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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271027019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927102701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271027
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927102701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-10
- Tag1927-10-27
- Monat1927-10
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1927
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rr. Jahr,«,«. ««« Donnerotag, S7. vklober 1S27 Gegründel 185« Drabtanlckrtft, BachoUdto« Voo«»»» F»nNvr»L^-Samm«lnum«»r, »» »»1 Nur kür NacktorlorLck», »voll Ltu»el»u«»«r to Vtovvt» Lau» l^o Mt. unaiorbülir. SchrtMriNma und LarwIgesList,stelle: Marteustraste ,« »» Druck u. Verlas von Lirvlck ck Reickardt tn Dre»d«« Postscheck-Konto lvs« Droodea Nachdruck nur «tt deutlicher Quelleuansab« t.Dre»dner Nachr.'t »ulllsst,. Unverlanate Schriftstücke werden nicht auibrwabrt. k-ür Spareinlagen — «nutz kleine vetrSgs —. gute Verrlnsung vresäner Uanäelsbanli A.-0. - - <»«>ea»»ck«t roro »l» a. " .u?ö vankgesckatten inäi visuelle uneigennützige Derstung Ostrs-ÜIlee 9/11 — 8t3ät. Viek- unä 8cklr»cktko1 — kllssplstr 3 — Xslserstrske 11 — krager 8trsve 26 — 1»kn8trsüe 8 — SroümsrktksUe Lw«rgnt«<1v>7l»ssL»ng, VsulLSn, HA«st«vsasss s Zer Mörder Petljuras sreigesprochen. Kn Werft angespannter Reichsetat für IM. - S8 oder 146 Spfer der Mafalda-Katastrophe? Aicht der Mörder, der Ermordet« M schnitt,! Paris, r«. Okt. Im Pctljura-Prozetz ist heute abend der Angeklagte Schwarzbard. der de« «rkraiuische« General Petlinr« getdtet hat, sreigesprochen morde«. Das Urteil »nrbe mit großem Beifall ausgenommen. Die Ge schworene« habe« sich der Aufsagung der Berteidignng ange, schloffen und die Schuldfrage verneint. Schwarzbard wnrde lediglich »« 1 Fra « kSchadenersatz. de« er an di« Zivil- parteie« zu zahle« hat, verurteilt. An Erwartung de» ÜrteilSsprucheS halte sich eine tzußer- ordentlich zahlreiche Menschenmenge vor dem Justizpalast an« gesammelt. Die aufgestellten Posten konnten des ungeheuren Andranges nicht Herr werden. Durch die Korridore, die zu dem Berhanblungssaale führen, drängte sich eine kompakte Menschenmenge gewaltsam bis zu den Eingängen vor. Sie wurde von der Wache mit Fanstschlägen znrückgetrieben. Auch im Gerichtssaale selbst herrschte eine erstaunliche Dtszi« plinlofigkeit. Nur mit Mühe gelang es den Zeugen und An- wällen, ihre Plätze zu erreichen. Bet Eröffnung der Ver handlung erklärte der Vorsitzende Flory, daß er im stalle der geringsten Unruhe den Saal räumen lassen werde. Dar auf verlas er die fünf Schuldfragen an die Geschworenen. Als erster erhielt der Berteidiger der ZivilklLgcrpartei, Anwalt Wil«, das Wort zu längeren Ausführungen. Er be, gann seine Rede mit einem Angriff gegen die Juden und er klärte, lebe Rasse und jedes Volk wähle sich nach eigenem Geschmack seine Helden. Israel habe sich Schwarzbard zum Helden auserkoren. Er befürchte, daß diese Wahl ihm Un glück bringen werde. Der Redner unterwarf dann die Glaub. Würdigkeit der Zeugen einer scharfen Kritik. Die Zeugen wären ohne Ausnahme Russen gewesen, die der leidenschaft lichen Anteilnahme an den Vorgängen verdächtig seien. Er schilderte weiter die politische Lage in der Ukraine und sagte dabet, baß unter den damals herrschenden Verhältnissen keine Regierung tn der Lage gewesen wäre, Pogrome zu ver- hindern. Für ihn sei es erwiesen, baß Schwarzbard in sündige« Beziehungen z« de« Bolschewisten stand. Pctljura sei ermordet worden, weil er einer der her vorragendsten Gegner des Bolschewismus war. Im Augen, blick -er Tat