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Dresdner Journal : 01.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-01
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 01.02.1879
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Sonnabend, den 1. Februar. 187» Im ^»»,4» ä4vt4cd4» N4t«äe iLtirlict«: . . 1» H»rlc jiUirlick: 4 H»r)c LV?k. Lii>r»lr>v Xuwii>«u: 10 kk L«»»ri>»Id tle«6-nt8ct>eu keieke» tritt Löst- un6 8temp«Iru»epI»8 dioru. I«,er»1eupi-els«: kür <I«n k»um eio«r xe»pLltsn«o kstitrvil« SO ?t Unter „Li»b««u»ckt" ctio Lsilo bt) kt. DrtsdM'Mmml. ür«klielu«ilt DLxlieli mit Xusnukme äsr 8oan- anä k^eierta^r ^>>enrl» t'ür sal^enäen 1'»!? Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1o8er»tem»iioakm<> anrvärtj«, L,ix»t^: F> Lranitstette,, Uommiioiooitr äs» Oresäue» louruul,; L»wd»r» - Lirlt» Visu l^iprtx »»,«1 - vr«,I»» kr»»Ilku t N: //ua«rn«te»n L LsrUu Vi,u-U»mkuiF kr»o^turt ». N. Nüuekou: Mo««,' »«liu: AXo^met, /nra/ickc«ck«nt, »r«w4u: L. Schotte,- Nrsslru: L. Ltan-c»'« Lüreuu; vkmuul»: H. kc»At; krLnIlturt ». M.: ^aeArr'ixike u. (,'. //errma««- sette Iiuckk»näIuoA; VärUl«: t- Mül/«', Suu»ov«ri L? Lclii^s/rr,' kurt» »«rlm - kruulrkur« » « Da«de L (.Ä.,' Sumdurx: F' /C/»«äA«n, §1«^. NvrLiisxvdvr: ^8ni»I. Lxpeäitiov äe» Oresäoer lourvtU«, Oresckev, itvin^vrstraE Ho. SV. riL8 LU. st. «irLt»rt. wdk», aller ir den (N cengste icßan- dcrsel- iratiS. nuitz. ran l. !. Eom- g. Hrn. — Ein l Plauen rectton»- mit Frl. rg. Hr. mit Frl. )r. Kauf- mit Frl. »r. Alfred mit Frl. irdt mit Hr. Hcr- l. Marie Letter in exander). Günther, nger i» drn. R. Franken- Friedrich t. Güttr- nither in aus!» in fr Kaus- initz, in b. Lränk. Amtlicher Theil. Dresden, 31. Januar. Se. Majestät der König hat in einer am gestrigen Tage dem zum Königlich Preußischen außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister am hiesigen Königlichen Hofe er nannten Grafen von Dönhoff ertheüten Parttcular- Audienz dessen Beglaubigungsschreiben entgegenzuneh men geruht. Se. Majestät der König hat zu genehmigen aller- gnädigst geruht, daß der Hof-Schneider Eduard Schneider zu Dresden das von Sr. Kaiser!. König!. Hoheit dem Großherzoge von Toskana ihm verliehene Prädicat als „Hoflieferant" annehme uns führe. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 31. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Heute erfolgt dir Fortsetzung der Ar beiten der Subcommissionen zur Erörterung der technischen Kragen zur Verhinderung der Weiter verbreitung der Pest, insonderheit betreff« der DeSinfection, Quarantäne und Sperre, nachdem bereit« gestern Beschränkungen der Einfuhr au« Rußland (vgl. die „Tagesgeschichte") erfolgt sind. Eine Plenarsitzung der Gesammtcommisfion findet heute nicht Statt. Die Basis der CommissionSarbeiten ist eine doppelte, und zwar einmal für den Fall der Einschränkung auf den jetzigen Pestherd, was der augenblicklichen Sach lage entspricht, zweitens im Falle des Weitergreifens der Epidemie. Für wahrscheinlich gilt, daß in nächster Woche eine große medicinische Autorität, Professor Hirsch selbst, m,t zu wählenden Aerzten nach Rußland sich begiebt. Bon berufenster Seite wird darauf aufmerksam ge macht, daß die Abnahme der Erkrankungsfälle in dem augenblicklichen Pestrayon durch die große Kälte her vorgerufen ist, was natürlich die Vorkehrungsmaßregeln nicht beeinträchtigen dürfe. Competenterfeits wird die russische Berichterstattung nicht für mangelhafter gehal ten, als die localen Zustände der betreffenden Gegen den sie bedingen müssen. Es wird ferner darauf hingewiesen, daß bei