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Dresdner Journal : 22.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-22
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1882
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W18 LbouuvwvuUipf«!»: I» U»»«» ^SkrUakr . . 1» Ll»rk ^Mrllokr 4 KO kt. LiaxIool^iULmoro: lü ?k. ä«<t»vt»cd«o kioiods« tritt?c»t- »ad 8tmop«i»a»edi»s kür äm» I!»ruo «msr ^vTitsnsv k»tit»«i1e « ?5. vutor „Lia^siutä?' cli« Lsil« »0 kk. S« 1^d«U«»- usä 2iSsru»»t» bv gß XnkokI»^ Lr»ed«1»«v: l^liot» out Xo»a»iuos ä«r 8000- oock koisrttz« Xbevä» kür äso kolKorutso Sonntag, den 22. Januar. 1882. AresdnerHonrnal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. l»»«r»t«o»ouollwe »u»»ürttr LttpttU: F> Lr»MÜt«tt«r, 6oioioi«joaür U« vnsxiosr aoariuU»; L»»doiU->«rUo-Vl«» -I—l->r—l»> kr»»kttrt «. ».: L po-iee; I«rUo-Vtt»-S»MdvU kr»U-L«tD»lU »r«ot^Ilrr ». N. »üo«k«: Lui Lto««,' S«rUo: S. Lor^icä, »r,«« :L Sc/itmU«,' >r—1»u: F üür»»o; »r»»ttlrt ». H.! L öueUtutLcUooz; Sdrllt,: v. LtM«r/ Loooovrrv. Leka«!«', kort» >«1t»-rr»oL5iirt «. ». Demke ck Oo., L»»d«r,: He»ct-an, F«i Stemee. ll«r»»,U«ber: Lümzl. L»p«1itioo äv» Vrvxiovr ^oorool», Or«ä«ll, Lviu^sretnu«« tio. LV. Ämtlicher Theil. Dretde«, 2V. Januar. Se. Majestät der König haben den Major z. D. Leo Arthur Freiherrn von Künneritz allhier und den Rittmeister z. D. Rudolph von Bünau auf Bischheim auf ihr unterthänigsteS Ansuchen zu Kammerherren Allergnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 19. Januar. Se. Königl. Majestät haben dem in den Ruhestand getretenen ersten Gerichts« schreiber bei dem OberlandeSgericht, TommissionSrath MagnuS Wilhelm Herold, daS Ritterkreuz II. Llaffe vom AlbrechtSorden zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben den Appellation»- gerichtSpräsidenten, Senatspräsidenten im Oberlande»- gericht Eduard Ferdinand Noßky zum Mitgliede deS LompetenzgerichtShof» zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitnvgSschau. (Presie.) LageSgeschichte. (Berlin. München. Lübeck. Wien. Prag. Paris. Rom. London. Sofia.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Erste Beilage. NeichStagSverbandlungen. (Sitzung vom 20. Januar.) Die Dresdner Ehocoladevindustrie. Provivzialnachrichtev. (Schellenberg.) Zweite Beilage. BSrseuaachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 2V. Januar, AbendS. (Tel. d. Boh.) Wegen der heute erfolgten Beschlagnahme deS „Wiener Extrablatt", der „Deutschen Zei tung", „Presse", „Kremdenblatt" und „Tagblatt" soll eventuell der Justizminister im Abgeordueteu- bause iaterpellirt werden. Die Beschlagnahme er folgte wegen der von vr. Kopp in der vereinigten Linken vor der heutigen Plenarsitzung deS Abge ordnetenhauses (vgl. unter „TageSgeschichte") gehal tenen Antrittsrede. AuS Linz, Salzburg, Troppau, Kremfier und Znaim liegen Meldungen vor, daß die Reservisten der in Süddalmatien und der Herzegowina be findlichen Truppen einberufen wurden. Graz, Freitag, 20. Januar, AbendS. (Torr.- Bur.) Die heutige Feier deS 100. Geburtstage- deS Erzherzog» Johann gestaltete sich zu einer glänzenden patriotischen Kundgebung. Zur Er innerung an die Feier wurde von Seiten der gräflich Merav'schen Familie und der landwirth- schastlichen Gesellschaft eine namhafte Stiftung zu landwirthschaftlichen Zwecken errichtet. (Vgl. die „TageSgeschichte" unter Wien.) Rom, Freitag, 20. Januar, AbendS. (W.T B ) Die Deputirteukammer hat heute in dringlicher Berathung sämmtliche Artikel deS Wahlreform- entwurfS in der vom Senat beschlossenen Fassung angenommen. Die Abstimmung über den ganzen Gesetzentwurf erfolgt morgen. St. Petersburg, Sonnabend, 21. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „RegieruugS-Anzriger" veröffentlicht eine Verfügung de» Ministers deS Innern, welche die Zeitung „Porjadok" auf 1^ Monate suSpendirt. Der Bau der Eisenbahn von Astrachan nach Zarizin ist beschlossen worden. Belgrad, Freitag, 20. Januar, Nachmittags. (W T. B.) Der vormalige Metropolit Michael ist wegen beleidigender Aeußerungen über den Fürsten und über die Regierung zur Untersuchung gezo gen worden. Dresden, 21. Januar. DaS in neuerer Zeit sich geltend machende schär fere Hervortreten der den monarchischen Regierungen Europas gemeinsamen dynastischen Interessen gegen über den revolutionären Bestrebungen in den einzelnen Staaten hat sich neuerdings auch auf der pyrenäischen Halbinsel geltend gemacht. Dort schließen die beiden Königshäuser sich ebenfalls enger an einander und suchen in jeder Weise ihre Solidarität gegenüber der gemeinsamen Gefahr, dem Ueberwuchern der republi kanischen Propaganda, zu befestigen. Anfang- No vember vor. I. trafen die Könige von Portugal und Spanien an der Grenze beider Länder zusammen zur Eröffnung der direct von Madrid nach Lissabon füh renden Bahnlinie, durch welche die Fahrt um 8 Stun den verkürzt wird. Die beiden Monarchen erneuerten in TacereS die gegenseitigen freundschaftlichen Be ziehungen, und König Don Alfonso nahm die Ein ladung deS Königs Dom Luiz an, der in Aussicht stehenden Eröffnung der Ausstellung von Kunstalter- thümrrn in Lissabon beizuwohnen. Im Verlaufe der letzten Tage hat denn auch der Gegenbesuch deS spanischen KönigSpaareS in Lissabon statt gefunden, und dasselbe wurde in der portugie sischen Hauptstadt nicht nur in demonstrativer Weise gestiert, sondern auch mit großer Herzlichkeit empfangen. Die portugiesische Opposition-presse, welche die ihr gewährte völlige Preßfreiheit zu den gröbster Injurien mißbraucht, hatte allerdings ihr Möglichstes grthan, da- Einvernehmen zwischen den beiden Fürstenhäusern zu stören. Die Organe der Opposition nannten eS einen Act der VanvaliSmuS, daß die Regierung mit Zu stimmung der Municipalkammer einige Bäume auf dem Rocioplatze fällen ließ, damit daselbst eine Tri büne für den Hof und seme Gäste au» Anlaß einer abzuhallenden Revue errichtet werde. Sie beklagten die erheblichen Kosten, welche durch derr Aufenthalt deS spanischen KönigSpaareS in Lissabon den portu giesischen Finanzen, die sie als mit den türkischen ver gleichbar bezeichnen, zur Last fallen. Die große Ma jorität der portugiesischen Bevölkerung hat sich aber von den allem Gastrechte Hohn sprechenden Taktlosig keiten der OppositionSorgane mit Entrüstung abgewen det. Unmittelbar nach der Ankunft der spanischen Majestäten, bei dem Diner, welcher am Abende deS 10. d. zu Ehren derselben im Schloß von Belem stattfand, nahm denn auch Don Alfonso Anlaß, den lebhaften Wunfch auszusprechen, daß die freundschaft lichen Beziehungen zwischen dem König und der Kö nigin von Portugal, sowie dem Kronprinzen und ihm (dem König Alfonso) nebst seiner Gemahlin fortdauern, daß die beiderseitigen Länder in freundschaftlichem Einverständniß bleiben mögen, indem sie sich stets die beiderseitige Unabhängigkeit bewahren. Diese königlichen Worte sollen in portugiesischen Regierungskreisen einen überaus günstigen Eindruck gemacht haben, und eS bleibt zu wünschen, daß daS portugiesische Volk die absichtlich sehr betonte Stelle, die Unabhängigkeiten beider Länder betreffend, beherzigen »nd nicht immer durch kleinliches Mißtrauen daS gute Einvernehmen zweier Nachbar völker