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Dresdner Journal : 11.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187209116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 1320/1319 in der falschen Reihenfolge eingebunden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-11
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1872
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V 2!I — dkl! 11 Srpkmber^ 1872 Ado»»went»pr»l»o, l» Sowrik» lokr,«««» tritt jUdrUvti »».-I, .». „ 2 Nllr 8i«nlpeI^«bLLr, .°».rMUdäe«d«ut«dm ^UlrluL: 1 11»Ir. IS Hgr »«iobei kost- voll Kü»»Io« Nummern: 1 8t«mpvlru»ckl»8 biuro. lu,«rLtenprel«»r lAr 6vv ItLvw «ivor »espslteveo 2«Us: k^«r Untor „Livx««wat" dis 2«i1«' S l^^r. Lrsekelovur Drcs-MrImmial. lallet», mit Lu»v»bms der 8ovv- vvä keisitLAS, ^bsväs ttr dsv solxeväov 1'^x. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. loisrstsomillBi»« «»NLrt,» LsixttUr n. LvanÄK^tt«', OolvwissiovLr de« Lrssdusr doarvill»; sbevdL».: L L-iAter, Lugen Lort u. L Lreger,- N»m- dvr^->,rU»-Vi«>-l.«lp»iss-L»»«I-Lr«i1»u-rr»v^iir1 ». U., Laasenetein cd ^og/er, Lerllv -Vi/v - Lumdar^ - 7r»nii- wrt «. H-NüveLso: Lud. Lkoeee,- L«rI1v: ^1. Letemege»', L. ^ttdrectit, Lr«m«o: L äc/itotte, Sreelsu: L Äanuen'» Lilr< LU u. L. ^en/te, krukNirt ». n.: L. ^aeger'eoko o. <7. Lerrmann'scbo öucbb., Laude <d <7o.,- kr»»: Lr. öuckk ; ckswvitr: Lr. koigt, k«rle: Lava«, LaMee, Luttrev Lo., Visa: ^1t. 0/>xetiL, Stvtlx»rt: Laude et <7o. Lerausxedsrr LSviel. krpoditioo de, Dresdner dourvul«, Dresden, Usrxsretlreoxgsss üo. 1. Ämtlicher Theil. Dresden, 10. September. Ihre Majestäten der König unv die Königin sind heute Mittag von Chemnitz nach Schlackenwerth abgereist. Dresden, 10. September. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Oberhof- marschall Freiherr vonFriesen das von Seiner Ma jestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehenen Groß kreuz des Leopolds-Ordens, ingleichen der Kammerhrrr von Erdmannsdorff das von Seiner Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Commandeurkreuz deS Franz-Joseph-Ordens mit dem Stern, annehme und trage. Bekanntmachung, betreffend die Vergütung von Krieg-leistungen, die auf Grund deS Gesetzes wegen der Kriegsleistun gen und deren Vergütung vom 11. Mai 1851 in der Zeit vom 16. Juli 1870 bis zum 30. Juni 1871 erfolgt sind; vom 10. September 1872. Stach 8 21 des durch Verordnung vom 18. Juli 1870 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 242 flg.) noch besonders zur öffentlichen Kenntntß gebrachten Gesetzes wegen der Kriegsleistungen und deren Ver gütung vom 11. Mai 1851 verbunden mit dem Schluß sätze der angrzogenen Verordnung vom 18. Juli 1870 sind alle Ansprüche auf Vergütung von Kriegsleistun- gen, mit den nöthigen Bescheinigungen versehen, bei der Bezirks-Amtshauptmannschaft innerhalb eines Jah res nach erfolgter Demobilmachung anzumelden, und sollen die bis dahin nicht angemelbeten Ansprüche mit dreimonatlichem Präclusivtermine öffentlich aufgerufen und nach Ablauf des letzteren, wenn sie auch bis da hin nicht angemeldet worden smb, von jeder Befriedi gung ausgeschlossen werden. Stach Maaßgade dieser Bestimmungen ergeht nun, nachdem von der vom Kriege der Jahre 1870/71 er folgten Demobilmachung (30. Juni 1871) ab mehr als Jahresfrist verstossen, an alle Diejenigen, welche aus der Zeit vom 16. Juli 1870 bis zum 30. June 1871 auf Grund deS Gesetzes wegen der Kriegsleistungen und deren Vergütung vom 11. Mai 1851 (Ges.- u. Ver.