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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010425019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901042501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19010425
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901042501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-25
- Monat1901-04
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.04.1901
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SerugrgedW: DK.Lreetmer^aLrt-blen' irtödeb,«» tt»ü« «»»»«! die «ktieker t» Dretd« und der niMien Umaedim,. wo di» Sutraauno dort »taene Voten oder «ommlllionLr» erkolnt. «rdalleii da» Blau an wocdenlaaen. die nicht «»> Sou», oder Seienaa« ioiaen. ui Uvet rbellautaaden »den»» und «»'«»»« »«eklellt. »iir »üchiLde etnaeiandier Schrikt- Wit« trin« verdmdlichieit. F«r»ivrechau>»lni>: «Nt I «r. U und «r. «»»«. r«I«gra»»».»dreiie: «»chrichteu »r«»d«u. Stgriiu-el 1856 IÜVVVr'8 Herren IvrllKe ^ kortlx unä llkl'K Sl»»88. "M> BvI»IkkraeIr-AIv^«r, A Wr»uvi»i»1r»««v 7. Julil^r SeliLillleli ch» 8v«l«, p»r>.ll.l.Lt.) L,l.llMasgr-vexsluiMSe Tclcgr.-Adrcssc: Nachricht«!, Trcc-den. pq HVvttk»vri»tra««,e >rr, vom Vivott Illoloisttsäol-. Lsrtvü-, vswAl-, Lur- li.^sm»«Mckor vtv. "W> AI»»,»,«!. Mler-ksiii'i'rickep IeicdUrtuk<-v<1. MU" klUsle vrosäoll, lllLLlwillsnssUev S, Helle Moritrs«!-. kurmkl llveil SflMp »IMsllkN ln lleutrclisn l>. Sllgl. l; u Upvvo Iliokf ll gugMsll. rtpsng 8ll!iÜ8 Asp». LlMfoMMtl büllgg "voLV Iruiemtr. A S ttiebi;«. Nr. 114. Bcvvlkeruiigssrage. Hofnachrichte», Landessynvde. Priickenzoll, Rathbniis in Eotta,! Mntbwaßj. Witternnci: Gerichtsverhandlunaen. Englands KriegSkosten. Ausstellnnas-Plakat. ! dlllmäl. ÄitterungSwcchscl. Donnerstag, 25. April 1W1. Ue! rem« sondem bedeutet vorläufig und wirthschaftlichen ist kn dteiem Sinne ein Zur Bcvölkerungsfrage. DaS Bevökkerungsproblem stellt zusehends schwierigere Ans» gaben zur Lösung, je intensiver es die nationale Staats- und WirthIchaftSvolitlk derKiisturmächte beeinflußt. Sv lange ein im Verhällniß zu seiner Größe noch wenig dichtbevölkertes Land, wie beispielsweise die Bereinigten Staaten von Amerika, eine regel mäßig wachsende Einwohnerschaft mit außerordentlichen wirtbschast- lichen Hilfsquellen ausweist, liegt freilich kein unmittelbarer Anlaß zum Kopfzerbrechen über die Gestaltung der Zukunft vor. Ein Anderes dagegen ist cs. wen», wie in Frankreich, eine ständige bedrohliche Bevölkerungsverminderung i» die Erscheinung tritt, oder wenn, wie in Deutschland, das Wachsthnm der Einwohner schaft sich in einer ungewöhnlich raschen Answärtsbewcgung be- nndet. Dann erscheint es wohl angebracht, daß die Wirthschafts- und Sozialpolitik«. sowie überhaupt alle Kreise, die sich an dem öffentlichen Leben der Nation betheiligen, zu der Bevölkcrungsfragc Stellung nehmen und die verschiedenen Möglichkeiten der Ent wickelung zugleich mit den etwaigen Mitteln znr Abhilfe und recht zeitigen Gegenwirkung in's Auge fassen. Im Deutschen Reiche betrug die Bevölkerung im Jahre 1871 410Ä7W und im Jahre 1000 56:Ü50I4 Einwohner: das macht in M Jahren einen Zuwachs von etwa M Prozent. Die jährliche Vermehrung beläuft sich