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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.03.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270316027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927031602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927031602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-03
- Tag1927-03-16
- Monat1927-03
- Jahr1927
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Jas deutsche Volk und seine Landwirtschaft. Siedlung als wirtschaftliches und kulturelles Kernproblem unserer Zukunft. Die Rede Schleies vor dem Reichstage. lDrahtmcldung unserer Berliner S ch r i f t lettung., Berlin, 1«. März. Auf der Tagesordnung der heutigen Rcichstagssiviing steht die 2. Lesung des Haushalts des Reichsmiiiisteriuma siir Ernährung und Landwirtschaft. Alm Dictr-' lVade») derichtct über die A„sschußverha»dl„,igeii. Der Slusschuß svrdert besviidcre Maßnahmen, die der Ver schuldung in der Landwirtschaft eiitgegenwirten, ferner eine stärkere Vertretung der Landwirtschaft im Reichskalirat und eine Verbilligung der stickstofshaltig>'n Dtingeinittcl. Die Vorlage des neuen WeingesetzeS soll beschleunigt werden. Die Notstandskrcditc für bäuerliche Klein- und Mtltelbetriebc sollen bis aus weiteres nicht zuriickgesordert werde». Ver langt wird eine Iördcrnna der deutschen Bienenzucht, wirk samer Schub des deuischcn Honigs gegenüber Auslaudsbvnig, imd eine Denkschrift über den Stand der bäuerlichen Wirischaftsbcrninng. Der ReichsernShrungsminifter Schiele vermies auf den Doppelnamen des Ministeriums: „Ernährilng und Landwirtschast", dessen Aiifgavciikreis zugleich die Sorge» siir die Vvlkseriiührung und fiir die Prv'diiktioiissrcudigkcit der deutschen Landwirtschast umschließt. "Niemand bat ei» stärkeres Interesse an einer leistungsfähigen Landwirtschast. als gerade die Verbraucher, die städtische Bevölkerung. Dcs- lMlb nmsabt der Anfqabcnkrets des Ministeriums das aanze Volk in de« wichtigsten Iragen seiner Existenz. Die Land wirtschaft muß als der (Grundpfeiler unseres wirtschaftlichen und staatlichen Lebens die Stelle erhalten, die ihr als dem größten deutsche r Erwerbozwcige, als dem Quell aller Volks- krafl, dem Hort bodenständiger vaterländischer Kultur gebührt. Tie gegenwärtige Versorgungslagc gibt mcngeninäßig keine» Anlas; zur Besorgnis, insbesondere besteht auch zu einer pessimistischen Auffassung wegen der Versorgung mit Brot getreide. vor allem mit Roggen, kein Grund. Um so gröber sind die Sorgen und die Verantwortung bei der Be trachtung der künftigen Entwicklnna unserer Volkscrnährnng. Die Existenz unserer etwa 11 Millionen städtischer Haus haltungen beruht noch immer zu etwa ein Drittel a»f der Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel, die in de» beiden letzten Jahren rund vier Milliarden Mark betrug. Vor Selbsttäuschung aus der nahezu aktiven, aber doch nur geborgten Handelsbilan; des vergangenen Jahres mus; ge warnt werden. Es ist undenkbar, das, die deutsche Vo ks- wirtschast auk die Dauer die Lasten der Reparationen, der Verzins«»» der Anslandskrcdite. der Erwerbslosensiirsorge und der Nahrungsmitteleinsnhr nebeneinander tragen kann. Verminderung der Nahrungsmittelcinsuhr ist eine Haupt aufgabe vvrausschauender Politik. Deshalb wird äns,erste Stärkung unserer landwirtschastlichen Pro duktion zu einer Lebcnosordernng g radc für die Städte