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Dresdner Journal : 03.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-03
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1884
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W7». DommStag, dm S. April. 1884. Xkonnewkolsprelir iLNrlick: .... 18 LI»rIr. tritt kost- uo6 '^Mrliok: 4 ^»clc KO?k. 8t«°>p-l>u.c^ üü„° »ünrelL« Kluuwor»: 10 kk ln<;era1enprel»e r kür 6«n k»uro einer ^e^psltenen ketitrsile 2V ?f Unter „Lio^ei'LNlit" äis 2eils 50 ?k. Lei 1»b«lle»- unä 2ikero»»tr LV Fuk,elil»jx Lrsedeineu: DLglicli mit ^u«n»kms äsr 8onn- unü keiertk^o ^devü» Kir äen kol^enäen ^'a^. DreMerZEMl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lv»i>ra1enltnn»Inne »u^rrürt^r Leipitss: H. Lranlkttttrr, Oommi»»ionltr <ie» l>re«invr ^onrn»l»; U»mdvrU »«rito - Vt,» Lr«i1»u 7r»n^>rt ». N.: //«-ix-'nxtc»« <t k»^/rr, B«r»v-1Vt«n L»»dur^ ?r»^ - I-eipitx Br«»ilti>rt ». H. Hünek»»: Di«<1 Berlin: /Kotiki^nitanl:, Bremen: F Breeleo: /. Lurcau fHii X«LaO,) / Breollknrt ». A.! ^«rArr'ecks Uurdknnüluns;; vvrlite: (/. Ü/Äirr; Seonover: C. >'c/iu««ier, Berle Serltn - Vreoilturt » >l »tottxert: Daubt <s 6o., Sewdurx: ^ti. Lteiner llerLuexekerr Lüviel. krpeclitinn 6o» I>re,6ver louraul», Drveüeo, 2vii>t?<intr»«« Ho. 20 Nichtamtlichcr Lheil. Telegraphische Nachrichte». Berlin. Mittwoch. 2. April. Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Se. Majestät der Kaiser leidet seit gestern an einer Erkältung und wird infolge dessen einige Tage an daö Zimmer gefesselt sein. Se. kaisrrl. und königl. Hoheit der Kronprinz ist heute früh H8 Uhr nach Loudon ahgereist. Wien, Mittwoch. 2. April. Mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Ein in der Staatsdruckerei ausgedrochener Brand vernichtete eine große Masse Stempel und Papier. Nach 1 stündiger harter Arbeit war da» Feuer gelöscht. Buda Pest. Dienstag. 1. April, Abend». (Tel. d. Boh.) Die di» in die Abendstunden fort gesetzten Erhebungen der Polizei bezüglich de» Attentates gegen den Abg. Otto Herman (vergl. die „Tagesgeschichte") endigten mit der Verhaftung der belden Angreifer Wilhelm Clair und Emil Szemnecz. zweier Mitarbeiter de» „Aüggrtlrnseg". Letzterer war e». der Herman mit dem Revolver bedrohte. Er wurde von den vachsetzenden Con stablern erwischt und der Polizei eingelirfert. Der bei Szemnecz gefundene sechSläufige Re volver war complet geladen; außerdem hatte Szemnecz noch mehrere Patronen bei sich. Die dru Abg. Hermau begleitenden College» Graf Josef Török und Edmund Szeaiczey begaben sich zur Polizei, wo sie auch Clair bereit» an- trafen, um den Vorfall anzuzeigrn. Derselbe hängt gleichfalls mit der Czegleder Affaire zusam men. Dort befanden sich die Genannten in Ge- sellschaft Julius Brrhovay's und haranguirteu da» Volk gegen Herman. Al» nun dieser den Wil helm Clair heute im Couloir de» Abgeordneten- Haufes erblickte, ließ er denselben durch den Quästor hiuau-wkisen. Clair verabredete sodann au» Rache diese Jusultirung Herman'» mit Szemnecz. Die Affaire erregt allenthalben den peinlichsten Ein druck, da die Skandale, die immer von denselben Personen und ihren Zuhältern ausgrhen, sich in auffallender Weise mehren. Pari», Diruttag, 1. April. Abends.