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Dresdner Journal : 26.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-26
- Monat1873-08
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 26.08.1873
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^197 Koivbv» kost- uo6 Lwrsto« Uluuwsru: 1 X^r)8tewp«lru»cbl»^ Kiuru. Im a»»t»«k»» N»iok«: ^Rkrlick . . 6 I'KIr. ^^Lkrliod: 1 '?KIr. 1b U^r. Fdouu^weutrprvl»» t loki-«!»»»«» trittjtikrkok 8 I'KIr. 8tvinpelssvkükr, ru»»»rk»Id 6v» 6vuk>ek«u » los»rLteapr»l«»r * kür 6«u Krum eiuer -»esprlteosu Lsils: 1^ U^r. Ovtsr „Liu^vruu^t" 6c« 2«il«: S Hjsr. » Lrr>ed«l»«ut » 1'S^llok, mit Xaruukme 6er 8onu- u«6 leiert»^«, Fk««6» Mr 6«o fol^eu6eo Dievstaq, den 26. Augnst. DresdnerÄomMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1873 loierrteurnnukw« »u»MLr1»r Lran6«t«tter, OvmwissivuLr 6s» * I)re»6uer 6ourui6»; sks»6»s.: HAen ^urt u. L Freier, «»wdarx-N-rN»- Vt»»-l.«ipr1x-L»,«I-Lr«»l»ii-kr»i>Ilturt» Ik-. 6' ko-ier, L«rUu-Vi»o SLwdurx-krr^-l.siprix-krruk- tllrt ». N-ULuokiu: ^<«6. , NsrUu: ^4 ^rtevie^er, /nvaI,6r»6anL,// ^tbrrckt, Lr«m«u^ F' Lck/otte, Lr«s- l»u: ^,.ÄanAe»»'»6are»u; vkruulilr: />>. ko»at, krkull- turtr.» : L.^aeArr'sckv u.^.t,'.//rr,na«n'»ekeöuvkk., <S Co; SirUt»: tr ^/ü?Ier, S»oiior«r: t/.L'czux'./rr r»ri», //ara«, Fa/itte, LuttirrFO'o.; Stutt^srt: ^-«ube <0 t)o., Ä«66. Annoncen Hürea«, Vivo: ^41. Nerausxekerr NSoiel. k!rpe6itiou 6vs l>re»6osr 6ouru»l», vresäeu, bt^rgsretkevssusss Ho. 1. Amtlicher Theil. Verordnung, die amtliche Korrespondenz zwischen Verwaltungs- und Polizeibehörden im Königreiche Sachsen und in der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie be treffend. Nach einer Mittheilung des Ministeriums der aus wärtigen Angelegenheiten sind in Verfolg des, seit dem 1. Januar laufenden Jahres eingrtretenen Wegfalles der Portofreiheit der amtlichen Correspondenz zwischen Behörden des Königreiches Sachsen und der Oester reichisch-Ungarischen Monarchie (zu vergleichen Bekannt machung des Finanzministeriums vom 3l. Januar dieses Jahres) die Verwaltungs- und Polizeibehörden im Königreiche Ungarn und in den, im ReichSrathe ver tretenen Königreichen und Ländern des Österreichischen Kaiserstaates angewiesen worden, sämmtliche Korrespon denzen mit Verwaltungs- und Polizeibehörden im Königreiche Sachsen ohne Unterschied der Angelegenheit, welche in Frage steht, und ohne Rücksicht darauf, ob das absendende Amt das ersuchende oder das ersuchte ist, ausnahmslos frankirt abgehen zu lassen. Indern dies andurch zur Kenntniß der hierländischen Verwaltungs- und Polizeibehörden gebracht wird, er halten diese Behörden zugleich Anweisung, auch ihrer Seits alle, an Verwaltungs- und Polizeibehörden in der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie zu erlassen den Korrespondenzen ohne Unterschied der Angelegen heit, um die es sich im einzelnen Falle handelt, und ohne Rücksicht darauf, ob sie die ersuchenden oder die ersuchten Behörden sind, ausnahmslos zu frankiren. Die gegenwärtige Verordnung ist in allen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 20. August 1873. Ministerium des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den auf den Staat übernommenen 4'4 ?l» Prioritätsobligationen lit. O. der vormaligen Albertseisenbahn-Actien- Gesellschaft betreffend. Die Inhaber vorstehend genannter Prioritäts- obligationen lit. 1). werden hie-.durch in Kenntniß ge setzt, daß für die mit dem Termine 1. October 1873 ab- laufcudcn Zinsschcine, neue Zinsdocumcntc, bestehend ans Talon und 18 Coupons auf die Termine vom 1. April l874 bis mit 1. October 1882 zur Aus händigung gelangen und damit den 1. September dieses JabreS begonnen werden soll. Die Ausgabe dieser neuen Zinsbogen erfolgt gegen Rückgabe der abgelaufencn Talons bei der Staats schulden-Buchhalterei in Dresden — Landhaus I. Etage — an jedem Wochentage während der Vormittags stunden von 9—1 Uhr. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß die umzntauschenden alten Talons nach der Nummerfolge geordnet abgegeben werden müssen, cs auch rathsam ist, ein Verzeichniß darüber anzufertigen, um nach Anleitung desselben sich an Ort und Stelle von der Richtigkeit der ausgehändigt erhaltenen Zinsdogen nach Stückzahl und Nummerbezeichnung überzeugen zu können. Dresden, den 19. August 1873. Aer Lavdtagzaittschiß zo vtrwaltong der Stiattscholdeu. Ur. )r. Minckwitz. Nichtamtlicher TheU. Nebersildt Lettgrapdische Nachrichten. LagiSgeschichtr. (Berlin. Posen. Kassel. Kiel. Aus dem Elsaß. München. Gießen. Lübeck. Wien. Paris. Bern. Genf. Rom. Madrid. Cartagena. London. Konstantinopel.) Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Bautzen. Frankenberg. Plauen. Pegau. Schellenberg.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirtbschaft. «»ingrsandteS. Feuilleton. Inserate. LageSkalender. Börsennach- richten. Ttlpyrapliische Nachrichten. Perpignan, Montag, 25. August. (W. T. B.) Die Carlisten haben zwei Eisenbahnbrücken bei Gerona (östlicher Theil von Castilien) zerstört und die Verbindung mit Frankreich unterbrochen. Ferner wird gemeldet, daß die Earliürn ohne Widerstand in Fraga (Provinz Saragossa) eingerückt find, 30 009 DuroS erhoben und 100 Flinten mit genommen haben. Haag, Sonntag, 24. August, Abend». (W. T. B.) DaS gesammte Ministerium hat seine Ent lassung gegeben. Belgrad, Sonntag, 24. August. (W. T. B.) Fürst Milan ist heute nach Wien abgereist. (Bgl. unter „Tagesgeschichte".) 6>.tzcLsitlch'tchtc. * Berlin, 23. August. Wie der „D. R.-A." berich tet, ist das Befinden Sr. Majestät des Kaisers nach telegraphischer Meldung anhaltend das beste. — Ihre Majestät die Kaiserin wird gleichzeitig mit Sr. Majestät dem Kaiser zurückkchren und den Weg durch die Schweiz nehmen. Bereits in den ersten Tagen des Septembers gedenkt jedoch Ihre Majestät sich wieder nach Baden Baden zu begeben. — Der Reichskanzler amtsdirector, wirkt, geh. Oberregierungsrath Eck hat heute einen mehrwöchentlichen Urlaub angctreten und sich zunächst nach Wien begeben. — Das Obercommando der Occupationsarmee trifft bereits alle nothwen digen Vorbereitungen, um den deutscherseits eingegan genen Verpflichtungen, das französische Gebiet 14 Tage nach Zahlung der am 5. September fälligen letzten Rate vollends zu räumen, mit gewohnter Pünktlichkeit nachkommen zu können. Es sind bereits — wie offi- ciös geschrieben wird — alle Anordnungen erlassen worden, um die Stadt Verdun wie die zu dieser füh