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Dresdner Nachrichten : 27.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187305277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-05
- Tag1873-05-27
- Monat1873-05
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.05.1873
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t«,k«« frlt» 7 U»r t« der ExOedttto« viarteukrase ». «ton- nememtpre« vierteNiUir- durih die «oft « Kgr. «tn,clne «lummen, I Ilgr. Sl.aao «rempl. gür die Rückgabe «Inge- landter Manuscriple macht sich die Redaclto» nicht verbindlich. Inseraten-Annahme au>- tvbrtb i ll»»»«n»t»ia Nack Vo-I-e in Hamburg. Ber lin, Wien. Leibtig, «alel, Sretlau, granimrt a, M. — Lack. Iki>»« 1.1 Berlin, Letpjia, Wien, Hamburg, granffurt a. M,, Mün chen, — vaub» i» Lo. in Frankfurt a, M. — kr. Voigt in ilhemnitz. — »v- 7»», l»1tt«. Lulii« L vo» in Paris. Tageblatt Ä« 147 Achtzehnter Jahrgang. Druck und «igenthmn der Herausgeber: Ltkpfch L Netchardt in Dresden. L-rantwortl. Redacteur: Julius Nrtchard». nrabe I» angenommen bt, Ad.it Udr. Sonntag» bi» Mittag» IS Ubr. 2» bleniiaül: grobe Kloftcr» «aiie!. bi» Ldd, » Udr. Der Raum einer rin paUtgen PcttijeUe l°I,et ick Pia. Äng-iandt die Zeile s Ngr. Eine Äarantte iilr da» nächstlägigc itrichet- nen der Inserate wird nicht gegeben. iluSwaruge Annoncen- Luftriigc von uns unbe- kanmen Firmen u. Per- Ionen tnstriren wir nur -egen Pranumrraado- Sablung durch Briel» marke« »der Pos,ein,>d- «ilbe lang. tlbr« kosten Nj, Rar, »uiwärria« Vinnen die Zahlung auch guf eine Drerdnerstirma «uweilcn. Die Hst. '^Mltredacteur:'Vr. Lwtk Für daS Feuilleton: LnÄwtrH»rtin»i»i». Dresden, Dienst»,, Ä7(Mai1873. »M; Politisches. So mußte er ihn doch verlassen, den Präsidentensitz, der greise Thiers! Er hat ihn nicht lange, aber er hat ihn ruhmvoll innegehabt, vergegenwärtigen wir uns: Thiers sprach sich 1870 gegen die Er klärung des Kriegs gegen Deutschland auS, suchte im Herbste darauf auf seiner berühmten Rundreise bei den nicht betheiligten Großmäch ten vergebens die Hilfe der Großmächte für Frankreich nach, knüpfte, am 18, Februar 1871, zum Haupte der vollziehenden Gewalt der französischen Republik ernannt, die Friedensverhandlungen mit Deutschland an, die er zu Ende führte, wurde von der Pariser Com mune in Anklagezustand versetzt, sein HauS wurde zerstört; er warf mit Hilfe Mac Mahons — seines jetzigen Nachfolgers — den Com- muneaufstand nieder und ward am 31. August 1871 zum verant wortlichen Präsidenten der französischen Republik ernannt. Wie er Ruhe und Ordnung wieder herstellte, die Gewerbe und die Industrie seines schwergebeugten Landes wieder aufrichtete, wird ihm ebenso unvergessen sein, wie die ehrenwerthe Art, mit welcher er die Be ziehungen Frankreichs zu Deutschland unterhielt und die finanziellen Verpflichtungen des ersteren erfüllte. Die Schwierigkeiten seines Amtes wußte er nahe an 2 Jahre hindurch, wenn nicht zu überwin den, doch zu umschiffen. Er war als Präsident eine der merkwürdig sten Erscheinungen. Ehrwürdig durch sein hohes Alter, bewunderns- werth in seiner Rüstigkeit und Arbeitsfähigkeit, hochbegabt, von reicher Bildung und voll Geistesgegenwart, ein echtes Kind seines Volkes, mit allen Fehlern desselben behaftet, aber frei von besten Lastern. Noch kein Herrscher Frankreichs hat seineMacht weniger