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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-08
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1890
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrtuli«» »nt LkPk-Ui-ll IohauneSgasse 8. -Prechftindrn drr Urtarlion: «ormtttag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. -- - «»»ahme »er für hie »tchftf»l,e»h« «»««r, »efttmmie, Inserate a» W»chenta,en »t« r Uhr «achmttta,«, a» S»»»- u«» Frfttageu früh »i«'/.» Uhr. 3n -rn Filialen für 3ns. Annahme: rita Ule»»'« earlt«. iAlsre» yah»), UnwersttälSslraß« 1, Katharinenstr. 1« pari. undASnigSplatz 7, ««r bi- '/,» Uhr. mmer Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeWstsverkehr. ALormement-pret- dterteljährlich «»/, Mk. i»cl- Vrinaerloh» 5 Mi., durch di« Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belqäremplar 10 Pf. Gebühr»» für Ertrabetlage» (t» Taaebletttstrormal geiulzlj ah»r Poslbkiorderung 60 Mk. Mt -ostves-cheruug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gr-Her» Schelstr» ia»i »ns. PreiSverzeichniß. Labeüarischrr». gifs«r»satz nach höher« Tarif. Reklamen «»ter bemNedarttou-Krich bi« «aefpalt. geü« SO Pf., »er de» F a m t l t«u » a ch rl ch t e n dt» gespeckten« »eile 40 Ä. ' Inserat« sind stet« an die Expedition za sende». — Rabatt wird nicht gegeben.' Zahl»»« xeamrnweraoäo oder durch Post- aachnahint. M. Dienstag dm 8. Juli 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Boa dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthause allhier Mittwoch, den v. Juli I8VV, Vormittag« von 9 Uhr an eine Partie getragene ItleidungSstücke, Möbel, Ha»»- und Kuchengeräthe, Betten und dergl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 4. Iulict890. Da- Armeuanrt. Hentschel. Iunghähnel. Diebstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eia ziemlich neues Jackrt von dunkelblauem Stoff mit schwarzem Futter, schwarzen Knöpfen und schwarzer Borde, inner- halb der letzten 6 Wochen: 2) ein Holikübrl mit 25—90 Kilogramm Schmelzbutter, „ll X. 4869 ' signirt, am 29. v. M.; 9) rin fast neue« Jacket von dunkelbraunem, kirincorrirtein Kanimgarnsloff mit schwarzem Futter, schwarzen Hornknöpsea und der Firma „k. IV. Xerxer, l'arina 2«jtr'' im Henkel; 41 ein Dienst-Paletot von grauem Commißtuch mit schwarzem Lamasutter und braunem rothbesetzten Kragen, mit der Blechnummer „3654" versehen, vom 24. bis 2b. v. M.^ 5) 8 Handtücher und 2 Taschentücher, letztere mit bunter staute, „kt." bezw. ,A L." aez., s Frauenhemden mit Stickerei, 2 gehäkelte Sopha-rckchen (Sternmuster), ein Paar braunwollene Verren-Untertzosen und eine blau- und gelbgestreifte Arauen- schürze, seit 28. v. M.; 6) ein goldener Armband mit Blumengravtrung und einem anhängeuden Saiser-Friedrtch-Zweimarkstück, am S. d. M.; 7) eine silberne ishlinderuhr mit Goldrand, Secund« und geriefter Rückseite mit wappenähnlichem Schildchen, am 4. d. M.; 8) eine silberne Cyltndrr-Nemontotr-Utzr mit Goldrand und Secunde, Fobriknumnier 18260 und anhängender gelber Wetaükette, am l. d. M.; 9) eine silbern« Ghlindernhr mit Goldrand, Secund«, Konz- artiger Verzierung und Fabrtknummer 15146, sowie anhängender breiter Talmitette, am 30. v. M.; 10) eine neusilberne Ttzltnbernhr mit den eingekritzetteu Buch- staben tt ", am 30. v. M.: 11) 2 Spiele neue und 8 Spiele gebraucht« Karte«» rin« tombackene ttylinderuhr mit geriefter Rückseite, 2 Schachtel« mit st 160 Teschtn-Patronen, ein gebräunte- etwa- verrostete- Teschtn mit braunem Schaft und einige Flaschen Wein, am 30. v. M.: 12) 