stören möge, die durch ihre Lage darauf ange wiesen sind, Freunde zu sein. Die spanische Opposi- tionSpresse versäumt freilich ebenfalls keine Gelegen heit, um den Frieden zwischen beiden Nationen zu stören. Man ist in Madrid nicht zufrieden mit dem Empfange, den Don Alfonso und seine Gemahlin in Lissabon gefunden haben; die Portugiesen seien nicht enthusiastisch genug gewesen. Der Prinz v. Wales sei 1876 ganz anders vom Volke begrüßt worden. Die spanische Presse wirft den Portugiesen geradezu vor, mß sie sich von englischen Einflüsterungen leiten ließen, und spricht ihr Bedauern darüber auS, daß die Portugiesen der Idee einer Verschmelzung der beiden Reiche auf der iberischen Halbinsel widerstreben. Alle diese Hetzereien werden nichr verhindern, daß der freundschaftliche Ideenaustausch zwischen den bei den Monarchen von ihren Ministern zu einem inni» gern politischen Anschlusse beider Länder an einander, zu einem Freundschaftsbündnisse ausgebildet wird, welches weniger den äußeren Feinden beider Staaten, als den inneren Gegnern der beiderseitigen Staats ordnung gelten dürste. In diesem Sinne äußert sich auch ein Artikel der Wiener „Presse" über die spanisch-portugiesischen KönigSbesuche, in welchem eS heißt: „Seit man sich im übrigen Europa Interven tionen in die bürgerlichen Wirren der pyrenäischen Halbinsel abgewöhnt hat, die Fehden der Carlisten mit den Anhängern der jüngern Königslinie und selbst siegreiche republikanische PronunciamentoS vollziehen sah, ohne sich irgendwie in diese Streithändel einzumengen, sind eigentlich nur noch wirthschaftliche und diesen verwandte Fragen Gegenstand der diploma tischen Verhandlung zwischen den beiden Cabineten der Halbinsel und jenen der anderen Mächte. Man über läßt Spanien und Portugal sich selbst, und der nicht ungünstige EntwickelungSgang in beiden Ländern zeigt, daß dies wohigethan war. Die Prosperität und die Volksbildung nimmt zu, und eS vollzieht sich langsam, aber stetig ein ganz gesunder RegenerationSproceß. In den KönigSpalästen von Madrid und Lissabon kann man aber desselben nicht ganz froh werden, da man eine Hinneigung der progressistischen Partei zum RepublikaniSmuS und eine weitere Ausbreitung ihrer Ideen besorgen muß. In Portugal ist der republi kanische Gedanke über die See gekommen, der Ocean hat ihn angeschwemmt, der rege Verkehr Mit Amerika ihn entwickelt. In Spanien hat die Reihenfolge der unzähligen Revolutionen ein republikanisches Intermezzo herbeigeführt, und die Staatsmänner, welche während desselben an der Leitung der Ge schäfte theilgenommen, im Parlament uud in der Prcffe da» entscheidende Schlagwort de» Tage- auS- gegeben, stehen heute noch in Einfluß und Ansehen; za, sie bilden eine ganz respectabel starke Fraction der liberalen Partei, auf welche die Regierung sich in den CorteS stützen muß, eine so ansehnliche Fraction, daß vielleicht die nächste LabinetSkrlsiS wenigstens die ge mäßigteren von ihnen wieder an das StaatSruder bringen könnte. Begreiflicherweise ist daS Vertrauen in die dynastische Loyalität dieser Männer, obwohl sich dieselben seit dem Regierungsantritte Alsonso'S durch aus corrrct benommen haben, kein unbedingtes. In Spanien und Portugal ist die legitime RechtScon- tinuität der Thronfolge durch Revolutionen unter brochen, und diese haben daS dynastische Gefühl ver blassen gemacht; insbesondere im erster» Lande haben durch Generationen blutige Bürgerkriege dasselbe untergraben; eS wurzelt nicht mehr auf unerschütterlich festem Grunde, wie in den Monarchien mit vielhun- dcrtjährlger RechtScontinuität. Hieraus wird