rende Etappenstraße unmittelbar nach vollzogener Zah lung zu räumen; das Obercommando hat um so mehr Anlaß, seine Befehle rechtzeitig vorzubereiten, als ein mal die Zahlungen feiten Frankreichs sichtlich beschleu nigt werden, andererseits aber auch durch eine schon vom 29. Juli datirte Cabinetsordre die Demobilmachung des Obercommandos selbst bekanntlich ausgesprochen ist. — Der zwischen dem deutschen Reiche und Ruß land auf Grund eines Bundesrathsbeschlusses abge schlossene Vertrag wegen dcsSchutzes derWaaren- dezeichnungen lautet: Infolge des Wunsches der Regierung Sr. Majestät des Kaisers von Rohland und der Regierung Sr. Majestät de- Deutschen Kaisers, der Manufaclorthäiigknt der russischen Un- terthanen einer- und der deutschen Uoterlbaneu andererseits volten und wirksamen Schuh zu gewähren, sind die Unterzeichne ten mit gehörige« Vollmachten versehen, über dir nachstehenden Paukte «berelvgekommeu: Artikel l. Russische Uuterthanen in Deutschland und deutsche Unterthaneu ia Ruhland werden iu Bezug auf die Stempel für Waareo oder deren Ränme uod die Fabrik- und Handelsstempel denselben Schutz genießen, wie Einheimische Artikel 2. Die in dem vorhergehenden Artikel enthaltene Stipulation wird die Kraft nud Wirksamkeit eines TractatS haben, bis die eine oder die audere Seite deu Wunsch auSspricht, dieselbe außer Kraft zu setzen. — Ueber die militärischen Uebungen bei Graudenz und Friedrichsort wird der „Schl. Ztg." be richtet: Bei Graudenz enden am heutigen Tage die Belagerungs- und Pontonierübungen. In der letzten Woche ist daselbst Couronnement und Minendescente fortgesetzt und vollendet worden. Der Minenkrieg wurde zu Ende, der Sturm auf die Bresche und durch die demolirte Caponiere vor der Contregarde ausge führt und schließlich Lünette 8 fortgenommen. Die Artillerie beschäftigte sich mit Brescheversuchen und dem Bewerfen der Flankenbatterien in der Anschlußlinie des Hornwerks. Die Artillerie des Platzes bewarf die Pulvermagazine in den Tranchecn mit Bomben. Die Pontvnierübung setzte sich ganz wie in den letzten Wochen fort, bis schließlich das Brückenmaterial zu Lande gebracht und in den Pontonschuppen einge stapelt wurde. — In und um Friedrichsort haben in diesen Tagen in Gegenwart der Admiralität größere Seeanillerieschießübungen stattgefunden, bei denen die die Hafeneinfahrt deckenden Forts mitgewirkt haben. Es wurden neue Geschütze prodirt, ein neues Signal wesen von Land zu Schiff angewendet und schließlich ein Schiffsmanöver mit supponnter gegnerischer Flotte ausgeführt. Die in Thätigkcit getretenen Geschütze waren 28 Ctm., 24 ktm. und 21 Ctm. mit kleineren, sowie mit Gebrauchsladungen. Möglichst der Wirklich keit entsprechend, waren die Ziele sowohl verankerte, das Oberdeck eines Schiffes darstellende Tonnenscheibcn in Form eines Rechtecks, als horizontale Ziele, welche mit kleinen Fähnchen versehen waren, und auch fest stehende verticale, sowie schwimmende Lattenscheibcn von 8—12 Meter Länge und 3 Meter Höhe. Erstere wur den verankert, letztere durch dazu verwendete Dampfer bewegt. Die Ziele wurden mit Hartgußgranaten, un geladenen Langgranaten und geladenen Granaten be schossen. Das Bild der auf dem Meeresspiegel crepi- rendcn, sowie der