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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940910010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894091001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894091001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-10
- Monat1894-09
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Vez*-».Pr»r» N Nr d-kchtqpE«« oder N, «» bqirk «ch de» Vororte» errichtete» »defl»L,»d,,tz,lt: vierSelj»tzrIt»^s«h de« K—i«»li,»r ,»glich« Zuftellu», «»« »i«r«» til^ich» Vre»gd«»die»»a», t»« «»«1,^: n^klick -4 7«. ^KIÄAL'LLMü^ UeE«» »d «-»Es»: ^ ------ « eD^Wd^W^WMWsf» O W,Urvedttto»»V«ch»»l«^ »»»»terdr^he» — krith « bis ««d» 7 Uhr. Filiale«: VN» KN«»» Torti«. («lfre» H«H«X UittverflttMeeß« 1, e»t» rsfthe. 1t, pert. „d KSutgstzletz 7. Morgen-Ausgabe. ammtr IaAMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzrigen.kprei» die 8 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame, »»t« de» Redactionsstrich (tzm spalten) 50^, vor den Familieniiachrichte» (6 gespalten) 40-ch. Größer« Schriften laut nuferem Preis» verzetchniß. Tabellarischer und Ztflerasa» »ach höherem Larts. Grtr«-Vei lagen (gesalzt), »,r mit »er Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderua, » 60.—, mit Postbeftrdernug » 7V.—. Annahmrschlirß für Anzeigen: Nbeud-Vlusgab«: Vormittags 1V Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags t UhL Sonn- und Festtags früh ',8 Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» j» «t»« halb« Stund« früh«. U»»N>e« stad stet« aa dt» Expedition »» richte». Druck »»d Verlag voa L. Pol» in Leipzig Montag den 10. September 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. töekaimtmaämns. Mir Michaeli» diese« Jahres stad 4 V»»st«tt»ni«spendeu im Betrim« von 7? ^il »4 «7 >« 48 >4. 4» V4 ^1 und 44 ^ 44 H aa hiestg« arme »nbescholteue Frauen, welche sich in der Zeit zwische» Michaeli« »origr» und Michaeli« diesen Jahre« derheirächet habe», van »n« »» vergebe». Di» Spende voa 40 ^l 84 ^ taa» »ar aa »delich Geborene, di« von 40 » 55 ^ »ar a» diesig« VitrgertSchtrr vergebeu «erden. Gesuch« stad unter Beifügung d« «heschliestungsbrscheinigung, »taes von zwei hiesigen Bürger» bet Bürgrrtvsticht ausgestellten Zeugnisses über dir Ün- bescholtr>ch»it »ad Bedürftigkeit der Bewerberi« und riaer Geburts- bescheinigung, bis z»m SO. Septemb« laaseadea Jahres aus dem Nachhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11» etazurrichen. Leipzig, de» L4. August 1884. Der Nach der »tadt Lech,,». vr. Georgi. Hildebrandt. Auttions-Lekannlmachung. Dt«»«t««, den 1t. September «r., Nachmittag» 4 Uhr, sollen «m Grundstück» „Weißenselserftraflr 44 gu Leipzig- Plagtvitt" ra. S Eubikmeter Pflasttrstetne, 1 Posten Feuerholz, »»«schieden« Kalkkasten, Kalksüsser, eiserne Bauklammern, Wassereimrr und verschied«»« andere Gegenstände aa den Meistbietenden gegen sosorttge d««re Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, »m S. September 1884. Der Nattz der Stodt Letpzia. 14. L. 1468. vr. Georgi. Hübschmann. Lekanntmachun-. Bei Gelegenheit de« sogen. Tauchaer Jahrmarktes ist in frühere» Jahre» »avtrntlich von halbwüchsigen Burschen und Kindern in de» Straßen hiesiger Stadt durch «nierlaudtrs Abbrrnnen Vau Fenertvrrksk-rpern, wie logen. Kauonenschläge», Frösche» und bengalische» Zündhölzchen, welch» »ach dem Anzünden empor- gevorse« werde«, erheblicher Unfug verübt worden. Cs wird daher gegen ein solches Gebahrt» nachdrücklich «lnaeschrilten werde». Ti» Verüb« derartigen Unfug« haben ihre Bestrafung auf Grund 