8 Meter bunter, baumwollener, gemusterter Barchent und ein davon gesertigter Morgenrock, am 4. v. M.; 13) 100 Mart in 5 Doppelkronen, vom 16. bi» 30. v. M.; 14) eine grüne Zwtrn-Bürse mit 2 Stahlringen, darin 00 ^4 In 4 Doppelnonen und kleinerer Münze, am 2. d. M.; 15) 2» Mark in einem 20-Ltarkschrin und Thalerstück, vom 27. bi« 29. v. M.; 16) ein Portemonnaie mit ca. 18 Mark, am 28. v. M.; 17) ein Sinlagrbuch hiesiger Spareaffe Nr. 180715 über 10 Mark, auf „Xuxuste Trinlc," lautend, vom 24. bis 26. v. M.; 18) eine silberne Chlinder-Nemontotr-Nhr mit Goldrand, Secund«, geriester Rückseite mit Schildchen und anhängender groß- gliedriger versilberter Panzcrkette mit anhängender vernickelter Quaste, am 5. d. M. mwaiae Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäler sind ungesäumt bei unserer Lriminab Ablheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 7. Juli 1890. Da» Polizei-Amt ber Stabt Leipzig. Bretschneider. vr. M. Nächtliche Beschäftigung von Arbeiterinnen in Fabriken. Mt Rücksicht auf die Verhandlungen über den Gesetzentwurf, die Abänderung der Gewerbeordnung betr., hat das König!. Ministerium des Innern die Handelskammer angewiesen, darüber zu berichten bez. sich gutachtlich zu äußern, in welchen FabrikationSzweigen ihre» Bezirk» die nächtliche Bckchasngung vo» Arbeiterinnen bisher üblich war, ferner darüber, ob, vez. für welche FobrikationSzweige Umstände vorliege», die eine fernere Zulassung der Nachtarbeit weiblicher Personen über sechzehn Jahren erforderlich machen, und von weichen durch die Rücksicht aus Gesundheit und Sittlichkeit gebotenen Be- dinaunaen die Zulassung etwa abhängig zu machen sein würde. Tieieniaen Arbeitgeber, welche dabei belheiligt sind, werde» hier- durch ersucht, ihre Angaben und Vorschläge bt« zu« 18. b. M schriftlich bei drr Kanzlei der Handelskammer, Neue Börfr, Trepp« X, I., elnzureichen. Leipzig, den 7. Juli 1890. Die Handelskammer. A. Thieme, stell». Bors. vr. Gensel, S Das Ministerium Lanovas. Unsere Hoffnung, daß cS Sagasta auch jetzt wieder gelingen würde, die auseinander ^tretenden Parteien zu versöhnen nnt> durch einen theilweiscn Personenwechsel unter seinem Borsitz ein neue« Cabinet zu Stande zu bringen, hat sich nicht er füllt; CanovaS drl Castillo ist an die Spitze der Regierung geirrten und bat ein Cabinet a»S konservativen und liberalen Clemenlen zusammengesetzt. Beim AuSlandc hat sich da- ncue Cabinet durch die Versicherung eingefübrt, daß cS die bisherige auswärtige Politik fortfübren und sich in die euro päischen Angelegenheiten nicht einmischen, sondern frcundschast liche Beziehungen mit allen Mächten pflegen werde Im bände selbst stößt daS Ministerium auf lebhaften Widerspruch, der sich in Barcelona bereit« durch Kundgebungen gegen die Conservaliven Luft gemacht hat. Daß man auch in anderen Städten Ruhestörungen befürchtet, dafür zeugen die mit, tairischen BorsichtSmaßrcgeln, welche zur Aufrechthaltung der Rübe getroffen werken. ES geht au- Allem hervor, daß die letzte Ministerkrisis nicht die natürliche Folge vorangegangcnrr Entwickelungen war, sondern daß sie gewaltsam herbeigeführt worden ist. Eine Melkung au- Madrid besagt, daß Sagasta dem Ansturm der Conservativen, den Bemühungen von MartoS unr den Ränken der Hvfcamarilla unterlege» ist. Sagasta dal sich in den beinahe fünf Jahren seiner Amtsführung nach dem Tod« AlfonS XU. unleugbare Verdienste um die Kcnigin- Negentin und um die Monarchie Spanien- erworben. Er hat dst Regierung unter schwierigen Umständen mit stet- erfolg reicher Geschicklichkeit gesübrt, den Ucbcrbebungcn der conser vailve» Partei und der »ul ihnen vrrduntcnca Generalität unbeugsamen Widerstand entgegengesetzt und den immer lauter werdenden Forderungen der madicalen durch Einführung de« Allgemeinen Stimmrecht« eine Ableitung geschaffen, durch welche sie befriedigt worden sind, ohne daß der Staat dadurch in Gefahr gebracht wurde. Unter Sagasta hat Spanien einen Aufschwung genommen wie nie zuvor. 