das Miß behagen erklärlich, welches die offen und ungenirt be triebene republikanische Propaganda verursacht, und die Besorgniß vor der indirekten Einwirkung der fran zösischen Nachbarrepublik auf die politischen Anschau ungen der Bevölkerung. Vorläufig ist die republi kanische Partei, die auf einen Umschwung der be stehenden Staatsordnung abzielt, die ihre doctrmären Ideale auch praktisch zu verwirklichen sucht und nicht einen Compromiß zwischen denselben und der derzeit bestehenden Ordnung der Dinge abgeschlossen hat, keineswegs einflußreich und mächtig genug, um an den Thronen zu rütteln. Es sind aber auch nicht diese republikanischen Intransigenten, milche eventuell zu fürchten sind; wohl aber liegt immerhin eine Gefahr in der Leichtigkeit, mit welcher erfahrungsmäßig jen seits der Pyrenäen überhaupt Revolutionen sich voll ziehen. Dabei erimert man sich, wie früher über die portugiesische Grenze herüber erfolgreiche Inva sionen gemacht und der Antagonismus beider Staaten zu solchen Zwecken auigenützt wurde. Man gedenkt jener Putsche deS Generals Prim, der seinen Stützpunkt im Nachbarkönigreiche sich vorzubereiten pflegte, so oft er, um ein Pronunciamento in Scene zu setzen, sich in die Berge schlug. Einer Wiederholung derartiger Versuche soll da» neue FreundschastSbündniß vorbeugen und gleichzeitig den populären Lockruf der Republikaner, in einer Union von Spanien und Portugal die nationale Machtstellung zu steigern, auf dem einfachsten und geradesten Wege unschädlich machen, indem anstatt der Vereinigung von höchst fraglichem Werthe ein inniges Bündniß in Aus sicht gestellt wird. Vor Allem aber hofft man da durch, daß die Persönlichkeit der Monarchen in einer so sympathischen Weise mehr und mehr in den Vor- dergrund tritt, daS dynastische Gefühl im Volke wie der tüchtig zu beleben und die Werthschätzung der Continuität staatlicher Zustände kräftiger zum Bewußt sein zu bringen." Lagesgeschichte. * Berlin, 20. Januar. Se. Majestät der Kaiser hat heute in der zum Capitelsaale eingerichteten alten Kapelle deS hiesigen königl. Schlosses ein Capitel des hohen Ordens vom schwarzen Adler obzuhalten ge ruht. Diesem ging im Ritterfaale die Investitur der schon früher ernannten Ritter, zunächst Sr. königl. Hoheit des Prinzen Christian zu Schleswig- Holstein, sodann deS Generaladjutanten, Generals der Infanterie und commandirenden Generals deS IX. Armeecorp», v. TreSckow und des Chefs der Admi ralität, Generals der Infanterie, StaatSministerS v. Stosch, voraus, worauf die neu investirten Ritter an diesem Capitel Theil nahmen. ErwähnenSwerth dürste noch sein, daß Se. Majestät der Kaiser mit diesem Jahre dem Orden 75 Jahre angehört. Am 1. Januar 1807 sprach Friedrich Wilhelm III. zu seinem zweiten Sohne: „Da an Deinem Geburtstage vielleicht keine Gelegenheit sein wird, Dich ordentlich einzuklerden, weil Ihr nach Memel müßt, so ernenne ich Dich schon heute zum Offizier, und habe Dir auch eine JnterimS- uniform machen lassen." Auf dieser Interim-uniform war der Silberstern deS schwarzen Adlerordens gestickt. — Die „ N. Pr. Ztg." schreibt: Man hört, daß der Reichs kanzler Fürst BrSmarck fortdauernd leidend ist und deshalb verhindert sein wird, morgen an den ReichStagS- berathungen Theil zu nehmen. Der Kanzler hat heftige Schmerzen, die ihm zeitweilig daS Arbeiten unmöglich machen. — Der amtliche Bericht über die unter dem Vorsitze deS StaatSministerS v. Bötticher und dem nächst in dessen Behinderung unter dem Vorsitze de» königl. bayerschen Gesandten, Grafen Lerchenfeld-Köfe- ring, gestern abgehaltene Plenarsitzung des