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Dresdner Nachrichten : 29.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-29
- Monat1899-11
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.11.1899
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ve»«a»a«bühr Mart»nlü»t» »» u. »»«dm. Somua^ llhrUU «»»eigeutarif. Dt« l y>«!N«s Nrin,»»kN» cc«. « SIL«! li VI., K»nl«dt»un,k» «ul d» Prw»t< I«u« z«u« M »Ni D»»»«>„u« ,unl«m »lNchi' «0 V« «ru»»u>>» hü, «-«äs« «d«r NM» Fel»«,«» so VI. g<j» h»i»m«»i>«chricht»n u. I w.Z, de« A> PI. - LuswSrNa, »uftrsg« nur grg« v-r-ultimdlun«. v-n,»cän« »rr> mi» Io P>. ds^nn. W« Aücka-cd« »>n««I»nt>»r Sqrlstftück» In», ««rdtniLcht-tt. S«»»I»r«ch»»<chl>«»: I V-. " » N". «OS«. D« -Dresdner Nachrichten- «Ich«!»«» Morgen« ^!l»r 8etiLll!!e!i 8e« I«,p«ti1.».l.l!l.K LvivaMllvxsxoesartLoL« » tz Segrändel 1856 «»N»»I»rm>s»« 8». ->« L»,1eo r<u> Sm-nos, 1^»« »««, Istv«»»vrt». ßänrsleorlwnk Id^e»«I«>n, VNmankt -. rrlegr.»M>«sie: Nachrnmeu. DrrSdeu. 8ll>dsa* t'vrUkus «dä.L1»rttd«tU» Ilar: LuarUll Vd »U»tD. » 6r688tv8 UN«I fv1«8te8 8pIolAnnron-I1ilU8 E 32 krneointr. A. IIÜllHr I'rs-^tr.32 j VvidvLvdt8-^v88tvUiwL. r»drik-t.nx«r: lktvliter"« -,<eti»I»r»i»ts»»t«i». srr:n«««MA kr»»»«» lsger von k»n, uuä Srüiiel. 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Nur das kleine Transvaal hat sich wirklich groß gezeigt in der todesmutbigen Auflehnung wider die britische Vergewaltigung, und die begeisterte Zustimmung, die das Vorgehen des tapferen Burenvolkes überall bei der unabhängigen öffentlichen Meinung in der gciammten civilisirten Welt gefunden hat. läßt wenigstens den Trost übrig, daß inmitten der breiten nationalen Volksmassen noch tüchtige ent- wickelungSfähige Keime schlummern. Die gegenwärtige Leitung der auswärtigen Angelegenheiten in den sog. Großstaaten läßt aber durchgchends nichts davon merken, daß sie den Hauch eines höheren Geistes verspürt hat. Auch die Rede, die der französische Minister des Auswärtigen. Herr Delcasss. in der Kammer gehalten hat, trägt denselben üblichen Stempel des satten Behagens an Kleinig keiten. der anderwärts ebenfalls für den Stand der politischen Dinge bezeichnend ist. Nichts Halbes und nichts Ganzes, ein farbloser Mischmasch von Wollen und Nichtkönnen, ein förmlich beängstigendes Laviren zwischen den brennenden Fragen hindurch anstatt eines festen Zugriffs und einer mannhaften Entscheidung sür oder wider: so will es nun einmal bis auf Weiteres noch daS verschrobene System von internationaler Politik, das die moderne Welt in Fesseln geschlagen hat. so lange bis — ja, bis einmal der .Psychologische Moment" kommt und die von den Diplomaten künstlich verschleierten Gegensätze in furchtbarem Widerprall aufeinander treffen, vielleicht und hoffentlich zum letzten Male. Dann werden Worte ohne Werth sein und nur diejenigen Staaten werden übrig bleiben, die Kraft und Muth und ein gesundes Polksthum ihr Eigen nennen. Doch das darf eigentlich auch nicht so offen gesagt werden: es könnte ja Anstoß bei der Zunft der Leisetreter und Bescbwichtigungsräthe erregen. . Im Einzelnen zeichnete sich die Rede des Herrn Delcasss ans durch eine ganz ausfällige Katzcnfreundlichkeit gegen England und ein ebenso mürrisches Getbue gegenüber Deutschland. Wegen Faschoda kam auch nicht eine Spur von Groll in den Worten des Ministers zum Ausdruck; ganz im Gegentheil — Frankreich schuldet den Engländern eigentlich