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Dresdner Journal : 07.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185910079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-07
- Monat1859-10
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1859
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grSß. >. S3 48^ 03». utjche ttener » G. «burg r. M. Konat Wäh- : 8«. (Auf- Min.) B«rk- AugS- ucate« (Aus- Mtn.) ?iS.; : 64k » nruk 0 B.; -chische kchatz- Bank- ^«üee rutsch« cimar. >KG.; do. ».; do. 9erltn- ».; do. riburg- 4KB.; agdeb.» ,k G.; . ob«» 44«.; komm. 131k » «gr.i heh-lb» »taten: 31b 44K; aatSb.- mbard. Con- ; Sar- ,9SA. (Pro- hlr.». : 40k, 4ttK; hlr. <8, >n 21, 22U. . 17K, matter. Oktober rühjahr otterie, 32307. 50226. tz i. B. :hlr. u. 1 »Lhlr. »chhand- k1 Pakt Rar.. F. S- 'K rma««, rag »Mer Kiader- fenstei» rmann i Pf > sowohl bereit. 0IN41 232. Freitag, M 7. October. ,, . . - -——— > > 4 Nkfit. n7 /,m u. - /. Zltz»n»«««-W:rtsr: 5 rsti«. io 5««. i» >—bM» s, im , '/,s»brl.: 1 ,, . 10 ,> ltrj»» Mick Koumtioü iu vr—<l«a: 15 dtxr. l Stempel»» Liiue-lü« Aa»«rorii7 1 ttxr. 1 «ckilax dioru. , »il rrwii'i c-tl ,u l>0 „ W»s«at»n»vrtft: u, ., . kü, 4ea tt*Wn «i,«, pmp*ttm»ei» L»Ue 1 Xssr. ' Uuter ,,Lin^e»»u«" <1is Leite: 2 d>xr ' '- v'. L «rfthet«*» i .. . l -ri^iiek, Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18Si». Iiiskrattnaanah«« «»wärt«: r.»>p»tA. t». Nil^sverKrr«», 6l>mmi»»i««Lr <je» x>ro«tL«r .Iuuri:»ls; edellä»»elt>»t: U Altoo»: L Vovluc» , LerUL: li,ol-lve'»et>e Uuebb-, ttireu-r»»'» liureau; Lremev:' t). 8c«l.<>rr»; Araulltore a- N: Uncbdsixtlnnx; Ktt»: AvOl.» LLvitll«; k»ri»: v. l.i»v»x»>ii.» (28, rue äs» dooo eukau»); kr«^: t ». ^iiit^icli'ü vucUksuäluiix. Herausgeber: lLuukxl. Lrpeältwll äs» vresckuer äouruala, vroscken, ^Isrisnstrso»» Ur. 7. Amtlicher Theil. Dreide», v. Octob». Gtiae Äaistrlich Königliche^ oheit der Erzherzog Carl Ludwig ist heute Mittag 1 Uhr nach Wien abgereist. Nichtamtlicher Weil. Uoberstch». Telegraphisch« Nachrichten. Zeitnvgtschau. (Patrie. — Ost-Deutsche Post. — Pay». — Times. — Observer. — Nordische Biene.) TageSgeschtchte. Dresden: Minister v. Faltenstein zurück. — Wien: Minister v. Beust. Berichtigung. Keine osficiöse Presse. Definitive Concesfionirung der Westbahn. Commodvre v. WüllerStorsf. AMimati- sation erotischer Pflanzen. — Prag: Bauordnung erwartet. Die Kosten des Radctzkv - Monumente». — Berlin: Kein Wegfall der SteuerzuschlZgr. Ein groß artiger Betrug. Vermischtes. Eine preußische Ant wort auf die österreichische Note vom 4. September. — Hannover: Ernst freigcgeben. Veränderung in der Besetzung von Gesandtschaftsposten. — Karls ruhe: Hohe Gäste. Markgraf Wilhelm. Die neue Agende. — Paris: Thätigkcit der Eriminaljustiz. Mason j-. Ehangarnier. Vertretung d.Ministers d.Jnnern. — Turin: Subscriptivn zum Bau d.Festungslinir.-^- Florenz: Proklamation bezüglich der Bereinigung mit Piemont. — Modena: Erklärung deS Offizier corps. — Bologna: Abreise der Deputation ver schoben. Militärische Organisation. Zollschranken ab geschafft.