Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071010014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-10
- Monat1907-10
- Jahr1907
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.10.1907
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
52. Jahrgang. ^ 281. b-mc- un» Ll«„lu,«» nur un»>»Ii I»» Mk., durch »u»w»r1i»eKo«- »„sftsulr, »«> «k »«> Ul>«»UlM Zu. iuUun» durch dch P»ß i«4»hn» «>»«>« ll,«!»>. »I« d«n ch»I«»r> ,»» Dr««d»n u Umgebun, «m Lu.« »«rhrr »u. ,,«u>ll»n «b,nd.»u«. «adrnertziltendienu»« «»riinen ve,»«d«r «tt »«i M»r,«n <»u«.ad« -usummen zu.,ft,It. üiuchdruck nu, m>td«ut» >,ch« Quelr,»n,»d« >.D,»«d. N»chr."> ,u» lalsi». — Un»«rl»n,t» ftuimMpt» n>«rd«, nicht uutd»»Ldn. Telegramm.Adresi«: Nachrichten LreStzea. Fernsprecher: Nr. 1t und SOS«. Donnerstag, 10. Oktober 1007. ^eg^LIrrdet 18LV Druck un- Verlag von kiepsch 6c Reichardt in Dresden. ILodvek L vo. H Lokliskorantsn 8r. ülo,j. 6. Königs v. Laodson. Vttvd-Vdoeolsüe Lo. K00. bllnrolverkiciit. KtmerKS.! Anzeige» Tarif Annahme vo»l Anl», l» digungen bi« nachn» 2 Uhr. vonnu»:,« t'ur Maiienstttchc 28 vo.' 11 bl« > ,1 Uhr Tlc rmjpaUige Otruudzelle ica. 8 Silben» 4b P, . Famllten . Nachrichu i 20 Vf.: Gefchnit« i'l». zeigen aus der Privat- sette Zeile 20 Pf : dl- Tertieitc SV Pf. 5zn Nummern nach Sonn, und Feiertagen: die einspaltige Gr ündet e 20 Ps., uuf Pni atsene 40 Pf., Familie.inniü- rtchreil die iS-«'».beeile 2b Pf. — Auüwtttlige Aufträge nur gegen Lor,ittvbezahlun§. — Jedes Betegblatt ko,te1 10 Psenni-r. HaaptgeschSftSstelle: Marienstratze 38/4V. 7» jocksr ^rt »u» cksu docksutonckston dlasliüttsa ckes Io- uock Xuelaockss smpksdloo ln roiollbalUgsr Zusvalil - Will. Lid! L Lotm. lud. Llvkarck Niki. VoMb^M5t6 pfg. tzu3>it-sf ^ «raapr««»,«r No. Idelc. Isbal«- L Zigaretten - bibrlk „Klar" o k. Ködert üübme» llreröen. LrollLeuektsr —— I^«»,ni>c;LL ftir LS8, Petroleum unä Kehren. ii. vevANiier, ^.'«7,' Llunäesrued u. itlls 1''ckulni8eriegvr im Kun'iv u. rceiseb. «l. /Lluren „ritiko, o«Ioiit"-L«l»»-L»r»!»te nael, 1)r. Elina (8. Illoittttük. f. prakt. vermut. 1893, 86. 17), '1'ubo 7ö L1jr„ b. bllnsenck. v. 90 vk^. krlco. Vopots in Vre8övn: l.öwen-^pvtbe!<e, /iltm., tt«rm. kioob. /iltm. 5, u. d. gross. vrog. u. Parfüm. b'ernor: L kaumnnn, klarer 8ti'.i88k, 40, v. Kaumann, König cko!in»n-8trrc8.;c; 9, klemdel ttaohf., 1Vii86ruüor 8trs.88k 36. Kode. Usek, vönisebplatr 6, Vossoe L 8ovd>no>«, >Vrt>8v»dau88tr. 23, l.. Lutdmsnn, 8clilo888tr. 18, 6. Niintrseliel. 81>uvv8tr 2, p- tVollmann, Lnu>,t8tr. 22. ALIv eitrc;6 ^efev. Mutmaßliche Witterung: Mild, meist heiter. Kaiser Wilhelm trifst in Windsor mit König Alsons von Spanien zusammen. Wirk!. Geheimer Rat D r. Hinzpcter, der Jugend- erzieher des Kaisers, feierte gestern in Vielefeld unter großen Ehrungen seinen 80. Geburtstag. Der japanische Admiral Hamaoto veranstaltete in Tokio zvm Dank für die freundschaftliche Aufnahme des japanischen Geschwaders in Deutschland ein Festmahl zu Ehren der deutschen Botschaft. Der Konflikt zwischen der Türkei und Persien ver schärft sich. Die Beendigung der passiven Resistenz der österrei chischen Eisenbahner steht unmittelbar bevor. Gestern begann im Reichsgericht der Hochverrats- Prozeß gegen Rechtsanwalt Dr. Liebknecht. Bei Cuxhaven ist im Nebel ein großer unbekannter Dampfer g e st r a n d e t. Man vermutet, daß mit der Niederleguug der im Schnellzug Lausanne—Mailand entdeckten Bombe ein anarchistisches Attentat auf den Simplontunnel