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Deutsche allgemeine Zeitung : 08.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185410083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541008
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-08
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 08.10.1854
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Sonntag. - Nr. 236. — 8. October L8S4 Die Zeitung , — SM- DtllW MgtMtint Zkitmg 4troi« für das Viertel jahr 1'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). H»ferti»n«st«dühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die politischen Folgen der Ereignisse in der Krim. — Leipzig, 7. Oct. Wir lassen uns nicht irren, weder durch das ver zögerte Eintreffen officitllcr Nachrichten von den Erfolgen der Alliirtcn, noch durch die ungewöhnliche Eile, womit russische Berichte im entgegengesetzten Sinn den Weg zwischen Sewastopol und Petersburg, zwischen Petersburg und Berlin durchlaufen haben. Verfrüht mag die Kunde von dem Fall Sewastopols, übertrieben mögen die Angaben von den Verlusten der Russen gewesen sein, daß aber die gänzliche Niederlage der Letztern und die schließ lich« Üebergabe der Festung sich zuletzt bestätigen wird, daran zweifeln wir keinen Augenblick. Könnten wir noch ungewiß sein — die Kleinmüthigkeit, die unverhohlene Angst der raffenfreundlichen Organe (glücklicherweise nur einer sehr schwachen Minorität in der deutschen Presse!) würde uns dieser Ungewißheit entheben. Diese Partei fühlt bereits erschütternd bis ins Mark den Schlag, der mit ihrem Schutzpatron sie selbst getroffen. Sie hat den ganz richtigen Instinkt, daß nun erst der Krieg seine großen Dimensionen entfalten, in seine welthistorische Phase treten wird, daß es nun vorbei ist mit den leeren Phrasen und den schöngcdrechselten Noten, vorbei mit der faulen Neutralität und dem schaukelnden Sitzen zwischen zwei Stühlen. Sie ahnt das Nahen großer Ereignisse und schreckt, davor zusammen in ihrer jämmerlichen Winzigkeit. Der „Rundschauen der Kreuzzeitung erhebt einen Angstschrei um das „ernstlich bedrohte Gleichgewicht Europas", er, der die ses Gleichgewicht nicht gefährdet erachtete, qls Rußland noch in ungebroche nem Stolze dem ganzen Europg Trotz bieten und den von Allen an- crkanntm Rechtszustand anlasten konnte. Die Freimüthige Sachsen-Zei tung mahnt laut die deutschen Fürsten zur „Eintracht", um dem na henden Gewittersturm zu widerstehen, sie, die so salbungsreich die „Selb ständigkeit" der einzelnen Staaten predigte, als es galt, durch Partikular- bündniffe ein einträchtiges Auftreten Deutschlands gegen Rußland zu ver hindern. Worauf dieses einträchtige Handeln der deutschen Fürsten gerich tet sein soll, dies auszusprechen, hat: die Partei sich denn doch bisher nach gescheM was sie im Herzen dMt und wünscht,, ist qber längst kein Ge- Heimniß: Allianz mit Rußland! Anklammern an Rußland! Wir wollen hoffen, daß diese Mahnung taube Ohren finde, daß es jener »»deutschen Partei nicht gelinge, die Politik her deutschen Staaten, welcher sie schon die Solidarität mir dem.Gebahren Rußlands aufbürden wollte, nun auch noch au dessen Unglück, zu überantworten, sie mit ihm und für es zugrunde zu richten. Mit bessern Worten wüßten wir die Situation nicht zu zeichnen, und so starke Ausdrücke würden wir kaum zu brauchen wagen als jene, in welche der Lloyd seine Freude über, hie neuesten Vorgänge und seine Er wartungen von deren Nachwirkungen ergjeßt, wenn er ausruft: „Mancher Staatsmann wird gut an seinem Sitze kleben müssen, damit ihn der Don- ner.vgn Sewastopol nicht herabwerfe.