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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 24.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-24
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-187904240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18790424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18790424
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1879
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1879. ^§47/ für Zschopau und Amgegeub. Amtsblatt fiir die Königl. Amtshauptmannschaft zu Flöha, sowie für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Zschopau. Dienstag, Donnerstag und Sonnabend früh. Vierteljährlicher Abonnementspreis bei Abholung in der Expedition 1 M., bei Zusendung durch den Boten 1,1b M. 47. Jahrgang.. Donnerstag den 24. April. Annahme derselben lüng^ens bis Mittag^lL Uhrdes dem^La-c de. Was läßt sich für die GetreideMe an- fnhren? Wir haben bereits mehrfach Gelegenheit ge nommen, die Gründe vorzuführen, die gegen die Einführung von Gctreidezöllcn in Deutschland sprechen. Die Gerechtigkeit verlangt, daß wir nun auch einmal die Gründe hören, mit welchen die Mehrheit der Zolltarif-Commission in ihrem Bericht an den Bundcsrath ihr Votum für die Gctrcidezöllc zu stützen facht. Die Gründe sind leider ziemlich mager ausgefallen; indessen dürfte es sowohl den Freunden als den Gegnern der Neuen Zollpläne willkommen sein, sie kennen zu lernen. Eine Zollpflicht landwirthschaftlichcr Erzeugnisse besteht in Deutschland bekanntlich schon seit 1865 nicht mehr. Die Zolltarif-Commission führt nun den Nothstand unserer Landwirthschaft auf die Aufhebung jener Zölle zurück. Dieselbe habe eine Masscnzufuhr fremdländischen Getreides zur Folge gehabt, die weit über das Bedürfniß der Con- sumtion hinausgehe, und unter dem Drucke dieser Zufuhr vermöge die einheimische Landwirthschaft nicht mehr diejenigen Gelderträge zu erzielen, ,Ulriche den auf die Production gemachten Auf wendungen au Capital und Arbeit entsprechen. Bon anderer Seite hat man freilich geltend ge macht, daß die von Jahr zu Jahr unverhültniß- mäßig gesteigerten Kauf- und Pachtpreise land- wirthschaftlicher Grundstücke der Gewinnung einer angemessenen Bodenrente hinderlich gewesen und an dem Nothstande schuld seien. Die Commission Weist diesen Einwand nicht gerade zurück, sie legt ihm aber auch kein besonderes Gewicht bei und meint, daß in weit höherem Maße die durch natürliche und künstliche Erleichterungen in der Production und in, Transport bevorzugte Zufuhr aus dem Auslande die Preise zu einer rückläufigen Bewegung gcnöthigt habe. Ein weiterer Fort schritt in dieser Bewegung berge die Gefahr ernster Erschütterungen in dem Bestände des Grundbe sitzes und des landwirthschaftlichen Gewerbes in sich und gebe der Besorgniß Raum, daß die Ver sorgung des einheimischen Marktes mit den zur Bolkscrnährung nothwendigcn Früchten nicht minder Wie die Bestimmung des Preises derselben vom Auslände abhängig gemacht werden könnte. Die Einführung eines wenn auch mäßigen Zolles auf die Einfuhr derjenigen Früchte, die einen solchen Zoll überhaupt zu ertragen vermögen, verspreche jener Besorgniß zu begegnen und eine Ausgleichung für die der einheimischen Landwirthschaft versagten günstigeren Peoductionsbedingnngen des Auslandes herbeizuführen; sie berechtige zu der Erwartung, daß sich ein angemesseneres Verhältniß zwischen dem Preise der Früchte und dem auf ihre Her stellung gemachten Aufwande hcranbilden werde. Mit anderen Worten: Die