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Dresdner Journal : 15.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-15
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 15.08.1884
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A190. A»»»« ck»«t»«L»L : ^Mtrliol»: 4 >t»rk 80 ?k. Aa»«lLS ^usuvor», 10 kL L»—rd«Id 6« 6«utx>l»«v L»iot»», tritt ko»t- u»6 8t«opettu,oU»^ t»u»»a. l»»«r»1«Lprel,«r f<u «1«» tt»uw «ü»vr 8S»p»ltvi»en ?«tit»«il» 80 kL vot«r „Liü^v^vät" äi« 2«il« 80 kk. ösi '^»boU«»- uüä 2i§srvL»t» 80 Aat»«lü»b. mit Annl»Lw» 6or 8oim- u»6 XdMÜ, Kr 6«v sol^vnäv» Freitag, den 15. August. DresdnerMurn n!. Berautwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1884. F>. Lrantktetter, t)owwi«»ioQLr 6«, Or«»6r>sr 6vuro»t«; L»«d«rU Isrll» Vt«o l^tpAiss N»»«l >r„I»u 8r»»Irkar1 ». U.: /Zaaze^tr,» «8 ^o-/rr, 8«rIt» -Vt«u U«i»dur8- kr»U I<«ip«tx krmLkfart ». ». U8»ek«L: ZU,«»«,' L«rli»: Z»«räZi6«n6an^, >r«n>«ü Lc^totte,' 8r««I»u: /. L'tan-««'» Lur«a>t Labat/«-, 8r»v>ltart ». » r /!, ^arArr'reks Uuoktuuiäluo^; OürU»: k/. ^ZÄZrr; S»»»ov«r: 6. i8e^ü«ier, k»rt» 8«rU» er«»Il8u1 ». N - It»tt^»rt: Da«8« <8 6o.UTwdLrx: ^tct. §t«n«r ll « r » u 8 8 « d e r r Uvoiel. Lipeäitiov 6s, vrs,6oer lonroiU», Dr«»6«ll, /«in8v"tnt„« üo. 80. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Obergendarm Mehner zu Meißen da- AlbrechtSkreuz zu verleihen. Bekanntmachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keits- und Fachlehrer-Prüfungen betr. Die diesjährigen WahlfähigkeitS«Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Landidaten-Prüfungen schon vor oder an Ostern 1882 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weih nachten diese- Jahres stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am SV. September, Hilfslehrerinnen dagegen spätestens am 31. August laufenden Jähret ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschul inspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom l. November 1877 (Seite 313 des Gesetz- und Verordnunas-BlatteS vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann seitens der BezirkSschulinspectoren das weiter Erforderliche gemäß 8 16 Absatz 5 der Prü fungsordnung unverzüglich wahrzunehmen ist. Aspiranten und Aspirantinnen, welche sich einer Fachlehrer-Prüfung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der obge- dachten Prüfungsordnung beizufügenden Zeugnisse bis spätestens den 31. August laufenden Jahres bei dem Bezirksschulinspector ihres Wohnorte- anzu bringen, worauf den Nachfuchenden feiner Zeit weitere Bescheidung zugehen wird. Dresden, am 2. Juli 1884. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. v. Gerber Götz. Nichtamtlicher Llml. Leders«»»: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Schlesische Zeitung.) Tagesgrschichte. (Berlin. Ostende. Wien. Graz. Versailles. London. Kopenhagen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichteu. (Leipzig. Tharand.) Uvglücksfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Telegraphische Witternngsberichte. Inserate. Beilage. BSrsenuachrichten. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Mittwoch, 13. August, AbendS. (W.L.B.) Bei der^Schlußabstimmung der Nativ- Feuilleton. RedigiN von Otto Banck. May Crocker. Roman von L. Lameron. Deutsch von A. Frenzel (Fortsetzung.) Alice ließ sich ein Zimmer in dem Hotel geben und ging dann aus. Sie begab sich nach der Post und telegraphirte an Harold: »Ich habe ein befriedigendes Schreiben. Komme sofort nach Llanwyn." Als Harold diese Depesche erhielt, erstaunte er über den Inhalt derselben; aber er meinte, Alice habe doch vielleicht eine glückliche Hand, die verworrenen Fäden seines Schicksals zu lösen und hielt eS für bas Beste, ihr zu folgen. Mit dem Abendzuge reiste er nach Llanwyn ab. 29. Lapitel. Lin verhSngnißvoller Weg. Kaum war Rosie allein, al- sie auch schon be reute, was sie gethan hatte. Sie meinte plötzlich, daß sie doch