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Dresdner Journal : 15.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188107157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-15
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 15.07.1881
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W161. Fd»uue»«»t»prel», l» U»»»»» äautaodao Ual«t»a: ^Utrliel»: . . 18 Rurlc. ZIMrUod- 4 Uiu-K b« ?5 Liuaolu« lluwworu: 10 kk. Nu»—rL»Id äoaäeutsekoo L«iotl«> tritt?«t- uucl 8t«up«t»n»cktug bioru. Inverateuprelvet äoa kuum «iuvr geopLltoueu kotitrsils LO kf. Vater „Liazesaaät" äio 2oito SV kf. Lrvokelnenr mit >a»aLkmv äsr 8oaa- uuä keiertaze ^beaä» für äva kotgouä«» Freitag, den 15. Juli. 1881. DreMerIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»er»t«»aaa»kM« »„^Rrtir l^tpeiU: H ^raMÜtetter, VommimiaoRr «la» vreeüaer loaraal»; Namd«, LarU» Vt« Lotx^g L»—l- Nr—1», - LnmLiar t a. L: La««»««n L ko-i«r, L«U» Lr»g-L«tpttg LrauLtUrt ». U. >-»«1»«: L-«i Ltoaaa, 8«rUa:L.Lor«»et, Lremea-L SeiUo««. Lroot»»: L. St«»-«»'» öürvau; LrauLtatt ». ».: L ^cKAsr'-cti« öuvbkuullluug; SSrUt» S LttM«', UE»rar:0. Sc^l«t«-, »»rti L.rUa-rr.allm-» m ».- 1)«»-« L Oo., Uamd«,: k LI««t-«,, St«»»«'. S»r»,,x«d»rr Uvaizi. Lipsültioa ä« vreaäaar ^oaraal», Orextsa, Lviugoratraaao Uo. LV. Amtlicher Theil. Dresden, 13. Juli. Se. Majestät der SöniK haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Srconde lieutrnant Freiherr von Burgk de- 2. Ulanen-Regt- ment» Nr. 18 und der Premierlieutenant der Reserve Freiherr von Zedtwitz de- Karabinier-ReyimentS und zwar: Ersterer da» Ritterkreuz de» Kaiserlich Königlich Oesterreichischen Franz - Joseph - Orden«, Letzterer den Kaiserlich Russischen St. StaniSlauS-Orden II. Classe, anlegen dürfen. DreSde«, 13. Juli. Se. Majestät der König haben die Anstellung de« Königlich Preußischen Seconde- lieutenant« a. D. von Westrem zum Gutacker al« Secondelieutenant in der Königlich Sächsischen Armee und zwar beim 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kai ser Wilhelm, König von Preußen" Allergnädigst zu genehmigen geruht. Dresden, 13. Juli. Se. Majestät der König haben dem Stabshaulboisten Walther de« 8. Infanterie- Regiment« „Prinz Johann Georg" Nr. 107 den Titel eine« Musikdirektor« Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 9. Juli. Se. Königl. Majestät haben dem Amtslandrichter Gustav Friedrich Leßmüller in Dorfchemnitz da« AlbrechtSkreuz zu verleihen Aller gnädigst geruht. Bekanntmachung, den Wahlcommissar für den 34. Wahlkreis des platten Landes betreffend, vom 14. Juli 1881. Für die Landtagswahl im 34. Wahlkreis deS platten Landes ist an Stelle des Amt-Hauptmann- Freiherrn von Bernewitz zu Annaberg der Regierungsrath Keil zu Dresden zum Wahlcommissar ernannt worden, was hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht wird. Dresden, am 14. Juli 1881. Ministerium des Innern. Für den Minister: von Körner. Paulig. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschaa. (Provinzialcorrespondenz) Tagetgeschichte. Zur orientalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialaachrichten. Vermischtes. Beilage. Börsevnachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Mainau, Mittwoch, 13. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser stattete deute dem Könige von Württemberg in Kriedrich». Haien einen Besuch ab. Ueber daS Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin liefen sehr gute Nach richten eia. Prag, Mittwoch, 13. Jali. (Tel. d. Boh.) Die Errichtaag eiveS tschechischen Gymnasiums in Troppau wurde vou dem dortigru Gemeiuderath einstimmig abgelrhut, weil hierfür ia der deatschea Feuilleton. Redigirt von Otto Baue». TuaiS uud tunesische Zustände. Reisebriefe von Eduard RadimSky. (Fortsetzung zu Nr. 1S0.) Die offenen Geschäfte in den einstöckigen kleinen Häusern dieser Gaffe sind dicht aneinander gedrängt und bieten eine manmchfaltige Auswahl von zumeist Eonsumattikeln, die gewöhnlich durch einander vor den Läden liegen. Lenkt man aus einer solchen Haupt straße aber in eine Nebengasse ein, nun da wirb man bei dem Schmutz und bei der Finsterniß, welche dort herrschen, an trüben Tagen schwerlich eine Taschen- laterne entbehren können, um so weniger al» diese ost Sackgaffen sind, also keine Verbindung haben und nicht selten in diesen oder jenen offene» Hofraum eine» jüdischen Harem» au»laufen, von dem man ver blüfft sich schnell wieder entfernen muß. Ich habe mich, wenn ich allein au»ging, säst regelmäßig verirrt und die» ist kein Wunder, da in Tuni» weder Stra ßennamen noch Häusernummern existiren und die gleichförmigen orientalischen Kramläden ohne Firmen auch nicht den geringsten Anhaltepunkt zu einer Orien- tirung gewähren. Der Mangel an solchen Bezeich nungen fällt un» Europäern natürlich ungemein auf, in solch' einer alten muhamedanischen Stadt jedoch, wie Tuni», ist diese Einrichtung entbehrlich, da jeder Lunese ein Hau« allein bewohnt, Wohnungswechsel mithin nicht stattfindet. Ferner haben die Mo«lemin hei ihrer Unkenntniß de« Schreiben« mit der Post gar Stadt Troppau kein Bedürfuiß sei uud eiu solches Gymnasium, fremde Elemente herauziehend, nur ein AgitationSherd wäre. Paris, Donver-tag, 14. Juli. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Einer Meldung der „Agence HavaS" zu- folge werden die Lerhandluvgeu über den euglisch- tranzöfischen Handelsvertrag demnächst hier fort- gesetzt. — DaS Gerücht, Gladstone werde demnächst nach Paris kommen, ist unbegründet. London, Mittwoch, 13. Juli, Abends. (W. T. B.) Auf die neue italienische Anleihe find heute sehr bedeutende Beträge gezeichnet worden, und ist dieselbe hier mit k bis k Proceat Prämie gehandelt worden. St.Petersburg, Mittwoch, 13.Juli, AbeudS. (W. T. B.) Laut Circular deS Marineministeriums ist Admiral Popow seiner Bitte gemäß der Stel lung alS Präfidirevder deS technischen ComitöS de» Marineministeriums, mit Belassung der Würde eines Generaladjutanteu und Mitgliedes deS Ad- miralitätSratheS, enthoben worden. St. Petersburg, Mittwoch, 13. Juli. (Tel. d. Boh.) Der Postzug der WladikaukaS Rostower Eiseubahn entgleiste 52 Werst von Rostow, wobei 22 Waggons zertrümmert wurden, 16 Personen todt blieben und 36 verwundet worden find. St. Petersburg, DouuerStag, 14. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Poltawa wird gemeldet, daß in PerejaSlaw Ausschreitungen gegen die Juden stattgefuuden haben und 6V Personen dabei verhaftet worden sind. Sisto wa, Mittwoch, 13. Juli, AbeudS. (W. T. B.) Die große Nationalversammlung hat die von dem Kürsten gestellten Bedingungen durch Akklamation unter enthusiastischen Hochrufen auf den Kürsten angenommen. Dir Session wurde hierauf geschloffeu. Sistowa, Donnerstag, 14. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kürst hat eine Proklamation erlassen. In dieser Proklamation dankt der Fürst für das Vertrauen und den Ausdruck der Treue der National versammlung. Er wolle trotz der außerordentlichen, ihm durch den Beschluß der Nationalversammlung ver liehenen Vollmachten die Landesvertreter alljährlich zur Berathung deS Budgets und der allgemeinen LandeS- interessen zusammenrufen und appellire an alle Patrio ten, mitzuarbeiten an dem großen Werke, daS er mit Gotte» Segen und der Liebe des bulgarischen Volke« zu vollenden hoffe. Konstantinopel, Donnerstag, 14.Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, hat der Sultan die Todesstrafe der wegen Ermordung deS Sul- tanS Abdul Aziz Lerurtheilteu iu die Strafe lebeuSlänglicher ZwavaSarbrit umgewaudelt. Der Minister deS Innern hat den Gouverneur von Tripolis angewiesen, den Europäern zu ver bieten, ohne einen Kerman deS SultavS nach Tri- poliS zn reisen. Wre eS heißt, wird Hobart Pascha daS Lom- mando der türkischen Mittelmeerflotte übernehmen. Washington, Mittwoch, 13. Jnli. (W.T.B.) Rach dem heutigen Bulletin von 8 Uhr 30 Min. früh dauerte der günstige Kortschritt in dem Zu- stand« deS Präsidenten Garfield an. Dresden, 14. Juli. Die „Provinzial-Lorrespondenz" bringt unter dem Titel: „Der Berliner Vertrag und die griechisch- türkische Grenzfrage" einen Artikel, der in mehr facher Beziehung von Bedeutung ist. Der Artikel con- nichtS zu thun, und schließlich sind Alle dort unter einander gut bekannt. Zu den Briefadressen setzt man allenfalls daS betreffende Quartier hinzu, welches in der Regel den Namen einer bekannten Persönlichkeit führt. Trotz der Dunkelheit und der Abgelegenheit finden sich in mancher Gaffe Kramläden an Kram läden neben einander gereiht, wo die arabischen Ge- werbtreibenden und ihre Gehilfen, wie Heringe zu sammengepfercht, mit gekreuzten Beinen auf einem erhöhten Podium fitzend, emsig arbeiten. Sämmtliche arabische Sewerbtreibende haben in den Städten nach ihrer Kategorie ihre besondere Geschäftslage, daher die natürliche Benennung einer Schuster-, Sattler-, Schneider- oder Riemerstraße, daher die Namen der hier in großem Maßstab florirenden und zu den ersten Luriositäten von Tuni» gehörenden orientalischen Bazar», wie sie in ähnlicher Art nur noch in Kon stantinopel und Kairo vorkommen. Um die Preise der verschiedenen Waaren muß stet» lebhaft gehandelt werden. Fremde, Roumi« ge nannt d. h. Christen, dagegen werden ganz besonder» gern vom Juden oder Araber gehörig übervortheilt. In der Regel verlangt der Händler ven drei- oder vierfachen Prei». Die arabischen Kaufleute sind übrigen» in keiner Weise mit ihren Offerten zudring lich, ja, vornehmlich den ungläubigen Roumi» gegen über beinahe, möchte ich sagen, zurückhaltend. Mit gekreuzten Beinen fitzt da ein jeder auf dem offenen Verkaufs- oder Ladentisch seiner kleinen Bude, die ungefähr 6 Fuß breit ist und kaum 10 Fuß Tiefe hat, seine Cigarette oder einen Tschibuk rauchend, nachsinnend, stumm und bewegungslos wie ein „ge malter Türke" auf den österreichischen Tabakfabrik- statirt den Erfolg und die Durchführung de» Berliner Vertrage» in seinen wichtigsten Bestimmungen und er bringt den Nachwei», wie dieser Vertrag, der lange Zeit Gegenstand pessimistischer Prophezeiungen war, zu einer Grundlage friedlicher Beziehungen zwischen den Mächte., wurde. Der Artikel verkündet da» gute Ein vernehmen Europa» auf Grund diese» Berliner Ver trag», und e» ist wohl nicht ohne Bedeutung, daß er dieses zu einer Zeit