(W.T.B.) Die Deputirtenkammer nahm in ihrer heutigen Sitzung den von Kloquet eingebrachten Antrag an, nach welchem die Stadt Paris in 4 Bezirke gethrilt werden soll, von denen ein jeder eine sei ner Bevölkerung entsprechende Zahl von Munici- palräthen mittelst de» ListeuscrutiniumS zu wäh len hat. Dir Gesammtzahl der Municipalräthe von Paris würde alsdann 83 betragen. Cuneo d'Ornano (Bonapariist) beantragte, zu beschließen, baß der Congreß, wenn er zur Berathung der Revision der Verfassung zusammentrete, seine Sitzungen in Paris und nicht in Versailles hal ten solle. Cuneo d'Ornano verlangte dir Dring lichkeit für die Berathung seines AntragS; die selbe wurde indessen abgrlehnt. Im weitern Ber- laufe der Sitzung wurde die Berathung der Kinauzconvention fortgesetzt. Cambon führte aus, daß die Finanzlage von Tunis einer bedeutenden Verbesserung fähig sei, doch müsse man, um Reformen durchzuführen, die inter nationale Commission auslösen. Der Redner verthei- digte sodann die Convention und betonte, die franzö sische Regierung würde die Garantie für die tunesische Anleihe übernehmen, welche zur Convertirung oder Rückzahlung der gegenwärtigen Schuld bestimmt sei. *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Baack. K. Hofthrater. — Altstadt. — Dienstag, den l. April setzte Frl. Rödiger ihr Gastspiel als Marie in Donizetti's „Regimentstochter" fort. Der günstige Eindruck ihres Talents steigerte sich durch ihre Leistung in dieser Partie. Ihre umfangreiche Sopranstimme entwickelte sich in der Höhe weit klang voller und ausgiebiger. In der Einlage (kolsro- 8ici1ienoe aus Verdi's sicilianischer Vesper), wie in einigen Cadenzen zeigte sich ihre Stimme für die Coloratur sehr biegsam, leicht ansprechend und gut ausgebildet; ihr Triller ist vorzüglich. Und fehlt auch ihrer Technik in der Coloratur noch volle Lorrectheit, seiner Schliff, überhaupt virtuose Beherrschung und Vollendung, so doch nicht Geschmack und Grazie. Ihre Gesangsausführung der Marie machte durch jugend lich warm empfundenen, so wahr und natürlich, als anmuthig und feinsinnig sprechenden Ausdruck einen höchst sympathischen Eindruck. Und in gleicher Weise wirkte ihr belebtes Spiel und ihr Dialog. Die übrige Darstellung ist bekannt. Das Hau- war leider leer. Dreie liebenswürdige Oper hat ihre guten Dienste für die Bühnenrepertoire reichlich verrichtet; man kann ihr eine längere Ruhe gönnen. Höchst reizend wurde die Tirolienne (Concertm. Lauterbach) vor dem zweiten Act gespielt. E. B. Professor Karl Förster. Für die gewiß nicht mehr sehr zahlreichen ehe- maligen Eadettea, die noch den Unterricht de» Prof. Die Kammer beschloß mit 337 gegen 168 Stim- wen, die Berathung der einzelnen Artikel zu be ginnen. Der Berichterstatter verlangte darauf die Dringlichkeit für die Berathung, welche, trotz dem mehrere Redner dagegen sprachen, schließlich mit 249 gegen 223 Stimmen beschlossen wurde. Fortsetzung Donnerstag. Christiania, Dienstag, 1. April, AbendS. (W. T. B.) Der Staatsrath Hertzberg, auf den sich die beide» erste» Punkte der Anklage nicht be ziehen, wurde heute vom Reichsgerichte zu einer Geldstrafe vo» 8VV« Kronen, sowie zur Zahlung von 2VV Kronen Proceßkosten verurthrilt. Bukarest, Dienstag, 1. April, Abends. (W. T B.) Im Senat wurde heute der Gesetzentwurf, betreffend die Revision der Verfassung, vertheilt. Derselbe hält dir vollständige Preßfreiheit auf- recht, hebt die Nationalgarde auf und setzt die Wahlcollegirn für die Kammer von 4 auf 3 herab. Die Berathung de» Entwurfes soll unverzüglich beginnen; in parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß derselbe noch vor den Osterferien votirt werden wird. Dresden, 2. April. Die Mangelhaftigkeit der Strafrechtspflege in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, welche feiner Zeit in dem Processe Guiteau's, des Mörders des Präsidenten Garfield, dies- und jenseits des Oceans in verschiedenen Momenten jener denkwürdigen Ver handlungen die öffentliche Entrüstung herausforderte, hat, wie