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Dresdner Journal : 05.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187209057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-05
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 05.09.1872
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Seine Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute früh K4 Uhr wieder hier eingetroffen. Bekanntmachung. Die öffentliche Versteigerung der au-gemusterten Dirnstpferdeder Kavallerie, Artillerie und de- Trains de- Königlich Sächsischen Armee-CorpS, soll an den nachaenannten Tagen und Orten, Vormittags von 10 Uhr an, stattfindrn: . Das Nähere wirb durch die betreffenden Lokalblät ter sowie an dm Versteigrrungsplätzen bekannt gegeben werden. Dre-den, am 3. September 1872. Kriegs - Ministerium. Für den Minister: Schurig. Zumpe. den 12. September in Pirna; - 13. - Dresden; - 14. - Rochlitz; - Roßwein; - 16. >- - Oschatz; - Borna; - Ptgau; - 17. - Grimma; - Lausigk; - Freiberg; - Radeberg; - 18. - Großenhain. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Rachrichtm. Zeitungsschau. (Times. — Daily News.) ragetgeschtchte. (Dresden. Berlin. Schweidnitz. Steisse. Köln. Aachen. Sonderburg. Straßburg. Weimar. Strrlitz. Detmold. München. Speyer. Darmstadt. Wien. Pesth. Paris. Rom. Madrid. London. Belfast. Kopenhagen. Konstantinopel. Rio de-Janeiro.) Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichrm. (Leipzig. Bautzen. Zittau. Mittweida. Flöha.) Statistik und Lolkswirthschaft. Beilage. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 4. September, Mittag». (W. T. B.) Der RetchSkanzler Fürst Bismarck, welcher aus Barzin hier eingetroffen ist, hat gestern Abend noch den köuigl. bayerschen Gesandten beim päpstlichen Stuhle, Grafen Tauffk,rchen empfangen. Berlin, Mittwoch» 4.September, Nachmittags. (W. T. B.) Die soeben erschienene „Prov. Corr?' enthält einen Artikel über die Dreikaiserzusammru- kuvft, welcher dieselbe als eia Uuterpfanv des gu te» Einvernehmens zwischen Deutschland, Oester reich und Rußland bezeichnet. Die Kaiserzusaw- menkuvft sei ausschließlich von friedlichen Absichten eingegeben worden: dir Eintracht zwischen Deutsch- lanv, Oesterreich und Rußland solle keinem andern Zwecke dieueu, als der Wahrung friedlicher und geordneter Zustände in Europa. München, Mittwoch, 4. September. (W. T. B.) Es bestätigt sich, daß das Justizportrfeuille auch dem Präsidenten des Oberappellanousgerichts v. Reumayr angeboren, von demselben jedoch ab- gelrhut worden ist. Ebenso soll der Regierung»- Präsident v. Zwehl uruerdings Bedenken tragen, da» PortrfrurUr de» Ministerium» de» Innern zu übernehmen. (Vergl. unter „Tagcsgeschichte".) Pesth, Dienstag, 3« September, Nachmittags. (W. T. B.) Heute fand dir rrstr.Sitzung dr» Unter- Haases des ungarischen Reichstags statt. Deak »urde bei seinem Erscheinen lebhaft von der Ver ¬ sammlung begrüßt. Der Alterspräsident Gubody kündigte dem Hause an, daß die feierliche Eröff- uuug des Reichstags morgen durch den Kaiser in Ofen erfolgen werke. Jrauyl erklärte, er »erde iu der Ofener Burg, wo die schwarzgelbe Aahue wehe, nicht erscheiueu. Das Oberhaus hat heute gleichfalls sriue Er- -ffuullgSsitzuug abgrhalten. Haag, Dienstag, 3. September, Abends. (W. T. B.) Die heutige Sitzung des Cougr.ffe» der Internationalen verlief unter stürmischen Debatten über die Krage, ob die LougreßUituua t« ceutra len oder föderalen Sinne zu handhaben sei, wo durch auch die Abstimmung über die Giltigkeit der eiuzelveu Mandate beriuflaßt werden würde. Die