-Bl. v. I. 1870 S. 244 flg.) Ansprüche auf Ver gütung von Kriegsleistungen erheben zu dürfen glauben und dieselben bis jetzt noch nicht angemeldet haben, hiermit der öffentliche Aufruf, besagte Ansprüche nun mehr binnen drei Monaten und spätestens am 21. December 1872 mit den erforderlichen Bescheinigungen versehen, bei der Amtshauptmannschaft ihres Bezirkes anzumelden, in dem nach Ablauf des eben erwähnten Termines alle bis dahin nicht angemeldeten Ansprüche von jeder Be friedigung ausgeschlossen bleiben. Hierbei wird noch zu Vermeidung von Mißverständ nissen ausdrücklich bemerkt, daß der gegenwärtige Auf ruf sich nicht bezieht auf Ansprüche, dre auf Gewäh rung von Vergütungen für die in der Zeit vom 16. Juli 1870 bis zur völligen Demobilisirung der einzelnen Truppenthetle stattgehabten Einquartierungen nach Maaßgabe des^esetzes vom 28. März 1872 (Ges.-u. Verorvn.-Blt. S. 37 flg.) haben erhoben werden dür fen, indem auf Grund des Eingangs erwähn ten Kriegsleistungs-Gesetzes vom 11. Mai 1851 (88 1.3), auf welchem der gegenwärtige Aufruf beruht, während der Zeit der Mobilmachung für Ge währung des Naturalquartiers für Offiziere, Militär beamte, Mannschaften und Pferde (Einquartierungen) Vergütung aus Staatskassen überhaupt nicht erfolgt. Nüüfichtlich der Vergütung dieser Einquartierungen bewendet es vielmehr allenthalben bei den Vorschriften des angezogenen Gesetzes vom 28. März 1872 und der Ausführungs-Verordnung dazu von demselben Tage. SV-—* — - Die Amtsblätter wollen diese Bekanntmachung in ihrer nächsten Nummer mit aufnehmen. Dresden, am 10. September 1872. Krieg--Ministerium. von Fabrice. Eckelmann. Bekanntmachung. Die öffentliche Versteigerung der ausgemusterten Dienstpferde der Cavallerie, Artillerie und des Trains des Königlich Sächsischen Armee Corps, soll an den nachaenannten Tagen und Orten, Vormittags von 10Uhr an, stattfinden: den 12. September in Pirna; - 13. - Dresden; - 14. - Rochlitz; r Roßwein; -16. Oschatz; - Borna; r Pegau; - 17. Grimma; - Lausigk; - Freiberg; r Radeberg; - 18. - Großenhain. Das Nähere wird durch die betreffenden Localblät- ter sowie an den Versteigerungsplätzcn bekannt gegeben werden. Dresden, am 3. September 1872. Kriegs - Ministerium. Für den Minister: Tchurig. Zumpe. Nichtamtlicher Theil. U cbersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Provinzial Korrespondenz.) Laaespeschiarte (Berlin. Danzig. München. Paris. Haag. Madrid. Kopenhagen. St. Petersburg.) Ernennungen, Lkrfrviug«, re iw öffeuti. »ieust». xreSdner Rachrlcs.rn. ProviuGtalnachrichten. (Leipzig. Ehemnitz. Lugau. Freiberg. Meißen. Großenhain. Grimma. Wurzen. Kamenz. Bischofswerda.) Vermischte«. Statistik und BolkSwirthschaft. EiugrsandteS. Feuilleton. Inserate, TageSkaleuder. BSrseuuach- richten. Beilage. Quittung deS Albertvereins bezüglich des von ihm am 25. August d. I. veranstalteten Gartenfestes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 10. September, Vormitt. (W. T. B.) Graf Andrassy stattete gestern spät Abends dem Kürsten v. Bismarck einen Besuch ab und hatte mit demselben eine etwa einstüudige Unterhaltuog. Potsdam, Dienstag, 10. September. (W. L. B.) Kür die Reise deS Kaiser« Wilhelm nach Ma- rieudurg find folgende DiSpofitioven getroffen: Abreise von Berlin am 12. d. (Donnerstag) Mor gens 7 Uhr; Ankunft in Dirschau 2 Uhr 53 Min. Nachmittags; Abreise von dort nach Marienburg 4 Uhr; Aufenthalt daselbst bis zum 14. (Sonnabend) Vormit tags 11 Uhr; Ankunft m Bromberg 'ii2 Uhr Nach mittags, wo die Grundsteinlegung der Gewerbeschule erfolgt; Abreise 3 Uhr Nachmittags nach Kreuz, wo Diner stattfindet; Abfahrt 6 Uhr; Ankunft in Berlin Abends 'ä lO Uhr. Von Berlin dis Tirschau, wo Dmer stattfindet, reisen die Kaiser Wilhelm und Alexander gemeinschaftlich. München, Montag, S. September, Rachmit- tag«. (W. T. B.) Die zur Ausführung deS Reichs- gesetzes über die Aufhebung de« Jesuitenordens