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Dresdner Nachrichten : 29.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187009295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-29
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.09.1870
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Erscheint: Täglich srüh 7 schr. Hnlerale «eiden angeiiemme«: bis Abends 6. Se-nntagS, biv Mittags >2 Ubr Marienstratze »»; i» Ntustadl: B » ch d r u ck e r c i ve» Ac>h. Päßler, gr. «lostcraasse a. Aiizcigen in dies. Blatte finden eine «isolgirichr Verbreitung. Auflager lu.ixx» Erknlplare. Tageblatt für Ultterhaltang und Geschäftsverkehr. Druck und Sigenthum der HttauLgÄer: Ljepsch ör Reichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt Fbannemenk: VicrkcliLbrlich 20Ngr. bei uneiilgekdlichei Lie» jeruiig in « Hans Durch die König! Post Vierteljahrs. SN iRgr. Einzelne Nummern I Ngr. Anscratrnpreise: Für deu Raum einer gespaltenen Zeile: I Ngr. Unler „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Nr.27S. Fünfzehnter Jahrgang. Drcöbc», 2k». September. — Der Gcnödarin Andreas Fclic zu Nlctergurig bat die sfiberne Medaille dev Verdienstordens rrdalte». I. .ttzzl. Hob. die Krmiprinzesstn M sicsker» Vormiitag nach Zittau zur Jnspicirung der dortigen Lazarcibe gereist und Abends wieder zurückgckcbrt. Vorgestern Nackunittag sind die stär das königlicbe Privat- lazarctb in Pillnitz bcstinunte» Venvundeten in königlickrcn (bau! pagen von hier nach Pillnitz befördert ivorden. — lieber die Ausnavmc der preußiscl'cn Verwundeten In Tiiddeutschland und den iwrddeutsckKn Bundesländern lauten »och sortwäbrend neue erfreuliche Belichte ei». So crzäblte ein i» dem Berliner 'Barakenlazaretb uiucrgcvracl'icr vreuhiseler Artiilcrist, welcher in dem Kample bet Le da» eine Fußwundc davongctragcn hat. sie seien In Bauern so reichlich mit Wein und Gßwaarcn versetzen, das; sic von dem Uebcrfiuß große O.uan- titäten an die Lazarctbc abgcbcn konnten. In Dresden wurden sic von einer Neide von Gciuipagen erwartet, deren Besitzer sic zu den schönsten Puncten der llmgegcnd dieser Stadt 'iabrcn und Ibncn ausserdem reichliche Stärkung an Speise und Trank zerfließe» ließen. Gewiß bieten die Soldatenbricic aus dem Felde last alle interessante Lectüre. weil sic namentlich Clnzcltzcitcn dringen, die in der oificiellen und nichtofficicllen Bcrichierstattuna nicht zu finden sind. So liegt uns ein solcher Brief auö Le Pin vom 2<». dies. MtS. vor, der ganz bübschc Details liefert. Der Schreiber scheint sich in Bereu, mit seinen Kameraden trotzdem, daß i» seinem dcrmaligen Standorte die Bewobncr die ganze Gebend verlassen tzavcn, sebr wohl zu befinden. Außer ein Paar Hübner» und Tauben, denen selbstverständlich alsbald der Garaus gemacht wurde, fand sich kein lebendes Weit,, vor. Die frei aus dem Felde siebenden Gctrcidcscimen waren wcggc- bräunt, alle -HauSvorrätbe sind vergraben. Die Leute baben sich jedoch verrechnet; denn die Truppen finden auö den ver mauerten Kellern recht gut den Wein, der i» Mcngc da ist. namentlich den Clmmpagncr beraub. Insoweit also leiden die Soldaten keine Noch, wenn auch die etwas feinschmeckerischen Freiwilligen manchmal verdrießlich dreinscbcn. In erfreulichster Abeise ist