ricochettirenden Riesengeschosse, im Gewicht bis etwa 5 Centner, bei einer Ladung von 40 Kilo bot dem Zuschauer Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen. Posen, 23. August. „Kuryer Poznanzki" veröffent licht nachstehendes an den Erzbischof von Gnesen und Posen, Grafen Ledochowski, gerichtetes Schreiben in Betreff der Schließung des Seminars: Pose«, 2t. August 1873. Mit Rücksicht darauf, daß Ew. erzbischöfliche« Gnaden io dem geehrte« Schreibe« vom 10. J«ni o. erklärt habe«, daß Sie die Oderaulsicht deS Staals über das hiesige geistliche Sewenar m Gemäßheit der Vor- schriste« des Gesetzes vom N. Mai «. — betreffend die Vor bildung und Bestallung der Geglichen — n chl anerkennen wollen, ferner nnt Rücksicht darauf, daß der Regens dieser Anstalt infolge erhaltener Instruction die feiten des Staats «ach 8 S des Gesetzes uod vom 25. und 26 Juni «. vvrge- schnebene Revisio« derselbe« unmöglich machte, schließlich mit Rücksicht darauf, daß Ew erzbilchdslicheo Gnaden aus die Anssviderung durch gememschastlicheS Einvernehmen die Um änderung der Bestimmungen des Seminars vorznbereiteu — welche de« Bestimmungen des geoanntev Gesetzes direct ent- gegenstebtll — uvterm 8. d M. abschläglich geantwortet haben, deshalb hat der Minister für geistliche Angelegenheiten auf Grand des 8 13 deS allegirten Gesetzes die Schließung des genannle« Seminars vom 23 d M ab bis so lange ange- ordoet, bis Ew. erzbischöflichen Gnaden und der Seminar- regens sich bedingungslos deu Beftlmmnngen des Gesetzes vom 11. Mai « und deu aus Grund dieses Gesetzes von den Staatsbehörden erlogenen Verfügungen unterwerfen werden- Ich erlaube mir, Ew erzbischöttichen Gnaden hiervon mrt dem gehorsamsten Bemerken in Kenntniß zu setzen, daß der Regens des Seminars Vincenz Litowski von dieser Verfügung in kenntniß gesetzt worden ist und der Eontrole in Betreff der Ausführung l^rselben unterliegen wird. (Unterschrift fehlt.) Kassel, 23. August. (Fr. I.) Metropolitan Hart wig zu Waldkappel wurde wegen Renitenz suspcndirt. (Derselbe hatte die „amtlichen Mittheilungen" des Ge- sammtconsistoriums an dieses, weil ihn nicht berührend, zurückgesandt.) 4 weitere Amtssuspensionen sind vom Consistorium bereits beschlossen. Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) K. Hoftheater, 23. August: „Norma", Oper in zwei Acten von V. Bellini. Die Aufführung war eine in ihrer Totalität nur wenig erquickliche. Dennoch fehlte durchaus nicht, um mit Goethe zu sprechen, „da- willkommene Geräusch zu- sammenschlagcndcr Hände." Abgesehen von den hand werksmäßigen Vertretern des Applauses, kann diese bescheidene Genügsamkeit nur der Umstand erklären, daß die Macht der Töne schon an und für sich be sonders die trägern Geister in eine Empfindungsstei gerung hineinzudrängen vermag, welche, grob materieller Art, bei ruhiger Reflexion jegliche Berechtigung ein- büßt. Das Nachdenken ist ja so unbequem, wie be haglich dagegen die auf so angenehmem Wege bereitete Schwelgerei in Gefühlen, die keine positive Unterlage ver langt. Bellini mit seiner gedanklichen Fadheit und seinem widerlich berührenden süßlich-coquctten Wesen hat heute nur dann noch Existenzberechtigung auf unsrer Bühne, wenn eine meisterhaft technische und