hätte eine unbekannte Persönlichkeit Schwarz. bard geholfen. Sie hätte ihn durch einen Telephonanruf auf- merksam gemacht, daß es Zeit zum Handeln sei, und nach der Verhaftung Schwarzbards dessen Frau durch einen Rohrpost brief, der vor der Tat geschrieben worden war, benachrichtigt. Wilm schloß mit den Worten, baß es für ihn feststehe, baß Petljura von den Sowjets durch die Hand Schwarz, bards ermordet worden sei. Der zweite Anwalt der ZlvilklSgerpartei, Campinchi, er- klärte u. a., daß nicht ein einziges Dokument gefunden worden sei» das den Beweis erbrachte, daß Petljura Pogrome befohlen hätte. Auch er sei ein Gegner der Judenpogrome, um die eS sich aber tn diesem Prozeß nicht handle. Schwarzbard hätte die Behauptung anfgestellt. daß er eine« Mörder getötet habe, doch hätte er keinen Beweis dafür erbringen können. Ketne zivilisierte Nation gewähre ihren Staatsangehörigen daS Recht, einen Menschen zu töten, der Massaker- geduldet hätte.> Petljura sei nicht ermordet worden, weil er ein Henker, sondern weil er ein Staatsoberhaupt war. Der Redner verlangte hierauf die Verurteilung des Angeklagten. Die Plädoyers wurden sodann vom Vorsitzenden auf kurze Zeit unterbrochen. Nach Wiederbeginn der Verhand lung erhielt der Staatsanwalt Reqnand das Wort, der mit schärfsten Worten die Verurteilung Schwarzbards verlangte. AIS Petljura nach Parts gekommen sei, sei er nur noch der Schatten eines großen Namens gewesen. Er schloß seine Rede mit den pathetischen Worten: Bei derartigen Verbrechen hat man nur einen Gedanken: die Augen zum Himmel zu erheben, aber der Simmel liegt dunkel und anwortet nicht! Nach der Rebe des Staatsanwalts ergriff der Berteidiger »eS Angeklagte«, TorreS, das Wort. Er gab eine lebendige Schilderung der Verbrechen durch die Soldaten und Kosaken unter der Parole: »Es lebe unser kleiner Zar Petljura!" Der Redner schilderte dann die Judenpogrome und schloß fein Plädoyer schließlich mit den Worten: Wenn ihr den An geklagten nicht freisprecht, so werdet ihr den tieferen Sinn dieses Prozesses fälschen, und ihr werdet auch die Gesinnung Frankreichs fälschen. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo sich die Stimme Frank reichs erheben soll. Sie wird nicht geschmälert aus dieser Handlung hervorgehen. Die Schlußworte TorreS' wurden mit großem Beifall ausgenommen, so daß sich der Präsident gezwungen sah, den Saal räumen zu lassen. Hierauf zogen sich die Ge schworenen in den Beratungssaal zurück und verkündeten nach dreiviertelstündiger Beratung die Verneinung der Schuldfragen. Bolschewistische Geislesknechtung. Ein flammender Notruf der nichtkommunistischen russi schen Schriftsteller, der, den Späheraugen der sowjetisttschen Spione zum Trotz, unter schweren Mühen und Gefahren seiner Urheber den Weg ins Ausland gefunden hat. dringt an das Ohr der westlichen Kulturwelt. Er ist erschütternd in seiner tiefen Trostlosigkeit, ergreifend durch die Gewalt der seelischen Energie, womit das gefesselte geistige Prinzip nach Befreiung schreit aus der dumpfen erstickenden Enge eines schrecklichen Kerkers, in den es durch den bolschewistischen Terror geworfen wurde. Was bisher über die Zustände in Sowjetrußland bekannt geworden ist. beschränkt sich fast aus schließlich auf das wirtschaftliche und soziale Gebiet. Um darüber ein einigermaßen zutreffendes Urteil zu gewinnen, darf man sich freilich nicht auf die Berichte von Kommissionen verlasse», die von der Moskauer Regierung eingeladen wer den, um bestimmte, von den politischen Machthabern der Sow jetrepublik gewollte Eindrücke aufzunehmen, die durch die Vorführung Potemkinscher Dörfer erzeugt werden. Man muß