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Dresdner Journal : 05.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185910057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-05
- Monat1859-10
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1859
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ä-230. LdMvmiatMrlst: /»^rttetz / ö 1N l« «44»»4»f lm 1M.LL, 1 „ s, ?-',, >» leeter v«»e - unö »<-ii»ttt-:b>1, »r«n»»: 18 Uqr. I 8»a»p«I»» L»a>pm«r»; 1 KU». 1 xtUU dt»«. «nsttattikv reift: k'llr iien «ao« etüSb'el»p»it«»«o ^*tt«: 1 >'»e. ,jR!0lP»»»n4t" ^>> »«-ei»: t? ktxr. «rscheMe»' ^".pli«!»., mi» «ioe 8«». ,ock xi»«pb> s>i» 1uiH«»Ü4M T'TA. - Mittwoch, de» 6. Oktober. -> . ' — Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18S» Insrratrnamahme a«»wärt»: Lsixil«: k>. NRanvie-l-l-»», 0om«i»»io»»r äe» ttr«»än?r ,t«>aei>»I»; ». N0»»n«; LIt*»»: L Vvoi r»; >«rU»: (tnooic,'«eka Ituclik., K«»«»»»»»'» Iiur«»u; >r»o»»»: 1). 8rm.o^^r; ». N.: cka»o»»'»eb«> Lnci>ü»liälune; N»ta: Xvoi.» r»rii: v. I.uivrxk'rr.» (28, rn» ä«> tx»o» «ick»o»>; rr»ssi k«. Kiinecca« Kul-t>knn<llnnx. qeranvgrtztr: irdn-isl krp^iUvn äe» I)re»äll«r ^onnuck«, vrosckon, ktr. 7. Ämtlkcher Shell. Dwtbe«, 30. September, S<. Königliche Majestät haben geruhtdem Büchft»macker Lehmann »vm 3trn Jägrr»BaMillvn die zum Verdienstorden gehörig« Medaille i» Silher allergnädigst zu verleihe«. «SWa-MSMMS-SSMMenSMMSMMIWSMMlWMW» n-tlvy'r! rl-i rrnir 'N :b's>7? , 71^r Nichtamtlicher Shell. Telegraphische Nachrichten. Aeitmr,sschaa. (Allgemeine Zeitung. — Eonrner du l Dimanche. — Times.) Tageogeschichte. Wien: Ein falsches Gerückt, Erz- herzog Ferdinand Mar. DaS Struerpatrnt für 1880. — Berlin: Die Reorganisation des Heerwesens. Erledigte Stellen im Handelsministerium, Ritters Leichenbegängnis,. Herr v. Schleinitz zurück. — Köln: Einweihung der Rheinbrückc. — München: Die Kommission für deutsche Geschichte. — Hannover: Staatsrath Zimmermann. Die „Hamb. Rachrickten" verboten, lw. Spitta -f. — Ko bürg: Jagdrrise des Herzogs. Brückenbau für die Lutherveste. Gasexplo sion. — Gotha: Schillcrfeier in den Schulen ange regt. — Paris: Dementis. Die Börsenmäklcrfrage. Gescheiterte Schiffe. Nachrichten aus Marokko. — Brüssel: Der König erwartet. Changarnier nach Paris. — Turin: Neue Telegraphenlinien. Eifen- bahnau-dehnung. Adressenüberdruß. — Bologna: Demonstration für Garibaldi. — Madrid: Die Dif ferenz mit Merico ausgeglichen. Die Maßregeln ge gen Marokko. — London: Der Erradschah von Knrdfch f. Der Strike der Bauarbeiter. Ein Dam pfer gescheitert. Telegraph von Malta nach Sicilien. Lord Rufsell's Red« in Aberdeen. Sir Gevpg Grey. — Kopenhagen: DieFinanzvorlagr. A.d»RckchSrathe. St. Petersburg: Abreise der frrmden Ahgefandte«. Ordensverleihungen. Der Kaiser in Warschau erwar tet. -7- Konstantinopel: DaS Complot. — Bel grad: Au» der Skupschtina-Eröffnungsrede de» Kür str« Milosch. — China: Eine Kastenreese des ame rikanische» Gesandten. — Rew-Hork: Di« San Ju»>- Angelegenheit. vr»4»»rr Rachrichte». Prvtzi»zial«achrtchten. (Chemnitz. Roßwein. Zittau. Dippoldiswalde. Kamenz. > V«rtchtt»ertza»dtv»gs*. (Dasden.) Telegraphische Nachrichtra. Parit, Montag, 3. Oelober. Ts wird »er- kchert, daß Lord Eowlev »ach Biarritz abgeg-oapst sei, um 1» Betreff Thma« mit de« GraW KSa- lrwtkt »u conferire«. Rach einem hier eingetroffenen Telegramm ant Marseille ist der König der Belgier heute Mor gen nach der Schweiz abaerrist. Lut