genial be seelte Wiedergabe feiner Hauptfiguren die Gebrechen de» Komponisten für den Moment vergessen macht. Bei bloser Correcthrit und ohne große tragische Leidenschaft liegt die Gefahr de» parodistischen Eindrucks nicht fern, und e» wird Einem leicht ganz Offenbachisch zu Muthe. Frau Kainz-Prause stattet ihre Norma, bei gesang lich anerkennenswertster Leistung, mit viel Wärme und edlem Patsto» auS; aber man vermißt den poetischen Anhauch und die geistige Durchbildung de- Charakter». Der Orovist ist bet Herrn Köhler in guten Händen, während der Sever de» Herrn v. Witt da- Niveau solider Durchführung nicht übersteigt. Die Adalgisa sang Fräul. Schreiber, welche wenige Tage vorher als Königin der Nacht in der „Zauberflöte" ihren ersten theatralischen Versuch gemacht hatte. Wie damals er freute sie sich auch heute einer günstigen Aufnahme von Seiten des nur schwach besetzten Hauses. So löblich es aber auch sein mag, einer Anfängerin gegenüber Milde walten zu lasten und sic in ihrem Streben zu ermuntern, so bedenklich erscheint es, in fast ununter brochener Reihe ein Kunstinstitut im pädagogischen Sinne zu Prüfungs- und Uebungizwccken zu verwenden. Der künstlerische Ehrgeiz, der jetzt mehr denn je der Auf stachelung bedarf, wird dadurch bei den Mitwirkenden geradezu brach gelegt, entwickelungsfähige heimische Ta lente drängt man in den Hintergrund, und das Pu blicum geht bezüglich seiner künstlerischen Ansprüche im Eilschritte zurück oder versinkt andererseits in eine Gleichgiltigkeit, welche ebenso wenig erwünscht sein kann. Es ist wahr, wir lciden in Deutschland und allerwärts unter einem empfindlichen Mangel an vorzüg lichen Gesangskräften; darum das fieberhafte Jagen der größern Bühnen nach erstehenden Talenten, die dann freilich meistens zu Grunde gehen, da ihnen keine Zeit zur erforderlichen Durchbildung bleibt. Unreif wird ein solches Talent zur Schau gestellt, und wenn man sich erst an der hübschen Erscheinung satt gesehen und an dem vielleicht bedeutenden Stimmorgane satt gehört, aber zugleich die musikalische und künstlerische Unfähig keit erkannt hat, dann wird rS, um dasselbe Experiment an einem andern zu beginnen, mit kalter Thrilnahmlostgkcit bei Sette geworfen. Es flüchtet, in seinen trügerischen Hoffnungen getäuscht und durch den Drang der Ver hältnisse zu einer bescheidenen! Beurtheilung feine» künst lerischen Vermögen» gezwungen, an dir kleinen Theater und geht dort an dem Handwerke zu Grunde. Noch keine Epoche in der Operngefchichte wußte von so wenigen großen Künstlern zu erzählen, als die unsre, und das Publicum trägt einen ganz wesentlichen Theil der Schuld daran, weil cs den wahren Sinn eines Kunstwerkes verlernt hat, weil es mit seinen Ansprüchen billig zu befriedigen ist und weil es sich mit dem sinnlichen Reiz allein begnügt. Erst wenn wir wieder wählerischer und peinlicher in unsern Anforderungen werden, wenn wir in den Theatern wieder den Muth haben, die urtheils- losen Massen mit ihrem übertriebenen Beifall für künstlerische Unfcrtigkeiten zurückzuweisen und strenger zu richten, erst dann wird cs besser um die Oper stehen. Die Adalgisa des Frl. Schreiber — um noch mit weni gen Worten auf die Leistung des Gastes zurückzukom