— Madrid: Prinz Adalbert. Aushebung. Befestigung von Gibraltar. — London: Bevorstehen des Torybanket. Schießprvbcn. Der „Great Eastcrn". Die Parlamcntsriesenglockr gesprungen. — Kopen hagen: Der Reichstag eröffnet. — St. Peters burg: Der Kaiser mit Schamyl zusammengetroffen. Weitere Unterwerfungen in Kaukasien. — Marokko: Angriffe der Kabylen. Dresdner Nachrichten. DreS-en, 6. Oktober. Obwohl die unlängst von dem englischen Minister Lord John Russell gethanen Aeußerungen nicht de» Schluß gestatteten, daß ein Congreß bezüglich der mit tel-italienischen Angelegenheiten bevorstände, scheint doch nach den neuesten Stimmen der franzö sischen Presse ein Congreß von den in Zürich frieden schließenden Mächten als das einzig mögliche Mittel ge- Teltgraphische Nachrichten. Paris» Mittwoch, s. Oktober, »bends. Die soeben erschienene .Patrie" enthält eine» Vries auS Toulon, wonach daS dortige Geschwader Be fehl erhalten haben soll, sich zu» sofortigen Aus laufen bereit zu halten. Dasselbe Blatt bestätigt, daß der piemontesische Gesandte in Rom seine Pässe erhalten habe. (Ein Pariser Telegramm des „Nord" vom 4. Oktober besagte dagegen: „Die Gerüchte über die Zusendung der Pässe an den sardinischen Gesandten in Rom sind bis jetzt nicht offieirü bestätigt.") Kopenhagen, Mittwoch, 5. Oktober, Abends. I« der heutigen Sitzung deS ReichSraths wurde Tscheruina'S Antrag, der dahin lautet«: von der Re- aierung eme Erklärung über Artikel 23 der Ge- sammtverfassung zu fordern, ohne Erfolg diScutirt. Orla Lebmann stellte einen Antrag auf motivirte Tassetordnung, zog denselben jedoch später wieder zuruck. Der ConseilSpräsident gab bei dieser Ge legenheit die Erklärung ab: die Regierung strebe unausgesetzt nach konstitutioneller Wiederanknüpfuug Holstein» an di« übrige Monarchie. Darauf zog Tscheruing seinen Antrag zurück. Auch ein von Orla Lehmann gestellter Antrag bezüglich einer Adresse an den König wurde zurückgezogen. wählt zu sein, die Zustände MittclitalicnS zur Ordnung zurückzuführen. Die Pariser „Patrie" wiederholt mit erhöhter Zuversicht die Meldung, daß die Unterzeichnung des FriedrnSvertrags in den nächsten Tagen zu Zürich erfolgen und dann ein europäischer Congreß zur Lösung der mittelitalienischen Wirren zusammentrcten werde. Das Blatt schreibt nämlich: „Der Fricdensvertrag, welcher in sehr wenigen Tagen zu Zürich unterzeichnet werden soll, wird die Cessio» der Lombardei bestätigen und die Schuld angelegenheit regeln. Es werden drei Fricdcnsinstru- mcnt« ausgefertigt werden. Eines zwischen Frankreich und Oesterreich, ein zweites zwischen Frankreich und Sardinien und daS dritte endlich zwischen den drei Mäch ten. Ein Congreß wird, wie wir mittheiltcn, berufen werden, die Lage Ceutralitaliens zu regeln." — Auch nach der Wiener „Ost-Deutschen Post" scheint der Congreß eine beschlossene Sache zu sein. Dieselbe schreibt darüber: „Die Bereitwilligkeit zu einem Congresse scheint nun hcrgrstcllt zu sein, dagegen liegt cs gänzlich im Un klare» und Unsicher», was der Congreß selber zu Stande bringen wird. Von selbst versteht es sich, daß der eigent liche Fricdensscklnß zwischen Oesterreich und Frankreich, somit das von den beiden Kaisern getroffene Arrangement in Betreff des cedirten lombardischen Gebietes der Con- greßvcrhandlung entzogen bleibt. Das ist die strenge Cousequcnz der Haltung, welche Europa dem italienischen Kriege gegenüber eingenommen hat. Die definitive Ord nung der mittelitalienischen Angelegenheiten bildet eine Frage für sich. Die Ereignisse in den Herzogthümern und in der Romagna sind zwar infolge des Krieges ein getreten, sie gehören aber durchaus nicht zur eigentlichen Kriegsfrage. Ganz konsequent wurde dies zu Villa- franca dadurch bestätigt, daß die Präliminarien ein fach die Wiederherstellung der früher» Ordnung als etwas sich von selbst Verstehendes aussprachcn. — Einfach dies haben die beiden Kaiser zu