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Dresdner neueste Nachrichten : 04.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-04
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191201046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19120104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19120104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-01
- Tag1912-01-04
- Monat1912-01
- Jahr1912
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 04.01.1912
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Nr. »Z. M- DresdäerNeUefteNaJFkikTch W- Die einivaliiqe Kolonetaeiie kostet iür Dresden nnd Jota-te so ki» für auswztis Oh Vi» iiir das Inst-mi- 40 Hi« Tabelleniasdovd Die sweiioaltiae Retlameseile 1.50Mi.. mit qugvorickäiii 2 Mk. Bei Wiederholungen und Inw umiätzen . aboit nach Turm Cbiiitezebiibt 20 If Ame e« ppu quswiiets werden nur gegen otansbesabkuuq spannen. Mit M Erscheinen an begiimmten Tosen nd Plänen wird nichi«aakaniiett. Telep oniiche claim-he von Lin-eigen ist unzulässig. Unite Dresdner nnd auswärtigen Anna meitesen sowie iiimiliche Annoncenscrveditionen im Jn- und Auslande nehmen biixitgeigetå sn Oriqinqlnreiien nnd sta a n a . Besiegt-reis- Iu Dresden nnd Vom-ten nimm-lich so Ps» vierteliädrllcks 1.80 Mk. frei caus. auswätts durch untre Unser-bestellen monatlich 70 sä» vierteljähkllckj s-10 Mk. frei haus. Mit der wvcheutllchen ellaae All-Mk ekle Ren-ein« oder »Dresdnet Flleseude Blätter« je 15 Bi. monatlich mehr. postbezug in Deutschland und den deutschen Koloniene Ausg. A um ,Jllustr.Neueste« month SOPL vierteljährl.2.7o Mk. « Z ohne Illustr. Beilage . 75 , « . 2.25 · 111 Desetreichsun7sqw: » Ausg. A mit.Jllnftr. Neueste« man-Ul. l. oM.,viertellahrl·ö.lo Ke. Ausg. B ebnesllustr. Beilage , 1.53 , , · 4.57 « Nach dem Auslande in Kreuz . wöchentlich 1 Mk. Einz. Numm. 10 M. Diese Nummer umfaßt 14 Seiten. Rouian siehe Seiten 11 uYLIZ Vermischt-es Seite 9. Die Wahlparole. Nun hat auch der fünfte Kanzler seinen Silvester brief an die Nation geschrieben: Gestern abend ist in der ~Nor«ddeutschen Allgemeinen Zeitung-« die Wahl varole des Regimes Bethmann erschienen. ~Spiit Kommt ihr, doch ihr kommt-« Obwohl ihr nnd erst wr ein paar Tagen hattet glauben machen, ihr würdet gar nicht kommen. Die Wahlen würden, so lasen wir im Kanzlerhlatt,-.,,ein unheeinflußtes Bild von der-Stimmung der Wählerschaft geben«-. An dieser Stehe gesprochen, konnten die Worte doch nur den Sinn haben: Wir denken an keine Beeinflussung. »Wir verzichten daraus, mit in die Arena zu steigen. Wir bleiben über den Parteien. Trotzdem die ~·Deulsche Tageszeit-ung« schon seit langem unsrer »Ueberkorrektheit« grollt... Aber sie wird aufhören zu grollen. Nach acht Tagen ist man zu andrer Ein sicht gekommen nnd hat den pedantifchen Rock der Ueberlvrrektheit mit der bunten Toga des Wahl agitators vertauscht. Und der Silvesterhrief ist da. »Der Wahlöamnf hat«-, so schreibt das Kanzler-« blatt, »eine einzelne klar formulierte große Frage, die von den Wählern ein ein faches Ja oder Nein verlangt, nicht in den Vordergrund gerückt. Darin liegt die Schwierigkeit der Aufgabe vor die die Nation gestellt ist. Sie soll durch den Streit um die Finanzresorm, durch die widerstreitenden Ansprüche der Parteien unsd wirtschaftlichen Gruppen, durch Miß mut und Unzusriedenhcit aller Art hindurch den Weg finden, den die gedeihliche Fortentwicklung unsres Vaterlandes