dabei aber auch die Verbindung mlt derHcimath kei neswegs unterbrochen, die „Dresdner Nachrichten" bringen frobe Kunde auS dem Htaterlandc und selbst der,.Pirnaische Anzeiger" trifft regelmäßig alle Tage ein. Go läßt sich denken, daß dies in der Ferne große Freude bereitet. Eine sctzr interessante Gpi iode entbält der Schluß des Schreibens aud Am,eit vom 21. September. Go beißt darin: „Ginci, ausgezeichneten Fang baden wir gestern Abend gemacht. Kaum cingcrückt, mußte unsere ff. Gocadrvn wieder satteln. Cs Patte sich eine Bande Bewaffneter i» de» Bergen gezeigt. In, scharfe» Trade ging ev fort und bald sahen wir etwa IffO Bauern vor uns, die wir cinzuschließe» versuchten, die aber nach und nach wieder vcr schwanden. Nach eindringlicher Nccognoöcirnng fanden wir endlich eine Höhle. Wir saßen lOMann ad, ich ging ans Neu gierde mit. Gin kolossaler Lagerplatz dreitete sich aus, der ganz wohnlich eingcricl'tet war und in welcher sieb circa :«>>> Nie,, scheu, Männer, Frauen und Kinder vollständig cinguartiert batten. GS fehlten scldsl die Ställe mit Nindvicp, Ziegen, Ka »inchci«, Hübnern, Goten, ja Porrätbe an Getreide, Mcbl, Milch. Brod ,c. nicht, so daß die teilte, die schon I I Tage in der Höhle bcmsten, recht gut noch <» Wochen flott leben konnte». Ginen weniger erfreulichen skjndruck machte auf und- Alle das schauderhafte Schreien und Weinen der so plötzlich wider ibren Willen entdeckten Menge, die mit den uiisinnigsici, Tilgen über deutsches Barbarenthum erfüllt war, indem sie glaubten, wir schlagen AllcS todt, haue» de» Männern die Hände al und was des Lächerlichen noch mehr ist. Den ersten Abend wurde die improvisirte Stadt unter der Grdc von unS bewacht, den andem Morgen aber auSgeräumt. Die Tente wurden in das leere Dorf gebracht und drei Biertbeile der Borräthc von den Ncitern mit Beschlag belegt. Soeben kan, auch mein Haus wirth an, fortwährend lärmend und deftig erzählend, trotzdem daß ich ihn schon mehrere Male mit „>Io no compnmch ,>!w" »„gebrüllt habe. Diese Franzosen haben eine Zungenscrtigkeit. die noch über die Dresdner Marktweiber gebt. Wir verstau lägen uns übrigens mit ihnen ganz gut. Genen, lab ich wieder den König von Preußen, der an uns vorüber fuhr und mit kräftigem Hurrahschreicii, oder» vielmehr Gebrüll empfangen wurde. Wenn lch mich nur einmal photographircn lassen könnte; denn wie ich jetzt auSscbc. ist nicht zu beschreibe». Braun gebrannt, daö Gesicht voller Flaumenscdcr», schmutzig wie ein Zuave. Wenn Ihr in Dresden Gefangene anjcdt, so habt Ibr ein Bild von mir; indcß ein solches Ausscbcn verschafft Neipect und die Teutc müssen hier Furcht habe» w. — Bei dem Barakcnlaacr zwischen Ucbigau und Katip, welches jetzt von de», Publikum massenhaft besucht wird, wo aber Niemand In direkten Verkehr mit den Franzosen trete» darf, werte» von den Umstehenden oit alle denkbaren Bettuche, durch die Soldatcnkettc zu gelangen, anvgcnlbrt oder probirt. So machte ein hiesiger neugieriger Barbier, welcher sein „so cn BiSchcn Französisch iS doch wunderschön" im Barakcnlager probirc» wollte, einen derartigen Versuch, welcher auch zur Halste gelang. Gin Marketender kam mit seine», Handwäglein, weiches verschiedene Nahrungsmittel enthielt, daher ge'ao'.vn, der schaumschlagende Genius beredete sub i»it dei»Marketeiiler und schob mit am hintern Tbcilc des Wagens und kam glücklich hinein. Gr machte sich nun an der fliegenden Restauration mit nützlich und bei dem Verkauf wurde nun <!