noch eine Art von Dank für das „großmüthige Entgegenkommen", das sie in der Angelegenheit bewiesen haben; die Schaffung der Einheit eines französischen Kolonialreichs in Nordafrika ist erst durch daS Faschoda-Abkommen möglich geworden und folglich hat Herr Delcasss in der Faschoda- Frage nicht etwa eine Niederlage, sondern einen handgreiflichen Erfolg errungen, krodatnm v8t! So wird's heutzutage in der auswärtigen Politik gemacht, und die Vertreter des Volkes beruhigen sich dabei und bewundern den „großen Staatsmann und Diplomaten", der so etwas fertig gebracht hat. Herr Delcasss weiß seine Leute aber auch zu nehmen, das muß ihm der Neid lassen. Um ja nicht in Sachen Faichodas ein gefährliches Nachdenken bei den Kammermitgliedern aufkommen zu lassen, verletzte er seine Hörer flugs in die seligen Gefilde der Revanche, die in der letzten Zeit in der Erinnerung der Franzosen etwas abzublassen begonnen hatten. Freilich. Herr Delcasss griff nicht etwa mit der Bärentatze in die bestehenden korrekten Beziehungen zwischen Deutschlano und Frankreich hinein. daS verbietet sich aus den verschiedensten Gründen, vor Allem mit Rücksicht aus die Weltausstellung. Der französische Minister des Auswärtigen deutete nur zart an. was er meinte, aber doch nicht io zart, daß es nicht ganz verständlich gewesen wäre. Den Anlaß zu seinen unfreundlichen Bemerkungen über Deutschland bol ihm die Besitzergreifung Kiautschous. Herr Delcasss stellte es so dar, als wenn Frankreich dadurch gewissermaßen wider seinen Willen herausgesordert worden wäre, seinerseits ebenfalls zuzugreifen. Die Begründung dieser Anschauung gab Herr Delcasss durch Aufstell ung deS nach englischem Muster zugeschnittenen gewillkürten Leit satzes, daß Frankreich berechtigt sei. sür jede Gebictserwerbung irgend einer fremden Macht in Ostasien „Kompensationen" zu for dern. Im Anschluß hieran mußte der Dreibund sich gefallen lassen, in die Erörterung gezogen zu werden. bloS zu dem Zwecke, um Herrn DelcassS Gelegenheit zu geben, unter pathetischer Anrufung des Zweibundes die .weiten Pläne für die Zukunft" und den .Geist der Beharrlichkeit" zu betonen, die beide durch daS Bündniß mit Rußland ermöglicht und gesichert würden. Go klang nach langer Zeit eine offizielle französische Kundgebung wieder einmal tn leise Revancheschwingungen aus. Für die Beurtheilung der derzeitigen internationalen Lage ist da» immerhin von Bedeutung, zumal wenn man dagegen hält, daß einzelne.gesinnangStüchtige" deutsche Blätter (beispielsweise di« »Magd. Ztg.') bereits ein deutsch- angelsächsisches Bündniß in ernsthafte Erwäg««g ziehen. Wie weit im klebrigen bei dem chauvinistischen Abstecher des Herrn Delcasss parlamentarisch-taktische Rücksichten ausschlaggebend ge» wesen sind oder vielleicht die jüngsten Wandlungen in den deutsch- englischen Beziehungen mitgewirkt haben, mag hier unerörtert bleiben. Die innere Politik der französilchen Republik heimelt noch weniger an als die äußere. Redensarten, nicht- als Redensarten, die den Tatsachen in geradezu grotesker Art in - Gesicht schlagen. Der Präsident der Republik. Herr Loubet. hat sich jüngst zwischen di« seststellenzu können, wie sehrDiejenigen im Rechteseien. die Vertrauen zur Znkunst und zum nahen endgiltigen Triumphe des sozialen Friedens hätten." Mit dieser offiziellen Schönfärberei vergleiche man mm die herrschenden sozialen Zustände in der dritten Republik. Die schrankenlose „Duldsamkeit" der republikanische» Staatslenker gegenüber den großkapitalistischen Kräften auf der einen und den sozialrevolutionären Umtrieben auf der anderen Seite bat zu einer allgemeinen Erschütterung der staatlichen Autorität in solchem Umfange geführt, daß Frankreich in Wirklich keit gar nicht mehr weit von dem Zustande entfernt ist. in dem ausschließlich die Kanaille regiert. Wenn Herr Loubet vielleicht den endgiltigen Eintritt jenes Zeitpunktes als den .Triumph des sozialen Friedens" im Auge hat. so dürfte sei» Ausspruch allen falls einigen Sinn haben. Inzwischen bemühen die Sozialrevolu tionäre unter der Fübnmg ihres ministeriellen Häuptlings Millerand sich kräftigst, die Annehmlichkeiten einer etwaigen sozial- revolutionären Herrichastsepffode im Voraus dem Lande zu kosten zu geben. Als der Präsident und die Minister vor einigen Tagen zur Einweihung des Denkmals .Triumph der Republik" in Paris erschienen waren, flatterte» plötzlich an alle» Ecke» und Enden rothe Lavven in die Lust. die zum Tbcil mit den denkbar aukreizendsten Inschriften verleben waren. Kaum batten die Herren von der Negierung diese Wahrnehmung gemacht, als sie auch schon nach ihren Wagen kielen und sich schleunigst aus dem Staube machten. Anderswo wäre dniür ge sorgt worden, daß revolutionäre Kundgebungen überhaupt nicht und vor Allem nicht im Angesicht des Staatsoberhauptes hätten stattsinden können; indessen das würde ja in Frankreich gegen die republikanische „Duldsamkeit" verstoßen, die verlangt, daß die Herren Sozialrevolutionäre in ihren „berecbtiaten Eigenthiinil'ch- keiten" sorgfältig geschont werden. Ferner baden die Sozialisten einen Gesetzentwurf cingebracht. der, wie die neuesten Anträge der Herren Sozialdemokraten bei »ns ein schweres Attentat auf die persönliche Freiheit des Arbeitgebers darstellt. indem derjenige Arheitaeber bestraft werden soll, der sozialistisch organisirte Arbeiter weaen ihrer Zugehörigkeit zu einer solchen Organisation entläßt. Endlich ist bezeichnend das Versahren des sozia listischen Handelsministers Millerand gegenüber dem Groß- Industriellen Javn, der ans ein Nnndschreibe» des genannten Ministers folgende männliche, wahrheitsgetreue Antwort geneben batte: „Seit zahlreiche Wühler, meist Abgeordnete, Frankreich dnrchstreisen. um den allaemeinen Ausstand, den Umsturz, womög lich die Plünderung und Ansteckung der Fabriken zu predigen, und sich öffentlich rühmen, von Ihnen, Herr Minister, begönnert zu lei», bat das frainösische Gewerbe einen TodeSstreich emofangen. Es verliert dns Vertrauen des Auslandes, wo der Käufer nicht mehr sicher ist, daß wir unsere LieferungsPffickst erfüllen können, uiflere A»s>uhr nimmt täglich ab und wird bald getödtet lein, zumal da alle Negiernnae» außer der französischen ibr heimisches Gewerbe unterstützen. Da an der Weltausstellung 1900 zahlreiche Einheimische nickt meist Theil nehmen können, wird sie eine Avotbeoie des ausländischen Gewerbes werden " Herr Iapy ist ans Grund dieses Schreibens seines Ehrenamtes als Handelsrath von Herrn Millerand enthoben worden: >o fassen die Sozial revolutionäre die von Herrn Loubet gepredigte „Duldsamkeit" aus. Solche und ähnliche Vorkommnisse sind überzeugende Beweise sür die stetig fortschreitende Sammlung der Umstnrzkräste und für die wachsende Unfähigkeit der Regierung, aus den sozialrevolutionären Dreistigkeiten die richtigen Folgerungen zu ziehen. Aernsckirtib: unv ZerrUvrecki-Verlchre vom 28 November. eruna zuvor )u erwägen, ge der Arbeiter von ,: die staatsrechtlichen illS Wegfällen, wenn da Präsident der Repuvitr. «m r-ouocr. yar "-,,»»«» ,w',cz>en o«, SbndergU, onrNmenÄ-n könnte sä tii daffeibe bine'tnschrelbew Pa«l« Studentenschaft begeben und erklärt: »Die Freiheit lege dir, baß e< zualrich mit der Bewcrbenovell« in Kraft trete. Aba. L»Süb»»g rinerschweren Dugend, d«D»Idsamkrit. auf.