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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189208146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-14
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1892
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Abon«eme«tspreiS te der Haaptrrvedttto» oder de» t» Stod^ deurt und dr» Vororten errichteten Au«, -ebtstellen «bgeholt: vierteljährlich „<l4.bH bei zweimaliger täglicher Zusiellung ins bchL auS ->t Durch die Post sür Deutschland and Oesterreich: viertel,ädrltch » 6.—. Direct» täglich« Kreuzbondieudung tn« >u«laad: monatlich . DI« Morgeu-AuSgab« «schont täglich'/,7 Uhr» di« Abend-Ausgabe Wochentag« b Uhr. Ledactioa »vtz LrveLUio«: AedartneSgaS» t4. v.« Filialea: vtt« ««mm » Sorti«. (NlsMtz O«t»)p Universttätlstrah» d. tMgcr Laut« kösche. ikthartaatstr. 11, pari, »ob MM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. »««»»platz 7. Sonntag den 14. August 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die beiden Obergeschosse und das Dachgeschoß de« rechten Seitengebäude« im städtischen Grundstück UniversitätSstraße Nr. 20 sollen Donnerstag, drn 18. ds. MtS.» vormittags 11 Uhr im Saale der Allen Waage, Katharinenstraße Nr. 1, II. Obergeschoß, aus den Abbruch versteigert werden. Dte Bersteigerungsbcdingungen liegen von seht ab bei der Hoch» bauverwaltung unseres Bauaims zur Einsichtnahme aus. Die Besichtigung des abzubrcchcnden Gcbäudetheiles kann am 16. und 17. ds. MtS. vormittags von 11—12 Uhr erfolgen. Leipzig, deu 1. August 1892. Der Rath drr Ttadt Leipzig. vr. Tröudlin. Ürumbiegel. Bekanntmachung, betreffend die Festsetzung de- ortsüblichen TagelohneS gewöhnlicher Tagearbetter für dre Stadt Leipzig und die außerdem zum Bezirk der Ortskraukencassr für Leipzig und Umgegend gehörigen Land gemeinden und Gutsbezirke. Nachdem die königliche Kreishauptmannschast Leipzig gemäß 8. 8 des Ärankenvcrsicherungsgesetzes in der Fassung vom 10. April 1892 den ortsüblichen Togeiohn anderweit festgesetzt und eS für den Bezirk der oben genannten Lasse bei den bisherigen Sätzen, nämlich für männlich« erwachsene Arbeiter von 2 — -H. » weibliche » Arbeiierinnea « 1 . 33V, - » männliche jugendlich« Arbeiter » — » 83'/, » » weibliche « Arbeiterinnen » — » 83'/, » vnd » Kinder beiderlei Geschlechts unter 14 Jahren « — - 50 » belaßen hat, so wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kennt»! gebracht, daß diese Sätze auch nach dem 1. Januar 1893 in Kraft verbleiben. Leipzig, am IS. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. (KraukeiiversichcruligSamt.) VIL. 1720. vr. Schmid.Herzog. Bekanntmachung. Die Firma Hermann Standte L Eo.» vertreten durch die Kausteute Herren Hrrmann Staudtr rinS charl Johannse» i» Leipzig, beabsichligt, aus dem an der Jnsclslraße Nr. 14/16 in Leipzig ge legenen Grundstücke (Nr. 9l9 und 920, Aöth. 8 des Brandkaiaiters, Nr. 1696 und 1697 des Flurbuchs und Fol. 1537 und 1538 des Grund- und Hypothekenbuchs für Leipzig) eine Dampf-Roßhaar Spinnerei zu errichten. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige, gegen di« beabsichtigte Anlage zu erhebende Einwendungen, welche nicht aus privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei uns anzubringen, alle übrigen Einwendungen aber, ohne daß von deren Erledigung die Genehmigung abhängig gemacht wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen sind. Leipzig, deu 13. August 1892. Drr Rath der Stadt Leipzig. VI. 3439. Vr. Tröudlin. Kasse». Pferde-Äuctioil. Dienstag» de« I». v. MtS., vormittags II'/, Uhr, sollen in der Baracken-Laserne des lO. Jnsanterie-RegimentS Nr. 134 1 noch brauchbares Lsstciers-Tienstpserd, I ausrangtrtcS Desgleichen öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Leipzig, am 13. August 1892. 1. Bataillon 10. Jnsaiiterie-Rtgiiurlita Rr. 1L4. Achuhmailn-Stelle. Bei der hiesigen Gcmctnde-Verwaltung ist anderweit eine Schutz inann-Stelle baldthunlichsl zu besetzen. Mit dieser pensionsberechtigtcn Stelle ist ein festes Diensteinkommcn von 800 pro Jahr, freie Wohnung oder 100 Wohnungs nitichädigung, sowie freie Heizung und Beleuchtung verbunden Außerdem wird Dienstkleidung gewährt. Im Polizeidienst möglichst erfahrene Bewerber haben ihre selbst verfaßten und selbstgeschriebenen Gesuche mit abschriftliche» Zeug »isjen bis zum 21. August 1892 hier einzureichen. Persönliche Vorstellung zunächst nicht erforderlich. Liebertwotkwitz, am 18. August 1892. Der Scmeinderath. Dyck. Bau-Areal in nächster Nähe Le» Bahnhof« und der Harthtvaldung, schön gelegen, hat billig zu verlause,, Der Stadtrath »« Zwenkau. Die neue Lage in England. Die neu gewählte Mehrheit de- englischen Unterhauses hat die Erwartungen ihre« Führers Gladstone erfüllt und das Ministerium Salisbury gestürzt, genau nach dem Stimm» verhältniß, welches die Wahlen festgesteift haben, nur zehn Abgeordnete von 670 fehlten bei der Abstimmung, 350 stimmten für Gladstone, 310 für Salisbury. Die gegen wärtige Lage in England ist so cigenthümlich, daß man vergebens nach einer gleichen oder auch nur ähnlichen suchen wird. WaS da« abtrctende Ministerium geleistet hat. liegt klar vor Aller Augen, die Ziele der kommenden Regierung kennt man kaum au' dem Gebiete der inneren Politik, den» WaS Gladstone darüber gesagt bat, gleicht einem Räthsel, dessen Lösung ibm selbst sehr schwer werden wird. Dazu kommt der Verzicht Glad- stone's auf die Beeinflussung der auswärtigen Politik, die in Lord Rosebery ihren Bertreler finden soll. DaS neue Ministerium wird demgemäß kein einheitliches, sondern ein dualistisches sein. Rosebery geht die Wege Salisburys, während Gladstone die Verständigung mit den Iren anstrebt Um die Arbeiterfrage will sich Gladstone auch nicht kümmern dazu fehlt es ihm au der nöthigen jugendlichen Spann kraft, dagegen will er die irische Frage so thatkrästig durchführen, daß rr bereits Gewaltmaßregrln gegen das Lberhau« für den Fall der Ablehnung der Homerule-Bill durch diese Körperschaft aakündigt. Gladstone verkauft also bereit« dckSFrll da« Bare«, bevor dieser erlegt ist. Gladstone »« »«« ich«, R» Hitzkopf, per dnrch sein« »Ladend« Beredtsamkeit und sein Temperament den Werth der fehlenden Gründe zu ersetzen bemüht war; diese Eibenschast. die ibm zu einen parlamentarischen Erfolgen im kräftige» ManneSalter verhelfen hat, ist auch dem Greise erkalten geblieben. Er rührt >war nur ungern an historische Institutionen, wie er bei der llbrcßbcrathung sagte, aber die liberale Negierung werde imFalle des Widerstandes des HauseS der LordS ihre Schuldigkeit tkun. Salisbury und das Oberhaus werden diese Prahlerei mit dem darauf passenden Lächeln ausgenommen haben. So morsch ist der Bau des Oberhauses noch nicht, daß er auf ein Mackt- gcbot Gladstonc's in Trümmer sinken könnte, und dann bleibt doch zunächst abzuwarten, ob