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Dresdner Nachrichten : 21.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189508216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-21
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.08.1895
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K,. ». 11. Lc«k»««It äk SI«„ Dsttie5s5/»ttt»K 8»^wr ä», KVuiL» von ^»ok»»a. ^I»u^vI»«I«n, E?»1»V»», Ibvn^ei-tn. hffnivlrerlcuuk Sit»» »ritt 2. 5I»»tVpK1«K, kliprfste E «iss. j^dnkatiuv. Lmi1^M5eLs »ontialr,,«« 20 <vokrL^üt.t,r 6« ?v»r>. tür^rvo- u. Vvr>»u»l1tk«i»ott^: >ar,«k»Iiitr»»»s 2*. Dresden, 18S5. LLuxt-vataloe (320 8.) Niuff» uuuMürt-r K xs^sil 20 l'>!.'. triou - » ,r»«8SL^«-'E MIÜlLL kortllcv« ». 6. Zk»rlctdal!« H»x: Ilnnslli, ^VsIIstn. 8. v. NK88« 4° VIIAUtkV XSrUeltovsr Hoiristsi-L!-.'. vräaite» 8p««ia1rsiodS1t kür v«id!. kksaäm'dell,». v Asvukvltvn. «.»i-ulrlr ti?»«II>I»»?» lu »II?» l',>>I«i»^«». N»I?I>»t» tu«»iilil »Iler I i>i»I»--ri?-N»i»i'>»lI?n. So/'ss/s K ld LU8 ctcin >Ei,i«t?o.j!i<nIep-UeIl'i.j'älei-iisti'ia Kisn !>W SelvrivL j Nsol. Z KoNI-tarant. ^ V«.Si. j- 8ollllvll8ed1rmv jvlü >»Bl«;iik»«I killiDi'. L. kvtsvdkv, ^iktliuktz^t»'. l?. Zum Effrner Meineidsprozeß Hotnachrichten. GeiammtiatliSsit iing BelbandStag der Schneider v»»» «veZiM» Inniingen. Verbund Trulscher »andinngsgehiisc» Polu. B>a>>I>a»s. ..Tic Karisichiiier". Kr -m Millit Hcplmkr werden BestellnniM auf die „Dresdner Nach richten" für Dresden bei Unterzeichneter Geschäfts stelle zu VO Pfennigen» für «mswärts bei den Kaiserlichen Postanstalten im Deutschen Neichsgebiete zu 92 Pfennigen, in Oesterreich-Ungarn bei den K. K'. Postämtern zu 85 Krenzern angenommen. scschiiflsScllk drr „vres-inr rlachrichlkn". MaritvArlite 38, Lrtgtschsh. > Bermuthliche Witterima : i Unsicher, Gewitterneigung. Mittwoch, 21. Angttst. Politisches. Die lange Reihe der Fälle, in denen notorische Svziaidemv- tratrn aus Parteiintrresse Meineide geschworen haben, ist nin eine» neuen, besonders krassen Fall vermehrt worden. In dem Essener Prozesse gegen den bekannten Kaiierdelegirten Schröder nnd Ge nossen sind 0 Angeklagte, die sich fämmtlich zur Sozialdemokratie bekennen, wegen wissentliche» Meineids zu schweren ZnchthanS- strafen verurthcilt worden. Nach der Ansicht des Staatsanwalts sind rö Parteiintcrcssc und Partcileidenschast gewesen, welche die Angeklagten znm Meineid veranlaßt habe». Tie Gejchwoicnen sind dieser Ansicht beigctreten : denn ihr Wahrspnich konnte nur in der Uebrrzeugnng rrsolgen, das; die Motive der Meineide lediglich in der Zugehörigkeit der Angeklagten zur Sozialdemokratie zu suchen sind. Andere Motive sind so gut wie ausgeschlossen. Tic Meineide waren geschworen worden zn Gunsten eines „Genossen", des Redakteurs der sozialdemokratischen „Bcrg- nnd Hüttenarvriter- zeitung", der von dem Gendarmen Miinter wegen Beleidigung verklagt worden war. Vier von den sozialdemokratischen Entlast ungszeugen in diesem Bcleidiguiigsprozes? hnvcn ihre AiiSsagen widerrufen. Tie Verbrechen der Schröder und Genossen sind nichts Anderes als die Ucbertragmig der Lehren der Umslnrzpartct in die Praxis. Den» die Thatwche, das; die Führer der Sozialdemokratie den Meineid, sobald er im Partciintercsse geschworen wird, nicht blos entschuldigt, sviidci» sogar