Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186909250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-25
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1869
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 268. Sonnabend den 25. September. Wegen der Messe MS. ist unsere Expedition morgen Sonntag Vormittag bis 12 Uhr geöffnet. LxneiUtl«» «I«8 U elprelee» Anrxvbinlles. Bekanntmachung. Das 15. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ist bei uns eingegangen und wird bis zum II. Oktober dieses Jahres auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 70. Decret wegen Bestätigung der Statuten der Wittwen- und Waisencasse der Lehrer an den Bürgerschulen und der Realschule zu Zwickau; vom 3. September 1869. Nr. 71.- Verordnung, dre Nichtungslinie der Chemnitz-Leipziger Staatseisenbahn betreffend; vom 9. September 1869. Nr. 72. Verordnung, die baare Auszahlung der Steuerve'rgütung für Branntweinausfuhren betreffend; vom 13. Sep tember 1869. Leipzig, am 23. September 1869. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Koch. Cerutti. Bekanntmachung. Die von uns zur Submission ausgeschriebene Herstellung einer Stacketerie für die III. Bürgerschule ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, den 21. September 1869. Der Rath der Stadt Leipzig. . vr. Koch. Cerutti.- pater Hyacinthe. Mitten in die frivolen Strömungen des Tages klingt der muthige Aufschrei des Paters Hyacinthe wie ein romantischer Ton aus dem Rolandshorn gell und seltsam hinein. Der Pater, aus einer angesehenen Familie stammend, sein Vater war Rector in Pan, ist heute ein Mann von etwa 44 Jahren, der erst Welt priester gewesen und erst später im Orden der Carmeliter-Barfüßer jenen Seelenfrieden zu finden suchte, auf den all sein inneres Streben von früh aus gerichtet war. Bald schwang er sich denn auch durch sein«' eminente Rednergabe zu einer besonderen Leuchte des Ordens auf, und sein Oberer in Rom fand nicht oft genug Gelegenheit, ihn seiner Liebe und Anhänglichkeit, ja, selbst Be wunderung in häufigen Briefen auf das Nachdrücklichste zu ver sichern. Seit zwei Jahren etwa ist dies anders geworden. An die Stelle der Ermunterungen!, des Beifalls, traten Abmahnungen, Worte deS Tadels, sogar Drohungen. Die berühmten Advent predigten des Paters, in ihrem Bestreben, die katholische Kirche nach wie vor in Harmonie zu bringen mit der Civilisation des Jahrhunderts, mit den Hoffnungen der Neuzeit, hatten in höchstem Grade das Mißfallen der in Rom allgemach allmächtig gewordenen Partei des römischen Absolutismus erregt, und je mehr der Pater Hyacinthe moderne Gesellschaft und modernes Streben mit den Satzungen der Kirche zu versöhnen trachtete, desto unverhüllter traten die Tendenzen Jener hervor, die, im Bunde mit den Jesuiten und der Denuncir-Anstalt des blinden Grafen Sc'gur in der Rue de Sevres, ihn zu verderben gedachten. Dieser kirch liche Ultra-Absolutismus befehdete seit Jahren jede ähnliche Richtung, sobald sie sich unter dem Clerusj kund gab. Das angewandte System bestand darin, die anstößig Gewordenen erst kirchlich und menschlich zu demüthigen, sie dann durch fortgesetzte Verfolgungen, deren sie sich zu erwehren sie meist ohnmächtig waren, schier wahnsinnig zu machen, um sie endlich ganz außer sich zu bringen und zu einem äußersten Gewaltschritte zu drängen, den sie als Priester unmöglich machen konnten und der sie somit stürzen mußte. Dann war der Zweck erreicht. So weit ist man freilich beim Pater Hyacinthe noch nicht. Vor etwa Jahresfrist mußte der Pater eine ganze Serie von ta delnden Briefen über sich ergehen lassen, denen gegenüber er in würdiger Weise dabei beharrte, daß er zur Zurücknahme jeder Aeußerung, möge er sie in seinen Predigten oder in seinen Con- ferenzen gethan haben, bereit sei, sobald man ihm nur nachbe wiesen, daß irgend welche seiner Kundgebungen sich mit dem christ- katholischen Glauben nicht in voller Uebereinstimmung befände. Daraufhin wurde er dann nach Nom befohlen, um sich vor dein hei ligen Vater persönlich zu verantworten. Wer aber beschreibt das Erstaunen des Paters, als ihn Pius IX. auf die liebevollste Weise empfägt, sich gar nicht erinnert, ihn nach der ewigen Stadt citirt zu haoen, ausdrücklich erklärt, nicht zu wissen, weshalb er ge kommen sei, und ihn im Uebrigen in den liebevollsten Ausdrücken seiner ganzen Huld nnd Gnade versichert. Pater Hyacinthe kehrte also aus Nom zurück, ohne auch nur eine Sylbe von Dem zurückgenommen zu haben, was er gepredigt oder gelehrt batte, und seine ultra-absolutistischen Gegner mußten eine andere Gelegenheit abwarten, ihn unmöglich zu machen und in den Augen des heiligen Vaters als einen gefährlichen Häre tiker hinzustellen. Da kam die General-Versammlung der allgemeinen interna tionalen Friedensliga (nicht mit dem Lausanner Friedens-Congreß zu verwechseln!), in welcher der Pater in Gegenwart des prote stantischen Pastors Martin Paschaud und des Groß-Rabbiners Isidor in einer rein rhetorischen Wendung „das Judenthum, den Katholicismus und den Protestantismus die drei Religionen der civilisirten Welt" genannt hat. Obwohl er hier nicht als Theologe, sondern lediglich als Pri vatmann gesprochen, genügte doch diese Phrase, um den Angriffen gegen ihn neuen Schwung zu verleihen, und so wurde denn allen Ernstes von seinem Oberen in Rom die Anforderung an ihn ge stellt, entweder überhaupt darauf zu verzichten, die Kanzel der Rotredame-Kirche je wieder zu besteigen, oder aber, falls er wie derum seine Advenl-Predigten halten wolle, seine Eocarde gleichsam in die Tasche zu stecken, d, h. mit dem Munde Dinge zu verkün den, von denen sein Herz nichts wisse. Vergebens wandte Pater Hyacinthe ein, daß er ja durchaus derselbe geblieben, der er vor fünf und zehn Jahren gewesen, daß man damals dieselben Aeußerungen belobt und anerkannt, die
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page