2- ist äußerlich zum Rang der Großmächte erhoben worden und hat durch die DeltauSstellung in Barcelona einen nicht erwarteten Grad von Leistungsfähigkeit aus allen Gebieten drr industriellen TchLtigkcit gezeigt. Er hat die gefahrvolle Bewegung gegen die conservative Partei zur Zeit ihre- Kampfe- gegen da» Allgemeine Stimmrecht in gesetzlichen Bahnen gehalten, er ist über die schwierigen finanziellen und militairischen OrganisationSfragen, durch kluge- Laviren glücklich hinwca- gckommen und hat in neuester Leit durch energische Zurück weisung der Anmaßungen der Generalität die Grundlagen der Monarchie wesentlich befestigt. Auch seine letzte Re- sierungShandlung bewies, wie eifrig er bemüht war, die Vorrechte brr Krone zu wahren, daß er dem Parlament keinen Eingriff in daS Begnadigungsrecht derselben gestatten wollte. Seine Bemühungen haben nicht den Dank gr ünden, welchen sie verdienen, und mau könnte versucht ein, die Königin-Regcnliu de« Undankes gegen Sagasta zu bezichtigen. Aber wir kennen die Einflüsse nicht, gegen welche die Königin-Regentin seit Iabren mntbig gekämpft hat, wir können >c nur nach ihren Wirkungen beurtheilcn. An diese edle Zrau sind seit längerer Zeit übermäßige Anforderungen ge- teilt worden, die schließlich ihre Widerstandskraft erschöpft haben. Als den Hauptratbgcder in allen politischenAngelegenheiten mußte sic CanovaS del Castillo ansehen, welcher die Monarchie unterAlson-XII sichergestelltund aussesterGrunklage aufaerichtet hat. Nach dem Tode des König- rietb CanovaS der Königin- Regentin selbst, Sagasta mit der CabinetSbildung zu be auftragen. Sie folgte diesem Rath und hat keine Ursache gehabt, ihren Entschluß zu bereuen. Ihn Macht befestigte sich zusehends unter dem milden und gerechten Regiment Sagasta'«, bi» endlich der Augenblick eintrat, welcher den Conservativen die Befürchtung nahe legte, daß e« um ihre Herrschaft geschehen sei, wenn sie jetzt nicht selbst wieder an» Ruder gelangten. Die Bewegung für da» Allgemeine Stimmrecht nahm einen so bösartigen Charakter an, daß CanovaS bei einer AgitationSreise sogar in Lebensgefahr kam. DaS mag ihn stutzig gemacht und ibm den Ge danken einaegeben haben, Sagasta nur noch so lange am Ruder zu lassen, als eS die Verhältnisse unbedingt forderten. Schon wäbrend de- Aufstandes der Generale gegen die NegicrungSgewalt stand CanovaS auf der Seite drr Meuterer und fand sich dort mit dem Marschall Martine; CampoS zusammen. Aber CanovaS ist ein politischer Kopf und er sah wohl ein, daß er sich für die Zukunst bei der Mehrheit des BolkcS unmöglich macken würde, wenn er i» öffentlicher Kammersitzuiig mit de» Empörern gemeinschaftliche Sache machte. So verlief die Sache im Sande, die Rädelsführer wurden bestraft, die Strafe durch Begnadigung verkürzt und so zugleich den spanisckcn Eigentbümlickkeite» Recknung getragen, stür welche Nichtspaniern daS Berständniß stets schjc» wird. Spanien tritt mit dem Ministerium CanovaS in eine neue schwere Krisis ein. Der Zug der Entwickelung ist ent schieden im ganzen Lande liberal, sonst würde sich Sagasta nicht haben so lange halten können, da er rings von Feinden