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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-15
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188910150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18891015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18891015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-15
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.10.1889
- Autor
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AM Nr. 2i1. - i> Iakirnanq. >aß enheitr«! !>v °>»fl°ü-t„^j w Auchjj llus 8l»i»iUtzt SLchfische» hie an jedem Wochentag Abend (mit dem Panun des folgende» Tages) zur Ber- tudmn, aclangeilde »»parteiische Zeitung „Lächsischer Landes - Anzeiger" mil täglich einem Extra-Beiblatt: i Kleine Botschaft » Sächsischer Erzähler I z. Sächsische tSerichtSzeitttttg 4. SätWschcö Allerlei ^ JNtistr. Nnte» halt»»ngsblatt « Lar,„tagsblatt l Lustiges Bilderbuch !chet bei den Slusgabestellen monatlich ^>W., bei de» Post-Anstalten 7b Pfg. Witts-Archer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» und Thüringen. Die Hauptblättcr des „Sachs. LandeS-AnzelgerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Bcidlittter- auch in einer billigeren Sonder-Ausgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg.frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutrageu. PostztgSPreisliste: Nr-1277 (15. Nachtrag). Dieustag, 15. Oktober 1889. Der Sachs. Lander-Anzeiger ist eingetragen in der Pvst-Zeituugs-PrciSliste: Nr. 51SS. FürAbonneuten erscheintjeeinmlll lmJahr: Mustr. Kalender des Sächsischen Laildboteii. SilustrirtesJahresbuch des Landes-Anzeiger-. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz» Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. iiükiaciiMls: Namu einer schmalen Corpuszeile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Isvaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man stn Euirsicknngsbctrag (in Briefmarken) beifügen tje 6 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — die Anzeigen finden ohne Preisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger"(billigcrc sonder- Ausgabeder Hauptblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. > zu den cn. sehr billig, PflM >c». ^crcit, unter billi e nach > empfehle mich' oll ^ A. f 12 SM i„ ^ gnlenZO / Mk.3-1 / 12 SWil 7 Rninmel! t Tulpen, Eml Scilla, NarDg«.> billigst Roßiiiar»! ui-sn an »IiregH .'icaii BrillenM rc. werde» hrt in Vabie^ r. 35, I. »d Wöchenililh I luiig liefere ich jivollen GcWz- cutschen Werl»! 2 Jahre Gera« liätlSÄ, ahl neuer »»!,s II, als: HM' seilciiciltsichti > cbwagctt,sM>iti^ eferwage», g l billig «itvlltr, r und Wagc> lkenbcrg. Möbel, Si»>!i ollständ. „»pfmaschiiie»', sowie ReparaWl islr. 9, I, l. ; zum LlicilSd i ,nvn>virdang!»»^ ailltesvli/ str. 36, I. isrstlu d8««I> Manu, ne Erschcitiuttjstt! ialcr eines OfWl t die BekamtiM bsch. Dame ob. Ml 5—32 (?.. Amtliche Anzeigen. Bekanntmachung, Negiebauarbeiten betr. Der vo» dem Vorstände der Sächsiicve» Baugcwerks-Bcrussgeuossenschaft irsteW« Hcberollenauszug über die Prämien, welche für die im zweite» «ertckjahr l. Js. in der Stadt Chenmitz vorgekommenen Negiebauarbeiten au le Belsilberungöanstalt der geuanntcu Genossenschaft zu entrichten sind, ist p Mk-.cingcgange». Dcrü lbe liegt im Rathüause, Poststraße Nr. 14, rechts ir Erdgeschos;, Zimmer Nr. 8, vom 18. bis 26. Oktober l. Js. zur I»,sicht der Velheiligten aus, was wir mit dem