vom TtaatSwiuifterium gefaßte Entschließung ist heute au die betreffenden Kreitregierungen abgr- gangen. Wien, Montag 9 September. (W. T.B.) Die „Moi tagSrevue" bezeichnet in einem anscheinend inspirirten Artikel die Begegnung der drei Kaiser al» jene« Erfolg dcr äußern Politik, dessen Oester reich zur Fortbildung und Entwickelung seiner Verfassung bedurfte, einen Erfolg, den man eine Zeit lang in einem Siege der österreichischen Waf fe« suchte. Dresden, 10. September. Die.Provinzial-Correspondenz" bringt unter der Ueberschrift: „Die Fürsorge für das Wohl der arbeitenden Klassen" einen längeren Artikel über die socialen Mißstände, welche seit einiger Zeit zu Tage getreten sind. Das halbamtliche Organ schreibt: „Als ein Zeichen unbehaglicher Zustände und Stim mungen muß schon die Thatsache gelten, daß die Ar beiter in der Regel mit blindem Vertrauen auch den unverständigsten Rathschlägen solcher Wortführer Folge leisten, durch die ihnen eine Verb:sserung ihrer Lage in Aussicht gestellt wird, und massenhaft in Vereine eintreten, die groben wirthschaftlichen Jrrthümern hul digen und falschen Idealen nachjagen. Noch deutlicher offenbart sich das Vorhandensein socialer Mißstände in dem Umsichgreifen der allgemeinen Arbeitseinstellungen (Strikes), welche gegenwärtig zur Tagesordnung der Arbeiterbewegung gehören und dem gesummten gewerb lichen Verkehr der Nation wie den zunächst betheiligtcn Arbeitgebern und Arbeitnehmern schweren Nachtheil be reiten. Dem gewissenhaften Beobachter kann es nicht entgehen, daß zu diesen Erscheinungen zwei Ursachen zusammenwirken, von denen bald die eine, bald die an dere vorwiegend zur Geltung kommt: einmal die Ge staltung der wirthschaftlichen Verhältnisse, vermöge deren der Erwerb zahlreicher Arbeiter zur Beschaffung der im Preise wesentlich gesteigerten Lebensbedürfnisse nicht auLrricht, und andererseits der Einfluß schlechter Rath geber, welche den Glauben zu verbreiten suchen, daß die Arbeiter durch den sogenannten Kampf gegen das Capital oder gar gegen das Eigenthum ihre Ansprüche auf Lebensgenuß zu verwirklichen vermögen." Auf beide hier angcdeuteten Ursachen, sagt die „Prov. Corr.", müsse der Blick sich richten, wenn man der Aufgabe näher tritt, durch Maßregeln der Fürsorge auf eine verbesserte Lage der arbeitenden Bevölkerung hinzu wirken. Es handele sich darum, „die falschen Lehren gewissenloser Volksverführer zu bekämpfen und nach Kräften unschädlich zu machen", während gleichzeitig darauf Bedacht genommen werden müsse, „die Quellen der Uebel, unter denen der Arbeiterstand leidet, zu er mitteln und, soweit menschliches Vermögen reicht, zu verstopfen." Es heißt dann weiter: „AuS der Thätig- keit der Presse und zahlreicher, für gemeinnützige Zwecke wirkender Vereine ist ersichtlich, daß in den höheren Kreisen der Gesellschaft das Verständniß für die auf diesem Boden erwachsenden Gefahren zunimmt, und daß der Wille, an die Heilung socialer Schäden selbst- thätig hcranzugehn, immer mehr zur Geltung kommt. Andererseits f«lt es nicht an Beweisen, daß auch die Regierungen bemüht sind, den ihnen obliegenden Pflich ten zu genügen und auf dem Wege der Gesetzgebung, wie durch Verwaltungsmaßregeln die gesunde Ent wickelung der wirthschaftlichen Verhältnisse zu fördern. Als ein gewichtiges Zeugniß hierfür darf auch die Thatsache gelten, daß die leitenden Staatsmänner Deutschlands und Oesterreich - Ungarns bei Gelegen heit ihrer vorjährigen Besprechungen sich in dem Wunsche vereinigt haben, die Mittel zur Bekämpfung der socialen Uebel gemeinsam in gründliche Erwägung zu nehmen. Seitdem haben mannichfache Ermittelungen und Erörterungen stattgefunden, welche weiteren Ar ¬ beiten zur