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Dresdner Nachrichten : 30.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-11
- Tag1877-11-30
- Monat1877-11
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.11.1877
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«r. 334. »-»»«k,» »»,«« »r«» 1 U»r t» der »,»«»!»,« r»,nenllr»tz« I». Lbo„. neme»t»dr,t» »trrtel,Ir lich 2 Mark »0 Mae., durch dir voft 2 Mark?L v»,e. Nummern lüPsgc. «u>l„e 32000 »ldl. gllr die RUll-ade «>»,»« laudier Manulrrivl» M,chl sich die «edacliv» nicht »erdtndltch. Inieraien-Annadme an», wdrta-chaalenktel» ,„>» Doalaainvamdurg, Ber lin, Nlie». lleixrig, Bai.l, Breelau.Lrankturl a, M., — «ud. Mo>l« in Berlin, 0,!»»>», Wien, Hamburg, klrauksurt a, M., Miin- chk» — Land» 2d Eo. In grankiurt a. M, — chr. Asiatin Sheinni»,— Uarae, >.»»»««>, Nalller ch «io. in Pari». Freitag, den 30. November. Mrsenöericht und Iremdenlike. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: i.'kepslh K Reichnrdt in Dresden. Verantw. Redacteur- Erilst Llkpsch in Dresden. Anieral« werben Marie» eirat« IS di« «d. <> Ub, «ngenammrn, Sonntag» »t» Millag» »L Ubr I7,n Neuiladl: große Kioiier, «alle ü di» Nachm, a Ubr — Der Rouml einer ein- jpaltigen Pelitt'iie koliel »» Psae, Eingesandl dl« Zeile 00 Psge. «ne Garanlie kür da« »a»!st ia g>igle Erschein'» der Inserate wird «tichl g -gc,i>Ir-n.: XXII. Jahrgang. MItredatteur: vr Für daü Feuilleton: I.nelvlu riurtia»»ii. «urwürlige Lnnoncen. Nustruge von ui» und" «annlcn Firmen und Per- ioue» inserireu wir nur gegen Prünumeraudo- Zaliluug durch Brics- marken oder Poiteiu,ad- lung. Acht Silben kosien IS Piae. Juierol« tur die Montag» - Nummer «der nach einem geluagc die Pet,Heile Psge. Dresdcu, 1877. Für de» Monat Dtcmber werden Abonnements auf die „Dresdner Nachrichten" in der Expe dition. Marienstraße 13, zu 90 Pfennige, sowie für auswärts bei den Postanstalten zu 95 Pfennigen angenommen. Politische». Einen EintagSfliegen-Eharakter hat das neue Ministerium Mac Mahon's nun gerade nicht. ES richtet sich vielmehr häuslich ein. Der neue Minister des Acußeren, v. Banneville, richtet ein Rund schreiben an das Ausland, dem er erklärt, daß er die friedliche Politik seines Amts-Vorgängers fortsetzcn wolle. Die übrigen Minister aber thun so, als existire gar kein Kammer-Beschluß, der einen Verkehr zwischen der Kammer und der Negierung als unstatt hast erklärt hat. Sie leben munter fort trotz des Unheils, das sie zu Tode vcrurthcilte. Man wollte sie behandeln, als ob sic nicht cxistwtcn; wenn sie sprächen, ihnen nicht antworten; wenn sie Gesetze eurbrächten, diese nicht an die Ausschüsse verweisen. Statt dieser Vorsatze führt die Kammer das Gegentheil aus. Das Ministerium verlangt Beschlußfassung über die Forterhebung der directcn Steuern und der Finanz-Ausschuß der Kammer tritt in Berathung dieses Gegenstandes. Bei solchem Widerspruch zwischen stolzen Worten und kleinmüthigem Handeln mochte man glauben, daß die Ver- sassunzs-Wirrcn weder im Wege der Revolution oder einer blutigen Diktatur, sondern durch ein