mißbraucht. Thiers war eitel bis zum Schein der Geckenhaftigkeit, aber welcher Franzose ist es nicht? Wie oft hat er die Parteien erschreckt durch die Drohung seines Rücktritts! Er hielt sich für unentbehrlich. Er war eS nicht, man gewöhnte sich an die Drohung und nah», ihn zu letzt beim Worte. Noch vor Kurzem war er der populärste Mann Frankreichs. Daß er sich selbst „als einen kleinen Bourgeois bezeich net«, der sich selbst Alles verdanke", erwarb ihm zahllose Freunde, und als er den Vertrag mit Deutschland abschloß, durch welchen die französische Erde unerwartet rasch von den verhaßten Prussiens be freit werden sollte, da scholl sein Lob von allen Lippen. Nun erfährt er rascher als geahnt das Sprüchwort: Volkes Gunst — blauer Dunst. Er tritt in das Privatleben zurück und überläßt das Ruder dem Manne, der sich bei Magenta und Solferino den Marschallstab holte, seine kriegerischen Lorbeeren bei Wörth ein- vüßte, in Re Mausefalle von Sedan ging und von Deutschland frei gelassen wurde, um die Commune zu bändigen. Mit Thiers ver knüpfen den Marschall Mac Mahon innige Bande, wenn nicht der Freundschaft, doch der Hochschätzung. ThierS sagte früher einmal von Mac Mahon: „Er ist der vollendetste Gentleman, den ich kenne!" Die Sache der Ordnung in Frankreich wird unter einem Manne wie Mae Mahon nicht schlechter fahren; sie wird vielleicht nur gewinnen, denn die Politik von Thiers arbeitete in der letzten Zeit, ganz gegen Willen und Absicht, den Radikalen in die Hände. Die Besorgniß vor dem Anwachsen der Revolutionäre war es gerade, welche die Conser- vativm Frankreichs veranlaßte, das Staatsruder aus den zitternden Händen eines wohlwollenden Greises wie Thiers in die nervigere Faust eines Soldaten zu legen. Frankreich hat nach den bis jetzt vor liegenden Depeschen den Wechsel seineSStaatsoberhauptes mit Ruhe ertragen. Allerdings hatten sich die konservativen der Armee ver sichert, ehe sie zu diesem Wechsel schritten. Sie haben vielen hohen Mlitär- und Civilbeamten auf den Zahn gefühlt, um zu erfahren, ob sie aus sie rechnen könnten. Die meisten Antworten fielen bejahend auS. Namentlich erklärte sich General Ducrot, der das Lager von Avon commandirt, bereit, augenblicklrch mit seiner Armee nach Paris aufzubrechen. Was werden die unterlegenen Republikaner thun? Ihre Situation ist keine besonders günstige. Dafür, daß Thiers wieder Präsident werde, dürfte es schwer, ja unmöglich sein, die Masse in Bewegung zuFetzen. Eine Revolution oder auch nur eine Emeute anzuzetteln, dazu liegen die Dinge nun schon gar nicht; hierzu sind die Vorbereitungen der grundstürzendcn Parteien noch nicht vollendet und außerdem ist die Mehrheit der republikanischen Franzosen nicht geneigt, den unheilvollen Weg der StaatSumwälz- ung zu betreten. Alan spricht davon, daß die Republikaner eine all gemeine Steuerverweigcrung organisiren wollen. Diese ivürde viel leicht vielen Anklang, namentlich auf dem platten Lande finden und der neuen Regierung bedeutende Schwierigkeiten bereiten. Möglich wäre es, daß hierdurch die Abzahlung des Restes der fünften Milliarde, die bis zum 5. September vollendet sein soll, einige Verzögerung er leidet; daß ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich aus die sem Wechsel des Staatsoberhauptes erwächst, glauben wir nicht. Möge Mac Mahon mitMäßigung regieren, nichts