darnach aus rund 500 OM Seelen: bas ist erheblich mehr als die Bevölkerungszunahme in Großbritannien. Italien, Oesterreich und Ungarn. Die einzigen Länder, die sich noch günstigerer Verhältnisse als Deutschland in Bezug aus die Bevölkerungsziffer rühmen dürfen, sind Rußland und die Ver einigten Staaten von Amerika. Wen» die Vermehrung im gleichen Tempo weiter geht, so wird Deutschland in absehbarer Zeit eine Uederfülle von Einwohnern haben, die unterzubringen, zu vertheilen und zu ernähren alsdann die wichtigste Aufgabe der Staatöknnst sei« wird. Auf Grund dieses Ausblicks in die Zukunft empfehlen manche Wirtbschastsvolitik« schon heute die Inangriffnahme einer weit auslchauenden Kolonialpolitit von solchem Umfange, daß die deutschen Kolonien dermaleinst den ganzen Bevölkerungsüderschuß des Reiches aufnehmen und das Mutterland mit dem nöthigen Brotgetreide versehen können. me in Deutschland hat. so lange sic ge rettet, nicht nur nichts Bedrohliches, noch eine Stärkung der physischen iderstandskraft unserer Nation und Zeichen der Krast und der Vorwärts bewegung. Eine starke Bevolkerungsvermehrung ist ohne Zweifel von dem maßgebendsten Einfluß aut die politische und wirthschaft- licke Stellung jedes Staates im heutigen Bölkerleben. Auf der Millionrnzahl der Einwohner beruhen bock schließlich gerade die jenigen Faktoren, welche die Unabhängigkeit und Selbstherrschaft der Völker sowohl aus politischem wie auf wirthschaftlichem Ge biete gewährleisten: die Steuerkratt. die gekämmte finanzielle und produktive Leistungsfähigkeit und — zuletzt nicht am wenigsten — die militärische Macht. Ein Kleinstaat imt seiner geringen Anzahl von Verbrauchern kommt für eine groß angelegte Handelspolitik überhaupt nicht in Betracht; eine solche vermag vielmehr nur der Staat durchzusühren. der ein großes, für die Interessen der fremden Nationen beachtenSwertheS Verbrauchsgebiet barstellt, dessen Ver schließung den Gegner merklich schädigt, dessen Offcnhaltung ihm cr- strebenswerthe Portheile bietet. Je mehr heute die gelammte Politik der Staaten auf die Verfolgung rein wirthschastlicher Interessen gerichtet ist. desto größere Wichtigkeit erlangt auch die Masse der Bevölkerung als Nährboden für starke Triebkräfte zur Beförderung von staatlicher Macht und nationalem Wohlstand. Aus der anderen Seite sind freilich auch die Nebelltände der raschen Beoölkerunas- vermehrung nicht zu übersehen. Will man dieie auf eine allgemeine Formel dringen, so kann man sagen, daß sie in einer allgemeinen Verschärfung deS wirthschaftlichen Wettbewerbs und des Kampfes »m s Dasein bestehen. Dies gilt sowohl für das Leben der Einzelnen wie für die Beziehungen der Völker unter einander. Die ivlrlh- schaftlichen und sozialen Schwierigkeiten im Leben des einzelnen Individuums häufen sich und erschweren ihm die Begründung einer gesicherten Existenz, während gleichzeitig das mobile Kapital Neigung zeigt, sich in wenigen Händen zu konzenlriren. Die Folge davon ist «in mehr oder weniger stark ausgeprägter Gegensatz von immensem Reichthum kleiner exklusiver Kreise und PaupenSmuS der Mafien. Die überlieferten soliden Erwerbsarten werden durch diese Entwickelung vielfach gelockert und