Zurückwcichen der Republikaner beendet werden, daß MacMahon schließlich doch seinen Willen durchsetzt und Gambctta, wenn auch unter lärmenden Protesten, nachgicbt. Plewna's baldiger Fall wird russischcrscits als der passendste Zeitpunkt für Eröffnung von Friedens-Unterhandlungen betrachtet. Wohl möglich, daß die unvermeidlich scheinende Eapitulation OSman's der Diplomatie Rußlands Anlaß bietet, wieder sich dcS Wortes Frieden zu entsinnen. Und wenn sie Bedingungen ansstellte, deren innere Berechtigung von Europa anerkannt würde, so wäre der ge segnete Tag des Friedens scheinbar nicht mehr all zu fern. Zunächst aber sind wir mißtrauisch. Die Berufung eines der Hauptanstiflcr des Krieges, des Botschafters Jgnatiesf, in's russische Hauptquartier muß an der Aufrichtigkeit ehrlicher Friedensliebe zweifeln lassen. So lange die russischen Waffen Niederlage auf Niederlage erfuhren, stand Jgnatiesf in Ungnade beim Zaren ; seitdem aber der Herbst den Lorbeer so arg zerpflückt hat, welchen der Sommer um die türkischen Fahnen gewunden, kam Jgnatiesf wieder zu lehren. Mit Besorgnis! muß man daher sehen, wie dieser ewige Unruhstifter seine nervösen Hände ausstreckt, uin den Friedcnsfadcn zu spinnen. Würde z. B. Rußland solche Forderungen erheben wie die, daß ihm die gesmnmte türkische Flotte ausgcliefert, die Durchfahrt durch die Dardanellen ausschließlich russischen und türkischen Kriegsfahrzcugcn gestattet, denen anderer Mächte aber untersagt würde, so daß leine deutsche oder englische Fregatte in's Schwarze Meer segeln, russische Kanonen boote aber vor dem Goldenen Horn zur Einschüchterung vcs Sultans ankern dürsten, dann wäre aller Welt Uar. daß Rußland nur zum Scheine sich in Friedens-Verhandlungen während des Winters ein läßt. um im Frühjahr dm Krieg im größten Maßstabe fortzusetzen. Woher käme cs, daß der Zar am Vorabende seines Sieges die ver achteten und von ihm selbst als Feiglinge gebrandmarklen Serben als Bundesgenossen m den Krieg zerrt'? Dringt er bloS auf die endliche Leistung der schon vorausbczahltcn Kriegsdienste? Die Pforte traut offenbar dcnRnssen dieAbsicht eincsJrühjahrsfeldzngcs zu, denn sie stellt ein Reserve-Heer von 150,000 Mann auf. Hin gegen steht cs mit dem Entsatzhecr Mclzcmed Ali s nicht besonders; seine Organisation ist mangelhaft; cs fehlt an Train. Voraussicht lich ist er nicht im Stande ,Osman die Hand zu reichen und dasselbe gilt von dem Heere Suleiman's, der verschiedene Vorstöße gegen die Armee des russischen Thronfolgers unternimmt, aber dabei stets den Kürzeren zieht. Im preußischen Abgeordnetenhaus« währen die sogenannten Eulturkampf-Dcbatten schon den fünften Tag. Selbst die dauer haftesten Abgeordneten bringen es nicht mehr über sich, die unzählige Male brcitgctrctcncn Themen über die Hcrrschastsgelüstc der römischen Kirche und die Uebergriffe der Staatsgewalt mit anzuhören. Bei solchen Anschuldigungen und Klagen von links und rechts leeren sich die Bänke und da« Büffet füllt sich. Höchstens die Gattinnen der Abgeordneten, die auf der Tribüne znhören, harren aus, ihrem 