Gladstone'S Homerule-Bill den Beifall des Unterhauses findet. Die Mehrheit, welche Glad- tone bei seinem ersten Auftreten nach den Neuwahlen zu Gebote stand, wird ibm nicht immer folgen, er hat mit ver schiedenen Strömungen seiner Anhänger in England wie in Irland zu rcckmen, und ob eS ibm gelingen wird, alle diese verschiedenen Ansprüche zu befriedigen, steht dahin. Dock das ist eine innere Angelegenheit England-, die daS Parlament mit der Regierung auSzumachen bat und die erst in ihren Folgen auf die internationalen Verhältnisse zurückwirkt, insofern als ein Machtverlust der englischen Regierung davon un trennbar ist. Näber geht cs das Ausland an, daß England in einer Zeit, in welcher die internationale Lage ausö Höchste gespannt ist, Lust bat, Experimente zu machen, deren Aus gang mindestens zwciselbaft ist. Es scheint fast, daß die Mehr heit, welche für den Homerule-Plan Gladstone'S gestimmt bat, diese Frage als Sport aufsaßt, als eine Kraftprobe, die Alt- England rein zu seinem Vergnügen anstellen kann. Das paßt vollkommen zu der vergangene» staatSmännischen Tbätig- keit Gladstone'S, welche den Krieg als den englischen Interessen schädlich auö der auswärtigen Politik auSschied. Kriege führt England seit dem Krimkriege nickt mehr für europäische Interessen, sondern nur noch zur Erhaltung seiner Eolonicn, und auch auf diesem Gebiet legt eS nur Hand an, wenn der Sieg ganz unzweiselbaft ist, wie in Egypten im Iabrc 1882 und in Birma einige Iabre später, dagegen hat cs sich in Afghanistan mit Unterhandlungen begnügt, weil cs der Landmacht Rußlands nichts Ebenbürtige- entgegenzustellen vermochte. Nun ist aber die Weltlage heute so, daß sich aus der Pamirsrage sehr leicht die indische und auS der marokkanischen die Mittelmeerfrage entwickeln kann. Unter solchen Um ständen Sport treiben zu wollen, ist gewiß sehr übel ange bracht, denn England wird seiner ganzen Kraft bedürfen, um einer Lage Herr zu werden, die lief in seine Welt- beberrschungSpläne eingreift. Scho» die Ankündigung Dilke'S, einen Antrag auf Neutralisirnng Egyptens einzubringen, fährt wie ein Blitz auS heiterem Himmel in die politische Atmosphäre nieder, die unter Salisbury'» Leitung sehr günstige Aussichten für England zeigte. Gladstone soll lieber dafür'Sorge tragen, daß die berechtigten Ansprüche wegen UgandaSbcsricdigt werden und das; überhaupt in Afrika Zustände eintreten, die nicht als das Ergebnis; fortdauernder Bcun- rubignng durch englische Handelsgesellschaften und Missionare ausgesaßl werden müssen. Wir haben ein Recht, Ausschluß darüber zu verlangen, weSbalb wir im Kilimantscharogcbict Widerstand von Eingeborenen finden, die mit Winchester- und Rcminglon-Gewebrc» bewaffnet sind. Wer unsere Schutz befohlenen mit solchen Waffen auSrllstet und sie zum Wider slande gegen ihre Cchntzberren ausreizt, ist unser Feind und muß als solcher behandelt werden, die Haltung der englischen Missionare in Moschi während des lO. Juni bedarf der Auf klärung, und sic muß uns werden, gleichviel ob Salisbury oder Gladstone an der Spitze der Regierung siebt. Als sehr bedenklich erscheint eS, daß Gladstone nach Lage der Verhältnisse die Befugniß bat, das Parlament bis zum Januar zu vertagen. In dieser fünf Monate umfassenden Zeit kann er viel Unheil stiften und seinen Einfluß in einer Weise geltend machen, die auch das Gebiet der auswärtigen Be zicbungen nickt unberührt