durchbrochen und es tauchen zahlreiche neue unsichere ErwerbSarlen aus. mit deren Hilfe die in den Stürmen d«S Lebens hin und her geworfenen Besitz lose« im wirthschaftlichen Getriebe festen Fuß zu fassen suchen. So erklärt es sich, daß die Bevölkerungszunahme häufig etu treibendes Moment bei großen Umwälzungen des wirkhichaftllchen Lebens bildet. Aehnlicd wachsen auch im internationalen Verkehr von Jahr zu Jahr die Schwierigkeiten, bet der zunehmenden Konkurrenz die Ausfuhr von Waaren zu «- lohnende GeschästSgewiune durch di zielen, weil immer neue Staaten in den auSsuhrindustrtellen Wett bewerb eintrelen und auch die Agrarstaaten mehr und mehr darnach streben, sich durch Schaffung einer eigeilen leistungsfähigen Industrie der fremden Einfuhr zu entledigen und den Jnlanvs- markt unabhängig zu stellen. Sobald einmal die angedeuteten Uebelstände der Bevölkerungs zunahme eine wiche Dichtigkeit erreicht baden sollten, daß sie an- singcn. für die Allgemeinheit und den gesicherten Bestand des Staates gefährlich zu werden, würde der Zeitpunkt gegeben sein, wo staatlich« Maßnahmen zweck» Herbeiführung einer Beoölkerungs- vermindermia einzusetzen hätten. Indessen ist es durchaus nicht wahrscheinlich, daß dieser Zeitpunkt überhaupt eintrelen wird. Vielmehr halten maßgebende Sozialpolitik« es für völlig aus geschlossen, daß der bisherige Prozentsatz der deutschen VollS- pennchiung auf die Dauer anhalten werde, und zwar gelangen sie zu hem Ergebniß auf Grund einer Betrachtung der Ursachen d« jetzigen nähme. Deren sind zwei: einmal die Verminderung der Kinber- dlichkcit durch die verbesserte wirthschafliiche und gesundheitliche nShaltung der Massen, sodann die allmählich zunehmende lltisirung der Gesellschaft mit ihr« Begleiterscheinung, der derung weiter Kreise in die Städte. Die Städte und di« legeaenden mit ihrem erhöhten Verdienst und ihren viel- achen Anreizen zum Genüsse wirken für den Bevölkernngs,»wachs al-Sporn, ah« nur Io lange: als da- unter ein« höheren Temperatur stehende städtische Leben von derzugezogrnen Bevölkerung, wenn man so lagen darf, noch nicht völlig verdaut ist. In d« Grade ad«, wie diele Verdaunng^diele Anpassung stattfinde, vollzieue sich auch ein Ausgleich in dem WachSIHum der Bevölkerung. Vor Allem sei sjedoch »ll bedenken, daß der Prozeß der Jndustrialisirnng der Gesellschaft eine natürliche Grenze finde, und zwar in dem Be streben aller hochentwickelten modemen Kulturstaaten, ihren industriellen Bedarf nach Kräften selbst zu erzeugen. So sei cS Deuischland und den Vereinigten Siantcn von Amerika bereits gelnnaen, ihre früberc industrielle Abhängigkeit von England ariindlich m beseitigen. Je allgemeiner dieses industrielle llnabhängigkeitsbestreben der Staaten im internationalen Handels- berkcbr zur Geltung komme (natürliche Schranken sind ja freilich auch hier vorhanden), desto eher werde die allgemeine Jndustriali- siriiiig der modernen Gesellschaft znm Stillstand gelangen und in demselben Maße werde auch die BevölkernngSznnahnie wesentiich unter den jetzigen Stand hinab sinlen. Ist diese Beweisführung richtig, so ergiebt sich daraus für eine weitsichtige nationale Wirth- Ichastsvolitik die zwingende Folgerung, daß