eiiipfohleii und verherrlicht haben, steht unumstößlich fest. In dem Reiche der zielbewussten Genossen werden daher die in Essen Vcriirthriiten als Märtiner angesehen werden. In einem von dem früheren ReichstagSabg. Haienclever geschriebenen Artikel des „Sozialdemokrat", des damaligen offi ziellen Parteiorgans, wurde gesagt: „Für »ns ist der meineidig gewordene Sozialdemokrat kein Verbrecher, sonder» ein Märtyrer". Von zwei Sozialdemokraten, die. »m — ganz wie in dem Essener Prozeß — einen Genossen zn schuhen, einen Meineid geschworen hatten, bemerkte dasselbe Blatt, das; sie zwar vor dem Gesetz, vor dem Spießbürger jetzt ehrlos seien, vor der „Partei des arbeiten den Volkes" aber nicht. Unter dem 2!). Juni 1882 schrieb der „Sozialdemokrat": „Willkommen dem Zuchthäusler. Willkommen den. Meineidigen! So rufen wir ans vollem Herzen unserem Wackeren Genossen Karl I. entgegen, der das ZnchthanS verläßt, nachdem er daselbst zwei und ein halbes Jahr als „Meineidiger" gesessen." Nicht minder liebevoll hat auch das heutige Ecntralorgan der Sozialdemokratie jederzeit die meineidige» „Genossen" an'S Herz geschlossen. Am 18. Juni 18S2 widmete der „Vorwärts" mehreren Partrtangehörigen. dir. um andere „Genossen" zn retten, einen Meineid geschworen hatten und deshalb vom Schwurgericht vrrnrtheilt worden Ware», ein schwungvolles Gedicht, welches mit dem Refrain schließt: „Verzweifle nicht". Wer eine» Meineid um der Partei willen leistet, wird darin anSgesührt. dessen Seele ist rein, der bleibt ei» wahrer Mensch, denn er ist eingetreten für Wahrheit, Freiheit und Recht, er hat emsig und ernst deni hohen Ideal der wahren Moinl nachgestrebt: bei den Genossen ist er derselbe nach wie vor. wenn er auch ini Znchthanse gesessen hat. Wenn der Meineid in solcher Weise als Martyrium geprielen wird, dann darf man sich nicht wundern, daß die Schröder und Genossen in Essen dnrch einen ihrer Bertheidigrr erklären ließen, man möge die Frage drö fahrlässigen Eibcs (der nnr mit Gesängniß bestraft wird) mir Wrglassen. sie würde» in dem Bewußtsein ihres „guten" Gewissens auch Zuchthausstrafe ans sich nehmen. Ein meineidiger Zucht häusler scheint bei den waschechten Sozialdemokraten die höchste Stufe des HeldenthnmS cinznnehmcn. Als Antwort ans den Spruch der Geschworenen haben die Essener Genossen den wegen wiss-ntlichcn Meineids vcrurthriltrn Schröder einstimmig als ReichötagSkandidaten ausgestellt. „Nicht würdiger", bemerkt hierzu der „Vorwärts", „kann die Sozialdemokratie Deutschlands ihrem Protest (gegen den UrtheilSsPrnch des Essener Schwurgerichts) Ausdruck verleihen, als daß sie ein RrichStagSniandat, die höchste EhrcuslcUc. deren Zuerkeminng unsere hrutige Staatsordnung dem Volle eimöglicht, ans daS Haupkvpfer des Essener UrtheilSspnichS überträgt." Tie Frechheit der Organe der internationalen Revolutions- Partei hat einen Grad erreicht, daß man fast glauben möchte, selbst den Vertretern deS Caprivi'schen „MutheS der Kaltblütigkeit" müßten di« Haare z» Berge stehen und allmählich die Geduld ansgehrn. In geradezu unerhörten Gemeinheiten haben die sozial demokratischen Blätter fortgesetzt unsere jetzigen patriotischen Erinnerun gsfestlichkeiten verspottet, das Andenken unserer natio nalen Helden besudelt und alle vaterländischen Empfindungen