Bemerken bekannt machen, W die Zahluugspslichtigen, unbeschadet der Verpflichtung zur vorläufigen Mmg, gegen die Prämieubcreeiinuug bis znm 11. November l. IS. « dein Geiiossenschaitsvorstande Einspruch erheben können, j Me berechnete» Prämie» sind bis zum 11. November 1. Js. bei Mer Lporiclkasse zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Chemnitz, te» II. Oktober 1889. Der Nath der Stadt Chemnitz. Andrö, vr., Oberbürgermeister. Hochmuth. Frau Marie Sophie verehel. Markus, wohnhaft hier, Rießncrstraße Ir. Il, ist h »te als Hebamme in Pflicht genommen worden, was Hier lurch zur össeutlichcn Ke »miß gebrachr wird. Chcmuitz, den 10. Octobcr 1889. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, llr., Oberbürgermeister. Schmidt. Am heutigen Tage ist der Strumpfwarenhändler Herr Karl Lonis tzlöfl, Blankenanerstraße Nr. 18, als Unterarmcnpslegcr für de» 50. Annen- ezir! iu Pflicht genommc» worden. Chemnitz, am 12. Otto! er >889. Der Roth der Stadt Chemnitz. AndrC, vr., Oberbürgermeister. Nachdem zur Kenntnis; der nnicrzeichnetc» Behörden gelangt ist, daß zur luicrsiütznng der Arbeiter »nd Arbeiterinnen, tvelche in der hiesigen Fabrik Io» Moritz Samuel Esche die Arbeit eingestellt habe», Gelder eingesanunelt indeu, sehen sich die iiup rzcichnete» Behörde» veranlaßt, diese Geldsamm- tiugeu, sowie auch die öffentliche Aufforderung zur Leistung vo» Beiträgen Inter Androhung einer Geldstrafe von zwanzig Mark oder einer Haftstrase Ion vier Tagen für jede» Zuwiderhandluugsfall, wie hiern.it geschieht, zu Miete». Chemnitz, am 11- Otto, er 1889. Dir Königliche Amtshauptmanttschast »»nd das Polizeiamt der Stadt Chemnitz» vr. Fischer. Siebdrat, Polizeidirecior. Das Konkursverfchren über das Vermöge» des Kaufmanns Oskar 7ig, früher in Chemnitz, zur Zeit iu Ersnrt, wird, nachdem der in dem Icrgleichstermine vom 2. August >889 angenommene Zwaugsvergleich durch ^tSlrästige» Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch anfge- 'e». Chemnitz, den 11. Oktober 1889. Königliches Amtsgericht, Abth. «. Nohr, O.-A.-R. Beglaubigt: Act. Pötzsch, G.-S. Idigt Reinigung der Gerichtsräume werde» nur dringende Sachen er. am 16. Oktober d. I. t der Mheilmig für Register, Konkurs- »nd streitige Civilsachen und in dr Sporielcasse für streitige Civil- und Strafsache», sowie vo» den Gerichts Weber», an» IV. Oktober d. I. > der Abtbeilung für Grund- und Hypothekensachc». Chenmitz, am 7. Oktober >889. Königl. Amtsgericht. Beyer. K. Drahtnachrichten unseres Anzeigers. Vom 14. Octvber. Kiel. Freitag, den 18. d. M., trifft im Kieler Hase» das ische Geschwader ein. Belgrad. Gestern trat hier die Skupschiina zusammen. Illem Anschein nach durste Pasics Präsident werden. Auch stehen imsassende Ossizicravanccments bevor. Kaiser Alexander von Russland in Berlin. Berlin, 13. Octvber. Der letzte Tag der Anwesenheit des Zaren in Berlin, der kouutag, war vom Wetter wenig begünstigt. Es regnete unniitcr- «ochen von früh bis spät, und dadurch wurden natürlich die Menschcii- Wmmkluigen etwas beeinträchtigt. Doch ging es zeitweise recht ^bmdig Unter den Linden zu. Die Polizei hatte bei de» Fahrten Aarlotlcnburg und zum Olfizierskasino des Alexander-Regi- ^tiiei ein Einsehen, das Publikum konnte ziemlich nahe an die »hlskaße heran und den Kaiser Alexander deshalb recht gut sehen. >as hat sehr befriedigt. Der Zar reist nach Petersburg zurück über Udlvigslust, wo er die großherzoglich-mecklenbiirgische