thut, wo eine Zusammenkunft Kaiser Wilhelm'» und Kaiser Franz Josef» auf» Neue da« deutsch-österreichische FreundschaftSbündniß bekräf tigt, durch welche» da» Zustandekommen de» Berliner Vertrage» ermöglicht und die größten Schwierigkeiten, welche einem Einverständniß der Mächte entgegenstan den, von vornherein beseitigt wurden. Der Artikel muß in seiner ruhigen, objectiven Darstellung alle Freunde de» Frieden» mit frohen Hoffnungen für die Zukunft erfüllen, und geben wir ihn daher seinem gan zen Inhalte nach wieder. Derselbe lautet: Drei Jahre sind mit dem heutigen Tage (13. Juli) vergangen, seitdem der Berliner Congreß seine Be- rathungen beendigt und da» Ergebniß derselben in dem „Berliner Vertrage" niedergelegt hat. Die Hoffnung, welche damals von allen Seiten getheilt wurde, daß derselbe den schweren Erschütte rungen, denen der Orient unterlag und welche in wei terer Folge auch den Frieden Europa- zu bedrohen schienen, ein Ende bereiten und die Grundlage bilden werde für die w fitere gedeihliche Entwicklung der aus- Neue befestigten friedlichen Beziehungen der Groß mächte unter einander, hat sich, wie man heute mit Genugthuung anerkennen darf, durchaus erfüllt. Freilich hat e- nicht an schwierigen Verhältnissen gefehlt, welche sich bei der Ausführung und Velwirk- lichung der offen gehaltenen Bestimmungen des Ver trage- ergaben. Aber der Geist deS Friedens und der Eintracht, welcher die europäischen Cabinete beseelte, sowie der Einfluß, welchen die Uebereinstimmung der Großmächte auf die noch streitenden interessirten Theile au-übte, hat e- vermocht, die Entwicklung der durch den Berliner Vertrag begründeten Dinge in friedliche Bahnen zu lenken. Heute kann sogar auch derjenige Punkt deS Ver trage«, der von vornherein al« der schwierigste bezeich net wurde und dessen friedliche Regelung am wenigsten sicher erschien, als glücklich erledigt bettachtet werden: iS ist die« die von dem Congreß beschlossene Grenz berichtigung zwischen der Türkei und Griechenland. ES war auf dem Congreß nur die allgemeine Rich tung angegeben worden, in welcher sich die künftige Grenzlinie zwischen den zwei Nachbarländern bewegen sollte. Auf Grund dieser Anregung hatte Griechenland über die nähere Bestimmung der Grenze wiederholt Verhandlungen mit der Pforte angeknüpft, die jedoch zu keinem, beide Theile befriedigenden Ergebniß führ ten. Vor einem Jahre etwa glaubten nun die Groß mächte, welche sich durch den Art. 24 de« Berliner Vertrag- verpflichtet hatten, ihre Vermittelung zur Erleichterung der Abmachungen eintreten zu lassen, es für nöthlg zu halten, zur Verwirklichung deS bezüg lichen Beschlusses der Berliner Conferenz diese Ver mittelung nunmehr in die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck trat am 16. Juni 1880 in Berlin eine Conferenz zusammen, welche aus den beim Deutschen Kaiser beglaubigten Botschaftern (mit Ausnahme de« türkischen) und dem stellvertretenden StaatSsecretär deS deutschen auswärtigen Amte- bestand. Die „Berliner Conferenz" entledigte sich ihrer Aufgabe in etwa 14 Tagen, indem sie die den streitenden Mächten vorzu schlagende Grenzlinie genau feststellte. Dieser Beschluß wurde den beiden Mächten mit der Aufforderung zur Kenntniß gebracht, den Vcrmittelung-vorschlag anzu nehmen und demgemäß die Grenze zur thatsächlichen Ausführung zu bringen. Bon Seiten Griechenlands erfolgte alsbald die Erklärung der Annahme der