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Leipziger jüdische Wochenschau : 25.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-25
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-192910254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19291025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19291025
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-25
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 25.10.1929
- Autor
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•Jahrgang 1929 Geschäftsstelle: Simon Klughaupt, Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 25. Oktober Erscheint jeden Freitag! Nummer A3 Saat und Ernte Zn Schemini-Azeres Von Oberrabbiner Dr. Adolf A11 m a n n. Wer mil einem Gefühle für die Stimmungen im Leben der Natur ausgestattet ist,, wird die weise Anordnung unserer Religion nicht bewundern können, an der Wende der Jahreszeiten Festtage zu feiern. Wenn der frohkeimende Frühling seinen Einzug hält, der lachende Sommer in seiner vollen Schönheit prangt, der ernste Herbst des Jahres Reife bringt, dann soll der Jude die Stimmen und Klange der Natur in sich aufnehmen und sie durch die Stimmungen seiner Seele erwidern und vollenden. Was die Natur unbewußt, soll der gläubige Mensch bewußt tun. Die Natur singt in stummen bchon- heitsliedern das Lob des Schöpfers, der Mensch soll es mit Bewußt sein, mit Geist und Gefühl laut verkünden. Ein solches Fest in An lehnung an die Stimmung von draußen im AU und drinnen m uns selbst ist das Abschlußfest der Sukkottage, die Schemini-Azeres- Feier. Ernste Abschlußstimmung ist der Ton auf Feld und Mur, m Wald und Tal. Es ist Herbst, und Abschlußstimmung bemächtigt sich unser aus dem Innenleben heraus, es ist der Tag des Scheidens der Tischrifeste. Zusammen ergibt das ein eindringliches Gedenken der Vergänglichkeit. Gewöhnlich meint man, mit der Abschlußstim mung sei nur das Gefühl der Wehmut und Traurigkeit zu verbinden, das Vergänglichkeitsbild entlocke nur Tränen. Das ist ein Irrtum. Der Herbst, das anschaulichste Bild der Vergänglichkeit, fuhrt nicht bloß das Sterben und Verderben vor Augen, sondern ebenso die Kratt- fülle vollendeter Lebensziele. Die Blätter sind welk und morsch ge worden: sie fallen ab; aber die Früchte sind gereift und prangen in ihrer Köstlichkeit. Die Stoppelfelder und kahlen Aecker wirken ode, aber das Sättigung spendende Getreide ist emgeheimst. Die Sonnen strahlen sind schwach geworden an Licht und Wärme, aber ihr voll brachtes Werk ist in den aufgespeicherten lebenserhaltenden Reser ven sichtbar und erfreut das Herz. Der Herbst ist kein Todesschrec - bild, er ist ein Künder der Lebensfülle. Er gemahnt nur an das .Ende der Schale, aber an den Anfang des Kernes. Was der Segen der Jahreszeiten an Ausgereiftheit darreicht, beginnt im Herbste sich auszuwirken. Und nicht einmal em Ende der Hu le bedeute ®, denn mit den Psalmisten spricht die verwelkende Natur im Herbste. „Ich sterbe nicht, ich lebe wieder auf und erzähle Gottes Taten. Die Schwermut des Scheidens ruht auf dem Herbste, aber ebenso, wenn nicht noch stärker, der Frohsinn erreichter Ziele, denn sein Kennzeichen ist ein mächtiges Wort, es heißt Ernte. Die heilige Schrift drückt diese Hervorhebung der Trostlichkeit durch die Ernte gegenüber der Wehmut durch des Herbstes Ernst an der Wendezeit des Sukkotfestes kurz und treffend aus: „Das Fest des Emsammelns an der Wende des Jahres.