Familie besucht, lieber den Besuch i» der Alexander-Kaserne thcilen wir noch Fvl- udes ,«jj: Punkt 12 Uhr fuhren beide Kaiser in halbverdcckicr piipage in den Kaserncnhof ein, lvo das Regiment bereits anfge- "llt war. Beide Monarchen trugen die Regiments-Uniform, be reitet wurden dieselben vom Großfürsten Georg, den Prinzen Albrccht ind Leopold. Als die Majestäten auf die Front zuschrilten, senkten Vh die Fahnen und die Musik spielte die russische Nationalhymne. Per Regimentscommandeur überreichte den Rapport, worauf der Zar Dü dem Csmmandeur die Front abschritt. Hinter ihm gingen saiser Wilhelm, die Fürstlichkeiten, das Gefolge, unter welchen sich M Waldersce und Gras Bismarck befanden. Bataillonswcise Machte dar Regiment dem Kaiser Alexander ein dreifaches Hurrah k'W», warauf ein Parademarsch folgte. Die Herren begaben sich IM zur Frühstückstafcl, die aus das Reichste decorirt war, darunter Mreiche bon den russischen Herrschern verehrte Prachtstücke. Der M nahm de» Ehrenplatz an der Tafel ein, rechts vo» ihm Kaiser Lu, ' Hauptmann und zwei Lieutenants hatten die Ehren- Wnung übernommen. Zunächst brachte der Rcgitiients-Comntandeur Dorrst »o„ Rauchhaupt ein Hoch auf den Zaren aus, n»d der Kaiser kin. Oberst, unserem Kaiser und dem Prinzen Albrccht an. "d daraus toastete der Zar in russischer Sprache kur; ans die Ge sundheit des deutschen Kaisers, worauf dieser mit feurigen Worten folgenden Toast ans die russische Armee ausbrachte: „Meine Herren Kameraden vom Alexander-Regiment! An einem Tage wie heute geziemt cs sich für ein Regiment mit so hervorragender Geschichte, dem die Ehre zu Thetl geworden ist, seinen hohen Chef unter sich zu sehen, zu gedenken der Zeiten, wo mein Herr Großvater ein junger Herr war und im Kugelregen bei Bar-sur- Aube sich das Georgskreuz und die Chefstelle des Regiments Kaluga erwarb. Ich gedenke ferner der Tage, an welchen russische mit preußischen Truppen Schulter an Schulter zusammen fochten, die bei I-a kvtiiisrs mit den Unseren zusammenbluteten, die Sebastopol tapfer verthei- digten »nd Plewna stürmten. Wir trinken auf das Wohl der russi schen Kameraden und der russischen Armee. Die russische Armee, sie lebe hoch, hoch, hoch!" Ein donnerndes Hoch durchbranste die Räume, beide Kaiser drückten sich die Hände. Der Zar war aber sehr bewegt und plötz lich erhob er sich und rief mit lauterStimme in deutscher Sprache: „Ich trinke auf die Gesundheit meines braven Grenadier-Regiments! Hurrah, hurrah, hurrah!" Und dann brachte er noch einen Toast auf das Osfiziercorps aus. Der Zar hat das Regiment mit zahl reichen Auszeichnungen und kostbaren Geschenken bedacht. Bei der Abfahrt um 2 Uhr war auf den umliegenden Dächern Niemand sichtbar, als ein einsamer Schutzmann. Nachmittags 3 Uhr erschien der Zar mit seinem Sohne wieder im Schlosse, um sich von der kaiserlichen Familie zu verabschieden. Inzwischen waren auch die drei ältesten kaiserlichen Prinzen aus Potsdam eingetroffen, und Kaiser Alexander, der ein großer Kinderfrennd ist, unterhielt sich lebhaft mit den Knaben. Nach langem Verweilen verabschiedete sich der Zar auch von der Kaiserin Friedrich und deren Töchtern und wurde dann von unserem Kaiser zuin Bahnhöfe geleitet. Der Abschied war sehr herzlich, die Kaiser umarmten sich wiederholt und schüttelten einander mehrfach die Hand. Der Zar sah viel weniger ernst als bei der Ankunft aus, mit großer Lebhaftigkeit sprach er zu unserem