den drei letzten großen Pestepidemien (1828 in den Donau fürstenthümern, 1874 in Mesopotamien und 1876 in Bagdad) von deutschen, italienischen und österreichischen Aerzten zunächst falsche Diagnosen erfolgten, woraus sich die vorgekommenen falschen Clafsificirungen der russischen Localärzte erklären. Buda-Pest, Donnerstag, 36.Januar, Abend«. (W. T. B.) Der Finanzausschuß deS Unterhauses hat den neuen Anleihegesetzrntwurf mit folgenden Modifikationen als BafiS für die Specialdebatte acceptirt: Die Marimalsumme der Anleihe wird mit 100 statt mit 96 Millionen firirt; die provi sorischen Creditoperationen dürfen ein Drittel der ganzen Anleihe nicht übersteigen; der Finanz- Minister habe im Kalle der Emission der Doma- nialanleihe die Modalitäten derselben vorzulegen. Paris, Donnerstag, 30. Januar, Nachmittags 3 Uhr. (W T B.) Eine officielle Bekannt machung verkündet die Demission deS Marschall- Präsidenten Mac Mahon. Der Congreß ist ein geladen worden, heute um 8 Uhr zu einer Sitzung zusammenzutreten. Versailles, Donnerstag, 30. Januar, Nach mittags kS Uhr. (W T. B.) Der Marschall präsident Mac Mahon hat an die Präsidenten deS Senat« und der Deputirtenkammer, Martel und Jule« Gr^vy, nachstehende« Schreiben gerichtet: „Bei Beginn der Session legte Ihnen das Mi nisterium ein Programm vor, von welchem, da es der öffentlichen Meinung vollständig Satissaction gab, das Ministerium annahm, daß es werde votirt werden können ohne Gefahr für die Sicherheit und die gute Verwaltung des Landes. Indem ich von jeder persönlichen Ansicht absah, hatte ich meine Zustimmung zu diesem Programm ausgesprochen, denn ich opferte kein einziges der Principien, denen getreu zu bleiben mein Gewisfen mir vorfchrieb. Heute schlägt mir das Ministerium, indem es glaubt, der Meinung der Majorität der beiden Kammern entsprechen zu müssen, in Betreff der großen Militär kommandos generelle Maßregeln vor, die ich als den Interessen der Armee und solgeweise denen des Landes zuwiderlaufend erachte. Ich kann dieselben nicht unterschreiben. Jedes andere Ministerium, das ich aus der Majorität der Kammer nähme, würde mir die nämlichen Bedingungen auflegen. Ich glaube demnach, die Dauer des Mandats abkürzen zu müssen, welches die Nationalversammlung mir anverlraut hat, und gebe meine Demission von dem Posten eines Präsidenten der Republik. Indem ich meine Gewalten niederlege, habe ich den Trost, mich daran zu erinnern, daß ich während der 53 Jahre, die ich dem Dienste meines Landes als Soldat oder Bürger geweiht habe, niemals von anderen Gefühlen, als von denen der Ehre, der Pflicht und der absoluten Er gebenheit gegen das Vaterland geleitet worden bin. Zch ersuche Sie, meinen Entschluß den Kammern mitzutheilen." In der heutigen Sitzung der Deputirtenkam- mer brachte der Präsident Jule« Gr^vy den Brief Mac Mahon « zur Verlesung. Die Kammer nahm die Nachricht stillschweigend entgegen. Gr^vy theilte darauf mit, daß der Congreß bereits um HS Uhr zusammentreten werde. In einer Versammlung der Bureaur der Lin- ken brachte Gambetta die Kandidatur Grvvy« für dir Präsidentschaft in Vorschlag, und wurde dieselbe einstimmig angenommen. Wie auS Deputirtenkreisen verlautet, ist die Rede davon, Gambetta zum Präsidenten der De putirtenkammer zu ernennen. Der Conseilspräsi dent Dufaure hat die Absicht ausgesprochen, sich in daS Privatleben zurückzuzichen. Versail le«, Donnerstag, 30. Januar, Abend«. (W. T. B.) An der Sitzung des Kongresses, zu welchem der Senat und die Deputirtenkammer bchuf« der Wahl eines neuen Präsidenten der Republik zusammengetreten