-r sei glücklich. Singer (I»z.) r Wir Hab« ab« dann ga, kein» Gewißheit, daß "London. DaS amtliche Blatt macht bekannt, daß der deutsche Kaffer zum Ehrenritter deS Großkrevzes des Victoria- Ordens ernannt worden ist. "Wien. Abgeordnetenhaus. Bei Fortsetzung der Debatte über die Ausgleichsvorlaaen entstanden lärmende Scenen. nament lich, als Breznowski im Laufe seiner Rede wiederholt ekrenrübrige Beschuldigungen vorbrachte, welche seitens der Sozialdemokraten mit den Rufen: „Schamloses Subjekt". „Niederträchtiger, elender Lügner" und „Schuftiger Kerl" beantwortet wurden. Breznowski verlangte die Einsetzung eines Mißbilligungs-Ausschusses. Ter Präsident erklärte, er werde daS Erforderliche veranlassen, die kaiserlichen Verordnungen betreffend die Ausgleichsvorlagen einem Ausschüsse zu überweisen. Die nächste Sitzung findet morgen statt. Berlin. Reichstag. Die Berathung der Gewerbe no v e l l e wird fortgesetzt. Ein von der Konimission in die Vor lage eingeiügter Artikel 7a unterstellt der Kraukeuversickeruugs- psiicht fakultativ durch eine dem Bundesratb eriheilte Bestigniß auck die Heimarbeiter und zwar mit der Maßgabe, daß dort, wo Zwiscbeumeister tbäiig sind, das Beitragsdrittel der Arbeitgeber dem eigentlichen Unternehmer zur Last stillt. Abg. Freiherr Heyl zu HcrrnSheim (nl.) führt aus, daß die Kommission auf An trag von sozialdemokratischer Seite ieueii Artikel einstimmig be schlossen habe trotz des Widerspruchs der Regierung. Die ganze Kommission sei darin einig gewesen, daß den Heimarbeitern der Bortheil der Unterstellung unter die Krankenversicherung gewährt werden müsse. Staatssekretär Graf Poi'advwsky halt es aus staatsrechtlichen Gründen für außerordentlich bedenklich, eine solche Bestimmung, die in das Krankenkassengesctz gehöre, hier in eine Gewerbenovelle aufzunehmen: auch liege gar kein ko dringendes BedinfnIK vor. drmr noch im nächsten Jahre werde die Regierung fünf Unfallversicheningsnovellen vorlegcn. Sobald diese erledigt seien, werde eine Rewrmnovelle zmn Krankcnversicherungsgesest Nachfolgen. Dobel könne auch diese Fmge erledigt werden. Es sei jedenfalls bester, mit der Werbeordnung. Sack,»» »et die Regierung du „ dehnung der Krankenversicherung au» dir Heimarbeiter, ad« es sei doch auch fraglich. ob die Heimarbeit« überhaupt so hohe Beiträge tragen könnten. ES lei daher besser, bei der Reform d« Kranken- vemcheruna zuvor )u erwägen, ob e» nicht rathsam sei, überhaupt die Beiträge der Arbeiter von zwei Dritteln auf die Hälfte b«ab- ufetzen^ die staatsrechtlichen Bedenken der Regierung würde» " ' wollte, den also als ifollS best«, daß das in einem organischen Zusammenhang Kronkeiwnsicheruiigünovelle geschehe, als hl« bei d« Ge- dnung. Sachlich sei die Regierung durchaus für eine AuS- die Rcgiening ein solches Sondergesek annimmt. Redner ver sichert ferner dem Abg. v. Heyl. trotz des tbeoretischen Zwiespalt? üb« die in Hannover bekandelten Fragen bleibe die sozialdemo kratiiche Partei ihren Gegnern