in der ekelhaftesten Manier verhöhnt und verächtlich zu machen gesucht: jetzt wagt man eS, unsere Gerichte zu bezichtigen, daß sie Unschuldig« in » Zuchthaus schicken. Da» Ungeheuerliche ist ge i schchen, ruft der „Vorwärts" aus, unsere Genossen kommen »n- schiildig in'S Zuchthaus! „Wir glauben nicht", sagt daS Blatt, „das; irgend ein Ereignis; in neuester Zeit auf liniere Genossen in Deutschland einen tiejeren Eindruck gemacht hat. auch datz ver piiychtc Umstiirzgesetz nicht, bei dessen Bckäluvstmg doch immerhin der Humor »och zn seinem Rechte kommen konnte, als der Spruch der BonrgeoiS-Geschworcnen in Essen. Wer noch an eine Ver söhnung der Klnssciigegenlätze in unserer heutige» Staats- und Gesellschaftsordnung glauben konnte, den, müssen die Essener Ge schworenen drn Staar gestochen haben." Man weiß wirklich nicht, ob man mehr entrüstet sein soll über die bodenlose Unverschämt heit, mit der hier ans dem Essener Prozeß für die Nmsturzgrdanken Kapital geschlagen wird, oder über die pharisäische Heuchelei, der die Unschuld der Schröder und Genosse» behauptet wird. Wissen doch die Schreiber solcher .Hetzartikel nur zu gut, daß in der Partei, besonders innerhalb der erprobten Kreise, der Meineid ans Partriintercsse als statihast. in sogar in gewissen Fällen als geboten angesehen wird. Wie sollte cs auch anders sein? Eine Partei, die wie die Sozialdemokratie den Mord als erlaubt halt, die Tnnaiill'tarden und andere Schurken der gemeinstcn Art als Kämpfer für politische Uebrrzenglingen hinslellt, die mit vollem Bewußtsein die Zulässigkeit von Handlungen Predigt, die »ach dem bestehenden Rechte als Verbrechen verfolgt werden: eine solche Partei wird folgerichtig auch den Meineid billigen, wenn damit ihren Interessen gedient wird. „Wir pfeifen ans die Heiligkeit deS EidrS". schrieb vor I Jahren ein vorgeschrittenes und offen herziges sozialdemokratisches Blatt, „wir bekämpfen den Eid wie alle Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft. Moral, Ehre und Wahrheit anerkennen wir nur im proletarischen Sinne; bürger liche Begriffe sind sür die Arbeiterklasse nicht maßgebend." In einer Wahlagitali'vnsnuinmcr des „Vorwärts" stand einmal unter der Ucberschrist „An die Arbeiter!" fettgedruckt zu lesen : „Gebt Euer Ehrenwort, gebt Eure Unterschrift ab, um das Ehrenwort zu breche», n>» die Unterschrift zn verleugnen." Vor drei Jahren schrieb der „Sozialist", das Organ der sog- unabhängigen Sozial demokraten : „Ein Hamburger Staatsanwalt hatte seine Ueber- zriigimg ausgesprochen, einem Sozialdemokraten käme cS. wenn cs sich uni die Sache seiner Partei handele, auch nicht auf einen Meineid a». Das Wort hat nun wie ein rotheS Tuch aus die Führer der Partcimchrheit gewirkt. Sie bethcuern nnd beschwören, ihnen sei es Ernst mit ihrem Eide, gerade wie es Herrn Lieb knecht Ernst war mit seinen, Treu-Eid, den er im sächsischen Land tag geschworen. DaS Alles aber ist nichts als eine elende, erbärm liche Komödie, die mir aufgesührt wird, damit die moralischen Wickclkiiider und Tugendlä,inner sich nicht entsetzen. Denn auch für diese muß ia Raum sein in der Parteiorganisation. Und die fortgeschrittenere», aufgeklärten Genossen, so kalknliren die Herren, werden ja doch merken, das; cs uiiü nicht gar so Ernst ist mit unserer