überstürzen! Daß seine Präsidentschaft die Staffel für das dritte Kaiserthum sein soll, wie vielfach angenommen wird, ist nicht unmöglich; mitNothwendig- keit braucht aber der berühmteste'Marschall Napoleon des III. nicht der Steigbügelhalter für den I V. Napoleon zu sein. Vor der Wichtigkeit der Ereignisse in Versailles treten alle anderen Ereignisse in den Schatten. Nur eines Umstandes gedenken wir: des Artikels in der „Voeo äella vorita", d. h. der „Stimme der Wahrheit", wie sich die in Rom erscheinende Jesuitenzeitung nennt. Sie führte ans, daß der künftige Papst kein Deutscher oder Franzose, Engländer oder Pole sein dürfe, sondern daß nur ein Italiener fähig sei, die dreifache Papstkronc zu tragen, sowie daß ein Widerspruchsrecht einer katholischenMacht gegen den tünftigenPapst keine Beachtung finden ivürde. Wie verträgt sich mit diesem cleri- calen Nationalismus die so oft von derselben Seite ausgcgangene prahlerische Behauptung, daß das Papstthum vornehmlich durch seinen kosmopolitischen Charakter so hoch erhaben über alle Könige dieser Welt dastehc ? Offenbar fürchtet die Gesellschaft Jesu, daß ein nichtitalienischer Papst sich weniger leicht zur 'Marionette für die chrenwerthen Patres hingeben Herde, als ein Italiener, der durch intimen Verkehr von Hause ans die Bedingungen kennt, unter welchen ihm diese Sippe erlauben würde, vor der Welt als Glaubens heros zu erscheinen, während er in Wirklichkeit mit seiner Person nur ihre eigenen selbstsüchtigen Ränke zu decken haben würde. Schlagend ist durch die Auseinandersetzungen des Jesuiten-Blattes erwiesen, daß der Katholicismus zur Tyrannisirung des germani schen Elements durch das romanische mißbraucht werden soll. Locales und Sächsisches. — Der Graf und die Gräfin von Flandern sind am 25. von Breslau hier eingetroffen und in der Villa Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen abgetreten. — Die erledigte letzte Oberlehrerstelle an der Kreuzschule hier, ist vom Stadtrath mit dem vr. xkii. Paul Weidenbach von Leipzig besetzt worden. — Nunmehr ist auch vom Reichstage selbst das Gesuch des Stadtraths und der Stadtverordneten von Dresden abgelehnt wor den, daß der Reichstag die alljährlicheFeier eines deutschen National festes veranlasse. Die Petition ist motivirt mit der Gründung des neuen deutschen Reiches und aus Dank gegen Gottes Fügung. Res. v. MaltzahnrGültz empfiehlt den Antrag der Commission: In Erwägung, daß der Reichstag zwar den Wunsch der Petenten für gerechtfertigt hält, daß aber die Anordnung eines solchen Festes durch die Reichsregierung nicht als angemessen erscheint, über die Petition zur Tages-Ordnung überzugehen. Der Antrag wird angenominen. — Laut Bekanntmachung des Vorstandes der hiesigen privile- girten Bogenschützengilde wird das diesjährige Festschießen derselben in der Woche vom 27. Juli bis mit 3. August abgchalten werden. — Herr Rentier Gustav Adolph Müller hat in Anerkennung der Unermüdlichkeit der Beamten der städtischen Baupolizei und bc sonders des Herrn Stadtbaucommissar Koch, welche er in einer be züglichen Bauangelegcnheit kennen zu lernen Gelegenheit gehabt, der Wittwen- und Waisenkasse der Rathsbeamten 1000 Thaler in fünf Aktien der hiesigen Centralbank für Landerwerb und Bauten ge schenkt. — Am vergangenen Sonnabend starb zu Pillnitz Se. Excellenz der wirkt. Geh. Rath und