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Dresdner Journal : 10.12.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-12-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188012103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-12
- Tag1880-12-10
- Monat1880-12
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 10.12.1880
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^VS88. Freitag, den 10. Deccmder. »880. I» U«0L«» 4«»t»ev«» : Ikdrlieü: . . lS »t"k. s-Mrlied- 4 Sti»rk »0 ?t. Liooelov klumwero: lv?t L«—rlurld 6«6eut»ek«» Loiok«, tritt?o«t- uoä 8iem^1»u«ctüt^ dio»». ln«er»i<-npr«-I»er PLr ü«n kLuw «inor Av»p»li«o«u ?«tit»«ilv »0 kt. Vater „Liais0«öät" «tis 2vii« SV kk. Lrvcdatu«»: l^liot» mit Xunmkme ä«r 8or>a- nvä ?eiert»8» Xb«a«l, kür <tea fol^enäeo 7'u« Nr es-itcrÄmmal Lm-onutt-uuuuuk»« »«»Lrt,- Letp«t,: F>. HranUrtetter, vvmutt—iouLr <i« Vresällvr Louruut»; ««,»«»-»«ll» Vl— »—I -Nr.i>^i> t Li t dosier,- >«rlt» Vt«» -L»»t«r, kn»U ». ». Lu«i Ltv««,' I«rI1»: S. Lsrxiet, U--»»o: L Schotte,- >r»«t»,: L StanA«^"« 8ür«u; vd»»uudi - F> roiFt; »nuMI«« ». ».: L ^»«-«r'iek« a. F <7. //«rrm«»»»» »et»« kuekkitmlluoss; VSrUt»! v äSSÜ«»',- «««»««: 6 Aek««?", k«l» ««rUu -Nruukkurt ». N. >l»UU»rr: Da«-« * Vv., LomdurU: F Llr«<iA«n, ^<l. Ltro«r. Berantwonliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U»r»»»r»d«rr Lvulal. Lrpsäitioo äe» vrseäoer LouruLla, X^iieben!tr!U!>«8 >io 20. ch—s—s»»—«S—UWWASM«^-«»»— Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" eine sehr ge eignete Verbreitung und werden für die Jn- seratenzeile mit 20 Pf., unter „ Eingesandtes" mit 50 Pf. pro Textzrile berechnet. Nichtamtlicher Lheil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, S. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand die Berathung des Cul- tusetats auf der Tagesordnung. Nachdem Abg. l)r. Windt hör st die Beschwerden des CentrumS einzeln aufgeführt und einen Antrag angekündigt hat, demzufolge das Spenden der Sakra mente und da- Messelesen straffrei sein solle, erklärt der Kultusminister v. Puttkamer, die Regierung theile den Schmerz und die Betrübniß darüber, daß der Aurgleich der kirchenpolitischen Gegensätze bis her nicht weitergediehen sei, und blicke mit Besora- nist auf die Zukunft der kirchenpolitischen Verhältnisse. Dte Regierung habe durch die letzte Kirchenvorlage das Mittel zur Erreichung des Friedens geboten; durch deren Ablehnung sei die Handhabe der Regie rung zur Anbahnung deS Friedens vollständig zer brochen. Die Regierung sei daher gezwungen, ;ede Verantwortung dafür, daß nicht mehr geschehen sei, abzulehnev; sie werde eine abwartende Haltung an- nehmen, die bestehenden Gesetze aber schonend hand haben. Agram, Mittwoch, 8. December, Nachmittags. (Lorr.-Bur.) Eine Erderschütteruvg, welche heute Nacht um Hl Uhr hier stattfand, hat keinen Schade« angrrichtet. Der „Presse" werden nachstehende Details be richtet: Heute Nacht um 12 Uhr 27 Minuten hat ein heftiger Erdstoß von 2 Sekunden Dauer stattgefuudru, dem die ganze Nacht hindurch unter irdisches Dröhnen folgte, einem entfernten Ge witter vergleichbar. Dem Hauptstöße ging etwa 2 Stunden früher eine leichte Vibration voran. Viele Bewohner stürzten wieder auf die Straße; wohl dir meisten brachten den Nest der Nacht schlaflos zu. Loudon, Donnerstag, v. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Während der Vornahme einer Pfändung bei einem Pächter unweit von Cooks- town (irische Grafschaft Tyrone) ist ein GerichtSrrecntor erschossen worden. Der Mörder hat sich geflüchtet. Konstantinopel, Mittwoch, 8. December, Nachmittags. (W. T. B.) Die Pforte hat heute den Text einer Rote frstgestrllt, welche die grie chische Grenzfrage behandelt. Die Pforte hält danach als äußerste Territorialzugrständniffe die in ihrer Rote vom 3. Oktober angeborenen Con- crsfionen fest, nach welchen Larissa, Metzowo, Ja- nina und Tschamurli von der Abtretung ausge schlossen bleiben. Die Pforte verlangt sodann den wirksamen Beistand der Mächte gegen die offen kundigen Rüstungen Griechenlands, welche kie Türket zn einem gleichen Vorgehen zwängen. Rew-Uork, Mittwoch, 8. December. (W. T. B.) Der Mariveminister Thompson hat LeffepS telegraphisch witgrtheilt, daß er daS Präsidium deS amerikanischen Comitös der Pauamagrsellschaft definitiv übrruehm«. Dresden, 9. December. Gegenüber dem kriegerischen Ton, der dieser Tage in der Deputirtenkammer zu Athen angeschlagen wurde, und der Erklärung deS Ministeriums KomunduroS, daß eS sich darauf vorbereite, „die Beschlüsse Europas auSzuführen", d. h. die Türkei anzugreifen, wird ziem lich übereinstimmend der Rath ertheilt, Griechenland möge sich nicht dem finanziellen Ruine auSsetzen und den sichern Weg de» vertrauensvollen Anschlusse» an da» europäische Concert dem gefährlichen Abenteuer eine» Waffenganges mit der Morte vorzirhen. Die „Neue freie Presse" sagt: „Griechenland gleicht bei dem Mißverhältnisse zwischen seiner Bevölkerungszahl und seinem Heere bereits einem kleinen Jungen, der mit de» Vater» Helm und Pallasch einherstolzirt. Nach den Worten de» augenblicklichen Premier» muß daS Land jede» Opfer bringen, weil seine Ehre dir» er heische. Daß die Ehre Griechenland» e» erfordert, den europäischen Frieden zu stören, »st allerdings merk würdig genug... Woher man das Geld für den Waffen gang nehmen wird, danach fragt man m Griechenland nicht, und fo kommt e», daß der Voranschlag für 1881, mit welchem der Finanzminister Sotiropulos die Kammer überraschte, die Kriegslust der Griechen nicht dämpft. In ihnen lebt die Ueberlieferung der alten Klephten, die den Krieg al» gute» Geschäft betrachteten, und ein Deficit von 62 Millionen Drachmen, ein Deficit, welches die gefammten Staatseinnahmen be deutend übersteigt und jede» andere Volk vor gewagten Unternehmungen zurückschrecken würde, wird sie ebenso wenig wie ihre Staatsschuld von 322 Millionen Drachmen abhalten, die Politik der Action zu verfolgen, die KomunduroS offen und aufrichtig als das Pro gramm der Regierung bezeichnete." Schließlich giebt die „N. ft. Pr " den Griechen zu bedenken, daß sie auf England, das feine Truppen jeden Augenblick in Irland benöthigen kann, kaum rechnen dürfen und daß sie die Sympathie Europa» aufs Spiel fetzen, wenn sie den Frieden desselben bedrohen. In ähnlicher Weise wird die Rede de» griechischen Ministerpräsidenten, der feine Hoffnung auf den Bei stand Europa» aussprach, von der „Jndöpendance beige" kritisirt, welche bemerkt: „Wenn KomunduroS einen moralischen Beistand meinte, fo kann er darauf rechnen; aber eS ist zweifelhaft, ob die Mächte zu Gunsten Griechenlands die FlottendemonstraNon zu wiederholen gesonnen sind. Die Zurückberufung der Geschwader ist ein Anzeichen dafür. Was hofft man in Athen durch eine so aufgeregte Sprache wohl zu erreichen? Es ist fehl zu befürchten, daß man sich dort ernsten Täuschungen hingicbt." Zum Belege da für, w>e sehr sich die Haltung der Türkei von jener Griechenlands unterscheide, führt das belgische Blatt an, daß nach seinen Berichten aus Konstantinopel die Pforte zu jedem Versuche eines gütlichen Abkommen- bereit sei; sie habe sogar auf die Zusicherung hin, daß ihre bezüglichen Schritte in Athen kräftig würden unterstützt werden, der