spanischen Delrgirten verließen infolge einer stür mischen Scene die Versammlung. Bukarest, Dienstag, 3 September. (W.T.B.) Ein Leeret des Kürsten ermächtigt den Minister des Auswärtigen Costaforu, mit der österreichisch- ungarischen Regierung in Unterhandlungen wegen Anschluß der rumänischen Eisenbahnen zu treten and «ine bezügliche Convention abzuschließeu. Dresden, 4. September. Das vor einigen Tagen veröffentlichte französische Gesetz über die Besteuerung von Rohmateria lien giebt der „Times" sowohl als den „Daily News" Anlaß zu Betrachtungen über Herrn Thiers' com- merzielle und finanzielle Gesetzgebung, und beide Blätter ergehen sich in der schärfsten Kritik der selben. Die „Times" behauptet, Herr Thiers habe mit seiner Besteuerung des Rohmaterials einen Kampf gegen die Elemente unternommen, der über seine Kräfte und über die Kräfte jeder Regierung gehe. Da solches Gesetz, wenn es wirklich in Kraft trete, die Industrie und den Handel vernichten würde, so beginne mit sei ner Einführung auch sogleich ein System von Aus nahmen, Palliativen und Verzögerungen. Der fran zösische Präsident bereite schon Eompensationen vor, ehe er noch den Schaden wirklich angerichtet habe. Die „Times" glaubt, daß das neue Besteuerungssystem in Frankreich niemals in Kraft treten werde. Warum Herr Thiers so hartnäckig darauf bestanden habe, könne man nicht wissen, vielleicht habe man dem französischen Volke nur thatsächlich beweisen wollen, daß, da die Rohmaterialien keine Steuer tragen können, die Staats einnahmen auf andere Weise aufgebracht werden müssen. „Wie Frankreich", sagt die „Times", „die nöthigen Gelder zum Zahlen der Interessen seiner Staatsschuld aufbringen wird, ist ein Problem, welches es augen scheinlich für sich allein und auf seine Weise lösen will. England würde in dieser Sache nicht die geringste Schwierigkeit oder Bedenken haben, es würde beträcht lich mehr als die Hälfte der erforderlichen Summe durch eine erhöhte Einkommensteuer erheben und den Ueberrest auf Luxusgegenstände und Ueberflüssigkeiten legen. Frankreich aber, trotz aller seiner Liebe für das Volk, kann das Einkommen nicht besteuern und bei all' seinem Patriotismus und seiner Sitteneinfalt keine Luxussteuer erheben." Im Weiteren weist das leitende Blatt auf einen Uebelstand hin, den die neuen Steuer- gesctze jetzt schon hervorbringen. Frankreich hat in diesem Jahre eine sehr reiche Ernte gemacht und kann Cerealien ausführen. Nun aber hat die Einiührung der Differentialabgabcn die englischen Schiffe aus den französischen Häfen vertrieben, und die französischen werden nur zu höheren Frachtsätzen fahren können, weil die Schiffe in Ballast zurückkehren müssen. „So sind Frankreichs Berechnungen durch seine eigene Pros perität geschlagen, und die Sonne hat seine Felder be schienen!, um die Thorheit seiner Staatsmänner zu Schanden zu machen." — „Daily News" gehen noch schärfer mit Herrn Thiers ins Gericht und sagen, man kann mit Sicherheit voraussagen, „daß eine Nation von so scharfem Verstände, wie die französische, nicht lange einer Gesetzgebung zustimmen wird, welche so rasch und auffallend ihre eigene Absurdität demonstrirt und daß die neuen Zölle und Schifffahrtsgesetze Frank reichs baldigst zu revidiren sein werden." TsigkMjlhichle. Dr«»d«n, 4. September. Gestern Vormittag von 9 Uhr an geruhten Se. Majestät der König die unter dem Commandeur der 1. Jnfanteriebrigade, Ge neralmajor v. Abendroth, zu den Brigadeübungcn hier vereinigten Truppen — Leibgrenadierregiznent Nr. 100, 2. Grenadierregiment Kaiser Wilhelm Nr. 