verlangt... Aus dem Gewirr von Leidenschaften, Erörterungen ühcr die Parteien und ihre Gruppiernngen, über Koalitioncw die zu schließen, und Frontcn, die zu nehmen sind, hat sieh kein leitender Gedanke entwickelt, der als Richtschnur dienen könnte« Wo hat, so muß man fragen, des Reiches Kanzler den Wahltkampf studiert, daß er zu dem Schluß kom men kann, e- fehle diesem Kampf der ~leitende Ge danke«, die ~klar formulicrte große Frage«? Selten ist der ~leitcnde Gedanke« so scharf präzisiert, selten die »großc Frage« so energifeh formuliert worden wie gerade in diesem Wahlkcnnpf. Ge ge n die P olitik, die bisher gemacht worden ist - so heißt die Michtschnur«, nach der in diesem Jahr das Gras der deutschen Wähler schon lange zur Urne zu schreiten gewillt ist: offenbar ohne daß Herr v. Bethmann die Existenz dieses leitenden Gedankens hislang gemerkt hat. Er richtet sich gegen eine Politik, die ihre Richtschnur bei Matthias Erzherger, bei Heydehrand und Rösicke findet. Gegen eine Politik, der wir die schweren wirtschaftlichen Hemmungen der Reichs finanzreform und die Ablehnung der Erbschaftssteuer verdanken· Gegen eine Politik, die man gedenke der Schiffahrtsahgahen und der drohenden Telephon gehiihrenreform - die Interessen von Handel und Industrie, die im Staate der Gegenwart Lebensfragen der Nation sind, zurückgestellt hat hinter über- llllllllhiinqiqk Tllllkszllllllll Größte Verbreitung in Sachsen. , Nehattiou und Weschästsstelle Ferdkuandstraße 4. Fetniprechm Redattion Nr. 3897, Erz-edition Nr. 4571. Verlag Nr. MI. agrarischen Sonderinteressen. Gegen die Politik, die uns Männer wie Bülow und Posadowsky, Demburg uäLgtdeqnist gekostet nnd sdie Konsosümpfe er o t. Die Richtschnur ist gegeben die Dinge liegen einfacher als es den Anschein hat. Sagt dag deutsche Volk und sagt auch der Herr Kanzler· »Die Dinge liegen"- so fährt das Memorandum der »Nun-deutschen Allgemeinen Zeitung« fort, »einfaeher als es den An schein hat.« Und nun lesen wir, daß es eine Lust ist in Deutschland zu leben· Landwirtschaft, Handel und Industrie blühen, die Sozialpolitik zeigt gute Resul tate, die Schlagfertigkeit des Heeres sei verbürgt, die Finanzen des Reiches ständen heute auf guter Basis. Das Fazit: ~8u pessimistischen Bemerkungen ist kein jAnlaß.« Nur eine n Schatten sieht der Kanzler-: die rote Gefahr. »Noch heute steht ein großer Teil des Volkes unter der Botmäßigkeit der Sozialdemokratie unsern nationalen Auf gaben ablehnend und verständniglog gegenüber. Noch heute sieht die Sozialdemokratie dag Heil ihrer An hänger in der Ahsondernng von den übrigen Klassen der Bevölkerung und in der Zcrtriimmerung der bestehenden Staats- nnd Wirt schaftsordnung Hier Wandel zu schaf fen, ist und hkeiht eine unsrer wichtig sten Ausgaben.« · Gegen die Sozialdemokratie kehrt nun der Wahl aufruf der Regierung feine ganze Angriffsfläche »Wir brauchen«, so heißt dann das Schlußfazit, ~einen Reich-tag, der bereit ist, unsre h i s h er i g e Wir t schaftspolitik, die Politik der Handels verträge und des Schutzes der nationa len Arbeit weiterzuführen Wir brauchen einen Reichstag, der bereit ist, unsre Sozialpolitik; die Bürgschaft einer friedlichen Entwicklung im Innern, ruhig und besonnen fortzusetzen. Wir brauchen einen Reichstag, der bereit ist, Heer und Flotte dauernd im Zustande höchster Leistungs fähigkeit zu erhalten und Lücken in unsrer Rüstung zu schließen. Bei der Lösung aller dieser Aufgaben