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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940623016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894062301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894062301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-23
- Monat1894-06
- Jahr1894
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vezugs-PreiS U t» Ha»-trpP«dittou oder de« im Stadt» »«kt o»d de» Vororten errichtete» Aus» Astellea abgehalt: vierteljährlich ^4.50. kt poeimoliger täglicher Zustellnng in« > bchO. Durch die Post bezogen für ^tschiond and Oesterreich: virrteljädrlich a «.—. Direct« täglich« -renzbandleadaag dal Aatland: moaatlich ^l 7LO. LdNoraen-radgab« erscheint tögNch Ke M>»d.Aurgab« Wochentag« b Uhr. Uedeeti-» »nd ErpeWo«: zahaanrsgaffe 8. »IrpedittaU ist Wochentag« ananterbröche» ^«ffnöt M» früh 8 bt« «bend« ? Uhr. FiUdle»: UU Me««'« Sarti«. (Alfrr» d«h»1a Uaiversitäirftrab« I, S-R« Asche. idchutnenstr. 1«, Part, «nd >«»ig«pta- s» Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lraan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AuzeigeuPreiS die «gespaltene Petitjeüe re Psg. Reklamen »nter de» Nedartionlftrich («>»» spalten) vor dev F-nnlienaachricht«, (6 gespalten) 40-G. Gröbere Schriften laut nnsernn Preis, derzeichuiß. Tabellarischer and Zisfernsatz nach höhere« Tarif. Extra» Beilagen (gesalzt), ,»r mit de« Morgen »Aulaabt, ohne Poftbes ordern ag 60.—, mit Postbesördernag 70.—. Ännahmeschlnß für Anzeigen: Adead.Antgab«: vormittag« 10 Uhr. Viorgen-Autgabe: Nachmittag» «Uhr. Sonn» and Festtag« früh '/,S Uhr. Gei den Filialen und Aunadmestrllen je ei« halb« Stund« früher. Nazet^a sind stet« an dt« Expedttiae . hu rlchtru. Druck «nd Verlag von L. Pol» in Leipzig. ^-316. Sonnabend den 23. Juni 1894. 88. Jahrgang» Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 24. Juni, Bormittags nur bis VsS Uhr geöffnet. Lxpeältlov Se« Livlprlser lÄseblnttes. AmMche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Tie Pflasterung der Moltkc- und der Srdmannstratze in Ltipttg-Plagvitz, und zwar der letzteren von der Kreuzung mit der Moltkestraße bi« zur Nonnenstrajzc, mit Bruchsteiiipflasier, soll a» einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- Nmvaltung, RathdauS, 2. Obergcschob, Zimmer Nr. 23 au« und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 Psg., die «uh in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Moltke- und der Vrdmannstrafle in Leipzig-Plagwitz" »ersehen ebendaselbst, und zwar bis zum SV. df». Mt«, b Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote ab» plednen. Leipzig, den 21. Juni 189-t. De» Rath« der Stadt Leipzig Io. 3020. Stratzenbaudrputation. Lekanntmachung. Wegen Pflasterung wird die Thalftratzc in ihrer Ausdehnung do» der König«. bi« zur Brüderstraße vam 25. diese« Mauat» ,» aus die Dauer der Arbeiten streckenweise gesperrt. Mit der Pflasterarbeit wird an der Brüderslrahe begonnen. Leipzig, am 22. Juni 1804. Der Rath der Stadt Leipzig. ll.6703. vr. Beorgi. Stahl. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird vom 25. diese» Monat» ab auf Ke Tauer der Arbeiten die Tufourftratzc ftreckcn»etse gesperrt. Mit der Pflasterarbett wird am Floßplatz begounen. Leipzig, am 21. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. IX.6700. vr. Georg«. Stahl. Der städtische Lagerhof in Leipzig ii«ert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Di« Lager schein« werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zum Lagerhofe. Das französische Officiercorps. - In der denkwürdigen Rede vom 6. Februar 1888, die in dem stolzen Worte: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst Nicht» in der Welt!" gipfelte, sagte Fürst Bis marck: „WaS nn» kein Volk in der Welt oochmachen kann: wir haben das Material an Officieren und Unterofsicieren, um diese ungeheure Armee zu commandiren. Da« ist, wa» man nicht nachmachei» kann. Dazu gehört da« ganz eigenthümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in Deutschland, wie e« in keinem anderen Lande wieder vorkommt. Da» Maß von Bildung, welche« erforderlich ist, um einen Osficier und Unterosficier zum Lommando i» befähigen nach den Ansprüchen, die der Soldat an ihn macht, eMrt bei un» in sehr viel breiteren Schichten als in irgend einem andern Laude. Wir haben mehr Officiermaterial und Unterofficie» moterial, alt irgend ein andere« Land. Darin besteht unsere Ileberlegroheit und ebenso in der Ueberlegenheit unsere« Unter- officiercorp» welche« ja die Zöglinge unsere« Lsficiercorp« bilden. Da« Maß von Bildung, welche« einen Osficier befähigt, nicht nur die sehr strengen Anforderungen an seinen Stand, an Entbehrungen, aa Wege der Kameradschaft unter sich, sondern auch di« außer» ordentlich schwierigen socialen Aufgaben zu erfüllen, deren Erfüllung »othwendig ist, um di« Kameradschaft, die bei un«, Gott fei Dank, im höchsten Grade in rührenden Fällen existirt zwischen Lfffcieren und Mannschaften, um die ohne Schaden der Auto rität bnjustellen, da- können un« Li« anderen nicht nachmachen, de« Lerhältniß, wie e« in deutschen Truppen zwischen Officieren »nd Mannschaften namentlich im Kriege mit wenigen üblen Au«» »obmen besteht — exceptio krmat rexulam; aber im Ganzen kann «an sagen, kein dentsch«r Osficier läßt seinen Soldalen im Feuer im Ttich und holt ihn mit eigener Leben-gesahr heraus, und umgekehrt bin deutscher Soldat läßt seinen Osficier im Stich — da- haben »ir erfahren. Wenn andere Armeen gleiche Truppenmassen, wie »tr sie hiermit zu schaffen beabsichtigen, mit Lsficteren und Unter» officieren besetzen sollen, sc werden sie unter Umständen genöthigt sei», Osficier« zu ernennen, denen es nicht gelingen wird, ein« llom- regxie durch «in enge» Thor herauSziiführen, und noch viel weniger, di« schweren Obliegenheiten zu erfüllen, die ein Osficier seiner Aaanschast gegenüber hat, um sich deren Achtung und deren Liebe zn bewahren, da« Maß von Bildung, welche« dazu n« sicherlich ist, und da« Maß von Leistung, welche« überhaupt bei »« an Kameradschaft «nd Ehrgefühl an» dem Osficier heran«» «edrückt wird, da« kann >a kein Reglement und kein« Anordnung der Welt tm Ausland« au« dem Lfsicierstande herausdrücken. flerin sind »kr Jedermann überlegen, und deshalb II»»e» sie «» na» nicht nochmachen.' vorstehend« Stelle au- per derübmten Rete de« Alt- HflhEanzler» scheint un» dir beste Einleitung zn einer Ebarakteristik de» französischen Officiercorp« zu sein, die wir in den „Münchener Neuest. Nackr." lesen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen: Da« active Officiercorp« der französischen Armee entbehrt der Homogenität sowohl bezüglich der Herkunftal« auch hinsichtlich der Vorbildung. Etwa die Hälfte stammt au« besseren Ständen, bat wissenschaftliche Vorbildung und durch te» Besuch der Schulen von Saint Cyr (Infanterie und CavaUerie) oder der öeole polzleclinigue (Artillerie und Genie), sowie der für alle Waffen mit Ausnahme der Infanterie vor- geschriebencn Waffenschulen eine vorbereitende Fachbildung genoffen. Die andere Hälfte besteht au« ebemaligen Unler- ossicieren von meist niederer Herkunft und mangelhafter Vor bildung und kann sich auch mit den Troupier« der Kaiserzeff, die in Folge einer zehn- bi« zwölfjährigen UnlerossicicrSdienst- zeit wenigsten« im Besitze großer praktischer Routine waren, keineswegs mehr messen. Denn seit dem Jahre 1870 71 er reicht diese zum größeren