Kammerherr a. D. Herr Freiherr O'Byrn. Derselbe erreichte das hohe Alter von mehr als 80 Jahren und hatte leider noch in den letzten Tagen vor seinem Hinscheiden das Unglück, bereits während seines Aufenthaltes in Pillnitz, in Folge eines Falles im Zimmer den linken Oberarm zu brechen. Obgleich das Einrichsen und Schienen desselben glücklich vorübergegangeu, scheinet: doch die Folgen und die an sich vorhandene Altersschwäche den Tod herbcigeführt zu haben. — In einer eigezithümlich'm, ohne große Ungerechtigkeit nicht länger haltbaren Lage befinden sich diejenigen Telegraphenbeamten, die bis 1866 der sächsischen Telegraphie angehörten, nach dem Friedensschluß aber in preußischen Staatsdienst traten. An die bis dahin sächsischen Beamten erging damals die Aufforderung, sich zu erklären, ob sie ihre Stellung als Beamte als gekündigt betrachtet wissen oder in preußischen Staatsdienst übertreten wollten. Alle Beamten mit Ausnahme von 5—6, die im sächsischen Staatsdienst weitere Beschäftigung fanden, traten in den preußischen Dienst und haben es, wie uns vielfach versichert wird, nicht zu bereuen gehabt. Jetzt ist die Telegraphie Sache des deutschen Reichs, man sollt« wohl annehmen, daß diese Beamten ihren sonstigen Cottcgen völlig gleichstehen: das ist aber durchaus nicht der Fall. Faktisch sind diese Herren: 1) Reichstelegraphenbeamte, sind dem Reichskanzler unter- gestellt und beziehen aus der Reichskasse Gehalt; 2. sind sie königl. preußische Beamte laut Uniform und Anstellungsdecret; 3 sind sie aber trotzdem sächsische Staatsangehörige, müssen in Sachsen Com- munalstcuern bezahlen und dürfen die preußische Uniform mit der grünwcißen Cocarde tragen. Diese Paar ehemals sächsischen Beamten werden für ihre Geburt als Sachsen förmlich bestraft; sie allein von allen NeichSbeamten müssen Conmmnalstcmrn zahlen Wir sind zwar selbstverständlich dafür, daß alle Beamten Gemeinde steuern zahlen, aber so lange dieses Prinzip bei den NeichSbeamten nicht erreichbar ist, wollen wir uns wenigstens nicht durch die Steuern jener einzig in der Welt dastehenden Beamte» bereichern. Aehnlichc Verhältnisse befinden sich weder bei der Post, noch dem Zoll-und Stcuerwescn. Es kommt bei einem sächsisch preußisch deutschen Rcichsbeamten jenersichwer desinirbarcn Gattung vor, daß ein oberer Tclegraphenbeamter über 10 Thlr. Schulstcuern zahlt, aber kein Kind in die Schule schickt, während ei» später angcnom- mener Telegraphenbeamtcr 4—5 Kinder in die Schule gehen hat, ohne dafür städtische Steuern zu zahlen. Das sind ungerechte Zu stände. Sollte nicht der Finanzminister Sachsens sich seiner frü heren, sollte nicht der Chef der Neichstelegraphie sich seiner jetzigen Beamten so weit annchmen können, daß hier gleichmäßige Bestimm ungen getroffen werden? Die Geburt eines Beamten als Sachsen zu besteuern, ist denn doch eine zu kostspielige Ehre, die weder Sachsen noch das Reich diesen wackeren Beamten zumuthen sollte. — Bekanntlich hatte die Actiengesellschaft „Centralbank für Landerwerb und Bauten zu Dresden" l.. vorigen Herbst bei dem Rathe das Gesuch um Gestattung der Bebauung des von ihr erwor benen Terrains an der Nordseite des kgl. Großen Gartens, zwischen der Pirnaischen Chaussee und der Blasewitzerstraße eingebracht.! Nach eingehender Prüfung des Plans und Regulativentwurfs haben sich die betreffenden