waren, nahmen 713 stimmberechtigte Mitglieder Theil; die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 670, die absolute Majorität demnach 336 Stimmen. Von den ab gegebenen Stimmen fielen 563 auf Jules Grövy, 90 auf General Chanzy; 43 Stimmzettel waren unbeschrieben oder uugiltig. JuleS Gr^vy wurde alsbald unter stürmischem Beifall und unter Hochs auf die Republik zum Präsidenten der Republik für die nächsten 7 Jahre proclamirt. Der Con- seilSpräsident Dufaure wurde gleichfalls mit Bei fallsrufen begrüßt, als er sich behufs der Ab stimmung auf die Tribüne begab. Nach der Wahl Grövy'S zum Präsidenten der Republik hielten der Senat und die Kammer kurze Sitzungen ab, in denen sie von der Wah! Gravys zum Präsidenten Act nahmen. Die Kam mer beschloß, morgen die Neuwahl ihres Präsi denten vorzunehmen. Paris, Donnerstag, 30. Januar, Abends. (W. T. B.) Das Schreiben des Marschalls Mac Mahon an die Präsidenten der beiden Kammern erführt allgemeine Billigung. Die Minister er klären einstimmig, daß der Marschall in dem heu tigen Ministerrathe eine ruhige, würdige und durch aus correcte Haltung beobachtet habe. Insbeson dere habe derselbe geäußert, daß er wünsche, sich in daS Privatleben zurückzuziehen, und daß er un ter keinen Umständen zugeben werde, daß man sei nen Namen zu irgend welchen Demonstrationen verwende. Zugleich habe derselbe die heißesten Wünsche für das Wohl deS Landes auSgrdrückt. Der französische Botschafter in London, Mar quis d Harcourt, hat sein DemisfionSgesuch einge schickt. Der Marschall Mac Mahon richtete einen Brief an Gn vy und sprach demselben darin drn Wunsch aus, ihn persönlich beglückwünschen zu dürfen, sobald er zum Präsidenten gewählt sei. Gr^vy antwortete, daß er die ihm durch daS Schreiben de« Marschalls erwiesene Courtoisie hoch zu schätzen wisse, daß er aber Gewicht darauf lege, zuerst dem Marschall seinen Besuch zu machen. Paris, Kreitag, 31. Januar, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Minister gingen noch gestern Abend zu Jules Gn-vy, um diesen zu beglück wünschen, und gaben demselben gemeinsam ihre Demission. Gn-vy sprach den Wunsch auS, daß die gegenwärtigen Minister die Leitung der Re- gierungsgrschüfte fortsetzen oder wenigstens provi sorisch ihre Functionen behalten möchten. Die Minister treten heute unter dem Vorsitze de« Conseilöpräsidenten Dufaure zu einer Sitzung zusammen, um über die Lage zu berathen, welche für sie durch die letzten Ereignisse geschaffen wor den ist. Auch der Marschall Mac Mahon begab sich noch gestern Abend zu Zules Grvvy, um denselben zu beglückwünschen, und äußerte die Absicht, heute nach Grasse zu gehen, wo er einige Zeit verweilen werde. Paris, Kreitag, 31. Januar, Vormittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Alle heutige Morgenblätter beben einstimmig die vom Marschall Mac Mahon während de» gestrigen Tages bewiesene Correct- htlt und Würde hervor. DaS „Journal de« D§-' bats" äußert sich dahin, daß die Republik aus einer schweren Krisis in eine consolidirte Lage hinübergelangt sei. Die „Ripublique fran^aise" erklärt, zur Charakterisirung der vollzogenen Thatsache gebe eS nur daS eine Wort: daß man sich seit gestern wirklich in einer Republik befinde. DaS „XIX. Sidcle" betrachtet die Ernennung Gambetta s zum Präsidenten der Deputirtenkam- mer als gewiß. Konstantinopel, Mittwoch, 29. Januar, Mittags. (W T. B.) Die Pforte hat VorfichtS- maßregeln gegen die Einschleppung der Pest hin sichtlich der aus dem schwarzen Meere hier ein treffenden Fahrzeuge beschlossen. Lagesgeschichte. Dresden, 31. Januar. Bei