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Dresdner Journal : 28.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-28
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1880
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07 Mittwoch, da April. 1880. 1» ss«,«» ä»»r»eL»» L«t«L»: iLkrlivt»: . . IS t1»r^ )tjLt>rUck: 4 Mark bv?k. k^uwwsro: 10?t 4n»—r^»It> clo 6eot»ct>«o Ikeiot»«» tritt ?o»t- uo«l 8t«op«l»u»<:ttl>t- ttivia. Io«r»teaprel»er M-r ä«n k»an» eio«r ^paltsaeu k«6t»«il» 20 ?k. vot»r „Liu>r««iu»<1t" äis 2«I« 40 kk. D^Iicd mit Au»i»»t»w« ä«r 8oaa- uoä ksiertL^e ^b«oä» für cloo fol^soäei» ^»8 Zw-nerImMÄ. In^erati-nsanadme «u««Srtw» l^ipit^: A>. Lrapx^tetter, c7omiu»»»>«>uLr äs« Vr»»tlovr Kourou.i»; S»wd«rff - 8»rlio V»«» l.«ip»i^ L»»»I - vr«,l»u ?r»nlltu> l ». H : //«a«en»te,n L f'oAirr, >«rlia Vi«» - Hwmiin^- kr»U-I^ip,i, rr»ollturt ». » Hüllet»»»: ^/o«»e, I»rN»: <8.Lvrriick, /n'„/ir/k»i</ci»^, Se»m»»: F Sc/iiott«,' Nr»»l»»: L't«»»At >i « llürttllu; Odewmt,: />. Vr»lltlk»rl ». N: ^aeAer'sodv u. (7. f/err»»a»,»- »ede Itncbb»«<llnn8; vürttt,: O. ^fü//er, S»»Lor»r: <7. §c/t«o>/i»k»rt, S«rt»L-rr»ll>rtllrt ». H. Stuttx»rt: /)a«äe 4t ^v.,' U^i>»r^: F /t/e^k/Aen, F«t <8t«i»»er Verantwortliche Redattion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ikerllusxvder: lkSnisl. kipeäitiov «le» Orejiüoer ^ourual«, Ilrexäen, Xvinnerxln»»»« Xo. L0. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zu dem Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung und werden die Jnsertionsgebihre« im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" find die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern, die Staatsprüfungen der Techniker betreffend, vom 24. Drcember 185l — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1851 Seite 483 flg. — werden diejenigen, welche sich der gedachten Prüfung für die Periode 1880/81 in einem der nachgenannten Fächer: 1. der Geodäsie; 2. dem Jngcnieurfache im engern Sinne, (Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasser bau); 3. dem Maschinenwesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau, ingleichen für den Betrieb der StaatSeisenbahnen; 4. dem Hoch- und Landbauwesen zu unterziehen beabsichtigen, hierdurch aufgesordert, bit spätesten- Ende Juni lfdn. IS. sich mit einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staatsprüfung an die unterzeichnete Commission zu wenden. Diesem Gesuche ist beizufügen: 1) ein Zeugniß über die nach tz 6 der erwähnten Minlsterial-Berord- nung erforderlichen technischen und wissenschaftlichen Lorkenntnisse, 2) ein Ausweis darüber, daß der Gesuch- steller mindesten« drei Jahre lang denjenigen Zweig der Technik, für welchen er die Prüfung abzulegen beabsichtigt, mit Erfolg praktisch geübt hat. (Vergleiche 8 7 der ungezogenen Verordnung ) Der Ausweis unter 2 hat sich auf eine genaue Darlegung der hauptsächlichen Arbeiten, mit denen und der Art und Weise, in welcher der PrüfungScan- didat dabei beschäftigt gewesen, unter Angabe der ein zelnen Zeitabschnitte und unter specieller Bezeichnung der Bauausführungen, bei welchen er thätig gewesen ist, sowie der von »hm gefertigten Projecte und schrift lichen Arbeiten zu erstrecken. Zugleich wird dem PrüfungScandidaten freigestellt, etwaige von ihm her rührende und durch den Druck veröffentlichte, in da» Gebiet der Technik einschlagende Arbeiten beizufügen. Im Uebrigen wird auf Grund der Bekanntmachung vom 11. Juli 1857 zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß ausnahmsweise auch außerhalb der vorgeschriebenen Frist Anmeldungen von PrüfungScandidaten zur Ab legung der Staatsprüfungen angenommen werden. Dresden, am 21. April 1880. Die Königliche Commission für die Staats-Prüfungen der Techniker. von Thümmel. Müller. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DieaStag, 27. April, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Reichstags stand die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Unterstützung der deutschen SeehandelSgesellschast, auf der Tages ordnung. Fürst v. Hohenlohe-SchillingSfürst ergreift das Wort, damit sein Schweigen, nachdem er provisorisch zum Staatssekretär deS Auswärtigen berufen worden sei, nicht dem Gerüchte neue Nahrung gebe, daß die Reichsregierung nur geringen Werth auf die Annahme der Vorlage lege. Diese Ansicht fei ganz unbegründet. Er könne versichern, daß die Ablehnung deS Gesetzes von der Reichsregierung sehr beklagt werden würde. Der Handel in der Südsee habe für Deutschland einen er freulichen Aufschwung genommen. Die Südseeinsulaner hätten nach den Versicherungen zuverlässiger Kaufleute das feinste Gefühl für die Macht der Nationen, mit deren Angehörigen sie Handel treiben. AuS der Ab lehnung der Vorlage und dem scheitern der See- handelSgesellschaft würden diese Bölter auf eine Ab nahme deS deutschen Einflusses schließen. Ohne auf die Rentabilität und Opportunität der Vorlage ein zugehen, bitte er, tue Vorlage im Interesse de» deutschen Handels, der deutschen Schifffahrt und deS deutschen Einflusses im AuSlande anzuneh- men. Eine frühere Aeußerung des Abg. vr. Bamberger habe den Verdacht erwecken können, daß der frühere Staatssekretär v. Bülow bei der Ein leitung der vorliegenden Angelegenheit sich von eigen nützigen Motiven habe leiten lassen; eS könnte wenig stens so auSgelegt werden. Der Charakters dieses Mannes stehe aber so hoch, daß er zu seiner Recht fertigung und um die gänzliche Grundlosigkeit dieses Verdachtes nachzuweisen kein Wort glaube verlieren zu müssen. (Beifalls Abg. Löwe (Berlin) spricht gegen die Vorlage. Auch von deren Freunden werde zugestandcn, daß das Unternehmen, geschäftlich betrachtet, ein verfehltes sei. Abg. Dr. v. Bunsen tritt für die Vorlage ein unter dem Gesichtspunkte, daß eS eine Pflicht des deutschen Reiches fei, in anderen, den ersten Mächten nicht unterworfenen Ländern Stationen für die deutsche Na tion zur Sicherung der Gleichberechtigung mit den meistbegünstigten Völkern zu gewinnen. Der Fürst v. Hohenlohe-SchillingSfürst empfiehlt abermals die Annahme des Entwurfs. Der geb. RegierungSrath Reulaux, durch ein eben eingegangenes Schreiben des Reichskanzlers zum Re- gierungScommissar für die Samoavorlage ernannt, hebt hervor, die Vorlage habe vor Allem den Nutzen, dem deutschen Handel einen nationalen Rückhalt und größere Selbstständigkeit gegenüber England und Amerika zu geben. Die Vorlage erschließe nicht bloS die Samoa inseln dem deutschen Handel, sondern ziehe ein Netz von neuen Beziehungen über den ganzen Archipel. Abg. vr. Bamberger verharrt bei der Ablehnung deS Entwurfs, da über die allgemeinen Gesichtspunkte hinaus nichts Eingehendes und Positives beigebrocht wordcn sei, wonach man aus der Annahme der Vor lage einen Nutzen erwarten könne. London, DienStag, 27. April, Morgen». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zum Lordpräsidenten deS geheimen RatheS ist der Herzog v. Argyll, zum Staatssekretär deS Innern der MarquiS v. Har court ernannt worden. Göschen, der MarquiS v. Roseberry und Earl Derby haben einen Posten im neuen Cabinet abgelehnt. Die vollständige Bildung deS neuen CabinetS erscheint schwierig, weil die fortgeschrittenen Liberalen Vertretung im Cabinet beanspruchen. Moskau, Montag, 26. April, AbendS. (W T. B.) Am 23. und 24. d. M. fand vor dem hiesigen MilitärkreiSgericht die Verhandlung gegen 8 junge Leute im Alter von 17 bis zu 27 Jahren Statt, welche wegen gesetzwidriger Propaganda angeklagt waren. 4 der Angeklagten wurden zu 4 bis »jähriger Zwangsarbeit, 1 zu 2 Jahren Festungshaft und 1 zu einer Festungshaft von 8 Monaten verurtheilt. 2 Angeklagte wurden mit einem Verweis bestraft. Crtinje, Montag, 26. April. (Tel.d.Presse.) Die drohende Anhäufung der bewaffneten Alba- nesenmacdt dauert fort. Gestern Mitternacht über- fielen die Albanesen die montenegrinischen Vor posten, wurden aber durch rin Pelotonfeurr zum Stillstand gebracht. Deutsche Colonialpolitik. Unter den Vorlagen, die in den letzten Tagen den deutschen Reichstag beschäftigten, dürfte kaum eine zweite eine so grundsätzlich verschiedene Beurtheilung sowohl innerhalb als außerhalb deS Parlaments er fahren haben, als diejenige wegen der vom deutschen Reiche zu leistenden Zinsgarantien für die Aktien der deutschen SeehandelSgesellschast. Die Sachlage ist bekannt. Die von der Hamburger Firma Godeffroy auf den Samoainseln begründeten Faktoreien befinden sich gegenwärtig im Besitze einer Aktiengesellschaft, die den Namen Südseeinselgesellschaft führt. Der größte Theil der Aktien dieser Gesellschaft ist aber noch un Eigenthum der Firma Godeffroy und von der letzteren an das Londoner Bankhaus Baring Brothers verpfändet worden. Das Pfand ist im Begriff zu verfallen, und wenn es nicht eingelöst werden kann, fo kommen die Godeffroy'schen Faktoreien zum Verkauf und werden aller Wahrscheinlichkeit nach in den Besitz der engli schen Pfandgläubiger übergehen. Nur wenn unter Mithilfe des deutschen Reiches die Gründung der deutschen SeehandelSgesellschast zu Stande kommt, wird eS möglich sein, diesen AuSgang abzuwenden. Wäh rend man nun trotz Alledem von gewisser Seite in der von den verbündeten Regierungen vorgeschlagenen ZinSgarantie für die Aktien der zuletztgenannten Gesellschaft weiter nichts als eine StaatSunter- stützung für eine verkrachte Gründerfirma sehen will, steht man auf anderer Seite nicht an, hierin die Aeußerung einer hoch erleuchteten Colonialpolitik zu erblicken; ja man behauptet geradezu, daß diese Vorlage einen außerordentlich wichtigen Wendepunkt für die Entwickelung deS deutschen Handels, insbeson dere desjenigen nach der Südsee zu bilden bestimmt sei, indem der Uebergang der von der Hamburger Firma gestifteten Niederlassungen auf den Samoa inseln an das Ausland für die im lebhaften Aufblühen begriffenen Handelsbeziehungen Deutschlands zu Au stralien und Polynesien verhängnißvoll sein würde. Nicht um das Schicksal deS Hauses Godeffroy und der mit demselben identischen Südseeinselgesellschaft handelt eS sich daher von diesem Standpunkte