^ Es War immer einer her beliebtesten und scheinbarsten Gründe her Neutra- litätSpoliH: die Seemächte, ihre Unfähigkeit» dem Gegner ernstlich zu schaden, einsekepd, Würden entweder d°S Kampfes müde werden und einen müßigen Frieden schließen ödes hie ihnen unentbehrliche Hülfe der Festlandstaaten um hohen Preis zu erkaufen suchen- Jetzt ist der Beweis geliefert, daß die Seemächte für sich allein Rußland an seinen empfindlichsten Stellen treffen, ihm Wun- den beibringen können, die es sobald nicht wieder ausheilen wird. Jetzt wird von einem halben Frieden so wenig die Rede sein, als von einem Entgegenkommen gegen die deutschen Mächte, um sich ihres Beistandes zu versichern. Jene vier Friedenspuvkle selbst, deren Statthaftigkeit oder Un- statthaftWit .maq Mu: noch p-o» Pesstfl aus in Wvitlättfigm Noten erör tert, sind M.abgtthqne Sache, denn dip Kydepsingen der kriegführenden Mächte steigen natürlich.,M ihren Anstrengungen und ihrs« Fortschritten, und vielleicht berent man schpn jetzt in jenen diplomatischen Kreisen, deren höchstes Ideal, die „Kermittelung'/ um jeden Preis ist, diese Ermittelung nicht rechtzeitig durch eine entschiedenere. Befürwortung der vier Punkte wenigstens versucht.zu haben. Vordem Zutreffen jener Einbildung aber, in der man an gewissem Stellen so- gern sich wiegt- als könne man, die längst« Zeit hindurch demÄantpse müßig zuschauend, zuletzt durch sein Da zwischentreten die Entscheidung herbeiführen, wie weil sieht mau sich doch durch diesen Gang der Ereignisse entfernt! Eher könnte jene Drohung in Erfüllung gehen, welch« bereits englische und französische Blätter fallen lassen: daß die Großmacht, welche sich beharrlich auSschlicße von der Theil- nahme am Kriege, sich auch ausgeschlossen sehen werde von der Mitentschei- duna Über, den Frieden. Die Wucht der politischen Folgen, welche ein so entscheidender Sieg der Perbündeten, wie wir ihn noch immer für thalsäch- lich währ halten, Mf die Lqge und Stellung aller größern Staaten Eu ropas, insbesondere aber der deutschen, äußern muß, drückt wesentlich an- ders auf Preußen als auf Oesterreich. Oesterreich wird dadurch nur zur Beschleunigung von Entschlüssen gedrängt werden, zu denen es sich unter andkrn Umständen noch längere Frist gegönnt hätte; seine Politik wird ge zeitigt, aber in, Grunde nicht verändert werden; es braucht nur den schon erhobenen Fuß etwas rascher niederzusetzen, um in gleicher Fronte mit den Westmächten vorzugchen. Der Lloyd, der vor noch nicht Halbjahresfrist von keiner territorialen Schmälerung Rußlands wissen wollte, spricht jetzt sehr entschieden von der „natürlichen Grenze", welche diesem Reiche am „Dnicstr" und zwar durch Oesterreich gezogen werden solle. Wer weiß, wie bald wir den österreichischen Doppeladler neben dem Halbmond in Bessarabien, auf russischem Boden, wehen sehen! Dagegen muß Preußen, wenn es den Federungen und Erwartungen der Westmächte gerecht werden will, mit seiner bisherigen Politik entschieden brechen. Thut cs dies nicht, so wird cs, wenn kein größerer Nachtheil ihm daraus erwächst, mindestens der Vortheile verlustig gehen, welche den activ am Kampfe theilnehmcndcn Staaten aus dieser Theilnahme beim künftigen Friedensschluß entsprießen, und welche Oesterreich in sehr kluger Weise sich zu sichern gewußt hat. Noch ein Zeitpunkt dürfte kommen, wo Preußen mit dem gleichen Vorthcil seine Hülfe anbietcn oder suchen lassen kann. Oesterreichs bewaffnete Kriegsbereit schaft und drohende Stellung gegen Rußland an der Donau hat es den Verbündeten möglich gemacht, ihr« ganzen Kräfte auf die Expedition nach der Krim zu verwenden. Der nächste große Feldzug wird wahrscheinlich gegen Kronstadt, vielleicht