Theil der social niedrigstehcnden, vermögenslosen Bevölkerung entstammende, einer wissen schaftlichen Bildung entbehrende Kategorie schon nach 4- bis 5 jähriger UnlerofsicierSdienstzeit und oberflächlicher Fach bildung auf den OfficierS - VorbereitungS - Anstalten den OssicierSgrad. Sie ist deshalb nicht im Stande, den Nach tbeil der Halbbildung durch besondere Leistungen im praktischen Dienste auszuwiegen und trägt zur Hebung LeS Ansehen« und des Werthcö de« OssiciercorpS um so weniger bei, al« sie — besonder« bei der Haupllvaffc, der Infanterie — die Mehr zahl der Stellen bi« zum Capitain einschließlich einnimmt. Zudem hat diese verschiedenartige Zusammensetzung de« ranzösischen OssicicrScorp« den Nacl'tbcil, daß letztere« de« Kitte« einer alle seine Glieder umfassenden Kameradschaft und damit jenes erbebenden Gefühle« entbehrt, da« zu höheren Leistungen verpflichtet und begeistert. Ein weiterer Nachtheil de« französischen OssicicrScorp« liegt in den Beförderung«- und AuSschridungS-Ver- hältnisscn de« Einzelnen. Da der BeförderungSaiispruch nach der Anciennctät schon mit der EapitainScharge, für Ritter der Ehrenlegion mit der MajorScbarge absä'licßt und selbst innerhalb dieser Grenze, allgemein aber über die selbe binau« der Protection von Günstlingen durch da« zu lässige Avancement nach Wahl (au ctinix) voller Spielraum gegeben ist, sind die Aussichten für Erlangung einer besser dotirten und in ihrem Wirkungskreise befriedigenden Ebarge für die große Gesammtbcit sehr gering, und veran lassen viele in ihren VermögenSvcrbältnissen nicht beengte Officicre — also meisten« die besseren „Saint EyrienS" — zum frühzeitigen Verlassen de« Dienstes. Andererseits ist jeder Osficier Eigenthümer seiner Stelle und kann nur in bestimmten, durch da« Gesetz vorgesehenen Fällen vdcr bei Erreichung der Altersgrenze daraus entfernt werden, so daß die Mehrzahl der Officicre mit Rücksicht auf die erst nach 30jähriger Dienstzeit eintretende Berechtigung auf eine kärgliche Pension bi« zum Eintritt in die Altersgrenze im Dienste verbleibt. Hierdurch werden einerseits einzelne geistig und körperlich tiichlige Officicre in Folge der un günstigen BeförderungSauSsichlcn oder unverdienten Zurück setzung zu früh der actiren Armee entzogen, andererseits aber unbrauchbare in weit überwiegender Zahj zu lange er halten. Tenn e« ist erklärlich, daß die vermögenslosen Ossi- ciere — und zu diesen gehört ja durchschnittlich die zweifel hafte Kategorie der TroupierS — auch wenn sie keine Aussicht aus Beförderung mehr baden, ohne Dienslfreudigkeit nnd Dienst eifer abwarten, bis die Altersgrenze ihre mit Mißmuth und Verbitterung geleisteten Dienste beschließt. Wollte man aber diesem Mißstande gegenüberbaltcn, daß die Beförderung au cüoix den Vortheil in sich schließe, Officicre in jüngeren, leistungsfähigeren Jahren in einfluß reiche Stellungen zu bringen, so könnte man diesen Einwurs nur gelten lassen, wenn cs thalsächlich auch die besten Elemente wären, die auf diesem Wege vorwärts komme». Dem ist aber keineswegs so; denn die große Rolle, die nach Maßgabe der Organisation de« französischen Negierungskörpers das Protectionswesen und die n»? nominell a»S den Reihen der Armee verbannle Politik spielen, eröffnet keineswegs immer den charakterfesteste» und leistungsfähigsten Officieren daS rascheste Avancement. Der Kricgsministcr, als Mitglied eines ParteiministeriumS und Vertreter einer politischen Richtung, begünstigt nicht allein die seiner politischen Gefolgschaft angchörigen oder ihm sonst nahestehenden Osficierc, sondern muß auch noch um der Gunst der politischen Parteifübrer willen deren Wünsche und Empfehlungen berücksichtigen. So kommt e« denn auch, faß mit dem