Kaiser, bis der Zug sich i» Bewegung setzte. Kaiser Wilhelm ent sprach uni 6 Uhr einer Einladung des Admirals v. d. Goltz zur Tafel. Polnische »Umdscha«. Chemnitz, 14. Oktober. Deutsches Reich. In der Beurtheilung des Zarenbesuches in Berlin ist die Presse aller Länder so ziemlich einig. Kaiser Alexander hat durch seinen Trinkspruch, durch sein Auftreten in Berlin, nament lich auch dem Reichskanzler gegenüber, bewiese», daß er ein guter Freund des deutschen Kaisers, ein friedfertig gesinnter Mann und frei von Vvrurtheilen gegen den leitende» deutschen Staatsmann ist. Der scheinbar harmlose Umstand aber, daß der Zar sich zu seinen Trinksprüche» in der Botschaft und im Weißen Saale sehr den, onstra tiv der französischen Sprache bediente, und die Knappheit seiner Toaste zeige» auch, daß eine Aendernng der russischen Politik dem deutschen Reiche gegenüber nicht wohl zu erwarten. Zar Alexander hat sich für eine Politik der „freien Hand", die im gegebenen Moment sich ihre Freunde und Feinde suchen wird, entschieden, und dabei bleibt er auch stehen. Immerhin glauben wir bei seinem ernsten Wesen die Hoffnung hegen zu könne», daß er sich nicht vo» der panslawistischen Partei zu übereilte» Entschlüssen wird hinrcißen lassen. Zn den recht deutlichen Fleuiidschastselklärnngeil an den deutschen Kaiser mache» denn auch die Pariser Blätter trotz der französischen Toaste ein recht langes Gesicht. Bei der Galatafel wurde der höchste Glanz entfaltet, aber hierbei trat auch das ernste Wesen Kaiser Alexanders deutlich zur Erscheinung. Die mächtige Gc'Ialt, gegen tvelche unser Kaiser schlank anssieht, hält sich frei »nd ungezlvungcn, aber es ist, als ob der russische Selbstherrscher mitnnler an etwas ganz Anderes dächte, als an seine Umgebung. Dann wieder ging ein leises Lächeln über die tiefernsten Züge, ein Zeichen, daß er sich durch die Unterhaltung des neben ihm sitzende» Kaiicrpaares angemnihet fühlte. Sehr aus drucksvoll ist das Spiel der für den wuchügen Körper merkwürdig kleine» und schön gesonnten Hände. In den Pausen des Essens brach der Kaiser kleine Stückchen Brod oder er stutzte beide Hände ans seine» Säbel. In solchen Pansen überflog der Zar aiichmtt einem scharfe» Blick seiner blauen Angen die Gesellschaft, kehrte aber dann wieder znr Unterhaltung mit dem Kaiserpaare zurück. Auf den Trinksprnch unseres Kaisers stieß Alexander III. mit seinem Wirthe an, richtete persönlich an denselben einige kurze Sätze, sehr leise, aber man kan» amiehmen, daß sie in deutscher Sprache waren, die der hohe Gast vollständig beherrscht. Im Umgänge sprach er, wie der Großfürst, nur französisch, „nd französisch war auch der Trinksprnch. de» Kaiser Alexander mit voller Stimme in die Bersammlnng hincinsprach. Während des Mahles trank er dem ihm gegcnübcrsitzenden Reichs kanzler z», lind dieser erhob sich und sprach über die Tafel hinüber seinen Dank ans. Kaiser Alexander trank auch dem Generalobersten von Pape z», Kaiser Wilhelm dem russische» Botschafter Grafen Schiiwalow. Auch wahrend der glänzenden Gnlaoper am Abend blieb der Zar ernst, nur einige Male nickte er frenndlich, als Kaiser Wilhelm ihn ans besondere Schönheiten anfmerksam machte. -- Kaiser Alexander und Fürst Bismarck habea sich sehr gründ lich über die politische Lage ausgesprochen, denn die Unterredung, welche beide in der russischen Botschaft hatten, dauerte eine Stunde und zwanzig Minuten. Dirccie W'rknngcn waren nicht zu erwarten