Delete Search...
Dresdner neueste Nachrichten : 08.04.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-04-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193704080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-04
- Tag1937-04-08
- Monat1937-04
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 08.04.1937
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
>ch, 7. April W mittags Iras »»iksl-Mlielr rnur 1.10 ^z. » ^KSUL samik esketif I§UN§6N iectenes lensem. k»l>men »»,- lensem.lledaen 11- >»«««»« n. 1.»» t» iS 6 Dunkel kok« rl-Icu»»i-»i» tfikovk bis 3 W en oerichiedene .rs, s^o, s.rs, .«. z.rs. r.ss. ,1«,1.75,1«, M Mrs» rtensttaßr 40 !« MiUwa» tunde Z Uhr! erlast lrel Hau« VN - Sökrs »e»«rr»i»« ur i-angs btsekt or ad IHH-» cksoratol.» ILLLßL"" Sclsr »tloval, ILrprsü u,r. Iksbvf exllinnteenekm re«. «Sil» L»p. ü. M WWWWWWS Mit lckon von 8.1 M. 0«. «mb rrlleatlu»« Ul «n«ua vrciewcs. dluenftrak« ». r. ö«. an SI« aueli «II« nualqan In Sin wten tteeiu-Iedten >W0vl> l.»Ng« stiiM 18 Visin8lllbön »r ssrauantlrek« r 11.angs itsckt i SsrtsnUL, I ^MVckvktz Loks rolientmüe > Uinvv Nsokl! sngs l^selit «süss ! 8«>I»lI8 «,'L» laltar v»g»bo-n > ^»Ngs «sein Dresdner Neneste Nachrichten Bezugspreise: m°»L 2,00 NN. Haldmonall.1,o»AM. Postbezug m»na<l.2XXÖM.«lnschl.4SApf.postg,bllhren lohni Zustellung«gebühr). ttreuzbandsendungen: Für bl« Woche 1,00 NM. Eikzelnummer 1V Äps., auRrtzald Srob-Vrrlden« 15 Rpf. mit Handels- und Industrie-Zeitung .n„" Schriftleiwng, Verlag und SavptgeschMstellp Vre-den-A^ zerdiaandfiraße 4 Anselaenvreiie: TrundprelS: bl« Ispaltig, ww-Zelle lm An- ' '" - zeigent«tl14Rps.,Stellengesucheundprivate Famlllenanzelgen üNpf^dlers war breite ww-Zeile lm Texlteil 1,10 NM. Nachlaß nach Malstoffel l oder Mengenstaffel v. Lrlefgebühr für Ziffer anzeigen 30 Npf. auSschl. Porto. Zur Zell ist Anzelgenprelsliste Nr. s gültig. poftanskyNst: Dresden-A.i. Postfach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601. Fernverkehr 27981-27983 « reiegr.r Aeueste Dresden - Serllner Schriftleltung: Serlin W.3S, Viktorlastr.ia; Fernruf: Kurfürst9361-9366 Postscheck: Dresden roso - Nlchtverlangie Einsendungen ohne Rückporto werben wrder zurückgesandt noch aufbewahrt. - Zm Fast« höherer Gewalt ober ÄetriebSstörung haben unsre Lezleher keinen Anspruch auf Nachlieferung »der Erstattung des entsprechenden Entgelts Nr. 82 Donnerstag, 8. April 4932 45. Jahrgang Göring vor dem Deutschen Gememdetag Baldur v. Schirach vor den Hamburger HL.-Aührern - politisierende Priester unterstühen Kommunisten Ordnung der Aufgaben Die deutschen Gemeinden im Vierjahresplan X Berlin, 8. April. (Durch Funksprnch) Den letzten Vortrag auf der IahreStagung deck Veutschrn Gemeindetages hielt der preußische Ministerpriifident Generaloberst Göring, dem von den deutschen Gemetndevertretern ein überaus herzlicher Empfang bereitet wurde. Der Ministerpräsident erklärte einleitend, baß er keine spezifisch gemeindlichen Probleme zur Erörte- rung stellen wolle, sondern den deutschen Gemeinden ihren Einsatz beim Bierjahresplan aus- ,eigen werde. Bei der Durchführung des Vierjahres. planS ständen zwei grob« Aufgabengebiet« im Bordergrunbe: Die Steigerung der Produktion auf landwirtschaft