8- SSO Ziffer 11, l»ez. ß. SL8 Ziffer 7 des Reichsstrasgesetzbuche» ,« aewiirtiaen. Auch wird daranf htnaewlesen, daß nach 8- 26 Ler neuerlich er- Menen Bestimmungen übet den Verkehr mit Spreu-stoffen di« ASggde derartiger Feuetwerkskörper an Personen, vo» welchen «in Mißbrauch derselben zu befürchte» ist, insbesondere an Personell «vter 1» JlNhre« verboten ist, und sich Sauileut« und Httudier, welch« diesem Verbote zuwtderhandeln, ehn»f,Pl ihr« Gchrafun, »sch 8- M7 Ziffer 4 des Reichsstrasgesetzbuche» att-setzt«. Leipzig» Ln 6. Ge-teckber !894. ^ ^ Lad Poltzetamt der Gt«dt vrldzig. v. L. ,777. Bretschneider- Politische Tagerschau. * Leipzig, ». September. Zwei Fragen waren e» hauptsächlich, welche di« «»ntgsderger «kdr tzr» Kaiser«, die jetzt auch vom „Reichs- anzriger" mitgetheilt wird, in jedem Leser hervorrief: ersten- die Frage, wie wird da- führend« Organ der vom Kaiser so scharf getadelten und so rindring- l'.ch "mahnten preußischen Hvchrsnfervariven diese Mahnung aufnrhmeN, llnd »weiten- dir Frag«, welchen Sinn und welche Tragweite hat der Aufruf dt« Kaiser« zum Kampf für Religion, Sitte und Ordnung gttztn dir Partei«« de« Umstürze«? Auf die erst» Frag« liegt dir Antwort in der „Kreuz,eitnng" bereit« vor und lautet wirtlich: „Die Nrd«, Mit der S«. MasrstSt dn Kaiser t» Ksntgsbekg sein der Provinz Ostpreußen datgebrachte« „Hoch" «tngrleliel hak, gehört unstreitig»« den »rdentendsten latserltchen Kuud- gednnge». Man kann ihr Thema nicht kürzer zutreffend de» irichnea al» „der preußisch« «>,l und sein «et» hdltniß znm Mvnarchea". Dl» Ned« gliedert sich in j»ri klar von einander geschieden« Theiit. Im ersten unlerwlrst S«. Majrftüt da« Verhalten de« Adel» in der sängsten Ver» aangenhett rin« scharfen Krlttk» lm zweiten stellt er ihm dl« Aufgabe für dir aüchste Zukunft. Sr. Majesiitt beklagt r», daß aa« den ihm „»«bestehenden Kreisen de« Adels" seine „besten Absichten mißverstanden and znm Theii bekiinpkt" worden seien. Der Znsammrnhan, ergtebt, daß »er kaiserliche Nednek hierbei »Ir ablehnende Haltung nicht «Urin dt« Adel«, sondern drr V-vservattven überhaupt ,» der Handelsvertrag«»«»»!! der letzten vier Jage, im Aug« gehabt ya». TeltstversiSndllch hat S«. Majrstüt ihnen nicht etwa da« verfussuugsmittzig« Recht, oder bester — di» sittlich« Pflicht, g«setzgt»«r,sche Plün» »aöj ihrer gewissenhaften Ueberzrugnng ,» bekümpsen, »er- schrünke« Watten. Hat r» dach «»rtreter« de« Adel«, dir v entschiedene Gegner »er jüngsten Ftnaazersorin in Preußen oder der Landgemeinde»»»«««- waren» ödet »N «inem wenig paffenden Ort den gesammtta Liberalismus zur Oppastiian gegen da« auch van ihm unterzeichne»« «chulaesrtz anfrtrfen, nicht nur sein» kaiser liche Gaad« nicht entzogen, sondera fir ttotz alledem hoch geehrt, ««»halb bemerkt» au» aber Gr. Majrstüt die Gegnerschaft »es Adel« gqrn di« Handelsvertt^spalitik „«Ws beküiiiMerten Herzens"? Bereit» gestern d«»r» »Ir daraus hingewiesen, daß »r dies» Politik al« seine eigene im hervorstechenden Sinne de« Worte« betrachtete. Er ist nun, wie er selbst betont, wett davon entfernt, deshalb dem Adel den Mund zu verschließe», iondstn er sordert ihn ausdrücklich zu „vertrauensvoller Anisprücht" aus. Nicht gegen ihren Monarch,» kann sich jestml« die Oppvsttioü »er »»«gen ose, nicht- adlige» Eoitservaiivr» richten: da« »sr« in der Dtza» „ein Unding". Nur gegen die »erantwartttche« Diener der Krane erheben st» dann «H« Simm», wenn fl« von »ei Dch,»„chs»i» drr »an lenen »»»geschlagenen Maßregeln »ach MMffrnhafter Prüsna, übrrmng» st»»- Da, war ,n allen