läßt. Denn eS ist unmöglich, die auswärtigen Angelegenheiten ' so vollständig von den übrigen Maßnahmen der Regierung getrennt z» kalten, daß kein Be- rübrungopnnct übrig bleibt. Es könnte leicht der Fall eintreten, daß die auswärtige Politik in der nächsten Zeit vollständig die Herrschaft über die innere Politik antrill und diese zur Bedeutungslosigkeit verurtheilt, besonders weil die Ansänge drobcnder Verwickelungen tbcils im Mitlelmccr, tbcils in Ccntralasien liegen. Wenn dann Rosebery tbut, WaS ibm zweckdienlich erscheint, ist Gladstone in die zweite Stelle ge drängt. DaS mag in der Theorie sehr schön sein, i» der Wirklichkeit macht sich die Sache anders, und Gladstone kann in diesem Falle nicht auf das Vorrecht des Leiters der Negierung verzichten. Es gebt daraus bervor, daß die letzten Wahlen für Eng land verhängnißvoll werden können, wenn nicht das englische Volk sich enischließt, soweit es heute der Fabne Gladstone'S folgt, diese Fabne wieder zu verlassen, wenn eS der Ernst der Lage erfordert. Ein ungünstigerer Zeitpunkt für die Ver wirklichung der Trennung Irlands konnte kaum gewählt werden, denn eS ist im Laufe der letzten sechs Iabre daS Mögliche geschehen, um die Lage der Iren zu verbessern, und mcbr zu gewähren, liegt kein Anlaß vor, ehe nickt Sicherheit dafür geboten ist, daß die Iren die ihnen erwiesenen Wvbl- tbaten auch zu würdigen wissen. Nachdem einmal die Losung auSgegeben ist, daß Irland die Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten zngestanden werden müsse, ist den An sprüchcn der Iren keine Grenze mebr gezogen, sie werden sich auf den Standpunkt stellen: „Entweder Alle- oder Nichts.' Gladstone hat der Begehrlichkeit der Iren gefährliche Zu aeständniffe gemacht; daran krankt die neue Lage, sie bat die Iren mit dem Wahn erfüllt, daß sie es sind, welche die Geschicke Großbritannien- in «drcn Händen ballen und darüber zu verfügen baden. DaS ist eine willkürliche Verlegung des Schwerpunkte- der Entwickelung, die nickt ohne schlimme Folgen bleiben kann, und diese abzuwcnden, ist die kon servative Patei hoffentlich stark genug. Man mag die Lage von einer Seite betrachten, von welcher man wolle, man wird stet- finden, daß sie willkürlich und ohne Noth ver schoben ist und daß mit aller Gewalt Schwierigkeiten ge schaffen sind, an deren Stelle der ruhige und naturgemäß« Gang der Ereignisse walten konnte. * Deutsches Reich. r Berlin, 18. August. Die Heftigkeit, mit welcher die Kreuz-Zeitung" die Einführung der zweijährigen Dienst zeit bekämpft, bat ibrcu Grund — wie das Blatt mit dankenSwerlhcr Offenheit selbst angiebt — weniger in sach lichen als in politischen Bedenken. Man wird gut thun, diese Tbatsachc bei deu bevorstehenden parlamentarischen Verhandlungen über die Neuorganisation unseres Heerwesens nicht anS dem Auge zu verlieren; vielleicht ist gerade sie der beste Maßstab für die Bewertbung der pathetisch vor- gelrageuen Einwände, welche gegen die zweijährige Dienstzeit von bochconservativer Seite erhoben werben. DaS Organ der äußersten Neckten schreibt in dieser Beziehung: „Biel schwerer aber wiegt noch die politische Seite der Angelegenheit. Jeder, welcher die Taltik unserer Oppo- silion kennt, wird auch die Folgen erkennen, welche jede Nachgiebig keit nach sich zieht. Ist erst die zweijährige Dienstzeit für die In- fanterie zugegeben, wird man mit großem Paukenwirbel der Presse und der Proscssoren (l) nach „Gerechtigkeit" rufend auch für die anderen Waffen dieselbe Dienstzeit verlangen, und eS wird sich bald auch ein Cavallerist finden, der Nachweis!, das; unsere Reiterei eigentlich viel geringerer Ausbildung bedarf, als die Infanterie. Dan» würden aus Ersparnis;-Rücksichten bald Beurlaubungen stattsindcn und die Zeit nicht fern sein, in der das „ganze Volk" sür die einjährige Dienstzeit reif zu sein sich einbitdct, da ja selbst die Sociäldcmokratie wisieiffchaftlich so weit vor geschritten ist, das; sie damit die Religion überwunden hat, die doch sonst halbwegs gelehrte Menschen noch als eine Kraft anerkennen. So wird der Strom gegen die Fundamente des Staates immer stärker toben und das einmal begonnene Bröckeln stetig zunehinen. Wo wird sich dann oder die Riesenkraft einstellen, die dem cnlsesiclten Strome erfolgreich sich entgegenstcmnien kan», wenn schon die Energie gemangelt butte, auch nur die ersten Minirarbeitc» kräftig abzuwebrcn'? Dann geht Preusten-Tculschland seinem Verhängnisse ohne Kampf entgegen. Die gutmüthigc» Leute, welche glauben, daß man mit Nachgiebigkeit je etwas erreichen wird, könnten schon anS dem Hohne der liberalen Presse nach dem Aus geber des Schulgesetzes die richtigen Schlüsse ziehen." Der Ton, in dem diese Betrachtungen gehalten sind, erinnert lebhaft an die düsteren Ahnungen, von denen Fürst Metternich seit der Juli-Revolution geplagt wurde. Be- merkenSwertber als diese Unkenrufe erscheinen uns die An deutungen über die zu erwartende Mrlitairvorlage, welche natürlich nur die Wünsche der „Kreuz-Zeitung" enthalten: „Tie Borlagen, über deren Umfang mit Recht Niemand orientirt ist und auch nicht sein kann, da . .. über die große Grundlage noch nicht definitiv entschiede» ist, werden sich wahrscheinlich i» der von uns vor Jahren schon bezeichnet«» Richtung des Ausbaues halten und sicherlich wohl die zu bekannten Lücke» in der Fuß- Artitlerie, im Pionier-Corps und den Trains cuisiüllcn und das einstimmig verurtheilt« Ersatz-Neservewescn zu beseitigen suchen, an dessen Stelle man, wie von uns damals befürwortet, festere Cadrcs für die Ausstellung der Reserve-Arinccn schaffen wird, ob diese nun 4. Bataillone heißen oder sonst einen Namen oder ,ine Unterkunst in der Heeres-Lrganisatio» finden mögen." * Berlin, 13. Anglist. (Telegramm.) In Sachen der Berliner Weltausstellung ist die Entscheidung des Kaisers auf Grund des vom Reichskanzler erstatteten, gleichzeitig im „Ncichsanzciger" und in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Berichts erfolgt. Ter Bericht des Reichskanzlers lautet: „Wie Ew Majestät aus meinem allerunterlhänigsten Vortroge bekannt wurde, sind die Bundesregierungen um eine Aenßcrnng darüber ersucht worden, welche» Standpunct sie dem Projekt einer Berliner Weltausstellung gegenüber cinnehmen und welche Ansicht in der Industrie über die Zweckmüßigkelt einer derartigen Aus stellung beliebe. Die nunmehr eingrgangene» Antworten lassen erkenne», daß die inländische Industrie nur zum geringen Theile eine solche Aus stellung für wüinchenswcrth erachtet; die überwiegende Mehrzahl der deutschen Industrielle» vor Allem auch aus dem Bereiche der Groß industrie stehen dein Unternehmen, wo nicht entschieden ablehnend, so doch durchaus kühl gegenüber. Man glaubt sich einen nennens- werlhc» Ersolg für die Erweiterung »»ierer Handelsbeziehungen nicht versprechen zu können, wirllischnsttichc