Conserenzbeschlüffe, wäh rend die Pforte sich ablehnend verhielt und ihrerseits (in einer Note vom 3. October) mit neuen Vor schlägen und Bedingungen hervorttat, durch welche sie zugleich die damals noch schwebende montenegrinische Grenzfrage in die Länge zu ziehen suchte. Die Mächte kamen hierauf überein, zunächst die montenegrinische Frage zum Abschluß zu bringen. Den nachdrücklichen Vorstellungen Oesterreich-Ungarn-, Frankreichs und Deutschland- gelang e», die Pforte am 11. October zur Zurücknahme der erschwerenden Bedingungen zu bewegen, und nach wiederholten Verhandlungen und Entsendung eine- gemeinsamen Flottengeschwader- an die montenegrinisch-türkische Küste wurde endlich der Grenzstreit am 26. November durch die Uebergabe von Dulcigno beigelegt, nachdem eS dem türfischen Truppenführer Derwisch Pascha geglückt war, mit Waffengewalt die ausständischen Albanesen au- dem Ott zu vertreiben. ES war nunmehr die Zeit gekommen, dem sich au- dem Widerstreit der Interessen und Auffassungen der Türkei und Griechenland sich ergebenden drohenden Gefahren, die in beiderseitigen drohenden Rüstungen ihren Au-druck fanden, durch einen neuen Versuch der Vermittelung zu begegnen, nachdem die Pforte wieder in einer Note vom 14. December die Unmöglichkeit betont hatte, die von der Berliner Conferenz gezogene Grenze anzuerkennen und zur Ausführung zu bringen, und nachdem die Mächte die Ueberzeugung gewonnen hatten, daß der Zweck der Berliner Conferenzdeschlüsje, nämlich die friedliche Durchführung de- GrenzstteitS, auf Grundlage dieser Beschlüsse uicht werde erreicht werden können. Die Großmächte hatten die Conserenzbeschlüffe nicht al- ihr letztes Wort bezeichnet und dieselben vor Allem nicht als einen formellen Schiedsspruch Europas auf gefaßt. Vielmehr wurde jetzt erst (Mitte December 1880) von Frankeich der Vorschlag der Einsetzung eine- formellen Schiedsgericht» zur endgiltigen Ent scheidung der Streitfrage gemacht, ein Vorschlag, der zwar von allen Seiten, insbesondere von Deutschland, mit Wohlwollen und Befriedigung ausgenommen wurde, der aber an den Schwierigkeiten der daran von meh reren Seiten geknüpften Bedingungen scheiterte und deshalb wieder fallen gelaffen wurde. Schließlich wurde nach weiteren Erwägungen zwischen England und Deutschland ein Plan verabredet, wonach die in Konstantinopel weilenden Botschafter, auf Grund von Verhandlungen mit der Pforte, unter sich diejenige Grenzlinie ausfindig machen und feststellen sollten, welche nach ihren Anschauungen den Erfordernissen der Situation am besten entspreche. Die Botschafter iu Konstantinopel prüften demgemäß die von der Pforte angebotenen weiteren Concessionen und einigten sich zu dem Vorschläge, daß die durch die Berliner Conferenz beschlossene Grenze dahin abzuändern sei, daß zwar der ursprünglich in Aussicht genommene Theil von Thessalien mit Larissa, Turnavo, Trikala an Griechen land fallen, daß aber von Epiru» die Städte Janina und Metzowo mit ihren Bezirken bei der Türkei ver bleiben sollen, während Arta und Purta in den Besitz von Griechenland kommen, die Festung Prevesa ge schleift werden und außerdem die Schifffahrt im Meer busen von Arta frei bleiben solle. Griechenland sollte außerdem besondere Garantien zu Gunsten der Musel manen in den annectitten Provinzen unter dem dop pelten Gesichtspunkt der CultuSfreiheit und der Achtung de- EigenthumS geben. Die Großmächte billigten die Vorschläge