Yeti«, da» «bäht »ad »6 Pflicht gerade der trevrstea Uiitorktzavr» der Kürfltn. Nicht sowohl dt« ablehnende Haltung de« Adel» «säen dl» Handelsvertrag». Politik kaan da« laatrsviitrrlich« He», de« Monarchen in s» hohem Grad« dekümmer» haben, al« die Fvrm, in tze» stttz «etztfnch di«s« G»g««rsch»ft inßert«. Aa» da gilt es »sie, zg de» rinnen» dich diese hier »ad ß« selbst jene« Maß »dekschritte« hat, da» di« „Hitze d«tz Gtteitts" noch entschuldigen kann. »Ittding« ertiürtich wa« dies« auch voa uns beklagt« «rregnna »Mmerhm. Erkennt »och G», Majestst selbst die „schweeen «oegen^im »ollsten Maß, «.di» d«» Laadwirth bedrücken. Und bei aller LoyaUtst dürfe» wir wohl htazasügen: di« Art and Weis«, wie der Netchskanzle» ,»d ander» virautwartlichr DieNer de« Ksts«»» sich S««s«n ..Sorg«»- ,»,rn«b«r „rhieitrn, ßat nicht g rai« »a«N »«kg t ag n »t« K »ar« darützrr rnhig»« »nt «nH»»li«r ,n >,fl»l Es «aß »ns» türich sm» lwgrn, von Nmwm hier Wmag» », «Hede», G» Majestst chließt den ersten, sogen wirr» kurz heraus, strafenben Thril seiner Rede mit den hochherzigen Worten: „Als ausgelöscht be trachte ich Alles, was geschah". Ts ist »in schöne- Vorrecht des Fürsten, die Bergangenbeit in seinem Herzen auszulöichen. Nicht zum ersten Mai» hat unser kaiserlicher Herr davon Gebrauch gemacht. Wir nennru es ein „Vorrecht": denn wir anderen sind nur zu geneigt, in dem Bestreben, den politischen Gegner zu überzeugen, den Streit nickt «ialchlafra zu lassen. Um io ernster und nachdrücklicher sollten wir «nes versöhnende Wort Sr. Majestät auf uns wirken lassen. Gewiß, es ist kein bedingungsloses Sr. Majestät verlangt einmal den Verzicht aus die Kampsesiniltel drr „gewerbsmäßigen Oppositionsparteien". Wenn in dieser Hinsicht gefehlt worden ist, o freutn wir uns der Anerkennung aus dem kaiserlichen Mund«, daß der conservaiive Adel Preußens diese Mittel „mit Recht so ost bekämpft habe", und wir sind der festen Zuversicht, daß er auch fernerhin sich davon sret halten wird. Und dos um so mehr, als Se. Majestät ihn ferner direct zu „vertrauensvoller Aus- sprach «"ausfordrrt.Wirsindnichtgenügend unterrichtet, um entscheiden zu können, ob der konservative preußische Abel vo» diesem Mittel in der letzten Zeit keinen ehrfurchtsvollen Gebrauch gemacht ha«, ob er etwa m dem Irrlhum besangen gewesen ist, die „Thür" zur kaiserlichen Majestät steh« ihm nicht „allezeit offen". So ganz unerklärlich wäre dieser Jrnhum freilich nicht gewesen; denn wir erinnern uns nur zu wohl, baß, als man sich auS der Provinz Sachsen im Lause diese- Jahres direct an das Lhr Lr. Majestät wandte, di« Presse d«S Reichskanzler» die heftigsten Borwürfe gegen diesen Versuch richtete. Mit hoffnungssreudigem Herzen werden nunmehr aber alle Wünsche und Klagen vertrauens voll unserem kaiserliche» Herrn sich nahen dürfen: bringt er doch auch seinerseits im zweiten Theil seiner Rede dem preußischen Adel volles Vertrauen für die Zukunft und deren Ausgaben entgegen. Tr mahnt zu christlicher Hoffnung, die nicht i» fatalistischem Quietismus duldet, sondern da- von Sott gesandte Ge- chick zwar in Ergebung trägt, aber doch in fester Ent- chlossenhrit die durch unsere und anderer Menschen Schuld berbeigesührtrn schlimme» Verhältnisse zu bessern sich bemüht. Drr Ruf Sr. Majestät: „Auf zum Kampfe für Religion, für Sitte und Ordnung, gegen di« Parteien de« Umsturzes wird, davon sind wir überzeugt, nicht nur bei dem „Adel deutscher Nation", an den er sich zunächst richtete, willige Ohren finde», sondern alle treuen Unterthanen werden sich um diese« von kaiserlicher