101, 1 Jägerbataillon Kronprinz Nr. 12 und 2 Batterien der 1. Fußabtheilung (2. leichte und 2. schwere) - vor Sich exerciren zu lassen. Die Brigade stand hierzu auf dem Artillertcexercirplatz in, 2 Treffen aufgestellt, deren erstes vom 2. Grenadierregiment, der Artillerie und dem Jägerbataillon, das zweite vom Leibgrenadier regiment gebildet wurde. Nachdem Se. Majestät der König, Allerhöcbstdessen Ankunft durch 21 Kanonenschüsse begrüßt wurde, die Front beider Treffen abgeritttn batten und hieraus die Truppen im Parademarsch vor Sr. Majestät defilirt waren, erfolgte das tactische Exerciren der Brigade, welchem im Wesentlichen die Idee eines Angriffs von Dresden aus auf das vom Feind stark besetzte und vertheidigte nördliche Heller- defilöe zu Grunde lag. Ein nochmaliger Vorbeimarsch der Brigade, wobei die Infanterie in Regimentscolon- nen, die Artillerie im Trabe, machte den Beschluß der militärischen Production, nach welcher Se. Majestät von den hierzu in eine concentrirte Stellung einge rückten Truppen Abschied nahmen und unter abermaligem Donner der Kanonen und den begeisterten Hochrufen der Brigaoe den Ex^cirplatz verließen, um Sich wieder nach Pillnitz zu begeben. * Berlin, 3. September. Das Befinden des Kai sers ist vollkommen befriedigend. Heute Vormittag hat Se. Majestät zu Pferde, umgeben von den königl. Prinzen, dem Großfürsten Nikolaus, einer zahlreichen Generalität und vielen fremdherrlichen Offizieren, den Exercitien der hiesigen Gardetruppen auf dem Tempel hofer Felde beigewohnt. Gestern Vormittag erledigte Se. Majestät zunächst einige Regierungsgeschäste und begab sich darauf um 11 Uhr mit Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin nach Potsdam, woselbst im Katha rinenholz das Denkmal für die im letzten Feldzuge Gebliebenen des 1. Garderegiments zu Fuß euthüllt wurde. Außer den hier anwesenden königlichen Prin zen und Prinzessinnen des hohen Königshauses wohn ten dieser Feier auch der Großfürst Nikolaus von Ruß land mit seinen militärischen Begleitern, die Prinzen Wilhelm und August von Württemberg und eine zahl reiche Generalität bei. Auf drei Seiten des Denkmals sind metallne Tafeln mit den Namen aller Gefallenen, über 600 an der Zahl, eingelassen, auf der vordem die Widmung eingemeißelt, am Sockel die bis jetzt nur mit Gold aufgetragene Inschrift: „Eingcweiht in Ge genwart Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil helm, am 2. September 1872", welche nun auch rin- gemeißelt werden wird. Nach einigen Minuten der Betrachtung näherte sich der Kaiser dem Regimentscom- mandeur Obersten v. Boehn, ihm die Hand drückend, dann dem Divistonsprediger mit gleicher Gnade, ging an der Front des 1. Bataillons entlang, umarmte und küßte vor derselben den Generallieutenänt v. Pape, der das Regiment während der letzten Campagne in seiner Division gehabt, sagte den Vätcm der Stadt Potsdam: „Es freut Mich, daß auch Sie gekommen sind, um Zeugen des Ehrentages dieses Regiments zu sein, wel ches so lange Jahre in Ihrer Stadt garnisonirt. Sor gen Sie dafür, daß dieses Denkmal unbeschädigt bleibt, und wachen Sie über seinem Glanze!" Ebenso ging der Kaiser, gefolgt von allen Fürstlichkeiten und Gene rälen, die Front des Füsilierbataillons, der Angehö rigen und des 2. Bataillons entlang und trat bann erst zur nähern Besichtigung des Denkmals an dasselbe llvr»o«xvd«rr Lüuisl. Lxpsäitiou Vre«lovr 6ouru»I,, Oroxlev, H^rxLiellleuxa»»» Ao. 1. heran. Während des Umganges um das Denkmal legte Ihre kaiserl. Hoheit die Kronprinzessin einen Kran» auf den Stufen desselben