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Sächsische Dorfzeitung : 20.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189907203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990720
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-20
- Monat1899-07
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 20.07.1899
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Uxptd. u. Redaktion r»e4»t«.Rtusta»t L Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Ttcnftag, r»nnerstag und eonnavcnd früh. Atsniiement»- Preis: Vierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «nstallen und durch unsere Boten. Ori freier Lieferung ins Haus erhebt die Pos! noch eine Ge bühr von 25 Pf. älhsislhe Docheitung. Liir unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden biS Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die I spalt. Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten» AnnahmeftcHen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. f. w. Donnerstag, dm 2ü. Juli 1899 61. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutfede- -keied. Durch ein Versehen war s. Z. im 5. württembergischen Reichstagswahlkreise Eßlingen-Kirchheim —Nürtingen —Urach der demo kratische Kandidat Brodbeck mit dem nationallrberalen Kandidaten v. Geß in die Stichwahl gekommen, während in Wahrheit zwischen Socialdemokratie und National» liberalen Stichwahl hätte stattfinden sollen. DaS Etimmenergebniß war nemlich in Wirklichkeit folgen des: v. Geß 7353, Schlegel (Soc.) 5257, Brodbek 6253 Stimmen. Die Ersatzwahl findet nun, nachdem Brodbek von selbst zurückgetreten, demnächst statt. Die Eocialdrmokraten haben wieder den Wirth Schlegel ausgestellt; die Volkspartei scheint sich auf den früheren Lbg. Galler einigen zu wollen. Die Nationalliberalen haben in einer am Sonntag in Plochingen veranstalteten, fehl stark besuchten Versammlung von Vertrauens, männern wiederum den Landtagsabgeordneten Reichs- gerichtSrath a. D. v. Geß als Kandidaten ausgestellt. Wie die Verhältnisse liegen, wird cS zweifellos zur ktichwahl zwischen Nationalliberalen und Socialdemo kraten kommen. Ob dann die dem Landvolke ange. HSrenden Demokraten für den SocialtSmuS zu haben sein werden, ist immerhin noch die Frage. Bei den Landtagswahlen in Baiern, die am Montag stattfanden und zwar bei der Hauptwahl wr zweiten Kammer, erhielten von insgesammt 159 Mandaten das Centrum 83, die Liberalen 45, die konservativen 4, der Bauernbund mit seinen ver» schiedenen Schattirungen (südbaterische 6, unter fränkische 2, mittelsränkische 5) zusammen 13, die Kocialdemokraten 11, die Demokraten 1 Mandat, außerdem wurden 2 Wilde gewählt. Infolge des zwischen Centrum und Socialdemokraten abgeschloffenen LahlkompromisseS wurden im Wahlkreise München I 3 Socialisten und 2 Mitglieder deS Centrums gewählt. In München II wurde der Socialist v. Vollmar ein stimmig wiedergewählt. Auch in der Pfalz, im Wahlkreise Ludwigshafen-Speier, blieb dieses merk- würdige Kartell, dieser „klerikal-socialistische Mischmasch", Vie manche Blätter sagen, siegreich; dort wurden 2 Socialisten und 2 Klerikale gewählt und zwar die Socialisten Ehrhardt und Huber und die Klerikalen Domkapitular Zimmern in Speier und vr. Sieben in Deidesheim. Zu den Schwierigkeiten der neuen Hand werksorganisation gehören abgesehen von anderen darüber verlautbarten Bedenken die Begriffsbestim mungen von verwandten Gewerben, die zu einer Innung zusammengefaßt werden können und von Fa. Aeuilleton. Die Sünden der Väter. Roman von Osterloh. sNachdruck verboten.) (8. Fortsetzung.) „Da hört doch Alles auf", staunte Bergmann, war das erste Mal, daß Olaf sich zurückhielt. »Ich spiele nicht, weil ich so sehr solide bin", Mte Müller wieder und zog ein Goldstück au- seiner Mse." „So hoch haben wir doch noch nie angefangen", »einte Bergmann bedenklich. „So thun wn'S heute." „Woso?" fragte Schaufler wieder im tiefsten Laß und alle Drei lachten. Müller hatte gewonnen und erhöhte seine Einsätze. „Wissen Sie, daß dem das Wasser an der Kehle steht?" flüsterte Mtlow Olaf zu. „Ein paarmal hunderttausend Mark Schulden und der Alte zahlt licht mehr." Olaf überrieselte eS kalt. „Warum nicht!" „Kann wahrscheinlich nicht mehr. Ist schon ost «»gesprungen. Auch das größte Vermögen kann zur Neige gehen — auf die Weife." Müller hatte eS toll getrieben, Olaf wußte daS; »ter der Alte war ja fo reich. Und nun doch fertig zevorden! Daher düse wilden Redensarten, diese- usgeregte Benehmen! Nicht Trunkenheit, Verzweiflung brik und Handwerk, da der fabrikmäßige Betrieb von der Organisation ausgeschlossen blcibt. In dieser letzteren Beziehung wird jetzt folgende ganz richtige, aber nicht eben ermuthizende Betrachtung aufgeworfen: Vereinzelte Schwierigkeiten, die sich bei der HandwerkS- orgarisation insofern gezeigt haben, als nicht überall auf den ersten Blick eine feste Grenze zwischen hand werksmäßigen und industriellen Betrieben gezogen wer den konnte, haben einzelne Handwerkt kreise bewogen, die Frage zu erörtern, ob nicht die zuständigen Stellen zu einer gesetzlichen Unterscheidung der Begriffe „Hand werk" und „Fabrik" zu bewegen sein könnten. Es ist nicht onzunehmen, daß diese Bestrebungen Erfolg haben werden. Hätten die gesetzgebenden Faktoren eine dahin gehende Absicht gehabt, so würde die passendste Ge legenheit sich bei der Schaffung deS Handwerksorgani, sationsgesetzeS im Jahre 1897 geboten haben. Man nahm aber damals von einer solchen Unterscheidung Abstand, weil man die Schwierigkeiten, die sich aus der endgiltigen Abgrenzung ergeben könnten, für größer hielt als diejenigen, welche aus Mangel einer solchen Definition sich in der Praxis herausstellen würden und herausgestellt haben. Im Uebrigen hat das höchste Gericht bereits eine solche Grenze gezogen, indem eS dabei das Kriterium der ArbeitStheilung heranzog. Im UnfalloerficherungSgesetz ist bekanntlich eine Unter scheidung nach der Arbeiterzahl und der Verwendung von Maschinen u. s. w. getroffen. ES sind also durch Urtheil oder Gesetz festgelegte Kriterien bereit- vor» Händen. Daß sich die gesetzgebenden Faktoren aber zu einem besonderen Gesetzgebungsakte wegen dieser Spe» cialsrage verstehen sollten, ist umsoweniger anzunehmen, als die paffende Gelegenheit dazu bereits ungenutzt vorübergegangen ist. Ein charakteristisches Beispiel dafür, wie allent halben der deutsche Kaufmann den englischen zu- rückdrängt, sogar in den Kolonien Großbritanniens selbst, giebt die Entwickelung unseres Handels mit Ceylon im letzten Jahrzehnt. Die „Centralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen" berechnet nach englischen Quellen folgende Ziffern. ES betrug die Einfuhr v. Deutschland n. Ceylon v. Ceylon n. Deutschland 1890/92 357,804 RupeeS 1,682 750 RupeeS 1893'95 476,664 „ 2,085,723 „ 1896/98 1,556,617 „ 2,664,233 „ Der deutsche Schiffsverkehr in Kola»ambu (Colombo), dem Haupthafen der Insel, zeigt folgendes Bild: Anzahl Tonnengehalt 1890/92 29 77,339 189395 26 79,574 1896/98 33 111,338 Oefterr. Ungar Monarchie. Schon seit geraumer Zeit isi den Czech en auch in Wien der Kamm derart geschwollen, daß sie die Hauptstadt der Monarchie am liebsten al- czechischr- Gemeinwesen in Anspruch nehmen möchten und stets über Vergewaltigung klagen, wenn ihnen von Zeit zu Zeit fühlbar gemacht wird, daß Wien vorläufig noch eine deutsche Stadt ist. deren Verwaltung und Einwohnerschaft für rein czechische Bestrebungen durchaus nicht zu haben find. Nun hatten am Sonnabend und Sonntag die czechischen Sokol-Vereine (Turnvereine) demonstrative Festlichkeiten angesagt und zwar au- Anlaß deS zehnjährigen Be stehen- des SokolvereinS „Fügner", bci denen bewiesen werden sollte, daß die Czechen auch in Wien das Recht hätten, öffentlich mit ihrm nationalen Abzeichen zu demonstriren. Die Polizei war zwar von deutsch nationaler Seite und auch von der christlich-socialen, ersucht worden, die Feste zu verbieten, hatte sich aber nicht darauf eingelassen, da die Versammlungen „im geschlossenen Lokale" stattfinden sollten und hatte vor Gegendemonstrationen gewarnt. Solche haben aber, hauptsächlich von der Studentenschaft, statlgesunden; eS wird darüber gemeldet: Die SokoUsten hielten am Sonnabend im Stahlener Saal zu Hernals ihre Gründungsfeier, wozu sie in czechisch-nationaler Turnertracht mit rothen Hemden, verschnürten Jacken, Mützen mit Falkenfevern und slavischen Abreichen und Fahnen aufzogen, um ihre Berechtigung zu öffentlichem Auftreten in Wien