Rom wird gemeldrt, da- die Garnison in Ancona verstärkt »erde. Rachrichteu aut Algier melden, da- der Ab marsch von Truppen nach Oran fortdauere. Die Marokkaner erwarten Verstärkung an schwarzer Reiterei. Unter den Trihut herrscht Aufregaug. L«t Rew-N»rk find die Dampfer „Perfia", „Borussia' und „Europa", letzterer mit 451,000 Dollart au Evutantn» und Rachrichteu Hit zu« 23 September, eiugetroffrn. Rach deuselbeu habe» die Rordamerika»er die Zahl ihrer Truppen auf Sa« Juan vermehrt, die Insel befestigt und Ka nonen znr Beherrschung det Lictoriahafeat aufge stellt. Der englische Befehlthaber Donglat »ar von de« dortigen Behörde« anfgefordert worden, de« Abzvg der amerikaaischea Trappen zu verlan ge«. Der in de« dortigen Gewässern commandirendr englische Admiral weigerte sich, dm Befehlen det Eommandeart Douglat, eine Collifio« herbeizu- fsthre«, za gehorchen, avch die Klotte nach San Inan zu schicke«, wollte vielmehr weitere Befehle ant der Heimath abwarte«. Ma« glaubt, da- der Verkauf der Ktrchmgüter i« Merit» 40 Millionen Dollart ei«tragm werde. — Der »affmsttllsta«» zwischen Guayaquil und Per« ist bestätigt und ist demzufolge die Blokade G»a,aq«il't aufgehoben morden. Dretdea, 4. Oktober. Man kann die Frankfurter „Patrioten"-Ver- sammlung, wa- ihre Wirkungen in Betreff der Aus breitung der in Eisenach begonnenen Agitation betrifft, zwar als ganz mißlungen und ihren Ruf gegenwärtig schon als verschollen betrachten: von einem aufklärenden Interesse für Denjenigen, der unbefangen sehen will, sind sie aber jedenfalls gewesen und von diesem Stand punkte ans können die in derselben geführten Debatten auch heute noch eine gewisse Beachtung in Anspruch neh men. Schlagender als in dieser Versammlung hat sich noch niemals in Deutschland die Unpopularität de- Nein deutschen Doktrinarismus und der großpreußischenAnnrrt- rungSlust herauSgestellt; schlagender sich noch niemals gezeigt, daß DaS, was die deutsche Verfassung auszubil- den vermag, von keinem Parieigeiste auSgrhen darf. Wir haben schon bemerkt, daß sich selbst die befangensten Parteiorgane dieser Einsicht nicht haben ganz verschließen können und daß sie eS deshalb für nöthig erachtet haben, ihren Parteistandpunkt etwas preiSzugeben. Wie diese Partei zu einer solchen Schwenkung jetzt gekommen ist, rrgiebt sich mit voller Klarheit au« dem Gange der Ver handlungen der Frankfurter Versammlung am 15. und 16. September. Dir geben deshalb über deren Verlauf nachstehend eine pragmatische Darstellung der Augsburger „Allgemeinen Zeitung": Es lasse« sich drei ver schieden« Fraktionen unterscheidet», di« sick gegonüber standen, und hie Ausgleichung ihrer Ansichten versuchte« : rinmilk dir große Anzahl der um das Eisenacher Pro gramm geschaarten Norddeutschen, dann di« Anhä»g«r des Metz'schen Antrags, dir klrinstaatlichen Demokraten, welche neben dem einheitlichen Moment auch das srri- heitttch« besonder- betonten, und zwar die preußische He gemonie, nicht aber de» Ausschluß Deutsch-Oesterreich- 0) wollten; endlich «in kleines Htufiein eigentlicher Süd deutschen, als deren Wortführer HSlder auftrat, und welche sich sowohl -earn die Hegemonie Preußens al« gegea den Ausschluß Deuljch-Lcslclrc^ckS erklärten. Er wägt man, daß die bayrische» Gothaer wohl selber schwer lich behaupten wollen, daß sie einen namhaften Theil der süddeutschen Bevölkerung vertreten, so redncirt sich die Vertretung Süddeutschlands, über dessen