der Telegraph meldet, in den letzten Tagen des vorigen Monats in Cincinnati, der Hauptstadt der Staates Ohio, zu Volkstumulten geführt, welche von einer Nacht zur andern am Sonnabend voriger Woche zu einer blutigen Straßenschlacht anschwollen. Die erste nähere Auskunft über die Entstehung des Aufruhrs in Cincinnati, einer der größeren und schönsten Städte der Union, sowie eine der Centren des Handels, der In dustrie und des Verkehrs, giebt eine Privatdepesche der „Daily News", welche Folgendes meldet: Einer der blutigsten Auftritte, die seit dem Bürgerkriege je in diesem Lande vorgekommen sind, hat sich in den Straßen von Cincinnati abgespielt. Die nächste Ur sache war ein Entrüstungsmeeting, welches gegen ein Urtheil der Geschworenen auf Lodtschlag protestiren wollte, da der Angeklagte selbst den Mord eingestanden hatte. Die Rechtspflege liegt in Cincinnati sehr im Argen; seit 1866 ist nur ein einziger Verbrecher wegen Mordes hingerichtet worden; mehr, als 20 büßten ihre Mordthat mit Gefängniß. Berner, der hier in Frage kommende Mörder, hat seine That 7 Mal offen eingestanden. Es ist notorisch, daß in mehr, als 40 Fällen schwere Verbrechen gar nicht oder mit ganz un zulänglichen Strafen gebüßt sind. Als die Geschworenen ihren Spruch gegen Berner eröffneten, erklärte der Richter, daß dieses Urtheil eine Schande sei. Eine Massenversammlung wurde einberusen, sie wollte für bessere Rechtspflege eintreten; aber die Bethei ligung und die Entrüstung war so groß, daß alle Herrschaft über die Menge verloren ging. „Sie müssen Alle hängen!" erscholl es, und dann wälzte sich die Masse nach dem Gefängnisse. Tausende schlossen sich noch an, und das Gefängniß war von einer heulenden und tobenden Menge umringt, die den Versuch machte, mit einem eichenen Balken die Thüre zu sprengen. Die Thüre und ein Fenster gaben nach; die Angreifer fanden aber iapfern Widerstand an dem Sheriff und den Polizeidienern. Es gelang desfenungeachtet den An- Karl Förster genossen haben (1806 bis 1841), ist es gewiß nicht ohne Interesse, heute, an dessen hundert jährigem Geburtstage (3. April 1784) an ihn erinnert zu werden. Stand er doch bei allen seinen Schülern im höch sten Ansehen, bewahrten ihm doch alle ein liebevolles Angedenken — ihm, dem vorzüglichen Lehrer, der mit seltener Pflichttreue und hoher Begeisterung seinem Amte oblag. Der geniale Generallieutenant v. Gers dorff, unter dessen Lommando das Cadettenhaus sich in so hohem Rufe befand und Förster am liebsten arbeitete (1822 bis 1829), wurde nicht müde, seiner Verdienste zu gedenken. „Ich habe, schreibt er einst an ihn (1826), viele Arbeiten der Cadetten durchge sehen und war überrascht. Dieser reine Stil und die correcte schöne Sprache verdanken sie nur Ihnen, und glauben Sie, mein theurer Freund, daß Niemand mehr Ihre Verdienste anerkennen kann als ich; denn daß die jüngere Generation meines Standes in unserm Vaterlandc sich jetzt logisch, richtig, gedrängt und ver ständlich ausdrücken kann, ist Ihr Werk." — Und in einem Briefe, zwei Jahre später, worin er ihm eine Verbesserung seines Gehalts ankündigt, ruft er aus: „Vermöchte ich nur Ihre großen Verdienste um das Haus anders, als unt meiner vollsten Hochachtung zu belohnen". Den Cadetten der ersten Division sagte er aber in seinen Vorlesungen über militärische Gegen stände: „Sie sind in der glücklichen Lage, in verdeut schen Sprache einen vortrefflichen Unterricht zu be kommen, und es wird nur Ihr Fehler sein, wenn Sie einst ohne gründliche Kenntniß unserer Muttersprache dies Haus verlassen". Auch i» der damaligen Gelehrteuwelt wurde FSr» greifern, in die Zelle de- Berner zu kommen; sie sanden dieselbe aber leer, und darüber erbittert, forderten sie alle übrigen Verurtheilten. Die Polizei hielt jedoch Stand. Endlich erschien die Miliz, welche eine Salve gab und die Tumultuanten zurücktrieb, die mit Petro leum das Gefängniß in Brand zu stecken suchte. 