Villafranca aus gesprochen, und selbst Sardinien fügte sich diesem Aus spruch wenigstens formell, indem es seine Bevollmächtig ten aus den insurgirteir Landern zurückrief. Hatte ja doch Piemont selber die Herzogtümer in den Conflict mit Oesterreich nur insoweit hincingebracht, daß es die Aufhebung der Scparatvcrträge verlangte. Die römi schen Legationen aber lagen gänzlich außer dem Bereich der Kriegslage. Consequenterweise konnte daher die Wie derherstellung der legitimen Ordnung in Mittelitalien eigentlich gar kein Gegenstand der Friedcnsvrrhandlung sein. Ausgesprochen Haden die Präliminarien, waS sich, wie gesagt, eigentlich von selbst verjkurd; da sich aber in zwischen die Revolution in Mittelitalieu festgesetzt und organisirt hat, so liegt jetzt ein ganz besonderer, von der bereits abgetanen Kriegsfrage ganz unabhängiger Zu stand vor, und dieser soll der Beratung eines Eongres- ses unterzogen werden. In der That ist gairz Europa bei den Zuständen Mittelitaliens aufs Lebhafteste intrr- esfirt. Der Krieg zwischen Oesterreich und Frankreich und daS Resultat desselben hat die Machtverhältnisse Europas nicht verändert und die allgemeinen Rechtsinter- cssen nicht verletzt; wenn dagegen in Mittelitalien die Revolution Iriumphirt, so wird die Rcchtsbasis aller be stehenden Regierungen erschütttrt. Daraus ergiebt sich leicht, wie der Congreß sprechen muß, wenn er eben Recht sprechen will. Deshalb scheuen auch die Gegner die Dis kussion der Rechtsfrage und kämpfen lieber mit sogenann ten Nützlichkcitsgründen. Daß die „Beruhigung" Ita liens nur ein lügnerischer Vorwand ist, liegt offen auf der Hand. Wenn Piemont die Herzogtümer bekommt, wird es darum gewiß nicht die Begierde nach Venetien verlieren, und wenn man die Romagna vom Kirchen staat losreißt, werden dadurch die Römer gewiß nicht mit der päpstlichen Regierung befreundet werden. Ucber- dics liegen ja auch schon die Zeichen vor, daß die pie- montcstsche „Bewegung" in Neapel Fuß zu gewinnen sucht. Wenn daher ein europäischer Congreß der mittel italienischen Rcvolntion nachgeben könnte, so würde er die aus Italien drohenden revolutionären Gefahren nicht beschwören, sondern sie in Permanenz erklären." Im Allgemeinen sind die Pariser ofsiciösen Blätter nicht gut aus die Fortschürnng der revolutionären Wir ren in Mittelitalien zu sprechen. „Pays" spricht sich in dieser Beziehung aus Anlaß der Nachricht von einer Circulardepesche aus, welche das sardinische Cabinet an die Höfe von Paris, London, St. Petersburg und Ber ¬ lin bezüglich der Reorganisation Mittelitalicns gerichtet haben soll. „Wenn man — sagt das „Pays" — de« unS aus Turin zugehenden Nachrichten glauben darf, so würde Piemont, gestützt auf die ihm durch die Deputa tionen der Herzogthümcr ausgesprochenen Wünsche, ,im Interesse Europas die Einverleibung dieser Provinzen mit Piemont »fordern. Die sardinische Regierung bemühe sich, sagt man, in diesem Memorandum darzuthun, daß durch Conslituirung eines starken mächtigen Königreichs die Aera der Revolutionen geschlossen und die Ruhe Ezzropas gesichert würde. Wir wissen nicht, ob dieses Circular wirklich rristirt, und jedenfalls wären wir nicht im Stande, auf eine so kurze Mittheilung hin ein Ur- thril,zu fällen. Bis zur Verwirklichung des goldenen Zeitalters für Italien hin ruft jedoch General Garibaldi zu Ravenna die Italiener von Bologna, Ferrara und Forti unter die Waffen. Es ist augenscheinlich, daß der ehemalige Commandant der Alpenjäger eine Expedition