pflegt die Sozialdemokratie tät-e Mitarbeit zu versagen. Darum ist die endliche eberwindung dieser Partei, deren Bestehen eine Gefahr fiir die nationale Gefchlossenheit unsres Volkes bedeutet, wie »auch für die Erhaltung des politischen, geistigen nnd ’sittlichen Erbe-s unsrer Väter, eine Leben sfra ge für unser Vaterland. Wer sich das alles vor Augen hält, wird sich klar darüber fein, daß kein pflichtbewufzter deutscher Mann am 12. Januar an der Wahlurne fehlen darf. Er kann auch nicht im Zweifel - darüber fein, gegen wen er Front zu nehmen hat« Also des Kanzlers Wahlparolr. Rouge et mit-: das waren die Farben, gegen die Herr v. Bethmann, als Bülows Adlatus, den letzten Wahlkampf führen half. Jetzt sieht die Reichsregierung nur noch eine Front, gegen die ihr ein Kampf notwendig erscheint. Denn inzwischen hat sie sich ja mit dem Zentrum assi liiert und eben dadurch die andre Gruppe der 1907 von ihr Bekämpften stärken helfen. Das ist rich tig, und darin wird ihr jeder Weitfehende beiftimmem die Sozialdemokratie mit ihrer verhetzenden und zer setzenden Propaganda, der jedes Gefühl für Objektivi tät im Kampf der Interessen verloren gegangen ist, ——»- nnd die es aus ihren Parteitagen immer wieder von sncuem betont, daß ihr Endziel die Bernichs tung der bürgerlichen Gesellschaft ist —- das ist der große Feind. Aber das deutsche Vle Muß sich dagegen wehren, daß es im Hinblick auf die Notwendigkeit, diesen Feind zu bekämpfen, wie bei früheren Wahlen auch diesmal vlstzlich die deutsche Welt von heute als Paradies empfinden soll. Wie schlecht wir immer bei den Wulst-erwägen mit andern Staaten abschneiden, wie schlecht unsre Diplos matie uns trotz unsrer starken militärischen Mittel gegen Anmaßungen des Anstandes zu schützen weiß, wie ungerecht die staatlichen Lasten auf die verschie denen Stände und Erwerbsgruppen verteilt sind, wie sehr unsre Reichsregierung gegenüber den Ansprüchen des Ultramontanismus versagt alle diese Dinge sollen wir plötzlich vergessen? Alle diese Dinge, die die große Reichsberdrossenheit geschaffen und gerade jene Mitläuferheere geschaffen haben, vor denen jetzt dem Kanzler bangt? Der eine Hauptakkord, den Herr v. Bethmann im Wahlkamps vor allen Dingen zu hören wünscht, der mu sz zum Klingen gebracht werden« Aber die andern Töne wollen wir darüber nicht vergessen Auf eine Formel ist in diesem Jahre, wie der Kanzler wünscht die Wahlstimmung des deutschen Bolöes nicht zu bringen. Und wenn eine Richtschnur gegeben werden soll, die dem entspricht, was die große Mehrheit der Nation empfindet, so kann es die nur. gegen die äußcrite Linde gerichtete Wahlparole des Kanzlers nicht sein, sondern vielmehr jene andre, die da heißt: »De r Feind steht links, der Gegner recht-IX Velgiens Neutralität Es kann kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß Velgiens Neutralität nur noch auf dem Papier steht und daß es bei einem etwaigen Kriege aktiv eingreifen oder zum mindesten passiv zum Schlachtfelde Europas werden wird. Die auslän dischen Zeitungen fahren fort, sehr aufschlußreiche Enthüllungen über die Beziehungen zwischen Eng land und Belgien zu veröffentlichen. Von unsrer Pariser Reduktion wird uns gedrahtet: v- Paris, s. Januar. (Priv.