umgeben war, die seine Handlungsweise nickt sowohl offen als aus Schleichwegen verfolgten und zu verdächtigen suchten. Die Königin-Regentin bat den Einflüssen nachgcgcbcn, die seit Iabren aus sie einstürmen, aber sie wird es nicht ver gessen können, welche kräftige Stütze ihr Sagasta in schweren Lebenslagen, besonder- zur Zeit der gefährlichen Erkrankung des Königs AlfonS XIII., gewährt hat. Die Königin- Regentin bat offenbar daS Streben, ihrem Lande Ruhe und Frieden zu erhallen, und sic glaubt diesen Zweck am besten durch eine Bereinigung der conservativen und liberalen Partei unter Führung von CanovaS zu erreichen. Sagasta ist dieser Meinung nicht, er glaubt vielmehr, daß eine solche Vereinigung in Spanien unmöglich ist und daß eine auf dieser Grundlage errichtete Regierung keine Dauer haben kann. Wir neigen derselben Auffassung zu und halten dafür, daß die öffentliche Meinung in Spanien daS neue Ministerium bald zum Rücktritt zwingen wird. Da» Allgemeine Stimmrecht durch seinen erklärten Feind in da» politischc Leben einsühren zu lassen, ist ein Entschluß, dessen logische Unmöglichkeit einleuchtet. Wie sollen die Wähler zu CanovaS Vertrauen fasten? ES ist gewiß auch ein schlimme» Zeichen für eine neue Regierung, wenn sie sogleich bei ihrem Amtsantritt durch Ba>onnclte gestützt werden muß, solcher Hilfsmittel hat Sagasta niemals bedurft. Sagasta hat fick noch nicht darüber ausgesprochen, welche Rolle er in Zukunft zu übernehmen gedenkt, aber es liegt nabe, daß er daS neue Ministerium bekämpfen wird. Da» Ministerium CanovaS ist den Spaniern ausgedrungcn, es ist daS Eracbniß von Kräften, die im Dunkeln wirken, und im Schooße der Nacht wird selten etwa» Gute» auS- gebrütet. In Spanien ist jetzt der Kampf die Loosung, während in den letzten fünf Jahren Alle» zusammenwirkte, um eine friedliche Enlwickelung zu sickern. Die Spanier sind aber nicht daS Bolk, um sich der Gewalt zu beugen, und deshalb kann dem neuen Cabinet keine lange Dauer vorher gesagt werden. * Leipzig, 8. Juli. * Der Kaiser soll nach einer Privatnachricht, welche der „Freisinnigen Zeitung" ausFriedrichSruh zugeht, auf seiner Reise von Berlin nach Kiel in der Nacht vom 24. zum 25. Juni auf der vor Fried richSrub gelegenen Station Schwarzenbeck eine längere Unterredung mit dem dort eingetrosfcncn Fürsten gehabt haben Die Nachricht, welche nach der politischen Situation wenig glaubhaft erscheint, sie mit den Zeitangaben de» Hofberievt« nicht in Widerspnw denn der Zug, mit welchem der Kaiser Berlin Abend« 10 Uhr verließ, traf erst um 9 Ubr früh in Kiel ein. Der gewöhn liche Cspreßzug braucht für diese Strecke nur 9'/» Stunden * Wie au- dem nun vorliegenden Wortlaute drr Red« de- Afrikareisenden Herrn Eugen Wolf bei dem Laukel der Deutschen Colonialgesellschaft zu ersehen ist, hat derselbe nicht Worte dcS Fürsten BiSmarck über da- deutsch englische Abkommen angeführt, sondern gesagt: „Ich Hab keinerlei Auftrag, dies bier zu erklären, aber daS kann ich Sie aus das Bestimmteste versichern, Fürst BiSmarck hätte niemals seine Feder z« solchem Vertrage wie der deutsch englische heraegeben." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Ein Mitglied der deutschconservativen Fraction de- Reichstage« und ein solche« der Reich-Partei waren, und zwar nicht glecch- eitig, in FriedrichSruh, und Beiden hat, wie wir er- ahren, Fürst BiSmarck versichert, daß er nicht daran denke, zur Zeit eia ReichStagSmandat auzunehmen. * Drr Gesandte in Brüssel, Graf von AlvenSleben, »at einen ihm bewilligten Urlaub angetrcten. Wäbrend einer Abwesenheit sungirt der Legations Secretair Freiherr von Mentzingcn als Geschäftsträger. Auch der Gesandte in München, Gras zu Rantzau, ist beurlaubt und wird vom ZrgalionS-Secretair vonLiadrnau als Geschäftsträger vertreten. * Seit kurzer Zeit ist in der Redaction der conserva tiven „Badischen Landpost" ein Wechsel eingctretcn. DaS Blatt betreibt seitdem fanatischen Antisemitismus und zesällt sich von Zeit zu Zeit m ehrfurchtsvollen Ver beugungen gegen da- Centrum, dessen angeblich konservativer Charakter, dessen Verdienste um eine „Verbesserung der Wirtschaftspolitik" und um die Socialreform bei jedem Anlaß rühmend hervorgehoben werden. Das sind innere Angelegenheiten der conservativen Partei, und in der Thal md auch au» deren Mitte schon Verwahrungen gegen diese neue CentrumSfreundlichkcit laut geworden. Etwas andere» ist aber, daß derselbe, offenbar noch ziemlich grüne Journalist ast Tag für Tag sich in den gröbsten Schmähungen »nd Lerleumdungen der nationalliberalen Parle, ergeht. Mit vollem Recht fordert daher dir „Badische Lande« ceitung" die Leitung der badischen konservativen Partei auf, sich offen darüber zu erklären, ob sie dieses Vorgehen ihre« anerkannten Parteiorgan» billigt. Sie erinnert mit gutem Grunde daran, Laß nur die Loyalität der nalionalliberalc» reiconservaliven badischen Abgeordnete» ihre ReichStagSsiyc errungen hat. Collie dem bedauerlichen Gebühren drr Landpost" nicht Einhalt geboten werden, so wäre e» jeden falls für alle Zukunft um jede« Zusammengehen der Nationalliberalen mit den Conservativen in Baden ge schehen, wa« nur die Conservativen zu beklagen hätten; denn da» Cenlrum würde sich nach den sattsam bekannten Vor gängen Wohl nicht wieder entschließen, die früher von ihm gewährte und von den Conservativen mit Undank belohnte Unterstützung dieser Partei zu leihen. * Der Name de« in Logelbach mit Tod abgegangencn Reichstag»- und LandrSauSfchußabgeordnetrn Karl Grad wird für immer mit der EntwickclungSgcschichtc Elsaß Lothringen» unlrr deutscher Herrschaft verknüpft bleiben. Von Mille der siebziger Jahre bis in die lctzic» Wochen vor seinem Tode entfaltete Grad eine auSgetcbiilc politische Tbätigkeil im Reichstage und im LandeSauSschiiste, und zwar stellte er sich da» Ziel, möglichst weitgehende Unabhängigkeit des Reichslandes vom Deutschen Reiche herheiziisühre», nach dem er sich von der UnaiiSsübrbarkcit seiner frühere» Lieb lingSidec, aus seiner engeren Heimatb eine Art neutrale» GrenzlandeS zwischen Deutschland und Frankreich hcrzustellcn, überzeugt hatte. Die Verfolgung seiner Pläne brachte ihn nickt selten in schroffen Gegensatz zur deutschen Verwaltung, doch »erstieg er sich niemals so weit, daß er sich der Protest Partei und ihren Bestrebungen anschloß. Auch im Reichstage hielt sich Grad von den übrigen Parteien fern. Außer seiner politischen und beruflichen Thätigkeit als Director einer großen iabrikanlage fand Grad auch noch Zeit zu auSgedehnlen keisrn und zablreichcn wissenschaftlichen, meist französisch ge schriebenen Arbeiten. Sein einfacher biederer Charakter sichert ihm auch bei Denen, die sich im Gegensatz zu seinen politischen Anschauungen befinden, ein dauernde«, gutes Andenken. * * «> * DaS Wiener officiöse „Fremdcnblatt" sagt unter Hin Weis auf die gegen die Schweiueeinfuhr au» Serbien er griffen«» Maßregeln, dieselben hätten durchaus keinen politi scheu Charakter, auch handle r» sich dabei nicht »m eine allgemeine Ausschließung der Cchweiiicciilsubr aus Serbien, sondern lediglich um veterinärpolizeiliche Maßregeln gegen