vorbereitet, aber gegen wen :' Man sagt, gegen die Staaten des Papstes und selbst gegen Neapel. Doch darf nicht unerwähnt bleiben, daß bis jetzt der Enthusiasmus „der Söhne Italiens" der Begeisterung des Generals nicht zu entsprechen scheint, und die Freiwilligen scheinen sich nicht zu beeilen, dem dringenden Ruse Folge zu leisten." Wir haben schon bezüglich des San-Juan-Strei- teS zwischen England und den Vereinigten Staaten be merkt, daß die englischen Blätter die Sache in einem gemäßigte» und friedfertigen Tone besprachen. Allerdings kam der „Times" einige Nktze später auch ein Zornesan- fall an und sie sprach sehr entrüstet von der „Beleidigung", welche die Vereinigten Staaten mit dem kurzen Occu- pationsverfahren Harney's England zugefügt; sogar ein Wörtchen von „Genugthuung" fiel dabei. Aber in dtr neuesten Nummer ist das große Cityblatt wieder milder gestimmt. Die „Times" giebt, gleich dem ministeriellen „Observer", der Sendung des Generals Scott nach San Juan die friedlichste Deutung. Sic habe, sagt sie, vom Präsidenten Buchanan, der nicht nur Amerika, son dern auch England genau kenne, nichts Anderes erwar tet, als daß er mit dem Eisenfresser Harney kurzen Pro- ceß machen und ihn durch einen besonnencrn General er setzen werde. Man werde ihr keinen Kleinmuth verwer fen, wenn sie sich über die friedliche Wendung der An gelegenheit freue, denn im Falle von Tätlichkeiten hätten die Amerikaner in San Juan gewiß den Kürzern gezo gen. Aber Blutvergießen um eines so albernen Streites willen wäre an und für sich ein Skandal und Jammer. Dabei ist sie keine« Augenblick im Zweifel, daß die Insel Sa« Juan von Rechts wegen den Briten gehöre. Auch solche englische Blätter, welche bisher der Intimität deS Palmerston'schen Cabinets mit der franzö sischen Regierung zu Liebe eine vollkommen napoleoni- stische Färbung trugen, stimmen jetzt zuweilen einen et was besorgten Ton in Bezug auf Frankreichs Poli tik an. So bemerkt der „Observer" in seiner letzten Wochenschau: „DaS politische Programm, welches vom Kaiser Napoleon am 10. in Bordeaur erwartet wird, dürfte sich vorzugsweise mit England beschäftigen. Ein Krieg mit England ist gegenwärtig das Tagesgespräch der untern Klassen in Paris, und bei diesen Klaffen ist der Gedanke populär. Eine andere Nachricht bestätigt, was jeder aufmerksame Beobachter vorhersagte, daß näm lich die französische Armee auf unbestimmte Zeit in Italien bleibt." Nachdem anfangs nach der Peiho-As faire in eini gen russischen Blättern Aeußerungen fielen, welche den Chinesen gegen die>Engländer Unrecht gaben, und die Erwartung ausgesprochen wurde, England und Frank reich würden die ihnen widerfahrenen „treulosen Beleidi gungen" blutig rächen, muß man nicht ohne Interesse eine veränderte Haltung bemerken. Es wird sich dieselbe aus den folgenden Bemerkungen eines russischen Blattes klar ergeben. Die „Nordische Biene" kommt auf einmal auf die chinesische Angelegenheit zurück, und läßt sich in einem sehr wortreichen Artikel über die Ursachen der Verwickelung in dieser etwas forcirtcn Afsaire aus. Zu nächst äußert sie die Vermuthung, daß es den Englän dern gar kein rechter Ernst gewesen sei, den Friedens vertrag, der ihnen vielleicht nicht umfaffend genug wäre, zum Abschluß zu bringen. Ein zweiter Krieg, und zwar in Gemeinschaft mit Frankreich, erschließe vielleicht das ganze himmlische Reich dem britischen Handel, während der letzte Vertrag nur die Eröffnung einiger Häsen zu gestanden habe