und ihre Bevölkerung. Auch die wohlverstandenen ZukunstSmöglichleitcn der deutschen Industrie liegen in der Stärkung der Landwirt schaft. Das deutsche Agrarland bietet bet gesteigerter Pro duktion eine» Markt, der wesentlich aufnahmefähiger und ge sicherter ist. als der Markt jener Länder, die jetzt mit ihren Agrarprvdukten das naturgegebene Absatzgebiet unserer Land- wirlichaft cincngen und dadurch ihre Kaufkraft für industrielle Produkte Niederdrücken. Ei» Agrarindnstricstaat. der im eigenen nationalen Machtbereich seine festen Grund lagen hat, und, auf eigene Wirl'chastSkrast gestützt, durch sic vor Rückschlägen gesichert, den Weltmarkt sich nutzbar macht, soweit eS der eigenen Wirtschaft frommt, sich aber allen Ver suchen entgcgenstemmt, siir den Weltmarkt entgegen den eigenen Interessen ausgenutzt zu werden. Die Lage der Land mil tichast beweist, das, wir von diesem Ziele noch weit entfernt sind. Der Wert des Binnenmarktes wird, obwohl man die Wichtigkeit der Nahrungsfreihcit und der Kaufkraft der Landwirtschaft erkennt, noch immer nicht richtig eingeschätzt. Falt alle handelspolitischen Abschlüsse der letzten Jahre sind erlauft ans Kosten der Binuenwtrtschast. Die Ungunst der Witterung und die schweren elementaren Schäden des vorigen Jahres haben die Lage verschärft. Die wesentlichen Ursachen der Krise liege» in binne»mirtsck>aftlichcn und weltwirtschaft lichen Strukturwondungcn, denen auch der beste Wirt nicht ge wachsen sein konnte. Ich erinnere an das Valuta dumping und die Wirkungen der A u s l a n d s k r e d i t e, au die Schutzlosigkeit der Landwirtschaft argen jede Einfuhr bis August 1925 und a» die abnormen Preisbildungs- Verhältnisse. Die Ivlgc ivar in Verbindung mit der starken Lteucrbclasiung und der Anspannung der sozialen Abgaben eine rapid steigende Schuldenlast, die auch heute ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben scheint. Die günstigere Preisgestaltung seit Herbst v I. konnte die Landwirtschaft nicht ansnutzen wegen des schlechten C r n t e a u S f a l l S, der beim Brotgetreide einen Minder ertrag von etwa 80. bei Kartoffeln von 20 Prozent gegen über dem Vorjahre bedeutet. Der seit der Stabilisierung verflossene Zeitraum von drei Jahren ha« genügt, der Land, wirt'chakt eine Schuld ausznbltrdcu. die in Kapital mehr als die Häl'te der gesamten Vorkriegsver'chuldung erreicht nnb deren Zinsenlast der VorkriegSverschuldung etwa gleich, kommt, sie in einzelnen Landesteilen sogar übersteigt. Tic Unterbilanz von drei schwere» verlustreichen Jahren drückt sich i» dieser Verzinsung aus. Die Gebiete des Ostens, die Roggen- und Karlosfelbödcn, und darunter wieder gerade die intensiv betriebenen Wirtschaften sind besonders hoch ver schuldet, nämlich mit -'ÜB bis 500 Mk. je Hektar und 28 bis 44 Mk. Zinsen pro Hektar. Zu 40 Prozent ist diese Ver schuldung aus den Fehlbeträgen der vergangenen Jahre ent stände». Unter dankenswerter Mitwirkung der Golddiskoui- bank und der Nentcnbankkreditonstalt ist eine gewisse Kon solidierung erreicht. Ter Z i n S f u s; steht aber noch immer in einem solchen Missverhältnis zu der bestenfalls möglichen Rentabilität, daß aus ilnn sich die unmittelbarsten und schwersten Sorgen für den Landwirt ergeben. Das Be dürfnis nach Ermäsiignng der Hnpothekeiizinsc» ist besonders dringend für die Verschuldung aus den Jahren 1924 und 1925. Die Notlage der Betriebe, die