vorherrschend« politische Neigungen und Ansichten doch wohl nirgends ein Zweifel besteht, in der That auf jene wenigen Würt temberger, für welche Hölder sprach, und denen, wir r« scheint, nur sehr wenige, unter ihnen der greise Weicker, beittate«, der ebenfalls vom großdeutschrn Standpunkte auS g»gcn das Programm sprack. So überaus gering also diese Partei vertreten war, so bewegte sich doch die Tiscusston bei sämmtlichen Punkten vorzugsweise um den Gegensatz von Nord- und Süddeutschland. Hatte doch die Frankfurter Versammlung au-gesprochenermaßcn den Haupt-Meck: eine Verständigung mit den süddeutschen Patrioten, welche nicht auf die Wort« der Eisenacher Magister schwören wollten, herbeizuführen, und die Stutt garter waren, obwohl sie ihre Nichtübereinstimmung mit dem Eisenacher Programm zuvor erklärten, dennoch aus drücklich zu diesem Zweck eingrladen worden. Gleich bei Berathung des Metz'schen Antrag- trat der Zwiespalt hervvr. Wrlcker dankte dem Antragsteller für die Aus sprache des Grundgedankens. Oesterreich nicht im Voraus von der Neugestaltung Deutschlands ausschließen zu wol len. Noch deutlicher sprach sich Hölder auS, nachdem Planck von Göttingen die Notwendigkeit einer Ausschlie ßung Oesterreichs und alleiniger Rücksichtnahme auf Preußen mit den bekannten Gründen entwickelt hatte. Daß Preußen an die Spitze Deutschlands gestellt werde, sagte Hölder, sei eben der Grund, auS welchem das Eisenacher Programm keinen Anklang in Süddeutschland gefunden habe, waS der Redner durch Schilderungen der Stimmung in Süddeutschland gegen Preußen belegte. Ei« fernerer Grund der MMiinemtng fei di« Ausschlie ßung Oesterreichs. Der Verlust Deutsch - Oesterreichs für den enger» deutschen Verband würde z« beklage» sei» i«. volkswirtschaftlicher und strategischer Bezieh u'ckg. Weicker betonte später noch einmal ausdrück lich: Punkt 5 d«S Eisenacher Programms stoße in Süd deutschland auf den Einspruch, daß Deutsch-Oester- reich im Voraus aus Deutschland auSgrstoßen wer den solle, und wollte darum die Uebertragung der mili tärischen und diplomatischen' Leitung Preußens für den Fall eines Kriegs nicht in das Programm ausgenommen wissen. So waren also die Gegensätze ausgesprochen, die vermittelnden Anträge von Rochau und Reyscher, welche den fraglichen Punkt dadurch zu umgehen suchten, daß sie eine bedingungsweise Unterstützung der deutschen Po litik der preußische» Regierung aussprachen, waren nicht geeignet, eine Verständigung herbeizuführen, und eine Ausgleichung der diffentirendrn Ansichten schien so über haupt auf Grund der Debatten des ersten TagrS nicht möglich zu sein. Dennoch mußte den Norddeutschen Alles daran liegen, daß die Einigung, wenn auch nur in for meller Weise, zu Stande kam. Dies war unmöglich, wenn man auf dem Eisenacher Programm bestand. Man sah sich daher genöthigt, durch irgend ein Eompromiß, daS die Wege ebnen sollte, den Süddeutschen rntgegen- zukommen. Richt nur erhielt Schulze-Delitzsch von den preußischen Mitgliedern den Auftrag, in einer Rede die Bedenken der Süddeutschen gegen Preußen nieder zuschlagen — ein Auftrag, dessen er sich durch einen Aufruf zur Einigkeit entledigte, indem er mit den Worten schloß: „in England habe die Jury die Ver pflichtung, nicht eher au- dem Berathungszimmer her- auSzutrrten, bis sie rinmüthig den Spruch gefunden — auch heute dürfe keiner aus dem Saale heraus, ehe die Einigung gefunden sei" — sondern eS wurde auch geradezu