Wechsel deS KriegSininisterS meist ein umfangreicher Wechsel in den höheren Stellen deS KrieaSministcriumS und deS GeneralstakeS erfolgt und jene Ossiciere ihre Ernte halten, die cS rechtzeitig, wenn auch meist ans dem Wege verächtlichen Schmarotzerthums, verstanden, sich der aus gehenden Sonne zuzuwenden oder die Strahlen ihrer Gunst durch irgend einen einflußreichen Tepntirten auf sich zu lenken. So sind e- in den seltensten Fällen die Leistungen de« Einzelnen welche durch da« Avancement nu clioix be lohnt werden, sondern meist persönliche Beziehungen und die Fertigkeit und Geschmeidigkeit, sich des Interesses »nd der Empfehlung irgend eines einflußreichen Be schützers zu versichern. Daß dieses Verbällniß im Zusammenbang mit der verschiedenartigen Zusammensetzung res OssiciercorpS, dem Mangel eine« kameradschaftlichen Bande« und den bäufigen, meist ebenfalls ans politische Gründe zurückznführcndcn Versetzungen der Officicre flicht znr Hebung der Schaffensfreudigkeit, der Pflichttreue, deS Vertrauens nach oben und dcS SlaudcSbewußtscinS im französischen Lsficier- corps beitragen kann, bedarf wobl keiner Erörterung. Nach den vorstehenden AnLsübrungen über die Ergänzung de« activen OssiciercorpS kann eS nicht befremden, daß auch daS OssiciercorpS der Resc rv einer homogenen Zusammen setzung und durchgängiger LeisiungSsäbigkeit entbehrt E« wird gebildet auS den noch nn reservepslichligen Alter au« der Aclivilät auSschcidcnden Officieren, ren biSbcrigen Einjährig-Freiwilligen, neben diesen Heike», jedenfallStic besten Elementc liescrndenKatc gorien aber auch au« llincrossiciercn. die nach Beendigung ihrer activen Dienstpflicht znr Reserve übertreten und sich der für die früheren Einjährig-Freiwilligen vorzeschrieben gewesenen LssicierSprüsunz mit Ersolg unterziehen, schließlich au- Ab solventen der polytechnischen und Forstschule, sowie der Lcole oontrale ckes rwt8 et mLmrsiwtures, denen zwar eingehende wissen schaftliche oder künstlerische Bildung, aber zn wenig militairische Tienslkcnnliiiß zur Seite steht, um sie zu durchweg braucb- barcn und dienstvcrlässigcn Lsficicren zn stempeln. Noch ungünstiger ist cS um daS OssicicrScorpS der Terri torialarmee bestellt, welche der deutschen Landwebr zweiten Aufgebots und dem Landsturm entspricht. Hier finken wir die aus Grund der Altersgrenze auS der activen Armee a»S- geschictenen Ossiciere, die »och sünf Jahre »ach ihrem Abschied im Mobilmachungsfalle Dienste leisten müsse», — die auS anderen Gründen verabschiedeten activen Ossiciere, welche dem Alter nach nock zur Territorialarmee gehören oder zur Disposition gestellt sind, — die infolge ibreS AllerS zur Terri torialarmee übcrgetrctenen Reserve-Ossiciere, — schließlich olchc frühere Eiiijäbrig-Freiwillige und Untcrosficiere. die meist wegen nicht bestandener OssicierSpriisung eS nicht zum Ncscrvc-Ossicicr brachten, für Einnahme der Lf'sicierSstcllcn in der Territorialarmee aber trotzdem noch geeignet befunden wurden. Dieser ungünstigen Zusammensetzung gesellt sich aus Grund der eigcntbümlichc» AvancemenISverhaltnisse noch der Umstand z», daß die im Beurlaubtenstande emporgekommcnen, einer umfassenden praktischen Ticnstkenntniß entbehrenden Ossiciere »leist die höheren Stellen der Eompagnie EhefS und Bataillons - Commandcure einnebmen, während die dienst erfahreneren, als Repräsentanten wissenschaftlicher Bildung freilich nicht geltenden ehemaligen activen Ossiciere und Unter- ossiciere die niederen Grade bekleiden. Die bunte Vermengung gebildeter und ungebildeter, prak tisch erfahrener und dienstlich unbewanderter, durch Gunst und Zufälligkeiten emporgckommener und unverdient zurückgesctzter Elemciite, die daS französische OssiciercorpS