sich zu niedrigen Kursen in Roagei,werten verschuldet haben, fordert eine ernste Prüfung. Die wichtigste technische Vorbedingung für den Erfolg der landwirtichastlicheil Arbeit ist d>c Regelung des Wasser gehaltes im Boden durch Meliorationen im weiteste» Sinne. Iast ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flüche des Reiches ist drainagc- bzw. cntwässerungSbedürftig. Eine kräftige Förderung des Mcliorationswerkcs wird auch zur produktiven Ansetzung neuer Arbeitskräsie führen. Der agrarische Zollschutz ist nicht als ein Bencsizium für die Landwirtschast zu be trachten, sondern als eine S i ch e r u n g s m a ß n a h m e für die künftige Ernährung und Existenz der städtischen Ver braucher. Die Landwirtschast braucht Sicherheit für de» Er- sola ihrer Arbeit auf lange Sicht, damit sie ihre besten Kräfte regen kann ungestört durch die Stürme, die vom Weltmarkt komme». Unser handelspolitisch's Snsicm teägt »vch zu sehr Ucbcrgangscharakter und hat noch nicht die innere Ans geglichenheit wiedergesundcn. Tie starke Imparität führt zu einem großen Einbruchsgcbiek an agrarischen Veredelnngs- produktcn oder Iertigfabri taten. So beträgt der Einsnhrüdcrschnß an Molkerciprodukten und Eiern K82 Millionen Mk., an lebendem Vieh, Fleisch nnd Iettprodnktcn 974 Millionen Mk„ an Wein, Gemüse n> d Südfrüchten 4!>9 Millionen Mk. Hier muß deutsche Baucruarbeit, Garten und Weinbau, kleine und kleinste Betriebe, nicht zuletzt die Landarbeiter, ge schützt werden. Die Steigerung des H a cl f r n ch t b a u e s, vor allem im Oste», kann zur Unterbringung einer großen Anzahl »euer Arbeitskräfte führen. Der Leerlauf von Millionen Arbeitskräften in unserer Volkswirtschaft ist ein Dauerzustand, dessen Ncberwindiing nicht von der mit den im Ratioiialisieriiiigsprozeß befindlichen Industrie» und auch nicht durch Maßnahmen staatlicher Arbeitsbcschaffungspolttik zu erwarten ist. sondern nur durch Neuschaffung b o d e n st ä n d i g c r Arbeitsplätze, die sich organisch aus der Entwicklung der Wirtschaft ergeben. In der Landwirtschaft liegen noch große Möglichkeiten für die Steigerung der Vcschäftigungozissern. doch wird sich der not wendige Umschichtungsprozeß nur vollziehen können, wenn die Landwirtschast erstarkt und den vermehrten Arbeits kräften günstige Lebensbedingiingcn bieten kann. Die Nahrungsmitteleinsnhr wirkt geradezu als eine Anospcrunng dcntscher Arbeitskraft. Je unabhängiger wir uns in der Ein fuhr vom Auslande mache, dcstomehr Arbeitskraft vermag die Landwirtschaft zu absorbieren. Auch die deutsche Arbeiterschaft wird erkenne», daß der einheitliche Plan einer nationalen Wirtschaftspolitik durch Intensivierung der Landwirtschast eine starke und günstige Wirkung auf dem Arbcitsmarkt haben muß. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Arbeiterschaft. Die richtige P r v d u k t i o n s Politik ist zugleich auch die wirksamste Lohnpolitik. Es handelt sich dabei nicht nur um materielle Sicherungen, sondern auch um seelisches Problem, um eine kulturelle Aufgabe. Wanderziel »nd Arbeitsziel unseres Volkes l>abcn in den letzten Jahrzehnten Stadt und Industrie gebildet. Wenn wir jetzt zum Zwecke eines ge sunden Ausgleiches eine Umstellung dieser Ziele auch inner lich vvrbcrettcn wollen, so gibt cs nur eine» Weg? Ein soziales Arbcitsprogramm, das neue Ausstiegs, Möglichkeiten zu Selbständigkeit und Eigentum erschließt. Im