von dem ursprünglichen Plan, die Eise nacher Punkte zum Statut des zu bildenden Nationalver eins zu erheben, abgegangen. Man begnügte sich, an' die Eisenacher Punkte anzuknüpfen, aus sie Bezug zu nehmen, ohne sie für die Grundzüge drS Vereins zu er klären, und überließ es dem Verein selbst, „die geistige Arbeit zu übernehmen, um Ziele und Mittel der Be wegung immer klarer im Volksbewußtsein hervortteten zu lassen". Man ließ alle Anträge, welche zu einer princtpicllen Entscheidung führen mußten, fallen, be gnügte sich mit der Erklärung, daß die „deutsche Na tionalpartei" constituirt sei, und bestrebte sich, den eigent lichen Inhalt des politischen Glaubensbekenntnisses, den gothaischen Grundgedanken möglichst zu verdecken. Er wägt man, welcher Werth früher — und noch in der "Versammlung selbst von einzelnen Stimmen — auf daS Eisenacher Programm gelegt wurde, so war dieses Zuge- ständniß in der That nicht unerheblich; dennoch war S nur ein formelle- Zugeständniß; was man offen aufgab, brachte man durch die Hinterthür wieder herein, und warum sollte man nicht den Buchstaben opfern, wenn man damit daS sehnsüchtig erstrebte Einverständniß der Süddeutschen, ihre, wenn auch nur indirekte Zustimmung zu den gothaischen Principien zu gewinnen hoffen konnte? Aber auch diese Hoffnung ist nicht in Erfüllung gegangen. Weder die Rede von Schulze-Delitzsch, noch das Aufgeben de- Eiscnacker Programms haben ihre Wirkung gethan, die Süddeutschen find obstinat geblieben, die Einigung ist thatsächlich nicht erfolgt, der Zweck der Versammlung in dieser Beziehung völlig gescheitert. Die» ist da- eigent liche von der „National-Zritung" kaum angrdeutete Re sultat der Frankfurter Versammlung gewesen. Hölder nahm auch am 16. wieder die Bedenken gegen da- Eisen acher Programm auf, die in Süddeutsckland so verbreitet seien. Trotzdem wolle er, zwar nicht als Mitglied deS Verein-, aber al- Bürger und Abgeordneter für die na tionale Sache nach Kräften thätig sein. Mit dieser Er klärung war da- Zustandekommen drS Eongresfe- ver eitelt. Die Minorität, welche gegen den Statntenent- wurf der Commission stimmte, war allerdings vrrsckwin dend klein, so daß die „National-Zeitung" wohl sagen konnte, der Entwurf sei fast einstimmig angenommen wor den. Aber die Hauptsache, welche die „National-Zritung" verschwieg, ist die, daß jene vier bis sechs Stimmen, welche dissentirten, eben diejenigen Warrn, auf welcke eS ankam, diejenigen, welche, sofern überhaupt Süddeutschland vertreten war, die Ansichten der süddeutschen Bevölkerung aussprachen, daß also die angebliche Einigung von Nord- und Süddeutschland, trotz aller Bemühungen und trotz der eonciliatorischen Haltung von beiden Seiten, that sächftch nicht zu Stande gekommen ist. — Dir Frankfurter Versammlung hat daS große Verdienst, unwiderleglich dargethan zu haben, daß jedes Hervortreten des gothaischen Projekts — geschehe r- in gerader und offener oder in mehr versteckter Weise — nicht znr Eintracht der deutschen Stämme, sondern zum Gcgentheil führt. Ist eS den Männern der „Nationalpartei", wie sie behaupten, wirklich um die Einigung des Vaterlands zu thun, so konnten sie durch die Frankfurter Versammlung vollkom men darüber aufgeklärt werden, daß die- auf dem bisher von ihnen eingeschlagencn Wog nicht zu erreichen ist. Und eS ist schwer zu begreifen, wir der Präsident in der Schlußrede mit Befriedigung auf die „Thatsache", daß der bisherige Zwiespalt