aus, sondern darum, ob die auf den Samoainseln vorhandenen ersten Anfänge einer selbstständigen deutschen Colonisation an die Engländer oder Amerikaner verloren gehen sollen Daß in der That für die Annexion der Samoainseln durch Großbritannien oder die Vereinig ten Staaten schon jetzt lebhaft agitirt wird, darüber besteht kein Zweifel. Vor Allem ist es der Vertreter Englands auf den Fidjiinseln, Sir Arthur Gordon, der diese- Ziel mit Eifer verfolgt, wie aus einer Petition hervorgeht, die der zu Sidney in Neu-Süd- Wales bestehende Zweigverein für Handelsgeographie und Förderung der deutschen Interessen im Auslande bereits im November vorigen Jahres wegen Sicherung der Samoacolonie für Deutschland an den deutschen Reichskanzler gerichtet hat und die um so mehr Be achtung verdient, al« zu jener Zeit die unglücklichen Verhältnisse deS Hauses Godeffroy in Australien noch unbekannt waren. Nach dem Urtheile Sachkundiger hat sich England bisher nur deshalb davon abhalten lassen, seinen Fuß auf jene Jnfeln zu fetzen, weil der Handel mit den Bewohnern derselben zur Zeit in deutschen Händen ist nnd weil die daselbst befindlichen europäischen Niederlassungen Deutschen gehören. So bald sich dies ändert, sobald da« jetzt deutsche Besitz thum an Engländer übergeht und dann englische In teressen auf den Samoainseln zu vertreten sind, so wird die Annexion derselben für Großbritannien nicht mehr auf sich warten lassen. Der deutsche Freund schaftsvertrag mit den Häuptlingen der Samoaner allein wird dagegen kein Hinderniß bieten. Wenn aber weiter von den Gegnern der in Rede stehenden Vorlage bestritten wird, daß dem Besitze der samoanischen Faktoreien der ihnen zugeschriebene Werth wirklich beizulegen sei, indem sich ja schon aus dem Mißglücken der Godeffroy'schen Spekulation das Gegen theil ergebe, so hat man bei Beurtheilung dieser Frage die bei der bisherigen Verwaltung der Samoafactoreien und der Führung der Geschäfte der deutschen Südfee- inselgeselljchaft anscheinend gemachten aber künftig zu vermeidenden Fehler aus der Rechnung auszuscheiden. Auch ist darauf aufmerksam zu machen, daß die Bor theile der Colonie in der Regel nicht gleich anfangs hervortceten, weshalb eben gerade bei derartigen weit- ausfehenden und die Mittel des Privatcapitals über steigenden Unternehmungen ein Eintreten des Staates gerechtfertigt erscheint. Endlich aber fällt hier neben dem materiellen Nutzen, den der deutsche Handel aus der Verbindung mit den Samoainseln zu ziehen ver mag, auch der moralische Eindruck ins Gewicht, der sich an das Bestehen eines deutschen Colonialbesitzes in jenen Meeren knüpft, wogegen bei Aufgeben diese» Besitzes an die Engländer das Ansehen des deutschen Namens in den Augen der dortigen Jnselvölker sich un streitig vermindern müßte. Jedenfalls werden von den Berfassern der obengedachten Petition, denen man in soweit ein tüchtiges Urtheil wohl beimesfen darf, die deutschen Handelsinteressen, die durch den Uebergang der Samoaniederlassungen in englischen Besitz gefähr det werden würden, sehr hoch angeschlagen, und eine Körperschaft, die man gleichfalls für kompetent erachten muß hier mitzusprechen, die Leipziger Handelskammer, hat sich im Interesse des vaterländischen Handels sehr warm für die Reichsvorlage verwendet. Was endlich die Höhe der dem Reiche im Interesse der Samoainseln angefonnenen finanziellen Opfer an- langt, fo handelt es sich im schlimmsten Falle um einen jährlichen Zuschuß von 300000 M. auf 20 Jahre. Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, daß dieser Aufwand demjenigen gegenüber vergleichsweise gering erscheint, der bisher schon durch Entsendung und Sta- tionirung von Kriegsschiffen in jenem Jnselbereiche, durch Bestellung von BerufSconsulaten u. s. w. für Feuilleton. Redigitt von Ott» Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 27. April: .Macbeths Trauerspiel in 5 Acten von Shake speare. Nach den Uebersrtzungen von Schiller, Tieck und Kaufmann, von Dingelstedt für die Bühne ein gerichtet. (Neu einstudirt.) Die letzte Aufführung dieser gewaltigen Tragödie, die tiefer und furchtbarer, als irgend eine andere deS großen Dichters, in Nacht und Grauen, Blut und Berrath eingetaucht ist, fand noch im Interim-Hause Statt. E» bedarf kaum de» Hinweises, wie sehr da- Werk in feiner neuen Einstudirung die sorgfältige Proben verräch, durch die Bortheile der neuen Bühne, durch den sachgemäßen und im Allgemeinen zeitkundigen Aufwand der Costume und Decorationen gewonnen hat. Von den neuen trefflichen Decorationen: „Schot tische Heiden" von Hrn. Theatermaler Knoll, „Schloß hof in Jnverneß", „ Speisesaal in Schloß Fore»" und „Schloß Dunstnan" von Hrn. Hostheatermaler Rieck, entzücken namentlich der Schlohhof und der Banketfaal durch die liebevolle technische Ausführung, welche darin die für den Gegenstand charakteristische malerische Phantasie gesunden hat. Eine fo decent und gewissenhaft angewandte DecorationSkunst ist voll kommen geeignet, der Scene einen realistisch-historischen Hintergrund zu geben und die Stimmung zu erhöhen. Go daaegen die DecorationSkunst ohne intimere» Ber- ständniß der poetischen Schöpfung in da» Bühnengebilde nngrrift und im Prächtigen ihren Selbstzweck sucht, da bringt sie eine neue fremde Atmosphäre in die Situation, zerstreut die Einbildungskraft und schwächt da» Interesse, statt beide zu sammeln. Die Ausführung stellte sich in die erste Reihe der Verwirklichungen unserer klassischen Stücke. Die für die Darsteller angenehme, und ihnen ihre Arbeit erleichternde Sympathie de- Publikums haben in diesem Trauerspiel Banquo, Macduff und die Söhne deS Königs. Ihnen trägt die sittliche Gerech tigkeit durch Noth und Leid hindurch da» Banner voran. Selbst der gemordete Ahnherr künftiger Könige glorificirt sich in seinen Erben und sein Schicksal ist gesühnt. Macbeth und dessen Gattin, diese Genossen deS Mordes, einem Tigerpaare gleich, da» unter dem Schutze der Dämmerung da» friedliche Gefilde ent völkert, werden immer nur Abscheu, niemals einen Anflug von jener Theilnahme erwecken, zu der die meisten anderen Verbrecher im Gebiete der tragischen Poesie einen menschlich natürlichen, versöhnenden Zugang er öffnen. ES kommt für die Darsteller dieser furcht baren Charaktere nur daraus an, den Eindruck de» Entsetzlichen durch psychologische Wahrheit zu begrün den und in den Thaten der Ruchlosigkeit den gigan tischen Stil der Dichtung markerschütternd nachzu- ztichnen. Während sich Frl. Ulrich bereit» mit der Rolle der Lady Macbeth soweit vertraut gemacht und darin so viele wirkungsvolle Momente gewonnen hat, als eS in diesem Falle dem Maß und der Eigenartigkeit ihrer nur zum TheiUfür jene dämonische Sphäre pas senden