moralischen Anwandlung." An ihre» Früchten sollt ihr sic erkennen! Der AuSgcing des Essener Mcineidsprozesscs ist ein neuer furchtbarer Beitrag für die alle sittlichen und rechtlichen Auffassungen zersetzende und ans- lösende Arbeit der Sozialvemokrntie. Man niag vielleicht heute noch bezweifeln, ob die sozialdemokratische Lehre von der Zulässig keit deS Meineids in dem Maße Partcidogma geworden, daß sie in Fleisch und Bült aller Anhänger übergegangen ist. Wenn dies noch nicht der Fall ist. so haben wir allen Grnnd. schleunigst Vorkehrungen z» treffen, daß dies nicht geschehen kann. Oder sollen wir vielleicht nach Eaprivi'schem Rezepte ruhig mit den Händen im Schooße warten, bis alle Begriffe von Recht und Ehre unter den Millionen Parteigängern der Sozialdemokratie ansgctilgt sind? Man sollte endlich aufhöreii, die Umstnrzpartei nur niit schönen Ansprachen und Banketredcn zu bekämpfen, über die sic nnr spottet; auf der Grundlage der bestehenden Gesetze kann der Agitation der Sozialdemokratie nimmermehr wirksam entgegengetrrten werden. Tie Sozialdemokratie steht völlig außer halb der bestehenden rechtlichen und sittlichen Ordnung, sie kämpft gegen uns niit allen Mitteln der Lüge und der Niedertracht, der Gemalt nnd der Ungesetzlichkeit, des Hasses und der Leidenschaft — deshalb gehören außerordentliche energische Mittel, ivic sie nur ein Ansnahmcgcsetz geben kann, dazu, ihre revolutionäre Propaganda zu unterdrücken. Heruschrrib- ««d Uernsprech-Verichte vom 20. August. Berlin. Die Ansprache, die der Kaiser am Sonntag bei der Parade aus der Movke an die 1. Garde-Insanteriebrigade hielt, lautet nach den „Bert. N. N.': „Ich habe Euch am heutigen Tage hierher zusammenberufen, um mit Euch der glorreicheil Tage von St. Privat zu gedenken, an welchen vor 25 Jahren die preußische Garde in altbewährter Treue und Hingebung ihren Eid erfüllte, neue Lorbeeren an die alte sieggewohnte Fahne geknüpft hat. Unter der persönlichen Führung des großen Kaisers ist cs der Garde vergönnt gewesen, zwar unter schweren nnd großen Ver lusten. aber mit altbrandenburgiicher Tapferkeit und Standhaftig keit den Sieg zu erkämpfen Euch aber, Grenadiere vom 1. Garde- reaiment. rufe Ich die lOjä-riae Feier diese» Tage» in s Gedächt nis» zurück, wie der große Kaiser Wilhelm heute vor 15 Jahren in das Korps trat, um Euch zu diesem Ehrentage zu begrüßen. Er sagte Euch damals, daß für ihn da» 1. Garderegiment an diesem Tage gleichsam als Vertreter der ganzen Armee vor ihm stehe und daß die Worte, die er an Euch richte, der ganzen Armee gelten So soll «» auch heute sein. Am heutigen Tage wm Ich dem Regiment eine besondere Anerkennung beweisen und ihm ein Zeichen Meines Königs. Dankes verleihen. Ihr sollt fortan an Eurer -rahne d„S Band de» schwarzen Adlewrben» mit de« Abzeichen diese» Orden» tragen. Die Famen Meine» Hause» sollen fortan dem Regüient voransticgen zur erneute» Mahnung, Mir und Meinem Hauie, wie es bisher immer der Fall gewesen, die gelobte Treue zu bewahren und Euch mit Mir noch durch rin besonderes Band persönliche, Gemeinschaft verknüpst zn wiffen. Ihr Anderen aber sollt d>c>e Ehrung, als eine ziigleich auch Euch geltende mit einpsinde» und allezeit deS großen ^nges eingedenk bleiben, an welchem Ihr durch Eure Siege Tentichlands Einlieit