mindestens einen Versuch hätte machen sollen, da», wonach sie so lauge gestrebt, zu behalten. ES kam ihr vor, al- habe sie ihr Spiel zu schnell verloren gegeben und sich zu leicht überzeugen lassen. Hatte Miß Alice nicht alle Veranlassung, da- Unglück der Familie recht schlimm darzustellen, uud ihre Lin- schräakuogeu uud Veräußerungen vorzuomlen, für ualversammlung über die Nevifionsvorlage im Ganzen erfolgte die Annahme der Vorlage mit 50V gegen 172 Stimmen, die Lu-erste Linke ent hielt sich der Abstimmung, weil die Principien der Demokratie verletzt worden seien. Der Graf de Mnu (klerikal) erklärte, die Verhandlungen der Nationalversammlung hätten die Ohnmacht der Republikaner gezeigt, Arankreicd werde danach sein Urtheil fällen. Der Präsident erklärte darauf die Session der Nationalversammlung für geschloffen. (Vgl die „TageSgeschichte".) Paris, Mittwoch, 13. August, Abends. (W. T B.) In der morgenden Sitzung der Depntirteu- kammer gelaugt dir Creditforderung für Tonkin zur Berathuug. Pari», Donnerstag, 14. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Präsident Grsvy hat sich heute Morgens nach dem Jura zurückbegebru. Ende dieser Woche sollen sich 15W algierische Schützen nach Tonkin einschiffeu, um die Lücken deS ExpeditionScorpS auSzufüllrn. Gegenüber Berichterstattern hiesiger Blätter äußerte Stanley die Ansicht, daß die Freiheit deS CongogrbirtS bald von allen Mächten ebenso werde anerkannt werden, wie von den Vereinigten Staaten von Amerika. Dasselbe werde dann in gleicher Weise allen Nationen der Welt geöffnet sein. Das Congogebiet würde eine Conföderation der eingeborenen Herrscher unter der Controle einer europäisch-amerikanischen Commission bilden. Kerner sagte Stanley, er werde sich demnächst nach London begeben, um daselbst für seine Pläne zu wirten, gegen die man sich iu England allein ab lehnend verhalte. Rom, Mittwoch, 13. August, AbendS. (W.T. B.) Das vom Papste abzuhaltende Confistorium wird erst nach dem 15. September d. I. stattfin- den, weil die vorbereitenden Arbeiten über die zn ernennenden Bischöfe noch nicht vollendet find. Dresden, 14. August. In Belgien werden von liberaler Seite groß artige Demonstrationen gegen das neue Schul gesetz veranstaltet, während andererseits die Katho liken ihren gesummten Anhang zu Gunsten dieses Ge setzes aufbieten. Eine große, am vergangenen Sonn tage in Brüssel stattgehabte Straßendemonstration, bei welcher die Liberalen, wie der Telegraph meldete, an geblich 20 000 Demonstranten und die Katholiken nur 5000 zusammengebracht haben sollen, wird neuerdings von Letzteren als ein Sieg in Anspruch genommen und behaupten dieselben, daß die Zahl der Geusen nicht über 3000 betrug, während diejenige der Katho liken auf 6000 bis 7000, sowie der mit ihnen ver bundenen Brüsseler Jndepedenten aus 2000 bis 3000 geschätzt werden könne. Zu diesen Demonstrationen zählt auch die Versammlung der Vertreter von über 200 Gemeinden, über welche wir in Nr. 187 vom 12. August unter der Rubrik „Tagesgeschichte" be richteten und in welcher Buls, der Bürgermeister von Brüssel, erklärte: Belgien sei durch das neue Schul gesetz „unter die Stufe der Länder des äußersten Ostens gefallen und stehe selbst Japan nach." Diese Kundgebungen werden Denjenigen, welche in Nr. l77 des „Dresdner Journals" vom 31. Juli unter der Rubrik „Zeitungsschau" die Schulgesetzvorlage des Ministeriums Malou gelesen, vielleicht nicht ganz ver ständlich sein, und nehmen wir daher, indem wir noch mals auf die Angelegenheit zurückkommen, auf einen in der „Schlesischen Zeitung" enthaltenen orien- welche eine zwingende Nothwendigkeit vielleicht gar nicht bestand? Wenn sie Harold überredete, zu bleiben und zu Dorrington ruhig weiter zu leben, zurückgezogen viel leicht sür ein oder zwei Jahre, um zu sparen, so konnte es doch vielleicht noch möglich sein, Das zu erreichen, wonach sie trachtete! Wäre es dann noch lohnender, Harold zu