die heimische Land- wirthschaft nicht einer ausschließlichen Ausfuhrpolitik geopfert werden darf, sondern unbeschadet einer vollen Würdiaung der Ausiuhrintercssen in möglichst rentablen» Zustande erhalten und durch eine angemessene Schutzzollpolitik gekrastiat werden mnß. In ähnlichem Sinne hat sich auch jüngst Professor Adolf Wagner ausgesvrochen. indem er die Ansicht vertritt, daß ein böherer Getreidezoll die Landwirtbichast leistungsfähig erhalten und uns wenig« abhängig von dem Absatz der Fabrikate nach dem Alls lande machen würde. Vielleicht werde auch die Bevölkerunas- vermebrnng dann etwas langsamer fortichresten. Das wäre kein Unglück! denn die gegenwärtige Ziffer der jährlichen Volksvermehrung im Deutschen Reiche muffe in der Thai für die Zukunft steigende Bedenken Hervorrufen. Wenn in der Folge eine langsamere Ent wickelung der Industrie, des Exvorts, der Bevölkerungszunahme. des Zuzugs vom Lande in die Stadt einträte, so wäre das nach der Meinung Professor Wagner's ein wahrer Segen. Neueste Drahtmeldunqen vom 24 dlvril "Bonn. Kaiser-Rede beim Fett-Kommers der Studentenschaft. Der Kalstr gedachte einleitend de. eigenen sonnige«, zufriedenen und lebensfreudigen Studentenzeit und wünschte seinem Sohne eine gleich glückliche Studienzeit. In Bonn finde der Kronprinz Erinnerungen an leinen herrlichen Groß vater und an den Urgroßvater, den Prinzgemahl und Lebens- geiähricn der jetzt verklärten Königin, die stets ein friedliches, sreundliches Veihältniß zwilchen ihrem und unserem Volke angestrebt hat. die ja beide germanischen Stammes seien, sowie an manchen anderen edlen Fürsten. Möge der Kronprinz und die Anwesenden alle am sagenreichen, rebenrelchen Rhein einen lauteren Lebens genuß von nachhaltiger Wirkung finden. Das Rheinland nise die Geschichte Deutschlands von EaroluS Magnus bis zur Glanzzeit unter Barbarossa zurück. Aber das alte Reich sank dahin, weil sein Universalismus es an d« Krystallisirung zu der Nation im Ganzen hinderte. Das Wesen der Nation ist die Abgrenzung nach Außen und die Persönlichkeit eines Volks, seiner Nassen-Eigen- thümlichkeit entsprechend. Starke Fürstenthümer sind entstanden, die den Kaisern ihre Macht neideten, und das Reich verlor den innern Frieden, kroptar inviüism, sagte der Kaiser, an das Wort Tacitus' erinnernd, «litt Deutichland uniägliches Unheil, wovon die Rheingestade erzählen können. Was damals nicht gelang, gab Gott dem Kaiser Wilhelm dem Großen und dessen treuen Dienern zu vollbringen. Das Kaiser-Denkmal zu Koblenz »nd das Nieder wald-Denkmal beweisen Ihnen, daß Sie Germanen sind im deutschen Land und Bürger einer streng begrenzten deutschen Nation. Die Zukunft braucht ihre Kräfte, nicht für kosmopolitische Träumereien oder Partei-Tendenzen, sondern zur Pflege der Fertigkeit des nationalen Gedankens »nd unserer Ideale. Deutsche Geistesheroen, von Bonisgclns und Walter von der Vogelweide bis zu Goethe und Schiller, wirkten universal und waren doch streng abgeschlossene Germanen, das beißt Persönlichkeiten und Männer, die wir heute mehr als je brauchen. Solche zu werde», kan» ihnen nur uni« Heiland und Herr helfen, der pflanze den sittlichen Ernst in sie! Die Liebe zu Vaterhaus