erringe» halst. Ihr lollt esgals eine Ehre empfinden, daß Ich Euch hier an dieser Stelle ver janimcil habe, vor den, Hause zu stehe», mit welchem io viel trendige wie schmerzliche Erinnerungen an de» heldemuüihiaen Kaiser Friedrich verknüpft sind, der an dieser Stätte so ost die Ver tretung der Armee, das Lehr-Jnfanterie-Bataillon, hat cm sich vornverziehen sehen. Sollte eS aber icmals da;n komme», das; Ich genöthigt wäre. Meine Armee zum Schutze des Vaterlandes an die Grenze zn ruien, dann erwarte Ich. daß die t. Gardc-Iu- mtt fanterlebrigadc jederzeit mit derselben Hingebung und Treue ihre Schuldigkeit thun werde, wie sie es heute vor 25 Jahren bei St. Privat gcthan hat." Berlin. Ter Reichskanzler Fürst Hohenlohe beabsichtigt, heute Abend für kurze Zeit nach seinen russischen Besitzungen bei Wilna zn reisen. — Generalleutnant z. D- v. Rauch zu Schwerin, der in der Schlacht bei Vionvilte den Angriff der braunichweigi- ichen Husaren bei Flavignn führte, erhielt zur Erinnerung an jenen Ehrentag den Kionenordcii l. Klasse mit Schwertern am Ringe. — General der Infanterie Graf Wränget ans Sproitz erhielt vom Kaiser folgendes Telegramm: Ich erinnere Mich heute gern und dankbar des siegreichen Führers der 18. Division m der Schlacht bei Grcwclvtte-St. Privat.— Tie drei jüngsten kaiserlichen Kinder, die Prinzen Ostar und Joachim und die Prinzelsi» Viktoria Louise, kehren heute Abend von Rügen nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurück. — Tie offiziöse „Norddeutsche" wendet sich in einer Artikelserie gegen die Angriffe der künstlerischen Presse aus die Regierung, insbesondere Herrn v. Bötticher, und demcntirt dabei, bas; Nntcrstaatssekretäc von Rottenburg niemals geäußert habe: „Wenn der Handwerkerstand wegen Nichterfüllung seiner Forderungen zn den Sozialdemokraten übergehen will, so soll er nur gehen." Weiter wird anSgesührt, daß Befähigungsnachweis kcineSwcgS von allen Künstlern, viel weniger von d r überwiegen den Mehrzahl deS deutschen Handwerkerstandes für nöthig gehalten werde, die Erfahrungen niit dem Befähigungsnachweis in Oester reich seien für denselben ungünstig, was sich mii den Ersnhrnngen früherer Jahrhunderte decke. — Ein hiesiger Malermeister, der wiederholt bei Lchivindelbanten betrogen worden, und noch in letzter Zeit einen derartigen Verlust von 12,000 Mk. erlitten hatte, wollte sich heute früh dnrch einen Sprung vom Balkon seiner in der 1. Etage gelegenen Wohnung tvdlcn; schon war er über das Balkongiticr geklettert, als seine Frau hiiiznkam, den zwischen Himmel nnd Erde Schwebenden ergriff und an den Armen sest- hielt. Mit nheimen'chlichc» Kräslen. die ihr nur die Todesangst verleihen konnte, vielt sie ihren Gatten über 5 Minuten i» dieser Lage, während durch die .Hilscruie eine große Menschenmenge unten ans der Straße angeloctt wurde, ec- dachte indeß Niemand daran, der verzweiselten Fra» Hiije zn bringen. Endlich erlahmten die Kräfte, ihre Hände öffneten sich, und sie brach bewußtlos zu sammen. während der Mann in die Tiefe stürzte. Mit gebroche nen Gliedern nnd zertrümmertem Schädel blieb er aus dem Platz? liegen. — Sechs Studenten russisch-polnischer Nationalität, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu einem polnischen SelbstbildnngSvcrein der Geheimbnndelei angeklagk