geplant gewesen ist. Zm Terrain der Leipziger Jnterimsbahnbauten ent gleiste gestern mittag ein Teil eines Pendclzuges zwischen dem Dresdner uud dem provisorischen Magdeburger Bahnhof. Die Friedenskonferenz im Haag geht ihrer Auslösung entgegen. Roch vor dem endgültigen Schlüsse ihrer Beratungen hat sie dein Zaren, dem sic ihr Dasein verdankt, ihre Anerkennung für seine Bemühungen um den Fortschritt der Friedcnöarbeit aus gesprochen und dabei dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß die nächste Bersammlung im Jahre 1914 slattsinden möge. Spötter haben dazu sarkastisch bemerkt, daß die Kon- lercnz wvhl selbst „dem Frieden nicht traue" und den Ter min für die -ritte Tagung deshalb so spät angeseht wissen wolle, dainiit in der Zwischenzeit die „etwa notwendig wer denden Kriege" geführt werden könnten. Die Ereignisse zwischen der ersten und zweiten F-ricdeiiökonscrcnz geben ja zu solchen skeptischen Bemerkungen einiges Recht. Doch haben sich gerade in der letzten Zeit in den Beziehungen der führenden Mächte zu einander Wandlungen zum Besse ren vollzogen, die wenigstens die Hoffnung rechtfertigen, dass ihre guten Wirkungen sich über mehrere Jahre er strecken und der nächsten Haager Zusammenkunft den melancholischen Rückblick aus z<rstörende Durchkreuzungen ihrer Ziele durch -en schwerschreitcnden Kriegsgott er sparen werden. Besonders hervorragend sind die Leistungen der Kon ferenz nicht gewesen. Im allgemeinen herrschte die Nei gung zu weitschweifigen theoretischen Erörterungen vor, mährend die praktische Arbeit darüber zu kurz kam. Ein sur uns Deutsche sehr erfreulicher hervorstechender Zug der gesamten Verhandlungen war die unverkennbare Ueber- lcgenheit Ser von dem Freiherr» vvn Marschall-Bicbcr- sicin geführten deutschen Delegierten, die überall den ver wickelten Stoff ans das gründlichste beherrschten, ohne doch durch ihre theoretischen Kenntnisse sich zu einer Minder- bewertung der praktischen Ergebnisse der Beratungen ver leiten zu lassen. Im Gegenteil waren cs gerade die deut- sänn Vertreter, die immer wieder die Notwendigkeit positiver Resultate betonten und auf Ausscheidung aller rein ideologischen, für die Welt der Tatsachen unfrucht baren Stoffe drängten. Alle Fragen, die von der Kvn- sercnz einer befriedigenden Lösung zugcsnhrt wurde», ver danken dem deutschen Einfluß eine wesentliche Förderung. Bamcntlich gilt dies für die Schaffung eines Obcrprisen- gcrichts, die Behandlung der Sccmincn Und -as Ncu- tralitätsprinzip, Las durch die Konvention über die Rechte und Pflichten der neutralen Staaten im Landkriege geregelt worden ist. Schon auf Ser ersten Haager Kon- serenz machte sich das Bedürfnis einer zweifelsfreien Fest stellung der Rechte und Pflichten neutraler Staaten lebhaft fühlbar: doch mußte man sich damals angesichts der Unmög lichkeit, diesen Gegenstand neben den andere» Programm- vuiikten zu erledigen, auf die Verlautbarung des Wunsches ngch späterer Erledigung beschränken, die nun zur Tatsache geworden ist. Die russische Regierung hat in ihrer Ein übung zur zweiten Friedenskonferc-nz als ein« ihrer Hauptaufgaben Sie Reform Ses NeutraMätsrechtes aus drücklich hervorgehoben. Da Landkrieg und Neutralität eng miteinander zusammcnhängen. so ist in Ser Tat eine um- sasseuSe Konvention über da» Neutralitätsrecht unumgäng lich, wenn nicht das Abkommen über Sen Landkrieg mehr oder weniger i» der Luft schweben soll. Daß in diesem Punkte etwas Positives erreicht