lichem Gebiete bis zu dem möglichen Höchstmaß und die Umstellung aus neue Rohstoffe in -er gcwerb. lichen Wirtschaft. Aus dem Gebiete der Ernährung gelte es, die Spanne von 18 v. H., die heute noch an der Versorgung fehlen, rasch weiter zu verrtugern. Der Ministerpräsident gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, dab die Landwirtschaft seine Forderung erfüllen werbe, und unterstrich besonders die Tatsache, daß dank der straffen Marktordnung des Reichs nährstandes " der deqtsch« BrotprelS nicht geändert werde im Gegensatz zu den verheerenden Folgen der internationalen Gctreidcspekulation. Stärker noch als die landwirtschaftliche Erzeugung stehe die Steigerung der gewerblichen Produktion im Interesse der Oesscntlichkett. Hier sei es notwendig, durch technische Ausnutzung chemischer Erfindungen die einheimi schen Rohstoffe so zu verarbeiten, das, ihre Ver wendung an Stelle der ausländischen Stosse erfolgt. Ties sei in -er Wirtschaftsgeschichte durchaus nicht neu, und lediglich die Furcht vor dem Verlust der Absatz gebiete in Deutschland stehe hinter den Einwendungen, mit denen vom Ausland versucht werde, den Deutschen die Freude an ihren Erfindungen zu verleiden. Die Erfolge, wie sie bisher in der Textilausstellung, in den Erfahrungen mit dem deutschen Tretbstoss, dem Buna usw. gemacht werden konnten, hätten die Sinn- losigkeit dieser Legende um angebliche .Krsatzstosfc" restlos bewiesen. Es sei di« besondere Ausgabe aller Persönlichkeiten, die im ösfentliche« Leben stehe«, de« Verbrauch der neue« dentschen Werkstosse in jeder Weise z« sörder« und gegen veraltet« Bornrteile «nd di« grundsätzliche Scheu vor dem Rene« anznkämpsen. „Der BterjahreSplan ergreift"', so fuhr Göring fort, „alle Zweige der deutschen Wirtschaft,- um so mehr müssen alle öffentlich-rechtlichen Organisationen und dabet auch geradcdieGemeindenam Gelingen mithelfen zunächst durch Maßnahmen der allgemeinen Wirtschastssörderung. Die Gemeinden müssen auf der Ausgabensette sich dort Zurückhaltung aus erlegen, wo sie durch verstärkte Nachfrage die Schwierigkeiten der Rohstoffversorgung für den Vier- jahresplan noch vermehren. Der Führer hat sich in seiner weitschauenden Politik vorgenommen, drei Städte in Deutschland durch bauliche Maßnahmen größten Stils besonders auszugestalten und zu entwickeln. Sie wissen alle, es handelt sich um Berlin, München und Hamburg. Diese Ausgabe hat ihre besondere Bcdeupmg. Sie wird selbstverständlich durchgefllhrt werben. ES ist aber nicht notwendig, daß nun jede anbßr Stadt glaubt, zur gleichen Zeit ebenfalls «in Rtcsenbauprogramm durchführen zu müssen. Hier müssen sich die Gemeinden in die Stufenfolge der Dringlichkeit ein ordnen. Heut« ist eS wichtiger, durch el«e entsprechende Entwicklung und Führung der gemeindlichen Bersor« gungSbetrieb« mitznhelse«, als Rathäuser oder selbst Turnhalle« oder selbst Bersammlnngshalle« zu baue«, so wichtig auch das sonst ist. Als. dringend« Notwendigkeit einer allgemeine» WirtschastSsvrbe» rang durch die Gemeinde« müsse« Stenererhöhnnge« «Verbleiben. Ich habe den erfreulichen Einbruch, daß eS den Gemeinden in den letzten Jahren scherz gelungen «st, ihre Finanzwtrtschast wieder auf eine gesunde Grund lage zu stellen und manche Schulden det Systemzett abzustoßen. Neue Aufwendungen, dir zu Steuer- erhöhungen führen, müssen aber zurückgestellt werden, da dir Finanzkraft des Volkes slMbie größeren nationalen Aufgaben eingesetzt wer»«!