Hand erhobene Banner in hingebender Begeisterung schaare». „Ebrlos, wer seine» König verläßt" — das ist eine so ernste Mahnung an all« tu persönlicher Treue dem Monarchen ergebene Conservativen, daß sie niemals ungehürt verhalle» kann. Mag auch di» Vergangen- heit ihnen manche Seufzer abgerungen haben, mag auch die Gegen- wart noch so schwer aus ihnen lasten: ihr König wird an ihre Ehre nicht umsonst avpellirt haben." Dir hochcoaserdcktlv« Opposition gegen den Reichs» kanzler und »Udert „Verantwortliche Diener drr Krone" wird sich hiernach in der nächsten Zukunft von dem pap lernen Boden der Presse auf «inen andern Boden verpflanzen, auf dem maßvolle Form selbstverständlich ist. Ob diese Oppo sition in neuer Form Denen, welchen sie gilt, minder gefähr lich ist, al» dir bisherige, kann nian einstweilen unervrtrrt lasten. Die Hauptsache ist, dah dir ,Hreuzzeitung", die bisher gegen die Zuniuthung an die (!on>erva- tlvrn, an die Übrigen staaterhaltenden Parteien zur Bekämpfung drr Umstürzler sich aniuschließrn, mit allen Kr ästen sich wehrte, jetzt nicht nur keine Silbe mrhr gegen diese Zuniuthung hat, sondern ausdrücklich erklärt, dir hierauf bezügliche Mahnung de» Kaiser« werde „nicht nur bei dem Adel deutscher Nation willige Öhren 'indttt, sondern alle treuen Unterthanen werden ich um Vlesr« von kaiserlicher Hand erhobene ander in vingebender Begeisterung schaaren". Diese« Banner ist da« Cartel der Ordnungsparteien g«grn di» Elemente de« Umstürze«, und zu diesem «och vor wenigen Tagen von der „Kreuzzritung" verworfenen Cartel sagt heut« da« Organ der preußischen Hochconsrrvativen Ja und Amen. Um so «her wird man nun auch drr Lösung der zweiten rage, welch« Mittel die „verantwortlichen Diener der ..'rone* den Carjeljrarteien zur Belämpfung der Umstürzler in Vorschlag zu bringen gedenken, rntgegensehen dürfen. Daß der Kaiser nicht der Ansicht ist, der bloße Name eines Cartel« werde die vom Sdciali-mu« und Anarchismus drohind« Gefahr abwenden oder verringern, ist uns zweifellos Wenn Kaiser Wilhelm II. von „Kamps" redet, denkt er auch an Waffen. Daß er dir Schmieduiiß schärferer Wasten für nöthig hält und gerade um diese« Schmiedung willen die staat«haltenden Parteien zur Sammlung ruft, ist daher auch die in der Presse vorwiegende Ansicht. So schreibt heute die „Nät.-Lib. Cvrr.": ,,4er in der Königsberg» Red« »gangen« Aufruf de« Kaiser« zum Kampfe fürReltgion, Sitte «nd Ordnung gegen die Parteien de» Umstürze» wird in erst» Linie ai« die Ankündigung einer entschlossenen thatkräftigen Ab wehr der gegen unsere Staat», und Gesellschaft« ordnnng gerichteten zerstörenden Bestrebungen auszu fassen sein. Ohne Zwei,ei wird di« groß« Mehrheit des deub ,chen Volks diel» «nkünbi-nng ihre »olle Zustimmung geben Eineenergische Unierdrückung drr die öffentlicheOrdnung »ntnwllhienden Umsturzbewrgung würde heutzutage den veisall der weitesten Schichten des Vürgerihum« finden. Dt« politischen Schiummerköpfe, die, auch wenn unser« ganze Weltordnung durch roh« Gewalten in Trümmer geschlagen wird, immer noch nur dir abgedroschenen Phrasen von Freiheit, Humanität, Kamps mit geistigen Waffen umhertragen, werden m unsrrm Volt immer seltener; sie sind eigentlich nur noch in etlichen fortschrittlichen Rrdactionsstuben und ihrrm engen Lesepublicum vorhanden. Verechligt« freiheitliche Bestrebungen tastet Niemand an; gegen solche versuch« sin» in einem Reiche, welche» das ungeheure Wagniß des allgemeinen gleichen Wnhlrechis unternommen, hin- länalich feste Bürgschaften gegeben. Aber wer sich außerhalb