<> vj<>. ilu ir»- mago. (In I»ni» blcua ote. tücl'tig gcradebrecl't, was den dort kommandircndc» Viajor der Pioniere aunncrksam macl'te und er dem Barbier die „Karte" abvcrlanglc. Natürlich war eine solche nicht vorhanden und der Herr Doktor <so lassen sich die Barbiere gerne nenne,,» wurde zur Strafe seines unbefugten Eindringens zwischen l Soldaten gestellt, wo er :> Stunden lang stehend die „Wacht bei Ucbigau" lmltcn mußte. Nach seiner Versicherung solle» ihm die Beine weh getlmn haben und er will vom Sehen eines gefangenen Franzose» l» Zukunft absrhe». - Eine kleine, direct auö Afrika stammende 'könnet, die aber »och sebr grün i't. hak g-stcrn in Dresden das Wüster Mitrehactenr: Theodor Dromsch guattier bezogen. GS sind dies die lcerrlichcn Orangcricbäumc, welche den Zwinger zieren und von da aus in das Orangerie- haud an der Herzogin Garten transportirt wurde». — Dem Vernehmen nach ist vor einigen Tagen der königl. sächs. Prcmierleutnant von Treihschke in Meißen zur Vollendung seiner Heilung cingctroffc». Dcttclbc wurde bei Sedan in die Brust geschossen. - Gestern Nachmittag ist abermals ei» Grtrazug mit kranken und verwundete» Preußen und Sachsen, darunter auch einige geiangcnc Franzose», für Dresden bestimmt, clngetcoffen. In, Tauie des heutigen Tages wird wieder ein Zug mit circa <><X» Mann gcsangcncr Franzosen vier cintrcffcn. Am vorgestrigen Tage sind zwei icingekleidcle Damen von einer der vor der große» Gascrnc in Neustadt ausgestellten Lchlldwachcn arrctirt worden, weil sie den gefangenen Franzosen Tcckerbissen zugcstcclt hatten. GS sollen Französinnen gewesen sein. Wir erfahren zu unsrer Freude, daß die Meinen von den hier weilenden Natioiial-Franzosen sich gegen die Bildung der sogenannten Glut, t>i„wa»; erklärt haben, weil sic voll kommen überzeugt sind, daß ihren TandSIcuten sowohl von der Negierung als von der Bevölkerung die beste Behandlung und Pflege zu Tbeil wird. Wenn sie nichtsdestoweniger einzelnen, besonders Bedürftige» unter ihren Landsleuten privatim und ohne Ostentativ» mitunter eine kleine Unterstützung zu Thcil werden lassen, so hoffen sie, daß dicß das Nationalgefübl der Deutschen nicht kränke» wird. Allgemein rühmt Alles, was vom Schlachticldc kommt oder Nachricht gicbt, die aufopfernde Thätigkcit der Frau Simon auö Dresden, die gegenwärtig In dem Tazaretd in Douzv den Tcidcndcn ihre umsichtige Hil,e spendet. Vor mehrere» Tage» hatte sich ein junger Mann in Mi Iltärunisor», an die ge'angcnc» Franzosen in der großen In fanterie-Gase, ne gemacht uich sich erboten, denselben verschiedene Bedürfnisse zu besorgen, war aber, ohne die gewünschten Gegen stände an seine Auftraggeber abzulicicrn. mit dein ibm anvcr- trauten Gelte verschwunden. Man konnte seiner nicht habhaft werden, bis er am letzkvergangcnen Montag im Barackenlager zu Uevlgau denselben Schwindel wieder verluchcn wollte, aber von den Franzosen erkannt und in Folge dessen iestgehalten wurde. Der Betrüger Ist ein junger condltionSloscr, der fran zösisch« Sprache ctwaö mächtiger Kaufmann von hier, der