griechifchen Regierung einige Anerbietungen gemacht, nur verlange sie, daß auch Griechenland seine Ansprüche soweit einschränke, daß sie für den Sultan annehmbar seien und eine gütliche Vereinbarung möglich werde. Die „Jndöp. brlge" meint schließlich, unter diesen Umständen wäre eS von dem griechischen Labinet wohl klüger, seine kriegerische Haltung nicht zu übertreiben, um nicht die gewonnenen Sympathien und die Unterstützung, auf dre eS fonst zählen könnte, selber zu verscherzen. Dagegen behauptet ein Theil der liberalen englischen Presse, daß die Flottendemonstration den Beweis ge liefert habe, wie die Pforte zur Vernunft zu bringen sei. Wenn auch die Demonstration vorläufig ihr Ende erreichte, so bleibe die Politik, die ihr zum Ausgangs punkte diente, unverändert dieselbe, und da ihre Wirkung in der Dulcignofrage einmal erkannt worden sei, werd« man sie in anderen Angelegenheiten, wenn nöthig, gleich falls mit Erfolg anwenden und fo die griechische, arme nische, die finanzielle und reformatorische Angelegenheit lösen. Der „Observer", welcher die sofortige Lösung der griechischen Frage verlangt, schreibt: „ES erschemt uns nutzlos, zu erwarten, daß die Griechen einwilligen werden, active Maßregeln zur Erlangung deS ihnen von der Berliner Eonferenz zugewiesenen Territorium» zu verschieben, bi» e» der europäischen Diplomatie paßt. Mit dem Beispiele Montenegro» vor Augen, wissen sie sehr wohl, daß sie die Sache nur zu einer Krisi» kommen zu lassen brauchen, um die Erlangung ihrer Ansprüche zu sichern. Alle» in Allem genom men, hat Griechenland in einem Kriege gegen die Türkei viel zu gewinnen und nicht» zu verlieren. Fall» die Griechen in dem Versuch unterlägen, da» ihnen in Berlin zugewiesene Territorium zu besetzen, würde Europa dem Türken niemal» gestatten können, hellenischer Gebiet zu besetzen oder den Piräu» zu be schießen. Im schlimmsten Falle würden die Mächte genöthigt sein, von Griechenland die Folgen seiner Uebereilung abzuwenden; da» unvermeidliche Resultat einer solchen Einmischung aber würde eine Lösung sein, durch welche die Griechen eine beträchtliche Aus dehnung ihres Territoriums erlangen müßten. Die Mächte haben gut Griechenland im Voraus warnen, daß, wenn eS einen Einfall wagt, eS die» auf eigene Kosten und Gefahr thue; die Griechen find viel zu scharffinnig, um nicht zu wissen, daß diese Warnungen niemal» ernstlich durchgeführt werden können. Selbst die Mächte, welche einer verfrühten Löfung der orien talischen Frage am meisten abgeneigt sind, könnten nicht glelchgünge Zuschauer bleiben, wenn die Türkei den Versuch machen wollte, Griechenland gegenüber ihr Wiedervergeltung»recht auszuüben, während anderer seits mehr als eine Großmacht jede Gelegenheit will kommen heißen dürste, um bezüglich Griechenlands die gleiche Zwangspolitik anzuwenden, welche sich bezüglich Montenegros erfolgreich erwiesen hat. Und fall» eine der Großmächte e» in ihrem Interesse halten oder als ihre Pflicht betrachten follte, zu Gunsten Griechen lands zu interveniren, würden die übrigen Mächte, fo sehr sie auch einen solchen Schritt mißbilligen dürsten, unvermeidlich genöthigt werden, sich an demselben zu betheiligen, statt denselben ohne ihre Mitwirkung ge schehen zu lassen." Auch die Gambetta'sche„R6publique frauyaise" plaidirt neuerdings wieder für Griechenland. ES fei zwar natürlich, daß nach der großen Zeitverschwendung, welche die montenegrinische Angelegenheit herdeigeführt hat, die Diplomatie sich ein wenig Ruhe gönne, wie denn auch die öffentliche Meinung von einer gewissen Erschöpfung befallen worden sei. Aber man dürfe darum den Griechen