-Tel. der Dresdner Neueften Nachrichten) Im ~lournal« beginnt die Veröffentlichung einer besonderen Untersuchung über die anaeblichen Gefahren. dies Veiaieus Neutralität von deutscher Seite droben. Der beutiae Artikel versucht zahlreiche Beweise da für zu erbringen, daß theoretisch Deutschland länasi darüber klar sei, daß im Falle eines deutsch-franzö sischenKrieaes die belgisrchrenze überschritten wer den müsse, daß ferner der Plan bestehe, am isol laad nnd Belaieu Deutschland einander-leihen Derarttaen unsinnian Redensarten ist übrigens ein Pariser Mittagsblatt mit einer sebr bemerkens werten Veröffentlichnna entgegengetreten Es führt aus, daß England Versuche unternehme, die Landuna von Trutmen in Belgien auszuführen- und daß es ferner für Verbeifernna der Binnenstraßen in Velaien Sorae aetrax gen habe. Das Blatt betont, daß diefer Eifer Eng lands Frankreich nur peinlich sein könne nnd daß Englands Plan immer noch bestehe. Frankreich ins nächsten Frühjahr mit Deutschland in einen Krieg In vermitteln. - Die Behauptung, wir wollten Holland und Bel gien einverleiben, ist so widersinnig, daß wir uns nicht einen Augenblick bei dieser Verleumdung auf halten, die dadurch nicht richtiger wird, daß man sie wiederholt. Jnteressant aber ist die Mitteilung, daß England Velgien zur Verbesserung seiner Binnenstraßen veranlaßt hat. Jst die Nachricht wahr, so kann nicht mehr der ge ringste Zweifel über die Rolle bestehen, die die beiden Staaten spielen werden. Wir haben als dann auch nicht die geringste Veranlassung mehr-, Belgiens Neutralität zu achten. »Deutfchland annektkert Varbados.« Da e i n e Verleumdung allein nicht genügt, so hat der demschseindliche Presseklüngel gleich zwei Alarm meldungen erkunden, um die Welt wieder einmal vor Deutschlands bösem Trachten zu warnen. Jn Paris schreibt man uns Absichten auf Holland und Belgien zu, in London behauptet man, schreckliche Befürchtungen über das Schicksal der Jnfel Bar bados zu haben. Man lese die neueste Probe bri tischer Erfindungskunst, die uns von unsrer Lon doner Reduktion telearaphisch übermittelt wird, mit angemessener Bewunderung für das Hetztalent unsrer »Vettern« jenseits des Kanals: OO London, Z. Januar. (Pkkv--Teli M Dresdner Neuesten Nachrichten.) Der »Stan dard«, der sich erst kürzlich durch seine aggressive Haltung gegen Deutschland auszeichnetc, veröffent licht heute einen Brief von der Insel Barba dos, worin es heißt: Die mit dem deutschen Kreuzer »Hertha« dort eingetroffenen Deutschen überschwemmen die Insel. Die deutschen Offiziere, die überall herzlich empfangen und gefeiert wor den sind, hätten die günstige Gelegenheit ausge niitzt, um die Verhältnisse der Jnsel zu unter suchen. Sie hätten sogar Tiesmesfungen vorge nommen. Auch das Uebungsschisf »E itel Fritz« sei eingetroffen nnd man erwarte die Ankunst eines weiteren Schiffes. Es wird die Frage auf geworfen, ob Deutschland es nicht auf Barba dos abgesehen hätte, das anläßlich der Er öffnung des Panamalanals annektiert wer den soll. Aus Trinidad berichtet dasselbe Blatt von deutschen Schießübungen. Ein deutsches Kriegsschiff habe sogar im Hafen von Kingstown (Jamaika) Uebungen ausgeführt. Das Blatt richtet an die Regierung die Frage, welche Schritte zur Verteidigung dieser Kolonien jetzt, wo derl Panamakanal bald fertiggestellt fei, ergriffen wer den sollen. " Man muß sich gegenwärtig halten, daß sowohl Barbados wie Trinidad seit langem in englischem Besitze sind, um den ganzen Unsinn, die ganze Un-» verfrorenheit des »Standard« zu begreifen. Er will« feinen Lesern einreden, wir wollten britischen Besitz« rauben - wir Friedfertigen, die wir nicht