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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-18
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh SV.UHr. Redaktion und Lrpedttion IohannkSgasse 83. Sprechstunden der Redaktion: vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. k > > »i« NUSg-d, km,r^>ndln M-N-Icrwt« «acht 04 »>« rttt-uw» nudt ixrdmdü«» Annas«« 0er für sie nächftsalge«»« Nummer sestlmmten Jute rate an Wachrntagrn bi» S Uhr Nachmtttaa«, an rann- «n» -rsttaorn früh bi»/,» Uhr. 3n den Filialen str 3us.-Xnoah«e: Otto Klemm, Univrrsitliirstrasr 21. Louis Lösche, «atharinensttaßr 18, p. nur »«» '/.» Uhr. 'eipMer.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, socalgeschichte, Handels- und Geschüftsverkehr. 2SK Meß.A«flage LS,?S0. Adonnnnentopreio oiertelj. 4'/- K1K. incl. Brmgrrlohn 5 Ml., durch die Post berogen 0 Ml. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pj. «ebührrn für Extrabeilagen (in Loaeblatt» Format gefalzt) «h«e PosibkiSrderniig 38 Mk. mit PostbesSrderuag <3 Mk. Inserate sigespaltme Petitzcilr 20 Pf. Lrößere Tchristen laut unlerem Preis« verzeichn iß. Tabellarischer ». Ziffernfatz nach höherm Toris. Rrrlamen unter dem Redartionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Npprditien zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeonmerando oder durch Post nachnahme. Sonnabend oen 18. Oktober 1884. 78. Jahrgang Jur geWgen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den 1». Oktober Bormittags nnr bis 'HS Uhr geöffnet. Expedition des I^iprixer ^U86dla1t68. Amtlicher Thetl. Gewölbe-vermiethrmg. In dem der Stadtgemcinde gehörigen Hau-grunbstÜck ZLL-L-'-- legene, an das GeschästSlocal der Firma I. Hulbe an stoßende DerkausSaewölbe vom 4 April 188S an gegen «tnhalbjährliche Kündigung Dienstag den 2t. dieses Monat» Vormittags tt Uhr ans dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, an dm Meisk- bieteaden anderweit vermietket Iverdm. Ebendaselbst auf dem groß?» Saale liegen dieVermiethung«- und VersteigerungSbedingungen sowie da« Jnventarium de in vermiethenden Gewölbe- schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 4. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß. 87 Herrn Bekanntmachung. Im Monat September ki. c. gmgkil beim Armenamte hier ein: 500 .4k — Bcrmächtniß von dem am 22. April d. I. derstorbenm Herrn Philipp Peter Adolf Nlm, durch Herrn Rechtsanwalt Wanckel, - Ergedniß der Sammlung siir hiesige Arme, während der Gartenbau »Ausstellung, durch den Kassirer -Herrn I. W. Rischer, » Sachverständigcn-Gcbührcn von F. durch B. B., - als Differenz von B. R-, » als Bersänniniß - Enlschävigung von Lehrer O. G- in Sachen P. /. I. - alS Sühne in Sachen K B.A. S. « - « « « A. E /. A. Sch. .... - C.A.N.B-G- PL ..... C.A.F.'/. E.B. 5^ ..... W E. /. H.G. !H>Z 8, ..... Cl.S.'/-MH. . . . . . G Sch. °/- I G. ..... F.S.HW. ..... PH.-/.EL. ..... EW.D./.M.G.. ..... E.Sch. '/. HK. durch Hm. Friedensrichter Conrad. . . . . . >0.'/. »9. 8i 4 15 t 5 « — 3 - — — . 50 > . — 10 . — 0 « — 3 . — ,0 . — 3 . — 3 - — 10 > — -sLZ s.L ». 2 2 3 3 12 2 2 0 3 D 701 .4k 87 Mit Dank quittiren wir hierdurch. Leipzig, den 9. October 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armcnamt.) Ludwig - W o ls. Laug«. 8it2UNK des ärxtliclien üe^irks- Ver6iN8 der 8ta6t vlonet»«, Neu 21. Oetoder Lbeoä, g vier Im bi»»I« 4er vr«tc» Itllr>rer«o1iul«. 