sclbftcrworbcnen Eigentum, auch im kleinsten, wurzeln die Grundlagen alle« StaatSbewußtseins und aller mlrUchast- lich „ Verantwortung. Deshalb ist innere K o l o «i sa t i o n, in Sicdlnng in weitestem Sinne und in allen Iormcn, das wichtigste Hilfswcrk sür die Umschichtung unserer Bevölke rung und das Kernproblem unserer BolkSwirtschast. Aber wir können die Landslncht nur banne», wenn wir unseren »achgeborenen Bauernsöhne» eine sichere Zukunft erschaffen, und die großen iiationalpolitischcik Ziele der Siedlung nur erreichen, wenn mir durch eine zielklare und einheitliche Wirtschaftspolitik den Erfolg der bäuer lichen Arbeit sichern. Darin liegt auch die beste Sicheruitg unserer Zukunft als Staat und Bvlk. Unsere Ausgabe heißt nicht, unser Volk reich «nd wohlhabend zu mach-», sondern cs wieder gesund «nd lebensfroh zu machen, ihm wieder die unlösliche sittliche Bindung z« geben, an WirUchaft, Staat und Volkstum. In überlieferter Treue zu Volk nnd Vater land wird die Landwirtschaft Mitarbeiten an einer solchen Sozialpolitik der Iamilie «nd deö Eigentums, an dem großen Ziele: Mehr deutsche Arbeit, mehr deutsches Brot! Oberschlesien nach -er Genser Entscheidung. Die Stimmung des Deutschtums über das Genser Kom promiß. — Stärkste Bedenken. — Ei» scharfes pazisistischcs Urteil über Gens. — Das Verbleiben Ealonders allein erfreulich. IBon unserem o st o b e r s ch l e s i s che n Mitarbeiter.) Uattowitz, 15. März 1927. Die Entscheidung des Völkerbuiidörates in Gens über die seit Jahren umstritteuc vbcrschlesische Schulsrage hat in beiden Teilen Oberschlcsicus wenig I-reudc ausgelöst. Uebcrall macht sich starker Mißmut bcuiertbar, weil man in harte» Jahren verlernt hat, sich aus irgendwelche Theorien zu ver lassen, svudern weil mau gcivvhut ist, au die rauhe Praxis zii denken. Auch daö Genfer K v »i p r v in i ß ist graue Theorie, die Wirklichkeit, die Praxis sollen wir erst kenne» lernen. Schon i» dem deutschen Teile Oberschlcsicns, wo man die Leiden der Deutschen in Polen doch immerhin nur aus de» Erzählungen von Bekannten und Verwandten kennt, machen sich bittere Urteile bemerkbar. So spricht die zwischen den Deutschnationalcn und der Volkspartci stehende „Ost deutsche Mvrgenpost" von „faulen Kompromisse»" und davon, daß „die Enttäuschung über das schwindsüchtige Ergebnis all gemein sei". Das Urteil in dem zunächst betroffenen Polnisch- Oberschlcsien ist aus der einen Leite zurückhaltender, weil man abwarten will, wie sich die Arbeit des vom Genser Rat jetzt zu ernennenden pädagogischen Sachverständigen tn der Praxis gestalte» wird. Wer aber dieser Praxis nach den bis herigen Erfahrungen mißtraut, gibt schon heute seiner Ent rüstung über die Genfer Entscheidung Ausdruck. So sagt der pazifistische „Volksw.", dessen Leiter sich in seiner Eigen schaft alv Abgeordneter von de» deutschen Parteien actrennt hat und bei einer polnischen Partei hvO'iticrt, der also ein gciviß »nverdächtiaer Zeuge ist. daß >ic „Entscheidung Mindcrheitselterii Entrüstung anslösen muß". Umgekehrt hat das Genfer Kompromiß bei den Polen naturgemäß Be geisterung ansgelöst, so daß die Nnlska Zachodilia", das Organ des berüchtigten West,na,o»»-Vereins, am Sonntag sogar Extrablätter ausgab. um darin den Sieg der polnischen These z» verkünden. In größter Ausmachung sprach das Blatt von einer Niederlage des Staiidvmiktes des Präsidenten Ealondcr von der Gemischten