behalten, als Haythorn zu wählen? Harold war ein Lord! — freilich herab gekommen, vielleicht sehr arm, aber — konnte sich das nicht Alles wieder ändern bei richtiger Behandlung der Dinge? O, warum hatte sie so leicht ihr gutes Recht ausgegeben?! Konnte sie Harold noch erreichen, ehe ihr Ver zicht in seine Hände kam, so fühlte sie sich sicher, ihn von Neuem in ihre Gewalt zu bringen! Dafür mußte sie aber in Dorrington sein, ehe Alice dort eintraf. Wenn sie — Rosie — ihre Arme um seinen Hals legte und ihr Antlitz zu ihm erhob, dessen Schönheit er nie zu widerstehen ver mocht hatte, wie konnte er dann an ihrer Liebe und Ergebenheit zweifeln und ihr die Bitte versagen, in Dorrington zu bleiben und, wenn die Umstände dies wirklich erheischten, still und zurückgezogen ihrer Liebe zu leben, bis sich die Zustände besserten? Er wäre gewiß zu bewegen gewesen, ihr seine Zusagen alle zu erneuern. Aber, wenn etwas geschehen sollte, mußte eS schnell geschehen! Sie erinnerte sich, daß Alice m Llanwyn übernachten und erst am folgenden Tage nach Hause zurückkehren wollte. Deshalb beschloß sie, ihr voraus zu eilen und noch während der Nacht nach Dorrington zu reisen und Harold am nächsten Mor gen zu sprechen. tirenden Artikel Bezug, welcher Folgendes bemerkt: „Das Volksschulgesetz von 1842 bestimmte, daß diejenigen Gemeinden, iu denen nicht durch Privat schulen hinlänglich für den Unterricht gesorgt sei, öffentliche Elementarschulen zu errichten hätten; daS Gesetz legte ferner den Geistlichen das Recht bei, in allen öffentlichen Schulen den Religionsunterricht zu erthcilen, und übertrug ihnen die Schulaufficht. In- folge dieses Gesetzes kam das gesammte VolkSschul- wesen unter die Herrschaft der Geistlichen. Die Mehr zahl der Schulen waren „freie", zumeist von Lehr orden geleitet Von den Liberalen wurde dieser Stand der Dinge lange Jahre hindurch aus politischen und pädagogischen Gründen bekämpft, aber erst das Ministerium Fröre-Orban, welche- im Jahre 1879 da- Labinet Malou ablöste, brachte eine Aenderung. Durch das VolkSschulgesetz von 1879 wurde bestimmt, daß jede Gemeinde eine öffentliche Schule zu errichten und zu erhalten habe; die geistliche Schul aufficht wurde beseitigt, der Religionsunterricht wurde vom Lehrplan gestrichen und wie in Frankreich durch eine allgemeine Sittenlehre ersetzt, doch gestattete das Gesetz den Geistlichen, den Religionsunterricht auf Wunsch der Aeltern in den Schullocalen, jedoch außer halb der gewöhnlichen Schulstunden, zu ettheilen. Der Klerus organisitte sofort einen systematischen Widerstand gegen die Ausführung des Gesetzes. Die Bischöfe verboten ihren Geistlichen die Ertheilung des Religionsunterrichts in den öffentlichen Schulen und wiesen sie an, den Lehrern und den Schülern der selben, sowie deren Aeltern die Absolutton zu ver weigern. Obwohl die Forderungen des Gesetzes sich im Ganzen mit Demjenigen decken, was in Deutsch land schon seit Langem üblich ist, so erregte doch die rücksichtslose Art und Weise seiner Durcbführung, be sonders in der Landbevölkerung tiefe Mißstimmung. Alle Gemeinden mußten sofort nicht nur außerordent lich kostspielige Schulgebäude errichten und, nach ihrer Meinung wenigstens, unnöthig viele gutbesoldete Lehrer anstellen, sondern meist auch Kindergärten und Abendschulen für Erwachsene einrichten, so daß die Gemeindebudgets unverhältnißmäßig schnell anwuchsen. Dabei standen diese theuren Schulen großentheilS fast leer, weil die meisten Aeltern, oft auch liberale, theilS infolge der Abmahnungen der Geistlichen, theilS mit Rücksicht auf die vielfach direkt kirchenfeindliche Hal tung der öffentlichen Lehrer eS vorzogen, ihre Kinder in die „freien" Schulen zu schicken, für die sie natür lich ebenfalls zu Beiträgen feiten der Geistlichkeit an gehalten wurden. DaS jetzige klerikale Eabinet legte alsbald nach seinem Amtsantritt der Kammer den Entwurf eines neuen Schulgesetzes vor. Dasselbe ermächtigt