'Rainen, „parlainentarische Wartcsraucn", Ehre machend. Der nationalliberale Abgeordnete Götting schilt die Klerikalen „Mario netten Roms" und der sonst so schneidige Klerikale v. Cchorlcmer antwortet mit der Rctonrlutschc, das; die Rationalliberalm „Mario netten Bismarcks" seien; was kommt dabei heraus? Schorlemer behauptet, die sittlichen Zustände des unter dem Räuber-Unwesen leidenden Süd-Italien seien besser als die jetzige moralische Ver- fassungBcrlinS; stürmische Heiterkeit begleitet diese Worte. Unwillen erregt seine Behauptung, die Nachwelt werde über dm heutigen Eulturkampf so urthcilcn, wie über die Tiberiuffe und Ncro's. Der Eultusminister Falk lehnt die naive Forderung der Errichtung einer rein katholischen Universität auf preußische Staatskosten ab und er klärt, daß sein UntcrrichtS-Gesetz auf bedeutende finanzielle Schwie rigkeiten stoße. So geht's nun schon fünf Tage; die Phrasen von Geistesfrcihcit, Eulturkampf, Jesuiten-Verdummung u. dcrgl. schmecken Niemanden mehr, aber sie werden doch immer wieder vor- gcbracht. Sicher ist nur Ein«, daß unter dem wüsten Hetzen Rom'S die preußischen Katholiken ihre deutsche Gesinnung nachgerade ein- blißcn und daß sich in einigen katholischen Gegenden, die sonst durch Sittenstrenge sich auSzeichneten, jetzt ziemliche Entsittlichung um si-h greift. Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Petersburg, 29. November. Die von Paris aus verbreitete Nachricht, nach dem Falle von Plewna werde ein Waffenstillstand geschlossen, wird von der officiösm „Agence Russe" als unrichtig er- l scheiden. Abgeordneter Hartwig verlangt vor allem eine klärt. Nussischerseits werde lein Waffenstillstand zu gedachter Zeit ^kwcheu'bL beabsichtigt. LoealeS and Sächsisches. — Man erwartet im Landtage in den nächsten Tagen den Eingang des in der Thronrede angekündigtm Gesetzentwurfes über Reform des Einkommensteuergesetzes. Der Entwurf hat im Finanz- und Gesammtministenum verschiedenen Abänderungen unterlegen, che er seine jetzige Gestalt erhielt. Namentlich hat auch Se. Maj. der König, der dieser Materie seine besondere Aufmerk samkeit widmet, mehrfach, wie ivir in Erfahrung bringen, persönlich j die Initiative ergriffen, um den Entwurf verschiedener Umgestal tung zu unterwerfen. Die 2. Kammer wird jedenfalls eine beson dere Deputation niedersetzen, um diesen wichtigsten Berathungsstoff l ^ ^ Einigkeit vU 'Abg. Ackermann Ist mit den Ausführungen Frevtags iasl voll ständig einverstanden. Mau möge doch erst die Erfahrungen nur Grund der neuen Gerichtsverfassung abwanen, che man durch eine Aushebung von Gcricvtoämler» böscö Blut mache. Avi. Günther glaubt nicht, van eS sehr gerathcn war. bei einer Bc- rathung über eine Petition aus Laucnsteln ans Aeuherungcn lu der I. Kr. zurückzukominen und io Differenzen mir der l. Kr. hervorzurulen, noch dazu da inan den Wortlaut der geladene» Aeußerungeii nur aus Partelblätter» knene. Er bedauert es. das; heute die Angelegenheit perbcigezogen und so jenen Partciblältern, welche cm den sächsischen Lanbtaz für „langweilig" befunden, neue Gelegenheit daraus zurückzukom- men geboten worden sei. ES könne dies nur dazu beitragen, uwcr friedliches Verhältnis; zu de» Nachbarstaaten za zerstören. Net Aba. Le hm au »i des Landtages zu prüfen. Derselbe beseitigt die Personal- und Gewerbesteuer, die jetzt noch bekanntlich zu H.