worden ist, darf sich Sic Konferenz als einen entschiedenen Erfolg aus der Haben seite buchen. Bon Sen in 11 Artikeln zusamincngesaßtcn Vorschriften Scr Nciilralitätskonvcntion seien hier folgende kurz hcrvorgchoben: TaS Gebiet der neutralen Staaten ist unverletzlich. Durch das Gebiet eines neutralen Staates dürfen von den Kriegführenden weder Truppen noch Heeresbedürfuisse an Munition und Ausrüstung befördert werden, auch ist aus neniralem Gebiete die Errichtung einer siutkeniclegraphischen Station oder irgendeiner anderen Einrichtung, die alö VerbiuSungsmittel mit den kriegfnhrcn Sen Streitkrästen dienen soll, sowie Sie Bildung von >iom- battantenkorps und uon Anwerbcbureaus untersagt. Da gegen brauchen Sie neutralen Staaten die Abreise von Re servisten und LauSwehrleutcii einer kriegführenden Mackit nicht zu verhindern. Nach einem Seutschcn Vorschläge sollte ür die neutralen Staaten auch eine NcchtSpflicht dahin fest- gestellt werden, Laß sic ihren Angehörigen den Dienst in den Heeren der KricgsnhrcnScn zu verbieten hätten. Diese strenge deutsche Auffassung ist eigentlich im Sinne der ge nauen Durchführung des NcutralitätsprinzipS durchaus tonseguent. Sie stieß aber merkwürdigerweise aus so leb haften Widerspruch, daß Sie Seutschcn Delegierten, um nicht das Ganze zu gefährden, ihren Antrag zurttckzogen. Endlich wurden noch Bestimmungen über Sen Ucbertritt krieg führender Heere auf neutrales Gebiet getroffen, sowie da-s Prinzip der HanSelssreiheit zwischen neutralen und krieg führenden Staaten proklamiert. Der letzte Artikel der Kon vention stellt den Satz ans, Saß es nicht als easus dalli, als ein feindseliger Akt betrachtet werden darf, wenn ein neu traler Staat Angrisse auf seine Neutralität uötigensallo mit Gewalt zurückweist. Während sonst die deutsche Tätigkeit sich mit aller Kraft positiv zur Geltung zu bringen bemüht war. bewegte sie sich auf zwei Gebieten in ablehnender Richtung, gegenüber der Abrüstung und dem Weltschiedsgericht. Wie es dem Gewicht der sachlichen Gründe, die Deutschland für die Verweigerung seiner Zustimmung zu dem englischen Ab- rttstungsvvrichlagc ins Feld führte, allmählich gelang, auch die anfänglich dem englischen Plane geneigten Mächte zu sich herüberzuziehen, uud wie schließlich die englische Regie rung selbst uachgchcn und sich zu der deutschen Auslassung bekennen mußte, „daß es die Pflicht jedes Landes ist, sich gegen Feinde und Gefahren zu schützen, die cs be drohen könnten, und daß jede Regierung das Recht und die Pflicht hat, selbst zu entscheiden, was ihrem Lande zur Erreichung dieses Zieles zu tun zukvmmt". ist noch in frischer Erinnerung. Auch in Sachen des Wcltschicds - Vertrages hat Deutschland feine grundsätzliche Auffassung durch den beredten Mund des Freiherrn von Marschall. der sich rühmen darf, die Aufmerksamkeit der Konferenz fortgesetzt in ganz besonderem Maße gefesselt zu habe», so klar und überzeugend dargclcgt. daß irgendwelche Zweifel an den für die deutsche Haltnng maßgebenden Ve- slimmungögrttnden nicht anskommcn können. Deutschland hat sich gegen den Wellschiedsvcrtrag erklärt, weil ei» solcher, aus den sich alle Staaten gleichmäßig nur durch ihre Unterschrift unter das allgemeine Formular zu ver pflichten Hütte», seiner Natur nach lediglich eine ver schwommene. in größtmöglicher Unbestimmtheit gehaltene Schablone zu bieten vermöchte, da andernfalls die aanze Sache von vornherein aussichtlos wäre. Das aber wäre dann nur ein