« muß. Um-. «kehrt dient «S der Förderung der Zweck» des Bier- Verletzung deulschenVolksempsindens Polizeimaßnahmen gegen Besucher des Grabes der Eltern des Führers — Oesterreichischer Beamter mit Verlust seiner Pension bestraft X Salzburg, 8. April Der pensioniert« BundeSbahnbeamtr Reinhold Brlikner aus Morzg bei Salzburg und dessen Ehe- fra« find mit einer Geldstrafe von 280 bzw. ZOO Schilling belegt worden, weil sie im November am Grabe der Eltern des Führers in Leonding bet Linz einen «ranz niedergelegt hatten. Rein hold Brückner wurde aus dem gleichen Grunde auch seiner Penfionsanspritche strafweise für ver lustig erklärt. Die zuständigen Gendarmerie posten haben ferner die Weisung erhalten, alle Personen, welche daS Grab der Eltern d«S Füh rers besuchen, namentlich festzustellen. * ES gibt wohl kaum einen Deutschen, dem bei der Kenntnisnahme dieser Meldung aus Salzburg nicht die Schamröte ins Gesicht steigt über diesen fast unvor- stellbarew Exzeß einer engstirnigen, ahnungslosen österreichischen Bürokratie. Ein Mann legt Blumen zum Gedenken der Toten nieder! Das ist ein Akt der Pietät, der in allen Ländern, auch den iinzivilisicrtc- sten, geachtet und geehrt wird. Zufällig sind die Toten, denen die Blumen dargebracht wurden, die Eltern deö Führers. Grund genug für gewisse österreichische Behörden, den Spender dieser Blumen nicht nur mit einer Geldstrafe zu belegen, sondern ihn darüber hin aus für sein ganzes übriges Leben noch wirtschaftlich zu ruinieren. Tenn was macht ein alter Pensionär, den man seiner Pensions ansprüche strafweise für verlustig erklärt? Es bleibt ihm nicht viel andres übrig, als so anständig als mög lich zu verhungern. Und alles das für einen Akt selbstverständlicher Pietät! Diese brutale Herausforderung des Heiligsten, was es für Menschen gibt, machten sich österreichische Behörden schuldig, das heißt Behörden eines Staates, der seinen christlichen Charakter bei allen Gelegen heiten so außerordentlich scharf hcrauSstellt. Von christlicher Pietät und christlicher Liebe verspürt man in diesem Urteil auch nicht einen Hauch. Und noch weniger reimt es sich mit den allerchristlichslcn Grundsätzen, wie sie in Wien vertreten werben, zu sammen, daß man in Zukunst dasGrab der toten Eltern desFiihrerSdurch Polizei beamte bewachen lassen will, die jeden namentlich festzustcllen haben, der das Grab besuchen will, um den Toten eine letzte Ehre zu erweisen. DaS Empfinden jedes anstätihigen Menschen muß sich aus bäumen angesichts der maßlos niedrigen Gesinnung, die aus diesem Urteil und aus diesen Poltzcimaß- nahmen spricht. Wir sind gespannt darauf, wie sich die österreichische Regierung zu diesem Verbrechen ihr untergeordneter Organe am deutschen VolkSempsinden diesseits und jenseits der Grenze einstellcn wird. Sic wird an der Tatsache nicht vorübergehen können, baß Per sonen, die in ihrem Auftrag handeln, -en Führer dcS deutschen Volkes im Reich aufs schwerste verletzt und beleidigt haben. jahresplans, wenn die Gemeinden