nützlichen Vorbereitung dienen und keinen Zweifel darüber lassen, daß die Regierungen den gan zen Umfang der ihnen zufallenden Aufgaben in das Auge gefaßt haben. Es ist nicht blos davon die Rede, durch wirksame Vorkehrungen volksverderbliche Be strebungen abzuwehren und namentlich den Einfluß der sogenannten „Internationale" zu brechen, welche mit allen Mitteln für den gewaltsamen Umsturz jeder staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung thätig ist, sondern es handelt sich auch um eingehende Prüfung der Maßregeln, durch welche es den Regierungen ge lingen könnte, zur Ausgleichung wirthschaftlicher Gegen sätze und zur Beseitigung drückender Nothstände unter den arbeitenden Klassen beizutragen. In Erwartung der Ergebnisse, welche durch die beabsichtigten Verhand lungen in Aussicht gestellt werden, kann man zunächst mit Befriedigung darauf Hinweisen, daß in Deutschland und namentlich in Preußen schon seit geraumer Zeit die Arbeiterverhältnisse sich von seiten der Behörden einer fürsorglichen Aufmerksamkeit zu erfreuen hatten, deren wohlthätiger Einfluß vielleicht nur deshalb nicht gebührend geschätzt worden ist, weil sie sich mit Beson nenheit innerhalb der Schranken hielt, die den Befug nissen und der Wirksamkeit des Staates auf wirthschaft- lichcm Gebiete naturgemäß vorgezeichnet sind. Als leitender Grundsatz für die Entwickelung der wirth schaftlichen Zustände, wie derselbe auch in der preu ßischen und deutschen Gesetzgebung zum vollen Ausdruck gelangt ist, gilt unbestritten die Entfesselung der Er- werbsthätigkeit, weil die letztere nur in freier Kraft entfaltung volle Frucht für den Einzelnen, wie für das Ganze der Gesellschaft tragen kann. Wenn die Staals behörden, von richtiger Erkenntniß geleitet, nicht daran denken können, diesen obersten Grundsatz anzutasten, so leuchtet als selbstverständlich ein, daß ihre Fürsorge sich nur in Maßregeln offenbaren darf, welche mit den Lebensbedingungen gewerblicher Freiheit vereinbar sind. Es sind deshalb ihre Aufgaben im Wesentlichen darauf beschränkt, aushelfend einzutreten, wo die freie Ver- wcrthung der Erwerbskraft behindert oder gelähmt wird, den Mißbrauch der gewährten Freiheit abzuwehren und endlich durch wohlwollende Unterstützung alle Bestrebun gen zu fördern, welche aus dem wirthschaftlichen Leben des Volkes heraus gegen die Uebelstände der gewerb Uchen Entwickelung ankämpfen." Die „Prov.-Corr." giebt sodann eine Uebersicht der Gesetze, in welchen sich die Fürsorge der Regierung für den Arbeiterstand be- thätigt hat (die Vorschriften der Gewerbeordnung be züglich der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter, Be schränkung der Sonntagsarbeit, richtige Baarzahlung, Sicherung der Arbeiter gegen Gefahr für Leden und Gesundheit, Schadenersatz bei Körperverletzungen und Tödtungen), constatirt den Schutz und die Förderung, welche die Behörden den gewerblichen Hilfskassen sowie den Genossenschaften für die Beschaffung von Lebens bedürfnissen, für die Erleichterung des Credits, für die Vorsorge gegen Alter, Krankheit und Sterdefälle an- gedcihen lassen, und sagt zum Schluffe: „Freilich haben verblendete Arbeitermassen und ihre Wortführer viel weitergehende Forderungen an die Fürsorge und die Beihilfe des Staats gerichtet. Sie rufen das Ein schreiten der Behörden an, um ihre Ansprüche auf Ver kürzung des Arbeitstags und die Erhöhung des Ar beitslohnes durchzusechten; sie wünschen, daß die Staats- obrigkeit dahin wirke, ihnen neben ihrem Arbeitslohn auch noch an dem Gewinn der gewerblichen Unterneh mungen, für die sie beschäftigt sind, -inen Antheil zu sichern; sie verlangen endlich auch, daß der Staat sein Vermögen oder seinen Credit