aller Kategorien kennzeichnet und den wesentlichsten Hemmschuh für Entwickelung deS «landcSbcwußtseinS, deSZnsammengehörigkcitSgesühla und der Kameradschaft, der BernfSfrcudigkeit nnd der Begeisterung für die dienstlichen Interessen bildet, kommt demnach im OssiciercorpS der Territorialarmee am schärfsten zum Ausdruck. ES kann deshalb kaum Wunder nehmen, daß selbst innerhalb der französischen Armee, die sich eines unseren Begriffen cnt- sprc chei-den AnsebcnS ihrer Ossiciere ohnebin nicht zu erfreuen bat, daS OssiciercorpS der Territorialarmee mit großerZurück- setzunz behandelt wirk. Das Bank, da- der gemeinschaft liche Dienst, die gleiche Pflicht und die aiiiiähcrnv gleiche BiltungSstusc um die Gesammtbeit aller Ossiciere schlingt, daS den activen Osficier und den Osficier deS BeurlaubtenstaiideS umschließt, kennt man in Franlreich nicht, und eö ist dort keine befremdende Erscheinung, wenn die Ossiciere der Territorial armee, von den Officieren der active» Armee von oben bcrab behandelt, wenn nicht absichtlich gemieden, ihren Umgang in den Kreisen suchen, an« denen sic hcrvorgcgangcn sink — bei den Unlcrofsicicren und Gemeinen. Daß dies der DiScipliu, deren Ausrechterhaltuna gerade bei den Formationen der Territorialarmee nicht leicht ist, keineswegs zu Gute kommt, ist wohl selbstverständlich. So mag allerdings Frankreich hinsichtlich Tcckung der Zahl seiner Officicre nach den jetzt dort giltigc» ür- aäiizuugSvcrhältnisscn dcS OssiciercorpS kaum in Bcrlegenbeit sein Wenn wir aber berücksichtigen, daß in keiner An gelegenheit mehr alS hier die Oualität der Quantität gegenüber in Betracht kommt, können wir über diese angeb liche Ueberlegenheit Frankreichs wohl mit Ruhe und Zu versicht hinwcgschcn. Deutsches Reich. 88. Vcrli«, 22 Juni. Mag man cS — trotz der nabenden IahrbuntertSwcnde — nnmotivirt sinken, daß der Papst den Augenblick für die Aufforderung zur völligen Ber einigung der christlichen Kirchen wählt, so kann die empfohlene Art dieser Vereinigung nicht überraschen. Es ist nicht die christliche Einheit, wie sic scbon von Manchen» »nter den Besten in den verschiedenen kirchlichen Lagern gedacht oder geträumt worden ist, cS ist keine Begegnung von Gleichen, wozu der Papst aufrust, keine Aus gleichung des Trennenden, sondern die Unterwerfung unter seine Macht. „Ich bleibe, wo ich stehe, kommt Ihr zu mir und thuet Buße für die Jahrhunderte Euerer Ketzerei" — daS ist der Grundgedanke der päpstlichen Ein ladung, die in der protestantische» Welt auch dann kein Echo erwecken würde, wenn die katholische Kirche im Stande zu sein schiene, den verheißenen Lohn, den socialen Friede», zu gewähren. Wie wenig sie jedoch diese Annahme rechtfertigt, zeigen die socialistischcn Emeuten und anarchistischen Gräuel, die sich fast ausschließlich unter katholischen Völkern ereignen. UnS Deutschen, sagt nian, fehlten nur noch volle kirchliche Frei heit und die Jesuiten zur Versöhnung der sociale» Gegensätze. Nun, in Spanien und Belgien berrscht diese Freiheit, getragen von der Gesellschaft Jesu, und neben ihr — das Dynamit. Der Protestant wird den geistigen Tod, den er in dem vom Papste geforderten „unbedingten Gehorsam gegen die kirch lichen Oberen" erblickt, um keinen Preis wählen, aber der Preis könnte gar nicht gezahlt werden. Und so fragt man sich vergeblich nach der Legitimation deS Oberhauptes einer nur die Hälfte der Ebristenheit — zu geschwcigcn von den nichtchristlickcn Eulturvölkcrn — umfatsenten Kirche zn einer derartigen Aufforderung. Kann der KatboliciSmuS etwa ein höheres Maß von Gesittung und Sittlichkeit für die Länder seiner Herrschaft in Anspruch iiebinen? Man braucht zur Antwort nur auf die beiden Hälften Amerikas zu verweilen. ^ Berit», 22. Juni. Am 2t Juni vollendet einer der verdientesten Veteranen der nationalliberalcn Partei, der Geb Iustizratb Pros. Iw Planck, sein siebzigste« Lebensjahr. Obgleich in dcr Oeffentlichkcit seil langer Zeit nicht mehr bcrvvr- getreten, ist er mit den politische» Freunden stet« eng verbunden geblieben in »nerschiitterlicher Hingebung an die Iocen und Bestrebungen, zu deren Verbreitung unk Verwirklichung er einst so tbätkrästig beigetraaen bat Planck steht mit Bennigsen und Miauet in der vordersten Reibe der Männer, welche »ach dein Feblscklagen der achtundvierziger Bewegung den nationalen und freiheitlichen Bestrebungen zuerst wieder einen weithin schallenden und wirksamen Ausdruck gaben. AuS dein innigen Verkehr, welchen die drei Freunde um rie Mitte ecr fünfziger Jahre in Göttingen pflogen, ist jene Gemeinschaft der Anschauungen entstanden, welche im geeigneten Augenblicke, am l 1 Juli 1859, zu einer von 35» hannoverschen Politikern Unter zeichneten Erklärung überH die deutsche Frage führte, die ihrerseits dann den Anstoß zur Gründung des NationalvcreinS gab. Unter der reactionairen (Äewalt- bcrrschaft des MnisteriumS BorrieS hat Planck vielleicht schwerer zu leiden gehabt, als sonst ein hannoverscher Beamter; aber auch die schärfste Maßregelung hat ihn in dem sestcn Bekenntniß sowohl seiner juristischen Verurtbeilung deS Vcr- fassungSbruchS wie seiner politischen Ueberzeugung von der Nothwcndigkcit der bundesstaatlichen Einigung Deutschlands unter Preußen« Führung nicht im Geringsten wankend zu machen vermocht. Nach dem Umschwünge von 1868 hat Planck dem Norddeutschen Reichstage und dem ersten deutschen Reichstage angehört. An der Bildung der nationalliberalcn Partei und an den großen gesetzgeberischen Verdiensten und Erfolgen derselben in jenen Zeiten des nationalen Ausbaues gebührt ibm ein hervorragender Antheil. Er. der an juristischem Wissen und Scharfsinn von Keinem Uebcr- trosfene, wäre auck in erster Linie zur Mitarbeit an den große» Iustizgesetzcn berufen gewesen; leider hatte er sich am Schluffe der ersten Legislaturperiode au- dem parla mentarischen Leben zurückgezogen, um sich der akademischen Lebrtbätigkeit in Göttingen zn widmen. Um so bedeutsamer aber ist dann seine Arbeit un dem nun allmählich der Voll endung sich nähernden großen Werke de- Bürgerlichen Gesetz buchs geworden. Schon der ersten Eonimissiön sür dasselbe hat er als eins der hervorragendsten Mitglieder angehört, und jetzt sungirt er in der zweiten als Generalberichterftatter. Die nnbcarcnzlc Anerkennung nnd Verehrung, welche Planck sich in dieser Thatigkeit erworben, wird in diesen Tagen mannigfach zu»l Ausdruck gelangen. Am höchsten aber darf man in kein Jubilar den Mensche» feiern. Wenn je ein milder, bumancr Sinn.eine überaus zarte Empfindung, mit unbeugsamer Festigkeit dcS CbaraktcrS und unerschrockener Energie dcS Willens in der selben Person verbunden gewesen, so darf man eS von Planck rübmcn. Ein derbes Geschick hat ihn seit den mittleren Lebensjahren allmäblich des Augenlichts beraubt. Andere bätte eS gebrochen; ibm ist cS, an der Seite der treuen Gattin, nur ein Antrieb zu immer bcrrlicherer Entfaltung seiner geistigen Bedeutung nnd seiner reinen Seele ge wesen. Möge dem bewunderungswürdigen Manne noch eine lange Zeit sür die Bcthätigung seines reichen, edeln Wesens vergönnt sei»! * Berti», 2l. Juni. Nach den Ergebnissen deS HccreS- ErgänzungSgcschästS für daS Iabr 1893 wurden, wie wir kor „Schlef Ztg." ciiliiehme», in den alphabetischen und Restantenlistcn im Ganzen geführt l 522 070 Man», unter diesen 001 8tO zwanzigjährige, 409 114 ciiniiidzwanziajährigc, 312 509 zwciuntzwanzigjäbrige und 75 307 ältere. Von der Gcsammizahl wurden 45 522 al- uncrmittolt in de» Ncstanten- listcn geführt, N7 483 Ware» ohne Entschuldigung au« geblieben, 375 390 anderwärts gestellungspflichtig geworden; 517 180 wurden zuriickgestcllt, 1431 ausgeschlossen, 30 490 auSgcmustcrt, 90 217 dem Landsturm eisten Aufgebots, 8l39t der Ersatzreserve, 334 der Marine-Ersatzreservc überwiese», 234 085 auSgchobcil. 