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Dresdner Journal : 01.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190205014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-01
- Monat1902-05
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1902
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' -'T---— > -—. — »e, Bet» Bezüge durch bSe ^tschLflrfttU» tnnertzalS -r«d,u» 2,so M (rinlchl. M 1 ß^vAMt^ M^elae Nummern »0 Pf HerauSgegeden vo« d« Avnigl. Expeditiov txS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1293. »rschetueur Werttag» muh». » Uhr. 1902 ^99 Donnerstag, den 1. Mai nachmittags Gebühren. Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. Wirb Zurückscndung der für die Schristleitung bestimmt«, «der von Kiefer nicht ei», geforderten Beitrüge bean- zprncht, io ist da» PostgeSd beizusüge«. AutAndt,nn,»«e»ii»re»< Di« Zeile kleiner Schrift der M 7 «al aefpallenen Antündi- ^SSAßZ S Iß 88 8 NÄV.*'°^A D- ^Len"LaumÄ"L V oeren maum au P, Amtlicher Teil. DreS-e«, 1. Mai. Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde, Herzog und Herzogin zu Sachsen, hiben heute die P-mzl. Billa in Hosterwitz und Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzog und Herzogin zu Sachsen, die WeinbergSvilla in Wachwitz bezogen. Se. Majestät der König haben Allergnädigft ge- mht, zu genehmigen, daß der LandgerichtSrath bei dem Landgerichte Chemnitz vr. Karl Walter Burdach vom !. Juni 1902 an zum Landgerichte Dresden velsetzt werde. Dresden, 26. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigft zu genehmigen geruht, daß der Hofprediger Konfistorialrat Klemm in Dresden da» ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge vo» Sachsen-Weimar verliehene Ritterkreuz 1. Abteilung des HauiordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken annehme und anlege. Wekanntrnachung, die Auszahlung der am 1. Juni 1902 fälligen Zinsen der Staatsschuld betreffend. Die am 1. Juni 1902 fälligen Zinsen der 3^ H Partialobligationen der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie von 1839/41 werden vom 15. dieses Monat» an gegen Rückgabe der zahlbaren ZinSscheine ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der StaatS- schuldenkasse in Dresden und der Lotterie-Dar- lehnSkasse in Leipzig, sowie bei den Bezirks steuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldis walde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzen berg, Flöha, Auerbach, Marienberg, OelSnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau, Eibenstock, Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden (und deren Filialen), bei der Dresdner Bank in Dresden (und deren Filialen), bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Waldheim (WaldHeimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neu stadt i. S., bei der Direktion der DiSconto-Gesell- schaft in Frankfurt a. M., bei der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt (und deren Zweig niederlassungen) und in Berlin bei der Dresdner Bank, bei der Direction der DiSconto-Gesellschaft, bei der Deutschen Bank (und deren Filialen), bei der Nationalbank für Deutschland, bei Herren Robert Warschauer u. Co. und bei der Bank für Handel und Industrie. Dresden, den 1. Mai 1902. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. ir«» vr. Mehnert. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadt Leipzig betreffend. Der Stadtrath zu Leipzig beabsichtigt, die von der II. Serie von 15 Millionen Mark der Stadt anleihe vom Jahre 1897 noch unbegebenen 10 Millionen Mark zum Zinsfuß von 3H vom Hundert als Serie II zu begeben durch Ausgabe von Schuldscheinen nach Maßgabe de» vorgelegten Anleihe- und Tilgungs planes in Abschnitten von 5000, 1000, 500, 300 und 100 M., welche auf den Inhaber lauten und seitens desselben unkündkar sind. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben hierzu die nach 8 795 de» Bürgerlichen Gesetzbuch» erforderliche Genehmigung ertheilt. Dre»den, den 26. April 1902. 4is« Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. Rüger. Gn»rium«geu, Versetzungen >e. im ösfeutl. Dienste. I» Geschäftsbereiche »eslRiniftert»«» »er Ktuanze«. Bei der Post-Berwaltuug sind ernannt worden: Spüret, Rother, Richter, Szeraw», Püschel, Brummt, vvlke, Schaarschmidt, Künzel, Zimmermann, Jentsch, Rettig, Koppehl, Lambert, Lickethahn, Lieiegang, Reinhold, Gerisch, Meyer, Reichel, Blümer, Wünsch, BSHme, Kühler, Thieme, Steinbach, Bierauer, Starke, Süß, Karg, v GlinSki, Rheinberger, Kla» wun, Metnerzhagen, Schulze, Cautiu«, Otto, Keller, Funcke, Lietzow, HenSler, Neumann. Lange, Reichard, Fritzsch, Mantzel, Dohrn, «Sltsch, Helwig,Bornhvst, Jensen, Schüser, F W Schmidt, Eckert, Kruse, L W. P Schmidt, Benthien, Kadgin, Meinke, Wendt, Stolz, Blanck, P. F. F K Schmidt und Handmann, zeilher gegen Tagegeld beschäftigte Bostassistenten, al» etat- müßige Popassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Post- dircktton Tqemnitz nichtamtlicher Teil. Arbeiter ««d Sozialdemokratie. Soeben hat die Sozialdemokratie wieder den Beweis geliefert, daß für sie, die sich als die wahre Arbeitervertretung bezeichnet und allen übrigen Parteien bestreitet, ehrliche Arbeiterfreunde zu sein, die Interessen der Arbeiterschaft erst in zweiter Linie stehen, daß für sie nicht die Fürsorge für diejenige Bevölkerung-klasse, der zu dienen sie vorgiebt, sondern die Agitation Selbstzweck ist. Obwohl die Seemannsordnung, wie wir bereits früher hervor gehoben haben, der Schiffsmannschaft große, von ihr sehnlichst erwartete Vorteile bietet, hat die sozial demokratische ReichStagsfraktion, der die starke Ver zögerung des Zustandekommens dieses wohlthätigen Gesetzes allein zuzuschreiben ist, in der Gesamt abstimmung den Entwurf geschlossen abgelehnt. Die Sozialdemokratie hätte also die SeemannSordnung, die ohnedies durch ihre Schuld ein volles Jahr später, als beabsichtigt war, in Kraft treten wird, gleich mütig scheitern lassen, wenn nicht die übrigen Par teien bedacht gewesen wären, ihr Zustandekommen zu sichern. Um also völlig unausführbare Forderungen aufrechtzuerhalten und sie für ihre Agitation ver werten zu können, haben die Sozialdemokraten die Interessen der Seeleute mit Nichtachtung behandelt. Unter den Schiffsmannschaften wird es nur wenige geben, die mit den sozialdemokratischen Forderungen Unverstanden sind. Jeder erfahrene Seemann weiß, daß die Bethütigung des Streikrechts aus der Fahrt, wie eS die Sozialdemokraten beantragt hatten, eine bedeutende Gefahr für da» Scdiff wie für die Be mannung darstellen würde, und daß eine Seemann»- ordnung, die mit einer solchen Bestimmung belastet worden wäre, niemals die Zustimmung de» Bundes- rat» erlangt hätte. Trotzdem bestand die Sozial demokratie grundsätzlich auf dieser und mancher ähn lichen Forderung, nicht im Interesse der Seeleute, sondern aus rein politischen, agitatorischen Gründen. Schon bisher haben die Sozialdemokraten gegen alle Gesetze gestimmt, die zu dem Zwecke erlassen worden sind, die Lage der Lohnarbeiter zu verbessern, sie bei der Ausübung ihres Beruf» zu schützen und