und die. Zerfahrenheit der Ansichten beseitigt seien, Hinweisen und die Hoff nung aussprechen konnte, daß durch die Resultate der gegenwärtigen Versammlung ein großer Schritt vor wärts gethan sein werde auf dem Wege zur Einheit, Macht und Freiheit deS Vaterlandes. Aber noch in einer andern Beziehung war das Auskunftsmittel, zu welchen» die Commission „nach vielstündiger Berathung" griff, höchst unglücklich gewählt. Indem trotz deS Aufgebens eine« bestimmten Programms ein förmlicher Verein con- ftit»trt wurde, verzichtete man darauf, ausschließlich durch geistige Waffen zu wirken, und begab sich auf einen Boden, auf welchem Conflicte mit bestehenden Gewalten, Eon flick« mit dem Gesetz selbst unvermeidlich waren. Damit hat denn der „nationale Verein" auch äußerlich seine Geschicke rasch erfüllt. Oder sollte man vielleicht in Preu ße» geneigt sein, dem Verein eine Stätte zu bereiten 2 In Preußen, wo das VereinSgesetz u. A. auch bestimmt: „daß politischen Vereine« bei Vermeidung polizeilicher SchlAßung «nd Einleitung gerichtliche» Strafverfahrens verboten sein soll, mit andern Vereinen gleicher Art zu gemeinsamen Zwecken in Verbindung zu treten, insbe sondere durch Eomitö-, Ausschüsse, Crntralorgane oder ähnliche Einrichtungen, oder durch gegenseitigen Schrift wechsel"? In der neueste» Nummer des „Courri er du Di- manche" ist der Deutschland betreffende Absatz der ta- geSgeschichtlichcn Wochenübersicht mit folgenden seltsamen Worten eingeleitet: „Das Land, mit welchem Frankreich m Gegenwart oder Zukunft verhängnißvollerweise in irgend einer Weise gewisse Fragen von höchstem Interesse zu reguliren haben könnte, ist Deutschland! Nun hat aber daS große germanische Volk einen Weg betteten, der, um zu dem Schicksal zu führen, welche- er verheißt, dem deutschen Nationalgeiste einen wunderbaren Antrieb geben und den Regierungen der verschiedenen Bundes staaten zu gleicher Zeit sowohl grausame Besorgnisse als eine VcrhaltungSwcisc eingebeu wird, welche aufmerksam zu beachten nothwendig und nützlich ist." Was diese mvsteriösen Worte eigentlich sagen sollen, ist auS dem vorliegenden Artikel nock nicht Hu ersehen, denn dieser bricht nach einigen auf die Versammlungen in Eisenach und Frankfurt und die Ministerconferenzrn in München hinweisenden Zeilen mit der Vertröstung auf in nächster Woche folgende Korrespondenzen aus Deutschland ab, worin „alle diese schweren und verwickelten Fragen be handelt sein sollen." Lord J.Russell'S Erklärungen über Englands italienische Politik (vergl. unter London) werden von „Advertiser", „Post" und „Daily News" mit mehr oder minder lautem Jubel begrüßt und von der „Times" in einem nach allen Seiten hin skeptischen Leitartikel besprochen. „England ist der dumme Zuschauer — heißt es in dem TimeS-Artikel — der das Unheil erkennt, cs halb mißbilligt und halb sich daran ergötzt, nickt weiß, was er will, Protest erhebt, und wenn Alles verpfuscht und verdorben ist, sich mit dem Glauben tröstet, daß ihn selbst kein Tadel treffen kann. Die Sache ist, daß England sich zu Gunsten Italiens, aber ohne klare Absicht, vielfach eingemischt und zuletzt Alles beim Alten gelassen hat. Ruffel will an einem italienischen Kon greß nur Theil nehmen und seine Punkte unterschreiben unter der ausdrücklichen Abrede, daß Italien sick selbst regieren und keine fremde Macht mit Waffengewalt dort einschreiten dürfe. Mindestens muß da- Reckt der Selbst regierung vollständig