über einer Einfuhr von kranken und seuchcnverdächugen Schweinen. * Seit mehreren Jahren ist e- den österreichisch- ungarischen Osficieren gestattet, den Radfahrsport in Uniform auSzuüben, wobei sie den Säbel ablegcn und Gamaschen au» demselben Tuche, aus dein die Hose verfertigt ist, tragen können. Analog dieser Bestimmung hat uuiimchr daS RcichS-KricgSministerium die Truppen-Cominandantc» ermächtigt, auch anderen im Radfahren bereit« geübten Per sonen des MannschastSstandeS die öffentliche Benutzung de» VelocipedeS zu gestatten, und cS sind solche Personen eben falls berechtigt, wahrend de- Fahrens da» Seitengewehr ab zulegcn und Gamaschen zu tragen. * Als Ersatz für da» Griechische sollen in Ungarn laut Vorschlag de» Lande« - UnterrichtSrathS in den Ober Gymnasien die folgenden DiSciplincn gelehrt werten: i) Au» airbigereS Studium ungarischer Schriftsteller und ungarischer Uebersetzungen der griechischen Autoren 2) Freiband- und geometrisches Zeichnen mit folgendem Programm: Zeichnen stylisirter Blätter und Blumen, griechischer, arabischer und mittelalterlicher (romanischer, gothiscker) Flachornamcntik mit einfacher Colorirung nach Wandtafeln; Renaissance Decora tionS-Elrmente, Ornamente verschiedenen Styl«, Zeichnen architektonischer Theile (Säulenknäufe u. s. w ), auch mit Schal tirnng; Ornamente, dann Zeichnen von menschlichen Köpfen nach guten graphischen Vorlagen und mit Erklärung ter Pro Portionen der Theile; rechtwinkelige Darstellung der Raum Elemente und teren gegenseitige Beziehungen; Zeichnen von menschlichen Köpfen, Händen und Füße» nach graphischen Vorlagen und Abgüssen, Darstellung winkeliger und runder Körper, ihre Beziehungen zu den Raum-Elementen und deren Entwickelung. * Anläßlich de- LuSflug« der Mitglieder des Internationalen Gefänaniß - CongresseS nach Finnland wird der „Politischen Correspondenz" unterm 1. d. Mt« au« Petersburg geschrieben: Der AuSstug der Mitglieder de» internationalen LongresteS für Besängnthwesrn nach Finnland hät inanniaiache Anregungen zur Erörterung de« ohnehin stet» von lebhaftem Interesse begleiteten Verhältnisse« de« Großfürstenthuin« zum Gesammtretch« geboten. Die au«lündischen. wie die einheimischen Ausflügler hatten troy ihre« kurzen Aufenthalte« in Finnland Gelegenheit, Einblick w die dortigen Zustände, sowie in die herrschende Stimmung zu gewinnen und mit den hervorragendsten Persönlichkeiten der Provinz in Ve- rührung zu treten. Es sind selbstverständlich i» erster Linie die russischen Eongreß-MUgltrdrr, welche als unmittelbar Vcthcitigte die tärfften Eindrücke empfinge» »nd dt« all« Erscheinungen, die sich ihrer Wahrnehmung in Finnland darbvte», mit politischem Blicke, h. immer vom russische, Standpunkt au« betrachteten. Es konnte ihnen somit di« vo» alle» Besuchern de« Äroftiurstenthums neuerer Zeit wadrgkooaunene Thuiiache nicht entgehen, das, zwischen den Finnländern und den Russen ei» starker Antagonismus besteht. Bei jeder Gelegenheit, wo sie nur irgendwie zu Tage treten kann, äußert sich diese bedeutend« Spannung zwischen den beiden Nationalitäten. Ausländisch« Reisend« könnte» zu dem Schlüsse ge- langen, daß Finnländer und Rüsten durch eine tief wurzelnde Feind- eligkeit von emander getrennt werden, drr gründliche russische Beob achter dürfte ober diese Annahme znm mindeste» für sebr anfechtbar anseben. Man betrachte die durch die Lhatsachen selbst gegebenen Gegensätze zwischen Finnland und dem Gesammwciche. Auf der eine» Seite eine Provinz, die trotz ihrer geringen natürlichen Hilfs mittel glücklich gedeiht, sich