-, ihres Vollwerthes erhoben wird, vollständig. Nicht so radical verfährt er mit der Grundsteuer, dieselbe bleibt vielmehr bestehen, jedoch soweit er mäßigt, daß ein für alle Mal unv unverändert 4 Pfennige pro Einheit erhoben, daneben aber auch noch das Einkommen vom Grundbesitz nach Maßgabe der allgemein gütigen Einkommcnsteucr- Scala besteuert werden soll. Gegen diese Kernpunkte des neuen Entwurfes bereiten die Vertreter des platten Landes in beiden Kammern einen Feldzug vor. Sie finden cs ungerecht, daß der Grundbesitz allein einer doppelten Steuer unterworfen sei; sic mären bereit, sogar 5 Pfennige pro Einheit, statt der vorgcschla- gcnen 4 Pfennige, zn bewilligen, wenn noch eine Permög'cnei st euer cingeführt würde. Also: der Grundbesitzer zahle Einstig 4, sogar 5 Pfennige pro Einheit und nach Bedarf so und so viel Simpla Einkommensteuer, aber auch der Besitzer jedes anderen Vermögens, bestehe dieses in Wcrthpapicrcn, Fabriken, Waarcn- lagern, Bergwerken u. s. w., zahle auch ein zweites Mal, einmal nach dem Ertrage seines Vermögens, sodann für das Vermögen überhaupt. Dies wäre also bei vorgenannten Steuerpflichtigen immer eine zweifache Besteuerung. Einfach soll von der Ein kommensteuer fernerhin nur betroffen werden das Einkommen der Beamten aller Art und die Arbeitslöhne, kurz alles Einkommen, was aus Kopf- und Handarbeit fließt und zu dessen Erlangung lein Kapitalbesitz, nenne er sich Grund und Boden oder Vermögen oder sonstwie, initwirkt. Diesem Vorschläge scheint auf den ersten Blick ein gerechter Gedanke zu Grunde zu liegen. Um denselben aber klarer ausführcn zu können, erscheint eS unerläßlich, daß der Grundbesitz vorher noch einer neuen Abschätzung (Bonitirung) unterworfen werde, sonst besteuert man alles andere Einkommen voll und das aus dem ländlichen Grundbesitz nur zum Thcil. - Landtag. I» der 2. Kr. erfolgte gestern der Widerhall der MontagSrcbatte in der I.Kr. Der unschuldige 'Anlaß hierzu war eine Petition der Gcniclnte Lauen stein um Errichtung cineö Amtsgerichts. »An das Reicrat teö Adg. Lehmann über dicie Eingabe knüpfte Geh. Iuslizrath Hedrich eine längere Darlegung der Gründe, welche die Negierung zn einer Vermin derung der Gerichtvämtcr vcianlassen. Sic beabsichtigt mit der Elnsührung der Rcichsjusllzgesetze am l. Oktober 1870 8ä bis 00 Aintogcrichtc einzusetzen oder richtiger die bestehenden Gcrichtö- äinkcr mit Ausschluß von >2 bis I>. in solche limznwandcln. Eine Vorlage hierüber soll dem Lgiiktggc noch machen. Diele Verminderung motivlrtc Redner dgmit, daß die kleineren Bezirke schwerer zu verwalten seien »i d die wünschenSwerlhe Gleich, j Mäßigkeit in tcr Rechtspflege hinderten. Solche tieinc Gcrlchts- bczirte hätten nur w lange ihre volle Eristcn.zbcrcchtignng, als die Iustizpslcge :.,w die Verwaltung vereinigt