'P»<s«»or6i>un>r: 1. Leriekt de-ttols^irton über ösn Xornt»- tag: iktek vr. Xsnbert). — 2. lierielw <le» 8»nitiitt>au«cku««a Nber die in derklenarver-aminl»,:^ de« Ir. s. 1^nde,-U«IieinaI- < olieninm» xurVerbai'.llliM',- I.»uu»,-nden Oe^en-tSude: ») -tntrtft-e, betretteud die lledin^un^e» ^"-r in dis Üsdaniwkn- «ekuion un,l «len Vni^rrieitt ,l->«e!'ust (Itek. vr. Siivxvr). d) -ii>- ira? aut Lrl-a.^ einer Vci irdnanx, noim<-l, »ipotiieker nnr soleiie .ii/iieivonelirittln (liocepke) von ^errken uni Lwpiriireru »n teroixen ,iUrten, nut' neleken <Iin verschriebenen Xrrneietolls ic äeren 2udercituin;sxveise r?«»nn angesehen «inä, unä xveleli« außerdem mit Vntni». Ort und «ieutiicker vntonekrilt de» Orilüwtor» vorsoden eind (ket. 1'rote«or vr. Lsnnjg.) vrTklom. Lubmislion. Die Lieferung und Ansuhr dl« im Jahre 1885 für die Provinzial» iihousseen zu Umbauten u. s. w. erforderlich werdende» Bedarfs an Pflastersteinen, und zwar: „ „ ». b-ssirte Reihenpilafterstetne ». «lafse 1) Weißenscl«.Leipzig Etat. 14.0—11.113 80 edm, frei Lahnhof Markranstödt zu liefern, 2) Halle-WcibcnsclSdLckarlSberga Siat. 70.133—70.203 pü ebm, frei Bahnhof Eckarlsbcrga zu liefern, . b. bearbeitete »opspflafterftetne 3) Weißenfel«. Leipzig Siat. 0.430—9.8 und 10^50—10.650 4l? edm, frei Bahnhos Markranstädt zu liefern, 4) Zeitz-Meuselwitz StM^6^5!o^3S^«b». ftei Bahnhof Zeitz zu liefern, 5) d-s-ch. Liat. 8.322-9.2 788 edm. frei Bahnhof Meuselwitz zu liefern. ist zu vergeben. Schriftliche, mit bezüglicher Lufschrist versehen, und den Bedingungen entsprechende Offerten nebst Probesteinen sind bi« zum 24. Oktober er.. Morgen« 10 Uhr, cn den Uutcrzeiid: eien, bei welchem die Lieferungsbedingungen einzusehen sind, rinzureichen. Wcißensel«, den 17. Oktober 1884. Der L«nbeS.vauiuspert«r. Rose. Die diesjährige MichaeliSmeffe endigt mit drm 18. October. An diesem Tage sind die Budcn und Stände auf den Plätzen der inneren Stadt bis 4 Nyr Nachmittag« voll ständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgens de- 19. October zu entfernen. Die auf dem Augnftuöplatze und auf den AUent» lichcn Wegen und Plätzen der Vorstadt befindliche» Buden und «tände sind b,S Abends 8 Uhr de« 18. October zu räumen und in der Zeit vom 20. bi« 23. October, jedoch lediglich während der Tage-fiunden, von k» Uhr Morgens bi- 7 Ubr BbcndS abzubrechen und wegzuschafscn. Die Abtragung und Wegschaffung der an der nördlichen Planke des Museum» ausgestellten Buden ist. weil der Platz, aus welchem sie stehen, als Abfuhrweg benutzt werden muß, bereit« am 20. October Morgens 8 Uhr zu beginnen und bi« 9 Ubr Bormittag« zu beenden. Bor dem 20. October darf mit dem Abbruche der Buden und Stände aus dem AugusiuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist eS gestattet, Buden und Stände auf dem Noßplatzc, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntage den 19. October, abzu« brccbc» und wegzuschasfc», dafern nicht dadurch Störung de« Verkehrs oder Benachlheiligung deS Geschäft« in den stehen bleibenden Buden herbeigeführt wird. ES bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus dem Noßplatzc und KönigSplatzc, sowie diejenigen Stände daselbst, an welchen nur LebcnSmittei setlgebote« werde», »och am ll>. October geöffnet zu ballen. Die Schaubude», sofern sie auf Schwellen errichtet, in» gleichen die CarrousiclS und Zelte sind bi- Abend« 10 Uhr deS 2l. October, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren daS Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht ertkeilt worden ist, bi« längsten- den 25. October Abend« 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiterbandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld- strafe bis zu 150 -4k oder entsprechender Haslstraf« geahndet werden. klebrigen« haben Säumige auch die ObrigkeitOvegen zu verfügend« Beseitigung der Bude» rc. zu gewärtigen. Leipzig, cm 8. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Nichtamtlicher Thetl. Jur chinesischen Frage. Ferrh hat am Donnerstag eine neue Frist für di« Ver antwortung über den Stand deS Streites mit China erhalten, aber die politischen Gegner deS CabinelS beginnen bereits ungeduldig zu werden. Von rechts und link« regnet eS An fragen; die Depulirten Delafoffe und Raoul Duval von der Siechten und Lockroy von der Linken wollen Aufschluß haben, wie sich die Regierung die weitere Entwicklung der Dinge in China vorsicllt. Tie Kammer hat beide Anfragen bis zu dein Tage zurückgelegt, an welchem über den Credit für die Tonkin« Expedition verhandelt werden soll. Dieser Aufschub ist für da» Ministerium von größter Wichtigkeit; denn bi» dahin kann ein Nmscbwung in China eingetreten sein, welcher r« möglich macht, daß Ferry vor die Frager mit einer vollendeten Thatsache hintritt. Da« hofft der Ministerpräsident offenbar, und deshalb kommt ihm der SenatSbeschluß, welcher den Generalen Brisre und Nearier, sowie den Admiralen Courbct und LeSpe« die dankbare Anerkennung der hohen Körperschaft für ihre Kriegführung in China au-spricht, sehr gelegen. Er kann sich darauf im Nothsalle be rufen . wenn die nachfolgenden Ereignisse dem guten Anfang in Tonkin nicht entsprechen sollten. In der Dcputirtcnkammer war die Stimmung für die beiden Generale und die beiden Admirale weniger günstig, sonst würde sich dort auch ein Antragsteller wie St. Ballier gesunden haben. Daß ei» solcher nicht auftrat, beweist, daß die Annahme de« Antrages zweiselbast war oder daß die für denselben ein» tretende Mehrheit nicht ausreichend erschien, um damit einen moralischen Erfolg zu erzielen. Immerhin kann Ferry mit der augenblicklichen Sachlage zufrieden sein, und er hat den SenatSbeschluß wohl auch nur der letzten Meldung Briör?« »u verdanken, nach welcher dieser am ll. October über die Chinesen einen entscheidenden Sieg erfochten hat. der die Chinesen auS der Offensive in die Defensive gedrängt haben soll. DaS ist nun freilich nur eine persönliche Auffassung deS commandirendcn General», aber sie wird durch die That sache unterstützt, daß die Chinese» nach bedeutenden Ver lusten und nach dem Tode ihres Obergeneral- die Flucht er griffen haben. Die Depesche legt den Hauplnachdruck aber wiederum aus die Zahl der gefallenen Chinesen und auf den Umstand, daß die besiegten Truppen zu den besten deS Kaiserreiche- gehörten, welche nach europäischer Art bewaffnet und geschult waren. WaS man aber in der Depesche vermißt, ist der Erfolg, welcher mit diesem Siege erreicht ist. Die geschlagenen Chinesen sind in der Richtung nach Langson entslohen, die Sieger sind ihnen aber nickt dahin gefolgt, sondern haben e« gelitten, daß sie sich in Sicherheit brachten. Der Verlust de« Obercommandauten ist für die Chinesen gewiß sehr schmerzlich, aber der nächst unter ihm stehende Officier hat seine Stell« eingenommen, sie sind also nickt sührcrlv« und werden de» Kampf unter günstigeren Verhältnissen wieder aufnehmen. Die französisch, Artillerie muß eine sehr günstige Stellung gehabt haben, da sie die Chinesen zn Tausenden niedergemäht