nieder. — Der erste der fürstlichen Gäste, welche aus Anlaß der Dreikaiserzusammenkunft dieser Tage von auswärts hier erwartet werden, ist heute eingetroffen; es ist dies Se. k. Hoheit Prinz Max Emanuel, Herzog in Bayern, der jüngste Sohn des Herzogs Max in Bayern (geb. 1849), der Bruder der Kaiserin von Oesterreich, Oberstlieutenant im 3. bayerschen Chevauxlegersregiment, welcher Mittags über Leipzig kommend, hier angelangt und im königlichen Schlöffe abgestiegen ist. — Fürst Bismarck ist Nach mittags aus Varzin angekommen. Auch der russische Reichs kanzler Fürst Gortschakow ist, aus der Schweiz kommend und vom Personal der russischen Botschaft am anhaltischen Bahnhof empfangen, heute früh hier eingetroffen und im russischen Palais abgestiegen. — Der Generalfeldmarschall uno Chef des Generalstabes der Armee, Graf v. Moltke, ist von seiner Urlaubs reife hierher wieder zurückgekehrt. — Gestern Abend waren zur Sedanfeier die Hauptstraßen unserer Stadt zum größten Theil festlich erleuchtet. Der „St.-A." bringt heute bereits Berichte aus Königsberg, Stettin, Posen, Breslau, Kassel und Wiesbaden; allenthalben ist der Tag in festlicher Weise begangen worden. — Die Gcsammtausprägung der Reichsgoldmünzen stellt sich bis 24. August' d. I. auf 262,279,980 Mark, wovon 238,261,500 Mark in Zwanzigmarkstücken und 24,018,480 Mark in Zehnmarkstücken bestehen. — Die „Spen. Z." will wissen, daß die Revision der Sch ul - regulative bald zu einem Abschluß gelangen und die neuen Bestimmungen, welche den pädagogischen Be dürfnissen in Volksschule und Seminarbildung mehr Rechnung tragen, noch in diesem Herbst erlassen wer den sollen. — Die 7. Deputation verhandelte gestern wegen Preßvergehens gegen den Redacteur der „Germania." Das genannte Blatt brachte in der Nr. 124 vom 5. Juni d. I. einen Leitartikel: „Wider das Reich oder wider die Neichsregierung?" welcher die Führer der clericalen Partei gegen den Vorwurf der Reichsfcindlichkeit zu verteidigen suchte. Die Anklage erblickt in dem Artikel das Bestreben, die Anordnungen der preußischen, bez. deutschen Reichs regierung, welche das Verhältniß der im Jahre 1866 erworbenen preußischen Provinzen, die Beaufsichtigung der Schulen, die Ausschreitungen von Geistlichen und die Stellung von Altkatholiken betreffen, verächtlich zu machen. Gleichzeitig hat der Reichskanzler wegen per sönlicher Beleidigung in dem Artikel unterm 23. Juni d. I. den Strafantrag gestellt. Der Staatsanwalt be antragte deshalb eine Geldbuße von 100 Thlr. oder 1 Monat Gcfängniß. Der Angeklagte Majunke ver weigerte die Nennung des Verfassers, gab aber zu, den Inhalt gekannt zu haben. Er wolle nicht läugnen, so ungefähr führte er aus, daß die Thatsachen bezüg lich des Grafen Platen entstellt seien, aber er habe nicht wider besseres Wissen etwas Falsches behauptet, da er, als der Artikel ankam, nicht Zeit gehabt habe, sich über die Details jenes Proceffrs durch Einsicht in die Acten zu informiren. Der Gerichtshof erkannte auf Schuldig des Vergehens gegen dir öffentliche Ord nung und der Beleidigung, 100 Thlr. Geldbuße oder 1 Monat Gefängniß, Unbrauchbarmachung des Artikels und Veröffentlichung des Urtelstenors in der „Ger mania." — Herr Braß zeigt heute an, daß er sich nach einer rastlosen Thätigkeit von 11 Jahren, welche er im Dunste der „Nordd. Allg. Ztg." verbracht, veranlaßt fühlt, sich von der Leitung dieses Blattes zurückzuziehen, und bemerkt dabei, es sei „dafür Sorge getragen, daß die Zeitung in ihrer bisherigen Tendenz, namentlich der der nationalen Entwicklung Deutschlands, unab