Scheinerfolg, zu dessen Herbeiführung Deutschland mit seiner sittlich-ernsten Auffassung der SchicdögcrirhtSsrage nicht die Hand bieten konnte und wollte. Sehr wirksam waren die Gründe, mit denen Frei herr von Marschall für die vvn Deutschland bevorzugte» individuellen Schicdsgcrichtsvcrtrüge mit einzelnen Staaten eintrat.. Nachdem er dargclcgt hatte, daß das schiedsgericht liche Weltsystem notgedrungen zu weiteren Verwicklungen und Streitigkeiten führen müsse, anstatt solche anszugleichen, hob er hervor, wie allein in den Einzclverträqcn die Mög lichkeit einer völlig klaren und präzisen Fassung und der Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse der verschiede nen Staaten gegeben sei. „Wir wollen nicht," so führte Freiherr von Marschall u. a. aus, „mit allen Ländern unterschiedslos verhandeln, wir wollen namentlich über eine Verpflichtung zur Anrufung eines Schiedsgerichts nur mit von uns selbst auögcwähltcn Staaten besondere und a»S freien Stücken vereinbarte Verträge abschließcn. Wir wer den solche Verträge zuerst mit jenen Staaten eingchen, die uns eine gewisse Gemeinschaft der Interessen, Empfindun gen und Traditionen bieten. Das Prinzip Ses vbliga torischen Schiedsgerichts bedarf des Weltschieüsvertrages nicht. Es i>t bereits durch Sie einmütigen Gefühle der Volker gesichert und praktisch durch eine lange und stets wechselnde Reihe von Einzelverträgen. Deutschland, das zuerst zögerte, hat seitdem auf der Basis des Einzelsnsteins obligatorische LchiedSgerichisverträge allgemeineren und besonderen Charakters aeichlosien, und es wird aus dieser Bahn sorifahren." Deutschland steht hiernach dem obliga torischen Schiedsgerichtsgedanken durchaus freundlich gegenüber und lehnt den Wcltschicdsvertrag nur deshalb ab. weil er der Ausbreitung der schiedsgerichtlichen Idee iveit mehr hinderlich als förderlich sein würde. Wenn also Deutschland den Wcllschiedsvertrag ans der Konferenz zu Fall gebracht hat, so ist das nur scheinbar ein negatives Ergebnis. In Wirklichteit hat die ruhige Festigkeit des deutsche» Standpunktes hier genau so gut, wie in der Ab- rüstungssrage, durch die Ablehnung utopistischer Forderun gen und die Zuriiccweisuug täuschender Scheinerfolge dem Interesse der praktisch erreichbaren Ziele der Friedens- bestrebungeii gedient. Neueste Drahtmel-imaen vom 9. Oktober. Znm Berliner Pcrsonalwechsel. Berlin. (Priv.-Tol.) Der Rücktritt des Herrn v. Tschi rschky ist zwar formell bereits vollzogene Tatsache. Da aber sein Nachfolger. Herr v. Schocn, vorerst noch einen Ur laub von 4 bis 6 Wochen zu absolvieren und sein neues Amt erst mit Beginn der Reichstagsverhandlungen anzutreten ge denkt, so wird Herr v. Tschirschkn die Geschäfte des Staatssekre tärs des Auswärtigen Amtes bis dahin wciterführen. Der „Post" wird geschrieben: Herr v. Tschirschky hat sich erhebliche Verdienste um die auswärtige Politik des Reiches während seiner kurzen Amistütigleit erworben, Verdienste, die nur wenigen Personen in ihrer ganzen Bedeutung bekannt gewor den sein dürsten, da Herr v. Tschirschky stets ängstlich bemüht war. bescheiden in den Hintergrund zu treten und alle Effekt hascherei zu vermeiden. Als Herr v. Tschirschky die Geschäfte des Auswärtigen Amtes übernahm, war die Situation, in der sich Deutschland befand, recht disfizil. Unser Verhältnis zu Frankreich und England war zu jener Zeit sehr gespannt. Da mals waltete der Wirkliche Geh. Rat Herr v. Holstein noch in ungeschwächter Macht seines