die Gemeinden, an Stelle besonderer öffentlicher Schulen den gesetzlichen Bedingungen entsprechende „freie" Schu len anzuerkennen (uäoxtsr) und zu unterstützen, wenn nicht 20 Familienväter eine öffentliche Schule verlan gen. Die Gemeinden sind berechtigt, den Religions unterricht an die Spitze des Lehrplanes zu stellen. Doch macht das klerikale Eabinet den Liberalen die bedeutsame Concejsion, daß Kinder, deren Aeltern es wünschen, vom Religionsunterricht dispensirt werden sollen. Dafür aber können andererseits Gemeinden, welche den facultativen Religionsunterricht nicht in den Lehrplan aufnehmen wollen, auf Verlangen von 20 Familienvätern zur Errichtung von Specialclassen mit Religionsunterricht angehalten werden. Vorge schriebene Lehrgegenstände sind Lesen, Schreiben, Rech nen, Kenntniß der Maße und Gewichte, die Elemente der französischen, der vlämischen oder der deutschen Sprache, Geschichte und Geographie Belgien-, ferner für die Knaben Turn- und für die Mädchen Näh unterricht. Das Gesetz von 1879 machte außerdem noch Geometrie, Naturgeschichte, allgemeine Geographie, Heimlich packte sie das Nothwendigste zusammen, und ohne ihrer Herrin oder den Leuten im Hotel ein Wort zu sagen, schlich sie durch die Hinterthüre fort. Als sie nach einer Wanderung von zwei Stunden in Gloucester an der Station anlangte, erwartete sie dort ein Mißgeschick: der letzte Zug war bereits fort, und der nächste ging nicht vor dem folgenden Morgen. „Giebt es kein Mittel weiter zu kommen?" erkun digte sich Rosie erregt. Denn es reizte sie das Hinder niß nur noch mehr, den Entschluß den sie einmal ge faßt hatte, auch zur Ausführung zu bringen. „Ja", sagte der Pottier, „von der nächsten Station geht später noch ein Zug nach Dorrington ab, wenn Sie einen Wagen dorthin nehmen, so können Sie heute noch nach Dorrington kommen." Rosie besaß jedoch nicht Geld genug, und die Kutscher in Gloucester konnten jeden beliebigen Preis verlangen. Aber weshalb sollte sie nicht gehen? Bis zur nächsten Station war es in gerader Strecke höchsten» noch eine Stunde Weges. Und sie war nicht furcht sam; sie war auf dem Lande aufgewachsen, stark, schnell und auch noch nicht müde von der zurückgelegten Tour. Sie beschloß also zu gehen. Um nicht zu verirren und auf die bequemste und kürzeste Welse an das Ziel zu kommen, gedachte sie, auf dem Planum der Bahn neben den Schienen her ihren Weg zu nehmen. Sw verließ die Station und folgte einige Zeit der Landstraße, bis sie außerhalb des Orte» war: dann erkletterte sie den steilen Bahndamm und ging aus demselben schnell und leicht neben den Gleisen hin. Mau hatte ihr gesagt, daß kein Zug mehr passtre, und Zeichnen und Gesang obligatorisch. Die Anstellung und die Besoldung, ebenso wie unter Umständen die Entlassung der Lehrer erfolgt durch die Gemeinden. Entlassene Lehrer erhalten ein Wattegeld. Die anzu stellenden Lehrer müssen ein BerechtigungSzeugniß eines öffentlichen oder eines staatlich anerkannten und be aufsichtigten privaten Lehrerseminars besitzen. Der Staat übt die Aufsicht über die Gemeindeschulen und die adoptitten Privatschulen, doch erstreckt sich diese Aufsicht nicht auf den Religionsunterricht. Das Recht des Staate-, daS Schulbudget der Gemeinden unter Umständen selbst festzusetzen, wird beseitigt. Die Liberalen behaupten, daß nach dem Zustande kommen dieses Gesetzes in den meisten Gemeinden wieder die unter geistlicher Leitung stehenden „freien" Schulen an die Stelle der öffentlichen treten werden, so daß der Klerus abermals die fast unumschränkte Herrschaft über daS Volksschulwesen erlangen würde. Doch scheinen die von liberaler Seite ausgesprochenen Befürchtungen angesichts deS Wortlauts des Gesetzes nicht durchweg gerechtfertigt. Allerdings wird die Wirkung desselben wesentlich von dem Geiste abhängen, in welchem es durchgeführt werden wird, vor Allem davon, in welcher Weife der Staat da- ihm auch in diesem klerikalen Gesetz