men, welchem man sicher ohne Bedenken das Reise- zeugniß für fleißig absolvirtc Conservatoriumestudien ausstrllen kann — machte zwar den Eindruck der Wohl anständigkeit, überschritt aber selten die Grenze des Langweilig-Stereotypen und konventionellen. Fast nir gends eine Steigerung in Vortrag und Spiel, vielmehr ununterbrochene Monotonie und Nüchternheit. Solche Eigenschaften mögen im Concertsaal weniger grell zu Tage treten; im Theater vcrlangen wir mehr, als uns von der Rampe herab einige Gesangepiöcen mit größter Seelen- und Gcmüthsruhe vortragen zu lasten. R. Gthr. DaS Weltausstellung-fest in Wien lü Wien, 23. August. Ein in Scene gesetztes Märchen aus „Tausend und einer Nacht", so könnte man da» gestern in den Räumen der Ausstellung ab- gehaltene Volksfest mit Recht bezeichnen. Bei Tage goldiger Sonnenschein, blaucr italischer Himmel, bet Einbruch der Dunkelheit reine, sternenhelle Nacht. Alle Restaurationen prangten im Flaggenschmucke, unzählige — Die Antwort des Kultusministeriums auf den Protest der 45 Geistlichen gegen das Ge- sammtconststorium ist dem Metropolitan Hoffmann in Felsberg zugegangen. Das vom 13. d. datirte, im Auftrag des Königs verfaßte und vom Unterstaats- secretär Sydow unterzeichnete Rescript bezeichnet, wie die „Köln. Ztg." erfährt, jenen Protest als „offene Auf lehnung gegen eine obrigkeitliche Einrichtung" und schließt mit der Bemerkung, daß, wenn dem Proteste thatsächliche Folge gegeben werden sollte, mit jener Strenge gegen die Geistlichen eingeschritten werden müßte, „welche der Pflicht des Kirchenregiments, Ord nung und Zucht in den seiner Leitung anvertrautcn Kreisen aufrecht zu erhalten, entspricht." Kiel, 23. August. Der „Hamb. Corresp." erfährt, daß die Differenzen, welche zwischen der preußischen Regierung und der Commission zur Liquidation der freiwilligen schleswig-holsteinischen Anleihe von 1863 hinsichtlich des mit Beschlag belegten Kriegsma terials bestanden, jetzt endlich ihre befriedigende Lösung erhalten haben, indem der s. Z. geschlossene Vergleich unlängst die Ratification der Regierung ei halten hat. Es sind nunmehr von der Regierung 220,000 Thlr. zur Auszahlung an die Liquidationscommission für die freiwillige schleswig-holsteinische Anleihe von 1863 zur Disposition gestellt. Die völlige Tilgung dieser An leihe ist demnach jedenfalls noch im Laufe dieses Jahres zu erwarten. AuS dem Elsaß, 22. August, schreibt man der „Allg. Ztg.": Es sind einige Andeutungen vorhanden, nach welchen neuerdings eine Annäherung zwischen der Regierung des Reichslandes und den Würdenträgern der katholischen Kirche stattfände. Thalsachc ist, daß der beiderseitige Verkehr ein sehr coulanter geworden ist, und daß man sich an hoher Stelle in günstigster Weise über das friedliche Verhalten des Clerus ge äußert hat, wie solches auch von einem Blatte hervor gehoben worden, das gut unterrichtet zu sein pflegt. München, 24. August. Wie die „Allg. Z." ver nimmt, hat sich Sc. Majestät der König heute nach Hohenschwangau begeben, um dort mit Ihrer Majestät der Königin-Mutter, welche von Darmstadt zurückgc- kehrt ist, die Feier seines Geburts- und Namensfestcs zu begehen. — Demselben Blatte zufolge hat der König den Großherzog von Hessen, der