u, s. w. Da» Verlangen des englischen Gesandten, über Tien-tsin nach Peking geführt zu wer den, hält die „Nord. Giene" für durchaus ungerechtfer tigt, denn in dem, freilich nicht ratificirten Vertrage stehe einfach, die Zulassung der Gesandten »ach Peking geschehe aus einem der nächsten Seehafen, der ja nicht nothwcn- dig Da-gu (Taku) heißen, und noch weniger Tien tsin sein müsse. Ebenso unlogisch sei die Behauptung, der Gesandte Ihrer britisch-indischen Maj. habe sich, den Bar baren gegenüber, einzig und allein auf den Schutz seiner Kanonen und Miniebüchsen zu verlassen. Man wär« neugierig, zu erfahren, was der Gesandte wohl ohne den Schutz der chinesische» Regierung in Tien-tsin, oder gar in Peking mit seinen 2 Millionen Einwohnern anfangen wolle. Und das Vertrauen, das er in der chinesischen Hauptstadt nothgedrungen der dortigen Regierung hätte schenken müssen, wäre auch unbeschadet der britischen Ehre und Eigenliebe am Peiho zu gewähren gewesen. Tagesgcschichtt. Dresden, 6. Oktober. Sc. Ercellenz der Herr Staats minister Ur. v. Falkenstein ist von seiner Urlaubsreise zurückgckehrt. Wien, 4. Oktober, l W. A.) Gestern hatte Sc. Er- cellcnz der königlich sächsische Ministerpräsident Freiherr v. Beust die Ehre, zur kaiserlichen Tafel geladen zu werden. — Dir in mchrern Zeitungen verbreitet« Nach richt von der Verlobung eines Mitgliedes der kaiser lichen Familie entbehrt nach der officiellen „Oest. Corresp." jeder Begründung. — Die im gestrigen Blatte telegra phisch erwähnte Erklärung der „Oest. Corresp." bezüglich der officiellen Presse lautetwörtlich: Man begegnet in der auswärtigen Presse häufig der Vermuthung, daß dieses oder jenes der in Wien erscheinenden TageSblätter unter dem besondern Einstusse der Regierung steh« und vorzugsweise geeignet sei, die An- und Absichten derselben zu kennen. Diese Voraussetzung ist unbegründet. Das k. k. Ministerium besitzt dermalen kein sogenanntrs halb- officielleS Organ. Mit Ausnahme der amtlichen „Wiener Zeitung" sind sämmtlichc hiesige Blätter Privatunterneh mungen, die Redactionen sind vollkommen selbstständig, geben ihre eigne Anschauung und schöpfen ihre Nachrichten aus den von ihnen gewählten Quellen, beides unter eigner Verantwortung. — Die „W. Ztg." meldet, daß die definitive Coucesfion zum Ban» nnd Betriebe d«r böhmischen Westbahn von Prag über Pilsen nach der bayrischen Grenze den Gebrüdern Klein in Gemein schaft mit A. Lanna, H. D. Lindhcim, Franz Richt« und der Prager Eisenindustricgesellschast ertheilt worden ist. — Commodore Freiherr v. WüllerStorsf ist vor gestern von Triest hier angekomme». — Erzherzog Fer dinand Mar hat, der „Tr. Ztg." zufolge, die im Ange sichte des Hafens von Ragusa liegende Insel Eroma (La- croma) in der Absicht an sich gebracht, daselbst mit der Akklimatisation der von der Fregatte „Novara" ge sammelten erotischen Nutzpflanzen, namentlich des chinesischen Zuckerrohrs, Versuche anstelle« zu lassen, deren günstiger Erfolg in vorwiegendem Grade Dalmatien und besonders den unter so vorthcilhaften klimatischen Ver hältnissen gelegenen Inseln jener Gewässer zu gute kom men würde. Prag, 5. Oktober. Wie zu erwarten stand, ist auch für unsre Stadt der Erlaß einer neuen Bauord nung binnen kurzer Zeit bevorstehend. Dieselbe dürfte jedock wesentlich von derjenigen abweichen, die soeben für die Residenzstadt Wien veröffentlicht worden ist. Dies« Unterschied in den einzelnen Bestimmungen wird yicht nur durch die Verschiedenheit des Ortsbedarfs