Gründe, welche auf die Veranstaltung der AusilcUung hindrängte», stiegen »ach ihrer Ansicht nicht vor. Im Großen n»d Ganzen schließt die Beiirtheilung der Bundesregierungen derjenigen der industriellen Kreijc sich an. Weil» mau das Ergebuiß »ach der Zahl der Stimmen zlliammeniaßt, welche den Regierungen versassmigs- mäßig im Bunde zusichen, io sind <10 Stimme» gegen und nur 7 Stimmen für dte Ausstellung abgegeben worden, während II Stimmen »»entschiede» bleibe». Eine ersolgresche Durchführung des Unternehmens Kar die allgemeine und einsff,innige Ucbcrzeugung vvn dem Nußcn deffelbc» für die tenlsche Industrie unter opferwilligem Zniammenwirken aller bclheiligten Kreise zur Voraussetzung. Ta Beides fehlt, so muß ich von einem Eintreten des Reiches abrathen. Ew. Majestät bitte ich ehrfurchtsvoll, zu einer enlsprechendc» Kundgebung mich allergnädigst ermächtigen zu wollen." Der Kaiser bat ans Grund dieses Berichtes dahin ent schieden, Laß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von ReickS Wege» nicht »äbcr zu lre len sei. — Die „Norttciitsche Allgemeine Zeitung", welche in einem längeren Artikel die Moiwe der Regierung für die ablehnende Haltung in der Welta»ssiclln»g§fragc darlegt, sagt: So oft der Wunsch zur Veranstaltung einer Weltaus stellung in Berlin seit dein Iabrc >dü» anslrat, sei er von Seiten der Regierung sofort zurückgewieski' worden. Die Regierung sei jetzt auf die Idee cinzegangcn, weil die Bewegung r» tiefgehend geworden sei und man einein einfach ab lehnenden Bescheid de- Reichskanzlers die Berechtigung bcslritlen und ibn für einen Act der Willkür angescbcn hätte. Im weiteren Verlaufe keS Artikels betont daS ofsiciöse Blatt, weder die dcnlschc Industrie, noch die polnische Stellung Dentschlands bedürften einer Welt ausstellung. Mit ausschlaggebend für dir ablehnende Hallnng der Regierung sei auch die Erwägung gewesen, daß die Kosten, welche die Ausstellung dem Reiche aiiscrlegen würde, iinübersehbar seien. — Tic „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bezeichne! ferner die Meldung, daß das Gesuch mehrerer Handelskammern wegen Erweiterung des Post- schalterdiensteS an den Vormittagen der Sonntage ablehnend beschiedcn sei, für unrichtig. Es wird mit- gcthcilt, daß eine Entscheidung erst dann zu erwarten sei, wenn die über die Regelung de» Sonntagsdienste- bei der Post schwebenden Verhandlungen abgeschlossen seien. — In militairischen Kreisen nimmt man, der „K. Z." zufolge, an, daß der jetzige Eommandeur des Regiment» Garde» du Eorp«, Oberst v. Bi hing, die größten Aussichten JnsertionspreiS Dir 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfss Reklamen unter demNedactlonSstrich (4ge« spalten) üv-4, vor den Familienaachrichte» (6 gespalten) 40 ^ Größer« Schriften laut unserem Preis« verzetchnlh. Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Tarif. Optra «veilasen (gesalzt), «ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördecun- ^4 60.—, mit Postbejörderung ^l 70.—. Annaiimeschluß für Inserate: Bbend-Au«gab«: Vormittag- 10 Uhu. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Lei deu Filialen und Annahniestelleu je eilt« halbe Sliuide srüher. zll Inserate sind stets an die Oxtzetzttl«» zu richten. Druck und Verlag von L. P olz tn Leipzig. 