bei der letzten Nckrutirung zum Militär ausgchobcn worden Ist und sich bereits eine alte Uniform des Znfantcrlc Regiments Nr. W7. für welches er bestimmt sein soll, zu verschaffen gewußt hatte. - WG unö mitgcthcilt worden ist, sollen unter den hier befindlichen gefangenen Franzosen die schwarzen Blattern aus- gebrochen, bereits zwei davon Gekrankte „ach dem Stadtkran- kcnbausc geschafft worden sein und die Uebenübrung noch Mehrerer in Aussicht stehn. — Gi»c kleine muntere Schaar mit N»fröhlichen thsichterii iaben wir vorgestern Abend bei Helbig cinsallen, die, von einer Hochzeit kommend, au, der sie nichts zu esse» und zu trinken bekommen batten, noch ei» Glas Bier mit ibren, Dircctor ge nießen und von der Hochzeit des Figaro in der Erinnerung schwelge» wollten. Gs wartaS hiesige Knabcn-Musikchor, wel ches durch die Munificcnz decTwbcn Intendanten, in Folge ihrer steten Bereitwilligkeit, bei böberen und milden Zwecken zu wir ken, diese Dpe, anzuböi en die Fceutc gehabt hatten und äußer ten, daß sie sich prächtig amüsirt, applaudirt „nt gern eia e.-gxi gernien hätte» nicht bloo gegen den Herrn Graicn Alma- viva-Degclc, sontcrn auch gegen de» Herrn Graicn Platcn Hallcrmiind. — Beim Transporte eines Kolli nach seinem Wagen kam gefiern Nachmittag am hiesigem Altmarktc ein Kutscher aus Zschorna so unglücklich zum Fallen, daß er ein Bein brach und »ach de,» Kraiikenbause gebracht werde» mußte. Durch eine höbe Flamme, die zu der Desie des neuen LchulbauseS auf der Stiitostraßc hrauSschiug, wurden die kä sigen Umwohner an, Montag nicht wenig allarmirt. Gs stellte sich jedoch heraus, daß man eine FcuerungSanlage probirt hatte. - Am vergangenen Montage Abend ist auf einem viel besuchten öffentliche» Dinzlokalc hiesiger Stadt ein Kaufmann um seinen eleganten Somme,übe, ziebcr, in dem sich noch über dies ein schwarzlaclirtes DPerugias unk eine inwendig gestickte Gigarrentaiche befunden, durch Diebstahl gekommen. Während c, dort einmal getanzt, hat ihm ein unbekannter Dieb den Nock, den er vor dem Tanze auSgezogcn und aus seinem Sitzplatz zu rückgeiaffcn, auSgcsübrt. Gr mag sich darin nur nicht einmal vor dem 'Bestohlenen blicken lassen, jonst dürste die Stunde sei ner Freiheit ihm wohl am längsten geschlagen haben. Vor dem Rathhause am Altmarkt sind seit einigen Tagen li große Kessel ausgestellt, in welchen Asphalt gesotten wird, welcher das neue, vor ff Jahren dort gelegte Trottoir wieder hcrstcllt. -- Bei Scharfenberg liegt ein großer, ganz neuer Kohle» kahn, der seine erste Fahrt von Außig unteniommcn, aus dem dortigen Heger fest. Der erhöhte Wancrstand bat vermutblich den SchiffSiührcr verleitet, über de» Hege, geradcweg zu iabren, doch ist ibm dies bei dem liefen Gauge des KabncS nn'.lungcn. Dbwohl »,an einen Tbell der Talung auf cinc» anderen Kal'» übergeladcn bat, io ist selbst ein vorgelcgter Dampfer bis jetzt nicht im Stande gewesen, den feitgefahrencn Kabn wieder flott zu »lachen, was »m so schwieriger wird, well das Waner lägt ich säiit. Tcidcr hat bei den Auslreugungen eines Kellenkampiers, den Kabn von der Stelle zu bringen, in Folge des Zerreißens eines ScbecneugeS der Steuermann des Koblenkabiics den 'Bruch eines DberscheiikelS und eines Armes erlitten. Derselbe ist im