und Vaterland wurzelt in der Liebe zu ihm. Dann werben sie gefeit sein gegen Anlockungen. Eitelkeit und Neid, und können singen und sogen: .Wir Deutschen fürchten Gott und sonst Nicht? auf dieser Welt!" Dann stehen wir fest und kultursvrndend da. und Ich werde ruhig die Augen schließen, sehe Ich «ine solche Generation, um meinen Sohn geschämt, hrranwachsen. Dann Deutschland. Deutschland üb« Alles I In dies« Zuversicht rufe Ich: .Es lebe die Uni versität Bonn!" Der.Kais« kommandirtc darauf einen Salamander aus die Universität. Endlos« Jubel folgte hierauf. *Bonn. Im festlich geschmückten Beethoven-Saale fand heute Abend derKommers der gesammten Studentenschaft statt. Anwesend waren der Kaiser, der Kronprinz und der Prinz von Schanmburg, fern« der Knltusminister, der Kurator und Rektor der Universität. Generaloberst v. Loö und Andere. Nach dem zweiten Liede begrüßte d« Vorsitzende der „Borussia" Herr v. AlvenS- leben den Kais«. Er dankte für das der Bonner Studentenschaft stets bewiesene Wohlwollen und besonders für die Ehre, den Kron prinzen als akademischen Bürger begrüße» zu dürfen. Der Redner schloß mit dem Gelöbniß unwandelbarer Treue zum Herrscherhaus« und kommandirtc binaofeinen Salamander auf das Wohl des Kaisers. Die Musik spielte die Nationalhymne. Sodann dielt der Kaiser die Ansprache. Hinauf begrüßte Studiosus Lrendelenbnrg vom akademischen Ruderklub .Rhenus" den Kronprinzen. Die Studenten schaft schätze sich glücklich, als Kommilitonen den Kronprinzen nennen zu dürfen. Er schloß mit einem Salamander auf den Kron prinzen. D« Kronprinz erwiderte dankend für den Willkomm. Derselbe bürge dafür, daß er glückliche Jahre in Bonn verleben werde. D« Kronprinz schloß mit einem Vivat erescat üorsat auf die Studentenschaft Bonns. Der Kais« kommandirtc hieraus einen Salamander, dem jubelnde, anhaltende Hurrah» folgten. Berlin. lPrlv.-T«.) Reichstag. Am BundesrathStisch In Graf Bülow «nd Staatssekretär V. Thielmann. — ReichSkanM. .. ^ . Der Zu!atzantrag zum Auslieferungsvertrag mit Belgien wird in dritter Lesung definitiv angenommen und sodann in die erste Brrath«tg der Gamntievorlage für die ost- afrikanische Centra ahn elngetreten. — Reichst«, Graf Bülow: Die Frage, ob die Bahn mit RelchSkapitai kanzl« oder Privatkapital gebaut werden wll. steht für die verbündeten Regie» ungen erst in zweiter Linie, in erster Linie stetst die Frage, ob die Bahn überhaupt gebaut werden soll. Es würde, wenn wir mit dem Bau der Bah» noch länger warten, der Verkehr von »nsereni Schutzgebiete abgelenkt werden theils im Norden nach Uganda, thetls nach de» blühenden Hälen im Süden. Für die Nothwendig keit und Nützlichkeit dieser Bahnstrecke können sich die verbündeten Regierungen auf alle Kenner des Landes berufen. Ausdrücklich muß ich noch bemerken, daß der Reichstag, wenn er dieser Vorlage znstimmt, damit keine andere Verbindlichkeit übernimmt, als in dcc Vorlage festgelegt ist Die verbündeten Regierungen gebe» sich der Hoffnung hi» daß der hohe Reichstag mit Annahme vieler Vorlage die wirthichaitiche Entwickelung und damit die Zukunft unseres ostgsrikaniichen Schnkgebielcs sicher stellen wird. — Abg. Richter (freii. Volksv.i hont, daß Alle, die sich