entsprechend den Anweisungen des Reichsministers des Innern alles daran sehen, die indirekten Stenern, die in den Versorgungs tarife« enthalten sind, z« senken. Besonders für ländliche Gemeinden hängt für die Er- zcugungsschlacht sehr viel von der Bereitstellung billiger Energie ab, denn sie bietet in erster Linie auf die Dauer die Möglichkeit, der überlasteten Bauersfrau das Leben leichter zu gestalten und manche Reibungen zu mildern, die durch die Knapp heit an Landarbeitern entstanden sind. In städtischen Verhältnissen wird durch Senkung der Tarif« insbesondere auch eine fühlbare Entlastung des Ar- beiterhauShaltS zu erreichen sein. Neben diese mehr allgemeinen Maßnahmen treten eine Reihe von Son derausgaben, mit denen gerade die Gemeinden sich in den Dienst des VierjahreSplaus stellen müssen. Wenn auch die größeren Unternehmungen des VterjahrcS- planS aus andern Mitteln finanziert werden, so werden die kommunalen Kreditinstitute, vor allem die Sparkassen, dnrch ihre Kreditpolitik bei vielen kleineren Unternehmungen niithclsen können. Ich denke dabet vor allem an die Gewährung mittel fristiger Kredite an die Landwirtschaft, ohne die den Notwendigkeiten raschester Intensivierung nicht Rechnung getragen werden kann. Ich weiß, daß gerade diese Ausgabe bisher mancherlei Schwierig keiten begegnet ist,- die Erörterungen über eine Neuregelung stehen vor dem Abschluß, und so bald die Neuordnung verkündet ist, erwarte ich von den Gemetndeleitern in ihrer Eigenschaft als Letter öffentlicher Sparkassen, baß sie ihre Institute restlos in den Dienst auch dieser Ausgabe stellen. Es muß natürlich darauf geachtet werben, daß die Spargroschen des kleinen Mannes mit der notwendigen Sorgfalt verwaltet und angelegt werben. Die Krcdtthcrgabe ist jedoch stärker als bis her nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu leiten und so einzusetzcn, baß der Kreditwürdige in seiner wirtschaftlichen Initiative gestärkt und ge fördert wird. Auf dem Gebiet der WohnungS- Politik haben die Gemeinden ebenfalls große Aus gaben zu erfüllen. Wichtiger als der Bau von Ver- waltungspalästen ist augenblicklich die Sorge für wohlfeile Wohnungen, deren Bau uns — rohstoff mäßig gesehen — wenig stört, da hierfür im allge meinen unbeschränkt erzeugbare Rohstoffe verwendet werden. SS gilt, di« AnsangSarbeit sür das vom Führer ge plante gewaltig« SiedlungSwrrk z« leisten, das «ach der Durchführung des vterjahreSplanS der vollen Ver« wirklich««:» zvgeführt morde« soll." Auf die Verwertung der Rohstoffe aus städtischem Abfall und auf daS Ernährungshilfswerk der NSV. ging der Ministerpräsident besonders ein und richtete den Appell an die Anwesenden, alle Anregungen auf diesem Gebiete genauestens zu befolgen und unter Einschaltung aller' Möglichkeiten für den Erfolg zu sorgen. Es gebe verschiedene Ver fahren, und es sei ihm gleichgültig, welcher Weg von den einzelnen Gemeinden eingeschlagen werde, da die Entscheidung darüber den besonderen Verhältnissen an gepaßt werben müsse. Er verlange aber, daß sich keine Gemeinde aus Beharrungsvermögen oder andern Gründen von dem Werk auöschltcßc. Auf keinen Fall könne er dulden, daß die Gemeinden etwa versuchten, Aufgaben von sich abzuwälzen, die ihrer Natur