Rathsabtheilungen mit der projeetirten Bebau ung einverstanden erklärt und wollen nunmehr die Genehmigung der Stadtverordneten hierüber einholen. — Wir hatten gestern die Freude, 71-^ Thlr., welche in unserer Expedition gesammelt worden waren, zur Unterstützung der Hinterbliebenen des muthigen Bahnwärter Kunath an den Herrn Bürgermeister Lotze in PlüSnitz abzusenden. Der Heldentod des braven Beamten, der sein Leben in die Schanze schlug, um ein frem des Kind vom sichern Tode zu retten und nun 4 Kinder verwaist hinterläßt, verdiente, daß sich noch mehr willige Hände zur Unter- stützuna der Waisen fänden. Es sind meist Mütter gewesen, die uns Geldmittel zur Verfügung stellten. Der erste Gemeindcbeamte von Pulsnitz wird dafür Sorge tragen, daß die gesammelten Gelder dauernd der Familie zu Gute kommen und nicht rasch aufgebraucht werden. — Bereits früher nahmen wir Gelegenheit, das gefährliche Abschrägen der Trottoirs vorHäusern, in denen Wagen- Besitzer wohnen, zu rügen. Es sind uns damals schon aus dem Publikum viele BcifallSworte über diese Rüge zugckommen und oft hatten wir seit der Zeit Gelegenheit zu hören und durch eigene Be obachtung zu bemerken, wie gefährlich solche Abschrägungen sind. Am Sonnabend gegen Abend stürzte vor dem Hause Breitestraße 22 ein Herr, indem er plötzlich unvorbereitet von dem horizontalen Trottoir auf die Abschrägung trat und auSglitt, so unangenehm auf das Pflaster, daß er nur hinkend weiter konnte. Im Dienste des Publikums und im Interesse der Erhaltung gesunder Gliedmaßen, möchten wir fragen, wie viel Arme oder Beine erst gebrochen werden muffen, ehe man an Beseitigung dieser höchst mise rablen Neuerung geht. Wir sind gewiß jederzeit für den Fort schritt, wenn aber das Fortschreiten dadurch so gehindert wird wie hier, so ist es bester man bleibt beim Alten. Früher sind die betreffenden Wagen auch nicht auf der Straße stehe« geblieben sondern recht wohl in die Häuser gekommen, also ging es damals warum muß es denn jetzt in so unpassender Weise anders sein ? Ir. der Lüttichaustraße sahen wir erst ganz vor Kurzem eine alte Dame, die auf dem schönen breiten und glatten Trottoir im Gefühl der Sicherheit dahinschritt, an einer solchen Klippe stürzen. DieGe- und Bestürzte mußte aufgehoben werden und tlagte ganz be deutend. Nun — was hilft's! Hängen doch die Ketten an der katholischen Kirche, über die so viel geklagt worden ist, auch noch. Dian hält sie sicher, man hält sie warm! Ein nicht zu verkennendes Bestreben, den Ucbelstand der Abschrägung wenigstens in etwas zu mildern, sahen wir auf der Pirnaischen- und Moritzstraße, woselbst man vor mehreren Häusern die Kanten des Trottoirs, die durch die Abschrägung gebildet werden, rund abgeschliffen hat. Achten wir wenigstens hier den guten Willen! — Der Restaurateur in Stadt Metz auf der Leipziger Straße, der schon neulich für Verunglückte eine Lotterie unter seinen Gästen in's Leben rief, weiß Alles zu benützen, um Mittel zurUnterstützung Hilfsbedürftiger zu gewinnen. Er hatte einen großen Wels von 50 Pfund Gewicht vom hiesigen Schiffer Lindner gekauft, der ihn mit dem Netze in der Elbe gefangen, und sofort wußte er auch die Größe dieses ThiercS ergiebig zu machen. Er stellte ihn am Sonnabend, als Schaustück vor seinen Gästen aus und daneben eine Büchse mit der Bitte um eine kleine Gabe für