seien. Nach der Trennung brlocr habc» sich schon letzt Un znträglichtcitcn kimdgcgcbcn. Schon jetzt gebe cö GerichlSämler. die nicht ausreichend genug be schäftigt seien, um denselben einen Nesercndar belzngebc». und bei denen also der Vornan» ganz alle!» sämmtüchc Geschälte er ledige. Durch die neue GerlchtSberiassung würbe der Wirkungs kreis dcr Amtsgerichte noch mehr bcichräiilt. In so kleine» Be- zlrlen würde sich schwerlich ein Sachwalter nicdcrlassc» und end lich sei in denselben die Wahl geeigneter Schössen schwierig. Abg. Schreck wünscht, daß die angckündigteVorlage tcnStän den nicht blos zur Kcnntnißnahmc, wildern zur Veschlußigssniig vorgcicgt werde. Ans letzteres hätten tlc Stände Anspruch, das sei ihr constitutirmellrö Recht. In Preuße» habe man die Ge richtöbezirkc vcrlwinett. Irellich ie! in dcr i. Kammer gesagt worden: wir haben cs hier nur mit sächsischen Angelegenheiten zu tbn», andere Staaten knmmcric» imo »>.14. Er sggo dagegen, wir haben rö hier mit dcr t'in nl'rniig rcrülrici'öiustizgcsctzgcbnng zu tbu» »nb zu diesem Zwecke müssen wir uns auch in anderen Ländern nmsrhen, tamil wir sür »ns nicht Sevaratcimicl>tn»gcn treffen. Abg.Iw. Stephani: In dcr I. Kr. sei der preußische Einigkeit mit einem Bundesstaate. Er glaube übrigens auch, daß die bctr.Aeußcrung anvcrS gelautet dabe, als sic !n den „Partei, blättern" wiedergcgcbcn worden sei, sonst würde doch pom Ministertische daraus geantwortet wölken sein. Hieraus wird die Lauensteiner Petition der Regierung zur Kemitnitznahme übergeben, ebenso eine Petition der Stadtvercretung zu Ro ß - wein um Errichtung eines Landgerichts, während man noch vorher eine Petition der Gemeinden deö GertchtsaintöbeziriS Bnrgstäkt um Begründung eines Waisenhauses daieids!, eine Beschwerde des Fleischers Jung in Oclönitz bet Stollbcrg und eine Petition dcS InsiruincntcnmachcrS Zarcnkow aus sich be ruhen ließ. — Bei der gestrigen Stadtverordnetenwahl haben von den 11,42!! Mmmbcrcchtigten Bürgern bOW in Summa gestimmt lim Vorjahr bloS llOüO). In den vier Al:- städlec Wahlbezirken haben :N7:i, in den zwei Wahlbezirken rechts dcr Elbe 12li gewählt. Welche Parteuarbc den Sieg davon getragen hat, war blö gestern Abend noch nicht zn übersehen. — Unter einer ganz ungewöhnlich starken Beteiligung gingen gestern die S ta d tv e r o r d n c t e nwn h l en vor sich. Vor jede», Wahllokal standen mindcstciiö l», vor einzelnen sogar n Stimmzcttclvcrlheilcr mit Schildern am Leibe und man mmcke iörmli.h Cpicßruthen lausen, che man seine Pflicht alS Wähler crmllc» konnte. Tie Nationalliberalen hatten für ihre dreiiachcn Listen auch U Eolportenre und mit ihnen wetleiiertcn die Agenten der Socialdemokratcn, welche sich alle Mühe gaben, ihre Stimmzettel an den Mann zu bringen. In dem Wahl lokale „Ainaliciihos" gingen dieselben so weil, ein Plakat mit der Inschrist „Keine Advolaken!" an die Thür dcS WablzimmcrS selbst anzuhciten. Der Wahlvorstand, Stadtraw 'Walther, ließ dasselbe cntterncn. Darauf drang der bekannte Direktor Klcinich in'ö Wahllokal, beschwerte sich kn heiligen Aus