änderlich fortgeführt werde." Schweidnitz, 2. September. (Schles.Z.) Aus Anlaß der Sedanfeier und der Ankunft Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Sachsen war unsre Stadt gestern und heute festlich decorirt; ganz besonders prangt das Rathhaus im Schmucke von Fahnen, Emblemen Feuilleton. (Redigtrt von Otto vanck.) Hermimatheater, 3. September: Erstes Gesammt- zchspiel der Gesellschaft des Strampfer'schen Theaters in Wien. Zum ersten Male: „Nr. 28", Lebensbild mit Gesang von O. F. Berg, Musik von I. Hopp. Darstellung der Wiener, im Realismus veS Ledens sich bewegenden Lvcalposse ist die Specialität dieser Gesellschaft, worin sie Vortreffliches leistet. Das Stück gehört zu den Keffern Wiener Possen. Unter buntem Gemisch von Ernst und Spaß, von Rührung und Lä cherlichkeit spielt die Handlung mit der Tendenz Fange- ball, und letztere berührt urrS freilich weit weniger, als in Oesterreich der Fall ist. Aber die Handlung hat doch einen Zusammenhang, ist aus dem Leben ge griffen, volksthümlich behandelt, in ihrer Moral, wenn auch etwas schulmeisterlich ein gekleidet, unverwerflich, ja aufklärend, und kein roher, ordinärer oder zweideu tiger Ton verletzt und stört die sittliche Haltung. Da- sind den meisten jetzigen und namentlich den Berliner Possen gegenüber unverkennbare Vorzüge, die trotz sonstiger Schwächen einen sehr befriedigenden und er heiternden Gesammteindruck ergeben, welchem eine gute Darstellung zu Hilfe kommt. Die Mitglieder der Gr- ielljHast sind vollkommen vertraut mit ihren Rollen, beherrschen ihre Aufgabe fertig und sicher, theilwrise mit volkSthümltchcr Lebens Wahrheit charaktrrtsu end und Hellen ein frisch und lebendig ineinander greifendes Ensemble her. Fräul. Finaly — Susi — die Soubrette der Ge sellschaft, zeigt zwar in Spiel und Sprache nur einen gefunden, Wienerischen Naturalismus — auch der hoch- geillmmte schrille Sprecht«« gehört dazu —, aber in fesch«, kecker und sicherer Weise ausgeübt und von ihrer Persönlichkeit sehr günstig unterstützt. Mit frischer, etwas scharfer Stimme singt sie die Couplets gut und entwickelte in den Gesangseinlagen Humor und pikant pointirten Vortrag. Herr Schweighofer — Morgen stern — ist nicht bloS ein schauspielerisch routinirter, sondern auch ein productiver Komiker, der über Hal tung, Gesten und Mimik mit wirklichem Humor gebietet, in seinen chargirten lustigen Späßen und Hanswurstia- den, und ohne aus der Rolle zu fallen, höcdst ergötz lich und originell war und unwiderstehlich Lachen er regte. Demnächst schloß sich Herr Gottsleben als geheimer Polizeimann mit eigentümlich realistischer Komik an. Herr Girardi spielt den Karl Walzl ge wandt und sprach die Couplets vortrefflich, auch Frau Berg und die Herren Bittner und Martinius seien noch als besonders gute Stützen der abgerundeten und in keiner Figur zu gröblich und geschmacklos ca- rikirten Gesammtvorstrllung erwähnt. Diese fand all gemeinen Beifall. Nr. 28 sei allen Theaterfreunden empfohlen, die ohne zu hoch gesteigerte Anforderungen und mit richtiger Würdigung localwirnerifcher Elemente im Stück und in der Darstellung sich einmal gern einer herzlichen Erheiterung hingeden. E. B. Der Page iu Esi. (Schluß auS Nr. rvd.) Paolo war indessen noch immer in seinem Gast hause gewesen. Nach dem Mittagessen desselben Tages eilte er wieder und zwar ganz allein, nach Catrlla's Hause. Sie war am Fenster und ihr Vater Ghrrardo auSgegangrn. Wie sie ihn erblickte, glaubte sie aber mals Romulo zu sehen und winkte ihn angelegentlich herauf. Begierig nach Aufklärung in dieser