8350 sind überzählig geblichen. Freiwillig traten l5 8l4 in daS Heer und 774 i» die Marine ei». Von den 234 085 AnSgehohene» wurden bestimmt sür daS Heer zum Dienst mit der Waffe 220 519, zum Dienst ohne Waffe 4005, sür die Marine auS der Landbevölkerung 1898, auS der seemännischen und halbseemäniilschen Be völkerung 2203. Eö sind ferner vor Beginn dcS militair pflichtige» Alter« freiwillig cingctrclen in daS Heer 15 922, in die Marine 978. Wegen unerlaubter Auswanderung wurden verurthrilt von der Landbevölkerung 25 471, von der seemännischen und halbsceinäiinischcit Bevölkerung 380. l l 279 von der Landbevölkerung und 213 von der see männischen und balhsccmäiinischcn Bevölkerung waren noch wegen »»erlaubter AuSwandeniiiz in Untersuchung. II. Berti», 22. Juni. (Privattelegram>».) Der „Post" ivird von gut unterrichteter Seile aus Brüssel telcgraphirt: Vs darf niinmelir drs«i»»»t aiincnomme» werde», daff England »nd Belgien dcni Vinspriichc Tentsch- laiidS gegen jede Aciidcriing des -itiitiii yu» unto bezüglich des Eongo-Ltaatrs Folge gegeben bade» und den Artikel :k de« vtrlbernfciirn Abkommens beseitige» werden. lt. Berlin, 22. Juni. (Privat-Tel eg ramm.) Die zuerst von der „Post" gebrachte Meldung, daß ein Hos- bcainter verkästet worden sei, bestätigt sich. Nach einer Meldung a»S Köln gebt der „Köln. Zlg." über den Vorfall die folgende Mittheilnna von hier zu: „In diesigen Hoskreisen erregt die Verhaftung deS Eeremonien- incisterS Lcbrrcht v. Kotze lebhaftes Aussehen. Seit nahezu vier Jahren wurden die Spitzen der hiesigen Gesellschaft mit unierschriftlosen Briefen und Karten vcr folgt, welche die schlimmsten persönlichen Verdäch tigungen enlbieltcn. Die Nachforschungen »ach dem Ur bebcr waren biSbcr vergeblich; jetzt weisen schwerwiegende Gründe daraus hi», daß Herr v. Kotze der Verfasser und Verbreiter gewesen sein muß. Er war au- Schrciberban in Schlesien, wo er sich zum Bade°Ause»tbalt befand, Ente voriger Woche hier einzelroffen, um bei der Feier der Grund steinlegung zum Donie Dienst zu Ihun. Er ist aber bei dieser Feicr nicht zugegen gewesen, sondern im Lause den Sonntags durch den Cbef deS MilitaircabinetS, General der In- sanlerie von Hahnke, vcrhastel und in das Militair- gesängniß abgcliefcrt worden. Herr v. Kotze balle bei den l. Garde-Ulanen gedient, war als Rittmeister im Iabre 1884 abgegangen und stand auch jetzt noch zur Disposition. Er ist Mitte der vierziger Iabre, lebte in beiten Vermögen- Verhältnissen, machte hier während dcS Winters ein großes Ha»S und erfreute sich großer Beliebtheit. Seine Freunde geben der Ansicht Ausdruck, daß, falls sich die An schuldigung bestätigen sollte, sic au» psychiatrischen Gründen zu erklären sein werde. Der Vater des Herrn v. Kotze ist im Irrcnbansc gestorben." Und die „Voss.Ztg." berichtet: „Ter Kaiser gab den Befehl zur Verhaftung ans dem PolSdamcr Babnbofe. als er dort zur Grundsteinlegung de« Tonic- eintraf. Die Briese ballen seit längerer Zeit schon die Hofgesellschaft in Acrgcrniß und peinliche Aufregung versetzt; sie waren der unslälbigstcn Art Auf die Spur de- TbäterS kam man zunächst durch eine Aeußerung, die dieser zu einem Herrn dcS HoscS gctban batte und rie sich wörtlich in einem der Briefe wicdcrsand. Zur Gewißheu wurde der Verdacht, al- e» gelang, einiger
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