Kommission. Man tut keiner Seite Unrecht, wenn man fcststellt, daß von einer Niederlage des Präsidenten Ealondcr doch wohl kaum gesprochen werden kann. Anderseits wäre es verkehrt zu sagen, daß das deutsch-polnische Abkommen keine Acnderung erfahren hat. Tenn in den Bestimmungen dieses Vertrages steht klipp »nd klar, daß die Entscheidung über die Schul bildung allein de» Eltern zukommt. Nach dem am letzten Sonnabend geschlossenen Kompromiß wird der Wille der Eller» vv» dem Schweizer Pädagoge» überprüft werden, so daß in allen umstrittenen Iällcn der Wille dieses Lchulsach- verständigcn vor dem Willen der eigene» Elter» der Kinder rangiert. Es ist für Polnisch-Obcrschlcsten auch kein Trost, wenn diese Ucbcrpritsung nur bei den vorliegenden mehr als 7900 Streitfällen clntrete» soll. 'Nun sind im Sommer wabr- schcinlich wiederum annähernd 1 0 000 Anträge auf Ausnahme in eine dc»tsch c M i »d c r hc i iss ch >, l e zu erwarten. Nichts kann die polnische Verwaltung davon ablialten. ihren bisherige» Standpunkt auch gegenüber de» neue» Anträgen cinziiiiehmcn. In Gens hat der Herr Außenminister Strcseman» zwar ver kündet, falls in Zukunft neue Unzuträgltchkeitc» entstehe» würden, würde Deutschland sich nur ans den Bode» des Rechts stellen. Solche „Unziiträglichkclten" werde» im kommenden Sommer ganz selbstverständlich wieder entstehen, und die Minderhcltscltern müsse» sich fragen, warum nicht schon jetzt aus Grund der klare» Rechtslage entschieden wurde und warum i» wenige» Monate» abermals Dauscndc von Eltern mit ihren Kinder auf die Dauer eines Jahres, so lange dauert daö Tircitverfaliren bis zur letzten Instanz mindestens, in das größte Schnlelcnd gestürzt werden solle». Auch das Organ der Katholiken Polens, der „Oberichlesische Kurier", der sich an sich der größten Zurückhaltung bcslcißigt, muß vorausahnend schließlich doch sagen: „Es ist denkbar, daß Deutschland schon im Juni oder spätestens im Herbst Ursache zu weiteren Beschwerden haben wird." Auch manche Begleiterscheinung der Genfer Entscheidung wirkt hier verbitternd. Am schärfsten urteilt hier der erwähnte pazifistische „Volköw.", der am Schluffe längerer Betrach tungen sagt: „Wieder einmal hat irgendein Staatsmann zur Entscheidung beigetrage», der von den hiesigen Verhältnissen nichts versteht. Bei der Teilung Oberschlcsicns war es ein Chinese, der mitsprach, heute ein Delegierter Kolumbiens, später wahrscheinlich ein Kongoneger, denn das sind nach der Auffassung des Völkerbundes die bcrusciic» Interpreten der Genfer Konvention. Noch ist cs nicht ganz klar, ans welcl-cm Kuhhandel heraus dieses Kompromiß hinter de» Kulissen zu stande kam. Zur Befriedigung trägt es nicht bei. und die Praxis wird den Völkerbund belehre», welchem neuen Irrtum er durch seine Entscheidung erlegen ist." Ganz allgemein ist hier der Eindruck, daß aus der Genfer Entscheidung neue Schwierigkeiten, die bisher nicht bestanden, entstehe» werde» und müssen, und daß dem Schweizer Pädagogen eine dornenvolle Ausgabe bevorstcht, um die ihn niemand beneiden wird. Die vollständige Prüfung aller umstrittenen Iälle wird schließlich auch kaum weniger Zeit In Anspruch nehmen, als wenn man allein de» Rechtsweg gegangen nnd schlimmstenfalls auch dem Haager Schiedsgericht die Entscheidung über lasten hätte. Allerdings wäre der letztere Weg sür den Völker-
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