waren und denen inan vorwais, groß-polnische und sozialdemokratische Tendenzen zn versvlgen, winden vom hiesigen Landgericht frelgesprochen, Tie Verbindung mit anderen politischen Vereinen gleicher Richtung war in dem Umstande erblickt worden, daß bei dem Begründer des Vereins eiu Protokoll über einen in Dresden abgehaltenen Kongreß uoraesnii- dc» wurde, der bezweckte, die bestehenden Vereine zn einem Bunde unter dem Namen „Bund der polnischen Jugend" zntammen- zuschließen. Frnnksnrt a. M. Gerichtsassessor Walther Augustin aus Berlin, welcher mit seinen Angehörigen hier angekommen war, um gestern seine Hochzeit niit einer hiesigen Dame zn feiern, wurde Mittags 1 Uhr i» der Kathcirinenkirchc getrau». Daraus erbat er sich kurzen Urlaub unter dem Hinweise, ein Stündchen ruhen zu wollen, ging jedoch ans und kaufte zwei Revolver: diese band er an einen Stuhl seines Hotelzimmers im „Römischen Kaiser", kniete darauf nieder und feuerte beide Waffen gegen seine Brust ab. Der Tod trat sofort ein. Bei der Training war der Bräutigam noch heiler und lebensfroh erschienen, bei der Festtafel wartete ma» vergeblich ans ihn. bis die entsetzliche Katnstrovbe bekannt wurde. K ö l ». Nachdem die Mülheinier Behörde gestern durch öffritt- iichen Anschlag die Bürgerschaft anigesordert hatte, dem Werstplan? fern zu bleiben und außerdem von Abends halb 0 Ubr ab die Schiffsabrten beider Gesellschaften verbot, kam ans der Werft trotz Ansammlung einer zahlreichen Menge eine Ailslchreitiiiig nicht vor, gegen 1l Uhr indeß zog One starke Bande vor das Bncger- meisteranit n»d lärmte, vis ein startes Polizeiaufgebot die Menge mit blanker Waffe cniSeinanderlricb. Wiederum lainen zahlreiche Verwundungen und Verhaltungen vor. Weitere Ansammlungen vor öffentlichen Gebäuden wurden bald auscinandergekrieben. BreSlau. Bei der hiesigen Bankfimia Jaffa nnd Eo. am Ring wurde heute Vormittag 11 Uhr dnrch drei arbeitslose Individuen ein räuberischer Uebcrsall gemacht. Die Individuen waren bewaffnet in das GeichästSioka! der Firma eingetreten und forderten, die Revolver ziehend, »Geld. Zwei winden verhaftet, einer entkam. Augsburg. Die 21. Generatvrrsninmlnng des deulichci! j.'K. Apothekerverekns wurde heute eröffnet. Rach den üblichen Br grüßlmgcn wurde in die Berathung des Antrages bctr. di? rcichs gesetzliche Regelung des Apolhctcnwrieiis eingetrele,,. Konstanz. Der Bieepräsident des Abgeordnetenhauses. Gel). Sanitätsrath Dr. Graf, ist hier gestorben. Tilsit. Zwischen 12 Arbeitern der Schncidemichle von Skalweit in Labia», die wegen Lohnstreitiglcitcn die Arbeit niedergelegt hatten, und aus dem Hose des Grundstücks großen Lärm verursachten, und drn Pvlizciheaniten tan, es zu einem Zn sammenstoß, bei dem der Gendarm Hofsmaiin mit seinem Earabiner Feuer gab. Der Arbeiter FffHer erhielt einen Schuß durch den Kops, sodaß der Tod an» der «teste eintrat. Ein anderer Arbeiter wurde durch einen Schuß durch die Hüfte lebensgefährlich verletzt, er soll inzwischen im Kronkenhaule verstorben sein Ein dritter Arbeiter wurde dnrch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verletzt. Wasungen. Der Premierleutnant a. T> Baron v. Oering bat sich in der Wohnung seiner Braut erschaffen. Motiv un bekannt. I W
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