gegen Krankheit, Unfälle, Invalidität und AlterS- beschwerden zu sichern. Die Ablehnung der See mannSordnung durch die Sozialdemokratie vervoll ständigt nur daS Bild einer sogenannten wahren Arbeiterpartei, die angeblich die Arbeitersürsorge der verbündeten Regierungen und sämtlicher anderen politischen Parteien in Schatten stellt. ES ist rätsel haft, au» welchem Grunde der größte Teil unserer gewerblichen Arbeiterbevölkerung noch immer in der Sozialdemokratie diejenige Partei erblickt, v»n der all ihr Heil zu erwarten sei. Würden die Arbeiter nur die Augen öffnen und unbefangen urteilen, so müßten sie bald einsehen, daß sie durch die sozial demokratische Partei auf da- Schnödeste irregeführt werden. Wie in ihrem Programm, so dienen auch bei ihrer Agitation die Forderungen zu Gunsten der Arbeiter nur al» Vorspann für die politischen Be strebungen der Sozialdemokratie, und darum befolgt sie auch die Taktik, diese Forderungen immer zu Über spannen und dar gebotene Gute durch die Forderung von angeblich Besserem, aber Unerfüllbarem herab zusetzen und schließlich zurückzuweisen. WaS bis jetzt an thatsächlichen und wahrlich nicht geringen Vorteilen für die Arbeiterschaft erreicht worden ist, haben die verbündeten Regierungen im Vereine mit den „bürgerlichen" Parteien und gegen den Wider stand der Sozialdemokratie geleistet. Die Arbeiterschaft soll an die Fahne der Sozial- dsmokr^ie gefesselt werden, um al» Kampftruppe wr irdischen, f^.f—volutionären Ziele Verwendung zu finden. Die Sozialdemokratie ist keine Partei der sozialen Reform, sondern eine Kampfpartei. Darum sprach auch der Abgeordnete Bebel schon vor einigen Jahren das bezeichnende Wort: Geben Sie uns unbeschränkte Koalitionsfreiheit, so schenken wir Ihnen die ganze Arbeiterversicherung. Daß ein solcher Tausch nicht im Interesse der Ar beiter liegen würde, braucht nicht erst näher begrün det zu werden, daß aber die Arbeiterschaft durch diesen Ausspruch, der übrigens in der jetzigen Reichs tagssession von anderen sozialdemokratischen Führern wiederholt worden ist, immer noch nicht stutzig ge worden ist, ist seltsam. Hat man denn in verstän digen, urteilsfähigen Arbeiterkreisen die Frage noch niemals erwogen, welches eigentliche Ziel der Klossenkampf, den die Sozialdemokratie unablässig organisiert, wirklich verfolgt? Glaubt man denn thatsächlich, daß die unter sozialdemokratischer Kon trolle stehenden Gewerkschaften nur dazu da sind, die materiellen Interessen der Arbeiter zu vertreten? Ein Blick auf die belgische Wahlrechtsbewegung und auf die dabei wieder an den Tag gekommene Solidarität der internaiionalen Arbeiterbewegung ist sehr geeignet, alle Zweifel über die wirklichen Ziele der Sozialdemokratie zu lösen. Wie im „Vorwärts" feftqestellt worden ist, war der Zweck de» revolutio ¬ nären Vorgehens in Belgien nicht ausschließlich der, auf eine Wahlrechtsreform hinzuwirken, sondern er stellte den „entschiedensten Klassenkampf", den Kampf zur Erreichung der politischen Macht dar. In diesem Kampfe, der den deutschen Sozialdemokraten al» Muster hingestellt wurde, hat die Parteileitung der deutschen sozialdemokratischen Partei die belgischen Gesinnungsgenossen nach Kräften untei stützt, sie ist durch Entsendung zweier Parlamentarier auS ihren Reihen mit der belgischen Klassenkampsleuung in enge Fühlung getreten. Die deutschen Gewerkschaften aber waren die ersten, an die sich der Appell der belgischen Arbeiterpartei zur Unterstützung ihrer revolutionären Bewegung richtete. Aus den Be trachtungen, die der Niederlage