gegen Petersburg selbst gerichtet sein. Preußens Flankenstellung wird dann von der gleichen, ja von noch entscheidenderer Wichtigkeit für einen solchen Angriff sein. Hier könnte also Preußen sich einen vollen Antheil an dem Ruhme wie an der Ausbeute des Kampfes sichern, könnte den Vorrang, den ihm dermalen Oesterreich abgclaufen hat, vollkommen wieder quittmachen. Geht auch dieser zweite große Act vor sich, bevor noch Preußen aus seiner Unentschlossenheit herausgetreten ist, fällt Kronstadt, gleich Sewastopol, ohne Preußens Zuthun und Hülseleistung, dann dürfte leicht für letzteres der Moment vorüber sein, um noch mit Bor- thejl in das europäische Bündniß wiedercinzutreten, und es dürfte ihm bei der schließlichen Entscheidung über Europas künftige Gestaltung nur noch eine passiv«, keine aktive Nolle mehr zusallen. Deutschland. Frankfurt a. M., 4. Oct. Die Dividende, welche die Hombur ger Spielbank ihrer Aclieugesellschaft für das letzte Halbjahr soeben auszahlt, beträgt 199 Fl. und etliche Kreuzer; die höchste halbjährige Divi dende, welche seit dem Bestehen der Aktiengesellschaft erreicht wurde. (Köln.Z.) Preußen, Z Berlin, 6. Oct. Die österreichische Note ist hier cin- getroffen und man darf hiernach die einfache Zustimmung zu der in dem preußi schen Circular vom 21. Sept, enthaltenen Basis für unwahrscheinlich halten. (Vgl. Oesterreich.) Die Aufmerksamkeit wird durch das Zusammcnziehen der Truppen an der galizischen Grenze ebenso viel und mehr als durch das di plomatische Unterhandeln gefesselt. Man sieht einer entschiedenen Annähe rung Oesterreichs zum Westen entgegen und betrachtet das Verharren Preu ßens in isolircnder Neutralität auf die Dauer als unmöglich. Ein neues Protokoll zur Constatirung der moralischen Zufriedenheit mit den vier Punk ten hat augenscheinlich jetzt noch geringere Chancen als nach dem 6. Sept., zu welcher Zeit Lord Clarendon die Unzulänglichkeit desselben nicht ohne Nachdruck auseinandersetzte. Daß sich Preußen durch sein Verharren in der Neutralität von den Friedcnsunterhandlungen ausschließen würde, war dort schon früher ausgesprochen worden, und da sich in Deutschland die beiden Lager damit in Schach hielten, daß das eine Preußen mit der Stel lung außerhalb Europas, das andere Oesterreich mit der Stellung außer halb Deutschlands bedrohte, so steht abzuwarten, welche Sorge inmitten der rasch sich entwickelnden Ereignisse dm Ausschlag geben wird. — Die Stadt Memel ist am 4. Oct., Abends 7 Uhr, von einer Feuersbrunst hcimgesucht worden, welche, von einem Flachsspeicher am Ballastplatz ausgehend, bei starkem Nordwestwind den größten Theil der Stadt mit sämmtlichen drei Kirchen und der Vorstadt Bitte in Asche ge legt hat. DaS Feuer wüthete noch am 5. Oct. 3 Uhr Nachmittags fort und halte um diese Zeit auch sämmtliche Speicher aus dem Aschhofe ein- geäfchcrt. Das Posthaus war ebenfalls in Gefahr, die jedoch vorüber zu sein scheint, wenn der Wind nicht eine andere Richtung annehmen sollte. Oesterreich. Der Ost-Deutschen Post wird von einem berliner Cor- respondentcn die Antwort des wiener Cabincts auf die preußische Note vom 21. Sept, mitgetheilt. Der Korrespondent begleitet di« Ein sendung mit folgenden Worten: „Ich sende Ihnen heule eine authentische Abschrift der neuesten wiener Note, die vorgestern hier eintraf und die in den betreffenden Kreisen das höchste Aufsehen erregt. Die Sprach« dieses Actenstücks ist von einer so klaren Entschiedenheit, daß cs das ganze künstliche Geweee der letzten preußi schen Note vollkommen durchschneibet. Namentlich aber erregt der Schluß,
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