drücken darüber und ließ Worte wie „Diebstabl" lallen. Dcr Wahlvorstand drohte ihn arrctircn zu lassen. Klcmich entfernte sich und versuchte aus dem Rathhause beim Herrn Bürgermeister Kürstcn Beschwerde zu führen. Sein Ansinnen wurde jedoch ahgewiescn. Die Sozialdemokraten hatte» ihren ganzen Heer bann ansgeboten; andererseits erschienen in den Mittagsstunden zahlreiche Lehrer und Beamte vor den Urnen. Sr. K. H. dem Prinzen Georg paistrtc, alö er in MelnholdsEtabllnemenl seiner Bürgerpflicht nachkam, dasselbe, was einst dem Fürsten BiSmarck in Berlin widerfuhr. Ein Sozialdemokrat drängte idin einen entsprechenden Wahlzelle! ans. „Soweit lind wir noch nick,»", batte damals Fürst Bismarck geäußert. Se. K. H. nahm den Wahl.zcttcl, laö die sozialdemokralliche Liste durch und gab sic kann mit den Worten zurück; „Danke seor, ich bin schon mit einem Stimmzettel versch.-n." ES gehört eine große Naivetät dazu, dem Prinzen znzunmthcn. Herrn Klcmich zn wählen. — Oei lentl i che S itzung d er Stad tv e rordneten am 28. Novbr., unter Mitanwcscnhcit des Herrn Bürgermeisters Kürstcn und dcr Herren Stadlrcttbe Heubner und Teu- cbcrt. Mit dem Im Mal d. I. gefaßten Entschluß, eine Dis- ciplinaruntcrsnchnng wegen kcrFn diesem Blatte veröffentlichten Mittheilung antz tcr gcbeimcn Stadtvciordnctcnsitzung vom 2l. Aplit d. I., die 'Wahl dcS Oberbürgermeisters betreffend, waren die Stadtverordneten ans einen Piav gerathcn, dessen Ziellosigkeit nicht unschwer voranszusebcn war, um so weniger, als vercitS früher einige ähnliche Fälle gänzlich erfolglos im Sande Verliesen. Dcr Sladlrath hat seinerseits, soweit eS ihm möglich gewesen, dem Anträge des EollcgliimS Folge gegeben und zwei der Re- datteurc dieses Blattes haben ihrerseits wieder, soweit eö ihnen möglich gewesen, die Anträgen dcS Ratbcs beantwortet. Da aber — und das thcilt setzt der Stadtrath den Stadtverordneten als Resultat tcr gan-cii Untersuchung mit — aus die Erklärung des IM. Blcrcv: er halte sich zu keine, weiteren Angabe für vcr- hflicht et. alS daß er den betreffenden Artikel geschrieben habe, »ichis weiter gcrhan werden könne, so müsse nach dieser Richtung hin cimlich Beruhigung gciaßt werden; keine gesetzliche Bestim mung ermächtige ihn itcii Sto.dtrath,, in diesem Falle Irgend welche eugc n z w a >i g ö m aßrcgcl anzuwcndcn. Das Eol- lcginm nimmt von derMiltdeilung tesRathcS schweigend Kennt nis! und begräbt so klanglos die Disclplinarnnttrsuchung. - ES wird eine zweite Revision der Einäliarlicrimgöcatastcr tür dieses Ricl'tcrttaiid in einer Weise angegriffen worden, die wicderzngcben! Iabr abgelebtst, die Pcnsionirmig keS Versorghausinsvectors Süs! er sick' schäme» würde. Man habe eine Bezugnahme aus die Ge setzgebung anderer Bundesstaaten als nicht zulässig anerkennen wollen, er halte eine solche Bezugnahme sogar iür Pflicht; eS sei »oihwendig, daß wir die Beispiele benütze». die unö namentlich unser Nachbarstaat Preuße» gebe. Er fühle sich verpflichtet, zu constatircn, daß die in der I. Kr. gehörte» Stimmen nicht der Mcinnng deö kächsisck'en Volkes Ausdruck