ihre Ungeduld und ihre KriegS- rüstungen nicht übel nehmen; und wenn die europäischen Mächte die kommenden Monate geschickt zu benutzen wissen, um für Griechenland zu erlangen, wa- sie für Montenegro erlangt haben, fo könnten diefe Rüstungen sich sogar al- nützlich erweisen. Daß da- Einverständ nis der Mächte bei dieser Gelegenheit zum Bruche kommen könnte, lasse sich nicht voraussetzen; und auch diesmal werde die Türkei, die immer nur auf einen Eonflict der Mächte speculirt hat, sich zum Nachgeben entschließen. Wenn sie aber nochmal«, wie bei Dul- cigno, die Eomödie eines unregelmäßigen Widerstande» in Scene setzte, so könne man hoffen, meint die „Re- pudlique", daß im Gegensatz zu den Montenegrinern die Griechen sich selber ein wenig helfen werden; sie werden mcht verlangen, daß Europa ihnen Janina auf einer silbernen Schüssel auftrage. In Bezug auf die Situation in Griechenland, welche den dortigen Politikern selbst eine militärische Schlappe al» da» geringere unter den unabwendbaren Uebeln erscheinen läßt, gehen der „Presse" von sehr deach- tenSwerther Älte au» Athen ausführliche Mittheilungen zu, wonach man in Hella» nur einen Au»weg kennt, um inneren Wirren, einem Gefährden der Dynastie, Feuilleton. Nedigitt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 8. December: „Narciß", Schauspiel in 5 Acten von A. E. Brach vogel. (Hr. Friedrich Haase al» Gast.) Der an den deutschen Bühnen überall so beliebte Gast hatte im vorigen Jahre den Besuch Dre»den» unterlassen. E» ist indeß nicht anzunehmen, daß da» überfüllte Hau» in seiner berühmten Leistung al» Narciß um so mehr durch jene» Ueberspringen einer Saison herbei geführt wurde; denn wir haben genug Beifpiele dafür, daß sich diese Tbeilnahme dem interessanten Künstler gegenüber Jahr für Jahr gleich blieb und man darf den Wunfch nicht unterdrücken, fein Gastspiel in Dre»drn zu einem regelmäßig wieder kehrenden gestaltet zu sehn. Für Dresden unterstützt dieses Bedürfniß noch ein specirlleS künstlerische» Motiv. Hr. Haase vervollstän digt bei un», abgesehen von seinem hohen Leistung»- werth im Allgemeinen, noch im Besonder« dadurch die Scala der Schauspielkunst, daß er un» feine chargirte Charakterrollen und eigenartige, auf fublime geistige Zuspitzung gestellte Nüaucen der Menschen varstellung vorführt — Aufgaben, zu deren hervor ragender Lösung wir seit langen Jahren keinen Ver treter besitzen und mit einer seltenen Genügsamkeit, die einem vortheilhafteren Bestreben würdig gewesen wäre, auch nie nach einem solchen gefahndet haben. Wir sind daher nicht au»gerüstrt zur Darstellung von einer Anzahl solcher oder ähnlicher Stücke und Rollen, in denen der Gast schon seit einem Bierteljahrhunderi excrllirt. Ein gewisse» Genre — beispielsweise mit eleganter Blasirtheit auSgestopste Diplomaten de» Luvien räxim«; alte, von der Natur längst pensionirte, doch de» Leben» lieblicher Gewohnheit treu gebliebene Bonvivant»; originelle Sonderlinge, die den Jung gesellenstand oder ein excentrischeS VorurtheilSprincip zum Leben-Handwerk erhoben haben, und ähnliche Charakterbilder der Art muß unsere Bühne vermeiden wegen der Gefahr, sie nicht zum Durchbruch bringen zu können. Bei einem Stück mit einer lebhaften komischen Alten rm Trivialgebiet erwächst un» da-frlbe Hemmniß, da der unverlöschliche künstlerische Adel der Frau Bayer au» den älteren komischen Damenrollen nicht mit Bortheil in jene niedere Sphäre hinabgezogen werden kann. Ich weise auf diese Personalmängel deswegen wiederholt hin, weil ich in deren Abhilfe einen Kassen- aewinn neben dem künstlerischen erblicke. Man wird diese Thatsache plastisch