der belgischen „Arbeiterpartei" in der deutschen sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Presse gewidmet werden, geht denn auch klar hervor, daß die deutsche Sozialdemo kratie nicht das revolutionäre Unternehmen selbst verurteilt, sondern daß sie nur mit der dabei ver folgten Taktik und mit dessen. ungenügender Vor bereitung unzufrieden ist. Hätten die belgischen Auf rührer gesiegt, so würden sie heute al» Htlden und Muster ebenso gefeiert werden, wie man alljährlich in der Sozialdemokratie die Pariser Kommunarden und die Revolutionäre von 1848 feiert. Aus alle dem geh: hervor, daß die Sozialdemokratie revolutio näre Ziele verfolgt und die Arbeiterschaft nur für ihre politischen Zwecke auSnutzt. Möchte der Arbeiter schaft endlich die Erkenntnis darüber aufgehen, daß ihre Jnteresien bei der sozialdemokratischen Partei in den denkbar schlechtesten Händen sind! Die Z«ckerste«er-Vorlage. Dem Reichstage ist nunmehr der am S März d.J. in Brüste! zwischen dem Deutschen Reiche, Oester reich-Ungarn, Belgien, Spanien, Frankreich, Groß britannien, Italien, den Niederlanden sowie Schweden und Norwegen abgeschloffene Vertrag über die Behand lung de» Zuckers, sowie der Entwurf eine» Gesetze» wegen der infolge diese» Vertrage« notwendig gewordenen Abänderung unsere« Zuckersteuergrsetze« zur verfaffungS- mäßigen Beschlußfassung zugegangen Die Haupt- besttmmungen de« Vertrag« sind bekanntlich die Auf hebung aller direkten und indirekten Ausfuhrprämien auf Zucker und die Herabsetzung de« Urbercoil« auf Zucker, d. h de« Mehrbetrags de» Ziagan„«^ll? gegen die innere VerbrauchSbesteuerung, auf höchsten« 6 Frc» für raffinierten Lucker zur Verhütung von Kartell- Prämien. Der zugleich dem Reichstage vorgelegte Ge setzentwurf wegen Abänderung de« Zucker steuergesetze« lautet: Artikel t. Ter zweite und dritte Teil (ZK SL bi« 7S) de« ZuckerstruergefetzlS vom 27.Mai18S6 werden ausgehoben. Artikel 2 Die Zuckersteuer (8 2 Absatz 1 de« Gesetze«) wird aus 16 M. von 100 lrx Reingewicht ftstgejetzt. Artikel 3. Wird Zucker, der vor Inkrafttreten diese« Ge- setze« in eine Niederlage ausgenommen worden ist, nach dem genannten Zeitpunkte in den sreirn Berkehr oder rn eine Zuckerfabrik übergesührt, so ist der daraus gewährte Ausfuhr zuschuß zurackzuzahlen. Artikel 4. Diese« Gesetz tritt gleichzeitig mit dem am S März 1S02 in Brüssel zwischen dem Reiche und einer Anzahl anderer Staaten abgeschlossenen Bulrag über die Behandlung de« Zucker« in Kraft. Dem Vertrag und dem Gesetzentwürfe sind eine Denkschrift und folgende Anlagen beigegeben: Berech nung der deutschen Prämien für Zucker seit 1877; deutsche Zuckerausfuhr in den letzten 10 Jahren; monat licher Verbrauch an inländischem Zucker seit 1 April 1897; Ueberficht über den Betrieb«umfang der deutschen Zuckerfabriken seit 1880 und 1881; Statistik de«Zucker- verkehr« in den am Brüsseler Vertrage beterligten Staaten und in den englischen Kolonien. Der Denk schrift entnehmen wir folgende«: Kunst und Wissenschaft. Nervensystem und Berufswahl. Nur bei einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Menschen wird die Berufswahl durch einen mächtigen, von mnen heraus offenbarten Trieb noch einer be stimmten Richtung geleitet. Bei der überwiegenden Mehrheit sprechen der Zufall oder äußere Einflüsse ein sehr gewichtige«, häufig sogar da« ausschlaggebende Wort mit Die Eltern haben in dieser Beziehung eine ganz besonders schwere Verantwortung, da e« ihrem Ermessen zunächst anheimgestellt ist, das Interesse ihrer Kinder in eine geeignet« Bahn