einmal- Agadir behalten, nicht Mogador, das Chamberlain uns angeboten. angenommen haben! Fast muß man die Meldung des »Standard« danach für Hohn hal-. ten! Daß jedes Kriegsschiff an der Küste oders in einem Hafen Peilunaen vornimmt, daß hierfür. Wllklllll Dlcßllllllcll UW cchcl Islllllcli. Eine botanische Plauderei von Heim Weiten. Es war-einmal ein kluger und weiser Mann, der hieß Gustav Theodor Fechner. Er war vor hundert Jahren in Sachsen geboren worden und hatte viele nnd gelehrte Bücher geschrieben über physikalische ulnd philosophische Dinge, über Psychophvsik und Perio dizitätsaesetze im Gebiete des Zeitsinnes und über viele andre arundgelehrte Fragen. Und weil er so klua war und so schöne Bücher schreiben konnte, wurde er soaar Professor an der Universität zu Leip zig. Dort lebte er und wirkte er und lehrte Physik bis an sein seliaes Ende: das war am 18. November 1887 . . . Unter den vielen Büchern aber, die Gustav Theodor Fechner geschrieben hat, befand sich auch eines, von dem die Menschen nichts wissen wollten, damals, als es erschien idas war im Jahre 1848), und auch lange Zeit nachher noch vermeinten, es lohne sich nicht, anders denn ironisch darüber zu sprechen. Das Büchlein biet-: ~Nanna dder über das Seelenleben der Pflanzen-( Gustav Thcodor Fechner erzählt darin von den Pflanzen, wie sie sehen und hören. riechen und,.schmecken, wie sie Schmerzen empfinden und Freude nicht« anders denn die Menschen. Er spricht ans von den Sorgen und Leiden der Blumen, von ihren Hoffnungen und Enttäuschunaen, ihrem Hasse und ihrer Liebe: er zeiat sie uns, wie sie sich freuen und wie sie sich fürchten. « Es ist leicht verständlich, daß die Menschen von einem Buche nichts wissen wollten, welches das Seelenleben der Pflanzen behandelt. Waren sie doch alle noch fest einaeschworen auf die Anschauung-en des Herrn Carolus Linnäus, des schwedischen Pastorens thus, der die ganze lebende Pslanzenwelt nur als ein totes Herbarium sah End meinte, eine Pflanze habe erst dann ein wissens astliches Interesse zu be anspruch n, wenn man ihre Staubfäden und Blüten blatter n nähln sie »bestimmt« und sie, nachdem Name. Gattu und Familie sestaelent worden, aetrvcknet und se .r Sammluna einverleibt dabe. A · fes kamen andre Zeiten. Die Phosioloaen und « vaen traten aus den Scham-lau und lehrten uns, s , auch in den Pflanzen die aleichen Lebens sokme irken wie in uns, daß die Blumen densel ben G en unterworfen sind, dass aber diese Lebens gesetze 1 ihnen eine viel einfachere Ausdrucksform gesnn .· haben, da die Pflanzen als die ältesten Bcwo .—.s ir unsresPlancten angesehen werden müssen, aus des n imMevou Millionen von Jahren erst -—-W die andern sich alle entwickelten, und daß daher —- wenn überhaupt jemals die Lösuna der großen Lebensstaan nur im Pflanzenreiche gefunden wer den kann . . . All das lehrten uns die Physioloaen und die Bioloaen. Allmäblich sahen wir die Pflan zen mit andern Augen. Die Schule des Descartes, die selbst in den Tieren nur kunstvolle Mechanigmen sah, und die schon Goethe deshalb als »arau, kunnte riskb und totenbaft« bezeichnet hatte, die lernten wir endlich auch bei den Pflanzen überwinden. Und nun bekam auch dass kleine Büchlein von Gustav Theodor Jechner ein andres Gesicht. Freilich, so ganz möaen wir uns auch heute nocb nicht mit den Fechnerschen Phantasien befreunden. Denn wenn aucb ietzt kein Botaniker mehr den Pflanzen das Gefühl absprechen