ihrer Vertreter in Konstantinopel und thaten der griechischen und der türkischen Regierung in besonderen identischen Noten zu wissen, daß diese Vorschläge und Beschlüsse förmlich au die Stelle der Beschlüsse der Berliner schildern, und wartet gelassen auf den Käufer. So bald sich ein solcher einstellt, mustert er ihn zuvor, in seiner Haltung unverändert, vom Kopf bi- zu den Füßen, frägt dann nach seinem Begehr, und ist der Kauf von keiner Bedeutung, so winkt er seinem rück- wätt- kauernden Gehilfen oder deutet bei Nichtvor handensein de» Artikel» mit einer kurz abgemessenen Achsel- resp. Kopfbewegung sein Bedauern an. In allen arabischen Geschäften und Kaffeehäusern sieht man eine in die Wand ewgedauene oder darauf schwarz gemalte au-gespreizte Hand, diese soll stete Arbeit anzeigen und da- „böse Schicksal" (KiSmet) oder den „bösen Blick" abwenden. Häufig find auch wirkliche Hufeisen in die Zahltische eingefaßt, welche Glück bringen sollen. Die Käufer und Verkäufer dieser mannichfachen Artikel sind, wie im ganzen Orient üblich, au-schließ lich Männer, denn die Frauen und Mädchen aller Muhamedaner haben bekanntlich fast immer Hausarrest. Dieselben pflegen meist nur an den Feiertagen (Frei tag-) auf den arabischen Friedhof zu den MaraboutS (d. h. Gräber großer arabischer Heiliger) zu gehen, um dort zu beten, allenfall- auch Nachmittag» die maurischen Bäder zu besuchen. Außer dem Hause müssen fie immer bi» auf die Augen (in Blida bei Algier bi» auf ein Auge) dicht mit einem schwarzen oder weißen Schleier verhüllt erscheinen und jederzeit ihre häßlichen schwarzen Dienerinnen mit sich führen. Zu dem Besuch de» FriedhoseS find fie indeß nicht angehalten, ebensowenig überhaupt zum Beten ver pflichtet und von den Moscheen gänzlich «»»geschloffen. Bon dieser kleinen Plauderei kehre ich nun wieder zu meinem Spaziergang durch neue unbekannte Gasseu und Gäßchen zurück, wo mich der penetrante Geruch de» billigen ordinären Bratolivenöls, welches die ar men Leute bei Zubereitung von Braten anwenden, so recht lebhaft an Spanien erinnette, dessen unfreiwillige Inhalation mir anfänglich höchst zuwider war; mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch auch daran. Durch die offenstehenden Thüren der Häuser der in Tunis außerordentlich wachsenden jüdischen Bevölkerung be merkte ich allerwättS, wie Frauen, Mädchen und Kin der gleich Ameisen durcheinanderliefen und mich als einen selten vorübergehenden Fremden überrascht mit großen Augen betrachteten. Ich danke meinem Schöpfer, al» ich an einem Platze ankam, wo ich unter freiem Himmel frische Lust einathmen konnte. So sah also die un» heute früh au» der Ferne so sehr entzückende, jetzt aber sich unverschleiert zeigende tunesische Sirene au». (Fortsetzung folgt.) Herzeu»fieg uud Küustlerlohu. Novelle nach dem Leben vou Llexauder Olinda. (Fortsetzung.) In der Begleitung Priola'», der, wie fie au» seiueu Reden entnommen, im Laufe seine« Leben« da« schöne italienische Land mit Einschluß von Eicilien ungefähr eiu Dutzend Mal durchpilgert und der demzufolge da« selb« so geuau kannte, wie fie ihre Gebutt«ftadt Wien, mußte sich für fie der Aufenthalt am neapolitauischeu Golf, am Tiberstrom und in der Blumenstadt am Arno — durch welche letztere fie ja der Weg nach Süden führte — doppelt genußreich gestalten. Ent zückt und mit strahlender Miene erwiederte fie:
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