als Inhaber des 5. Infanterieregiments sein 40jähriges Jubiläum feiert, in einem eigenhändigen Schreiben beglückwünscht und dem Großherzog das dayersche Denkzeichcn für zu- rückgelegte 40 Dienstjahre übersandt. Gießen, 20. August. (A. Z.) Nachdem die durch den bekannten Ukas der russischen Regierung von Zürich abberufenen russischen Studentinnen auch von einigen deutschen Universitäten, wie Heidelberg und Straßburg, nicht ausgenommen worden sind, haben kürz lich russische Studentinnen der Medicin aus Zürich auch an unsre Universität die Anfrage gerichtet, ob sie hier ihre Studien fortjctzen dürften. Die medicinische Fa- cultät hat jedoch einstimmig beschlossen, daß dem Ge suche nicht entsprochen werden solle, und sich in ihrem Gutachten principiell gegen das Frauenstudium über haupt, wie auch gegen die einseitige Ausbildung von Frauen für Frauen-und Kinderkrankheiten ausgesprochen. Lübeck, 23. August. (H. N.) Die Königin von Dänemark ist mit den Prinzessinnen Thyra und Louise per Regierungsdampfer „Schleswig" von Kopenhagen hier angekommen. Die Königin wird mit der Prin zessin Thyra nach Rumpenheim und die Prinzessin Louisc mit dem sie hier erwartenden Prinz Friedrich nach Schleswig reisen. * Wien, 23. August. Ueber die Truppenrevue, welche heute zu Ehren Sr. königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen stattgefunden hat, berich- tct die „W. Abdp." wie folgt: Es waren die 1. und 25. Truppendivision sowie eine Cavaleriebrigade in drei Treffen — die Infanterie in concentrirter Aufstellung, letztere in Linie — in Parade auf der Schmelz ausge- rückt. Präcis '48 Uhr erschienen Se. Majestät der Lampions erstrahlten im glänzendsten Lichte. Beson ders prachtvoll decorirt waren das ungarische Wein- Haus (Csarda), die Pilsner Aeticnbrauerei und das Pilsner bürgerliche Brauhaus. Militärkapellen waren ausgestellt: bei der Pilsner Brauerei, beim Jury Pavil lon, beim Kaiserpavillon und in dem Wäldchen beim steirischen Weinhaus. Die Kapellen spielten von 4 bis 8 Uhr Abends ununterbrochen. Gegen 4 Uhr Nachmittags hatten sich schon über 50,000 Menschen eingefundcn, das Zuströmen des Publikums vergrößerte sich von Stunde zu Stunde. Im Kaiserpavillon hatten sich d e Erzherzöge Kal Ludwig und Rainer mit Gemahlinnen und der Kron prinz von Hannover eingefundcn; auch mehrere Mi nister waren anwesend. Am Mozartplatze fand die vereinigte Production des Wiener Männergesangvcrcins und der Weitausstellungskapclle statt. Die Vorträge des Männcrgesangvereins begannen um 'r8 Uhr Abends. Es kamen folgende Piecen zur Aufführung: „Widerspruch", Chor von Franz Schubert. „Eine Maiennacht", Chor von Franz Abt. „Volkslied au- Kärnthcn", harmonisirt von Herbeck. „Liebesglück", Polka für Chor und Orchester von Kremser. „So weit", Chor von Engelsberg. „Zum Walde", Chor mit Waldhornbegleitung von Herbeck. „Tiroler Volkslied", larmonisirt von Wcinwurm. „Lei un- z'Haus", Walzer sür Chor und Orchester von Strauß. Zum Schluß die Bolkshymne. Sämmtliche Lieder wurden vom Gesangverein mit größter Präciston znm Vortrage gebracht. Beim Eintritte der Dunkelheit fing das aus der Rotunde angebrachte elektrische Licht zu spielen au; auß
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