früher gegen den Bau der Eenlraibahn auf Ncichskosten erklärt hnbc», erst recht dieie Vorlage ablehne». Eine Bah» von 2ll«> Kilometer entscheide! noch nicht über die wirthichastlicbe Entwickelung eines Gebietes von der doppelten Größe Deutschlands, das kein einheitliches Wirst, ichastSgebiet sei Uiwrünglich wie» l,"> Millionen gefordert morden »nd jetzt solle die Bahn 2t Millionen lasten, das ganze Risiko soll da.z Reich tragen, und alle Bvrthcile, außer in Bezug auf Lcmd- nnweijungeii. würden die Aktionäre haben Diese hätten gar kein Risiko, denn die Verzinsung und Tilgung der Aktien laufe ja un bedingt zu Lasten des Reiches fort, mich wenn die Balm sich gar nicht rentire. Wer weiß, ob die Bahn, wenn sie das Reich etwa nach Ost Jahren übernimmt, auch noch nur den geringsten Aktien- wcrth babe. Was haben wir denn überhaupt tür Ervortwaare? Das bischen Kautschuk und Estenbein thue es doch nicht. Tcutsch- ostairika habe nur eine Bevölkerung von 0 Köpfen pro Quadrat kilometer. Wo solle da eine Bertehrsenlwickelung durch eine solche Bahn Herkommen? Das Verhaltniß sei etwa dasselbe, als wenn man bekanvten wolle, mit dem Bau einer Balm von Hamdurg bis Berlin stelle man die Entwickelung und Zukunft von ganz Deutsch land sicher. Bei der iktzigen Finanzlage sei es doppelt geboten, znrückdaltend zu sein. Habe doch der Schatziekretär in der Kriegs- Jnvalidengesetz-Kommlssion wer weiß was sin eine neue Steuer iür die nächste Session alz nothwendig erklärt. — Abg. v. Wal - dow - Relhenstein lkons.) tritt für die Vorlage ein. denn gerade sie werde sich als nützlich erweisen und bewirken, daß, wenn auch nicht gleich, so doch endlich einmal der Zustand der ewigen Zu schüsse a» die Kolonien ein Ende nehme. Ec stehe übrigens nicht an. zu erklären, daß viele seiner Freunde dem Ban der Bahn durch das Reich selbst statt durch eine Privatarselstchast den Vorzug gegeben hätten. Auch hätten er und seine Freunde, obwohl sie der Vorlage grundsätzlich beistimmten, doch Bedenken gegen Einzel heiten, io gegen die lange Dauer der Garantien und gegen die Zuweisung aller Gewinnvortheile an die Geicllichast. während dem Reiche nur alles Risiko zusalle. Für die Gesellschaft bestehe gar kein Risiko. Werde doch sogar der niedrige Garantiezinsinß mehr als ausgeglichen d:r«>L die garantirte Rückzahlung der Aktien zu l20 Prozent. Er meine daher, daß diese Auslösung zu 120 Prozent ans dem Vertrage und der Vorlage entfernt werden müßte. A ach die Gewinnbetheilignng des Reiches müsse zu Gunsten des Reiches geändert werden. Gegenüber dielen beiden Forderungen falle weniger in's Gewicht eine Herabsetzung des GarantiekapitalS von 2t aus 20 oder 21 Millionen, obgleich auch dies wunichenswerst, sei. Anck müsse dem Reiche ein frühzeitigeres Ankauisrecht bezug lich der Bahn gesichert werden. Die Vertragsabmachungen bezug sich der Landeskonzessionen seien nicht ohne Bedenken Ganz n>. klar iei ihm. was geschehen solle, wenn die 24 Millionen Mar! verbraucht leien, ohne das; die Bahn fertig gestellt sei. E bedürfe entschieden einer Garantie für die Fertigstellung, und des halb dürsten die Garantiezinsen, abgesehen von den Banz sine», n» geleistet werden, sofern die Bahn thatiächlich