demonstrativ kundzugeben. Da den deutschen Studenten in Prag da- öffentliche Erscheinen mit deutschen nationalen Abzeichen von den Czechen verwehrt worden, beschlossen die Wiener deutschen Studenten, da- czechische Fest zu verhindern. Sie sammelten sich in Hernal- in der Hauptstraße, be setzten die umliegenden Gasthäuser und GasthauSgürtcn und hielten die Wagen der Czechen an, wobei eS zu Schlägereien kam. Aber die Polizei räumte die Straßen und umgab den Festsaal mit einem Kordon. So wurde da- Czechenscst unter polizeilichem Schutze ab gehalten. Viele deutsche Studenten wurden verhaftet. Die Demonstrationen dauerten bis nach Mitternacht. In der Nacht vom Sonntag zum Montag wiederholten sich die Kundgebungen. In einem Gasthause hatten sich etwa 300 Studenten zu einer Kneiperei versammelt. Als sie nach einiger Zeit die „Wacht am Rhein" an. stimmten, wurden sie von einem Polizeikommissar zur Ruhe aufgefordert; die Studenten verließen darauf daS Lokal und demonstrirten auf der Straße durch Rufe. Die Sicherheit-wache zerstreute die Ansamm lung, ohne daß eS zu Zusammenstößen kam; Ver haftungen wurden nicht vorgenommen. — Die Meldung einiger Blätter von schweren Verwundungen mehrerer vielleicht. Daher diese tollen Einsätze; ein letzter wahn witziger Versuch, sich zu retten, sei eS auch nur auf ! Tage. Und eS schien ihm zu gelingen. Wie gierig er die Goldstücke einstrich, die das Glück ihm heute in den Schooß warf; seine Augen funkelten wie die , rineS beutegierigen Tiger-. Der kleine BarseScu war ganz bleich geworden und lachte nicht mehr. Schaufler langte phlegmatisch ein Goldstück nach dem andern auS der Tasche, viel ! zu langsam für die zitternde Hast deS Gewinners. Er wußte, wie weit er gehen konnte und wollte und machte sich nichts daraus, mittendrin auszuhören. Dort neben Bergmann hatte Olaf sonst gesessen, vielleicht auch mit so erhitztem Gesicht wie Müller, mit so stechenden Augen wie Bergmann. Ein sonderbares Vergnügen! Sie sprachen fast nicht wehr, nur daS, waS zum Spiele gehörte und lachten nicht einmal mehr über daS stereotype „Woso" de- ticken Schaufler. Wie anders sich eine Scene aus- nimmt, wenn man Mitspieler, wie ander-, wenn man Zuschauer ist! Olaf wandte sich ab, um mit Milow zu sprechen. Der unterhielt sich unterdeß mit der Kellnerin und flüsterte ihr Zoten ins Ohr. So setzte er sich an da- Ende deS Tisches und starrte in sein GlaS Bier. Er wollte trinken, aber ein Gefühl phy sischen Ekels schnürte ihm die Kehle zu. Ohne den Andern Lebewohl zu sagen, legte er den Betrag der Zrche neben sein GlaS, nahm den Hut und ging. Wohin? Tie Straßen waren menschenleer. Mitternacht war längst vorüber. Eine kühle, frische ' Luft strich ihm ins Gesicht. Wie auS tiefem Schlafe erwackend, fuhr er sich über die Augen. Kam ihm doch Alle-, waS er in den letzten Stunden erlebt hatte, wie ein Traum vor, fo fern, so unwirklich, daß er sich nicht einmal daS bittre, schmerzliche Gefühl voll vergegenwärtigen konnte, daS die Nachricht von dem Zusammenbruch seiner ganzen Existenz in ihm wachgerufen hatte. Und dann gleichfalls, wie da- Gaukelspiel eines Traumes, daS Bild feine- bisherigen Lebens. Die Freunde alle so schaal, so hohl, fo kern faul im innersten Marke. Und Müller, am Vorabend einer Katastrophe, vielleicht den geladenen Revolver in der Tasche, noch einmal alle Genüsse im Fluge durchkostend. — War da- nicht auch seine Absicht ge wesen? Und wie widerlich war ihm da- Spiegelbild seiner selbst erschienen. Im planlosen Hin- und Herlaufen war er an die Promenade gekommen, die im Osten wie ein großer Garten die Stadt begrenzt. Am Horizont zeigte sich schon ein schmaler gelber Streifen. Ein paar Bögelchen, zeitiger als die andern auS der Ruhe erwacht, begannen ein rückfichtSlose- Geschwätz. Bald weckten sie andere; immer lauter wurde die Unterhaltung der Hellen, piepsenden Sümm chen und immer breiter wurde der gelbe Streif rar Osten. Olaf fröstelte. Er erhob sich von der Bank, auf der er gesessen hatte und lies eilenden Schritte- heim. Dort warf er die thaufeuchten Kleider ab, legte sich in- Bett und schlief so fest, daß er erst am Mlttag erwachte. Gegen Al^end kam Mckow zu ihm. „Wissen Sie schon?"
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