und sind auch nicht ciiigetrelen; das zeigen schon die Trinksprüche im Weißen Saale, welche nur von der persönlichen F enndschaft der beiden Monarchen sprechen, die Bezichnngcn der Staaten aber ganz außer Acht lässe». Jedenfalls ist der Zar aber frei von allerlei Voreingenommenheit gegen de» leitenden deutsche» Staatsmann. Das beweist folgende Scene: Nach der Galatafcl legte» beide Monarchen Cercle ab. Die Bildergallerie war zu einem großen Salon herge- richiet; um runde, mit kostbaren Decken bekleidete, mit Blumen ge schmückte Tische reihten sich vergoldete mit Gobelins bezogene SopyaS und Lehnstühle,' hier unterhielten sich die Majestäten stehend mit ihren Gästen. In nächster Umgebung stand nnn Fürst Bismarck. Kaiser Alexander ging ans ihn zu und »öt .igte den Fürsten, trotz dessen Widerstrebe», sich in einen der Fauteuils uiedcrzusetzen, welcher Aufforderung der Reichskanzler denn auch nachkam. Darauf beugte sich Kaiser Alexander über die Lelmc zu ihm und führte mit ihm wohl eine Viertelstunde hindurch eine Unterhaltung in der denkbar freundlichsten Weise. Die Scene machte einen tiefen Eindruck. Fürst Bismarck schien durch den Verlauf des Tages äußerst angenehm be rührt, er wvhnte sogar, was seit Jahren nicht mehr vvrgekommen ist, der Galaoper bei. Daß der Fürst sich im Lause des Tages mehrfach unwohl gefühlt, ist unrichtig. Der Reichskanzler sieht recht wohl aus. — Das ministerielle Petersburger Journal berichtet über den „warmen" Empfang, welcher dem Kaiser Alexander von dem Berliner Hofe, wie von der Bevölkerung bereitet worden ist, und bemerkt dazu, daß aus einen solchen Empfang vollkommen zu rechnen ge wesen sei. Die Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg trügen einen Charakter der Herzlichkeit, welcher seit mehr als einem Jahrhundert nicht verleugnet worden sei, und in wirklich monarchischen Ländern hätten solche Beziehungen einen hohen politischen Werth und trügen wesentlich dazu bei, den Frieden zu befestigen und die Wohlfahrt der Völker zu sichern. Man könne die feste Hoffnung hegen, daß der gegenwärtige Besuch von glücklichen dauerhaften Folgen sein werde für die Konsolidirung des Friedens und der Wvhlfahrt der beiden benachbarten Nationen. Schließlich hebt das genannte Blatt noch hervor, daß der ehrwürdige Reichskanzler der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit seitens des Kaisers Alexander gewesen sei. Die einflußreiche panslawistische „Nowoje Wremja" er blickt in dem Trinkspruche des Kaisers Wilhelm bei dem Galadiner ein ernstes Zeichen für die Möglichkeit, die Gemüther zu beruhigen und den europäischen Frieden zu sichern. — Das klingt sehr schön, und wollen wir den Tag roth anstreichen, an welchem Kaiser Alexander III. in Berlin einzog. — Unter dem Vorsitz des Fürsten Bismarck fand Sonnabend Nachmittags eine Sitznng des Preußischen Staatsministeriums statt, in welcher verschiedene auf die Reichstagssession bezügliche Frage» zur Erörterung kamen. Es hat sich besonders um die Entscheidung bezüglich der neuen Gestaltung des Sozialistengesetzes gehandelt. Fürst Bismarck reist am Dienstag nach Friedrichsruh zurück. — Die neue Anleihe, welche vom Reichstage gefordert werde« soll, beträgt nach der „Kreuzzlg." thatsächlich 250 Millionen. Di« Erneuerung von Material für das Reichsheer nimmt den Hnupttheil in Anspruch. Außerdem soll auch »och eine Erhöhung der Matriknlar« bciträge, d. h. der Beiträge der Einzelstaaten zur