städtische» Kranke,ibanse in Meißen nutcigebracht worden. Nickt weit von der Gisenbahnnatio» Kieritzsch bei Tcipzlg gerictbcn am vcrgaiich'nc» Montag zwei Packzüge gegen einander, so daß einige Wagen zertrümmert wurdeu, während Personen nicht Beschädigungen erlitten. Falsche Weichenstellung soll der Grund zu dieser Katastrophe gewesen sein. Wahrscheinlich in FolgeböSwilligerBrandsliitung, brannte am Sonntag in Saalbausc» bei Dscbatz daö Gcböite des Guts bcsitzcrs Keil gänzlich nieder »ud zwar mit allen Grntcvorräthen. Nichts war versichert, das Vieh wurde mit Notb gerettet» ei» Schwein verbrannte jedoch. - T daran dt. am 2ff. Scpldr. Reges Toben i'crricltc Toiuicrstlig, 2V. Lepteniber 187V. ««jllll! 1' » gestern Abend in unserem Städtchen. Von Berg und Thai eilten Hunderte mit bunten Lichtern und Fackeln herbei, die, von Alt und Jung getragen, sich einigten zu einem großen Zuge, der sich unter fröhlichen Musikklängcn nach dem Hause unseres Herrn DberforstmeisterS von Gotta bewegte, ihm und seiner Frau Gemahlin am Vorabende ihres ffOjabrigc» Ehe jubiläums durch Ticd und Wort die herzlichsten Glückwünsche darzubringcn. Erbebend klang der Choral: „Nu» danket Alke Gott!" durch daS Thal, und mächtig donnerten Böllerschüsse von der nahen Burgruine, alS wollten sie den Wald, die so lange Iabrc segensreich gewesene Werkfiättc des Jubilars aus- wccken, Tbcil zu nehmen an unserer Freude. Und als nun die grünbcwaltctcn Berghohen ringsum reich erglänzten in benga lischer Beleuchtung, da erschienen sic uns als stille 'Antwort, dem würdigen Jubelpaare einen friedlichen, glücklichen Lebens abend verkündend und wünschend. Gin daraus in hiesigem Albcrtsaion vcranstaltctcs Vocal- und Instrumcntaiconccrt, bei tcm auch der verwundeten Krieger gedacht wurde, vielt viele Thcilnchmer noch lange, lange fröhlich beisammen. 'Am Tage der Hochzeit selbst wurden von den Kindern deö Jubelpaares, Herr» Kaufmann Gottlicb und dessen Frau Gemahlin In Leip zig, an 2<»0 hiesige Arme Mahlzeiten mit Wein verabreicht, und so gingen vom Hause des Jubelpaares, wo Freude, herz liche Liede und inniges Glück hcrri'chtc, Segensstrahlen aus in so manches Haus und viele Familie» unserer Stadt. Dieselben edlen Geber schenkten zugleich diesiger Stadt ein Capital von lsXtz» Thalcrn, dessen Zinsen an zwei würdige Knaben nach deren erfolgter Confirmation zur Unterstützung in der Lehre oder aus einer Fortbildungsanstalt gewäbrt werten sollen. Somit ist dieser Inbcltag em uns unvergeßlicher geworden, die Gottlkeb Cotta-Stiftung aber ein lebendiges, scgenipendendcs Denkmal hochherziger Liebe. Gott segne die edle Familie! — A n g c k,i n d i g te Scdwnrgerichtsverband lungen. Sounabend, den 1. Dctobcr, Vormittags 9 Uhr wider Carl Gottfried Förster und Friedrich Dtto Sciicrt hier, wegen Falschmünzcns. Vorsitzender: Gerichtörath Iungnickcl. — Montag, den u. D-ctbr., Vormittags 9 Udr wider Ernst Wil helm Wagner aus Weixdorf, wegen Meineids in gewinnsüchti ger Absicht. Vorsitzender: GerichtSrath Jungnickel. — Diens tag, den 4. Octbr., Vormittags 9 Uhr wider Jol^rnn Leberecht Klotzsche aus Langebrück, wegen ausgezeichneten Betrugs. Vor sitzender: Gerichtsrath Iungnickcl. — Mittwoch, den 5. Oetbr., Vormittags 9 Uhr wider den vormaligen Postverwalter zu Stolpcn