hat, während a»s französischer Seite nur ein Verlust von NO Mann zu beklagen war. Da« Mißverbältniß zwischen dieser Zahl und den angeblich aus chinesischer Seite gefallenen 3000 ist so ungeheuer, daß man genvthigt ist an einen Irrthum in der Rechnung zu glaube»; denn unter solchen Verhältnissen pflegt die Gefangennahme de« Gegner« auS- gesührt zu werden. Wären die Franzosen dazu in der Lage gewesen, so würden sie gewiß nicht daraus verzichtet habe»; denn sie mußten innerhalb achl Tagen die Erfahrung machen, daß die Chinesen, obwohl geschlagen, den Kamps dreimal erneuerten. Briöre hat e« vorgezogcn, in seinen Stellungen zu verbleiben, statt den Chinesen den Rückzug abzuschneiden, wa« doch nach seiner Depesche vom 9. Octover bereit« in dem Gefecht vom 8. Octover geschehen war. Die prahlerische Siegesmeldung kann also darüber nicht täuschen, daß die Lage der Sieger trotz aller relativen Erfolge keine beneiden-werthe ist und daß ihnen noch viel zu thun übrig bleibt, um an« Ziel zu gelangen. Wenn man alle Verluste zusammenzählt, welche die Fran zosen seit Wiederaufnahme deS Kampfe» in Tonkin erlitten vaben, so kommt sogar nach ihren eigenen Angaben, die nicht al-zuverlässig gelten können, eine ganz stattliche Zahl berauS, welche dadurch »och eine sehr erhebliche Steigerung erhält, daß zu den Todlcn und Verwundeten auch noch die Kranken hinrutrclen, die doch mit Rücksicht auf die ungünstigen klima tischen und Boden-Verhältnisse nicht gering an Zahl sein können. General Briöre ist sehr zufrieden, daß er den An griff der Chinesen zum Stillstand gebracht hat oder doch gebracht zu haben glaubt, ünd wird jetzt alle Hände voll zn thun habe», um sich an der Stelle, wo er steht, zu behaupten. WaS in seinem Rücken geschehen ist, weiß er nicht, der Ge danke liegt aber nahe, daß die Anamiten den Abzug der fran zösischen Truppen auS Hanoi und den übrigen Garnisonen zu Angriffen benutzt haben; denn man darf nicht vergessen, daß die Zahl der Truppen, welche Frankreich nach Tonkin gesandt hat, gänzlich unzureichend ist, um damit größere Unternehmungen i»S Werk zu setzen und durchzusührcn. Gerade jetzt, wo die Franzosen im Zuge sind, größere Erfolge in Tonkin zu erreichen, sieht man. wie thvricht und kopsloS eine Politik war, welche mit kleinen Mitteln auszukommen suchte. Der 23 Juni war der späteste Termin, an welchem der ganze Ernst der Sachlage in China inS Auge gefaßt werden mußte. Ferry mußte damals sofort die Kämmern einberufen und ihnen die Nothwcndigkeit einer energischen Action darlegen. Damals, unmittelbar nach dem FriedenSbruch bei Backe wäre ihm Alle» bewilligt worden, was er verlangte, und der Krieg, der heute erst in der Entwickelung begriffen ist, wäre beendet. Die Theorie von der Durchführung eines bereit» auf der Gegenseite gebrochenen Frieden« und die Psandnahme von Häsen und Bergwerken hat dahin geführt, daß die beste Zeit, um die Chinesen zum Frieden zu zwingen, versäumt wurde, und daß jetzt Kräfte in Bewegung gesetzt werden müssen, welche die ohnehin nicht in bester Verfassung befindlichen französischen Fioauzen auf« Höchste anspannen. Ist e« nicht unverständlich, wenn Ferry ia diesem Augenblick von Erspar- l-isicp spricht, da iu Tonkm Alle«, wa« seit 15 Monaten auf- gewendet wurde, auf dem Spiele ftHt? Ter beste Beweis, wie schlecht die Sache« in Toukin stehen, ist die Thatsache, daß die Festungen Langson, Kaobang, Laokai und Kate, die bereit« Ende Ium an di« Franzosen übergeben sein