gegeben hgben. Sebr zu beklagen sei cö, daß jetzt, ta wir eine» dculsebc» Gerichtshof ln Sachsen bekommen, ein großer Tbeil dcS deutschen Richterstaiideö derart vernngllmpft werbe. Abg. Freu tag: Der RegsernngScoimnIssar habe immer nur von ganz kleinen Gcrichtöämtcrn gesprochen und deren Aus hebung alS wünschcnSwcrth bezeichnet; cö würden aber auch größere Slemtcr anfgeboben. Aemtcr. die ausreichend genug be schäftigt seien. Durch die RrlchSgcsctzc würde die Arbeit der Amtsgerichte nicht verändert, sondern eher vermehrt. Das Be denken. eö würden sich l» den kleinen Amtsbezirken keine Advo katen nlederlassen, tbellc er nicht; freilich wenn die Ansicht dev JustizmlnisterS durchaesvhrt werbe, wonach die AmtSanwälte levlglich aus die Amtsgerichte beschränkt bleiben sollen und die Sache Ihrer Clienten vor den Landgerichten nicht vertreten dürfen, so würden nur noch Advokaten 2. und !!. Ranges für die Amts gerichte zu haben sein. Cr erkläre sich sür die Beibehaltung tcr kleinen GcrichtSämter, weil er nicht wolle, daß den Leuten die Rechtspflege «'eurer und weniger zugänglich gemacht werde. Geb. Jnstlzrath Hedrlch: In Preußen Hobe, wie auö der dem Abgeordnetenbauö gemachten Vorlage bcrvorgchc, das Jufliz- vein l. Deccmbcr d. I. ab bewilligt, der Ehaussirnng und Bc- schlcußuug dcS zwischen dem südöstlichen Ende dcr Falkcnslraße und dem Sckadtweichbilde gelegenen StraßcutraclcS u. s. w. zu- gcttimmt. — Dav Eomltff der Kindcrheilanstalt sür Neu- und Antonstadt hat sich an dcn Stadtraw mit dem Ersuchen um eine fortlaufende Unterstützung gewandt, dcr Finanzausschuß berichtet darüber und schlägt eine einmalige Unterstützung mit:M> Nt. lür l878 vor, wobei er sich dahin auösvricht, daß die Errichtung einer Kinderheilanstcilt rcck'tS tcr Elbe durch Beiträge aus städti schen Mitteln zu unterstütze» nicht für rawsam zu crächtc» sei. Die Herren Stadtv. Heger und Buchdruckcrclbci. Lehmann treten lebhaft und warm iür die In aiierkcmicnswcrshestcr Weile von einigen Menschenfreunden in'ö Leben germene 'Anstalt am. Letzterer bringt sogar einen Antrag ein, man möge die Anstalt sortiamend doch wenigstens mit «WO M. jährlich unterstützen, dcr „verneinende" Geist behält aber die Oberoand und io bleibt es bei dcn 800 M. und dcr dcr Anstalt wenig Hoffnung gebenden Erklärung. - Ein elgenwümlichec Fall liegt vor, eln solcher, wegen dessen dcr Rath den Stadtverordneten — wie Stadtv. Schöne sagt — zurufcn könnte: „Sie wissen, weiß Gott, nicht, was sie wollen!" Vor einiger Zelt beanlragte der obengenannte Herr, man möge den Stgktrath »m Anbringung von Schildern an den Häusern ersuchen, aus denen genau gekennzeichnet sei, wo die Haupt- und Abschiußhälme tcr Wasserleitung vor jedem Hause liegen, damit in der Zukunft die vielfachen Schaden und Gelabren vermieten werden, die daraus bislang entstanden sind, daß das betreffende Personal deö Wasserwerkes bei RohrLcicetm Ministerium über Einrichtung und Sitz der Amtsgerichte zu ent- und dadurch entstandenen Ueberschwemimnigcn, anstatt rasch den
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