5 oder 6 Menschen waren dabei gefallen und 60 verwundet. Am Sonnabend herrschte die größte Aufregung in der Stadt; alle Zugänge zum Gefängnisse waren verram melt und zur Vertheidigung außer der Miliz die Leute eines Beteranenregiments herangezogen. Am Abende schwollen die Zusammenrottungen in bedrohlichster Weise an. Die Tumultuanten kamen mit Feuerwaffen, mit Dynamitpattonen, während die Miliz und Vete ranen sich begnügten, auf das Feuer mit blinden Schüssen zu antworten. Man warf Bomben in das Gefängniß, und während einer dadurch entstehenden Verwirrung gelang es den Unruhestiftern, in das Courthouse zu dringen. Sie zündeten hier Petroleum an; die Feuerwehr wurde zurückgetrieben, ihre Maschinen zerschlagen. Das Courthouse mit seinem ganzen Inhalte ging in Flammen auf. Dieser Er folg steigerte die Raserei der Aufständischen. Die Waffenläden wurden erbrochen und geplündert. Nun ging das Militär zum Angriffe über. Es kam zu einem förmlichen Straßenkampfe, die Aufständischen hielten mit der größten Festigkeit Stand. Auch als eine Mittailleuse ins Spiel gebracht wurde, wichen die Aufständischen nicht, obwohl ihrer 6 auf die erste Salve sielen. Um Mitternacht kam reguläres Mili tär heran; allein die Aufständischen wichen nicht. Ein Telegramm der „Times" erzählt, daß Mauer anschläge am Sonnabend in der Stadt verbreitet waren, welche das Volk aufsorderten, den Verbrechern, verbrecherischen Advocaten, Spielern und Prostituirten zu befehlen, Hamilton County zu verlassen. In dem Placat hieß es: .So lange die Clique von verbrecherischen Advocaten, welche die Stadt heimsuchen, hier bleiben, so lange bestochene Geschworene die Rechtspflege mit Füßen treten und Verbrecher schützen, so lange werden unsere Bürger gemordet, unser Ligen thum zerstört und uns der Schutz de-Gesetze» verweigert wer den. Laßt un» mit einem Schlage ausräumen, da wir nun einmal dabei sind. Lin SicherheitSausschub von »vo der besten Bürger in jedem Ward kann in 3 Tagen die moralische Atmo sphäre säubern. Organisirt Luch sogleich, verjagt alle unehren haften Charaktere au» den Wards Der Rus der Stadt ver langt eine Aenderung, oder die Schlechtigkeit kommt oben aus ' Gegen 10 Uhr sollen an 30000 Menschen in den Straßen in der Umgebung des Gefängnisses versam melt gewesen sein. Nach Mitternacht brachte eine Truppe 3 Kanonen von der Music Hall und stellte sie im Fourth Wallnet Street, in der Nähe des Ge fängnisses aus, allein es fehlte an Munition. Während man noch nach einer solchen suchte, kam eine kleine Abtheilung Polizei (30 Mann) von Hammond Street Station und nahm die 3 Kanonen weq. Die Menge zerstreute sich jetzt; die Feuerwehr konnte ihre Thätig- keit beginnen, und die Truppen bewachten den Schau platz, aus welchem --0 Todte lagen. Die Aufständischen in der Stadt hatten starken Zuzug erhalten von der andern Seite des Ohio, aus Kentucky. Die „New- Uork Times" meinen, die Folgen der Ruhestörungen in Cincinnati würden vielleicht mehr werth sein, als sie gekostet hätten. — Die „Even ing Post" sagt, man solle daraus lernen, die Maschinerie in allen Reformen so einfach zu machen, daß das Volk eine verständige und beständige Aufsicht über dieselbe führen könne. Die Lynchjustiz, die prompteste, aber unleugbar brutalste Strafrechtspflege erklärt sich aus der Ent