anerkannt werden. Dieses Alle- unterschreiben wir Wort für Wort. Das Princip ist ganz vortrefflich, aber der mocku« vpornnck, das ist die Frage. Ehe wir uns rin freies und unabhängiges Italien nur vorstellen können, müssen wir eine Thatsache los werden, die Geschichte vergessen und eine Zukunft uns erdenken. Die fremde Einmischung ist eine unwandel bare Ueberlieferung, eine allgemeine Wirklichkeit und eine eingefleischte Gewohnheit der Race oder der Racen, wie man sie nennen sollte. Es ist gewiß zum Besten des Volkes selbst und zum Vortheil Europas, daß man das Erperiment mache. Möge jeder Oesterreicher, Franzose und Schweizer zurückgezogen werden, und ihre respectiven Regierungen mögen ihr Wort darauf geben, daß sie nicht zurückkchren werden. Dann kommt da- erste Stadium drS interessanten Erperiment-, das je im politischen La boratorium angestellt wurde. WaS wird zurrst den dumpfen Frieden brechen? Wcr wird voran gehen, wer den Sieg davontragen? Rom, Sardinien, oder eine an dere Macht? Volk oder Adel? Priester, Advocaten oder Soldaten? Wird da- Ende eine Republik oder ein König reich, ein Kaiserreich oder rin Papstthum sein? Werden die Nationen Europas ruhig zusehen, während da» Spiel sich gegen sic wendet; vielleicht während die blutigen Thaten von Marius und Sylla, von Antonius und OctaviuS von Neuem in Scene gesetzt werden?" Schließ lich kommt die „Times" auf dir Allianz mit Frankreich zu sprechen: „Dir Allianz mit unsrrm kaiserlichen Nachbar hat unS mehr Unheil als Ehren gebracht. Frankreich stellt sich als gut Freund, aber eS bringt unsre Flaggt in» Gerede und schließt uns von seinem Rathe au». Seine Allianz ist eine kostspielige, in Bezug auf guten Ruf sowohl wie auf Geld und Soldaten. Es räumt rin, daß wir schlechte Unterhändler sind, ist aber gern Zeuge unsrer Schlappen. Aber wenn wir schwerfällige Collegen sind, müssen wir auch unbeholfene Alliirte sein. Frank reich zeigte den lebhaftesten Wunsch, mit unsrrm guten Rath in der italienischen Sache verschont zu bleiben. Frank reich diplomattsirt am besten allein. Wir fechten am besten allein. Für welche Sacke eS auch sei, mit einem cordialcn Alliirtcn an der Seite, erleiden wir entweder eine blutige Niederlage oder einen rühmlosen Sieg." — Der toryistische „Herald" ist mit Lord I. Russell ganz, und gar nicht einverstanden, weil er sich zwar die aus wärtige Einmischung Oesterreichs und Frankreich- ver bitte, aber den auswärtigen Jntriguen und dem Terro rismus Sardiniens in Mittelitalien keinen Riegel vor schieben wolle. Es giebt nach dem „Herald" keine Wahl in Italien als Legitimität oder wirkliche Volk-Wahl. Entweder man setze die verbannten Fürsten auf Grund ihres legitimen Rechts wieder ein, oder man lasse das Volk noch einmal in wirklicher Freiheit von fremden Einflüssen abstimmen. Tagesgeschichte. — Wien, 2. October. Wenn das „Frankfurter Journal" sich melden läßt, daß die hiesige Negierung sich mit dem Plane beschäftige, verschiedene kleinere Kron länder mit größer» zu verschmelzen, so ist dies eine müßige Erfindung. Hier hat Niemand daran gedacht. Da aber da- falsche Gerücht die Runde durch viele deutsche Blätter gemacht hat, so scheint es erforderlich, demselben, wie hiermit geschieht, ausdrücklich zu widersprechen. Die kaiserliche Regierung weiß sehr wohl, daß jedes Kronland die Erhaltung seiner eigenthümlichrn Eriftenz im Ge- sammtstaate eifersüchtig bewacht und mancherlei provin zielle