Zölle werden den Landwirthen zur Erzielung höherer Preise ver helfen — uud wie wäre dies möglich, ohne daß den Consumenten das Getreide vcrtheucrt würde? Der Bericht der Commission bemerkt aber über diesen Punkt: Daß durch einen solchen, in mäßigen Grenze» gehaltenen Eingangszoll das Interesse der Con sumenten in einem unzulässigen Grade geschädigt werden sollte, läßt sich nach den Wahrnehmungen, Welche während der Periode, in der die Zollpflicht bestanden hat, gemacht worden sind, und welche noch gegenwärtig an denjenigen Orten, in denen Consumtionsabgaben auf die hier in Frage kom menden Artikel zur Erhebung gelangen, gemacht werden, nicht annehmen. Insbesondere wird die Befürchtung, daß sich die Erhebung des Zolls in dem um seinen Betrag oder gar »och höher ge steigerten Preise des Blödes fühlbar machen werde, durch die Thatsachc'ausgeschlossen, daß die Brodpreisc häufig an denselben Orten und zu derselben Zeit bei verschiedenen Händlern um mehr als den Betrag des Zolls differiren, und daß sie insbesondere in ihren Schwankungen keineswegs den Aenderungen folgen, welchen die Getreidcpreise unterworfen sind." „Sollte aber (so fährt der Bericht fort) die befürchtete Vcrtheuerung wirklich eintreten, so würde sie durch eine entsprechende Vermehrung der inländischen Production ausgewogen, und es würden die arbeitenden Massen durch die Hebung der gesummten nationalen Arbeit und durch die daraus entspringende Vermehrung der Nachfrage nach Arbeitskräften, sowie durch eine entsprechende Erhöhung der Löhne reichlich entschädigt werden. Nimmt man den Getreideverbrauch für den Kopf einer Arbeiterfamilie auf 3 Ctr. an, so würde, wenn dieselbe aus 5 Mitgliedern besteht, in dem Falle, daß sich der Preis des Roggens oder des Brodes für den Ccntncr uiu 25 Pf. erhöht, der Mehraufwand der Familie jährliche M. ,75 Pf. ansmachen, eine Summe, welche hinter der zu erhoffenden Lohnerhöhung weit zurückbleibe» würde." (Die Commission denkt sich, wie man sieht, die Lohnerhöhungen sehr leicht; werden die selben aber wirklich so allgemein, so rasch und mühelos zu erwirken sein? und was werden die Industriellen, was werden die Landwirthc dazu sagen, wenn sie nun ihren etwaigen Mehrgewinn in Form von Lohnerhöhungen davon fliegen sehen?). Auch dem Handel (so meint der Bericht) würde ein Zoll auf die landwirthschaftlichen Bodener- zeugnissc keinen erheblichen Nachthcil bringen. Sollte aber wirklich durch einen solche» Zoll, der durch das finanzielle Interesse des Reiches wie durch das wirthschaftlichc Interesse des Landbaues ge boten sei, ein Rückgang im Handelsverkehre hcr- vorgcrufcn werden, so würde um dieses Nachtheils willen auf jene Maßregel nicht verzichtet werden dürfen, von welcher eine Abwendung schwererer Schäden zu erhoffen sei. Was nun das finanzielle Interesse des Reiches betrifft, so veranschlagt die Commission die muth- ^ maßliche Einnahme der Rcichscasse aus den Gc- treidezöllen auf etwa 10 Millionen Mark — eine Summe, die nicht ins Gewicht fallen würde, wenn sie wirklich mit einer Schädigung der Con sumenten, mit der Verthcucrung des nothwcndigstc» Lebensmittels erkauft werden sollte. Und die Möglichkeit einer solchen Bertheuernng, die selbst im Bericht der Tarifcommission zwischen den Zeilen zu lesen ist, wird Jeder zugeben. Was aber das Interesse der Landwirthschaft betrifft, so findet man in den Kreisen derselben die vor- gcschlagencn Zollbeträgc viel zu gering, als daß sic die Wirkung von Schutzzöllen haben, den Aus schluß des fremdländischen Getreides und