Individualität entspricht, ist Hr. Porth mit seiner Macbethdarstellung noch mehr inmitten der vollen Bewegung des Streben» begriffen. Der darauf mit ersichtlicher Emsigkeit verwandte Fleiß hat sich durch den mannichfachen Gewinn psycho logisch vorzüglicher Nuancen in überraschender Weise belohnt. Dieses gewissenhaft und gründlich arbeitenden Künstlers Macbeth, ist ein höchst achtbare» Resultat, durch die Thatsache noch an Macht und Gewicht ge winnend, daß ein so erfolgreich vorgeschrittener Künstler eS niemals unterlassen wird und kann, an einer solchen Aufgabe während der gesammten rüstigen Epoche seiner Laufbahn unausgesetzt sortzustudiren. Da» bisher Ge leistete zeigt zunächst durch sein harmonisches, markiges Gesammtbild einen unschätzbaren Borsprung vor so vielen Macbethdarstellern: eS tritt als eine lebendige Gestalt in den Rahmen der höheren Bühnenkunst mit überzeugender Glaubhaftigkeit voll hinein. Hr. Porth pflegt in seiner Rede die Rhetorik nicht ihrer Klangwirkung wegen, er verwendet sie hier be reits nach Möglichkeit als Mittel zum Zweck, der in der wirklichen Charakterzeichnung liegt und den wan delnden Situationen ihre entsprechenden Töne vor schreibt. Wenn dabei auch hier und da noch einige Dämpfungen anzubrinqen sind, z. B. im Schlohhof vor und nach der Mordihat, so würde ich doch rathen, hierin bei der nächsten Aufführung noch nichts zu ändern. Hr. Porth hat gerade diese Scenen be reit» so eminent günstig umgestaltet, daß e» rathsam ist, zu pausiren, mit dem großen Totalgcwinn zufrie den zu sein und da» Gebilde nicht sortwährend zu be wegen. Da» Erreichte wächst, wenn man bedenkt, um welche ungeheure Aufgabe e» sich handelt und daß e» billig ist, immer mit den individuell gegebenen Factoren zu rechnen. Der milde, leutselige König Dunkan, Rosie, der verwundete Ritter, der Pförtner wurden von den Herren Walther, Kramer, Marcks und Jaffe mit ge schicktem Eingehen in Stimmung und Ensemble dar gestellt. Welchen Schatz unsere Bühne an der kühnen tem peramentvollen Verwirklichung des Macduff durch Hrn. Dettmer hat, beweist bei jeder Macbethvor stellung der wohlbegründete Beifall des PublicumS. Ueber die Hexenscenen und einige andere Einzel heiten der Beaideitung zu fprechen, dürste nach der zweiten Aufführung natürlicher und minder peinlich, als nach der ersten sein. O. B. Der Neustädter Chorgesangverein und der Dilettantenorchesterverein unter Direction de» Herrn Musikdirektor» Fr. Reichel hatten sich Mon tag, den 26. April zur Veranstaltung einer musika- tischen Abendunterhaltung (in Bach'S Sälen) zum Besten der Feriencolonien vereinigt. Ein so edlem Zweck dienendes Beginnen sei gern mit An erkennung und Dank erwähnt, um zugleich ähnliche musikalische Dilettantenvereme zur Nachahmung an zuregen. Als erster Theil kamen Lhorgesänge von BrahmS, Fr. Lachner („Die Jahreszeiten") und Golter mann zu guter Ausführung, nur wurde die Intonation bisweilen mit etwas zu leichiblüthiger, sommerlicher Stimmung behandelt. Am besten und wirksamsten gelang der muntere Hochzeitsmarsch von Goltermann. Al» Orchestermusik folgte ein Menuett von Boccherini und rin Vwlinconcert von Beriot und den Schluß bildete die Ausführung (mit Orchester) der sehr hübschen Operette von C. Reinecke „Der vierjährige Posten", Text von Th. Körner. B.
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