sollten, sich noch heute in den Händen der Chinesen be- finden. Die geschlagene chinesische Armee, oder ein Theil derselben hat sich auf Langson zurückgqogen, Brisre ist aber nicht im Stande, iyoen dorthin zu folgen, er begnügt sich mit dem Bewußtsein, den Angriff der Chinesen abgewiesen zu haben. Ist da« eine Frankreich« würdige Lag«, nachdem so große und schwere Opfer gebracht worden sind? Und in Tonkin liegen die Verhältnisse noch relativ günstig. Wie steht e« aber aus Formosa? Eourbet und LeSpKS stehen rathlo« vor zerschossenen Fort», weil sich dahinter noch eine Torpedolinie befindet» welche für jeden Angriff un nahbar ist. Die Kühnen, welche einen Handstreich dagegen unternehmen wollten, sind mit blutigen Kopsen zurückgewiescn worden. Am 8. October, also eine ganze Woche nach dem Beginn de- Bombardement« von Tamsui sind bei einer Recognoscirung 18 Tobte und 49 Verwundete aus französischer Seite gefallen. Also steht Courbet heute in der Hauptsache noch aus demselben Puncle wie vor Beginn de« Bombarde ment« auf Keelung und Tamsui. Bis zur Bcrathung de« Tonkin-Credit« im Plenum der französischen Deputirlenkammer werden voraussichtlich noch einige Wochen vergehen, bi« dahin müßte sich Briöre in den Besitz der durch den Vertrag von Tientsin an Frankreich abgetretenen Grenzscstungen gesetzt und Admiral Courbet müßte die Häsen Keelung und Tamsui besetzt haben» um den ungestümen Fragestellern eine nur einigermaßen zufrieden stellende Antwort zu geben. Ein solcher Verlauf ist aber sehr unwahrscheinlich, im Grgentheil ist e« sehr möglich, daß auf die letzte Siegesveptlchr BriSre'« die Hiobsposten, welche von einem allgemeinen Aufstand der Tonkinrsen berichten, aus dem Fuße folgen. E« ist so natürlich, daß in einem feindlichen Lande ein verhaßter und nur mit unzureichenden Slreitkräften aus. tretender Angreifer ausSchritt und Tritt durchHinterhalt verfolgt wird. Die berüchtigten Schwarzflaggen, welche nach den Depeschen Millot'« und seiner Vorgänger schon so und so oft vernichtet worden sind, werden sicherlich jetzt wieder au» ihren Schlups, winkeln Hervorbrechen und den Franzosen ihre Siege zu verkümmern suche». Da- ist der Grund, welcher den General BriSre zaudern läßt, di« fliehenden Chinesen zu verfolgen »nd mit selbstvergessenem Muth« die Gunst de« Augenblicks zu benutzen. Wa« geschieht dann in Hue und in Hanoi? Da« sind die Fragen, aus welche General BriSre keine genügende Antwort zu geben vermag. * Leipzig, 18. Oktober 1884. * Kaiser Wilhelm wird auch in diesem Herbst wieder einer Einladung de« regierenden Grafen Otto zu Stolberg- Wernigerode Folge leisten und der gräflichen Familie aus Schloß Wernigerode einen mehrtägigen Besuch abstatten. Während diese« Aufenthalte« werden wiederuni größer« Jagden aus Schwarz- und Rolhwild, sowie aus Hasen abge- balten werden, die schon Mitte diese« Monats stattfinken sollten, wegen der Goldene» Hochzeit in Sigmaringen aber verschoben sind. Die Ankunst de» Kaiser« in Wernigerode wird Ende dieses Monat« oda spätesten» Anfang November erwartet. ,* Der .vossischen Zeitung" wird au» Schleswig-Hol stein geschrieben: „Von sonst sehr gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß eine Vorlage an den Landtag wegen Rückgabe de» Schlosse» Augustenburg und der jetzt im Besitze de» Fi-cu« befinvlichen vormals Augusten burgischen Forsten auf Alfen an den Herzog Ernst Günther von Schleswig.Holstein zu erwarten steht. Man kann ziem lich sicher sein, daß eine