vielmehr auf die spärlichen Schilderungen von solchen Leuten zurückgreifen, die sich auf eigene Hand mit dem ernsten Willen zur Wahrheitserforschung in dem Riesenreiche umsehen. Da erkennt mag dann, daß das sowjetistische System alles andere eher vermag, als die ihm Unterworfenen in einen Zustand wirtschaftlich-sozialer Glückseligkeit zu versetzen. Ueber Sem Materiellen aber hat die nach Aufklärung über Rußland be gierige westliche Welt das Ideelle vergessen. Man hat be- fremdlicherwelse nicht daran gedacht, nach dem Schicksal der russischen Intelligenz, der Künstler, Gelehrten, Schriftsteller zu forschen. Vielleicht, weil man glaubte, baß auf dem intellek tuellen Nährboden, der uns die unsterblichen Werke von Tolstoi, Dostojewski, Gogol beschert hat, auch heute noch zum mindesten ein gewisses Maß von Geistesfreiheit herrschen müßte? Wer das gedacht hat, wirb durch den Notruf der russischen Schriftsteller belehrt, in welcher verhängnisvollen Täuschung er befangen war. Zwar sind auch fremde Schrift- steiler gelegentlich in Rußland gewesen, aber sie waren Gäste der Moskauer Negierung, die ihnen keinen Blick hinter die Kulissen gestattete. So erheben denn nun die russischen Schrift- steller, die in der Zwangsjacke der bolschewistischen Geistes knechtung stecken, selbst ihre Stimme und rufen ihren Kollegen draußen vorwurfsvoll zu: »Wißt ihr nicht. Saß unser freies Wort in einem Kerker schmachtet, dem Kerker der kom munistischen Zensur? Saht ihr bei euren Besuchen nichts und begriffet nichts? Es schmerzt uns der Gedanke, baß das Klingen der offiziellen Gläser mit dem offiziellen Cham- pagner, mit dem Rußland die ausländischen Schriftsteller bewirtete, das Klirren der Ketten übertönt hat, in die unsere Literatur und bas gesamte russische Volk geschlagen sind." Und dann folgt die genaue Darlegung der sowjetisttschen Tortur stadien, die jedes geistige Erzeugnis ohne Unterschied in dem russischen „Kommunistcnparadtes" durchlaufen muß. Man höret Im Sowjetstaate ist jede Aeußerung geistiger Tätigkeit die sich irgendwie von dem Boden -eS krassesten Materialis mus entfernt, streng verpönt. Der Idealismus, ein star ker WesenSteil der russischen Literatur, wird als Staats verbrechen betrachtet. Die russischen Klassiker, die ihn ver treten, werden aus allen Büchereien ausgemerzt,' ebenso ergeht es den Werken der Historiker und Philosophen, dt« den Materialismus verurteilen. Zeitgenössische Schriftsteller, bi« des Idealismus »verdächtigt" werden, sind jeder Möglich keit und jeder Hoffnung beraubt, ihre Werke herauSgebe» zu können. Diese Intellektuellen werden als Feinde und Zet- störe» der bolschewistischen Gesellschaftsordnung aus allem Stellungen vertrieben nnb durch einen erbarmungslosen Druck auf den Magen der Verzweiflung in die Arme getrieben. Jedes für den Druck bestimmte Manuskript muß zunächst tn zwei Ausfertigungen der Zensur unterbreitet werden. Nach der Drucklegung geht das Erzeugnis wieder zur Zensur, um nochmals genau durchgesehen zu werben. Es kommt vor. daß einzelne Sätze, ja selbst etnzelnc Worte, deren Ausmerzung übersehen wird, bet der zweiten Zensur die Beschlagnahme der gesamten Auflage zur Folge haben. Sämtliche Druck werke, ohne jede Ausnahme, müssen von der Zensur gut- geheißen werden, sogar wissenschaftltche Spezialwerke der Chemie, der Astronomie, der Mathematik, ja. selbst Visiten, karten unterliegen diesem unerhörten Zwange. Um einen Verlag zu begründen, bedarf e» ebenfalls einer besonder«« behördlichen Genehmigung, di« auch an wiffenfchastliche Ver leger nur für die Dauer von höchsten« zwei Jahren erteilt Die Schifsskataftrophe vor Bahia. Noch Leine