Bundes rat HS lautet, wie folgt: LS wurden zunächst die Beschlüsse de» Reichstages, berrefsend di Ausnahme der Anstalten zum Imprägnier« von Holz mit erhitzten Theerölen, sowie der Kalisadriten unter die genehmi gungspflichtigen Bewerbeanlagen und betreffend die Lerhastung von Reichslagsabgeordneten während einer Sitzungsperiode zur Kenutniß der Beriammlung gebracht; der letztere Beschluß wurde dem zuständigen Ausschüsse überwiesen. Die Anträge der Aus schüsse, betreffend die statistische Brbühr von saurem jchwesel- saurem Natron, und betreffend die Festsetzung von Mittel- wrrthea sür Berechnung der Siemp labgaben von ausländischen Werthpapieren sanden die Zustimmung der Versammlung. Mehrere Lingaben, betreffend die Bestattung deS Hausirhandel» mit Thierarzneimitteln, die Zulassung der Beschäftigung von Arbeiterinnen in BlaSsabriten und RecurSerhebung wegen einer ZwangSpensionirung wurden gemäß den Anträgen der AuS- schüsse zurückgewiejen. Nachdem hiernächst sür die Berathung Feuilleton. Redigitt von Ott» Ba»«k. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 20. Januar: „Kriemhild'» Rache", Trauerspiel in 5 Acten von Friedrich Hebbel. (Zu ermäßigten Preisen.) Um der Neigung und den Wünschen de» Publicum» entgegenzukommen, wurde wieder zu diesen regelmäßig fortgeführten Vorstellungen mit ermäßigten Preisen die Reprise de» Hebbel'schen Drama» gewählt. Der Besuch de» Hause» bestätigte diese Wahl. Die große Schwierigkeit, einen seiner Natur nach epischen Vorgang in einen dramatischen durch die Kunst zu übertragen — eine Schwierigkeit, mit wel cher schon der Dichter, und zwar nicht bi» zum Schluffe der Tragödie siegreich gerungen hat, macht sich auch für die Darstellung fühlbar. Doch für dre Schauspielkunst gewinnt sich durch Wiederholung ein sicherer Gang, eine lebendigere Vorführung der Ge- sammthandlung und dieser Gewinn erfreute auch an diesem Abend. Die Verdienste de» Spiel» wurden schon wieder holt hervorgehoben. Sie concentriren sich am lebhaf testen und vielseitigsten in den beiden geistigen Trägern dieser dritten Abtheilung der Trilogie, in Kriemhild (Frl. Ulrich) und Hagen (Hr. Porth). Die letzte Partie ist die durchgeführteste und dank barste de» Weicke», ja sie ist eine der ausgiebigsten, die der geuiale Dichter überhaupt geschaffen hat. Dieser Held war der SchöpfungLweise Hebbel'» ganz sympa thisch und wablverwandt. Hagen ist kühn und elementar in seiner Kraft, stet» original, ideenreich, bitter, sar kastisch bi» zum eisernen Würfelspiel um Tod und Leben, dabei aber durchaus gemüthlos und ohne jene HerzenSwärme, die sonst wohl mit dem deutschen Hel- venthum verbunden ist. So forderte dieser Hero» auch in dieser Beziehung von Hebbel keine Farben und Töne, die dem Dichter in seiner Dramatik fehlten, aber er gewann unendlich durch jene welche Hebbel in so glänzender Fülle und Stärke besaß. O. B. R. Schumann'» Oper „Genoveva". Diese einzige Operncomposition Schumann'» wurde bekanntlich zum ersten Male 1850 (25. Juni) in Leip zig gegeben, konnte aber nur zwei Mal wiederholt werden, obwohl Schumann die ersten beiden Vor stellungen selber dirigirte. Nachdem auch eine Auf führung derselben in Weimar keinen Keffern Erfolg hatte, wurde die Oper fast vergessen. Und erst, al» Schumann'» übrige Tonjchöpfungen sich die verdiente hohe Würdigung in der Tonwelt errungen hatten, verlangten die Musikfreunde lebhaft auch nach der Kenntniß diese» Opernwerke», und dessen Darstellung erschien al» eine Ehrenschuld gegenüber dem Andenken de» genialen Lomponisten, deren pietätvolle Tilgung man mit Recht erwarten dürfe. Und