unserer Rechts- und Staatsordnung stellt, wer derselben offen den Krieg »klär», wer zu Aufruhr, Gewalt und Rechttbruch oufrus»; gegen den Hut der Staat «ine Pflicht der Rolhwehr «nd Selbsterhaltung. Die gegenwärtigen Volksvertreter mögen vielleicht wirksame Waffen inr Abwehr der Umsiurzbestrrbungen noch versagen, im Volke peak» man ab» nüchterner, realpolitischer und naturalistisch». Ein Reichstag, der dem Staat die Mittel versagt, deren er zur Au rrchterhnltung de» «ffentlichrn Ordnung bedors, könnt« doch vielleicht einen anders gesinnten Nachfolger »halten." Jkdrnfall« ßnhen die Worte de« Kaiser« den parla ««»tarischrn, den Eartelbodrn für die Sckärfung der »rsetzlichen Äaffr« ebenen Helsen; an den „verantwort lichrri Ditnrrii drr Krone" ist e« jetzt, den vapiernen Boden akademischer Erörterungen über die Zweckmäßigkeit dltsrt und jtNtr Maßregel zu verlassen und an die Au« atbriiung von Vorlagen zu gehen, bei deren Derathnng die Kraft de« Cartel« ihr« Probt zu bestehen hat. In Batzen« scheint an maßgebender Stelle bereit« ein anderer Wu d zu wehen, al« vor der Rede des Kaisers. >>ielt man eS dort noch vor einigen Tage» für opportun, zu versickern, daß man eine reick-gesetzliche Regelung de« BerciiiS- und LersammlunaSwesen« weder für noth- wendig, noch nützlich halte, so tyut man jetzt kund und zu wissen nicht nur, warum man eine solche Maßregel ablehnt, andern auck.wozu man gern die Hand bieten würde, um die Umslurzbrwcgungtn zu bekämpfen. ES heißt nämlich in der schon telegraphisch skizzirten bochosficiösen Kundgebung: „Ta- bayerische Gesetz (über daS Vereins- und Versammlung«, wesen) hat sich die 44 Jahre seine« Bestehen» für die Regierungs interessen so gut bewährt, daß vom Standpunkte dieser kaum etwas Bessere-, Neueres zu »hoffen sein möchte. Die Besugniß det Aushebung und Auslösung von Versammlungen wegen „Borträgen, Anträgen oder Vorschlägen, mittels welcher zu Äesetzesverletzungen aufgesordert oder aufgereizt wird" (Art. 8 und 10), dann die Besug- niß zur Schließung von Vereinen, wenn dieselben u. A. „die religiösen, ittlichen, gesellschaftlichen Grundlagen des Staates zu untergraben droben, oder wen» ihr« Zwecke und ihr» Beschlüsse den Stras- «setzen zuwiderlausen", erscheint wie bisher auch in weite Zu» unst al» ausreichend, um gemeingefährlichen Ausschreitungen inner halb dcS Vereins- und BersaminlmigSwesenS vorzubeugen. Und was die zwischen der locialdemokratiscke» Partei und der Regierung bestehende Tireilsrage anbelangt, ob Frauen und Minderjährtge von Bersainnilungen und nicht nur von politischen Vereinen ferne zu ballen sind, so glaubt die Regierung, wenn das notwendig würde, diele Frage dadurch au« der Welt bringen zu könne», daß eventuell der Weg der Geseyesinlerpretatlon in Anspruch genommen wird. Wenn nun auch, wie wir bestätigen können, die bayerische Regierung einer reichsgesetzlichen Regelung de- BereinS- u»d versaininiungswesens aus i»nerpolitischen Gründe» nicht »stimme» würde, so wäre sie, wie un» von «inaewrlhl» -eile versichert wird, keineswegs abgeneigt, Abände rungen sowohl preßgesetzlicher Bestimmungen und von Bestimmungen de» Reichsstrasgesetzbuche« (es dürste» bi» Insbesondere Z. I Ziffer 3 de« ReichspreßgesetzeS, dann die 8ß. 85, 85, IN, 130 und 184 de- Reichsstrasjlesetzbuche« ln Frage stehen, insbesondere der 8. 