Amtes und übte auf den Gang der auswärtigen Politik des Reiches einen Einfluß aus, der bei Gelegenheit seines Rücktritts zu mancherlei Erörterungen An laß gegeben hat. Kaum war Herr v. Tschirschky zum Staatssekre tär ernannt, so begann von verschiedenen Seiten eine heftige Wühlarbeit gegen ihn. Wider alles Erwarten zeigte der neue Staatssekretär sich der Situation im Auswärtigen Amte aber vollkommen gewachsen. Er verstand es, in kurzer Zeit seine eigenen Ideen zur Geltung zu bringen und sich von Herrn von Holstein unabhängig zu machen. Der bisher allmächtige Gehcime Rat geriet so allmählich ins Hintertreffen. Als er seinen Ein fluß schwinden sah. griff er als letztes Mittel zur Einreichung seines, nebenbei bemerkt, 11. Abschiedsgesuches, wahrscheinlich in der festen Erwartung, daß cs nicht angenommen werden würde In Vertretung des schwer erkrankten'Reichskanzlers gab Herr v. Tschirschky das erneute Entlaisungsgcjuch des Wirklichen Geh. Rates wider Erwarten in den Geschältsweg, woraus cs von aller höchster Stelle auch genehmigt wurde. Damit hotte die Aera Holstein ein jähes Ende erreicht. Daß Herr v. Tschirschky die nötige Energie besaß, dem übergroßen Einflüsse des Herrn von Holstein cntgegenzurretcn. ist jedenfalls ein Verdienst, das bis her wenig bekannt geworden rst. Nachgerade hatte nämlich die Herrschaft, die Herr v. Holstein im Auswärtigen Amte ausübtc. zu sehr unerguicklichen Verhältnissen gesührt. Es kann auch nicht bestritten werden, daß die .Zuspitzung der Dinge in der Marokko-Assäre wesentlich zurnckzusührcn war auf gewisse Maß nahmen den Herrn v. Holstein, der. allerdings aus ehrlicher Ueberzeugung. auf eine Verschärfung des Konfliktes mit Frank reich hinarbcitetc. Seit der Entlassung des Herrn v Holstein habe» sich die Bcziebunge» zu Franlreich zweifellos gewendet. Der Weg für eine Verständigung in der marokkanischen Ange legenheit ist geebnet. Auch an der Erneuerung des Dreibundes und Verbesserung der Beziehungen zu England hat Herr von Tschirschty hervorragenden Anteil. Wenn neuerdings der Ver such gemacht wird, den Rücktritt des Herrn v. Tschirschky von der Leitung des Auswärtigen Amtes in Verbindung zu bringen niit angeblich voryergegangene» Differenzen zwischen ihm und dem Reichskanzler, so beruhen derartige Ausstreuungen aus ab soluter Unkenntnis der Verhältnisse. Fürst Bülow und Herr v. Tschirschky standen bis in die letzte Zeit hinein auf bestem Fuße. Zu keiner Zeit waren irgendwelche Meinungsverschie denheiten zwischen dem leitenden Staatsmanne und dem Staats sekretär des Auswärtigen Amtes vorhanden. — Anders urteilt die „Deutsche Tageszeitung" über Herrn v Tschirschky Sie schreibt: „Man kann der tüchtigste und geschickteste Diplomat und Geschäftsträger sein, ohne das Zeug zu einem Staatssekre tär zu haben. Wie wenig Herr v Tschirschky dazu befähigt war, das hat er gewiß selbst bald genug erkannt. Es liegt auf der ^and, daß er nicht wohl noch einmal vor den Reichstag treten nnte, nachdem er cs unterlassen hatte, die bekannte Rede zu alten, die von seinem Vorgesetzten angekiindigt worden war. deshalb war es vollkommen zweckmäßig, ja geboten, den all seitig als notwendig erkannten Amtswechsel möglichst bald und noch vor dem Wiederzusammentritt des Reichstages eintreten zu lassen. Daß die sonstige Amtsführung des Herrn v. Tschirschkn kein persönliches, kein eigenartiges Gepräge trug, braucht nicht S2 cv LZS- LZS
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page