Sicherheit über die Zahl -er Todesopier. London, r«. Okt. Die bisher hier vorliegende» v«, richte über de» Untergang der „Principeffa Mafalda" gebe» «och immer kein klares Bild über bi« Zahl der Todesopfer. Während verschiedene Meldungen »o« etwa 566 Vermißte« spreche«, besagt ei« Knnksprnch d«S sranzö» sische« Dampfers „Formale", daß nahezu alle Paffagiere und die Mannschaft gerettet worden seien. lieber den Untergang des Schiffes »erde« «och folgende Einzelheiten bekannt: Die Katastrophe ereignete sich gegen 7 Uhr abends, al» die Paffagiere bet« Abendessen »ersammelt waren. Das Schiff ist ««scheinend sehr schnell «ntergegange«, f» daß »in Teil der von Panik ergriffene« Paffagiere nicht mehr in der Lage war, di« RettnngSboote »« erreiche«, «« die sich »wische« be« übrigen Passagiere« einwilderKampf ent. span». Sine ganze Anzahl Passagiere sprang mit Schwimm» aiirtel versehe« über Bord. Der vordfnnker »ersah seine« Dienst bis znm letzte« Augenblick und sandte Hilferufe «ach alle« Seite« ans, die auch von zahlreiche« Schiffe« ansgesangen wurde«. Alle Geretteten, angeblich Till an der Zahl, sind «ach Rio de Janeiro gebracht worden, von den Ri8 Passagiere« benutzten 58 die erste «nb 8V die zwette Klaffe. Die restliche» 887 waren Zwischendeckpaffagiere, vorwiegend Auswanderer nach Argentinien. Von dem Londoner Büro der „Navtgazione Generale ytaltana" wirb erklärt, daß aus dem Schiss alle modernen Sicherheit-Vorkehrungen getrvsscn waren und baß eS nur durch Zusammentreffen einer Reihe außerordentlich Unglück- sicher Umstände möglich war. baß eine so große Zahl von Per sonen bet dem Untergang be» Schisse» ihr Leben verlor. Ein wetterer stunksprnch eine« der am Rettungswerk be- tetltgten Schisse bestätigt, baß der Untergang aus eine Kesselexplosion zurückzusühren ist. Dagegen steht noch nicht fest, ob die Explosion durch das Auflaufen des Dampfers aus ein Felsenriff ober durch Ueberflutung des Maschinen raumes infolge eines Schraubenbruches verursacht wurde. Bor dem Büro von Lloyds wartet eine große Menschenmenge auf neue Meldungen über die Katastrophe. Der GchiffSver- stcherungSmarkt tn London erleidet durch den Untergang der .Hrincipessa Mafalda" beträchtlichen Schaden. Der Schiffs- kürper war mit 80 000 Pfund Sterling in Italien versichert. Italienische Gesellschaften waren Rückversicherungen in Lon don eingegangen. Auch die Ladung des Dampfers ist mit einer bedeutenden Summe versichert gewesen. Zensierte Mel-unqen! Berlin, 26. Okt. Die letzten aus Neuyork und anderen Orten vorliegenden Meldungen über die Zahl der Opfer bei dem Untergange der „Mafalda" lassen noch immer keine Schlüsse auf den wirklichen Umfang der Katastrophe zu. F?st steht bisher nur so viel, daß der französische Damvfer „For - mosa" övv Gerettete an Bord genommen hat; der deutsche Dampfer „Altona", -er kur- nach der „Formosa" an der Unglücksstelle eintraf, soll 2VV Gerettete an Bord genommen haben. Während eine scheinbar offizielle Meldnng «och vor kurzem von nnr 58 Loten sprach, liegt jetzt eine Ren» vorker Meldung vor, wonach 1«S Todesopfer ,« beklage« seien. Wie weiter gemeldet wirb, sollen sämtliche Passagiere der ersten Klasse gerettet sein. Nach anderen Berichten be finden sich unter den Toten 80 Mann der Besatzung, die zur Zeit der Kesselexploston im Maschtnenraume tätig waren. SS muß darauf hingewiesen werben, baß anscheinend nnr zensierte Nachrichten durchgelassen werben. Wie ein Gerücht besagt, soll ber italienische Botschafter die brasilia- Nische Regierung um Zensur gebeten haben, bi» endgültige Klarheit über das Unglück herrscht.
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