stehung der amerikanischen Staatswesen und aus den früheren primitiven Eulturzuständen des Landes. Es gab da weithin oft kein Gericht und keinen Richter; jeder Ansiedler war darauf angewiesen, sein Hab und Gut, seine Früchte, seine Viehheerden gegen sreche ster rühmlichst genannt, besonders seiner „Allgemeinen Literaturgeschichte" (3 Bde.) und seiner kritischen Ar beiten wegen, die in manchen gelehrten Zeitungen, vorzüglich aber in den „Blättern für literarische Un terhaltung" (Brockhaus) erschienen und in denen sich, wie Ludwig Tieck im Vorworte zu den von ihm nach dessen Tode herausgegebenen lyrischen Gedichten För- ster's sagt: „sein gerades Urtheil, sein feiner Sinn, sowie seine Gelehrsamkeit, die niemals pedantisch war, ausspricht." So ergingen denn auch mehrere Rufe an Univer sitäten an ihn, so nach Berlin, nach Leipzig; doch sein „liebes Dresden" wollte ihn nicht aus seinen Mauern lassen. Am nachhaltigsten war indeß sein Ruhm als Uebersetzer der italienischen Classiker: „Die Sonnette des Petrarca" (1818, 2. Aufl. 1832, 3. Ausl. 1841); die „lyrischen Gedichte von Tasso"; „das neue Leben von Dante" bezeugen, daß seine italienischen Studien tief in den Geist der Sprache eingedrungen waren. So gehörte auch Förster mit zu dem Kreise Gelehr ter, welchen der hochselige König Johann, der er lauchte Uebersetzer von Dante's „Göttlicher Comödie", noch als Prinz in der Mitte der zwanziger Jahre von Zeit zu Zeit an seinen Danteabenden versammelte. Die obenerwähnte Sammlung lyrischer Gedichte wurde, wie gesagt, erst nach Förster's Tove von Lud wig Tieck herausgegeben; unter ihnen befindet sich auch die poetische Begrüßung, welche dem Prinzen Johann bei der Geburt der jetzigen Majestät, des Königs Albert, von Förster gewidmet wurde. Prinz Johann antwortete in einem hochbedeutenden Gedichte, welcher ebenso von großer Vaterfreude, al» von der edelste» Gcsinuung Zeugniß ablegte. Räuber und listige Diebe mit eigener Kraft zu ver- theidigen, sein und der Seinigen Leben und Ehre zu schützen und Ordnung und Sitte zu erhalten. Man kennt aus den lebensvollen Schilderungen SealSfield's die ambulante Vehmjustiz, welche die kühnen, stahl harten Pionniere der Cultur mit Strick und Peitsche, mit Pulver und Blei ausübten, die überall gegen wärtige Wachsamkeit der berühmten „Regulatoren", welche während der vierziger Jahre und noch später unerbittlich unter den Mördern, Pferdedieben, Falsch spielern u. s. w. in Arkansas aufräumten. Heute ist für das Lynchverfahren kein Raum mehr. Es foll und muß überall da verdrängt werden, wo bei wach sender Bevölkerung und steigender Bildung und Auf klärung neben anderen Wohlthaten der Civilisation auch die einer geordneten Rechtspflege sich bereits ein gebürgert hat. Allein Ereignisse, gleich denjenigen in Cincinnati lassen doch erkennen, wie dem öffentlichen Leben der Vereinigten Staaten von Nordamerika noch schwere, erst durch langjährige Eulturarbeit zu beseiti gende Schäden anhaften. „Man darf überhaupt die Vorgänge in der Union nicht mit unserm europäischen Zirkel ausmessen", sagt das Wiener „Fremdenblatt", „die Nunkees haben stärkere Nerven und eine härtere Haut, als wir, und die Schäden des öffentlichen Lebens wachsen dort rascher und gründlicher aus, als bei uns. Und im Grunde genommen, dürften selbst Di/, welche mit interessirtem Wohlgefallen daraus hinzuweisen psle gen, daß wir Europäer doch bessere Menschen seien, als jene Transatlantiker, sich der Erkenntnis; nicht völlig verschließen, daß es respectabler ist, sich für die volle, strenge Handhabung des Gesetzes zu raufen, als einem überführten, geständigen und rechtskräftig vcr urtheilten Raubmörder ein Eljen zuzubrüllen." Lagesgeschichte. Dresden, 2. April. Bei der eingetretenen Recvn valescenz Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg hat Höchstdessen Familie von heute an wiederum Auf enthalt in dem prinzlichen Palais in der Langcsttaße genommen, mit Ausnahme des Prinzen Albert, Höchst dessen Uebersicdclung dorthin erst w einigen Tagen erfolgt. * Berlin, l. April. Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat nach der „N. Pr. Zig " seinen heutigen Geburtstag im besten Wohlsein angetreten und schon des Morgens einen Spaziergang im Garten seines Palais unternommen. Persönlich brachten im Lause des Vormittags Se. kaijerl. und königl. Hoheit der Ärvnpriuz, sowie Ihre königl. Hoheiten die Prinzen Wilhelm, Heinrich und Alexander dem Fürsten ihre Glückwünsche dar, desgleichen die Vertreter der Höch sten Reichs und Staatsbehörden, die Mitglieder des Bundesraths, sowie die preußischen Ministerien. Auch statteten die Gesandten der deutschen Staaten ihre Besuche im Reichskanzleramt ab, nm im Auftrage ihrer Souveräne und Regierungen dem Fürsten zu gratuliren Dem Fürsten wurde heute von 3 Militärmusikcorps eine Morgenmusik dargebracht. — Das Abgeordneten Haus erledigte heute in erster und zweiter Berathung die Gesetzentwürfe, betreffend die Aufhebung verschie dener baupolizeilicher Bestimmungen im Gebiete der Stadt Frankfurt a. M., fowie die Novellen zum Gc setze über die Befugnisse der Strombauverwaltung und zum Pensionsgesetz. Das Gesetz, betreffend den Betrieb des Husbefchlaggewerbes, fand ebenso nach geringsügiger Debatte, in welcher sich die Re- gierungScommissare gegen das Amendement Metzner aussprachen, welches den Innungen besondere Besug nisse bezüglich des PrüsungSzeugnisses geben wollte, unveränderte Annahme. Die Novelle zum Gesetz, be treffend die Unterbringung verwahrloster Kinder, wurde mit einem Amendement Jungck an eine Commission „Den liebenswürdigen Förster" nennt ihn Prinz Johann in seinen Aufzeichnungen, und in diesem Ur theil stimmen wohl Alle, die ihn kannten, überein Wer sich genauer über diesen guten, hochbegabten Menschen unterrichten will, der sei aus das Buch feiner Gattin verwiesen, welches dieselbe 5 Jahre nach seinem Tode unter dem Titel: „Biographische und literarische Skizzen aus dem Leben und der Zeit Karl Förster's" vollendete. Itt. M. B Da» Palmsonntagconcert der königl Kaprlle. Das diesjährige Palmsonntagconcert ist durch Beethoven's neunte Symphonie, durch die von Wagner für Concert eingerichtete Verwandlungsmusil und Schlußscene aus dem ersten Act seines „Parsifal" und einen Theil der „Trauerode" von I. S. Bach so über reich ausgestatter, daß es keiner besonder» Anregung für die allgemeinste Theilnahme des Publicums bedarf. Nur über das letztere Werk, welches zu den Gelegen heitsmusiken Bach's gehört, seien ewige historische Daten und musikalische Bemerkungen mitgetheilt, welche die Musikfreunde interessiren werden. Bach compo nirte diese Cantate, deren Musik er später zu seiner verloren gegangenen Markuspassion benutzte, auf den Tod der Königln-Kurfürstin von Sachfen Christiane Eberhardine aus dem markgräslichen Hause von Brandenburg-Bayreuth, Gemahlin Friedrich August des Starken, welche in felbstgewählter stiller Zurück gezogenheit (nach 1697) zu Pretzsch bei Wittenberg lebte. Die sächsische Bevölkerung, die eine besondere Ehrfurcht und Liebe für die fromme.Landesfülstin hegte, wurde von ihrem plötzlichen Tode < j <27) schmerz lich bewegt Die allgemein angeordnete Landestrauer
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