Wohlthätigkeitszwecke. Es kämen doch 2 Thlr. zusammen. Wie praktisch und umsichtig Herr Hennig ist, erhellt noch daraus, daß er den gegenüber seiner Re stauration, unmittelbar an der Staatsbahn gelegenen Garten ge pachtet hat, um in dessen blumenreichen und grünschattigen Räumen vom Pfingstfeste an eine Sommerrestauration zu errichten. — Wie dem Dresdner Correspondenten des „Leipziger Tage blattes" glaubhaft versichert wird, haben die Dresdner Bäcker die Absicht, fortan keine Dreierbrodchen mehr zu backen, sondern nur noch Halbgroschenbrodchen zu fabriciren. Die zunehmeirde Theuer- uitg von Mehl, Zucker (zu den Dreierbrodchen ?) re. wird als der Beweggrund angegeben, welcher die Bäcker zu dem gedachten Ent schlüsse veranlaßt habe. — Am Sonnabend Abend ging eS im Gehöft des Gasthauses „Stadt Bremen" in Neudorf sehr laut und stürmisch zu. Mit Ent faltung größter Lungenkraft und sogenannten Kernausdrücken wurde wegen einiger ruhig im Stall den Lärm mit anhörender Pferde ge zankt. An Publikum fehlte es nicht. Es mußte schließlich ein Gens darm herbeigeholt werden, der denn auch der Sache durch Mitnahme des anschcinlichen Hauptbetheiligten ein Ende machte. — Gestern Nachmittag bog die unbesetzte Droschke Nr. 106 an der alten Elbbrücke beim Sodawasserverkauf ganz scharf und jäh lings nach dem Dampfschiffs - Landeplatze ein, wodurch Pferd und Droschke »utsammt dem Kutscher unnvarsen. Nachdem einige vor übergehende Damen die üblichen Schreie von sich gegeben und der etwas verstimmte Kutscher sich aufgcrappclt hatte, stellte sich heraus, daß zwar einige Stücken herausgeflogen waren, aber ein sonstiger Schaden nicht zu beklagen war. — Die Beobachtung der gestrigen Sonnenfmsterniß war in Dresden wenig durch Wolken, die vor der Sonnenscheibe vorüber zogen, mehr durch den verschiedenartig erwärmten Dunstgehalt der Luft erschwert. Die positiven Resultate der Beobachtungen dieses Naturereignisses überlassen wir den fachwissenschaftlichen Zeitungen. — Der vorgestrwc Extrazug nach Wien war wieder sehr schwach besetzt. Blos Waggon 3r Classe mit 29 Passagieren, nicht ein einziger Passagier 2r Classe fuhr nach der schönen Donaustadt. Die beiden früheren Extrazüge führten ebenfalls nur 20, resp. 12 Passagiere dorthin. — An einer Volksversammlung unter freiem Himmel, welche für vorgestern Nachmittag in Welschhufe anberaumt worden war, sollten die hiesigen Arbeiter in Masse, wie man las, sich zu betheili- gen beabsichtigen. Bei der Bcvölkerungszahl unserer Stadt konnte man demnach auf einen stattlichen Haufen hiesiger Theilnehmee en jener Versammlung rechnen, der sich, wie a,«gekündigt war, von Schlnditz's 'Restauration aus in imponirendem Zuge gen Welschhusc begeben würde. Man wurde jedoch sehr enttäuscht, als man de - kleine Häufchen unbärtiger Leute unter würdiger Führung des alten VolksrednerüKlopfflcisch abmarschiren sab, und mußte dabei sich ei. der einmal sagen, daß klappern -.eckt zum Handwerk unserer derncn Voltsbcglückcr gehen — Am Sonntag früh in der fünften Stunde hat sich das Dienstmädchen einer in der BlasewitzerStraße wohnhaften Herrschaft aus einem Fenster der von Letzterer bewohnten zweiten Etage hinab in den Hof gestürzt. Sie wurde nach dem Stadtkrankenhause ge schafft und soll Hoffnung zu ihrer Wiedergenesung vorhanden sein
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