einsetze, um gewerbliche Unternehmen zu gründen, deren Gewinn den Arbeitern zufallen soll. Solchen Forderungen gegenüber hat der Staat sich grundsätzlich ablehnend verhalten müssen, weil dieselben über die Grenzen seiner Befugnisse und seiner Aufgaben hinausgehen. Es ist eine von allen Sachverständigen und erfahrenen Männern anerkannte Wahrheit, daß der Staat nur die Privaterwerbsthätig- kert lähmen und alle wirthschaftlichen Verhältnisse. in Feuilleton. (Redlgrrl von Otto Banck.) Hermiuiatheater. Siebentes Gesammtgastspiel der Gesellschaft des Strampfertheaters in Wien: „Die Ente mit drer Schnäbeln", komische Operette in 3 Acten von I. Moineau, deutsch von I. Hopp. Musik von E. Ionas. Diese Opernpossc ist zwar aus dem all- believten Material „Unsinn" fabricirt, aber die Mache ist voll Methode und heiterster Färbung, eingegrven von übersprudelnder Laune, von zwangloser Lust am derben Scherz und drastischer Komik, rin drolliges Durcheinander ergötzlicher ungesuchter Dummheiten und lächerlichsten Spaßes, travestirend und carikirrnd, ohne Rohheit und Gemeinheit, so daß die widerstrrbendste Stimmung zum herzlichsten Gelächter verkehrt und jede ernste Betrachtung aus dem Felde geschlagen wird. Etwas mehr Witz im Dialog hätte sich der Verfasser allerdings erlauben können, ohne sein Product zu be lasten; aber für diese öfter fühlbare Lücke tritt eine außerordentlich hübsche Musik ein, talentvoll «funken, melodiös und rhythmisch entsprechend und lebendig, pikant und treffend im Ausdruck, ohne aus dem anspruch- losen, legsren und munteren Charakter der Posse zu fallen. Gleichwohl kann für solche Stücke die Gesahr, platt und langweilig zu wirken, nur durch die Art der Dar stellung vermieden werden und sie wurde sehr vermieden, denn die Ausführung war musterhaft. Alle Mttwir- krude bewegen sich vertraut und behaglich in ihren Rollen, spielen mit Können unp Lust, al« ob sie selbst einen rechten Spaß an dem drolligen Zeuge hätten, und so haben auch wir einen rechten Spaß daran; denn nie wird die Unbefangenheit und Unmittelbarkeit der Wirkung durch rin schauspielerisches Effectmarkirrn und Coquctiren mit dem Publicum beeinträchtigt. Das En semble der Gesellschaft greift so frisch bewegt, flott und lustig in einander, daß die sogenannten ersten Bühnen damit gar nicht concurrircn können, und dabei wird von allen Darstellenden trotz der derb lächerlichen und carikirenden Aufgaben doch mit außerordentlichem Geschick eine Gesammthaltung voll Maß und Geschmack bewahrt. Ganz vorzüglich waren die Leistungen der Frln. Finaly, der Herren Adolfi und Lchweighofrr. Frln. Finaly entfaltet in der Rolle der Margarethe rhr Talent weit bedeutender als in „Nr. 28". Ihr Spiel ist graziös, decrnt, voll Humor und reizend charakteristisch, ihr Henncncouplet ist ein vollendetes Virtuosenstückchen, aber ohne virtuose Manier einfach und natürlich höchst sprechend in Ausdruck und Mimik vorgetragen. Herr Adolfi — Spaniello — singt mit prächtigen Stimmmitteln angenehm und sympathisch, voll Temperament und Geschmack im Ausdruck, und ebenso in seinem gewandten, schmiegsam behenden Spiel. Herrn Schwrighofer'S drastische Komik, originell und productiv, ist unwiderstehlich, und dir Herren Mar- tiniu- und Gottsleben und Frau Berg trugen nächst- dem nicht minder wesentlich zur heiteren Grsammlwir- kung bei. Eine Wiederholung dieser „Ente" wird will kommen sein und einem längern Gastspiel der Gesell schaft würde die Theilnahme deS Publicum« nicht fehlen. C. Banck. Nhätische Wavderuugev. Bou Adolpd Ster«. IV. Da- Rhrinwaldthal. (Schluß au« Rr *10.) Der Hauptort de- Hintrrrhrtnthale-, Splügen, lehnt sich an einen der Hügel, die im Thal läng- der überragen ¬ den