Neichskasse, um 40 Millionen zu erwarten sein. — Noch eine Folge der Kundgebung im „R.ichSanzeiger" ist, daß die christlich-soziale Partei in Berlin ihre öffentliche Agitation ein« stellt. Herr Hvfprcdiger Stöcker hat in der letzten Parleiversamm- lung dies gerade heraus erklärt. Ec sagte u. A.: „Wir sind seit Jahren gerade von denen, die sich als Hüter des inneren Frieden- hitistellen und mit denen wir, um Erfolg zu haben, Zusammengehen müßten, in Acht und Bann erklärt, oft bitterer bekämpft, als selbst die Sozialdemokratie. Solange diese Verhältnisse dauern, die gerade jetzt wieder mit besonderer Schärfe heroorgekehrt werden, ist ein öffentliches Wirken unsererseits nicht weiter möglich. Aendern können ivir uns nicht. Der Gcsammtvvrstand ist der Ueberzeugung, daß ein regelmäßiges öffentliches Wirken, wie bisher, unter den obwaltenden Verhältnissen zwecklos ist, zumal die Wablagitativ» beginnt, an der wir uns so wie so nicht bctheiligen können. Wir stelle» deshalb zur Zeit die öffenllichen Versammlungen ei»." Redner schloß mit einem Hoch ans den Kaiser, und wurde ihm dann der Dank der Versamm lung für seine Thätigkeit abgestaltet. — Die Admirale des britischen Geschwaders in Kiel sind auf Einladting der Kaiserin Friedrich nach Berlin gekommen und von dieser znr Tafel gezogen worden. — In Kiel fand zu Ehren der britischen Offiziere ein Bankett statt, bei welchem Konlreadmiral Knorr einen Toast auf den deutschen Kaiser und die Königin von England ausbrachte. Admiral Bairö erwiderte mit einem Trinksprnch ans die gute Kameradschaft zwischen den Offizieren und Mannschaften der englischen und deutschen Flotts.! — Die Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin wird trotz >es großen Besuches mit einem Defizit abschließe», welches aller dings durch den vom Brauercigewcrbe aufgebrachten Garantiefond gedeckt wird. Die Höhe des Defizits ist noch nicht genau festgestcllt, wird aber eine beträchtliche sein und wird voraussichtlich 100,000 M. bei Weitem übersteigen. Es erklärt sich das theilweise ans der höchst ungünstigen Witterung, welche im Juli und September herrschte, theilweise auch daraus, daß den Einwo »er» beträchtlich ermäßigte Eintrittspreise bewilligt wurden, dann auch ans der Abstandssumme, die der Knnstakadeniie für die Bewilligung der Räume gezahlt wer den mußte. Oesterreich-Ungar»». Die Jnngtschechen haben jetzt im böhmische» Landtage de» Antrag Angebracht, Kaiser Franz Joseph möge sich znm Könige von Böhmen krönen lassen. An eine Annahme dieses Antrages ist nicht zu denken. — In dem Prozesse gegen die Toeilnchmer an den blnttgen Ausschreitungen in Kladno sind weitere 17 Bergleute zu Gefängniß von einer Woche bis zu drei Jahren vernrtheilt. — In Pest sind in mehreren industrielle» Bezirken bei der Einstellung der Arbeit S hlägercien vorgckomnie». Die Polizei mußte die Ruhe wieder Herstellen. Italien. Miilistcrpräsnent Crispi ist mit zahlreiche» politischen Freunde» in Palermo, der Hauptstadt von Sizilien, eingetrosfen und glänzend empfangen worden. Zw.ck der Reise ist bekanntlich, in einer großen Rede die Politik des gegenwärtigen Ministeriums klar zu legen. Besonders soll die auswärtige Lage eingehend behandclt werden. Frattkreich. König Milan von Serbien besuchte am Sonn abend die Ausstellung in Paris. I» der serbischen Abtheilung wurden ihm Ovationen bereitet. Der Schluß der Wütausstellung ist
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