Sache, trat er ins Haus. Da eitte Catella die Treppe herunter und schloß ihn liebevoll in die Arme: „Mein süßes Leben, mein ewiger Gedanke! Wie selten Du Dich machst! wie kalt ist Deine Neigung gegen die Meine — ich sollte beschämt sein und bereuen, baß ich Dir mein Lie ben gestand." Und da sie den Wunsch zu hegen aber zu unterdrücken schien, ihn zu küssen, kam er ihr auf halbem Wege entgegen und drückte seine Lippen auf ihre Stirn. „O mein Geliebter," sagte Catella, „ich wünschte so sehr, Du verließest Deinen Herrn, daß wir uns ungestört sehen können vor unserer Verlobung." „Sei unbesorgt deshalb," sagte Paolo, ich werde wohl Gelegenheit finden, ganz ohne ihn zu leben." „O Du Süßer!" sagte Catella, „das ist herrlich," und während sie zärtlich bei rinaneer saßen und sich die Hände drückten, sah Paolo immer mehr die große Schönheit und die nalve kindliche Natur des Mädchens; und glücklich durch ihr räthselhafteS Zutrauen, ließ er sein Erstaunen nicht merken, wenn sie ihn im Zwie gespräch mit dem Namen Romulo anredete. Plötzlich ging die Thür des Gemaches auf — die Dienerin war in der Küche beschäftigt und hatte das Aufpaffen versäumt — und herein trat Catrlla's Vater Gherardv. Er hatte ihr Flüstern gehört. „Wer ist da?" rief er, doch sein Auge war zum Glück für die Liebenden scharf genug, so daß er, ohne eine Antwort nöthig zu haben, vor dir Erschreckten hintrat und ver wundert zu lächeln anfing, denn er hielt den Paolo sofort für dessen Schwester Julia, die er genau kannte und um deren Hand er so oft geworben. Sein freund liches Schweigen gab den Liebenden ihren Muth wieder und str schwiegen gleichfalls. Nachdem Ghrrardo noch eine Zett laug den Paolo betrachtet hatte, der bei Ghrrardo und aller Welt für verschollen galt und, wie wir wissen, srinrr Schwerer zum Verwechseln ähnlich sah, war er fest überzeugt, daß es eben nur Julia sei und wunderte sich nur mit galantem Schmunzeln über den vorwitzigen Einfall, sich in einen Jünglmg zu verkleiden. „Zulia, Julia!" sagte er, „wärest Du nicht, welche Du bist, sondern welcher Du scheinst, Du und Catella, ihr würdet es bereuen." Und seiner Tochter befahl er, hinauf auf ihr Zimmer zu gehen und ihn mit Julia allein zu lassen, die ja heute den Mann spiele und wohl ihrem halben Verlobten ein freundliches Gespräch gestatten werde. Vergnügt, so gut weggekommen zu sein, ging Catella hinauf, nachsinnend, warum ihr Vater den schönen Jüngling plötzlich Julia nannte. War ihr doch diese unbekannt, denn sie hatte nie das Haus deS Ambrogio Nanni betteten, und der alte Vater hielt feine Heiraths- abstchten wohlweislich gegen feine Tochter geheim. Als Catella fortgegangen, sagte der Atle: „Aber theuerste Julia, welche Vermummung? wie kann Dein Vater solche Scherze erlauben? sage mir aufrichtig, warum kamst Du in solchen Kleidern hierher? Wolltest Du vielleicht auöspähen, wie ich mein Haus in Ord nung halte und was ich darin thue und treibe? Noch vor zwei Tagen bat ich wiederholt Deinen Vater um Deine Hand. Wir würden noch davon sprechen," sagte er. „O mein lieoes Kind, ich versichere Dich, Du sollst bei mir im Himmel leben, all' mein Hab und Gut soll da- Deine sein. Das ist merkwürdig, dachte Paolo bei sich selbst; zum zweiten Male schon «erd« ich heute für «twa- Anderes gehalten, als ich wirklich bin. Dieser Alte hält mich für meine Schwester und seine Tochter glaubt, ich fei ihr Romulo, den ich nicht kenne. Da die vermeintliche Julia schwieg und vor sich uiebersah, obgleich Ghrrardo eine Antwort erwartet
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