solche Vorlage einen Widerspruch schwerlich ersabrc» wird. E« handelt sich hier nicht »m irgenv welche Entschädigungen oder Abkausungen. DaS HauS Augustenburg hat langst auf seine SouverainittitSrechte aus Schleswig-Holstein zu Gunsten der Krone Preußen Verzicht geleistet, ohne dafür eine materielle Schadloshaltung zu nehmen oder zu fordern. Wenn e«, wie behauptet wird, der Herzenswunsch de« Kaisers ist. die Angustenbnrger wieder in ihre Heimnth und daS Schloß ibrer Aknen einzusühren, so handelt e» sich bier nm die Wiederholung einer Huld, welche dem GlückSburgischen Hanse bereit» gleich nach der Annexion bewiesen worden ist, al» Schloß und Park von GlückSburg dem Herzog Carl und seinen Nachfolgern zur Disposition gestellt wurden. Seit mcbr al» fünfzig Jahren haben die Augnstenburgrr erbcblick'e Opfer im nationalen Interesse gebracht. Die Entschädigung, welche der Herzog Christian August für sein von den Dänen consiScirteS Eigenlbnm erhielt, entsprach auch nicht im Entferntesten der Größe seines Ver luste», und Niemand weiß da« bester als Fürst BiSmarck, vcr damals die betreffenden Verhandlungen führte." * An» Westafrika wird von weiterer Ausdehnung de» deutschen Protektorate« berichtet. Nenestc Nach- richten au» Klein-Popo melden, daß kort Anfang Sep tember S. M. Schiff »Leipzig" anlies und am 5. September feierlich die deutsche Flagge hißte Ter König Mensah von Porto Seguro hat sich ebenfalls unter den Schutz der , deutschen Negierung gestellt. * Binnen Kurzem wird sich der BundeSrath mit den von den Ausschüssen bereit» beratbenen NebergangSbrstim- mnngen zu der veränderten Maß-und GewichtSordnung beschäftigen. Sobald diese Bestimmungen genehmigt sind, wird eine Abänderung der Aichordnnng ' unmittelbar folgen. Die NormalaichungS-Commisston hat in den letzten Tagen fthvn über den vollständig neuen Entwurf einer Aichordnnng Berathungen gehalten und dürfte daniit nächste Woche zu Ende gelangen. Die Aenderungen der Aichordnnng werden sich nicht nur auf die Abänderung der Maß- und Gewicht»- ordnung beziehen, sondern auch anderen m der bisherigen Praxi« empfundenen Mängeln Rechnung tragen. * Den Eindruck, den die ultramontan-freisinnigen Wahlbündnisse in Nassau bervorgerusen, schildert der „Rheinische Courier- folgendermaßen: ,'.Wa« wohl ber lang, jährige Führer der alten nassanischen liberalen Partei sagen mag, wenn er von seinem jetzigen Wohnsitze Kassel au« die Lage bettachtet, in die sie gcralhen ist? So lange Petri an der Spitze der politischen Bewegung hier zu Lande stand, brauchte die liberale Partei um den Ausfall irgenv welcher Wahl sich keine große Sorge zu machen. Sie hielt zusammen und war de« Erfolge« immer sicher, hatte sie doch nur einen ernsthaften Feind zu bekämpfen: die klerikale Partei. Nach fünfnndzwanzigsähnger Abwehr ist dieser Gegner nun glückstch dahin gelangt, in Nassau di« Situation vollkommen zu be herrschen, indem er die eine der liberalen Parteien unter seine Flügel nimmt und diese sich seinen Schutz, seine Hülse lieber gefallen läßt, al« daß sie ferner Hand in Hand mit dem alten Kampwrnosien ginge. Der Berliner Einfluß be wirkte, daß die Fortschrittspartei sich selbstständig organisirte» was dann endlich auch die Nationalliveralen zu thun genöthigt waren. Nun liegen sie sich vollend« in den Haaren und da« Resultat ist, daß der Klerikaldemokrat vr. Lieber Herr der Lage ist und die deutschfreisinnige Partei sich gefallen lassen muß, die Rolle seine« Schützling- zu