zur Noth- wendigkeit, sondern ist auch eine Folge davon, daß die nöthigen Vorarbeiten bereits seit längerer Zeit, wie jetzt in Erfahrung gebracht wird, von unserm städtischen Bau amte mit Beiziehung von sachverständigen Vertrauens männern in Angriff genommen worden sind. Wie uns mitgctheilt wird, ist nun dieser Tage der strenge Auftrag herabgelangt, daS Elaborat bis längstens Ende Deccmber dieses Jahres hohen Orts zur Genehmigung zu unter breiten. — Unfer Kunstverein hat nun die Rechnung über die Kosten des Gusses und der Errichtung des Ra detzky-Monuments veröffentlicht. Die dem Verein zu Verschiedenheit der Nahrungsmittel in den verschiedenen Theilcn der Erde.*) Nirgends herrscht mehr Mannichfaltigkeit, als in der Nahrung der verschiedenen Völker und in ihren Lieb- lingSgerichten. Ein Italiener begnügt sich mit einer Handvoll Brod und Trauben und ein Hindu nrmmt dann und wann zwischen Sonnenaufgang und Unter gang einen Löffel voll Reis, dagegen kann ein Eskimo 20 Pfund Fleisch in einem Tage verschlingen und ein russifcher Tatar ißt in 24 Stunden 40 Pfund. Capitän Cochrane erwähnt sogar in seinen Reisen eines solchen, der in d« grnannken Zeit daS Hinterviertel eines starken Ochsen verzehrte und dazu noch 20 Pfund Fett nebst einer verhältnißmäßigen Quantität geschmolzener Butter als Getränk; drei Leute desselben Stammes — der Jakuten — halten es für eine Kleinigkeit, ein ganzes Rennthicr auf einen Sitz bi« auf die blanken Knochen zu vertilgen. In Londoü und in New-Bork kommt täglich auf einen Kopf im Durchschnitt ein halbes Pfund Fleifck, in Paris nur ein Sechstel und in den Dörfern und auf dem Lände in Frankreich ein noch kleinerer Bruchtbeil; indessen auch eine- Irländer- Knochen und Muskeln entstehen nur aus Kartoffeln und nicht auS Fleisch, und der kräftige Dergschotte baut seine giganti schen Glieder' auf auS Suppe, Kohl und Whisky. Fleisch nahrung ist also nicht absolut nothwendig, auch nicht für Nordländer, zumal wenn sie es verstehen, mit chemischem *) Au« »»« IVorct«" nach d«» P«t»r»ann schtN „Mitthrilungrn aut I. Prrthet' geographischer Anstalt'-'. Instinkt hinreichende Ersatzmittel zu finden und die Stoffe einzeln sich einzuverleiben, welche in einem recht schaffenen Stück Rind- oder Hammelfleisch vereinigt sind. Nahrung ist unter uns gar ungleich vertheilt. Hier ist ein armer Mann, der seinen Kindern niemals so viel geben kann, sich herzlich satt zu essen; dort der Reiche, der mit allen erdenklichen Delicatessen sich überfüllt. Auf der einen Seite Lazarus mit nie gestilltem Hunger, auf der andern Dives, der, wie Sidney Smith berechnet, in dem Alter zwischen zehn und zwanzig an unnöthigen Gerichten und Getränken vierzig Wagenladungen con- sumirt. Mannichfaltiger aber noch als die Menge ist die Art. Ohne Grenzen sind die wunderlichen Leckereien der verschiedenen Völker. Für die Neu-Braunschweiger hat die Schnauze oder die weiche Nase eine- MusthiereS einen ganz besondern Reiz. Hai-Finnen und Fisch magen, noch nicht auSgebrütete Enten und Hühnchen, Seeschneckcu und Vogelnester — alles Das steht bei den omnivoren Chinesen hoch im Preise. Di« Eskimo schwelgen iu Scknffs-Talglichtern, für sie eine ausländische Delikatesse, und der Abessinier berauscht sich in rohem Fleisch und Blut, die in ihrer stlrt eben so berauschend sind, als gebrannte Wasser. In Paris war man jüngst toll auf Pferdefleisch und auf der Ausstellung von 1851 zeigte und verkaufte ein Monsieur Brocchieri deliciösc Kuchen, Pasteten