fertig gestellt sei. Abg. Müll er-Fulda (Eentr.): Seine Freunde ständen dem Bon von Kolonialbatmr» im Prinzip sympathisch gegenüber, aber hier handle es sich »m eine Stichbahn, um einen ersten Schritt zu einer große» Eentralbahn. Seine Freunde seien einigermaßen überrascht, daß hier eine Garantie von 24 Millionen geiordert wcrde, während in dem früheren Voranschlag z»m Etat 15 Millionen llnkosten vorgesehen waren. Ein ordentlicher Kostenanschlag scheine gar nicht zu bestehen, und da solle wohl, wenn auch die 24 Millionen nicht ausreichten, wieder das Reich eintrelen? Im Jnlande ici die Entwickelung des Bahnbaues eine sehr langsame. Ta müsst man sich doch sehr überlegen, ob man eine Bahn in Ostasrika bauen wolle, für die doch die Dringlichkeit wahrlich keine so große sei. Vor Allem müsse erst ein zuverlässiger Kostenanschlag geforden werden. Auch angesichts der allgemeinen Finanzverhältnisse müsse man sich diese Vorlage viel sorgfältiger ansehe», als dies noch im Vorjahre nöthig gewesen wäre. Ein offenes Geheimniß sei cs übrigens, daß ein anderes Konsortium es viel billiger macken wolle. Aus patriotischen Rücksichten sollte das gegenwärtige Konsortium znrücktrcten (Heiterlest links) und den, anderen den Bau zu dem geringeren Kostenbeitrag überlassen. — Abg. Bebel (Soz.) ist gegen die Vorlage und verlangt u. A. genaue Angabe der Regierung über das vom Vorredner erwähnte um 4 Millionen billigere Angebot eines zweiten Konsortiums Das entgegenkommende Verhalten der Konservativen in diclcr Sacke, für die man fick an gewisser Stelle sehr interessirc, solle ihnen wohl ihr oppositionelles Verhalten in der Kanalfrage erleichtern bezw. ver decken Helsen. — Direktor der Kolonialabtheilnng Dr. Stnb cl erwidert, ein zweites Bankcnkoniorttum habe wohl erklärt, daß der Babnbau billiger berzwtellen sei, habe aber leine Offerte gemach, ans geschäftlichen Rücksichten. Er selbst habe bei den Verhandlungen mit dem gegenwärtigen Konsortium alle Künste der Ueberrednng angc wendet, nm einen billigeren Bahnbau zu erlangen, jedoch fruchtlos- Das Konsortium habe entgegnet, dieses Unternehmen überhaupt nichi deS Geldgewinnes halber, sondern auch aus nationalen Rücksichten zu beginnen. Redner «örtert sodann die voraussichtliche Ren tabllität der Bahn unter Berufung aus Herrn v. Scheele und den Afrikareisenden Stahlmann. — Abg. Tr. Hasse (nat.-lib.): Die Bahn sei durchaus nothwendig zur wirthschaftlichen Erschließ ung des Landes und werde sich auch rentiren. Die Höhe des Kapitals sei am allerwenigsten zu beanstanden. Werde dasselbe nicht ganz verbraucht, so werde eben der Nest zur Re'eroe gestellt, und das komme dem Unternehmen nur zu Gute — Abg. Dr. Arendt (Reichs».) tritt ebenfalls für die Vorlage in, Prinzip ein, menst aber, daß der Gewinn der Banken ein zu großer iei. — Aba. v. Siemens (freis. Ver s schickt die Erklärung voran, «in Theii sein« Parteifreunde versvreche sich von der Centralbahn nicht diejenigen Erfolge, welche die Freunde der Vorlage zunächst erwarteten, auch seien sie der Meinung, daß es nicht richtig iei. Psims'S «fAM'K Kmrcrinilch. LsLü Hrködver Wolklie« Wtbr. Pfund. V»tznkr!!r. 7S
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