die Hebung der Landwirthschaft herbeif'lhren könnten. — Schließlich seinocherwähnt, daß der Bundes rath sich veranlaßt gesehen hat, in den Motiven zu den, dem Reichstage vorgelcgtcn neuen Zoll tarif die Begründung der Getrcidczölle weiter auszuführen. Doch ist diese Erweiterung nur eine äußerliche; Gründe und Gegengründc bleiben dieselben. Kertliches und KäiMches. — Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät unseres allvcrehrten Königs Albert wurde in unserer Stadt am Vorabende durch Rctraite- blasen und Commers des Militärvereins, sowie durch einen von Seiten des Reichstreuen Vereins veranstaltete» Familicnabend eingeleitet; beiletzterem trugen besonders die Festrede und die gemein schaftlichen patriotischen Gesänge dazu bei, die der Feier angemessene Stimmung zu erwecken. Am Morgen des Festtages selbst ertönte Reveille, und hatten mehrere Gebäude Flaggenschmuck angelegt. Im Königlichen Seminare fand am Vormittage ein öffentlicher Festactus statt, bei welchem Herr Oberlehrer Lindner die Festrede hielt. Für den Abend hat auch der conservative Verein eine Festfeier anberaumt. — Die Königl. Amtshauptmannschaft zu Flöha theilt den ihr unterstellten Ortsbchörden Folgendes mit: „Das Königliche Ministerium des Innern hat auf diesfalls erstatteten Bortrag die Ansicht gebilligt, daß cs gegenüber der ReichSgewerbe- gesetzgebung zulässig ist, auch solchen gewerblichen Arbeitern, welche das 21. Lebensjahr überschritten haben, auf ihr Ansuchen ein Arbeitsbuch auszu stellen und solchenfalls dafür eine Gebühr non 20 Pfg. zu erheben. Ergangener Verordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Zwickau gemäß werden die obgcdachtcn Ortspolizeibehörden zu ihrer Nachachtung hiervon allenthalben in Kcnntniß gesetzt." — Der geh. Regierungsrath Böttcher ist durch Beschluß des Bundesrathes zum Commissar für die Bcrathnng des Gesetzentwurfs über den Zoll tarif im Reichstag gewählt und ihm die Ver tretung der auf die verschiedenen Zweige der Textilindustrie, namentlich die Baumwollen- und Leincnindustrie, bezüglichen Positionen übertragen worden. — Dein Vernehmen nach gedenkt König Albert die Eröffnung der großen Kunstgewcrbe-Jndustrie- Ausstellung in Leipzig durch seine Gegenwart auszuzeichnen. — Die Ziehung der 5. Masse 95. Landcs- Lotteric beginnt am 5. und endet am 26. Mai. Die Erneuerung der Loose ist bis 27. April zu bewirken. — Einen seltenen Act reinsteu Edelmuthes erzählt man sich in Dresden vom Dircctor der dasigen Blindenanstalt, Reinhard. Derselbe hat ein ihm persönlich zugcdachtcs großes Bcrmächt- niß (40 000 Mark) nicht für sich, sondern für die Blindenanstalt angenommen. Tagesgeschichte. Berlin, 19. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Die Hoffnungen, welche die Gegner der Zollvorlage auf die Reichstagsfcrien gesetzt haben, von denen mau Volksversammlungen und andere Kundgebungen der öffentlichen Meinung erwartete, scheinen nicht in Erfüllung zu gehen. Wie man sich erinnert, hatte namentlich die Fortschrittspressc die Parole zu einer solchen Agitation in allen Provinzen ausgegebe», in der Hoffnung, durch die zu beschließenden Resolutionen die Abgeord neten an eine bestimmte oppositionelle Stellung im Reichstage zu binden. Nun scheinen solche Versammlungen in der That in den Provinzen angeregt worden zu sein, aber die oppositionellen Abgeordneten scheinen bei der ihnen entgegentre- tendcn Stimmung auf die Berufung verzichtet zu haben. Nach allen glaubwürdigen Berichten ist
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