“ JntimeBar Könl0S P iatz 5 Tel. .«83*1 r;;*r j " ^ Neu-Erölfn ung der ' AMERICAN bar Was der Begriff Jahreswende im Herbste für uns Juden durch die Vorstellung und äußere Wahrnehmung der Vergänghchkeit in unserer, Seelenstimmung düster umschleiert, das hellt das frohe Bewußtsein der Ernte wieder auf. Die Ernte gehört zu dem Frohesten und Er hebendsten, was die Menschenbrust zu schwellen vermag. Ernte heißt, geleisteter Arbeit sich erfreuen. Ernte versüßt die Bitterkeit uber standen er Lasten und Mühen. Schon die Aussicht auf Ernte gibt dem Wirken Ziel und Sinn, dem Streben Halt und Festigkeit, Eifer und Spannkraft dem Tun. Das menschliche Leben findet lin Erntege danken ein wundervolles ethisches Spiegelbild. Im 126. Psalm will der unsterbliche Dichterkönig dies zum Ausdruck bringen, indem er Aussaat und Ernte folgendermaßen besingt: „Die mit Iraner* säen, mit Jubel sollen sie ernten. Weinend geht, der den Wurf desi Samens trägt, heimkehrt er mit Jubel, tragend seine Garben Der Sang des Psalms, der — wie bekannt — Jetzt und Deremst des von seiner Scholle gerissenen Israel im Exil behandelt und uns! in den gehobenen Stunden unserer Sfebbath- und Testmahle zu einer religiös-nationalen Hymne geworden ist, will wie_ dem Volke im ganzen, so jedem einzelnen jüdischen Menschen insbesondere das tröstende Keimkorn des Gedankens „Aussaat und Ernte in die beeid senken. Arbeite und harre aus. Kein Quentchen deines schweren Sämannsloses auf Erden geht verloren. Je tränenreicher du den. Samenwurf getragen, desto frohlockender wird die Ernte sein. Wohl siehst du viele ihre Lebensscholle unter Tränen bebauen und siehst nicht immer ihren jubelnden Erfolg. Ja, dasGegenteil ist viel öfter wahrzunehmen. Hingegen siehst du zahlreich den Fall, daß leicht und fast mühelos gesäet und doch mit reichem Erfolge geerntet wird. Laß es dich nicht beirren. Der Maßstab der wahren Ernte liegt schon in der Aussaat selbst. Sieh zu, daß du dereinst, was du erntest, im eigenen Verdienste erntest. Der leichtfertige Lebenszecher lebt wie im Rausche, er weiß nicht, woraufhin und weswegen ihm Erntei geworden. Sein Erfolg ist nicht das von innerer Befriedigung ge tragene Glück, die Aufgabe erfüllt und die Pflicht getan zu haben. Auf den kurzen Taumel folgt ein arg enttäuschendes Erwachen. Die Welt ist dir zur Aussaat gegeben; in deiner Nachwelt erwarte die rechte Ernte. Deine Welt ist der Acker deines Berufes, den du mit Liebe und UnVerdrossenheit bestellen sollst, das Feld deines mit menschlichen Wohls, in das du tiefgehende Furchen zu ziehen ver magst. die eigene Scholle deiner Familie, deiner Kinder und Enkel, der du das Beste deiner Kraftanstrengung schuldest. Wer so seine Welt gelebt, der hat seine Nachwelt, ob sie ihm Kränze flicht oder nicht. Wenn die Stunde der Abrechnung schlägt, der Augenbtidk der Lebenshilanz, und der Herbst des Daseins in den Winter aus klingt, dann muß sich die Ernte zeigen. Wenn dem scheidenden Lebensgeiste die Frage sich auf drängt: was ist mir von allem Ringen und Streben, Jagen und Drängen, Leiden und Streiten geblieben, was ist das Dauernde, das mcht wie Schaum und Dunst in nichts zerrinnt, dann muß das brechende Auge die Erntegaben und Bündel! seiner güten Taten gewahren können, um mit der Beseligung hin- überzuschlummern: „dieses ist mein Anteil von aller meiner Mühe Täglich die hervorragende Tanzkapelle Morell
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