Ltteresse^ hat, deren Benachthciliguna durch den Anschluß an einen größer» GebietScompler besorgt wird, und e» liegt ihr. daher der Gedanke fern, in diese Ver hältnisse störend eingreifen zu wollen. Wien, 3. October. (W. Z.) Ihre k. k. Hoheiten der Erzherzog Ferdinand Mar und die Erzherzogin Char lotte sind gestern früh von Triest in Schönbrunn ein getroffen. — DaS „Reichsgesetzblatt" bringt das kaiserliche Steuerpatent für das Verwaltungsjahr 1860. Au» demselben ist zu entnehmen, daß für das mit 1. Nov. beginnende neue VerwaltungSjahr in den directen Steuern keine Acnderung rinttitt, und insbesondere, daß auch im neuen Jahre jene Steuer-Erhöhungen in Kraft bleiben, welche ursprünglich, wie die Verordnung vom 13. Mai d. I. sich ausdrückte, als „außerordentlicher Zuschlag für dieDauerder durch die Kriegsereignisse herbeigeführten Ver hältnisse" beschlossen und in Wirksamkeit gesetzt worden waren. Diese Zuschläge betragen bekanntlich bei der Grund- und Hauszinssteuer ein Sechstel, bei der Haus- klassensteuer die Hälfte und bei der Hrwerv und Ein«' kommensteuer ein Fünftel der einfachen ordentlichen Ge bühr. Desgleichen bleibt auch die kaiserliche Verordnung, durch welche bestimmt wird, die Einkommensteuer von den ZiuscouponS der Staatspapicre durch unmittelbaren Ab zug des Steuerbetruges von fünf Procent einzuheben, in fernerer Wirksamkeit. tt Berlin, 2. October. Die Angelegenheit wegen der Reorganisation unsers Heerwesens ist auch in Baden-Baden während des AufenthalS Sr. königl. Hoheit des Prinz - Regenten eifrig fortgesührt worden. In den letzten Tage» wurde der General v. Roon, wel cher, wie bereits gemeldet, einen Hauptvrrdienst um den Plan des Ganzen hat, dahin berufen, um dem Punzen Vortrag über den Stand der Angelegenheit zu halten. Im Kriegsministerium hat der General bereits in um fassender Weise seine Entwürfe und Kostenanschläge erörtert und überall Zustimmung gefunden. ES liegt dem Re genten an einer baldigen Ausführung deS Projectes, des sen bekaunte und zuverlässigste Einzelheiten Sie bereits mitgetheilt haben. Uebrigens soll der Entwurf, bevor er an den Landtag geht, noch einer besonder» niederzu setzenden Commission von Fachmännern vorgclcgt werden. — Im Handelsministerium sind durch den Tod der Geh. Räthe v. Könckn und Oesterreich fühlbare Lücken ent standen, zumal ist durch das Hinscheidcu des Lehtern die wichtige Stelle eines Dirigenten der Abtheilung für Han del und Gewerbe erledigt. Es liegt in der Absicht, für diese den jetzt als Präsidenten der Regierung zu Oppeln fungirenden Geh. Rath v. Wiedenbahn in das Han delsministerium zurückzuberufen, in welchem er früher erfolgreich thätig war. — Ueberhaupt sind nach der Rück kehr Sr. königl. Hoheit deS Prinz-Regenten mehrfache wichtige Ernennungen zu erwarten, ebenso die Erledigung einiger schwebenden Angelegenheiten von allgemeinerm Interesse. Dahin gehört namentlich die beabsichtigte Er richtung einer deutschen Nationalgalerie, für welches Pro jekt der bultusminister v. Bethmann-Hollwrg ein lebhaftes Interesse an den Tag gelegt hat. — DaS ge strige Begräbniß Karl Ritter's war prunkloser und einfacher als je ein Leichcnbcgängniß eines so hervorra genden ManneS. Die gediegenen Reden deS geh. Con sistvrialrathS vr. Strauß im Hause und deS General superintendenten Ho ff mann am Grabe entschädigten für dyr Mangel äußern Gepränges. ES ist beklagen--
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