gegenüber geschlossen. Abg. v. Levetzow tkons.s: Wen» ich auch die Krankenversicherung der Heimarbeiter wünsche, so bin ich doch keinesfalls in der Lage, für diesen Artikel i» der Gcwerbenovclle zu stimmen. Es handelt sich dabei um zwei von einander ganz verschiedene Materie». Abg. Heyl zu Herrnsheim ttil.i: Wir wünschen zwar sehr, daß die Heimarbeiter möglichst sofort der Kraukenversicheruiig theilhaftig werden, wen» aber der Herr Staatssekretär aus staatsrechtlichem Bedenken ein Jnitiativgeietz vorzwchlagen wünscht, io schließen wir. uns dem an, indem wir zu der Regierung das Vertrauen haben, daß das betreffende Gesetz zugleich mit dieser Gewerbenovelle in Kraft treten wird. Abg. Hitze <Centr.>: Tie bewußte Bestimmung sollte doch in das Krankcnkasseugeietz biueiu und nicht in die Ge werbeordnung, wie der Herr Staatssekretär anzunehmen scheiue. Trotzdem wurden seine Freunde letzt bereit sein, den von dein Staatssekretär empfohlenen Weg zu betreten — Art. 7u wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Art. 7b wird nach kurzer Debatte angenommen. Art. 8 trifft Anordnungen zu Gunsten der Angestellten in offenen Verkaufsstellen. Z lMl> ord net eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens lO Stunden an. In A kn atz 2 wird dieie Ruhezeit für Gemeinde» von mehr als 20.M0 Einwohnern aus mindestens II Stunden «höht, auch sollen kleinere Ortschaften das llstündige Minimum durch Orts- statnt einffchren können. Abs. 3 setzt fern« eine Minimal-Mittags- vaule von !>/, Stunden fest. Die Gemeindebehörden sollen diese Pause noch verlängern dürfen. Abg. v. Tiedemann (Reichsp.) äußert sich gegen Abs. 2 und 3. besonders auch gegen die den Ge meinden gewährten Befugnisse. Zum mindesten solle dies« Abi. 3 mit dem Antrag v. Levetzow. das Minimum der Mittags pause auf 1 Stunde herabsetzen zn dürfen, angenommen werde». Ter vorerwähnte Antrag Levetzow wollte außerdem noch Abs. 2 ganz gestrichen wissen. Abg Roienow ffoz.) befürwortet einen sozialdemokratischen Antrag, die Miuiinal-Ruhezeit auf 12 Stunden, die Mittagspause aus mindestens 2 Stunden sestzusekeu und die Gewährung von Sitzgelegenheiten für die Angestellte» den Ge schäftsinhabern zur Pflicht zu mache». Redner bezieht sich auf eine Reihe von Petitionen, sowie au» Mittheilunge» von Kranken kassen über die Ursache der häutigen Erkrankungen von Laden bedicnslelen, um nachzuweiien, daß im Interesse der Gesundheit dieser Angestellten das, was der vorliUende Antrag fordere, das Minimum des zu Erstrebenden darstellt. Abg, Bassermann <nl > steht dem sozialdemokratischen Antrag bezüglich der Sitz gelegenheit sympathisch gegenüber. Obgleich 8 62 des Handels gesetzbuches diese Frage eigentlich schon regele und 8 139k in d« Gewerbenovelle der Polizei auch ausdrückliche Rechte behufs Aus führung diclcS 8 62 gebe, seien er und seine Freunde nicht abgeneigt bei» Antrag eventuell zuzustimmen; im Uebrigen iolle man es bei den Beschlüssen der Kommission lassen. Staatssekretär Graf Poiadowsky: Wir müsse» bei allen solchen Schritten daraus achten, daß sie auch durchführbar sind und nicht zu sehr in die be stehenden Verhältnisse eingreisen, damit wir nicht, wie schon bei einer Ihnen bekannten Verordnung, aus den passiven Wider stand der Unternehmer stoßen. Die Minimal-Rnhezeit vons I I Stunden ist schon vielfach überholt, namentlich in größeren' Städten, Die größte Arbeitszeit findet sich überhaupt in den mittleren