spielen. Aus sein Commando werden die Katholiken nun im vierten und fünften Reichs tagswahlkreise unsere« Regierungsbezirks schon im ersten Wahlgange für die deutschsreisinnigen Candidaten einttelen. Herr Windthorst wird zu jeder ihm gelegenen Zeit die deutsch sreisinnige Partei daran erinnern, wem ein Theil ihrer Mit glieder feine Mandate verdankt und wem sie Zugeständnisse machen muß, wenn sie die Mandate behalten will." * Die Rückkehr der Mitglieder der deutschen Partei in Württemberg znr aesammtdentschen nationalliberalen Partei» wie sie in dem officiellen Organ der ersteren in Aussicht gestellt ist, begrüßen wir mit großer Freude. Au» Württemberg hatte in früheren Legis laturperioden die nationalliberale Fraktion zahlreiche und tüchtige Mitglieder empfangen, in dem jetzt ablaufenden Reichstag aber besaß sie kein einzige« württembergische« Mandat mehr. Die württembergischen Abgeordneten von der un» zunächst siebenden Richtung gehörten der deutschen Reichspartei an. Dieselbe soll auch keincSwcgS au« ihrem Besitzstand verdrängt werden; die ihr angehörigcn und sich wieder um ein Mandat bewerbenden Abgeordneten werden von der deutschen Partei unterstützt. Wo die letztere aber in anderen Wahlkreisen eigene Candidaten ansstellt. darf man erwarten, daß sie sich im Falle ibrer Wahl der national- liberalen Fraction wie in früheren Jahren wieder anschließcn werden. E« konnte daran kein Zweifel sein, nachdem die Führer und hervorragenden Mitglieder der deulschcn Partei an der Heidelberger Erklärung und den großen Parteitagen von Neustadt a. d. H. und Berlin Theil genommen und ihre volle Zustimmung zu den dort ausgesprochenen Grundsätzen erklärt hatten. Der süddeutsche Liberalismus stcbt damit wieder innig und geschlossen auf dem Boden de» gcsammt- deutschen nationallibcralen ParteiverbandcS. auch wenn er in einzelnen Bundesstaaten feine altüberlieferten spccicllcu Partci- bezeichnungen beibebält. Der Versuch, diejenige liberale Rich tung, welche in Norddeutschland in der Fortschritts- und neuerding« in der deutsch-freisinnigen Partei ihren äußeren AuSvruck gefunden hat, nach Sükdeulscpland zu verpflanzen, hat nie Erfolg gehabt und wird bei de» bevorstehenden Wahlen noch gründlicher scheitern; wenn auch einzelne süd deutsche Abgeordnete dieser Richtung angchörten, so bat sie im Volke doch niemals breiteren Boden gewonnen. Diejenigen Elemente, au« welchen sich i» Norddeulschland die sorlschritllich- deiltsch-sreisinnigc Partei znsammensetzl, bitten in Süddeutsch» laud die demokratische Volkspartei mit ihrem auSgesp-echeu antinalionale» particularistischc» Grundzug. Gegen sie und de» vielfach mit ihr Verbündeten NltraiiionlaiiiSu.iiS geht in erster Linie der Kamps de« gemäßigten und nationalgesinnlen süddeutschen Liberali-mu«. Daß er mit bestem Erfolg auü- aesochlen werden wird, kann heute schon al« feststehend betrachtet werden. * In Schmalkalden ist eine Einigung der gemäßigten Parteien aus den freiconservativen GulSbcsitzer von Christen auS Werleshausen zur Bekämpfung de» deulfch- srrisinnigen RechlSanwaltS Frieß in Kassel zu Stanke ge kommen. Nachdem auS diesem Anlaß am 12. d. M. eine in Schmalkalden stattgehabte äußerst zahlreich besuchte Wähler- Versammlung folgende» Telegramm an den Fürsten BiSmarck gerichtet hatte: Mehrere Hunderle nationalliberaler und frelconservotiver zum Kampfe gegen dir Fortschrittler geeinter Wähler aus dem Kreise
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