zu lenken und so für sie einen Beruf ausfindig zu machen, in dem sie später etwa« Nützliche« leisten und auch sich glücklich fühlen könne« Zur Beantwortung der n"chtia»n Frage «ach der Berufswahl ihrer Kinder müssen di« Eltern deren Veranlagung kennen und außerdem ihre Er- fahrunge« vo« den verschiedenen Berufen berücksichtigen. Durch den Vergleich dieser beiden gegebenen Faktoren werden sie dann den Schluß darauf gewinnen, welche Berufsstellung di« paffendst« für den werdenden Bürger der Gesellschaft sein dürfte Ueber die Punkte, die da bei iM berücksichtigen sind, sprach sich vr. Eduard Hirt, München, kürzlich in den „Blättern für VolkS- jrlundheitSpfleg," au«, indem er hauptsächlich darauf aufmerksam macht, daß die nervöse Veranlagung eine« Menschen rn ganz besonderem Maße beachtet »erdn, sollte, ehe über die Berufswahl des Br- trrffenden entschieden wird Die Klagen über «inen verfehlten Beruf, so sagt vr Hirt, und die Klagen über schlechte Nerven find heute gleich häufig, und schan au« der einen Thatsache, daß e« ganz die selbe« Leut« zu s«in pflegen, die über ihre Nerven wie »brr ihren Beruf jammern, wäre mit Wahrscheinlichst aus einen inneren Zusammenhang dieser L-»o«n zu schließen. E« soll nun an einigen Beispielen, die durch aus au« dem Leben gegriffen sind, darauf hingedeutet werden, daß Nervenleiden einerseits durch Erlebnisse in einem nicht paffenden Beruf erzeugt, anderseits durch eine richtige Berufswahl vermieden werden können Daß d«r persönlichen Neigung eine« jungen Menschen bei der Entscheidung über die Zukunst seiner Arbeit und seine« Leben» ein weitgehender Einfluß gewahrt werden soll, ist ein wohl allgemein anerkannter Grund satz Wenn die tägliche Arbeit nur «rzwungen und widerwillig geleistet wird, kann «ine günstig« Entwickelung der Leistungsfähigkeit und ei» Wohlbefinden de» Menschen nicht bestehen Die innere Neigung sollte also den Ausschlag geben, wenn sie als gesund angenommen werden kann Ader auch da« Gegenteil tritt ost genug ein, nämlich eine Schädigung der Nerven in einem mit Lust und Liebe au«geübten Beruf Wenn jemand derart in seinem Streben aufgeht, daß er sich mit der Be- meffuna der Arbeitszeit und des Arbeitstempos gar keine Schonung auferlegt, so wird er gerade durch seine Begeisterung für den Beruf Schaden nehmen, indem mit Notwendigkeit allmählich eine Erschöpfung der Nerven eintritt Da« find die Menschen, die vr Hirt al« die Invaliden auf dem Schlachtfeld« de« Kampfe« der Geister bezeichnet E« ist oben die Wendung ge braucht worden, einer Neigung sollte stattgegrbrn werden, wenn fie al« gesund angenommen werden kann, man könnte auch sagen: wenn der Mensch selbst al« völlig nervengesund betrachtet werden kann Wa« heißt da» nun aber? Welche« find die Merkmale für eine voll- kommnr Gesundheit der Nerven?— Bei einer großen Reihe von Menschen wird darüber niemand im Zweifel sein, daß ihr Nervensystem gänzlich gesund ist, wie e« anderseits von einer mindesten« ebenso großen Reihe feststrht, daß die N«rven sich in einem nicht g«sunden Zustande be- finden Zwischen diesen beiden Gegensätzen steht aber oi« grvtze Zahl oeirr, v»e eben geraoe noch gesund zu nennen sind. Da« sind meist Menschen aus nervösen Familien, bei denen eine besondere Veranlagung vor handen ist, die sich in einem gewissermaßen labilen Zu stande deS Nervensystem« äußert Diese Veranlagung zeigt sich zuweilen in auffallender, geradezu genial zu nennender Begabung, anderseit« kommen Sonderlinge und gänzlich verkommene Glieder in solchen nervösen Familien vor