Höhen hinlaufen, die Kirche erhebt sich auch hier über das Dorf, welches mit seinen entweder außerordent lich großen oder kleinen Häusern einen originellen Eindruck macht. „Hotel Bokenhaus", das große und altberufenr Hauptgasthaus von Splügen, in welchem auch die Post ihr Hauptquartier aufgcschlagen hat und unter welchem die Straßen nach dem Splügen und die nach dem Bernhardin sich noch im Dorfe theilen, ist eines jener charakteristischen, wohlverwahrten, holzge täfelten, kleinfenstrigen Hochalpenhotels, die nicht ver schwinden können, weil die Statur selbst eine größere Annäherung an das moderne Hotelnivellement verbietet, alS hier stattgesunden hat. Der Gasthof wird mit Recht von allen Reisehandbüchern und Führern empfohlen, wenn er nicht billig ist, so muß es der Reisende sein und bedenken, was es heißt, hier oben jahraus, jahrein den zahllosen Passanten oer Hochsaison, wie den ver einzelten Wanderern anderer Zeiten, den gastlichen Tisch und eine behaglich schützende Stätte bereit zu halten. Die Fremdenbücher des „Hotel Bodenhaus" mit ihren im Juli und August üppig wuchernden Na men aus allerlei Volk und ihren spärlichen Eintra gungen in allen anderen Monaten, geben die beste Illustration hierzu. Mein Weg führte diesmal an der Rheinbrücke, die hinaus zum Eplügenpaß leitet, querüber und das Rheirrwaldthal entlang, aus dessen Hintergrund die Firnen und Schneefelver, vom dlendrudsten Sonnen licht übergossen, glänzten. Zwischen dem Splügen und den eigentlichen Rhrinwalvgletschrrn im Thalgrundr ragt da- gewaltige Tambohorn oder Schneehorn (Piz Tambo), der großartigste und am öftersten bestiegene Aussichtspunkt des Rheinwald-, empor. Dir Spitze ist oft erreicht worden, setzt aber doch schwindelfreie Kletterer und geübte Gletschersteiger voran«, und ist hoffnungsvollen Candidaten für die verschiedenen Alpen clubs als eine Einstandsbergfahrt wohl zu empfehlen. Die Poststraße läuft längs des Rheines, der hier, ob schon durch beständige Bergzustüsse namentlich von rechts verstärkt und in Bewegung gehalten, verhältniß- mäßig behaglich zwischen seinen Ufermatten hinraufcht, aber, wie alle Hochgebirgeflüsse, durch die Breite seines Kirselbettes zeigt, welche Ausdehnung er sich für Früh jahr und Herbst Vorbehalten hat. Die Dörfer des Rheinwaldes liegen alle rechts vom Wasser, in mäßiger Höhe. Riedels, Nusencn, Hinter rhein zeigen dieselben festen, kleinfenstrigen, ursprüng lich weißen und nun großentheils altersgeschwärzten Häuser, welche wir in so vielen graubündsichen Thälern getroffen und die hier oben noch massiger in den Wän den, noch schießschartenähnlichir in den Fenstern, noch gewappneter gegen die drehenden Unbill des Wetter- und der Lawinen erscheinen als anderwärts. Sie sind oft nicht ohne Behagen im Innern, beim Dorfe Medels wurde eben ein neues Haus gebaut und ich konnte hineinsehen, wie man drinnen gerade die Zimmer täfelte. Diese Täflung mit schönem, festem, weißem Holz nimmt dem Wohnen hinter diesen dicken, höhlenähnlichen Bruch steinmassen das Abschreckende gar sehr, aber sie setzt schon wieder einen gewissen Wohlstand voraus und wird daher sicher nicht in allen Häusern zu finden sein. Je mehr man sich, nachdem auch Hinterrhein passt« ist, dem Hintergründe de« Thale- nähert, um so präch tiger, großartiger wird der Anblick der Rhrtnwaldglet- schrr, die den Adula umgeben. Der riesige Zappoit» gletscher, der eigentliche Rheinwaldglrtscher, über wtlchem die Schneehäupter des P»z Adula, de- Vogels derges, de- Lpitzhorns nnd Marchollhorn« hoch hmaufragen, füllen den Thalkessel, aus dem der Hinterrhein hrrvor- strömt uod in dem er seine Quellen hat, vollständig
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