dieser Erwartung wurde von den Bühnen allmählich entsprochen in München, Karl»ruhe, Berlin, Wien, Hamburg, ohne der Oper Freunde gewinnen zu können; nur in Leip zig gestaltete sich ihr Ersolg weit günstiger, al» früher, und in Wiesbaden gelang eS sogar (unter Kapell meister Jahn), die „Genoveva" als vielgegebene Re pertoireoper einzuführen. Am 24. d. soll ihre Ausführung auf unserm königl Hoftheater stattfinden. Nur die dankenSwerthe Absicht, einer künstlerischen Pflicht gegen den vaterländischen, allen deutschen Herzen theurcn Tonkünstler, und zu gleich dem lang gehegten Wunsche der hiesigen Musik freunde zu genügen, konnte die» verdienstliche Unter nehmen veranlassen, da» man jedenfalls mit lebhaftester Anerkennung aufnehmen wird. Da» kritische Urtheil über diese Oper ist nach ihren mehrfachen Aufführungen längst so erschöpfend und wohlbegründet festgestellt, daß nicht beabsichtigt werden kann, Dem Neue» hinzu- zusügen. Für den größeren Krei» de» musikliebenden Publicum» möchten indessen einige Mitteilungen und Andeutungen willkommen sein; sie beabsichtigen zugleich, den Erwartungen von dieser Oper jene Richtung und Beschränkung zu geben, die vor Enttäuschungen be wahrt und somit eine ruhige Würdigung de» Werke» unterstützt. Nachdem Schumann in den mannichfachsten Musik gattungen in bedeutendster Weise schöpferisch thätig gewesen war, ergriff ihn lebhaft — seit dem Jahre 1840 — da» Verlangen, sich auch in der Oper — gegen die er sich ganz seiner Individualität ent sprechend bi»her mit Abneigung verhalten hatte — zu versuchen, und zwar reformatorisch. In keinem Notiz buche hatte er einige zwanzig Opernstoffe verzeichnet, ohne daß er zu einer bestimmten Wahl kommen konnte, Er ähnelte darin ganz Mendelssohn, denn auch ihm hatte jener, dem besonderm Talent entspringend« un widerstehlich« Drang zur Oper gefehlt, welcher frisch zugreist ohne allzu bedächtige Erwägung Und endlich wählte er den für die dramatische Bearbeitung unpas senden epischen Stoff der Genovevalegendc. Dieser enthielt alle Factoren der Romantik; da» reizte ihn. Hauptsächlich aber bestimmte ihn dazu Hebbel'» Drama „Genoveva", welche» in überschwenglicher Weise seine Bewunderung erregte. Schumann wandte sich wegen de» Texte» an den Malerdichter R. Reinick in Dresden. Dieser wollte sich in seinem Entwürfe, mit richtigem Gefühl, daß er sich keine poetisch wirkende Genoveva ohne ihren Aufenthalt in verborgener Waldeinsamkeit, ohne ihren Schmerzensreich und die Hirschkuh denken könne, vornehmlich an die Sage selbst und an Tieck'» Bearbeitung halten; endlich jedoch fügte er sich den davon abweichenden Wünschen Schumann'». Seine Behandlung»weise de» Stoffe» genügte indessen Schu mann nicht; eine Unterredung mit Hebbel konnte diesen nicht zur Hilft gewinnen und so unterzog sich Schu mann der Abänderung des Texte» nach eignem Er messen. Sie wurde eine so wesentliche, daß Reinick sich nicht mehr al» Autor bekennen mochte, und dem Text wurde beigedruckt „nach Tieck und Hebbel". De» Letztern Tragödie war aber vorwiegend zu Grunde gelegt, leider nur mußten die Vorzüge seiner Dichtung im Operntext verloren gehen. So mißglückte denn der Text in dramatischer Gestaltung, Charakteristik, Motivirung und die Musik, so poetisch in der Conception, innig empfunden und edel im Au-druck sie sich auch entfaltet, konnte diese Mängel nicht verdecken. Sie unterscheidet sich in der Genoveva im Stil wenig von der „Peri" und „der Ros« Pilgerfahrt". Mit Verwundern nimmt man wahr, daß „Tannhäuser" und „Lohengrin" aus Schu-
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