nach -von ihnen betreut werden müßten. Die Möglichkeiten des besonderen Einsatzes der Gemeinden sür den Bier- jahresplan wären mit de« ausgezeigte« Möglichkeiten keiuessallS er« . schöpft. Es werde nicht immer ohne den Einsatz gemeindlicher Mittel abgehcn, worüber kein sparsamer Kämmerer zu erschrecken brauche. Tas große Ziel fordere eine sorgfältige Prüfung darüber, ob nicht die eine oder andre Verwaltuugsmaßnahnie hinter den grundsätz- ltchcn wirtschaftspolitischen Förderungsinaßnahmen znrückzustcllcn ist,- bis dahin könne die Ablehnung jeglichen geldlichen Einsatzes mit der einfachen B-- grlinbüng, dstß dafür der Etatsposten fehle, Nicht gelten. „Wenn sich so die Gemeinden an dem Werk des BterjahreSplans beteiligen, so etslillen sie damit in besonderem Maße die Aufgabe, die ihnen die Deutsche Gemeindeordnung gestellt hat, nämlich mitzuwirkeu an der Erreichung des StaatSzteles. Ich bin mir darüber klar, baß während der Anlausszett des VierjahreS- Plan- Schwierigkeiten nicht immer vermieden werden können. Oertliche Spannungen auf dem Markt ge wisser Lsbenömittel sind nicht immer zu umgehen. Wenn solche Erscheinungen In der eigenen Stadt auf treten, bann darf man nicht gleich Himmel und Hölle in Bewegung sehen, um aus Berlin zusätzliche Rationen herauszuholen. ES ist vielmehr Ausgabe gerade der Gemetndeletter, bann der Be- pölkerun« die Zusammenhänge klarzumachcn. Ich will aber hier eine Versicherung geben: Wein» auch ein« vorübergehende Knappheit an Stern pbtkt Butter, vielleicht sogar an Fletsch oder be, stimmten Wurftsorten nicht verhindert «erben kann — sür da» tägliche Brot stehe ich ein. lLebhaster Beisall.) Die Gemeinde« «erde« wie z« Zeit«« des Schöpf^Ed" Selbft»er»alt««g auch hente wieder ausgerns«, sich in der vorderste« Stelle der Front «luznsetzeU tür die «toßen Ziel« der Ration." Jagoda Im Moskauer Haupttclcgraphenamt konnte man dieser Tage einen großen weißen Fleck an der Wan in -er Haupthalle sehen. Dort hing bis Ende ver- gangencr Woche das Bild Hcnru JagodaS oder, wie er eigentlich heißt, Herrsch! Jchuda, in seiner ganzen malerischen Schönheit. DaS Bild wurde dieser Tage plötzlich entfernt, wie schon so manches andre Bild aus der gleichen Halle ebenso plötzlich verschwand. DaS Kommissariat des Post- und Telegraphen wesens der Sowjetunion war in letzter Zeit ein sehr heikler Posten geworden. Die letzten drei Inhaber sind heute mit Schimpf und Schande auS der Partei gejagt, warten, wie Nukow, auf ihre Verurteilung, sind schon erschossen, wie Smirnow, oder sitzen wegen der denkbar schwersten kriminellen Verbrechen in Untersuchungshaft, wie der letzte Inhaber dieses Postens, Jagoda. Der Fall Jagoda hat seine ganz besondere Beden- tung, denn Jagoda war 17 Jahre hindurch eine der mächtigsten Persönlichkeiten dcS russischen Kommunis mus. Vielleicht zeitweise die mächtigste Persönlichkeit im Staate überhaupt. Er übernahm seinerzeit von dem grauenvollen Tscherschinski das Instrument der Tichcka und bildete «S unter dem neuen Namen OGPU. zu einem ganz besonders machtvollen Insten- ment auö. Vor Jagoda zitterte ganz Somjetrnßland, zitterten auch gar viele Kommunisten. Seine Organi sation mar ein Staat im Staate. In Jagoda ver körperte sich aller