130 de« Reichsstrasgeictzbuche«, weil die öffent liche Anreizung zu „Gewaitthällgkeiten" in gewissen Fällen nicht als ausreichend erachiet wird zur Strasverfolgung) zuzusiiinmen, gleichwie auch der Abänderung einiger Bestimmungen der Reichs» Gewerbe.Ordnung im Hinblick aus da» Boykott- Unwesen. Tinen Anlaß, nach der einen oder andern Richtung hin Stellung zu nehmen, hat die bayerische Regierung jedoch bislang nicht erhalten." Bayern harrt also jetzt einer Anregung zur Ab änderung preß- und strafrechtlicher, sowie einiger Bestimmungen der Gewerbeordnung. Es sollt« un» nicht wandern, wenn in den nächsten Tagen auch auS anderen deutschen Staaten gemeldet würde, daß man dort ähnlicher Anregungen harre. Wenn man auch wußte, daß CriSpi einem itio<lu» viromll zwischen der italtentsche» Regierung und dem Vatikan zrundsätzlich durchaus nicht abgeneigt ist, so war man anderer- cilS nicht ohne Grund der Ueberzcuaiina, daß der Papst nur gegen dir Rückgabe seines weltlichen Besitze« zu versöhnlichem Entgegenkommen zu bewegen sein werde. Deshalb kommt die Meldung, daß trotz der Annäherung, die sich zwiscken dem Batican und Frankreich vollzogen hat, Leo Xlll. gerade den Italienern in Afrika, woselbst Eardiual Laviaerie bei Leb zeiten sranzösischen Einfluß in katholische» Angelegenheiten ai de» ausschließlich maßgebenden begründet zu haben glaubte, ein bedeutsames Eingrständniß gemacht hat, etwas über raschend. Bekanntlich hat ein päpstliches Breve di« eon- gregmio äs propagancka üä« ermächtigt, in Erythräa eine von der französischen (nicht, wie c« ursprünglich irrthümlich hieß, italienischen) unabhängige apostolische Präfectur mit dem Sitz in Keren und der Juri-dictidn über alle nach dem letzten «nglisch- italienischen Abkomme» der italienischen Schutzherrschaft unterworfenen Gebiete zu errichten. ES braucht nur daran erinnert zu werden, welch' schlechten Eindruck vor einigen Jahren die von der Propaganda angcorduet« Entfernuni der italienischen Kapuziner auS Tunis in ganz Italien machte. Um zu begreifen, welchen Werth die Regierung auf die Unabhängigkeit der genannten italienischen Ein flußsphäre von einein französischen Priorate legen muß. Ma die italienische Regierung betrifft, so hat sie in so fern eine werlhvollr Concrsfion gemacht, als sie den Erzbischöfen von Mailand und Bologna und den Bischöfen von Arezzo, Parma und Srgni da» Erequalur rrtheilt und so dir Besetzung dieser verwaisten Bischofssitze ermöglicht hat. Auch die Frage de« Patronat-recht« hinsichtlich beS Patriarchen- sluhl« von Brnedig bot Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten die nunmehr durch die Ernennung de- Cardinal« «arto kraft königlichen Patronate« in einer beide Theilc befriedigende» Weise ihre Erledigung gefunden haben. Ohne die polilisckr Bedeutung diese« Abkommen- zu Übertreiben, »ins hcrvorgehobrn werden, daß e« da« erste ist, welchei seit t866 zwischen dem Batican und dem König reiche Italien avgeschlossen wurde. Bis zu einer völliarn AuSsohnuna zwischen König und Papst ist e< freilich noch unendlich weit, sie kann erst erfolgen, wenn da» „tirche» räuberische" Italien das Patrimonium I'etri wieder heraus giebt. Daran ist nun nicht zu denke», aber Leo XHl >agt nun einmal diesem Phantom nach, und auf dem Weg »um Ziele ist ihm da« jetzige Compromiß offenbar dir ersti Etappe. Wa« aber wird man in Frankreich daju sagen, das der Papst die durch allerlei Ranke der französischen Diplo matie und de« Cardinal- Lavigerie au« Afrika verdrängten Italien freundlichen Kapuziner wieder zu Ehren kommen und sie die Verwaltung der rrylhräischen Präfectur über nehmen läßt? Die Führer der «ngltfchen Trade-Uttion« haben mit ihrer Forderung de« obligatorischen achtstündigen Arbei tS- tage« für alle Gewerbe ohne Unterschied bei der