begreifen, im Fall noch Frau Frieb-Blumauer cm „Störenfried" gastiren follte. Ich wünschte lieber, eS umfaßte diese» Gastspiel ein halbe» Dutzend Rollen. Die im Vorigen angedeutete Lücke im Fach de» männlichen Personal» wird nun zeitweise durch da» Gastspiel de» Hrn. Haase au»gefüllt und zwar am besten, wenn sich dabei Gast und Bühne im gegen seitigen Zusammenwirken auf recht viel Neue» vor bereiten. Hier darf ich wohl die Bemerkung auschließen, daß die Aufführung de»Brachvogel'fchen manierirten„ Narciß" und die Haase'sche Leistung in der Titelrolle zu alt und zu wohlbekannt für Dre»d«n find, um mich in endlosen Wiederholungen darüber zu ergehen. Genug ist'», darin dem Succe» und immensen Beifall da» letzte Wort zu lassen. O. B. Mittwoch den 8. December gab der Pianist Hr. Laver Scharwenka ein Concert im Saale de» „Hotel d« Saxe". Er hat einen schönen, höchst elasti schen und tonvollen Anschlag und sein Spiel, voll Temperament und Energie, zeigt vorzügliche Eigen schäften virtuoser Technik, erschien aber mehr auf glän zende Bravour und Eleganz hin gerichtet, al» auf musi kalische Vertiefung der Auffassung und stilvolle Haltung. Der Bortrag der Beethoven'scheu Sonate op. 57 ent behrte sehr der correcten Klarheit, und war — nament lich im ersten Satze — überhäuft mit übertriebenem unvermitteltem Stringendo und Tardando, mit effec- tuirenden Lontrasten zwischen tort» und pi«uü»8imo und spannenden Pausen. Bei Kraft und für Leidenschaft de» Au-druck» stellt sich forcirte Heftigkeit der Au», führung ein. Die letzte Veränderung cm Andante fiel ganz au» dem Charakter de» Satze» heran». Auch die Wiedergabe de» Scherzo von Chopin (op. 20) und der Polonaise von Liszt wurde durch diese Eigenschaften beeinträchtigt. Dagegen spielte der Concertgeber musi kalisch feinsinnig, klar und mit warmer Empfindung stimmungsvoll gestaltet da» steine Nachtstück von Schumann und gleich vorzüglich Liszt'» „1^ roooionol" und feine eigenen Composittonen, du einen musiwlssch interessanten und ansprechenden Eindruck machten. Außerordentliche Bravour und Elasticität de» Hand gelenk- zeigte die Au-führung seiner Staccato-Etude Die Concerffängeriu Frl. Elif« Scharwenka unter- einem politischen Bankrott der herrschenden Parteien, einem finanziellen de- Staate- und einer deprlmiren- den Niederlage der nationalen Idee zu entgehe«: die Action, den Krieg. W»r heben darcm» Folgende» her vor: Man möchte die beiden werthvollen Provinzen, welche da» Verbiet der Berliner Eonferenz dem grie chischen Königreiche zugesprochen hat, baldigst in dessen facnichen Besitz, da» heißt in den Bereich der eigenen Wirksamkeit überliefert und i» denselben ein neue» Gebiet für lohnverheißende Thätigkeit eröffnet fehen. Da» Privatinteresse de» Einzelnen wir die nationalen Aspirationen de» Bolte» drängen zu einer baldigen Löfung auf die eine oder die andere Art; in Frieden und aller Güte, wenn möglich, mit Blut und Eisen, wenn e» anders nicht gehen will. Der Hof, die Re gierung, da» Parlament kann und mag sich dieser all gewaltigen Strömung nicht entziehen. Wollen sie von derselben nicht bei Seite gedrängt werden, bleibt dem König, den Ministern, den tonangebenden Führern in der Kammer nicht» Andere» übrig, al» sich von ihr tragen und vorwärt» treiben zu lassen. Und dazu sind deun auch die betheiligten Regierung-factoren entschlossen. Der König ri»kirt lieber einen Krieg, al» die Krone, in dem er auch bei einem militärisch unglücklichen Au-gang noch zu gewinnen hofft. Die Minister von heute und die Minister von vorgestern, die e» übermorgen wieder fein werden, wagen e» nicht, der Nation zu