und kleineren Städten, und da ist schon die lOstündigc, Minimal-Rnhezeit ein großer Fortschritt. Bei dieser Verschieden heit der Verhältnisse haben wir geglaubt, einstweilen mit 10 Stunden Minimum anfangen zu können, und wir bitten Sie. es dabei, gelte» zu lassen Beschließen Sie, wie die Kommission in Abi. 2 vorscklägt, eine llstündige Ruhezeit für größere Städte, so Wirdes den Geichästcn an kleineren Orten noch schwerer werden, als schon letzt, Gehilfen zu finde». Ich bitte Sie bah«, Abi. 2 abzulehnen und erst recht den sozialdemokratischen Antrag. Wer 12ltnndige Ruhezeit und Mmdige Mittagszeit hat, der führt säst schon em Leben wie ei» Rentier. (Lachen links.) Mit solchen Anträge»', wolle die sozialdemokratische Partei nur den Eindruck Hervorrufen., als iei sie allein für die Angestellten besorgt, während wir den: Kulturwagen ans der Bahn des Prakiilchen Lebens langsam, aber.1 sicher vorwärts schieben. (Heiterkeit.) Im Allgemeinen wirbt Mittags 1 Stunde genügen, eventuell kann die städtische Selbst-! Verwaltung darüber Hinausg-'hendes beschließen. Abg. Paulff ffcaktionslvs) plaidirt ebenfalls sür Streichcmg des Abi. 2 und sür die einstündige Mittagspause. Abg. Hitze (Eentr.) empfiehlt die KommiisionSbeichlüsie, die im Gegensatz zu den vorliegenden An trägen alle Wünsche sorgfältig berücksichtigen und einen ver mittelnden Standpunkt eingenommen hätten. Aba. Freiherr v.! Stumm (Reichsp.) wendet sich gegen den sozialdemokratische! Antrag, der auf die gegebenen Verhältniffe in den Fabriken wenich Rücksicht nehme. Es iei de» Arbeitern irdensalls lieber, am Abends eine balbe Stunde früher Feierabend zu habe», als eine längere! Mittagsvaiffe. Abg. Bargmann (sreis. Volksp.) beantragt.! unter Streichung des Abs. 2. im Abs. 1 die Minimal-RubezeiL generell auf ll Stunden statt nur auf 10 festznietzen. Abg.! v. Saliscd (kons.) tritt warm sür den die Sitzgelegenheit fordern-! den Theil des sozialdemokratischen Antrags em: er selbst hättes diesen Antrag zn stellen beabsichtigt. Abg. Jakobsköttev (kons.) empfiehlt den Antrag Levetzow. in Bezug auf die Minimal Ruhezeit und Mittagspause die ursprüngliche Vorlage wird«: herzustellcn. also Mündige Ruhezeit und 1 Stunde Mitta Aba. Roes icke-Dessau tivildlid.) sieht In den Kommission! bescylüssen einen großen Fortschritt, glaubt ab«, daß man ieh wohl wenigstens noch den Antrag Bargmann annrhmen kö T« sozialoemokratüche Antrag möge einstweilen noch etwa- weit gehen, doch sei n allerdings nicht der Meinung des Herrrv Staatssekretärs, daß 12 Stunden Minimol-Ruhezeit und 2 Stundap Mittag bereits der Stellung eines Rentier» entspreche. Abg., Rokenow (ioz > hofft, die Debatte werde daS Gute haben, dar Handlungsgehilfen klar zu machen, daß sie als Klasse für sich! nur dann etwas erreichen, wenn sie sich den klassenbcwnßten: Arbeite« anschließen. (Bravo links. Lachen rechts.) — Die Ab, stimmung ergicbt Annahme der Koinmiisionsbelchlüsse mit dem An trag betreffend die Sitzgelegenheit unter Streichung der Worte, wonach die Gemeindebehörde die Mittagspause noch üb« Morgen sozialbemokratischert 1K, Stunde hinaus verlängern kann. Antrag betreffend Berggesetz. Berlin. Tie .Boss. Ztg." läßt sich aus Windsor let die weitere Vergrößerung deü «allsch-dentlchen Afrika-Abkommen», vornehmlich afnkaS. besprochen worden. Deutschland dürft« ondon melden. Spielraum«- de im West« Süd-
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