und Bonbon» von Ochsenblut, die mit den berühmten marron» xlacön oder dem bei Taufen üblichen Zuckrrwerke d« Cvnditorrien der Boulevard» wetteiferten. Wir find versucht, dir« für den höchsten Triumph der Kunst zu halten! Fleisch-Zwieback, in Trras für den Gebrauch der amerikanischen Marine gefertigt, war ebenfalls ausgestellt; cr sah aus wie heUbräunlichcr Zuckerkuchen und ein einziges Pfund davon enthält fast mehr Nahrungsstoff als fünf Pfund einer gewöhnlichen Fleischspeise. Taschen-Bouillon ist ein anderes Beispiel kulinarischer Condenfation; auch hier steht die nährende Kraft außer allem Verhältniß zur Masse. Eben so ist der, den Nordpolar-Reiscnden so wohlbekannte Pemmican eine ähnliche Condcnsation von reinem pulverisirten Fleisch, gemischt mit Zucker, Fett und kleinen Rosinen. Die Siamesen trocknen das Fleisch der Elcphanten, so wie Deutschland sein Rind- und Schweinefleisch in den Rauch hängt. Cuba füttert seine Sklaven mit getrocknetem Fleisch, das in enormen Quantitäten aus Bucnos-Ayres und den Vereinigten Staaten cingesiihrt wird, ein Han del, der durch ganz Amerika lebhaft und mit Vortheil betrieben wird und sich auch bis nach Europa ausdehnt, das für seinen Theil eine hübsche Menge davon importirt und consumirt. Die wunderlichsten Beispiele von Feinschmecker« bietet aber wohl d« hohe Norden. Robben-Speck und dazu daS noch nicht wiedcrgekaute Futter eines Rennthieres als Bei-Essen oder Salat, Wallfischhaut, in Würfel ge schnitten und süß wie Cocusnuß, Walisisch-Gaumen, noch mit dem Fischbein d'ran, fast wie Rahmkäse duftend und Tuski-Anckcr genannt — das waren einige der Haupt gerichte eines TuSki-Danket-. Bei einem Feste, das mehrere vornehme Grönländn gaben, kam halb rohes und fauliges Robbensteisch, fauliger Wallfischschwanz, eingemachte Krähenbeeren, gemischt mit dem Darmsast eines Rennthieres, und abermals eingemachte Krähen beeren mit Fischthran auf den Tisch. Wallroß ist «in gutes Essen, es fchmeckt wie grobes Rindfleisch, und Wall roßleber roh ist ein Gericht, bei dem man poetisch schwärmen kann. Gefrorner Seehund ist ausgezeichnet als Imbiß auf Reisen, und wenn er faulig wird, nach dem er den ganzen Sommer über mit Gras bedeckt ge legen hat, ist er ein beliebtes Winteressen. Aus Renn- thicrmagen bereitet man eine Speise, „norakuk" oder „das Eßbare" genannt; man schickt davon seinen Nach barn und guten Freunden, wie man dies bei uns mit feinem Wild und Früchten thut. Die Eingeweide deS rypen (?), vermischt mit frischem Thran und Beeren, sind ein anderes Lieblingsessen, und für den Winter machen die Grönländer Moosbeeren ein mit Angelika und Eiern in jedem Brütrstadium, Alles zusammen in einen Sack von Seehundsfell geworfen, der dann mit Fischthran vollgefüllt wird. Ein Eskimo verzehrt sogar gelegentlich seinen — Schlitten, wenn derselbe aus ge trocknetem Lachs, zwischen zwei Häute genäht, gemacht ist und die Ouerstäbe aus Rennthierknochen bestehen. Dies ist nicht so wunderbar, als es aussieht und als wenn wir etwa einen Einspänner oder einen Clarence mit Federn verspeisen wollten; höchst sonderbar mag es freilich auSsrhen, wenn eine Reisegesellschaft auSftrigt und sich daran macht, ihr eignes Fuhrwerk aufzuzrhren? Rennthier ist des Eskimos höchster Genuß — wenn er'« kriegen kann, und gar gesrornes Rennthierfleisch roh gegessen schmeckt ihm besser als das herrlichste Wildpret, das jemals eine Königstafel zierte. (Forts, folgt.)
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