öffentliche» Meinung he« Lande« sehr wenig Glück. Man wirst ihnen vor, baß ihr verlangen weder von Rücksichtnahme auf die wahren Jltteressen der Arbeiter, noch auf die gegenwärtige bedrängte Lage de« nationalen Erwerbsleben« zeuge, son dern einzig und allein agitatorische Zweckt verfolge Da» wahre Interesse de« englischen Arbeiter« hat mit der schablonenmäßigen Behandlung de« Problem« der täglichen Arbrit-daner nicht« zu schaffen. Für einige Gewerbe mag ja di« Tage«leislung durch Verkürzung der Arbeit-zeit vielleicht keinen Abbruch erleiden; denen steht aber ein« Menge anderer BerufSzweige gegenüber» wo die Einbringung der in Abgang kommenden Arbeitsfrist durch entsprechende Erhöhung drr Intensität der Arbeitsleistung so ipso ausgeschlossen erscheint. Hier würden also die Arbeiter, wenn je dir Forderung de- allgemeinen Achtstunden tages in Erfüllung ginge, von einem verhältniß- mäßizen Ausfall am Arbeitslohn betroffen werden, und davon will selbstverständlich Niemand etwa« wisse». Ursprünglich hatte der betreffende Antrag auch nur daS Bäckcrgewcrbe in« Auge gefaßt, aber da« genügte den agita- tvrischen Heißspornen nicht. Sie mußten etwa« Besondere« haben, ei» Scklagwvrt für den urtbrilSlosen Haufen, und so chmuggellc» sie ein Amendement hinein, welche« den obliga torische» allgemeinen Achtstundentag formulirte. E« ist den Führern ja nicht unbekannt, daß unter den gelernten Arbeitern, welche durchschnittlich auf einem höheren intellectuellen und Bildungsniveau stehen al« der social- demokratische Mob drr großen Städte, gegen die summarische Forderung dcS allgemeinen achtstündigen Arbcit-tageS tarke Opposition besteht; deshalb gebrauchen sie auch die Vorsicht, die Verwirklichung ihrer Forderung mit dem allgemeine» Umstürze der bestehenden Verhältnisse zu ver quicke». Seine wahren Segnungen kann nach der social demokratischen Legende der Achtstundentag — wenn er dann nicht gleich eine weitere Verkürzung auf 7, 6 Stunden und so iort mit Grazie nll libitum erleidet — erst im socialtemokratischen ZukunstSstaalc entwickeln, wo überhaupt alle Uedcl, mit denen die kapitalistische, „planlos in« Blaue hinein producirende" Gegenwart kämpft, in Wegfall kommen werden. Vom allgemeinen Achtstundentage spricht man, und die industrielle wie die ociale Revolution meint man. Wenn inzwischen die Ver hältnisse der arbeitenden Bevölkerung Englands noch weiter de» Krebsgang gehen — um so bester sür dir Aussichten der Agitation. An den streikenden schottischen Bergleuten hat man ein Beispiel sür die von den Hetzern beliebte Behand lung der Arbeiterinteressen. Die Streikenden mögen von Roth und Elend zu Bcrzweiflung und Gewaltthat getrieben werden — es wird darum doch fortgestrrikl» di« Eisendabnc» erleiden große Frachtaussälle. die Jiidustriezweigk, welche auf den ver brauch schottischer Kohlen angewiesen sind, arbeiten immer chwersälliger, bis sie schließlich ihre Thätigkeit, wenigsten« heiiweise, suSpendirrn müssen — der Agitator reibt sich chniunzelnd die Hände. Er steht außerhalb der tirecten Schußlinie, aber seine Dispositionen erreichen di« beabsich tigten Ersotgr, e« Werken immer mehr Arbeiter mit Hak und Verbitterung gegen di« herrschenden Claffen und Zustände erfüllt und Helsen die CadrrS der socialrevolutionairen Pro- letaricrhorden verstärken. Das ist der gegenwärtig hervor- iechendstc Charaklerzug der englischen Arbeiterbewegung. Nach de» letzten über die Operationen auf dem ostaflüktsche» KrieaSschauvlatz auS Yokohama und Shanghai ein- zetrosfr»en Telegrammen ist eS endlich, die Wahrheit dieser