dedeutender «jsenllicher Freiheiten, einer vorgeschrittenen Livilisatton und »ainentlich einer vollendeten Ord nung erfreut, und dem gegenüber Rußland, daß sich weit weniger günstig enlwickelt, als der Reichthum snner Hilfsquellen es ihm bei entsprechender Ausbeutung ermöglichen würbe, ein Staat, wo die össentlichen Freiheiten sehr eingeschränkt sind und die Entwickelung der Eivilisanon durch verschiedene geographische, eibnographische, religiöse, politische »nd sonstige Umstände gehemmt wird, wo es all gemein an Initiative fehlt und wo namentlich die Ordnung viel zu wünschen übrig läßt. Au- diesem Gegensatz« ergiebt sich bet den Rüsten dir vom menschlichen Standpuncte begreifliche Bersliinmung darüber, daß ein Rußland untergeordnete- Land unter glücklicheren Bedingungeu lebt als da- Gesammtreich. Die Rüsten möchten daher eine Ausgleichung der beiderseitigen Zustände Herstellen, Bemühungen, legen welche die Finnländer sich begreiflicherweise ausletmen. Tie Finnländer berufen sich daraus, daß die Freiheiten, die sie friedlich genießen, ihnen von den Herrschern Rußlands verliehen wurden, deren treue Unterthanen sie stet- wareo und bis heute sind. Alle ruiscschen Souveräne hakten denn auch den Finnen Slimpathien und Vertraue» cnigegengebracht. Jen« Freiheiten seien vollständig teietzlich begründet, und die Finnländer müßlen jede» Versuch zur ^inichrünkung derselben mit allen Mitteln zurückwciien. Ten Russen fällt eS aber, wie gesagt, schwer, die politische Ungleichheit wischen Finnland und Rußland zu ertragen, und da sie nicht in >cr Lage sind, ihre eigenen Freiheiten zu erweitern, möchten siödie jenigen der Finnen schmälern. Diese Gegensätze haben sich in der letzten Zeit nicht unerheblich verschärft, die Auseinandersetzung zwischen der russische» und drr innischen Presse hat den Boden sachlicher Erörterung längst ver lasse», und an Stelle des Meinungsaustausches über die ^iögiich- keil »nd Ersprießlichkeit von Abänderungen in den Einrichtungen Finnlands ist bedauerlicherweise die gehässige gegenseitige Herab- ctzung getreten. Auf dies« Weise kam eS. daß sich Zwischen den Russen »nd Finnländern eine ähnliche, aber schon schärfer zugespitzte Gegensätzlichkeit IierauSacbildet hat, wie »wischen de» Rüste» und de» Polen, oder den Erste«» und den Deulschen der Osiiee Pro vinzen. Di« Zunahme der nationalen Feindleligkeitcn in Rußland muß vom Standpuncte de- Reiches selbst vcklagt werde», da die gegenseiliae Enlsreindung der nationalen Elcineiue, aus denen ein Staat sich zusainmeusetzl, nur zu bedenkliche» Folgeerscheinungen ühren kann. * Die socialistische Agitation in Schweden ist gegenwärtig ungefähr gleichmäßig in den Städte» und Lant- districlen vertßeiit. Die Landarbeiter werde» namcnllich durch die Behauptung ansgehetzt, daß die Betrachtungen, welche von dcnijenigen schwedischen Reichstage geltend gemach! wurden, welcher den hohen Schutzzoll genehmigte, und die wcsenllich darauf auSgingcn, daß die Arbeiter mchd andallentc »nd besser bezahlte Arbeiten bekommen würben, wenn der Laiidmann beste« Bezahlung für seine Producte erkiellc, haben fick als unrichtig hcrailSgcstcUt, sowie daß die von Protectionislc» in össentlichen Versammlungen gemachten Versprechungen nicht tingelöst Worten sind. Die Agitation beginnt Früchte zu tragen. * Eine der „Politischen Correspondenz" auS Sofia von zuverlässiger Seile zugchcnde Meldung versichert, daß die in einige» Blättern ausgctauchlc Nachricht, wonach die Zanko- wislcn Proclamarione» verbreitet Kälten, in welche» sic ikrc Racke wegen der