erklären, daß die für die knap pen Verhältnisse de- Keinen Lande- übermäßig angespannten Rüstungen uud der für dessen Finan zen fo verhäugnißvolle Geldaufwand, welchen diefe Rüstungen verursacht haben, leichtfertig auf eine unge- wtsse Hoffnung hin gewagt worden seien und daß diefe Hoffnung getäuscht wurde. Sie haben nicht den Muth und können — wenn man billig ihre Lage beurtheilt, muß man die- auch erklärlich finden — den 50000 neu unter die Fahne berufenen und seit Monaten ge drillten Soldaten nicht sagen: Kehrt wieder heim an euern Herd; für die- Mal haben wir euch umsonst bemüht, aber vielleicht ergeht schon im nächsten Gom mer an euch von Neuem der Ruf de- Vaterlandes, dann seid wieder zur Stelle. Griechenland ist keine»- weg« militärisch so wohl diSciplinirt, daß e» zum umeiten Male eine solche Prob« brstehen könnte; die» Mal hat der nationale Enthusiasmu» die Di»«iplin ersetzt, aber „Enthufia-mu» ist keine Waare, die man einpükett ans lange Jahre." Die Staat»männer kön nen auch nicht den reichen Stamme»genossen in der Dia»pora erklären, für Heuer Haden wir eure reichlichen Spenden auf ein Massenmanöver verläppert, thut aber neuerding» Geld in den Beutel, für» kommende Jahr brauchen wir eure offene Hand abermals! Sie können die ehrgeizigen und phantastischen, aber mit ihrem Gut uud Blut stet» opferbereiten Hellenen im otto- manischen Reiche, deren Augen fett Monaten gespannt auf die Vorgänge in Athen gerichtet waren und die sich anschickten, ein« große Action de» „Mutterländer" iu ihrer Weise au-girbig zu fördern, die provocirt durch die Rüstungen desselben sich so manmchfach compromittnt haben, nicht wieder urplötzlich zur Ruhe winken, ohne da» Prestige de» Königreich» zu zerstören. Und vor Allem dürfen sie, wenn jetzt durch völlig unprodvcttve Au»gaben für zwecklose Rüstungen nahezu der StaatS- banftott herbeigeführt worden, nicht hoffen, so bald wieder die Kosten für eine abermalige Mobilisirung aufznbringen. Alle diese Gründe, von denen jeder einzeln wahrlich schon schwer genug in die Wagschale fällt, drängen den griechischen Hof, die Staatsmänner auf der eingeschla genen Bahn vorwärts zur Action, zum Kriege; fei e» mit, sei e» gegen den Willen Europa». E« mögen noch einige Monate verstreichen, ehe die Entscheidung fällt; e» mögen die paar Wintermonate vielleicht noch in verhältnißmäßiger Ruhe verlauft«, aber wenn ein mal der Schnee in den thessalischen Bergen geschmolzen stützte da» Concert mit dem Vortrag mehrerer Lieder und einer Arie au» Rossini'» Semirami« und erwie» mit einer besonder« in der Höhe genügend au-giebigen Stimme ein hübsche» musikalisch routtnirte» und noch bildung»sähige» Talent für den Coloraturgesang. T. «. Santa. Liu« korsische Novelle vo» A. ». L-tevget. (Fortsetzung »» Rr. ,87.) Marco trank mit kräftigen Zügen und reichte den Becher der Schwester: „Trink auch Du, Santo, die Mutter hat Recht, e» kann kein Friede bestehen zwischen un» und ihnen." Zögernd nahm Ganta den Trvnk, widerstrebend berührten ihre Lippen den Becher, wie Feuer brannte der Wein auf ihrer Zunge, Galle dünke ihr jeder Tropfen. Sie gab ihn der Großmutter zurück. „WaS zierst D» Dich, Mädchen? Nimm einen tüchtigen Schluck, — so trink ich da» Blut der Ri- bettil" — Und mit eine« Zuge leerte sie den Becher. „Hast Du ihn auch gesehen, Marco, den Frechen, der sich in unser Fest drängt?" fragte sie dann den Sohn. Marco nickte. „Nun?" sagte die Alte „Ein Jeder hat das Recht, und ich denke, wir sollte« froh sein, daß er e» ernst nimmt mit der Ker- whnung" wagte Santa einz«werfen, al» Marco schwieg,
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