Nilthcilungen vorausgesetzt, möglich, die Kriegslage zu er kennen und zu beurlheile». Die Depesche aus Nokovama, also a»S japanischer Quelle, »leidet, daß Marschall Baiiiagata nach Korea abzereist ist, ui» dort den Oberbefehl über die auf tOsiOOO Mann zu erhöhende OecUpatlonS-A»»ice zu über nehme». Dasselbe Telegramm enthält die weitere Mittheilung, daß Ina» in Zjokobama glaube, eS würden Vorbereitungen siieinem Angriffe aus Peking getroffen. Diese letztere Meldung findet gewissermaßen eine Ergänzung in einer auS Shanghai, also aus China, stammende» Depesche, welche besagt, die Japaner hätten, um eine OperalionSbasiS zu gewinnen, eine Insel in der Svc!ely-Dai, vierzig englische Meilen von Port Arthur und asi der Zufahrt Nach Port Adam- gelegen, besetzt. Die japanische Flotte wäre nach Japan rurückgekeyrt, ui» neue Trnppen zu hole». A»S diese» Mittheilungen würde sich ergeben, daß die Japaner ganz rationell Vorgehen. Alle«, wa« bisher in Korea geschehen ist, galt, wenigstens auf japanischer Seite, der Vorbereitung de« Kampfe«. Die Japaner haben sich in Söul und Chentulpo festgesetzt und verschanzt und dort nicht nur eine große Truppenmacht an- gesa»iniet>, sondern auch eine Kriegsbasis für te» Kamps in .Korea geschaffen. Die Gefechte bei Pjöng jang, Tschnng-Wa und Hwang isju am 17., 18. und 18. August wären dann ganz bedeutungslos gewesen und von den Japanern nur gcliesert worden, um die auS der Mandschurei vorrückenden Chinesen so lange al« möglich auszuhalten »nd den aus Japan nach Chentulpo und Söul bestimmte» Slreitkräflcn die Landung zu ermöglichen. Fit» diese Annahisie spricht auch die Thatsache, daß die Chinesen trotz der Siege, die sie bei den genannten drei Ortschaften errungen haben Wollen, heute, also nach drei Wochen, noch immer nicht bi« Söul vor- gedtungen sind, da» nur LOO Kilometer von Psöng-jang ent sernt ist, und daß sic weitere Angriffe a'»f die Positionen ver Japaner nicht unternommen habe». Jetzt dürfte die entscheidende Actio» aber kaum mehr lange aus sich warte» lassen, denn wenn dir Japaner alle ihre Strritkrafte in Korea vereinigt haben, worauf der Umstand deutet, daß der Ober befehlshaber Marschall Ikjamagala sich bahin begeben bat, so muß ibr Bestreben dahin gehen, die Chinesen »u schlagen, bevor noch alle aus der Mandschurei tzeranrückenben Ver stärkungen bei Pjöng-jang ringrtroffen sind. Gleichsam eine Ergänzung zu den japanischen Vorbereitungen in und um Söul bildet die Besetzung einer Insel in drr Society-Buckt. In der Hoffnung, daß e« dem Marschatt Untagaia gelingen werde, die Cbinesen vor Söul n> schlagen und au« Korea zu vertreibe», wolle» die Japaner inte» Aociely-Bucht einrZwischenbasi« errichte»,von »vo sie. Dank der Urberlegrnbeit ihrer Flotte, im Stand Ware >, dieTak» FortS an derPeiho-Müiidunganzugreisen undTien Tsin und Peking zu bedrohen. Durch da« Einbringen der in Korea siegreich gewesen«!» Armee de« MarschallS ^janiagata in die südöstliche Mandschurei könnte die Operation eines LandungS- corps gegen Peking wesentlich unterstützt werden. Wenn der Krieg-plan der Japaner diesen Andeutungen entspricht, so kann man nur sagen, daß derselbe aus dt» Gruntsätzen moderner Strategie aufgebaut ist. Man Muß eS aber be zweifeln, daß die Japaner diesen Plan werden auSsllbren können. Angesicht« drr kolossalen Menschenmaffen, die C^ina einer Invasion entgegensetzen würde, kann wobt kaum an genommen werden, daß es den Generalen de« Mikado ge linge» könnte» den Spaziergang nach Peking zu verwirklichen.
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