Schrecken und alles Grauen, das die Tscheka seit ihren Anfängen umgab. An Jagodas Hän- den klebt daS Blut von vielen hunderttausend, ja vielen Millionen Menschen. Er war cü, der im letzten Jahrzehnt die Kollektivierung der somjetrussischcn Landwirtschaft durchsührtc und jenes furchtbare Elend über ungezählte russische Baucrnfamilicn brachte, deren Ernährer entweder hingcrichtet oder in jenen fürchterlichen ZwangSarbcitSlagcrn des Nordens untcrgebracht wurden, über deren Schrecken an dieser Stelle ja schon ost genug berichtet worden ist. Mit Hilfe dieser modernen Sklaven wurden der Wcinc- Meer- und der Moskau—Wolga-Kanal gebaut. Ist jede Schwelle der während des Krieges gebauten Murnianskbahn, die Petersburg mit Archangelsk am Weißen Meer verbindet, das Grab eines dentschen Kriegsgefangenen, so hat jeder Meter dieser Kanäle das Leben eines oder mehrerer russischer Bauern gekostet. Jagodas Stern stieg zu schwindelnder Höhe. Er fühlte sich neben Stalin als der mächtigste Mann. Vielleicht in gewissen, ganz besonders stolzen Augen blicken mächtiger als Stalin. Und das hat ihm den Hals gebrochen. Denn Stalin pflegt sehr heftig aus derartige Gefühle und Ehrgeize zu reagieren. Ten Anlaß zum Einschreiten gegen ihn bot der Vorwurf, er habe die sogenannte trotzkistische Verschwörung nicht verhindert, vor allem nicht das Attentat auf Stalins Busenfreund Kirow, der bekanntlich vor einigen Jahren in Petersburg ermordet wurde. Jagoda war im September vergangenen Jahres seines Posten ent hoben und zum Volkskommissar ernannt worden. Jagoda schäumte vor Wut und weigerte sich zunächst überhaupt, sein Amt auzutreten. Unter dem Truck seiner Freunde, die dieses Verhalten denn doch zu provokatorisch sanden, entschloß er sich, wenigstens einige Male im Amt zu erscheinen. Befand sich aber dann meist, milde gesagt, in einem etwas an geheiterten Zustande. Im übrigen war sein Lebens wandel noch zügelloser und ausschweifender als früher. Eine gewisse Verzweiflung schien den alten Gauner gepackt zu haben. Er wußte, baß der Strick bereits um seinem Hals lag. Nun hat Stalin den Strick zugczogen. Jagoda sitzt als „unverbesserlicher Bandit und Gangster", wie die amtlichen Sowjet nachrichten sagen, in Hast. Ihm werden Unter schlagungen in Höhe von mehreren Millionen Rubel vorgcworsen. In seiner Wohnung fand man in einem Gcheimschrank hinter seinem Bett Diamanten im Werte von mehr als 120000 M. und amerikanische und japanische Banknoten in Höhe von rund 72 000 M. In seinem Keller lagen nicht weniger als rund 700 Flaschen französischen Campagners. Jagoda hat sich also im Lande der chronischen Hungersnot nichts abgehcn lassen. Die Bilder JagodaS sind von den Wänden der russischen Postgebäube verschwunden, aber in den Aktenschränken liegen die zahllosen Dank adressen, die im Laufe der letzten Jahre von den russischen Betriebsversammlungen am lausenden Band an Jagoda gerichtet worden. Noch vor kurzem wurde er in einer solchen Dankadresse mit folgenden Beiworten belegt: „Mk brave und glänzende Führer der heroischen O. G. P. U. DaS unermüdliche, wach- same Auge der prolAuctschen Revolution. Der In haber SeS blt-endU, strafenden Schwertes deö
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page