86. Jahrgang bat, Nachfolger des Generals von Wittich als Commandant de« königlichen Hauptquartiers zu werden. Er war längere Zeit dienstlhncnder Flügeladjutant de- Kaisers, hat sein jetziges Regiment neu organisirt, gilt als Vcrsasser des ersten Enkivurss einer neuen Fclddicnstordnung und steht in besonderer Gunst beim Kaiser, der unter Anderm auch seiner Hochzeit aus Schloß Plaue beim Grasen KönigSmarck vor etwa zwei Jahren beigewobnt und ihn in einem Trinkspruche als einen seiner besten Ossieiere bezeichnet hat. Freiherr v. Bißing hat bereits seil einiger Zeit den Rang als Brigadecommankeur; diese Thatsache und ferner die, daß er dieser Tage vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden ist, mag dazu bci- getrage» haben, diese Annahme zu befestigen. — Tic über das Befinden des Oberhospredigers vr. Kögel verbreitete» schlimmen Nachrichten erweisen sich, wie das „B. T" aus zuvertäsjigcr Quelle imtthcilen kan», als unzutressend. Ter behandelnde Arzt des Geistlichen, Geh. Hofrath vr. Stöhr in Kissingen. ldeitt mit, daß gerade das Gegentheil von dem der gtzill ist, was in den Blättern gemeldet wurde. — Am 9. d. M. ist zu Klosters in der Schweiz der General der Artillerie Rudolf v. NoerdanSz itn 64. Lebensjahre verstorben. Er war bis 1890 General-Iuspecteur der Fuß- arlillerie. — Die diesjährige Lassalle-Fcier für Berlin und Umgegend wird des geplanten einheitlichen Charakters entbehren, weil für der artige Zwecke geeignete Locale den Socialdemokraten nicht in genügender Zahl zur Verfügung stehen. Tie Feiern werden sich in Folge Lesse» über den Zeitraum vom 28. August bis zum 4. September vcrtheilen. * Harburg, lk. August. Unter dem Namen „Martha- beim" ist gestern von dem hiesigen „Verein sür Beseitigung sittlicher und wirlbschasliicher Rothstände" rin Heim für Fabrikarbeiterinnen eröffnet worden. Eö enthält eine Reihe von Zimmer», in denen 2—4 Betten anfgcslellt sind, so das; 40—50 Mädchen Unterkommen finden können. Jede geheizte. „ lubc" zur Vcrsüguug. Tie Bewohnerinnen bezahlen für z'vgiS und volle Beköstigung wöchentlich 5 doch können auch Mädchen, welche nicht im Heim wohnen, für 30 ^ täglich Mittagessen erhalten. Ertränkte finden in leichten Fällen Pflege im Hause, da der Hausverwalter und seine Frau in der Krankenpflege geübt sind. Um 10 llhr findet eine kurze Abciidandacht statt, woran die Theilnahme jedoch freiwillig ist. Mit dem Heim ist ein Stetten- und Arbeitsnachwcisbureau sür weibliche Dienstboten und Fabrikarbeiterin»»:» verbunden. * Ali» Thüringen, 11. August. Die diesjährige Hauptversamm lung des Thliri»gl>chen Sladleverbaiioes findet am 2. und 3. September d. I. i» Langensalza statt. In der am 2. Scp- tcmbcr Abends 8 Uhr slattsliidcndcii Vorvcrsaminluiig im Gasthof „Zum Schwa»" wird Folgendes zur Verhandlung kämmen: ». Tie »itt dem JnvaliditätS- und Altersversichcrungsgesetz gemachten Ersahrunge»; eingclcitet durch Herrn Oberbürger meister Pabst-Weimar. b. Kühlanlagen in städtischen Schlacht- Häuser» oder sonstigen Etablissements, deren Anlegung und Ver wendung, unter Berücksichtigung der Verwendung des in denselben herzusteUenden Eises, o. Wie weit erstreckt sich di« Verpflichtung der Gemeinden zur Reinigung von im Auftrag und aus Ersuchen von Staatsbehörde» verhafteten Individuell? ck. Anlegung elektrischer EcntralsteUe» in den Städten unter eventueller Benutzung der Wasserkraft öffentlicher Flüsse, d, c, ck ein geleitel durch Herr» Bürgermeister Falkion-WeißenselS. Zum Schluß: Sonstige Mittheituugen. Tie Tagesordnung der Haupt- veriaii»nlu»g, welche den 3. September, Vormittags 9'/, Uhr, im Gaslhos „Zum Mohren" stattsindet, umfaßt: I) Geschäftliche Mit- lheilunge». 