wird, das Bewußt sein diese-B Gefühls bleibt noch zu beweisen. Und erst aus dem Bewußtsein resultiert die Seele und idre verschiedenen Betätiaunaen, als da find die Freude und der Schmerz der Haß und die Liebe, die Furcht und die Hoffnuna. Doch die Sinnesoramm die Fech ner in oropbetifcher Phantasie vorausfaate, die baben wir gefunden. zum mindesten haben wir Sinnesband langen im Pflanzenlebcn beobachtet« die obne die da zu acböriqen Organe nicht denkbar wären, fo daß wir von den gefundenen Handlungen auf die noch zu fin denden Organe rückwärts fchließend- ietzt diesen mit Mikroskop und Sonde nachzuspüren haben. Haber landt ist uns auf diesem Wege oorangeaanaen nnd wir folgen ibm auteg Mutes- Wir wissen, daß die Pflanzen riechen und schmecken. Wir kennen die Vorliebe der Spaltpilze für Kausale auf die sie in Scharen znftrdmen, wenn eine Spur davon in den Wassertropfen gelangte, in dem sie csich zu Millionen murmeln. Wir kennen die Leidens aft der männlichen Mooszellen für die Apfelfiiure und stellen fest, daß die Eizcllen des Mooer nach Apfelsäure duften nnd hierdurch den Freier anlockcn. Wir sehen die gesiiregtete Orobanchc, den Hopfentod, ihr Opfer wittern un stets Wurzeln dorthin entsenden, wo Hopsenwurzeln zu finden sind. Wir erkannten auch, daß die Pflanze ein statisches Organ besitzen muß gleich dem in unserm Ohre —- .das ihr ein Gefühl ffir die Schwerkraft verleiht, daß ’fie einen Lichtsinn besitzt, der durch Hnnderttaufcnde von« Augen« an der Blätteroherflakhe befriedigt wird, daß fie Berührungen fühlt und Wärme und Kälte nnd daß all dicfe Organe viel genauer und’ präziser in ihr arbeiten als in uns- So fühlen die Pflanzen die Kälte schon lang-e, bevor diese uns wahrnehmbar wird. Das kleine Stiefmiitterchemdae seine Blüten nur dann schließt, wenn eine kalte Nacht zu erwarten ist, bat es uns verraten. Denn da die Pslanze ebensowenig wie andre Lebewesen mit pro phetischcn Gaben ausgestattet ist, so kann sie für die kommende Kälte kein »Vorgefüshl«, sondern nne ein viel seineres Eva-finden besitzen als wir, da sie schon geringe Temperaturschwanknngem die uns noch gar nicht ins Bewußtsein kommen, verspürt- und nach ihnen handelt. « So erkennen wir, daß Fechner, der »Pbcntaft«, Nr nicht so weit hinter der Wahrheit zurückblieb nnd ß die Pflanze Sinnesorgane besitzt gleich uns, nur daß diefe entsprechend der andern Lebensweise auch anders beschaffen find und ander-s arbeiten. Denn Ewiihrend wir der Sinncsorgane benötigety tun mit ihrer Hilfe unfre Nahrung zu finden nnd drohende Gefahren beizeiten wahrzunehmen« sind diese Organe aus folgen Gründen für die Pflanze fast überflüssig, da die ohlenfäure, ihr wichtigstes Nahrungsmittel, überall die Luft durchdringt nnd die Pflanze auch vor Feinden nicht auf der Hut zu fein braucht. Denn sie ist immer gerüstet, immer im Verteidiaungszus stund und, wenn ihre Stacheln und Dornen ihr gegen den Feind nichts mehr nützen, dann hilft hr auch keine Vorbereitung etwas. Darum kümmert sich die Pflanze auch gar nicht um das, was in der Welt vor geht. Sie will nichts Tgären nnd nichts sehen. Nur das Sonnenlicht, das sser und die Schwankungen der Temperatur besitzen ihr Interesse. Entsprechend dieser Lebenslage funktionieren auch ihre Sinne. Wenn wir folcherwaßen versuchen, das Lebpn der Blumen zu betrachten, ihre Sinne und Sinnes organe zu verstezem dann sehen wir dießrückh die sich von der Mär enwelt Fekkners spannt bis zum Boden