Jedenfalls ist in diesem Falle die Rück sichtnahme auf den Nervenzustand bei der Berufswahl von allergrößter Bedeutung, da schon «in geringer Reiz, der dauernd auf solche Menschen einwirkt, für fie ver hängnisvoll werden kann. Hier wäre e«, wo die Eltern oder Erzieher, die bei der Berufswahl ein letzte« Wort mitzusprechen haben, einen Arzt zu Rate ziehen sollten, der möglichst den betreffenden jungen Menschen schon seit längerer Zeit kennen und beobachtet haben muß E« lassen sich verschiedene Typen nervenschwacher Naturen unterscheiden Eine gemeinsame Eigenschaft oller ist die große Empfindlichkeit gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Da« ist bei der Berufswahl zunächst in Rechnung zu ziehen. Berufe, die eine häufige und stark« Verlockung zu größerem Genuß berauschend«» Ge tränk« darbieten, sollten daher von nervös veranlagten Leuten gemieden werden; dazu gehören also da« Gewerbe de« Gastwirts, der Matrosen- und Soldatendienst, der Stand der Fuhrleute und Geschäftsreisenden E» darf ihnen auch durch ihren Beruf nicht die Zeit zu Schlaf und Erholung verkürzt werden, wie das bei Eisenbahn beamten, Krankenwärtern und Kellnern der Fall ist Auch da« Studentenleben kann in diesem Zusammenhang« besondere Gefahren bieten, wie genugsam bekannt ist Sehr bedeutsam ist ferner der Umstand, daß ein nerven schwacher Mensch nicht einen Beruf ergreifen sollte, in dem er dauernd mit Sorgen zu kämpfen hat Da« ist ja nicht immer zu vermeiden, aber bei einigen BerusS- arten währt e« doch länger bi« zum Ziel «iner behag lichen wlrtlchaftlichen Selbständigkeit al» be» anderen Gerade die gelehrten Berufe werden unbemittelten jungen Leuten au« diesem Grunde häufig vrrhängni«- voll Nur sehr gesunde Naturen vermögen sich der dauernden Entbehrungen durch dir Jahre auf der Schule und auf der Universität durchzuarbeiten, wenn fie sich noch neben ihrem Studium durch Stundengeben, durch Stenographieren, durch Kanzleiarbeiten und ähnliche« ihren Unterhalt vier wenigsten« einen wesentliche» Zu schuß erwerbe» müssen Daß für nervöse Menschen solche Berufe nicht taugen, die besondere körperliche An strengungen oder Vergiftung»gefahren mit sich bringen, versteht sich von selbst Sehr lehrreich sind die besonderen Au«führungen von vr Hirt über die Typen der Nervöse». An die Spitze stellt er die Klaff« von Menschen, di« sich über jede Kleinigkeit aufregen Scho» in der Kindheit treten bei den so Veranlagten deutliche Anzeichen übermäßiger und daher ungesunder Erregbarkeit auf: unruhiger Schlaf, Reizbarkeit, ängstliche« Wesen, häufige Zerstreutheit, Kopfschmerzen rc. Hier sollte bei der Beruf«wahl mit großer Vorsicht verfabren werden. Da« Studium eine« grlehrten Beruf« paßt ebensowenig wie di« aufregende Thätigkeit de« spekulierenden G»schäft«mann« und wie die Berufe, die starke Anforderungen an die Leistung«. fähigk«it einz«lner Muskeln stellen; letztere sind deshalb ,u vermeiden, weil dadurch häufig die Entstehung von Lähmungen oder schmerzhaften Krämpfen bedingt wird Da« beste Rezept für solche junge Leute ist di« Behinder- ung ein«r zu frühen geistigen Reife. Im übrigen sollte» Brrufe gewählt werden, die von Aufregungen möglichst frei sind, etwa die Thätigkeit einer« Gärtner«, eine« Landmann«, eine« Förster« oder gewisser Vertreter eine« Handwerk«. Eine weitere Gruppe bilden die Menschen, die von früher Jugend an einer Art von Trübsinn leiden Sie wittern überall Unglück und Miß handlung und werd«« ihre« Leden» nicht froh; fie neigen
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