Hinrichtung Panitza's ankünbigtcn, voll ständig erfunden sei. Die innere Unwadrscheinlichkeit dieser Behauptung erhelle schon au» dem Umstande, daß Panitza nirgend« so entschiedene Feinde hatte, wie im Lager der Zanke wistcn; daS Schicksal Panitza's habe denn auch nirgends weniger Bedauern erregen können als bei der bezcichnelen Partei. Nickt inmder unbegründet sei die aus der gleichen »cllc bcrrübrentc Nachricht, daß in Folge der Unzusricdcn heit, die in Sofia, Ruslschuk und anderwärts Wege» der Iustisscirnng Panitza's zu Tage getreten sei, über diese Städte der Belagerungszustand verhängt worden wäre. Die bul garische Regierung batte nicht im Entferntesten Anlaß zu einer dcrarügen Maßregel. Die Hinrichtung Panitza's habe, wie unsere Melkung betont, überhaupt in Bulgarien »irgend einen stärkeren Eindruck gemacht und nur ganz vorübergehende Aufmerksamkeit erregt. * Zur Lage aus Kreta schreibt man der „Politischen Correspondenz" aus Konstantinopel, 2. Juli: Eine von «chaktr Pascha noch im Herbste des vergangene» Jahres «»geführt« Abänderung der Zehnteneinhebung und -Per- Pachtung auf Kreta scheint für dt« Zustände aus der Insel he- denkliche Folgen bewirken zu sollen. Die Bersügungen de« General- Gouverneurs stießen bei der aesammten Bevölkerung, Ehristen sowohl wie Mohamedanern, ans starken Widerspruch, und zwar aus zwei Gründen. Zunächst wurde geltend gemacht, daß der der Be rechnung zu Grunde gelegte Maßstab eine» fünfjährigen Turch- schnitlserträgnisse» der Ernte ein ungerechter sei, da gegenwärtig bei verichiedenen Bodcnproducten, namentlich bei Getreide, der Preis iin Vergleiche zu früheren Jahren erheblich gesunken sei; überdies bade die Localregierung daS Erträgniß von bereits lange «iltivirten Anpflanzungen und nicht dasjenige der neuen und zum Tbeil zer- slörlcn Anpflanzungen in Anschlag gebracht. De« Weiteren sträubten sich die Inselbewohner gegen die Bestimmung, daß der Zehent in Geld, statt wie bisher in »»tarn, geleistet werden müsse. Da eS nainentlich dieser letztere Punct war, gegen den die Opposition der Bevölkerung sich kehrte, richtet« die Provinzial-Regierung eine Anfrage »ach Konsiantinopel, ob die Forderung der Abführung de- Zehnten in Geld schlechterdings aufrecht zu erhallen sei. Der Bescheid der Pforte lautete dahin, daß der ^sadlungsmoduS den Zehnlpsltchligen freigestellt werden könne. Die Erwartung der krelensiichkn Localregierung, daß die Bevölkerung sich mit diesem Zugeständnis; zufrieden geben und daß die Frage der Zeheni- einbebunq keine wesentlichen Schwierigkeiten medr dnrbieten werde, ist »doch enttäuscht worden. Ein« nicht unbeträchtlich« Anzahl vo» Zehentpslichligen, ungefähr 400, verweigerte jede Zahlung überhaupt und zog sich, um etwaigen zwangsweisen Eintreibungen zu entgehen in das skasiich, Gebirge zurück, wo sie sich aus das Räuberbandwerk mit politischem Anstrich, welches ln den letzten Iabren vielfach io üppig gedieh, verlegen wollen. Sie haben sich zu tiefem Zwecke mit einer kürzlich au» Griechenland »och Kreta gelangten Bande ver einigt, welche gleichfalls dat wegelagernd» Insurgenten«-»,» zu ihrer Erwerbsquelle »u machen beobsichttat. Dschevad Po'cha schätzte die Bedeutung Vieser Erscheinung richtig ab und war fick klar, daß von diesem Herd auS, wenn da« Feuer nicht beim erste» Aiiiilackern erstickt wird, «ine Insurrektion sich über die aanze Intel oerlircuen könnte. Er verfügte denn auch ohne Zaudern energische Maßregeln, »udem er den Gendarincrik-Oderslru von Eauca, Hassan Bey, au
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