der Wirklichkeiten, is zu den Gmel-wissen unsrer physiologttckkbiologifchcn Forschung. Aus der bunten pbantastischen hülle ichält sich der weißt Kern. » Und »nur in einem vermögen wir dem dichtend-en vachvsthsiker nicht zu folgen: wenn er uns von der Sprache der Pilan en erzählt. Denn er berichtet allen Ernsteö, daß die Pflanzen ein-e Sprache befäßen gleich uns nnd sich miteinander unterhielten durch den Duft ihrer Blumen. Hier können wir ibm nicht beistimmen. Denn ganz abgesehen davon, daß der Zweck des Blumenduites längst durch Darwin ent hüllt wurde, der uns die wunderschöne Geschichte von den Blüten und Schmetterlingen erzählt hat, müssen wir auch bestreiten, daß es im Pflanzenreiche über haupt so etwas wie eine Sprache gibt. Wozu braucht auch die Pflanze eine Sprache, wozu die Möglichkeit sich mit ihren rmenoifcnnen zu verständing ««-..-..·- Die Menschen leben miteinander, einer hilft demi andern und einer ist auf den andern angewiesen. Undi auch oiele Tiere leben in Gemeinschaft In Rudelni jagen die Wölfe, iu großenScharen fliegen im Herbste-« die Vögel miteinander fort. Zu Herden Enden sich die Tiere des Waldes zusammen, die ehe nnd- Hirsche; zu wunderbar organisierten Genossenschaften-«- gestaltet sich die Tätigkeit der Bienen, der Ameisen. Und sede, auch die priinitivste Form eines geselligens Lebens, ist undenkbar ohne die Mälichkeit einer gegenseitigen Verständigung eines danken- undi Meinungsaustausches. Selbst wenn dieser W kenaustausch auf seine allereinfachsten Formen be« schränkt bleibt, auf ein Kundgeben des Wunsches oder des Befehl-B, so bleibt er doch immerhin eine Ver-- ständigung, die wir als eine Ursorm der Sprache an sehen nriissen. » Wenn aber jedes gefellige Leben und nur dieses, a priori eine Verständigungsmöglichkeit bedingt, was soll die Sprache dann der Pflanze? eDie Pflanze ist das ungeselligste Geschöpf, das wir kennen. Sie ist der lebende Egoismus selbst, der nur sich kennt nnd nichts außer sich. Wenn es auch wunderbiibsch aussieht, wie in scheinbarer Geselliakeit ans den Wiese und im Walde die verschiedensten Blumen, einträchtig beieinander leben, wie die kleinen Ge wächse gedeihen im Schutze der großen und wie alle-: Pslanzenleben scheinbar eitel Friede und Harmonie ist, fo dürfen wir doch nicht vergessen, auch einmals die Kehrseitc des Bildes zu betrachten, und diä schaut ein gnt Teil anders ans. Da sehen wir, da alle Pflanzen miteinander im grimmen Streits leben, daß auch das unscheinbarste Gewächs, sobal « es erst ein wenig mit seinem grünen Sproß überk die Erde hinausragt, nur noch von dem eineni Wunsche beseelt wird, möglichst über den Nachbars binauszuwachfem um ihm das Licht zu steblen, in-- des die Wurzeln im Erdreich sich besehden um« eines! Wassertroofens willen, den keine der andern gönnt.. So kämpfen das Heidekrant und die Heidelbeere, die; Renntierflechte und die andern Wald-pflanzen gegen, Ginster und Sonnengold, Wintergriin und Wald-- meister, immer eine Gruppe gegen die andre unds auch alle untereinander Denn selbst im Kampfe kennen die Pflanzen keine Gemeinschaft und jede kämpft mit dem Nachbar. Und so wies das kleine Volk am Waldboden nnd auf der Wiese, so kämpfen· auch die großen Bäume miteinander, die Nadel häume und die Laubbiiume..»Die kleinsten Pflanzen aber kämpfen mit den allergrößten und werden ihrer Herr. Was vermögen die großen Bäume aeaen
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