Ihren königl. Maje stäten hat gestern Abend n den ParadeMen des Residenzschloffes der diesjährige zweite große Hof ball stattgefundcn, an welchem Ihre königl. Hoheiten der Prinz und d,e Frau Prinzessin Georg, Sc. Hoheit der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein, Se. Hoheit der Prinz Alexander zu Sachsen-Weimar und Se. Durchlaucht der Prinz Otto zu Schaumburg-Lippe Theil nahmen und zu dem über 600 Einladungen er gangen waren. Die Ballmusik führte das Musikcorps des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 (unter Musikdirector Ehrlich) auS. Se. Majestät der König ertheilte gestern Abend dein neu ernannten königl. preußischen außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen v. Dönhoff, behufs Entgegennahme seines Beglau bigungsschreibens eine Particularaudienz. Der Herr Gesandte wurde hierauf auch von Ihrer Majestät der Königin empfangen. Dresden, 31. Januar. Die Kreishauptmannschaft Zwickau hat den Verein „Pfeifenclub" in Dit tersdorf, welcher früher den Namen „Leseverein" führte, auf Grund von W 1 und 6 deS Reichsgesetzes vom 21. October 1878 verboten. Dresden, 31. Januar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist heute das 1. Stück vom Jahre 1879 hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1276) Verordnung vom 23. Januar d. I., die Einberufung deS Reichs tags zum 12. Februar d. I. in Berlin betreffend; Nr. 1277) Bekanntmachung vom 29. December 1878, drei zwischen dem deutschen Reich und Belgien verein barte Berichtigungen des deusschen Texte» des Aus lieferungsvertrags vom 24. December 1874 betreffend. * Berlin, 30. Januar. Der heutige „ReichS-Anz." veröffentlicht die erwartete kaiserliche Verordnung, Be schränkungen der Einfuhr aus Rußland betreffend. Dieselbe ist vom 29. Januar datirt, vom Grafen Otto zu Stolberg gegengezeichnet und enthält folgende Be stimmungen: 8 t. Zur Verhütung der Einschleppung ansteckender Krank heiten ist die Einfuhr nachbenannter Gegenstände au- Rußland über die Reichsgrenze bi» auf Weitere» verboten: Gebrauchte Leib- und Bettwäsche, gebrauchte Kleider, Hadern und Lumpen aller Art, Papierabsälle, Pelzwerk, Kürschnerwaaren, Felle, Häute, halbgares sowie sämisch zugerichtete» Ziegenleder und Schasleder, Blasen, Därme in srischem und in getrocknetem Zustande, gesalzene Därme (Saitlinge), Filz, Haare (einschließ-' lich der sogenannten Zackelwolle), Borsten, Federn, Laviar, Fische und Sareptabalsam 8 2. Aus Wäsche, Kleidungsstücke und anderes Rrisegeräth, welche- Reisende zu ihrem Gebrauch mit sich führen, findet da» im § l enthaltene Verbot keine Anwendung. Der Reich-lanzler ist ermächtigt, anzuordnen, in welchem Umfange und aus welche Weise solche Gegenstände einer DeSinfection zu unter werfen sind. 8 S. Die Einfuhr von Schafwolle ist, soweit dieselbe nicht durch Verordnungen der Landesbehörden überhaupt verboten ist, nur nach vorgängiger Desinfektion gestattet. Ist die ein- zusührende Schafwolle einer Fadrikwäsche unterzogen worden, so hat sich die DcSinsectio» aus die Emballage zu beschränk«,. 