Heinrich SSwald Zschimmcr und dessen ffhefrau gevvrcne Pfennig, wegen ausgezeichneter Unterschlagung und naher Beidülfe zu diesem Verbrechen. Vorsitzender: GerichtSrath Iungnickel. — Donnerstag, den 6. Dekoder, Vormittags 9 Uhr wider Henriette Emilie Schlegel aus Großenhain, wegen KindcStödtung igcheime Sitzung». Vor sitzender: GerichtSrath Iungnickel. — Freitag, den 7. Oetbr.» Vormittags 9 Ubr wider Johanne K»b,ch auö Spohla, wegen bersuchtcr Kintcstödtung »geheime Sitzung». Vorsitzender: GerichtSrath Iungnickcl. Dresden, 28. September. Immer klarer stellt sich die Bescheidenheit der deutschen Forderungen, die dem Abschluß, eines Waffen still standcs vorherzugehen haben, heraus. Auch ohne die Franzosen erfüllen wir diese Vorbedingungen: Toul fiel, Straßburg fiel. Folglich verbleibt von den deutschen Forde rungen nur noch Verdun Bismarck war ohne Zweifel von der militärischen Tage Slraßburgs und Toulü durch Moltte soweit unterrichtet, daß er Herrn Jules Favre aus den baldigen Ein tritt der Ucbcrgabc beider Festungen vorbcreiten konnte. Lehnte Favre die Uebergabe des allerdings noch nicht belagcrtm ein zigcn Verduns ab, so sieht nunmehr' auch das blödeste Auge, daß die provisorische Regierung der provisorischen Republik die ganzen Verhandlungen nur cinleitcte, rim durch entstellte Be richte über den Verlaus der Unterhandlungen das Volksgefühl noch mehr auszureizcn. Die provisorische Regierung übernimmt damit die Verantwortmrg für das fernere Blutvergießen. Ihr bislh'rigcr Einwand, daß 'Napoleon den Krieg geplant und an gezettelt habe, daß Frankreich ursprünglich friedfertig gesinnt gewesen, wird in Zukunft nicht mehr erhoben werden dürfen. Ganz Frankreich, das ganze Volk will dm Krieg. Nichtswürdig ist es aber, daß die Negierung die von deutscher Seite vorge schlagenen Waffenstillstandsbedingungen geradezu fälschte, indem sie Frankreich vorredete, Bismarck habe die Uebergabe des stärk sten Fons vor Paris und die Herabdrückung Frankreich- zu einer Macht zweiten Ranges verlangt. Das Elftere ist schon amtlich widersprochen, das Zweite mehr als unwahrscheinlich und auch unmöglich. Durch den Verlust des Elsasses und Deutschiotliringens büßt Frankreich nicht soviel ein, daß es um eine ganze Stufe seiner politischen Bedeutung nach sänke, cs behäll walnhastig genug übrig, um für uns ein sehr gefährlicher Nachbar zu bleiben, und wenn wir dieser ficm eoimkeietor nur den Gislzahn ausbrcchen wollen, so handeln wir nicht als Er oberer, sondern als Hüter unseres Eigcnthums. Die jetzigen Machthaber haben aber durch die Fälschung der diplomatischen Verhandlungen das Anrecht aus öffentlichen Glauben verloren. Wie soll man später mit ihnen unterhandeln, wenn sie den Inhalt der Unterredungen nur entstellt veröffentlichen? Un willlürlich richtet sich daher der Blick von der provisorischen Regierung aus ein anderes Eentrum französischer Macht: das ist Bazaine mit seiner Armee. Es ist der einzige größere, fest organisirle Hccreslörper in Frankreich und er wird — mag er sich jetzt übergeben, mag er sich zu den 5 Wochen, die er sich schon seit dem 18. August in Metz halt, noch weitere ü Wochen h.Ile» slels eine bedeutende polilischc Rolle spielen. Selbst
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