gewahrte Auffichtsrecht be- thätigen wird." Aus Vorstehendem ergiebt sich, daß zu der Auf regung, in welche die neue Schulgesetzvorlage die Libe ralen Belgiens versetzt hat, eigentlich kaum eine Ver anlassung vorhanden ist. Der ganze Widerstand läßt sich auf die Unduldsamkeit des Liberalismus zurück führen, der es nicht ertragen kann, daß dem Christen- thum in der Schule das ihm gebührende Recht ein geräumt wird, fowie daß christlichen Familienvätern, auch wenn sie eine Minorität von nur 20 bilden, die Befugniß zuerkannt wird, die Ertheilung des christ lichen Religionsunterrichts zu verlangen. Aus dem gesummten, in Nr. l77 dieser Zeitung mitgetheilten Wortlaute des Gesetzes ergiebt sich, daß der entschei dende Einfluß aus die Leitung der Schulen bei den Gemeinden steht. Der Gemeindevorstand ernennt und entläßt die Lehrer. Er bestimmt ihre Zahl und regelt Alles, was die Schule betrifft (Art. 2.). Der Ent wurf trägt nach dieser Seite den an die moderne Schule zu stellenden Forderungen vollständig Rechnung und, wenn man aus liberaler Seite Maß zu halten verstände, würde man abwarten, wie sich das Gesetz in der praktischen Ausführung gestalten würde. Tagesgrschichte. * Berlin, 13. August. Wie die „Politische Corr." meldet, wird der österreichische Minister des Auswär tigen, Graf Kalnoky, morgen Vormittags 11 Uhr nach Varzin abreifen, um dem Reichskanzler Fürsten Bismarck einen Besuch abzustatten. „Wie die Jschler Zusammenkunft", schreibt die „N. Pr. Ztg ", „so wird auch die bevorstehende Zusammenkunft ein weithin sichtbares Zeichen für daS überaus innige Verhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn und zwischen allen maßgebenden Persönlichkeiten der beiden Reiche bilden. Wenn man jedoch schon im Vorhinein in der Beuttheilung des kommenden Ereignisses weit hinausgeht und allerlei Combinationen über besondere politische Themata aufstellt, die zwischen den beiden Staatsmännern erörtert werden sollen, so halten wir dies, da ja Niemand außer den beiden Staatsmännern selber darüber insormirt sein kann, sür gewagt und für einen Fehler, in den wir unfererjeits nicht ver fallen wollen." — Der preußische Gesandte beim päpst lichen Stuhle, wirkt. Geh. Rath vr. v. Schlözer, wird morgen Abend aus Varzin nach Berlin zurück kehren. Von Sr. Majestät dem Kaiser ist derselbe vor seiner Abreise nach Varzin auf Babelsberg empsan- so fühlte sie sich außer aller Gefahr. Sie hatte nur darauf los zu gehen, bis sie die nächste Station er reichte. Es begann dunkel zu werden, das Land lag grau und undeutlich zu beiden Seiten, die Hügel in der Entfernung erschienen niedrig und flach im Abend lichte und der Nachtwind seufzte müde um sie her. Unbeint, ihr Bündel im Arm, wanderte sie aber ohne anzuhalten, ohne auszuruhen, den Blick unverwandt auf die parallelen Linien der Gleise gerichtet, die vor ihr in der liefern Dämmerung sich verloren, weiter. Um dieselbe Zeit zündete ihre Mutter daheim die Abendlampe an und ihr Vater saß im Sessel am Kamin, seine Pfeife rauchend, während Haythorn ihm gegenüber, auf die Flurthüre gelehnt, sich nach Rosie erkundigte. „Kommt nicht mehr wieder, mein Junge", sagte ihr Vater, indem er seine Pfeife aus dem Munde nahm und die Asche an dem Kamingitter ausklopfte. „Sie dünkt sich viel zu gut, um mit dem Leben un serer Art zufrieden zu fem. Sie hat alles Mögliche im Kopfe, will hoch hinaus." „Du solltest nicht so reden", warf ihre Mutter ärgerlich ein. „Ist Rosie zu tadeln, wenn sie gefällt und auch mancher Vornehme sie beachtet?" „Gewiß nicht", sagte Haythorn treuherzig, „aber sie sollte darauf nicht fo viel geben; die meinen e» nicht ehrlich mit ihr." „Rosie ist mcht dumm", entgegnete die alte Frau; „und im Uebrigen: sie ist so sehr hübsch, daß sie ganz recht hat, wenn sie höher hinaus will." „Ja, ja", meinte der alte Mann bitter, „ihr Aus sehen wird sie zu etwas bringen."
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