8 4 Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündigung in Krast. — Gegenüber den Berichten verschiedener, nament lich Wiener Blätter, über die Verhandlungen der Wiener Conferenz zur Berathung von Abwehrmaß regeln gegen die Pest, welche zum Theil geeignet sind, beunruhigende Auffassungen hervorzurufen, für welche in der Sachlage keinerlei Begründung vorliegt, constatirt heute die „N. A. Z.", daß alle Nachrichten, welche sich auf angebliche Erklärungen deS deutschen Delegirten Geh. Raths Finkelnburg über beabsichtigte oder gar bereits vorbereitete militärische Maßnahmen zu einer Grenzsperre beziehen, völlig erfunden sind, und bemerkt hierzu: „Zur Beantragung einer derart in den Verkehr einschneidenden Maßregel lag zur Zeit der Wiener Berathungen ebenso wenig, wie heute irgend welche Aufforderung in der wirklichen Sachlage vor. Die bis jetzt eingegangenen Nachrichten lassen im Gegentheil hoffen, daß es gelingen werde, die Seuche in ihrer augenblicklichen engen Begrenzung zu erhalten und daher umfangreichere Maßregeln, als die von der Wiener Conferenz beantragten, nicht zum Gegenstände der Erwägung zu machen. Auch die von hiesigen Zeitungen über die bisherigen Berathungen der augen blicklich hier stattfindenden Conferenzen gebrachten Mit- theilungen sind durchweg ungenau und nur mit großer Vorsicht aufzunehmen." — Der kaiferl. Botschafter Fürst zu Hohenlohe hat sich heute früh auf feinen Feuilleton. Redigici von L>tlo Nauck. Im Kunstverein. (Schluß zu Nr. 2b.) Adolf Friedrich in Dresden hat ein Aquarell bild „Pferde zum Schiffziehen" gemalt, das zwar hin sichtlich der Behandlung seine» landschaftlichen Theiles in NaturauSdruck, Gefchmack und technischer Farben - behandlung gar Vieler zu wünschen übrig läßt, dafür aber in der Darstellung des Vordergrundes sich als eme außerordentliche Arbeit kundgiebt. Die Beobach tung der Wirklichkeit ist sehr genau, Zeichnung und Malerei bei den Pferden, die höchst lebendig, ja rea- listifch intereffant aufgefaßt und zwanglos grupp,rt sind, überraschen angenehm als rin Resultat gewissenhaften Fleißes und offenbaren Talentes. Ein genrebildlich fo feines und unbefangenes Blatt wie diese» wird sür jeden Kunstfreund ein angenehmer Besitz fein. Der Maler hat in der That keine Zeit daran gefpart, und da er fo delicat und gewissenhaft in der Pinfelführung ist, wünschte ich, daß er öfter, auch bei fo ernstlichen Bestrebungen zu Aquarellfarben griffe. Der Anflug des Mühfamen würde sich bei dem Ge winn breiterer Sicherheit verlieren. Mali hat au» München ein größere» Bild „Abend am Chiemsee" gesandt. Die Benennung führt vom Hauptthema ab und da»selbe thul auch die Art der Ausführung Mali ist al» Schaf- und überhaupt Thiermaler sehr beachtenSwerth, namentlich wenn er sich Mühe giedt, wa» nicht immer der Fall; al» Land ¬ schaftsmaler ist er von einer bedeutenden Schwäche be haftet: Nun sind auf diesem Bilde die Schafe und Rinder mit einer über die Routine des Virtuosenthums etwas hinausgehenden Tüchtigkeit gearbeitet und wür den an sich einen ziemlich genügenden Effect machen. Der Maler hat aber diesen Effect bedeutend ver ringert, indem er der landschaftlichen Umgebung und dem Hintergrund eine zu große Ausdehnung und die Behandlung eines „Stimmungsbildes" gab. Als Re sultat hiervon sieht man nur den guten Willen, doch dieser ist leider bei allen Kunstbestrebungen sür sich allein sehr ungenügend. Er erfüllt mit Wehmuth, statt mit Befriedigung. Ich verweilte mit Nachdruck bei diefer Verirrung, weil ich Mali wiederholt auf einer völlig illusorifchen, feichten Darstellung von Bergen und Zu behör antreffe und von den dazu gehörigen gründlichen Naturstudien nichts bemerke. Bleibe Jeder in feinem Element, wenn es ihm zu umständlich ist, ein neues ordnungsmäßig zu erobern. Von Julius Grosse in Dresden ist ein sehr ge schickt behandeltes und umsichtig durchgearbeitetes „weib liches Portrait" ausgestellt. Auch in der Plastik erfreut der sprechende Kopf Rob. Schumann'S von Donndors. In Bezug auf die künstlerische Behandlung kann man eine gleiche Freude bei desselben Meisters „Portraitbüste" eines älteren Mannes allerdings nicht empfinden. Diese unruhig machenden, naturalistischen Drucker, peinlichen Falten- copien und markirten Kraftmodellationen würden auf die Dauer zu einem manienrten Virtuofenthum führen können. Ein Künstler wie Danndorf, der sich in der monu mentalen Bildhauerei der Gegenwart eine achtbare Stel ¬ lung erworben hat und innerhalb dieser Sphäre ge wohnt ist, auf Distanz und dramatischen Effect zu arbeiten, muß bei der eben berührten technischen Be handlungsweise doppelt aus seiner Hut sein. Von Rettig in Weimar finden wir eine paar „ Strandbilder ". Bei Gelegenheit seiner Abendland- schaft „Rinder im Wasser stehend" und „Gen Süden" habe ich sein schönes Talent und seine beträchtlichen technischen Errungenschaften nach Verdienst und aus vollem Herzen anerkannt. Im Gegensatz zu diesen willkommenen Empfindungen bedaure ich jetzt um so schmerzlicher, ihn rasch und sorglos zur Manierirtheit hinschreiten zu sehen und zwar aus einem Richtwege. Wenn der begabte Künstler auf demfelben bleibt, so verfällt er nämlich nicht blos dem Naturalismus im Allgemeinen, sondern jenem rohen, geschmacklosen, alles Schönheitsgesühl mißhandelnden Naturalismus, welcher das Zufällige, das Gewöhnliche, ja das Ba nale mit malerischem Behagen behandelt, mag es nun m einer geisttödtenden Monotonie, in einem staubig stei nigen, widerlich gestalteten Vorgrund, in einer schmutzt- gen Pfütze oder m andern, für die gebildeten Sinne fatalen, dem Begriffe des Kunstwerkes, der Compo- sition, des Stils spöttisch hohnsprechenden Dingen be stehen. Wenn man Künstler sein kann — was kann cs Lockendes haben, zum Abschreiber der gemeinen Wirklichkeit zu werden! Wohl hat die Malerei das Recht, auch das Düstere, das Oede, das Eintönige zum Gegenstände zu wählen. Aber eS kommt darauf an, den Gedanken der Natur durch künstlerische Läuterung zu verliefen und zur gro ßen Stimmung herauszuarbeiten, in welche nichts stö rendes, Beiläufiges hineinbrechen darf. Diefe Disso ¬ nanzen aus Indolenz und Bequemlichkeit haben nicht» mit dem Kunstwerke zu thun. Otto Banck. Mondkarten. DaS von Hans LipperShei 1608 erfundene Fern rohr wurde sogleich nach der Erfindung zu astronomi schen Forschungen benutzt und eine nach teleskopischen Beobachtungen gefertigte Abbildung der Mondober fläche veröffentlichte zuerst Galilei. In dem Werke „Xuncins siäeieus", welches 1610 erschien, ist diese erste Mondkarte enthalten. Eine genaue Abbildung des MondeS zu liefern, war in so kurzer Zeit der Beobachtungen nicht möglich. Bald nach diefer Ver öffentlichung erschienen Mondabbildungen von Scheiner in „Oisguisitivae» wkitbewkitioL«", Fontana in „bi- guiae lnuue" und Rheita in „Ooulus Lnoelu Lliae". Diese Mondkarten sind nur als Anfänge der Darstellung der Mondoberfläche zu betrachten. Ge nauer in der Wiedergabe der Erscheinung war eine von Langrenus herausgegebene Mondkarte, in welcher der Herausgeber die hervorragenden Mondberge mit Namen berühmter Männer seiner Zett bezeichnet hatte. Eine ausführlichere Karte publicirte hierauf Hevcl, welche aus den von ihm in den Jahren 1639 bi» 1647 ausgeführten Beobachtungen und Zeichnungen von Mondgegenden zufammengestellt war. Er be nannte aber die Berge, Tiefebenen rc. nach Ländern, Städten rc. der Erde, um nicht durch die Au»wabl der Perfonennamen Zeitgenossen zu verletzen. Gassendi hatte ebenfalls die Mondabbildungen in Abteilungen begonnen und bereit- einige Blätter veröffentlicht, stand aber davon ab, al» er erfuhr, daß Langrenn»
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