacheliger! Verstandesschärfe und gleich eigen sinniger Selbstliebe, aber — verschiedenen Geschlechts, sich gcgenüberzustellen und sie so lange aneinander zu reiben, bis auS dem harten Holz die Glut hervorbricht, an der der gute Hymen seine Fackel anzündet. Zwei Menschen dieser Art von gleichem Geschlecht könnten nicht nebeneinander bestehen; sie würden sich eilig aus dem Wege gehen oder sich mit allen Waffen ihres Witzes auf Leben und Tod bekämpfen. Zwei Menschen dieser Art von verschiedenem Geschlecht werden sich gegenseitig dämonisch anzirhcn; sie werden damit anfangen, sich zu hassen, weil jeder des andern natürlicher Gegner ist, und damit aufhören, sich zu lieben, weil jeder des andern natürliche Ergänzung ist. Der Dichter stellt sie am Anfang in drn kritischen Moment dieser ^Ent- wickelung, der sie schon auf dem Grenzgebiet zwischen beiden Gefühlen findet. Sie haben so lange Zeit ge habt, sich zu befehden, daß ihnen der Kampf zur Ge wohnheit geworden ist; und weil jeder Kampf über reizt, stehen sie sich in der ganzen Schärfe ihres Temperaments und mit schroffem Selbftdewußtsein gezeuüder. Sie sehen jeder im andern da- eigene Zerr- El Di« erstere im Nnvft, di« zweit« m Vevdello« Novelle» bild, und das reizt noch zum Haß; aber sie fühlen auch jeder im andern den eigenen Werth, und das reizt schon zur Liebe. Und kein Verkehr kann ihnen mehr so unterhaltend, so schmackhaft sein, wie diese ge wohnheitsmäßige Reibung, in der sich ihr wahres Ich beständig entzünden, entladen und wie im Echo wieder- finden kann. Kurz, wir sehen, daß sie wenigstens im Streit schon nicht mehr ohne einander leben können; es fehlt nur noch, ihnen die Erkenntniß aufzudrücken, daß sie in Krieg und Frieden für einander geschaffen sind. Diese Frage mit heiterer Grazie zu lösen — das war einstweilen das Stück. Es ist eine von Shakespeare'- liebenswürdigsten Erfindungen, dieses spröde, geist reiche und stolze Paar in einer ganz plumpen Doppel- falle zu sangen. Den humoristischen Einfall kägt die psychologische Wahrheit, daß zur Verblendung solcher Temperamente und zur Vollendung eines so vorbe reiteten AuSgangs die gröbste List genügt. So schoß nun an die dramatische Entwickelung dieser beiden Charaktere die Fabel an; die komische Jntrigue erhielt ihre Träger und die Helden ihre Gesellschaft. Aber nachdem die Jntrigue gelungen und der verschmähte Cupido zu seinem Recht gekommen ist, will der Dichter seine Lieblinge auch in ihrer Ganzheit, auch im Ernste zeigen; sonst wären sie nur Spaßmacher, die lachenden Galeriebesucher zu unterhalten. Ein schwerer, be deutender Moment soll sie überraschen, ihre Innerlich keit hervorkrhren, ihre Verbindung zu einer wahren Herzenssache machen. Sv etwa kam es, daß Shakespeare die ihm bekannte Geschichte von Claudio und Hero hereinzog; daß er ihr die Aufgabe zuerthrilte, Scherz und Ernst seiner Intentionen dramatisch zu verbinden. Da- künstlerische Problem war, diese dunkel gefärbte, leidenschaftliche Geschichte so geschickt zu vetthrtten und
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