2) Die Herbeisührung strengerer Vorschriften gegen solche arbcils- und zahluugssähigr» Männer, die ihre Pslichien gegen Frau und Kinder vernachlässigen. Referent: Herr Oberbürgermeister Ruick- Gera, event. Herr Ltadlrath Ruckdelcht daselbst. 3) Novelle zum Kra »kc» vcrsichcru » gsgejctz vom 10. April 1892. Referent: Herr Stadlrath Maihes in Eriun. 4) Nachtrag zur Gewerbeordnung über Sonn tags ruhe und Arbeiterschutz. Referent: Herr Oberbürger meister am Ende - Rudolstadt. 5) Herstellung von Fcrnsprcch- kl»rieht»iigen zur Verbindung der zum Verband gehörigen Städte unter sich und mit größer» Städte». Referent: Herr Oberbürgermeister I»r. Euckeii-Eiseiiacti. «>-Auoichrciben des Magiffrats in München, die Weiustcucr betr. Referent: Herr Oberbürgermeister Schnerer-Ersurt. 7iRechii„ngstoge. 8) Borstandswaht. 9) Bestimmung des nächst- iahrigcn Vcisaunntuiigsorlcs. Nach der Versammlung findet Mittags l'„, Uhr ein geincinichastliches Essen im Schützenbause statt. Nach deulsclbcn eine Ausfahrt »ach dem Schlachiseldc, Besuch der Haupt- plincle desselben und Besichtigung der Denkmäler. Ein gefilltges Zusammensein beschließt die Versammlung. j. <6rra. 13. August. Auch hier ist von allen Parteien zuerst die jocialdcinokratische in die Agitation für die Landtags- u»d Gcnieiiidcrathswahlcn eingclretcn und zwar mit Schrift und Wort. Gestern fand wieder eine öffentliche Volksversamm lung statt, in welcher bereits zur Noinlniruna von Eandidatc» sür elftere geschritten wurde. Es wurden für die Stadt im ersten Wahl- bezirke Coiportagcbuchhändler Betterlein, im zweiten Cigarren- sabnkant Rüdiger, im dritten Schankwirth Hahu ausgestellt. Außcrdein tritt Vettertet» als Candidat im vierten Wahlkreise (Pflege Reichcnscl«) »»d, wie u»S von anderer Seite berichtet wird, Reniner Fiedler im Landwahlkreise Langenbcrg aus. Mit ziem licher Vestinimtheit scheine» die Socialdemokrate» demnach trotz aller Swgcszlivelsicht nur iu 4 Wahlkreisen aus Erfolg zu rechne». Tie genannte» vier Candidaten gehören übrigens lännnllich bereits dem Gemeittderathe an und haben dort wiederholt Gelegenheit genommen, mehr oder »linder nach den Herzen ihrer Gläubigen gestimmte Reden zu halte». * Meiningen, 12. August. Wenn nicht anderweite Ver fügungen getroffen werden, ist die Rückkehr des Herzogs und seiner Gemahlin am 25. August zu erwarte»; beide werden in dem neu hergestelllcn Schloß Altcnstein wobnen. Im September soll dann hier die Vermählung de- Prinzen Ernst stattsinden. * Coburg, 12 August. Nächsten Montag wird die Herzogin von Edinburg mit ihren Töchtern wieder hierher zurückkehrcn. " ssoblciiz, 11. August. In drr gestrigen Sitzung der Stadt verordneten berichte!« Oberbürgermeister Schüller über die Ver anstaltungen, die von der Stadt bet der bevorstehenden Anwesen- heit des Kaisers getroffen werden sollen. Darnach wird der Kaffer, der am 9. September hier «tntrisst, an einem Triumph bogen vom Oberbürgermeister NamenS der Stadt begrüß! werden, worauf eine Vorstellung des Stadtverordneten-Collegium» tu Aussicht genommen ist. Bon hier anS begrebt sich der Kaiser »um Schloß, wo um 5 Uhr da« Mahl für di« Livilbehörde» der Provinz im Weißen Saat« stattfindet. Dt» Schlotzstrah«, d«ch «> — /
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